Werner Krämer

 Methoden: Statistik,  Daten, Mathe, Spiel, Logik, Geschichte  

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"Die gefährlichsten Wahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt", Georg Christoph Lichtenberg, dt. Schriftsteller, 1742-1799. Die Kenntnis der Methoden soll der Manipulation entgegenwirken.           

Inhalt: (Übungs-) Modell; Spieltheorie; (Übungs-) Lern-Datenraster (Data collection: die wichtigsten Daten und Informationen mit Quellen);  Methode der Ökonomie und Volkswirtschaftslehre (VWL); Wissenschaftstheoretische Grundlagen  der Ökonomie und VWL; Defizite der VWL, Betriebswirtschaftslehre/ Business Economics als Wissenschaft; Wirtschaftsgeschichte und Ökonomiegeschichte; Markt oder Staat? Einfluss und staatliche Eingriffe (Notwendigkeit einer neuen Ökonomie nach den großen Krisen). Trumponomics und "Managed Trade": Wer gewinnt nach der ökonomischen Theorie?  Neuere Konzeptionen und Ansätze der Ökonomie; Rolle der Statistik bzw. ÖkonometrieZusammenhang zwischen Modell, Planspiel, Rollenspiel und Simulation; Empirische Forschungsmethoden in der Ökonomie und den Sozialwissenschaften; Prognose der Weltwirtschaft bis 2033; Prognose als Methode; Mathematik und Ökonomie; Statistik: Daten und Methoden; Welche statistische Methode zu welchem Problem?; Stoff von Statistik in der Lehre, Statistik und kognitive Psychologie; Manipulation mit Statistik; Datenethik und Qualität der Statistik; Prognose und Statistik; Statistik in China und ihre Genauigkeit; Statistiksystem in Japan; Statistische Indikatoren in China/ Japan; Corona-Krise und Statistik; Statistik und Prognose: Notwendige Bedingung?; Corona-Krise bzw. Krisen und empirische Wirtschaftsforschung (Konjunkturforschung hochvolatil); Messung der Umwelt/ Nachhaltigkeit; Arbeitsmarktstatistik; Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (Wohlstand), Statistische Indikatoren makroökonomischer WirtschaftspolitikMessung der Inflation/ Preistatistik, Statistik der Finanz- und Aktienmärkte; Messung der Verteilung bzw. Ungleichheit; Messung der Verschuldung; Messung des KonsumsMessung der Liberalisierung einer Wirtschaftsordnung; Messung der Wettbewerbsfähigkeit; Arbeitsmarkt, Produktivität, Indikatoren im Ausland; Empirische Messung der Digitalisierung wissenschaftlich, analytisches Denken (Daten und Denken); Betriebswirtschaftliches/ ökonomisches Denken schulen für erfolgreiche Unternehmen, Philosophie und Ökonomie (Logik, Denkstrukturen); Psychologie und Ökonomie (Menschliches Verhalten als Kern der Ökonomie); Soziologie und Ökonomie (Einfluss von Kultur und Gesellschaft als Rahmen);  Zehn Regeln der VWL aus unternehmerischer Sicht; Stellenwert des Internet; Ökonomische Aspekte der Präsentation im Internet; Sonstige Gebiete (Blogs,Wikis).

 

Knossos, Palast, auf Kreta. Die minoische Kultur ist die älteste Hochkultur Europas (vor über 4000 Jahren). Damit ist sie letztlich auch die Wiege unseres wissenschaftlichen, auch ökonomischen und volkswirtschaftlichen, Denkens. Der Kontinent "Europa" hat seinen Namen von jener phönizischen Prinzessin Europa, die der Göttervater Zeus in Gestalt eines Stiers nach Kreta entführte (Gründungsmythos). Die Insel beherrschte die Meere mit einer mächtigen Flotte. Die neueste Forschung berichtet aber auch von Menschenopfern und Kannibalismus. Die Minoer waren aber auch Europas erste alphabetisierte Gesellschaft. Erbgutanalysen des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte 2017 zeigen, dass die Hochkultur von ersten jungsteinzeitlichen Bauern aus Westanatolien und Griechenland abstammt. Seit dem dritten Jahrtausend sind Handelsbeziehungen zwischen Anatolien und dem alten Ägypten nachweisbar. Kulturen gab es aber schon weitaus früher in Europa. Davon zeugt auch die Chauvet-Höhle im südfranzösischen Ardeche-Tal. Vor 36.000 Jahren wurden dort mit Holzkohle und Ocker hervorragende Tierzeichnungen hinterlassen. Noch ältere Höhlenzeichnungen hat man 2018 auf Borneo gefunden: Bis zu 52.000 Jahre alt könnten die Zeichnungen in der Höhle Lubang Jeriji Saleh sein. Methoden haben eine Schlüsselfunktion in der Kultur und Wissenschaft. Im Kern liegt ihre Bedeutung darin, Manipulationen aufzudecken, wie es das Zitat oben von Lichtenberg auf den Punkt bringt. Im Oktober 2018 ist ein Buch vom Vorsitzenden der Grünen Robert Habeck erschienen: Wer wir sein könnten. Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht (Köln, Kiepenheuer & Witsch 2018). Das Buch beschäftigt sich mit der Bedeutung der Sprache in der Kultur. insbesondere der politischen Kultur. Sprache ist eine wichtige methodische Grundlage. Eine zentrale Frage ist, ob das Vordringen der englischen Sprache als Wirtschaftssprache das ökonomische Denken verändert.

Die Minoer beeinflussten viele Nachfolgekulturen wie Mykene, Tiryns, Midea und Theben. Die minoische Schrift wurde mit übernommen. Bis heute ist ungeklärt, wieso diese Kulturen untergingen. Die Schätze von Mykene wurden von dem deutschen Archäologen und Kaufmann Heinrich Schliemann ausgegraben. Von Dezember 2018 bis Juni 2019 läuft im badischen Landesmuseum Karlsruhe eine Ausstellung zu Mykene. Es gab enge Beziehungen zu Santorin, Vorderasien und Afrika, so dass von da auch viele kulturelle Einflüsse kamen.

Die "Site" enthält alle Methoden, die für die Sozialwissenschaften wichtig sind.

 

   Fortis fortuna adiuvat

Das Schiff hängt mehr am Ruder denn das Ruder am Schiff (Sprichwort)

Ökonometrisches Übungsmodell für Deutschland:

Gliederung: I. Basisdaten, II. Logische Struktur, III. Wirtschaftspolitische Steuerung, IV. Erläuterungen, V. Wichtige Grundlagen eines Modells und der Spieltheorie, VI. Lernhilfe.

 

I. Basisdaten  ( erhalten Sie unter anderem über die Institutionen in "Links")

Wirtschaftswachstum (BIP ), Außenwirtschaftliches Gleichgewicht (AG)

Arbeitslosenquote   (AL)

Inflationsrate    (IR)

Exporte (X) + Importe (M)

Investitionen  (I),    Konsum (C)

Leitzins (i),     Preise (P)

Wechselkurs (WK)

Löhne (L oder W)

II. Logische Struktur:  (Einfachstkonjunkturmodell als Denkstruktur)   Wirtschaftswachstum

 

Finanzpolitik                                                                

                        Wechselkurs           Exporte (+ M)         Außenwirtschaft

                            Löhne                                                  Arbeitslosenquote

                          Zins                      Investitionen

Geldpolitik           Preise                  Konsum                     Inflationsrate

 

III. Wirtschaftspolitische Steuerung (spieltheoretische Auszahlungsmatrix)

                                                          Finanzpolitik (Staatshaushalt)

                                               hohe HH-Defizite     geringe HH-Defizite

                  niedrige Zinssätze    sehr niedrige AL       mäßig hohe AL

                                                 sehr hohe IR             mäßig hohe IR

Geldpolitik (EZB)                      mäßig hohe I             hohe I

                  hohe Zinssätze         mäßig hohe AL          hohe AL

                                                 mäßig hohe IR           geringe IR

                                                 geringe I                    mäßig hohe I              

Hauptziel der Europäischen Zentralbank ist die Geldwertstabilität. Der Staat muss im Rahmen des Stabilitätspaktes handeln.

IV. Erläuterungen

Dieses kleine Modell soll nur die Methode der Volkswirtschaftslehre verdeutlichen. Es setzt die Kenntnis der Grundlagen der VWL voraus. Für praktische Prognose- und Analysezwecke ist es natürlich nicht geeignet. Die Variablen können spielerisch beliebig geändert werden. Empirische Informationen und Daten erhalten Sie, wenn Sie den Links nachgehen. Dies sollte aber nicht als Data-Mining ("automatisches" Durchforsten riesiger Datenmengen) gesehen werden, denn dies liefert immer mehr zweifelhafte Resultate.  Jeder Student bzw. Ökonom sollte sich sein persönliches Info - Netzwerk zulegen, da man einige wichtige Daten auch für Prüfungen parat haben sollte.  Ein komplexes Simulationsmodell finden Sie unter anderem  in Clement u. a.: Praxis der Wirtschaftspolitik, München 2001. Auch Kollege Prof. Dr. Ulli Guckelsberger bietet ein Modell der Konjunkturprognose als Download auf seiner Homepage an (Pfad: Home HS LU, Studium, Professoren). Weitere, neuere Modelle können Sie einsehen unter: www.macroeconomicbase.com .

"Der Mensch hat Hoffnung, der Wirtschaftsweise Zahlen. Und deren Botschaft ist klar: Es wird alles schlechter, wenn nicht in diesem Jahr, dann wenigstens im nächsten. Die Statistik ist die Religion der Marktwirtschaft", Martin Gerstner, in: Sonntag Aktuell, 22. 10. 2006, S. 1.

V. Wichtige Grundlagen eines Modells und der Spieltheorie

"Nichts in der Welt ist schwierig, es sind nur die eigenen Gedanken, welche den Dingen diesen Anschein geben", Wu Cheng`en.

Modell:

"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern so, wie wir sind", Talmud.

Die Methoden der VWL werden in ökonomische Modelle eingebracht. Diese sind  Gedankenexperimente, die oft mit der Ceteris-paribus-Annahme arbeiten (siehe unten). Sehr bekannt sind die Produktionsmöglichkeitskurve und das Konzept des komparativen Vorteils . Ein ökonomisches Modell ist die kompakte, vereinfachte Abbildung der ökonomischen Realität (Beispiel: Wirtschaftskreislauf, vom Physiokraten Francois Quesnay, 1694-1774, "Tableau economique" erschien 1758; am bekanntesten ist das IS/LM-Modell, das durch Analyse des Zusammenwirkens von Güter- und Geldmarkt die Bestimmung des Gesamteinkommens bei gegebenem Preisniveau zeigt). Das GINFORS (Global Interindustry Forecasting System) ist ein aktuelles Modell, das auch die Umwelt einbezieht. Alle vorliegenden Modelle sind noch nicht in der Lage, alle ökonomischen Phänomene zu erklären oder zuverlässige Prognosen abzugeben. Modelle sind in der Regel mathematische konstrukte. Sie sind keine Theorien. In Modellen sollte man auch mehr mit Narrativen arbeiten und Risiken erforschen. "Das ist eine Mahnung, dass jedes Modell nur eine grobe Annäherung an die Realität sein kann", Spencer Dale, Chef - Volkswirt, Bank of England.

Computable General Equilibrium Models (CGE, berechenbare allgemeine Gleichgewichtsmodelle): Auf der neoklassischen Wirtschaftstheorie beruhende, numerisch spezifizierte gesamtwirtschaftliche Modelle mit einer Gliederung  (mehr oder weniger tief) nach Märkten und Branchen.

VAR-Modelle: Vectorautoregressionen. Sie untersuchen lange Zeitreihen aus der Realität ohne bestimmten theoretischen Rahmen. Sie können auf annahmen über Präferenzen oder Entscheidungsregeln von Konsumenten verzichten.

Exogene Variable: Parameter, der in einem Modell vorgegeben ist und von dem die Lösung des Modells (Gleichgewicht) abhängt; die Akteure müssen sich an diese Parameter anpassen. Wird auch als Schock bezeichnet. Das Gegenteil ist eine endogene Variable, die im Modell bestimmt wird und u. U. von den Akteuren kontrolliert wird.

Ceteris-paribus-Klausel: Analyse eines Zusammenhangs unter der Annahme, dass sich nur die betrachtete (unabhängige) Variable ändert, während alle anderen konstant sind. Eine extreme Anwendung ist die geschlossene Volkswirtschaft (die sich nicht am internationalen Handel beteiligt, "Closed Economy"). Das Gegenteil ist eine große offene Volkswirtschaft, die Einfluss auf die Weltmärkte und insbesondere auf den Weltzinssatz hat.

Business as usual: Annahme über das Verhalten des politischen Systems in Modellrechnungen. Es wird unterstellt, dass die Politik im Simulationszeitraum gegenüber dem aktuellen Stand nicht verändert wird.

Komparative Statik: Untersucht, wie sich die Änderung exogener Größen auf die endogenen Größen eines Modells auswirken. Es ist der Vergleich zweier Gleichgewichtszustände.

Gleichgewicht: Zustand, in dem kein Akteur glaubt, durch Änderung seines Verhaltens seine Lage verbessern zu können. Die Volkswirtschaftslehre nimmt das Gleichgewicht in der Regel als Bezugspunkt. Man geht in der modernen Makroökonomik nicht mehr nur von einem stabilen Gleichgewicht aus, sondern betrachtet mehrere Gleichgewichte (multiple Gleichgewichte). Nach der Finanz- und Weltwirtschaftskrise 2008/2009 gerät der Begriff immer mehr in die Kritik. Evolutionsprozesse, die auf menschlicher Kreativität, Neugierde und Nachahmung beruhen, rücken in den Vordergrund. Zuerst in der Ökonomie hatte Thorstein Veblen (1857-1929) die Ideen von Darwin aufgegriffen. Immer wichtiger wird auch die Einbeziehung des Zeitfaktors, so dass simultane Gleichgewichte in kurzer und langer Frist unterschieden werden. Vgl als grundlegendes Werk: Koopmans, Tjalling Charles: Activity Analysis and its Applications, in: American Economic Review 2/43, 1953, S. 406-414. Koopmans (1910-1985) war in den Niederlanden geboren. Als Ökonom lebte er in den USA und bekam 1975 den Wirtschaftsnobelpreis. 

Allgemeine Gleichgewichtsanalyse: Ermittlung von Preisen und Mengen zur gleichen Zeit auf allen relevanten Märkten, wobei rückwirkende Einflüsse einbezogen werden. Sie bildet immer noch ein Herzstück der ökonomischen Theorie. Sie geht auf Ende des 19. Jahrhunderts in Lausanne wirkenden französischen Ökonomen Leon Walras zurück. "Die mathematische Ökonomie wird dadurch den Status der mathematischen Wissenschaften Astronomie und Mechanik erreichen. Und an diesem Tag wird unsere Arbeit gebührend gewürdigt werden", Leon Walras (er präsentierte 1874 sein mathematisch formuliertes Modell der Tauschwirtschaft).

Totalanalyse: Alle relevanten Zusammenhänge werden vollständig berücksichtigt. Das Gegenteil ist eine Partialanalyse (z. B. wird nur der Gütermarkt analysiert). Hier werden Gleichgewichtspreise und -mengen auf einem Markt unabhängig von den Einflüssen anderer Märkte untersucht.

Ex-ante-Analyse: Analyse einer Transaktion aus dem Blickwinkel einer Periode, die vor der Ausführung der Transaktion liegt. Dass Gegenteil ist eine Ex-post-Analyse.

Kurzfristige Analyse der geschlossenen Volkswirtschaft: dies wird nur noch zu didaktischen Zwecken gemacht (Grundstudium), weil es zu weit von der heutigen Realität entfernt ist. Die kurzfristige Analyse der offenen Volkswirtschaft ist realitätsnäher, aber formal schwieriger.

Rationale Erwartungen: die Wirtschaftssubjekte nutzen bei der Prognose zukünftiger Entwicklungen alle verfügbaren Informationen über die Wirtschaftspolitik optimal.

Repräsentativer Agent: Analyse des Verhaltens eines einzigen Akteurs in einem Modell. Damit wird die Anwendung der Mathematik einfacher.

Hysterese-Effekt: Fortdauer einer Wirkung bei Wegfall der Ursache, also ein lang andauernder Einfluss der Vergangenheit (z. B. Entstehung struktureller Arbeitslosigkeit aus der konjunkturellen).

Random walk: Pfad einer Variablen, deren Änderungen im Zeitablauf nicht vorhersehbar sind.

Steady state: Zustand eines dynamischen Systems, in dem sich die endogenen Variablen nicht mehr ändern (häufig auch Wachstumsgleichgewicht genannt).

Risiko: Hier tun sich Modelle, vor allem mathematische, sehr schwer. Der wichtigste Grund ist: Statistiken bilden die Vergangenheit ab. Was niemals vorkam, kann nicht in Berechnungen eingehen. Die Risikomodelle der Banken unterscheiden sich stark, auch in ihrer Qualität. Als gut gelten die von Goldman Sachs und der Deutschen Bank.

Beta-Faktor: Eine Konstante misst die Empfindlichkeit einer Anlage auf Marktschwankungen. Dies ist das nichtdiversifizierbare Risiko jeder Anlage. Hier kann nicht in verschiedene Projekte investiert oder Aktien vieler Unternehmen besessen werden.

Edgeworth-Box: Diagramm, das alle möglichen Allokationen zweier Produktionsfaktoren zwischen zwei Produktionsprozessen darstellt. Es ist auch auf Güter und Konsumenten anwendbar.

Varianz: Mathematisches Maß für das Risiko (Situation mit ungewissem Ausgang). Der Erwartungswert bewertet das durchschnittliche Ergebnis einer riskanten Situation (Summe der Wahrscheinlichkeitsergebnisse mal Wert).

Ockham´s Razor (Rasiermesser, Wilhelm von Ockham, 1287-1347): Es ist nicht zulässig, Theorien aufzustellen auf der Basis von Annahmen, die weder offensichtlich noch im Einklang mit den empirischen Tatsachen sind.

Heuristiken: In der Ökonomie sind dies "Daumenregeln" oder Abkürzungen, die bei Entscheidungen verwendet werden.

Aggregationsproblem: Die aggregierten Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und die Makroökonomik unterscheiden sich oft von mikroökonomisch festgestellten Entwicklungen. Eine einfache Aufsummierung mikroökonomischer Einheiten ist nicht möglich. So stellte der Nobelpreisträger 2015 Angus Deaton z. B. fest, dass der Konsum stärker schwankte als das Einkommen, weil die Menschen auf erwartete Einkommenszuwächse mit einem überproportionalen Konsumanstieg reagieren. Werden die Daten aggregiert, gleichen sich die Unterschiede zum großen Teil aus. "Ich bin jemand, der sich mit den Armen der Welt befasst, zudem damit, wie sich Menschen verhalten und was sie glücklich macht", Angus Deaton, Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2015.

Modelle und Daten: Modelle bilden die Realität vereinfacht ab und dienen zur Analyse vorliegender Probleme. Nicht alle, aber viele Modelle, können empirisch überprüft werden. Dazu müssen die Variablen des Modells zu Hypothesen geformt werden, operationalisiert werden und dann mit empirischer Evidenz überprüft werden. Empirische Evidenz heißt, dass man Zahlen, Fakten und Daten heranzieht, die die Hypothesen quantifizieren und statistisch messbar machen. Einfachere Zusammenhänge können durch Mittelwerte und Korrelation, kompliziertere durch Kausalität gemessen werden.

Inneres Modell: Der Modellbegriff spielt in der KI eine große Rolle. Wenn ein statistisches Modell trainiert wird, wird das Gelernte zu einer spezifischen Struktur (zum Beispiel einem neuronalen Netzwerk) festgehalten. Damit wird dei Sicht des Computers auf dei Welt festgelegt. Dieses "innere Modell" kann nur von außen untersucht werden in seinem Verhalten, aber nicht vom Computer in einer Weise beschrieben werden, die der Mensch versteht.  Katharina Zweig: Die KI war `s, München 2023, S. 281.

"Die Aussage, mathematische Modelle seien ideologiefrei, kann man bestenfalls als naiv beschreiben", Michael Hüther, Direktor IW, Köln.

Spieltheorie:

"Das Spiel ist die höchste Form der Forschung", Albert Einstein.

"Was die Leute das Schicksal nennen, sind meistens ihre eigenen dummen Streiche", Arthur Schopenhauer, Philosoph, 1788-1860.

Spieltheorie: Theorie oder  Methode zur Analyse und zum Verstehen menschlichen Verhaltens in strategischen Situationen (die eigenen Aktionen beeinflussen das Verhalten anderer und umgekehrt). Die Spieltheorie erlaubt die Analyse von Situationen mit zwei und mehr Entscheidungsträgern, die entgegen gesetzte Ziele verfolgen, und sich in einer strategischen Interaktion befinden. Strategisches Verhalten ist ein Entscheidungsverhalten, das die möglichen Reaktionen anderer mit einbezieht (für solche Situationen eignen sich Mathematik und Geometrie weniger). Berühmte Vertreter sind von Neumann/ Morgenstern, Harsanyi/ Nash/ Selten, Auman/ Schelling, Hurwicz/ Maskin/ Myerson. Reinhard Selten erhält als einziger Deutscher 2004 den Nobelpreis für Ökonomie für seinen Beitrag in der Spieltheorie. Selten, 1930 geboren, studiert in Frankfurt Mathematik. 1968 habilitiert er sich in VWL in den USA. Zuletzt war er Professor in Bonn. "Bei der Spieltheorie geht es um rationales Verhalten in sozialen Situationen", John  Harsanyi, 1020-2000, US-Ökonom. An der US-Elite-Uni MIT lernen Studenten das Pokerspiel ("Wie man zockt, wenn man muss"). Es steht in der Tradition des MIT-Black Jack Teams. Sie sollen so für die Karriere als Investmentbanker üben.

Exkurs. Grundlegende Literatur: Harsanyi, John C./ Selten, Reinhard: A General Theory of Equilibrium Selection in Games, Cambridge/ MA, London 1988. Nash, John Forbes Jr: Non-Cooperative Games, in: Annals of Mathematics, 54/2, 1951, S. 286-295. Neumann, John von/ Morgenstern, Oskar: Theory of Games and Economic Behavior, Princeton UP 1944.

Logik und Spieltheorie: In den Veranstaltungen der Bachelor - Studiengänge komme ich über logische Erwägungen in der Spieltheorie nicht hinaus. Insofern schult aber die Spieltheorie hervorragend logisches Denken. Ich behandele die Spieltheorie deshalb zusammen mit einer Einführung in die Logik (samt logische Symbole).  "Das System der Logik ist das Reich der Schatten, die Welt der einfachen Wesenheiten, von aller sinnlichen Konkretion befreit", Hegel, Logik (1832).

Gefangenen-Dilemma: Situation (Prisoner`s Dilemma), in der individuelles Rationalverhalten zu einem kollektiv abträglichen Ergebnis führt. Ausgangsposition der Spieltheorie: Zwei Gefangene entscheiden unabhängig voneinander, ob sie ein Verbrechen gestehen sollen. Wenn nur ein Gefangener gesteht, wird er eine milde Strafe erhalten, der andere dagegen eine harte. Gesteht keiner der beiden, wird die Strafe milder ausfallen als bei einem Geständnis beider Gefangener. Mittlerweile wurde das Dilemma auch an realen Gefangenen getestet. Offenbar sind Häftlinge solidarischer als andere Versuchspersonen.

Park-Version des Gefangenen-Dilemmas mit öffentlichen Gütern: Vgl. Beeker, Detlef: VWL für dummies, Weinheim 2017, S. 160ff.

Spiele: Für das Verstehen der Spieltheorie ist es hilfreich, verschiedene Spiele zu kennen. So helfen Schach (Antizipation), Doppelkopf (Psychologie, Kooperation), Poker (Bluff), Skat (verschiedene Milieus; Mischung Glück und Können), Mensch ärgere dich nicht (Glück, Verlieren), Monopoly (Wirtschaft), Würfelspiel (Wahrscheinlichkeit).

Homo ludens: Der durch das Spiel sich entwickelnde Mensch. Diese Sichtweise ist nicht neu (Schiller: "der Mensch ist nur ganz Mensch, wo er spielt"). Die Digitalisierung fördert dieses Menschenbild wieder. Dahinter steckt die Vorstellung, dass Spielen die primäre Kulturtechnik ist und es der wichtigste Grund für Gesellschaften ist (das wusste schon Niklas Luhmann:  Art der Kommunikation). Heute spricht man von einer Weltgesellschaft, die in ihrer Komplexität noch nicht ausreichend erforscht ist. Das Spielerische in der digitalen Welt kann motivieren. Man spricht auch von einem Trend zur "Gamifizierung". Vgl. Manouchehr Shamsrizi, Interview in: bdvb aktuell, Nr. 137, S. 6f.

Pay-off: Gewinn (Auszahlung), den der Spieltheorie zufolge die Teilnehmer an einem Spiel erspielen. Die komplexe Darstellung der Auszahlungen wird in einer Pay-off-Matrix dargestellt (in der Regel eine Vierfeldertabelle).

Auszahlungsfunktion (payoff function): eine Funktion, die jedem Strategieprofil einen Auszahlungsvektor zuweist. Die Auszahlungen können ordinale oder kardinale Nutzenwerte sein. Der Auszahlungsvektor enthält für jeden Spieler einen  Wert (Auszahlung, Nutzen, Profit in Euro).

Common Knowledge: Die Informationen über Spielregeln und Auszahlungen, über die die Spieler vor Beginn des Spiels verfügen. Dazu zählen auch Kenntnisse über die Informationen, die die Mitspieler haben. Vgl. Diekmann, Andreas: Spieltheorie, Hamburg 2013, S. 231.

Strategie: Aktionsplan bzw. Regel für ein Spiel. Bei einer strategischen Handlung wird einem Spieler ein Vorteil verschafft, sein Verhalten aber eingeschränkt. Bei einem Spiel treffen die Spieler strategische Entscheidungen, die die Reaktionen der Mitspieler mit einbeziehen. Spiele können nach den verschiedenen Strategien unterschieden werden: Z.B. Evolutionär stabile Strategie, gemischte Strategie, Maximin - Strategie.

Dominante Strategie (dominant startegy) Eine Strategie ist dominant, wenn sie die beste Antwort auf das Verhalten des Gegenspielers ist, unabhängig davon, welche Strategie der Gegenspieler wählt. Von dieser Strategie sind dominierte Strategien zu unterscheiden: bei dominanter Strategie eines Spielers wird er keine dominierte wählen. So werden  vielmehr dominierte Strategien iterativ eliminiert.

Nash-Gleichgewicht (1951 von dem Mathematiker John Nash, geb. 1928,  bewiesen): Dieses tritt in der Spieltheorie ein, wenn kein Spieler bei einer gegebenen Strategie der anderen Spieler seine Auszahlungsfunktion verbessern kann (oft schlechteste Situation für beide Spieler). "Das Nashgleichgewicht ist ein stabiler Zustand, der sich nicht aus sich selbst heraus zerstört", (Christian Rieck). Es ist ein nichtkooperatives Spiel, in dem die Spieler keine glaubhaften und verbindlichen Vereinbarungen treffen können (pragmatisch und am leichtesten umzusetzen: nicht kooperativ und geringster Nutzen für beide Spieler). Nash erhielt 1994 dafür den Wirtschaftsnobelpreis. Der Wissenschaftler stirbt im Mai 2015 (zusammen mit seiner Frau bei einem Taxiunfall). Er machte die Spieltheorie zu einer zentralen Analysemethode in den Wirtschaftswissenschaften. "Die Realität ist immer eine Art von Fiktion, der alle zustimmen", John Nash. Nash nutzte 1950das vereinfachte Modell eines Pokerspiels mit drei Personen: Das Gleichgewicht ist erreicht, wenn alle Spieler eine individuelle Strategie gewählt haben, welche die jeweils bestmögliche Antwort auf die Strategie des Gegenspielers ist - und umgekehrt. Der Hollywood-Film "A Beautiful Mind" zeichnet sein Leben wieder. Vgl. auch: Nasar, S. A.: A Beautiful Mind, London/ Faber 1998.

Informationen: Perfekte Information, bei denen jeder Informationsbezirk genau einen Entscheidungsknoten hat (der Spieler am Zug kennt immer den vorangehenden Zug des Mitspielers). Bei unvollständige Information hat mindestens ein Spieler keine vollständige Kenntnis über die Auszahlung. Gegenteil ist die vollständige Information (complete information).  Ein Informationsbezirk (information set) umfasst eine Menge von Knoten auf einer Entscheidungsebene. Vgl. Diekmann, Andreas: Spieltheorie, Hamburg 2013, S. 232, 233.

Wahrheit und Vertrauen: Koordination zwischen Einzelnen findet typischerweise auf Märkten durch das Aushandeln von Preisen statt. Doch sogar wo Kommunikation zwischen Beteiligten möglich ist, gibt es Fehler in der Interaktion. Die Koordination kann verbessert werden, wenn Teilnehmende an Spiel-Experimenten sich durch einen Eid zur Wahrheit verpflichten, bevor sie ins Labor gehen. Dahinter steckt die sozialpsychologische Theorie der Verpflichtung. Dieses Spiel-Experiment geht auf Robert W. Rosenthal und Reinhard Selten zurück. Vgl. Stephane Luchini: Menschen auf Märkten. können wir uns besser koordinieren, wenn wir die Wahrheit sagen? in: WZB Mitteilungen, Heft 159, März 2018, S. 38ff.

Praktische Anwendungsgebiete der Spieltheorie, insbesondere des Nashgleichgewichts (auch in Klausuren; entsprechende Aufgaben eignen sich hervorragend zur Überprüfung der Transferfähigkeit): Während des Kalten Krieges wurde die Spieltheorie militärisch verwertet (konkret etwa in der Kuba-Krise). In der Ökonomie finden sich viele Beispiele in der Wettbewerbstheorie (Markteintritt) und der Theorie der Preisbildung ("Friedhofsruhe"; ruinöser Preiskampf). Anwendungen finden sich auch in der Umweltökonomik (Begründung staatlicher Umweltpolitik; Fischerei und Wasserqualität), der Arbeitsökonomik (Tarifverhandlungen) und der Globalökonomik (Krisenlösung). Die Spieltheorie eignet sich besonders, wenn es um Fragen der Kooperation geht. Möglich ist auch die Übertragung auf den Konflikt zwischen EU und Griechenland nach dem Wahlsieg von Syriza. Die Situation entspricht dem Nash-Gleichgewicht: Keine Partei kann sich verbessern, wenn sie - als Einzige - ihre Strategie ändert (Beispiel Hasenfußrennen bei James Dean "Denn sie wissen nicht, was sie tun"). Wenn keiner ausweicht, könnten sich beide durch Strategiewechsel verbessern. Anwendbar ist die Spieltheorie auch auf die Verhandlungen zwischen EU und GB um den Brexit. So kann nachgewiesen werden, dass die EU langfristig von einer eher kompromisslosen Verhandlungsführung profitiert (Vgl. Busch/ Diermeier/ Hüther: Brexit und die Zukunft Europas - eine spieltheoretische Einordnung, in: Wirtschaftsdienst 2016/12, S. 883ff.) . Man versucht auch mit der Spieltheorie den Konflikt zwischen den USA und Nordkorea 2017 zu analysieren. "Das Spiel findet am Abgrund statt. Keiner weiß, ob nicht etwas Unvorhergesehenes passiert und in die Katastrophe führt", Benny Moldovanu, Spieltheoretiker, Uni Bonn; vgl. Handelsblatt, Mo. 09.02.2015, Nr. 27, S. 10. "Wenn die Griechen zu ihren Zusagen stehen, dann stehen die Geldgeber zu ihren Finanzzusagen. Steigt eine Seite aus, steigt auch die andere aus", Martin Schulz, EU-Parlamentspräsident.

Ein anderes Gleichgewicht ist das Bayessche. Es erhält man, wenn die Spieler ihre erwartete Auszahlung maximieren, rationale Erwartungen besitzen und die Bayessche Regel anwenden (aus der statistischen Wahrscheinlichkeitstheorie bekannt). Treffen die dominanten Strategien beider Spieler zusammen, erhält man ein dominantes Gleichgewicht. Die Baysianische Statistik hat sich in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. so gibt es eine Reihe simulationsbasierter Verfahren. Das bekannteste ist die Markov Chain Monte Carlo.

Weiterentwicklung des Nash-Gleichgewichts durch R. Selten (geb. 1930, 1994 einziger deutscher Wirtschaftsnobelpreisträger): nicht nur ein Spiel als Ganzes, sondern auch einzelne Teile erreichen ein Nash-Gleichgewicht. Vgl. Ders., Reexamination of the Perfectness Concept for Equilibrium Points in Extensive Games, in: International Journal of Game Theory, 4(1), 1975. Einer der Begründer der experimentellen Wirtschaftsforschung in Deutschland.

Teilspiel-Perfektheit: Verfeinerung des Nash-Gleichgewichts durch R. Selten (einziger deutscher Nobelpreisträger der Ökonomie). Das Gleichgewicht muss nicht nur im Spiel als Ganzem, sondern auch in all seinen Teilen bestehen. "Man weiß, was man denkt, aber man weiß nicht, warum man es denkt", Reinhard Selten.

Symmetrisches Gleichgewicht: Die Gleichgewichtsstrategien und Auszahlungen der Spieler sind identisch.

Kooperatives Spiel: Die Spieler können verbindliche Vereinbarungen treffen und sich so gegenüber Dritten oder gegenüber sich selbst glaubhaft festlegen.

Kooperation im Eigeninteresse: Die Kooperation "Wie du mir, so ich dir" ist für beide Seiten positiv (Robert Axelrod). Kooperationsstrategien können sich bei wiederholten Spielen ändern. So kann man die Entwicklung der Moral spieltheoretisch erforschen (Kenneth Binmore). Mit der Zeit kooperieren also auch Egoisten.

Einmalige simultane Spiele: Ein Spiel wird nur einmal durchgeführt, wobei die Akteure ihre Entscheidungen gleichzeitig treffen. Ein Spiel kann auch mehrfach bestritten werden, oder die Akteure treffen ihre Entscheidungen nacheinander (sequentielle Spiele).

Bei sequentiellen Spielen wird besonders der Spielbaum mit Wahrscheinlichkeiten eingesetzt (ist auch aus der Wahrscheinlichkeits-theorie bekannt). Bei der Bewertung der Alternativen spielt das Moral Hazard und das Monitoring eine wichtige Rolle. Gelöst werden sie oft durch die Methode der Backward Induction (gesucht wird die Nash-Strategie für das letzte Teilspiel).

Das Reversal Paradoxon (Umkehr-) macht deutlich, das für einen Wahlausgang entscheidend sein kann, ob eine Wahlalternative entfällt während eines Wahlprozesses. Dies gilt auch, wenn die entfallende Wahlalternative die geringste Präferenz aufweist.

Sehr wichtig ist bei Spielen die Informationsstruktur. Sind jedem Spieler alle Bestandteile des Spiels (Spielerzahl, Auszahlungen, Strategien) bekannt, herrscht vollständige (complete) Information. Konnte jeder Spieler bei jeder seiner Aktionen die bis dahin ausgeführten Aktionen der Gegner beobachten, ist die Information vollkommen (perfect).

Nach der Geschwindigkeit werden statistische und dynamische Spiele unterschieden. Beide können mit vollständiger und unvollständiger Information verbunden werden. Bei beiden können Bayessche Gleichgewichte erreicht werden.

"In einem Nullsummenspiel (zero-sum game) erhält bei jedem Ereignis ein Spieler eine Auszahlung, die der andere Spieler bezahlen muss. Damit addieren sich die Auszahlungen der Spieler immer zu null", Sieg, G.: Spieltheorie, München/ Wien 2005, S. 25.

Minimax-Regel: Sie wurde 1928 von John von Neumann formuliert: Die beste Strategie ist, bei jedem Zug den maximalen Verlust zu minimieren.

Maximin-Theorem: Der Akteur wählt jene Strategie, die ihm das (garantierte) Minimum, das ihm der Gegenspieler nicht nehmen kann, maximiert.

Commitment - Strategie (Aumann/ Schelling, Nobelpreis 2005): Alle Brücken hinter sich abbrechen, um den Verhandlungsgegner glaubhaft zu bedrohen.

Tit for Tat: eine effektive Strategie für das wiederholte Gefangenendilemma. Der Agent folgt seinem Gegner. Wenn der Gegner vorher kooperativ war, ist der Agent auch kooperativ. Wenn nicht, ist der Agent nicht kooperativ. Er kann mit kooperativen Gegnern zusammenarbeiten und unkooperative Gegner angreifen.

Mechanismus-Design (Hurwicz/ Maskin/ Myerson, Nobelpreis 2007): Zwei Kinder streiten sich um ein einziges verbliebenes Stück Kuchen. Lösung: Kind 1 teilt das Kuchenstück in zwei Teile. Anschließend wähle Kind 2 eines der beiden Kuchenteile, das andere behält Kind 1. Vgl. Hehenkamp, B.: Die Grundlagen der Mechanismus-Design-Theorie, in: Wirtschaftsdienst, 11/ 2007, S. 770.

Hochzeitsproblem (Lloyd Shapeley, Wirtschaftsnobelpreis 2012): Taucht beim Globalen Matching auf. Zwei Schemas sollen aufeinander abgebildet werden und dafür muss ein Verfahren gefunden werden. Man hat eine Liste von Männern und Frauen, wobei jeder eine Rangliste von allen Personen des anderen Geschlechts besitzt. Die Personen werden verheiratet, so dass jeder mit einem Partner verheiratet ist, der die höchstmögliche Stellung in der Rangliste hat.

Zukunftsformel: Der Spieltheoretiker Bruce Bueno de Mesquita sagt mit spieltheoretischen Formeln wirtschaftliche und politische Ereignisse voraus. In nahezu 90% der Fälle sollen seine Aussagen eintreffen.

Der Nettere und Integere siegt langfristig: In einer Welt der nicht perfekten Information gibt es eine Strategie der Disinterpretation der Signale. Diese Strategie hat zudem eine rekursive Tendenz und ist häufig mit einem Spiraleffekt verbunden. Zuletzt ist der nettere und integere Spieler am effektivsten.

Brinkmanship-Theorie: Sie beruht auf der Idee, dass ein Akteur den anderen in die Enge treibt, um ihn zu Zugeständnissen zu bewegen.

Auktionstheorie: Sie gehört zum Marktdesign. Sie stammt aus der Spieltheorie. Sie ist ein Teilbereich. Sie wird häufig in der Praxis angewendet. Etwa bei der Versteigerung von Mobilfunknetzen. Sie findet auch bei Unternehmen Anwendung, z. B. in der Automobilindustrie. BMW und Daimler Truck haben dazu eigene Teams. Der Vordenker William Vickrey, US-Ökonom, bekam 1996 den Nobelpreis dafür. Auktionen gelten dann als effizient, wenn Käufer und Verkäufer nicht wissen, wie hoch dei Zahlungsbereitschaft der Gegenseite ist.

Griechenlandkrise und Spieltheorie: Der ehemalige griechische Finanzminister Varoufakis hat sich als Universitätsprofessor intensiv mit der Spieltheorie beschäftigt. Er wollte wohl auch spieltheoretisch gegen die Euroländer antreten. Allerdings scheiterte er, weil Grundregeln missachtet wurden. Strategische und psychologische Erwägungen wurden nicht zu einer guten Verhandlungsstrategie kombiniert (Selbstbindung, Delegation). Wichtigste Einsicht für die Zukunft ist, dass die Spielregeln stimmen müssen. Vgl. Ockenfels, Axel: Spieltheorie für Anfänger, in: Wirtschaftswoche 30, 17.07.15, S. 59.

US-Strafzölle und Vergeltungszölle, Handelspolitik: Die Grundstruktur entspricht dem Gefangenendilemma. Zölle bescheren dem Land A den höchsten Gewinn, wenn Land B auf Gegenzölle verzichtet. Erhebt B dagegen Zölle, sinkt der Handelsgewinn von A, und der von B steigt. Allerdings ist der Gesamtgewinn von A und B in dieser Konstellation am geringsten. Den höchsten Gesamtgewinn machen A und B, wenn sie auf Zölle verzichten. Je nach Setzen der Rahenbedingungen sind andere Konstellationen möglich.

"Die Ökonomen haben die Disziplin in eine Art soziale Mathematik verwandelt, in der analytische Schärfe alles und praktische Bedeutung nicht zählt", Mark Blaug, berühmter britischer Wirtschaftshistoriker, über weite Teile der Spieltheorie. Vgl. auch kritisch: Guala, F.:  Game Theory been Refuted?, in: Journal of Philosophy, 103/2006, S. 239-263.

Zu den Pionieren der Ökonometrie und quantitativen Wirtschaftsanalyse in den Wirtschaftswissenschaften gehört Jan Tinbergen (1903 - 1994). Er erhielt zusammen mit Ragnar Frisch den ersten neu gestifteten Nobelpreis für Ökonomie 1969. Zu seinen Hauptwerken zählt: Statistical Testing of Business Cycle Theories, 1939. Ökonometrie überprüft mit Hilfe statistischer Daten wirtschaftstheoretische Aussagen.

VI. Lernhilfe

Das dargestellte Modell eignet sich auch, um fundamentale  ökonomische Übertragungsmechanismen, die immer wieder vorkommen,  zu lernen und zu üben. Als wichtige Beispiele seien die Zinselastizität der Investitionen, "Crowding-out", Löhne und Arbeitsproduktivität, Zahlungsbilanz-Preiseffekt und der Wechselkursmechanismus genannt. So kann das Modell  durchaus auch mit der Makroökonomik einer offenen Volkswirtschaft interpretiert werden (z. B. Einfluss der Geldpolitik aus dem Ausland bei flexiblen Wechselkursen, etwa USA). In der Einbindung in die Globalisierung liegt zugleich die Schwäche aller nationalen Modelle und ein Weltmodell gibt es noch nicht. Im Hauptstudium bzw. 2. Studienabschnitt arbeite ich überwiegend mit logischen Partial - Kausalmodellen, die jeweils für bestimmte Problemstellungen konstruiert sind. Mit dem obigen Modell  kann man sich auch in die Grundzüge der Spieltheorie einarbeiten. Transfereffekte ergeben sich auch mit der Statistik: Korrelation und Regression sowie Pfadanalyse, zeitabhängige Daten (Prognosetechniken), Fehlermöglichkeiten und Grenzen statistischer Untersuchungen können beispielhaft behandelt werden. Die Übungstheoreme und das empirische Datenraster weiter unten sollten in enger Beziehung gesehen werden: sie bieten eine weitere Vertiefung in einer anderen Logik als die bekannten Lehrbücher (mit den mir zur Verfügung stehenden Ressourcen kann ich das Buch von Mankiw z. B. nicht mehr optimieren, obwohl die Umwelt hier explizit fehlt). Die ganzen hier angebotenen Bausteine sollten als Ergänzung zu Büchern und der Vorlesung genutzt werden.

Die Finanz- und Weltwirtschaftskrise, die von Ökonomen nicht vorhergesagt wurde, zeigt, dass die Modelle und Theorien der Volkswirtschaftslehre grundlegend überarbeitet werden müssen. Nicht ökonomische Motive und psychologische Faktoren (Emotionen) müssen in die Modelle eingebaut werden. Wichtige bisherige Theoriestränge sind unhaltbar.

"Alle Modelle sind falsch. Aber manche sind nützlich", N. N.

 

Experto credite!  P. V. MaroAktuellen Daten sollte man systematisch hinterher eilen (vgl. Internationale Wirtschaft bei Aktuelles)

"Die Ökonomie ist wie ein gigantischer Computer, der die numerische Lösung einer großen Anzahl von Preisgleichungen durch schrittweisen Vergleich errechnet", Wassily Leontief  (Konstrukteur der Input-Output-Analyse, Input-output economics, New York 1986).

"Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind einigermaßen valide Zahlen unverzichtbar. Allerdings wird die Wirtschaft immer schnelllebiger. Neue Informationen können mittlerweile schnell die Gemengelage verändern", Christoph Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrats für Wirtschaft, 2019.

Empirisches Lern-Datenraster (Indikatoren, relevante aktuelle Daten, Informationen mit empirischen Quellen), Data collection, (vgl. als Muster Ostasien, Ökonometrie = Einsatz der Statistik in der Ökonomie und ihre Analyse; viele rein betriebswirtschaftliche Daten finden sich auf der Seite Uebung/ Empirische Erhebungen):

Gliederung: Magisches Viereck, Parameter der Finanzmärkte, Schlüsseldaten, Grundtendenzen in der Welt, institutionelle Rahmenbedingungen, empirische Wirtschaftsforschung (mit Prognose), Messung von Wohlstand, Messung von Verschuldung und Haushaltstransparenz, Messung der Verteilung, Messung von Wettbewerbsfähigkeit, Messung der Digitalisierung Messung der Freiheit einer Wirtschaftsordnung. Messung der Nachhaltigkeit. Wichtige Indikatoren im (Extra-) Ausland, Spezielle Indikatoren für China und Japan.

"Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten", US-Senator P. Moynihan (1927-2003).

- So sollte man mindestens die Daten zum magischen Viereck (makroökonomische Grundzahlen, Wirtschaftskraft messen) der Wirtschaftspolitik für die wichtigsten Länder der Weltwirtschaft parat haben: Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP/ Gross domestic product, es ist der Gradmesser für den Erfolg und das Wachstum einer Volkswirtschaft. Die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes betrug 2010 in Deutschland 3,6% (höchster Wert seit deutscher Einheit). Für 2011 werden wieder 2,8% erwartet. Im Juni 2011 schrauben mehrere Institute ihre Erwartungen auf 3,7% hoch (im dritten Quartal 2011 +0,5%). Größte Komponente ist der private Konsum mit 58%, die Investitionen umfassen 18%. Der Außenbeitrag liegt bei rund 5%, die Ausgaben des Staates liegen bei 19,5%. Tatsächlich betrug die Wachstumsrate 2011 3,0%. Im letzten Quartal 2012 fällt Europa in die Rezession (Euroraum -0,6% gegenüber dem Vorquartal, auch D; noch stärker im Minus Italien und Portugal). Die Prognose für 2014 liegt bei 1,2 bis 1,5%. Absolut war das BIP 2012 2,6666 Billionen € hoch. Ermittelt wird der Wert (aktuelle Marktpreise, real: Inflationseffekte herausgerechnet) aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres im Inland hergestellt werden. Die Vorleistungen werden von den Endprodukten abgezogen. Unbezahlte Heimarbeit und Schwarzarbeit finden keinen Eingang. Früher wurde Computersoftware als Vorleistung, heute als Investitionsgüter betrachtet. Die Wachstumsraten des BIP werden international nicht einheitlich berechnet, z. B. rechnen die US-Statistiker die Zuwachsraten auf das Jahr hoch (annualisieren). Unterschiede gibt es auch in der Saisonbereinigung. Ende 2010 schlagen die Wirtschaftsweisen in Deutschland und Frankreich neue BIP-Indikatoren vor. Bei der Berechnung sind zwei Methoden am wichtigsten: Die Entstehung und die Verwendung. Die US-Statistiker haben auch einige Tricks auf Lager: Einrechnung des technischen Fortschritts, quadratische Gewichtung in der Inflation, mehr Buchung bei Investitionen (Erhöhung durch Abschreibungen), keine Qualitätsbereinigung bei Bildung, Bankdienstleistungen nicht als Vorleistung sondern Endprodukt. Das Konzept der USA wurde von Simon Kuznets 1937 entwickelt.1942 wurde es in die Praxis umgesetzt (Galbraith berechnete die erste Zahl für Deutschland). Beim Haushaltsstreit 2013 werden die volkswirtschaftlichen Akteure ausgebremst. Die US-Notenbank und die Ministerien können keine Daten mehr erheben. Nach seinem Wahlsieg und dem Amtsantritt baut Trump mit Musk 2025 auch die US-Statistik radikal ab. so kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass Daten zukünftig geschönt werden (Inflation, Wachstumsrate). Kreativ gehen auch chinesische Statistiker an die Wachstumsrate. Die Provinzen schönen wie in Zeiten der Planwirtschaft, der Dienstleistungssektor wird unzureichend erfasst. Wahrscheinlich ist die offizielle Wachstumsrate einige Prozentpunkte zu hoch. Berechnet wird vom Bureau of Economic Analysis. 2013 werden einige Methoden geändert: Forschung und Entwicklung nicht mehr als Vorleistung, sondern als Investition betrachtet.  Deutschland ist mit ca. 2489,4 Mrd. € 2008 die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Davon waren die Konsumausgaben mit 1,4 Bill. € der größte Batzen. Beim Pro-Kopf-Einkommen, einem internationalen Maßstab für Wohlstand, ist Deutschland auf Platz 19 unter 30 OECD-Staaten zurückgefallen. Der Umfang der Schattenwirtschaft liegt bei ca. 350 Mrd. €. Nach der Entstehungsrechnung hatte bei der Wirtschaftsleistung 2010 das stärkste Wachstum das Produzierendes Gewerbe mit 10,3%.  Das Bruttonationaleinkommen (bis 1999 Bruttosozialprodukt) wird im Rahmen der Verwendungs- und Verteilungsrechnung der VGR des StBA ermittelt und dient als Maßstab für den Wohlstand eines Landes. Über die Einkommensströme an die übrige Welt und von der übrigen Welt ist auch eine Berechnung vom Bruttoinlandsprodukt aus möglich (der Unterschied Brutto - Netto beruht auf den Abschreibungen; der Unterschied Marktpreis - Faktorkosten ergibt sich aus den addierten Subventionen minus den indirekten Steuern).  Genauer ist der Net Economic Welfare (-externe Kosten, + private Dienste). Frankreich will zukünftig die Umweltverschmutzung und den Bildungsstand einbeziehen. Das Frankfurter Zentrum für gesellschaftlichen Fortschritt hat einen alternativen Maßstab für Fortschritt entwickelt. Vgl. zur Kritik auch: Schlaudt, Oliver: Die politischen Zahlen. Über Quantifizierung im Neoliberalismus, Klostermannverlag 2018. Die Schattenwirtschaft (inoffizielle, verborgene Untergrundwirtschaft; illegal oder um Steuern zu vermeiden) wird gesondert von einigen Wirtschaftswissenschaftlern geschätzt. Dazu gehören Nachbarschaftshilfe, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Arbeiten ohne Rechnung und  Einkommen aus illegalen Geschäften (Prostitution, Rauschgifthandel). In Deutschland lag der Umfang der Schattenwirtschaft 2010 bei ca. 14,6% (353 Mrd. €) des offiziellen BIP (in Europa ist Griechenland mit 25% Spitzenreiter). 2011 lag der Gesamtumsatz der Schattenwirtschaft darunter mit 343 Mrd. € (13,4%). Grund ist die steigende Beschäftigung (Institut für angewandte Wirtschaftsforschung, Tübingen, IAW). 2013 sinkt die Schattenwirtschaft auf 13,2% des BIP (340 Mrd. €).   Arbeitslosenquote (ALQ/ Unemployment rate: Gliederungszahl mit gemeldeten Arbeitslosen im Zähler und Erwerbspersonen, d. h. Arbeitslose + Erwerbstätige, im Nenner). Zusätzlich werden als Indikatoren für Vollbeschäftigung verwendet die Zahl der offenen Stellen (ungenau, da kostenlose Meldung) und die natürliche Arbeitslosenquote (Höhe der friktionellen AL). Preissteigerungsrate, Handelsbilanz (Exporte, Importe)  für die USA, Japan, und Deutschland (je nach Problembereich auch  für die G9-Länder) sollten bekannt sein. Die Preissteigerung wird mit dem Preisindex für die Lebenshaltung gemessen. Dabei handelt es sich um die Kosten eines festen Warenkorbs (Ergebnis der Verbrauchsstichprobe, EVS) im Vergleich zu den Kosten desselben Warenkorbs in einem Basisjahr (Basisjahr der Vergangenheit, Laspeyres-Index). International nicht einheitlich werden Qualitätsveränderungen bei der Preissteigerung berücksichtigt. Die USA rechnen diese relativ stark ein, so dass bei Qualitätssteigerung, z. B. Rechenleistung eines PC, das Produkt de facto billiger wird (so genannte hedonische Preisindizes). Wegen der hohen Schwankungen der Nahrungs- und Energiepreise werden diese bei der Berechnung der so genannten Kerninflationsrate nicht berücksichtigt. Der Vermögenspreisindex wird vom Finanzdienstleister Flossbach und Storch ermittelt. Er ermittelt die Preisentwicklung von Vermögensgütern deutscher Privathaushalte. Die Gewichtung der Vermögensteile stammt von der Bundesbank. Das größte Gewicht haben Immobilien. Es folgt das Betriebsvermögen.  "Die deutsche Wachstumsrate von 2,2% im zweiten Quartal wäre nach amerikanischer Lesart - also annualisiert beziehungsweise für das Gesamtjahr einfach mit vier multipliziert - rund 9 Prozent", Axel Weber, Präsident der Bundesbank im Herbst 2010.

"Wer unsere Gesellschaften mit Hilfe des BIP lenkt, agiert wie ein Pilot ohne Kompass", J. Stiglitz und A. Sen, Nobelpreisträger. Joseph Stiglitz wurde 1943 geboren. Er wurde bekannt durch Arbeiten zur Informationsökonomik. Er war Wirtschaftsberater von Bill Clinton und danach Chefökonom der Weltbank. Sen erhielt 1998 den Nobelpreis.

Börse Kopenhagen,  vom Wasser aus fotografiert 2018. Die Börse wurde 1624 von König Christian IV. eingerichtet. Ursprünglich war sie auch für Schweden und Norwegen zuständig.  Die Länder arbeiteten im Finanzbereich zusammen. Die schwedische Notenbank ist die älteste Notenbank der Welt (auch ungefähr zu der Zeit gegründet; Schwedische Riksbank). Die zweitälteste Notenbank, die Bank von England, wurde erst 1694 gegründet als Privatbank für Wilhelm III., damit er Kriege gegen Ludwigs XIV. führen konnte. 1998 bildeten Dänemark und Schweden wieder mit der NOREX einen gemeinsamen Index. Bis ins 19. Jahrhundert war die Börse Warenbörse. Bis 1974 dann Aktienbörse. Die Aktienbörse Kopenhagen hatte 2020 die dynamischste Entwicklung. Das hängt natürlich mit den dort vertretenen Unternehmen in der Corona-Krise zusammen. Im Gebäude der Börse ist auch die Handelskammer. 2024 wird die Börse renoviert. Dabei bricht ein Feuer aus und die Börse, die große Holzbestandteile hat, brennt ab. Die überwiegende Zahl alter Gemälde kann gerettet werden. Die Börse soll wieder aufgebaut werden..

Ebenso sollte man die wichtigsten Parameter der Finanzmärkte  verfolgen: Wechselkurs €/$, Leitzins in der EU (für Hauptrefinanzierungsgeschäfte) und in den USA ("federal funds rate"), Aktienkurse "Dow Jones" (NYSE) und  "DAX"  (für OAI noch "Nikkei" und "Hang Seng" sowie mittlerweile Shanghai-Index mit Shenzhen, die Anfänge gehen auf das Ende der Qing-Dynastie im Jahre 1890 zurück). Als weltweit erste Aktiengesellschaft gilt der schwedische Forst- und Papierkonzern Stora, der schon 1288 Aktien ausgibt. Momentan ist der Bovespa (Brasilien) wegen seiner Wertentwicklung besonders interessant. Er liegt Ende Oktober 2018 bei 85720 Punkten (relativ hoch). 2022 hat er bis Ende September 2022 schon +32% gewonnen. Der Dow Jones, der US-Akteinindex, vereint die Aktienkurse von 30 Konzernen. Firmen aus der IT - Branche stehen für 22% seies Wertes. Dow Jones: 2008 war ein Jahr der Verluste: am größten in Island und der Ukraine. Gewinne gab es nur in Ghana, Ecuador und Tunesien.  In New York war das schlechteste Börsenjahr seit 1931 (Rückgang des Dow Jones um 777,68 Punkte an einem Handelstag, Rekord, am 05.03.2013 erreicht er ein Allzeithoch mit über 14.200, später sogar über 14.500 und über 15.000 im Mai 13). Einbrüche gibt es im August 2015 wegen der schlechten Konjunkturlage in China (am 24.08.15 wieder -3,6%; danach wieder nach oben). Weitere Einbrüche erfolgen zu Beginn des Jahres 2016 (wieder sind die Volatilitäten in China die Auslöser). Die Kurse von Internet-Firmen sind im Februar 2016 besonders vom Einbruch betroffen. Platzt eine Tech-Aktien-Blase? Nach dem Brexit am 23.06.16 fällt auch der Dow Jones zunächst (steigt dann aber um 0,02%). Deutlich bricht der Index nach dem Wahlsieg von Trump ein. In der Folge erreicht er aber dann ein Rekordhoch (über 20.000). Am 05.02.18 bricht der Index massiv um 4,6% ein (-1600 Zähler; Flash Crash: höchster Einbruch seit Bestehen des Index, "Wer höher fliegt, fällt auch tiefer"). Grund dürfte die Sorge um die schneller als vermutet verlaufende Zinswende sein, aber auch eine Überhitzung (Inflationsangst). Manche vermuten eine Manipulation durch Algorithmen von Händlern (Finra untersucht). Nach über hundert Jahren fliegt 2018 GE aus dem US-Leitindex. Microsoft, Apple und Alphabet sind die wertvollsten Unternehmen 2018. Der Dow Jones verliert 2018 -5,6%. Ende 2019 und 2020 steht es über 28.000 (28.823 Mitte Januar 2020). In Folge von Corona sinkt der Dow Jones dramatisch. Am 09.03. ist der Einbruch mit über 8% am stärksten, er bricht weiter am 16.3. ein und in der Folge. Am 24.3. kommt es zum höchsten Jahresgewinn (+10%, Hilfspaket). Er sinkt wieder stark nach der Corona-Infektion von Trump Anfang Oktober 2020. 2021 nimmt die Nervosität an den Börsen zu: Inflationssorgen, überbewertete Aktien und Kredit finanzierte Wertpapierkäufe. Der größte Börsencrash in der Geschichte war am 19. Oktober 1987 um -22,6% auf 1739 Zähler. Seit diesem Tag bis Ende Oktober 2021 hat der Index um 2000 Prozent zugelegt. Durch den Ukraine-Krieg bricht der Index ein wie alle anderen auf der Welt auch. 2022 hat der Dow Jones Index nur -2% eingebüßt. Im März 2024 steht der Index bei 39.005. Am 5.8.24 bricht er ein ("Schwarzer Montag", Realitätsschock; Konjunktur USA. Mit dem Wahlsieg von Trump steigt er stark an. Dann sinkt er wieder: Zins - Projektion der Fed für 2026. Der Deep-Seek-KI-Schock im Februar 25 führt zu einer Abwärtsbewegung (vor allem Nvidia mit Negativrekord). Dann schockt der Zollstreit die Märkte mit Dow Jones runter. Als die konkrete Liste kommt am 2.4.25 geht es noch mal um -5% runter. In der Folge sinkt der Index weiter. Die 90-tätige Zollpause dreht den Trend wieder. Allerdings reagieren die Börsen weiterhin nervös.    Es gibt auch einen MSCI-Welt-Aktienindex.  Der Wechselkurs bzw. Devisenkurs setzt 1 € in Relation zu x$. Der Leitzins wird von der Zentralbank festgelegt und bestimmt die Konditionen, zu denen sich Banken kurzfristig Geld bei der Notenbank leihen können. Insofern achten institutionelle Investoren sehr auf diesen Index. Der MSCI World ist sehr populär. Man muss aber wissen, dass dahinter der gleichnamige US-Finanzkonzern MSCI steht. Der ist Grundlage vieler Index- und Aktienfonds. Mit rund 1500 Aktien (genau 1479) im Depot täuscht der Indexanbieter eine weltweite Streuung vor. Doch 65% stecken in US-Aktien (16% in Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Tesla, Meta). Fünf Prozent sind in Apple, was mit zu dem hohen Aktienwert beiträgt. 3/24 liegt der Index bei 3.367. Weitere Welt-Indizes sind: FTSE All-World, MSCI All Countries. Alle Aktienindizes eignen sich nur recht begrenzt als Wirtschaftsindikatoren. Zusätzlich gibt es einen Dow Jones Sustainability Index World (DJSI World). Es sind die 250 nachhaltigsten Unternehmen der Welt (dazu sollen auch Nestle, Johnson&Johnson und Microsoft gehören?). Der Dow-Jones Stammindex schloss 1906 mit 100 Punkten, 1956 mit 500 und war 2006 erstmals über 12.000 Punkte. Im März 2013 geht er sogar erstmals über 14.300 und später über 15.000. Sein Ursprung kann bis zum 17. Mai 1792 zurückverfolgt werden, als das Buttonwood-Abkommen von 24 Börsenmaklern vor dem Haus Wallstreet 68 in NY unterzeichnet wurde. Ursprünglich diente er dazu, die Effizienz des industriellen Sektors in Amerika zu überwachen. Nach dem chaotischen Absturz 2010 ohne erkennbaren Grund werden Regeln gegen Panikreaktionen aufgestellt (Handelsstopp). 70% des täglichen Aktienhandels in den USA gehen auf High-Frequency-Trader zurück. Am 8. Februar 1971 wurde in New York die erste elektronische Börse der Welt gegründet, die NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotation System). Sie ist die größte amerikanische Börse mit über 3200 Firmen. Sie hat die Handelssysteme OTC und Curb Exchange ersetzt. Der Nasdaq 100 enthält die 100 größten Unternehmen. Der Nasda Composite enthält über 3000 Aktiengesellschaften. Im September 2020 kommt es zu einem Einbruch an der Nasdaq. Die Tech-Giganten verlieren. Experten sprechen von einer Milchmädchen- oder Taxifahrer-Hausse. Konsumenten haben gekauft, was sie konsumieren (Apple, Tesla, Spotify).  Jetzt geht Luft raus. Mitte 2022 bricht der Nasdaq ein: -33% . Gründe: Inflation und Zinsanstieg. 2022 hat der Nasdaq -29% verloren. Am 5.5.24 Sinken um 3% (Rezession USA). Die US-Zollliste am 2.4.25 führt zu einem Rückgang von -6%. Die Zollpause der USA dreht den Trend wieder.  Die Toronto Stock Exchange (TSE) in Kanada gehört der TMX Group. Außerdem gibt es in Kanada noch den S&P TSX.  Der Volatilitäsindex Vix misst die Kursschwankungen des US-Börsenindex S&P 500. Er gilt als Angstbarometer der Aktienmärkte insgesamt. Eine Manipulation des Vix könnte den Februar-Absturz 2018 ausgelöst haben. Seit Amtsantritt von Trump bis 7.4.25 hat der S&P 500 der USA -16% verloren. Den stärksten Einfluss hatte die Zollliste. Vix und S&P500 bleiben volatil.

 Der DAX setzt sich aus Deutschlands 30 größten und liquidesten börsennotierten Firmen zusammen (Basiswert 1000 1987, umfasst auch Dividenden; Berechnung der Börsenzeitung fortgesetzt). Der Dax-Kursindex kann auch ohne Dividenden berechnet werden und ist so eher mit anderen Indices vergleichbar. 425 Jahre ist Frankfurts Börse alt. Schon 1605 entwickelten Kaufleute Wechselkurse für Währungen (1150 wurde erstmals die Messe Frankfurt erwähnt).  Im Mai 2011 wird der Parketthandel eingestellt. Das Xetra-System bringt es auf mehr als fünf Mrd. Euro. Im September 2018 ordnet die Deutsche Börse den Aktienindex neu: Commerzbank fliegt aus dem DAX (der Hochfinanz nicht gewachsen). Dann folgt ThyssenKrupp (Missmanagement, Dumping aus China). Im Juni 2020 muss die Lufthansa raus (in der Pandemie zu wenig Cash), dafür kommt die Deutsche Wohnen rein. Es ist der zweite Immobilienkonzern nach Vonovia. Im DAX gibt es 2020 noch keine weibliche CEO, auch keinen digitalen Newcomer. Der M-Dax bekommt zehn Werte mehr als bisher. Der Tec-Dax wird neu zusammengesetzt. auch die Regeln für den DAX sollen reformiert werden. Auslöser ist der Wirecard -Skandal. Dei Zusammensetzung soll aktionärsfreundlicher und zukunftsträchtiger werden (auch gesünder und innovativer). Dann  müssten aber 15 Unternehmen ersetzt werden. Es soll eine DAX-Erweiterung um 10 Firmen geben. Es soll auch neue Qualitätskriterien geben. Der Rauswurf soll schneller möglich sein. Das Beratergremium soll eine größere Bedeutung bekommen. Ab September 2021 wird der Kreis auf 40 Unternehmen erweitert. Verzögerungen in der Finanzberichterstattung werden härter bestraft. Die zehn neuen DAX-Konzerne sind zu Beginn: Airbus, Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, Hello Fresh, Sartorius, Porsche Automobil Holding, Brenntag, Puma, Qiagen. Hinzu kommen später Daimler Truck und Hannover Rück. Die wichtigsten Investoren im DAX haben ihren Sitz im Ausland (Blackrock/USA/ 10%, Vanguard/USA/5,7%, Amund/Lyxor/ Frankreich, Norges Bank/ Norwegen). Der DAX ist mehrheitlich in der Hand von Ausländern. Größter deutscher Investor ist die Deutsche Bank/ 3,1%.  In den USA sind Anleger vorsichtig und sichern sich gegen fallende Kurse ab. Das ist im deutschen Markt anders (Sicherheitsnetz fehlt). Deswegen ist hierzulande das Risiko höher. Nach dem Rekordwert 2022 sank 2023 die Anzahl der Aktionäre in Deutschland wieder: 12,32 Mio. Menschen (gegenüber 2022  12,89 Mio.). Die DAX-Konzerne haben sich von der deutschen Konjunktur emanzipiert. Dei meisten machen den Großteil ihres Umsatzes im Ausland und hängen vor allem an der Wirtschaft in den USA und China. Bald könnte der DAX die Rekordmarke von 20.000 Punkten knacken (starke Unternehmen. Bankaktien stabil, Zinssenkungen in Sicht, Unterstützung aus Übersee). Nach einer Studie von EY Ende 2024 sind noch drei deutsche Firmen in den Top 100 der Unternehmen: SAP, Siemens, Telekom. aud Platz 1 liegt Apple. Investoren rebellieren gegen virtuelle Aktionärstreffen. Sie zwingen Siemens und TUI 2025 zu Hauptversammlungen in Präsenz.  Im Februar 2013 erreicht der DAX mit über 8000 ein Fünfjahreshoch (am 14.03. sogar drüber geschlossen). Am 07.05.13 wird ein 25 Jahreshoch erreicht (8200, später über 8500; im Oktober 13 mit über 9000 Rekordwert; dann auf über 9500). Die Krim-Krise und schlechten Daten aus den USA treiben ihn im März 2014 unter 9000. Nach der Europa- und Ukraine-Wahl 2014 wird mit über 9800 ein Allzeit - Hoch erreicht, das nach der Leitzinssenkung auf 0,15% über 10.000 geht. Die Verschärfung einiger Krisen in der Welt und Konjunktureinbrüche treiben den Dax wieder unter 9000 im August 14 und Oktober 14. Nach der Aufgabe der Kursbeschränkung für den Schweizer Franken und der Ankündigung von Anleihekäufen der EZB steigt er wieder weit über 10.000 (neues Verlaufshoch 10.810 am 27.01.15; dann Allzeit - Hoch über 11.000 am 13.02.15 und weiter über 12.000 am 16.03.15). Im April 2017 nach der Frankreichwahl wird wieder ein neues Rekordhoch erreicht mit 12.455. 2014 hat die Ausschüttung an Anteilseigner (Dividende) mit 41,7 Mrd. € einen neuen Rekordwert erreicht. Am 29.06. vor der drohenden Staatspleite Griechenlands erfolgt ein Absturz um fast 500 Punkte (auch die anderen europäischen Börsen FTSE  in London, Ibex in Madrid, CAC in Paris geben nach). Ein weiterer großer Einbruch erfolgt am 24.08.15 nach dem Kurssturz in China (vorübergehend unter 10.000 Punkte). Im September 2015 kommt erstmals eine Immobilienfirma in den Leitindex (Vonovia, ehemals Deutsche Annington). Die Manipulation bei den Abgaswerten von VW drückt den DAX Ende September 2015 insgesamt nach unten (Automobilaktien). Zu Beginn von 2016 sinkt er unter 10.000 durch die Volatilitäten in China. Am 08.02.16 fällt der DAX unter 9000 (-16% seit Jahresbeginn; schlechte Weltkonjunktur; später runter auf 8700, Bankwerte, Anleger fliehen).  Durch den Brexit am 23.06.16 kommt es zwar zu einem Minus des DAX, das aber sehr moderat ausfällt (-0,7%). Ebenso gibt es zunächst ein Minus nach dem Wahlsieg von Trump. Nach dem Beibehalten der Geldpolitik der EZB Ende 2016 erreicht der DAX mit über 11.000 Punkten ein neues Jahreshoch. Am 2. Juni  2017 kommt der DAX auf 12878. Am 12.10.17 überschreitet der DAX kurz die 13.000 Marke; am 16.10.17 schließt er erstmals über 13.000. Im Jahre 2017 ist der DAX um 12,5% gestiegen. Am 05.02.18 bricht der Index um 2,3% ein, sinkt aber nicht unter 12.000. Er folgt dem Dow Jones. Ende 2018 haben die DAX-Konzerne eine Euro-Blase: Einige haben sich bei Übernahmen übernommen. Die Quittung kommt, wenn sich die Konjunktur abschwächt. Im Dezember 2018 bricht der Dax um 3,5% ein nach der Verhaftung der Huawei Finanz-Chefin  (unter 11.000, Zweijahrestief). 2018 war kein gutes Börsenjahr: der DAX sank um über 18%. Nur noch zwei deutsche Konzerne sind unter den Top 100: SAP und Siemens. Ende 2019 und Anfang 2020 ist der DAX über 13.000 und hält sich da. Am 21.01.20 erreicht der DAX ein neues Rekordhoch: 13.615 (Konjunkturoptimismus, Billiggeld der Zentralbanken, Entspannung Nahost). Trumps Drohung in Davos mit Zöllen gegen die EU lässt ihn wieder nach unten gehen. Ein Schock löst das Corona-Virus (Covid-19) aus: Der DAX sinkt zwischen 20.02. und 25.02.20 um 7,4%. Noch schlimmer trifft es den FTSE MIB, den italienischen Leitindex: -9,2%. Am 09.03. kommt es wegen Corona zu einer Börsenpanik weltweit: Der Dax sinkt um 8% (noch über dem Stand von Ende 2018). Am 16.03.20 fällt er sogar unter 9000. Bis zum 17.3.20 ist der DAX 2020 um 33% gefallen. Am 18.3. kommt es zu einer Wende. Am 23.3. kommt es erneut zur Talfahrt. Am 24.3. klettert er wieder nach oben (10%, Hilfspaket). In der Folge steigt er wieder über 13.000 (Rekordhoch 2020 17.2.20: 13.795). Am 28.12.20 erreicht der DAX ein neues Rekordhoch (13.819; Gründe: Brexit-Abkommen, Trumps Ja zum US-Konjunkturpaket). Der DAX schließt das Jahr 2020 mit einem Plus von 3,5% ab. Am 07.01.21 knackt der Index die historische Marke von 14.000 (13.000 vor drei Jahren). Nullzinsen und niedrige Kurse haben im Jahre 2020 Millionen Junge an die Börse gelockt. Am 30.3.21 überschreitet der Dax die historische Marke von 15.000. Am 18.05.21 erreicht er mit 15502 ein neues Allzeithoch. Wegen der Corona-Sorge (4. Welle?, Delta) verbucht er am 18.7.21ein Rekordeinbruch für 21 um 2,62%. Am 13.8.21 überschreitet der Index erstmals 16.000 Punkte. Am 20.9.21 wird der DAX erstmals mit 40 Mitgliedern berechnet. Prompt erlebt er den schwächsten Handelstag des Jahres. Rekordverlierer war der alte Bekannte Deutsche Bank mit über -7%. Am 04.11.21 steigt der Leitindex auf den Rekordwert von 16.065. Am 26.11.21 bricht der DAX ein (Corona und Variante aus Süd-Afrika). Andere Börsen in Europa und der Welt folgen dem Trend. Ende Januar 22 beschleunigt sich der DAX-Ausverkauf (unter 15.000, Sorgen um Ukraine, Zinsängste). Die Kriegsangst um die Ukraine treibt den DAX immer wieder nach unten. Beim Einmarsch Russlands  in die Ostukraine sinkt er um 2% unter 15.000. Er entwickelt sich weiter nach unten Richtung 14.000 und 13.000 bei einzelnen Erholungsphasen. Dann bleibt er länger über 14.000 (fallende Rendite der Staatsanleihen). Im Juni 2022 bricht er um -19% ein, Zinserhöhung. Er geht unter 13.000. Die 40 Konzerne im Dax sind aber auf Rekordkurs (Nettogewinn), weil viele vom schwachen Euro profitieren. 2022 hat der DAX 40 -15% verloren. Die Commerzbank hat 2023 Chancen auf die Linde-Nachfolge und schafft es. 120 Mrd. € haben die DAX-Konzerne 2022 zusammen an Gewinn erwirtschaftet (Schätzung). Im März 2023 kommt Rheinmetall in den DAX. Das Unternehmen macht einen Kurssprung nach oben. Am 21.5.23 erreicht der DAX ein neues Allzeithoch: 16.331 Punkte. Am 31.7.23 kommt das nächste Hoch: Erstmals geht der DAX über 16.500 Punkte. Am 06.12.23 werden sogar 16.533 erreicht. Kurz darauf am 8.12.23 ist das Rekordhoch bei 16.763. Manche Experten rechnen für Ende 24 mit 18.000. Am 16.2.24 gibt es vorübergehend ein neues Hoch trotz Konjunktursorgen. Schon am 13.3.24 geht der DAX erstmals über 18.000 Punkte (18.001,42). Dafür gibt es zwei Gründe:  Hiesige Konzerne verdienen ihr Geld im Ausland. Die Technologiewerte Infineon und SAP machen 15% des Wertes aus (KI). Am 5.8.24 geht er nach unten (17339; "Schwarzer Montag", Realitätsschock). Am 19.9.24 geht der DAX erstmals über 19.000 (starke Leitzinssenkung in den USA, -0,5 Prozentpunkte). Ein weiteres DAX - Allzeithoch ist in Reichweite (Zinsoptimismus, starke Quartalszahlen). So geht der DAX am 3.12.24 erstmals über 20.000. Die DAX-Dividenden sinken: 2025 schütten die Konzerne 7% weniger aus. Am 20.1.25 überspringt der DAX 21.000 (Amtseinführung von Trump, Hoffnung auf Wachstum). Trump beendet auch die DAX-Rally (Protektionismus, Handelskriege). Nach der Verkündung der Zollliste verliert der DAX 1000 Punkte. Dann fällt er noch mal am 7.4.25 um 10%, bevor er sich am Ende auf -4% erholt.  Seit Amtseinführung von Trump bis 7.4.25 hat der DAX -4,3% verloren. Nach Verkündung der 90-tätigen Zollpause der USA geht der DAX wieder hoch, bleibt aber nervös.. Interessant ist in Deutschland auch der NAI (Naturaktienindex; 30 Unternehmen; aber seltsame Zusammenstellung). Ebenfalls für ökologische Geldanlagen gibt es den ÖkoDAX (seit 2007; nur erneuerbare Energien; keine Gewichtung). Sehr aussagefähig ist in Deutschland mittlerweile auch der MDax. Hier sind viele mittelgroße, exportstarke Firmen (50 Unternehmen, 62% der Umsätze im Ausland) vertreten, die gleichzeitig Weltmarktführer sind. Seit Mitte 2012 bis April 2013 ist er um 17 Prozent gewachsen. Der kleine DAX-Bruder SDax ist auch interessant (eingerichtet 1999). Viele Nebenwerte entwickeln sich besser als bei den DAX - Unternehmen. Man braucht allerdings einen längeren Atem. Der TecDAX ist der Nachfolger des Neuen-Markt-Index (NEMAX 50). Hierin sind 30 Technologie-Unternehmen. Die Deutsche Börse will ab 2018 ihre Index-Welt unterhalb des DAX umbauen. Es gibt auch noch spezielle Börsen-Indices. Einer davon ist der Gebert-Börsenindikator. Er baut auf vier Kennzahlen auf (Zinsen, Dollar, Inflation, Saisonalität). Weiterer deutschsprachiger Raum: Die Schweizer Indizes SMI (Swiss Market Index) und SLI (Swiss Leader Index). Der SMI bildet die Kursentwicklung der 20 größten Schweizer Unternehmen ab (reiner Kursindex ohne Dividenden). Allerdings werden Nestle, Novartis und Roche zu stark gewichtet. Insofern ist der SLI aussagefähiger (seit 2007; 20 große, 10 mittelgroße Unternehmen; geringere Gewichtung der drei großen). Der österreichische Leitindex heißt ATX (Austrian Traded Index). Hier sind 20 Unternehmen eingerechnet. Im CECE Composite Index in EUR sind die Leitindizes von drei osteuropäischen Ländern zusammengefasst: Der ungarische HTX, der tschechische CTX und der polnische PTX. Ein besonders erfolgreicher Aktienmarkt ist die Börse Warschau GPW (sie startete 1991). Sie gilt als Geheimtipp, weil sie eine Erfolgsstory ist. Großbritannien hat den FTSE 100. Frankreich hat den CAC 40. 2021 ist ein Rekordjahr an der Börse, weil die Wirtschaft floriert. 2024 treiben die Industrieaktien den CAC 40 zu einem Höchststand. Der Leitindex der Börse Kopenhagen OMX hat 2020 alle anderen abgehängt. Das liegt an den Schwergewichten der Börse (Pandora, Genmab, Ambu). In Griechenland ist der Athex Copmposite. Man muss dort starke Schwankungen aushalten können. 2021 gibt e sgute Bewertungen und Perspektiven.  Weiterhin gibt es Branchenindizes des Stoxx Europe 600. Es handelt sich um reine Kursindizes. Für die ganze Europäische Union gibt es Euronext: Euronext hat Zentralen in Amsterdam, Brüssel, Lissabon, London, Dublin, Oslo  und Paris. Im Oktober 2020 kauft sie die Borsa Italiana in Mailand (vorher bei London Stock Exchange). Weiterhin gibt es den E-Stoxx 50. In ihm sind die 50 größten, börsennotierten Unternehmen des Euro-Währungsgebietes enthalten.  Interessant ist auch das Angstbarometer VDAX. Es misst Kursturbulenzen beim DAX. Im Februar 2018 wurden 40% erreicht, den höchsten Stand seit 2011 (das wäre umgerechnet ein erwarteter Rückung um 1400 Punkte). Der VDAX ist besser gegen Manipulationen abgesichert als der Vix in den USA. Klima-Aktienindex: Aufgestellt von Fintechs right, Frankfurt. 260 der 600 größten börsennotierten Unternehmen Europas schaffen es hinein. Mit dem Brexit verliert GB den Zugang zum EU-Binnenmarkt. Viele Banken haben Filialen in Amsterdam, Paris oder Frankfurt gegründet. Im Februar 2021 übertrifft die Börse Amsterdam schon London im Volumen: Terminbörse Choe Europe Aktien.

Der Hang Seng Index (H-Index) hat seinen Namen von Hongkongs Hang Seng Bank, die den Index 1969 ins Leben rief (chinesisch, "stets wachsend"). Der Hang-Seng hatte 2017 einen Rekordzuwachs (wie seit 2007 nicht mehr, +36%). Er bricht in der Corona-Krise 2020 stark ein. Dann noch mal am 22.05.20 (Sicherheitsgesetz für Hongkong im Volkskongress). 2021 verliert der Index -15%. Grund sind die Regulierungsmaßnahmen der Regierung2022 geht es in den Keller durch den Ukraine-Krieg. Hongkong droht auch an Bedeutung zu verlieren. Die Börsenkurse sinken und die Expats flüchten in Scharen. Es setzt im März 22 ein Kurssturz bei den China-Aktien ein: Ukrainekrieg und Corona (Lockdown: z. B. Shenzhen). Bei Verkündung der US- Zollliste am 2.4.25 2024 sinkt er weiter. Am 7.4.25 kommt ein Einbruch um -14%. kommt eine neues Sicherheitsgesetz für Hongkong. Das macht die Finanzbranche nervös. Das könnte den Hang Seng abwerten (Schutz von Staatsunternehmen, Zugriff auf Daten, hohe Strafen). Mittlerweile ist auch der CSI-300 in Shanghai (zusammen mit dem Component Index in Shenzhen) etabliert. Ein Index für die Börse in Tianjin wird noch eingerichtet.  2014 legt er um 50% zu (nach dem Verbot bestimmter Finanzprodukte sackt er am 17.01.15 um 7% ab). In der Folge fällt er sehr stark (bis zu 8%; Blase platzt; Regierung nimmt Unternehmen aus dem Index). Weiterer Einbruch am 21.08.2015 um 8,5% (Sechsjahrestief; am 24.08. auch andere Weltbörsen im Abwärtstrend). Weitere Einbrüche folgen Anfang 2016 (Rückgang der Industrieproduktion). 2017 endet der CSI unweit seines Jahreshochs. Am 05.02.18 gibt er stark nach infolge des Absturzes des Dow Jones, der Trend hält eine Zeitlang an. Das Corona-Virus führt zu einem Absturz in mehreren Sequenzen. Der zollschock durch Trump am 2.4.25 lässt den CSI eonbrechen (von 4000 auf 3400). Der Nikkei wird von der Wirtschaftszeitung Neihon Keizai Shimbum veröffentlicht und misst die Wertentwicklung der  225 wichtigsten Aktien an der Börse von Tokio (1950 eingeführt). 2015 fällt der Nikkei infolge der Euro-Krise und dem Einbruch des chinesischen Aktienmarktes. Zuletzt stark am 24.08.15. Weitere Rückgänge gibt es zu Beginn von 2016 und nach dem Brexit, ebenso nach dem Wahlsieg von Trump. 2017 liegt der Nikkei gut 19% zu. Am 05.02.18 gibt der Nikkei stark nach infolge des Absturzes des Dow Jones.  Die Talfahrt hält vorerst an. Ende 2018 kommt es noch mal zu einem Absturz um 2.8% (Zinserhöhung der Fed). Im Jahre 2018 stürzt der Nikkei um 12,1% ab. Einen Einbruch hat dann der Nikkei im März 2020 wegen Corona; die Senkung setzt sich fort. Am 24.3. kommt eine Wende. Am 15.02.21 steigt der Nikkei erstmals seit 30 Jahren wieder über 30.000 (gutes BIP-Wachstum im 4. Quartal 2020). Durch den Ukraine-Krieg geht er wieder nach unten. Dann kommen Rezessionsängste. 2022 hat der Nikkei -15% verloren. Am 5. 8.24 hat der Nikkei - Index den stärksten Tageseinruch seit 40 Jahren (-12,4%; kurz vorher hatte er ein Allzeit - Hoch mit 44.000; Nahostkrise, Rezession USA, KI-Überschätzung).  Im 1. Quartal 2024 sinkt das BIP um -0,5%.  Im 1. Quartal 2024 sinkt das BIP um +0,5%. Ende März 25 gibt es Unruhe an den Aktienmärkten wegen Trumps Zollpolitik. Am stärksten trifft es den Nikkei - Index: -4,1%. Bei Verkündung der konkreten Liste am 2.4.25 sinkt er noch mal und in der Folge weiter (7.4.25 -8%). Seit Amtseinführung von Trump bis 7.4.25 hat der Nikkei -20% verloren. Durch die 90-tätge Zollpause der USA (nur Basiszölle von 10%) dreht sich der Trend wieder.  Die älteste Börse in Asien ist die in Mumbai/ Indien. In Indien gibt es mehr börsennotierte Unternehmen als in jedem anderen Land der Welt. An der Mumbay Stock Exchange (BSE) sind ungefähr 5000 Unternehmen gelistet, mehr als an jeder anderen Börse. Die heute führenden Gesellschaften in Indien wurden von Parsen im 19. Jahrhundert gegründet. Die Parsen gründeten auch die Textilindustrie. Die Juteindustrie in Bengalen dominierten die Briten. Die Briten betrieben ursprünglich auch den Kohlebergbau. Auch die Teeplantagen waren ein Monopol der Briten. Die Parsen waren aus Persien eingewandert. Immer interessanter wird das Marktbarometer der indonesischen Börse der Jakarta - Composite - Index (402 Aktien, seit 1982). Aktienindex in vietnam ist der FTSE-Vietnam-Index. Die größten Positionen haben der Nahrungsmittelmulti Vietnam Dairy Products, der Mischkonzern Vingroup und der Hausbaukonzern Vinhomes. Für Asien insgesamt gibt es den Stoxx 600 Asia/ Pacific. 2014 öffnet Saudi-Arabien seine Börse für große Anleger aus dem Westen. Saudi-Arabiens Leitindex heißt Tadawul. Vorher hatte sich schon Dubai geöffnet. Hier gibt es den DFM General Index. In Russland ist der RTS. Er ist 2020 um0,52% gestiegen. In Griechenland heißt der Leitindex ASE. Griechenlands Börse wurde 1876 gegründet. Sie ist mittlerweile in privater Hand. 230 Unternehmen sind dort 2015 notiert. Der Wert aller Aktien liegt im August 2015 bei etwa 40 Mrd. € (allein die Deutsche Bank ist wertvoller). Der BIST ist der Index der 100 wichtigsten Aktien in der Türkei. Dazu gibt es noch den ISE-100. Der BIST steht im August 2023 bei 7900 Punkten. Das sind 150% mehr als vor einem Jahr. Die Währungs- und Finanzkrise schert den türkischen Aktienmarkt wenig.   Am 03.08.15, als die Börse nach fünf Wochen wieder öffnet, wird er schwer gebeutelt (-16%, am Folgetag noch -4 %; viele Firmen wandern aus). 

Die älteste Aktienbörse ist die Amsterdamer Börse von 1602. Der wertvollste Konzern in der Wirtschaftsgeschichte nach dem Aktienwert ist bisher Apple. Nobelpreisträger Shiller aus den USA eine eine spezielle Formel für die Bewertung von Aktien entwickelt auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Ein KGV berechnet sich aus dem Börsenwert eine Unternehmens geteilt durch seinen (erwarteten) Jahresgewinn. Er soll Über- und Unterbewertungen signalisieren. Weitere Indikatoren für die Lage an den Finanzmärkten sind die folgenden: Renditedifferenz. Die Zinsdifferenzkurve zeigt die Differenz zwischen der Rendite kurz laufender und lang laufender Anleihen. Investoren orientieren sich dabei an US-Staatsanleihen mit zwei und zehn Jahren Laufzeit. Wertpapierkredite. Kaufen Anleger Wertpapiere zunehmend auf Pump, signalisiert das eine höhere Spekulationsneigung. Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) zeigt, wie teuer ein Unternehmen an der Börse relativ zu seinem Buchwert oder Eigenkapital ist. Hinzu kommen die Anlegerstimmung, die Volatilität und die Marktbreite.

Es gibt auch einen Weltindex für Aktien. Er heißt MSCI. Die Frage ist, ob es ein echter Weltindex ist. Er hat eine Unwucht zugunsten von US-Aktien (70%, auch starke Gewichtung von GB und Japan). Es sind rund 1500 Aktien großer Unternehmen aus 23 Industrienationen. Er wird seit 1986 berechnet. Die IT-Branche ist auch übergewichtet. Nach dem Liberation Day am 2.4.25 stürzt auch der MSCI-World Aktienindex ab. Es gibt noch den Weltindex FTSE (4000 Aktien aus 49 Nationen). Die Weltindex-Aktien sind stark im ETF (Exchange Tradet Funds) vertreten.

Wichtig sind auch die Indikatoren der Geldpolitik: Die Geldmenge M1 umfasst den Bargeldumlauf sowie täglich fällige Sichteinlagen. Er gilt als zuverlässiger monetärer Frühindikator. Die Zinsstruktur misst die Differenz zwischen den langfristigen und den kurzfristigen Zinsen.  Klettern die kurzfristigen über die langfristigen Zinsen spricht man von einer inversen Zinsstruktur, was auf das Ende einer Rezession hindeutet. Das Zentrum für Europäische Politik (CEP) hat einen Default-Index entwickelt, der die Fähigkeit eines Landes misst, Auslandskredite zurückzuzahlen. Mittlerweile gibt es einen Glaubwürdigkeitsindex, der die Reputation von Notenbanken misst. Der Ruf von Fed und EZB hat danach 2017 gelitten (Quelle: Bloomberg, DZ Bank).

2015 wird ein neuer Index für den Stress an den Finanzmärkten (WSSI) entwickelt. Konstrukteur ist das Institut für Kapitalmarktanalyse (IFK) in Köln. Experten des IFK prüfen weltweit 6500 finanzielle und konjunkturelle Indikatoren, darunter Aktien-, Währungs-, und Rohstoffkurse sowie Zinsen auf Staats- und Unternehmensanleihen. Im März 2017 lassen Protektionismus, Brexit und Rechtspopulismus die Nervosität an den internationalen Finanzmärkten steigen (der WSSI steigt merklich).

US FederalReserve Bank (Fed, sie hat auch ein Reverse-Repo-Programm: US-Banken und Geldmarktfonds können über Nacht Geld parken, weil sie scheuen, es zu verleihen. Ende Mai 21 sind das 433 Mrd. $, ein Indikator für Unsicherheit an den Finanzmärkten)

- Genauso sollte man für die wichtigsten Länder die Schlüsseldaten wie Bevölkerung und Höhe des BIP und das Pro-Kopf-Einkommen nennen können (wichtig können für spezielle Fragestellungen auch die Analphabetenrate und die Sparquote sein).

- Bei einigen Themen sollte man die Grundtendenzen in der Welt im Umriss erahnen können: Verschuldung (Haushaltsdefizit: Neuverschuldung bezogen auf das BIP pro Jahr x 100; Gesamtverschuldung; auch Euro-Konvergenzkriterien von 3,0% und 60%); Staatsquote: Verhältnis der staatlichen Ausgaben zum BIP (R. Barro fand keinen Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum; setzt sich aus vielem zusammen, nicht einheitlich definiert, z. B. Sozialversicherung, Wohlfahrtseffekte der Ausgaben?).  Konjunktur (Boom, Rezession, Stagnation); Inflation (gemessen durch die Preissteigerung am Preisindex für die Lebenshaltung: hier werden laufend die Kosten eines bestimmten Warenkorbes, der eine repräsentative Güterauswahl enthält, ermittelt, die Basisperiode ergibt sich aus dem Jahr der EVS-Stichprobe). Die Inflation steht in engem Bezug zur Geldmenge:M1=Bargeldumlauf und gängiger Geldmengenbegriff, M2=M1 + Einlagen mit Laufzeit bis 2 Jahren und Kündigungsfrist von bis 3 Monate, M3=M2 + Geldmarktfonds, Geldmarktpapiere und Bankschuldverschreibungen.  Welthandel (Exporte, Importe), Welt -BIP, Direktinvestitionen (Beteiligung, Erwerb oder Bau von Produktionsstätten im Ausland), Energie/Umwelt.

- Einige institutionelle Rahmenbedingungen sollten bekannt sein: Wirtschaftsordnung (Art der Marktwirtschaft: frei, gelenkt; welches Grundmodell?), Zentralbankstatus (abhängig, unabhängig; Bank der Banken: kontrolliert die Höhe der Mindestreserven und des Zinses), politisches System (z. B. Demokratie, Diktatur), Kultur (individualistisch, kollektivistisch), Geschichte (Tradition), Wirtschaftsstruktur (z. B. Anteil tertiärer Sektor), Integration in die Weltwirtschaftsordnung (Mitglied WTO, IWF, G8).

- Es sollte auch bekannt sein, aus welchen Quellen der empirischen Wirtschaftsforschung die Daten stammen. In Deutschland legt im Januar eines jeden Jahres die Bundesregierung den Jahreswirtschaftsbericht vor (z. B. Prognose für  2011: Wirtschaftswachstum +2,25; Haushaltssaldo -2,5%; Arbeitslosenquote +7%). Für 2013 prognostiziert das Bundeswirtschaftsministerium 0,4% Wachstum des BIP. So kommt es dann auch exakt. Für 2014 werden 1,8% Wachstum erwartet (2015 2,0%). 2016 rechnet die Bundesregierung mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7% (tatsächlich 1,9%). Das Konsumklima ist stabil. Für 2017 werden 1,4% Wirtschaftswachstum erwartet. Im Jahreswirtschaftsbericht 2019 schraubt die Regierung ihre Wachstumsprognose für 2019 auf 1,0% herunter.  2021 wird durch Lockdown und Corona mit 3,0% BIP-Wachstum gerechnet. Jahreswirtschaftsbericht Januar 2022: BIP 2020 -4,6%, 2021 2,7%, 2022 3,6%. Exporte: 2020 -9,3%, 2021 +9,4%, 2022 5,5%. Importe: 2020 -8,6%, 2021 +8,6%, 2022 +6,3%. Bruttolöhne 2020 -0,1%, 2021 +3,2%, 2022 +3,7%. Arbeitslosenquote: 2020 5,9%, 2021 5,7%, 2022 5,1%. Der Jahreswirtschaftsbericht 2023 hat folgende Erwartungen für 2023: BIP +0,2%; Inflation +6,0%; ALQ 5,4%. Für 2024 und die folgenden vier Jahre wird ein Dauerdümpeln (magere Jahre) vorausgesagt. Es wird ein dynamischeres Investitionsgeschehen" für notwendig gehalten. Der Jahreswirtschaftsbericht 2024 wird am 22.2.24 vorgelegt. Tenor ist: "Wir kommen langsamer aus der Krise als erhofft." Das Wachstum wird bei +0,2%  gesehen. Die Inflation soll sich auf 2,8% abschwächen. Der Jahreswirtschaftsbericht 2025 kommt am 29.1.25. Im Jahresdurchschnitt wird eine Teuerungsrate von 2,2% erwartet. Das Wirtschaftswachstum für 2025 wird nur noch auf 0,3% prognostiziert. Im Frühjahr und Herbst eines jeden Jahres geben die Wirtschaftsforschungsinstitute (seit 1950, 8 Institute seit 2007, 2013 soll das DIW, Berlin, das IfW in Kiel ablösen), ein Gemeinschafts-Gutachten heraus. In der Gemeinschaftsprognose der acht Institute im April 2011 wird ein Wachstum von 2,8%, eine Inflationsrate von 2,4% und eine Arbeitslosenzahl von 2,89 Mio. für 2011 vorausgesagt. Im Herbstgutachten 2011 wird 2012 nur noch ein Wachstum von 0,8% gesehen (Arbeitslose 2,8 Mio., Preise +1,8%, HH-Defizit -0,6%). Das Herbstgutachten 2012 der Institute für die Bundesregierung erwartet für 2013 nur noch ein Wachstum von 1 Prozent. Die Inflationsrate wird bei 2,1% gesehen. Im Frühjahresgutachten wird nur ein Wachstum von 0,8% erwartet (2014 1,9%). Andere Daten werden wie folgt gesehen: Arbeitslose 2,87 (2,72), Anstieg der Verbraucherpreise 1,7 (2,0). Im Herbstgutachten 2013 wird ein schwacher Aufschwung 2014 erwartet (1,8%; 2013 0,4%). Etwa 33 Mrd. € stehen bis 2018 für Schuldenabbau, gerechteres Steuersystem und Investitionen zur Verfügung. Im Frühjahrsgutachten im April 2014 werden die geplanten Sozialleistungen und der Mindestlohn kritisiert. Im Herbstgutachten 2014 der Institute wird konstatiert, dass die Regierungspolitik (Rentenpaket, Mindestlohn) Arbeitsplätze kostet. Im Frühjahrsgutachten 2015 wird ein Wirtschaftswachstum für 2015 von 2,1% prognostiziert (von 1,2% erhöht; 2016 1,8%). Die Zahl der Erwerbstätigen soll auf 43,01 (2016: 43,24) steigen (2,72 Mio. AL). Im Herbstgutachten 2015 sehen die Institute gute Aussichten für die Konjunktur in Deutschland (1,8% Wachstum 2015 und 2016 wegen der großen Kauffreude).  Die zuletzt enttäuschenden Exportzahlen könnten diese Prognose noch durcheinander bringen. Im Frühjahresgutachten wird die Prognose für 2016 revidiert (nur noch 1,6%; Inflation 0,5%; ALQ 6,2%). Im Herbstgutachten 2016 wird die Prognose des BIP-Wachstums für das laufende Jahr auf 1,9% angehoben (Staatskonsum, Verbraucher). Im Frühjahrsgutachten 2017 erwarten die Forscher 1,5% Wachstum 2017. Sie sehen Risiken durch den möglichen Handelskrieg mit den USA. Im Herbst 2017 heben sie die Wachstumsprognose an: 1,9% (2018: 2,0%, 2019: 1,8%; ALQ ). Sie mahnen Änderungen in der Abgabenpolitik an. Im September 2018 (Herbstgutachten) wird die Wachstumsprognose für 2018 gesenkt (auf 1,7%). Im Frühjahr 2019 senkt man sie weiter auf 0,8% (wenn harter Brexit, noch weiter runter). Auch für 2019 wird man pessimistischer (Handelskonflikt, Brexit, Schulden Italiens; deshalb 1,9%; 2020 1,8%). Im Herbst 2019 geben die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose im Herbstgutachten (Gemeinschaftsgutachten)  ab: für 2019 (0,5%) und 2020 (1,1%) BIP-Wachstum. Ab 2021 soll die Wirtschaftsituation besser werden. Die Arbeitslosenzahlen werden werden 2020 leicht ansteigen, ebenso die Inflation. Der Finanzierungsüberschuss des Staates wird zurückgehen. Im Frühjahr 2020 steht das Frühjahrsgutachten ganz im Zeichen der Corona-Krise:2020 -4,2% Wachstum, 2021 + 5,8%. Das Herbstgutachten verstärkt den Negativtrend: Wachstum 2020 -5,4%, Wachstum 2021 +4,7%-. Im Frühjahr 2021 erstellt man folgende Prognose: 2021 BIP +3,7%, 2022 3,9%. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognose für 2021 im Herbstgutachten 21 von 3,7% auf 2,4% gesenkt (Corona-Krise überwunden, Lieferengpässe bei Vorprodukten). Prognose für 2022 3,9%. Im Herbst 2022 geht man von einer Rezession 2023 aus (-0,4%). Vgl. Holtemöller, Oliver u. a.: Gemeinschaftsdiagnose: Energiekrise, Inflation, Rezession und Wohlstandsverlust, in:  Wirtschaftsdienst H. 10/ 2022, S. 761-765. Im Frühjahr 2023 sieht die Prognose wie folgt aus: Leichtes Wachstum 2023 von 0,3%. 2024 1,5%. Entspannung bei der Inflation 2024 (2,4%?).  Vgl. Holtemöller, O. u. a.: Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2023, in: Wirtschaftsdienst 4/ 2023, S. 259-263. Im Herbstgutachten 2023 revidieren die Institute ihre Wachstumsprognose für 23 auf -0,6% (auch für 24 und 25 Prognose). Weiterhin werden IR, ALQ und Staatsüberschuss prognostiziert. Im Frühjahrsgutachten für 2024 werden für 24 +0,1% Wachstum des BIP erwartet (für 25 +1,4%). ALQ 2024 5,8%, 2025 5,5%. IR 2024 +2,3%, 2025 +1,8%. Nach der Prognose der Wirtschaftsforschungsinstitute im September 24 soll das BIP 24 um -0,1% zurückgehen, 2025 um +0,8% steigen (Herbstgutachten). I Im Spätherbst erscheint jährlich das Gutachten des Sachverständigenrates für Wirtschaft (seit 1963, Vorsitzender 2013 Christoph M. Schmidt, RWI-Essen (2021 vakant); werden auch die "Fünf Weisen" genannt, Lars Feld, Walter-Eucken-Institut Freiburg; Peter Bofinger, Würzburg; Claudia M. Buch; Volker Wieland ). Im neuen Gutachten 2011 wird für 2012 ein Wachstum von 0,9% (2011: 3,0%) erwartet. Die Arbeitslosigkeit soll 2012 im Schnitt bei 2,89 Mio. liegen (6,9%). An Inflation wird 2012 1,9% erwartet. Es wird ein Euro-Tilgungsfonds empfohlen. Im Gutachten 2012 gibt es Kritik an den jüngsten Regierungsbeschlüssen (Abschaffung Praxisgebühr, Zuschussrente, Betreuungsgeld). Es wird von den "Fünf Weisen" eine bessere Konsolidierung des Haushalts gefordert. Reformen werden bei der Unternehmensbesteuerung und der Ökostromförderung angemahnt. Das Wachstum soll 2013 0,8% betragen.  Im Gutachten 2013 warnen die "Fünf Weisen" vor Mindestlohn und Mietbremse. 2014 prognostizieren sie ein Wirtschaftswachstum von 1,6%. Die Zahl der Erwerbstätigen soll auf den Rekordwert von 42,1 Mio. steigen. Die Arbeitslosenquote wird knapp unter 7% liegen (2,95 Mio. AL). Im Gutachten des SRW 2014 wird der Regierung die Verantwortung für die schwache Konjunktur gegeben. Für 2014 wird ein moderates Wachstum des BIP von 1,2 Prozent erwartet (von 1,9% herunterkorrigiert). Das Jahresgutachten 2015 sagt für 2016 Folgendes: Wirtschaftswachstum 1,6%; Arbeitslose 6,6%; Preise +1,2%; Überschuss Staatskasse 0,2%. Im Jahresgutachten 2016 sprechen sich die Weisen für ein späteres Renteneintrittsalter und die Ausweitung des Niedriglohnsektors aus. Die Wirtschaftsweisen erhöhen im März 2017 ihre Wachstumsprognosen: 2017 1,4%; 2018 1,6%. Im Haupt-Gutachten im Herbst 2017 erhöhen sie die Prognose für 2018 auf 2,2%. Der Soli sollte Schritt für Schritt abgeschafft werden. Die Situation der Gemeinden sollte verbessert werden. Im Herbstgutachten 2018 senken die Wirtschaftsforscher die Prognose für 2018 deutlich (von 2,3 auf 1,6%). Die Abkühlung der Weltkonjunktur und der spürbare Fachkräftemangel gehen an der deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorbei (2019: 1,5%). Die Arbeitslosigkeit geht aber weiter zurück und die Inflation steigt.  Im Jahresgutachten 2019, das am 06.11.19 vorgestellt wurde, prognostizieren die 5 Weisen für 2019 ein Wachstum von 0,5%, 2020 0,9%. Deutschland sei im Abschwung, stehe aber nicht vor einer Rezession. Es werden Steuersenkungen empfohlen. Sie setzen auch ein Fragezeichen hinter die "Schwarze Null". Im Jahresgutachten 2020, das im November 2020 vom SRW vorgelegt wird, wird der Einbruch weniger stark erwartet: BIP -5,1%, 2021 +3,7%. Im Jahresgutachten 2022 erwartetet der SRW für 2023 eine Rezession (-0,4%) und eine anhaltend hohe Inflation (7,4%). Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) erstellt regelmäßig monatlich einen Konjunkturbericht Deutschland. Am Ende eines Jahres führt das IW (Institut der deutschen Wirtschaft) im Auftrag des BDI bei den Industriebranchen eine Umfrage über die Wirtschaftsaussichten im nächsten Jahr durch. 2013 rechen für 2014  26 von 48 Wirtschaftsverbänden mit einer positiven Entwicklung (vor allem im Bau, 5 Mrd. € im Koalitionsvertrag). Ein großes Beschäftigungsplus wird nicht erwartet. Die Verbandsumfrage 2014 für 2015 zeigt eine leicht positive Stimmung. In einer Umfrage Mitte 2022 erwartet ein Viertel der Unternehmen sinkende Produktion (Gasknappheit, Rezession, Zinsanstieg).  Das Finanzministerium gibt einen Finanzbericht heraus, der viele internationale Übersichten enthält. Alle zwei Jahre gibt es den Subventionsbericht der Bundesregierung. Die EU kritisiert hier, dass die Empfänger in der Landwirtschaft nicht genannt werden. Vergleichbare Institutionen gibt es auch in den USA und Japan. Alle genannten Institutionen sind bei den Links vertreten. Von 2005 bis 2008 fährt der Bund seine Subventionen um 2 Mrd. € zurück. Darüber hinaus gibt es noch andere - zum Teil private - Institute, die Indikatoren erstellen: Das Marktforschungsunternehmen GfK konstruiert den Konsumklimaindex. Dies geschieht seit 1980 (2000 Verbraucher, 600 Interviewer, alle Ausgaben der privaten Haushalte, drei Teile: Anschaffungsneigung, Einkommenserwartung, Konjunkturerwartung). 2014 wird eine Revision des Indikators in Angriff genommen. Gesamtwirtschaftliche Aspekte wie Preiserwartungen und Arbeitslosigkeit spielen heute eine größere Rolle. Die GfK ist nicht mehr unabhängig. Sie wird von Investor KKR dominiert und umgebaut.  Im März 2011 steigt der Index auf den höchsten Stand (6,0) in Deutschland seit 2007, weil die Verbraucher mit höheren Einkommen rechnen. Er fällt danach langsam wieder (auf 5,2 im September 2011, am positivsten ist die Einkommenserwartung). Im Februar 2013 steigt der Index auf den höchsten Wert seit November 2012. Ende 2013 steigt das Barometer sogar auf 7,4 Punkte (niedrige Zinsen, Kauflaune). Das ist der höchste Wert seit August 2007. Ende Januar steigt der Index sogar auf 8,2 (Lohnerwartung, Zuversicht); im Februar auf 8,5. Im Juli 2014 erreicht er 8,9 und damit den höchsten Stand seit sieben Jahren (Schub durch niedrige Zinsen). Im August steigt er noch mal auf 9,0. Sogar Ende des Jahres 2014 ist er noch hoch wegen des niedrigen Ölpreises. Ende Januar 2015 erreicht er den höchsten Stand seit 2001. Im April werden 10,0 erwartet. Laut dem GfK-Index Ende 2015 dürfte der Private Konsum auch 2016 eine Stütze der Konjunktur bleiben. Der Index steigt sogar noch leicht an zu Beginn von 2016. Im Herbst 2016 sinkt er nach dem Brexit und dem Terror. Im Mai 2017 steigt der Index überraschend stark an (so gut wie seit 2001 nicht). Er erhöht sich dann im Juni 17 noch mal. Für Februar/ März 2018 sinkt der Index (Regierungsbildung, Börsenturbulenz, US-Handelshemmnisse). 2018 insgesamt bleibt das Konsumklima stabil auf hohem Niveau. Es steigt die Bereitschaft zu teueren Anschaffungen. Im April 2019 geht der Index gegenüber dem 1. Quartal wieder nach oben (stabiler Arbeitsmarkt, Rentenerhöhung). Im Juli 2019 sinkt der Index um 0,3 Zähler (9,8: tiefster Stand seit April 2017). Im Oktober 2019 steigt die Kauflaune wieder (9,9). Durch die Corona-Krise 2020 ist die Kauflaune im freien Fall. Ende April 2020 ist der Index bei -23,4. Im September 2020 stabilisiert er sich wieder (-1,7). Dann stürzt die Konsumlaune wegen des Ukraine-Krieges ab (-15,5 Ende März 2022). Im Juni 2022 ist die Konsumlaune auf dem Tiefpunkt: -27,4. Für August 22 prognostiziert die GfK -30,6. Im Herbst 2023 geht die Sparneigung wieder in die Höhe und schicken den Konsumklimaindex in den Keller. Nach drei Rückgängen in Folge kann sich der Index zum Weihnachtsgeschäft 2023 wieder stabilisieren: Dezember 23 -27,8. Im März 2024 zeigt sich die Stimmung leicht verbessert:   Seit 2010 gibt es einen Frühindikator für die Ausgaben der privaten Verbraucher. Er wird am DIW in Berlin erstellt. Datengrundlage sind die monatlichen Umfragen der EU-Kommission (Dreger, C./ Kholodilin, K.: Forecasting Private Consumption by Consumer Surveys, DIW, Berlin Sept. 2010). Das RWI in Essen berechnet den Konsumindikator. Er besteht aus 41 Kategorien, die für private Konsumausgaben besonders relevant erscheinen.  Das RWI veröffentlicht seit 2011 alle drei Monate einen aktualisierten Indikator. Grundlage sind Google-Daten. Das Handelsblatt Research Institute veröffentlicht den HDE-Konsumbarometer. Es besteht aus sechs Fragen an repräsentativ ausgewählte Konsumenten. Erhoben werden Konsum- und Sparneigung. Im Februar 2021 verbessert sich die Konsumentenstimmung trotz Corona. Die Zuversicht der deutschen Verbraucher wächst. Im März geht das Barometer steil nach unten. Im  April steigt es wieder an. Im Mai 2021 steigt es weiter an. Doch auch die Preise klettern. Anfang 2022 hat sich die Stimmung der Konsumenten verschlechtert. Die Konjunkturaussichten für das 1. Quartal verdunkeln sich. Im Juni 2022 erholt sich das Konsumbarometer wieder (Höhepunkt der Teuerungswelle erreicht?). Gegenüber dem Vormonat rutscht im September 2022 das Konsumbarometer wieder ab (-0,28 Punkte). Die Stimmung der Verbraucher sinkt auf ein Rekordtief. Trotz steigender Preise sind die Verbraucher im Januar 2023 wieder zuversichtlicher. Das Barometer steigt auf 88,5 (Basis Januar 2017 = 100). Im April 2024 steigt die Stimmung im vierten Monat in Folge. Sie steht auf dem höchsten Stand seit 2021, aber die Sparneigung ist auch noch hoch.  Im August 24 sinkt der HDE wieder auf 97,7, dann weiter. Im Dezember steigt er wieder auf 97,5 (Weihnachtsgeschäft).  Das Ifo - Institut in München berechnet das Geschäftsklima. Es ist wohl der wichtigste Frühindikator in Deutschland. Jeden Monat werden 7000 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, Bau, Groß- und Einzelhandel über die aktuelle Geschäftslage und die Perspektiven für die nächsten sechs Monate befragt. Den Index gibt es seit 1969 (erste Umfrage 1949; dadurch lange Reihen möglich).  Dieser erreicht im Januar 2011 mit 110,3 den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Im November 2011 steigt er überraschend wieder an. Im Januar 2013 kündigt er einen Konjunkturaufschwung an. Im September 2013 steigt er zum fünften Mal in Folge. Im Januar 2014 erreicht er sogar 110,6. Im Juli 2014 sinkt der Index auf 108,0 (Konflikte in Gaza und der Ukraine). Im Herbst 2014 sinkt der Index weiter (Exportindustrie leidet aufgrund der Krisen). Ende Oktober 14 fällt er auf den tiefsten Stand seit Ende 2012. Im November 2014 geht er wieder nach oben. Ende März erreicht er den höchsten Stand seit Juli 2014. In den ersten 5 Monaten 2015 sinkt der Index leicht. Im Mai 2017 steigt der Index auf einen Rekordwert (Erleichterung nach Macrons Wahlsieg). Im April 2018 sinkt der Index im fünften Monat in Folge. Eine Rezession wird aber nicht erwartet. Trumponomics zeigt aber Wirkung. Im August 2018 steigt der Indes deutlich ("Waffenstillstand" mit Trump). Im November 2018 sinkt der Index auf 6,6 ab (von 19,6; Sorgen um Italiens Staatsschulden, Euro-Konjunktur). Im Februar 2019 sinkt er weiter ab (Brexit, Handelsstreit mit USA, weltweite Konjunkturflaute). Im März 2019 steigt der Index überraschend wieder an. Im Mai sinkt der Index weiter ab (97,9 von 99,2 im April). Er fällt noch weiter im Sommer 2019 (Juli, August; auf 94,3). Die Anzeichen für eine Rezession (längerer Rückgang der Wirtschaftsleistung) verdichten sich. Im März 2020 geht der Index rapide nach unten (87,7, Grund ist die Corona-Krise). Im April sinkt er auf 74,3. Insgesamt ist das der stärkste Rückgang überhaupt. Nach dem Rekordtief klettert er zum dritten Mal in Folge bis Juli 2020; dann steigt er weiter (Wirtschaft setzt auf Erholung). Im Dezember 2020 steigt der Index  trotz Beschränkungen im Lockdown weiter.  Auch 2021 erweist sich die Wirtschaft als robust: Das Geschäftsklima verbessert sich weiter. Sogar in der 3.Corona-Welle im März 21 ist die Stimmung überraschend gut. Im Juli 2021verschlechtert sich die Stimmung wieder (-0,9 Punkte auf 100,8). Im Oktober 2021 geht der Index erneut weiter nach unten (Knappheitskrise, Vorleistungen; 97,7). Der Abwärtstrend verstärkt sich im November (4. Welle). Im Dezember 2021 sinkt er weiter auf 94,7 (Omikron-Variante). Im Mai 2022 zeigt der Index keine Anzeichen von Rezession:  Er steigt um 1,1 Prozentpunkte auf 93,0 Zähler. Im Juni 22 fällt er wieder auf 92,3: Sorge über die Energieversorgung. Im Juli geht er weiter runter auf 88,7  und im August 22 auf 88,5 (trübe Stimmung in den Firmen). Im September 22 fällt er im September um 4,3 Punkte  auf 84,3 Zähler. Im November 22 steigt er im vergleich zum Vormonat überraschend um +1,8 Punkte an: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bessert sich. Im Dezember 2022 steigt er noch mal auf 88,6 Punkte. Im März 2024 wird die Stimmung besser. Der Index steigt auf 87,8 Punkte nach 85,7 im Februar. Im Juni sinkt die Stimmung wieder. Der Index sinkt auf 88,6 (Mai 89,3). Er sinkt dann weiter. im August 24 auf 86,6. Die Stimmung ist im Sinkflug. Im Oktober 2024 geht der Index erstmals seit Monaten wieder nach oben/ 86,5. Im Dezember 24 steht er bei 84,7: niedrigster Wert seit Mai 2020. Im April 2025 liegt der Wert bei 86,9 Punkte (US-Zollpolitik führt zu mehr Unsicherheit).. Das Ifo-Institut berechnet für das Handelsblatt auch das Ifo-Beschäftigungsklima (darin auch Exportklima-Index). Es handelt sich um Erwartungen von 9500 repräsentativ ausgewählten Unternehmen. Sie werden nach Planungen für die nächsten drei Monate befragt. Zu Beginn 2015 klettert es auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Zu Beginn 2016 ist das Exportklima eher mau. Am Anfang 2017 sinkt der Index deutlich. Die Banken sehen Trump als Grund. Nach der Frankreichwahl im April 2017, die Macron gewinnt, wird der höchste Stand seit sechs Jahren erreicht (112,9). Im November 2017 steigt das Exportklima auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Im Juli 2019 fällt der Index überraschend kräftig 95,7, niedrigster Stand seit 2013. Im September 2022 ist der Index extrem niedrig: -6,0 Punkte bei Exporten, Im Februar 2024 liegt der Index bei 94,9Pkt. Die Konjunkturflaute dämpft die Einstellungsbereitschaft). Zusammen mit dem IAB-Arbeitsmarktbarometer indiziert es den deutschen Arbeitsmarkt in der Konjunktur.  Der Arbeitsmarkt ist eher Spätindikatoren für die Konjunktur. Das Barometer setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Vorhersage der Arbeitslosigkeit und der Vorhersage der Beschäftigung.  Zu Jahresbeginn 2025 gibt es trübe Aussichten. Im Januar 25 verschlechtert e ssich auf 98,8 Punkte (-0,4).  Der DIHK macht regelmäßig Umfragen (z. B. im Frühsommer). Die Commerzbank berechnet den Earlybird-Frühindikator für die Wirtschaftswoche. Er wurde Anfang 2000 entwickelt. Der Indikator soll früher als alle anderen Alarm schlagen. Er misst  den Kurs der Geldpolitik anhand des kurzfristigen Realzinses. Er ergibt sich aus der Differenz des Nominalzinses für Kredite mit dreimonatiger Laufzeit am Interbankenmarkt (Euribor) und dem Durchschnitt der Kernteuerungsraten (ohne Energie und Steuern). Auch die Auslandskonjunktur geht durch den Welteinkommensmagerindex mit ein (Gewicht 25%). Z. B. Januar 2010 mit 2,05 Punkte höchsten Stand seit 20 Jahren. Im Juni 2015 legt der Frühindikator deutlich zu (wieder 2,0). Im Februar 2016 rutscht der Index nach langer Zeit wieder ins Minus. Im Frühjahr 2020 rutscht der Index in der Corona-Krise auf den tiefsten Stand seit 8 Jahren. Im April 2021 steigt er wieder auf den höchsten Stand seit acht Jahren. Im August 2021 stagniert der Index (Warnsignale aus der Weltwirtschaft, Gegenwind aus China). Im Dezember 2022 sinkt er erstmals seit April 2020 unter die Nulllinie. Das deutet stark auf eine Rezession hin. Außerdem brechen die Aufträge ein. Im August 2023 sinkt er auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren. Der Indikator deutet Ende 2023 darauf hin, dass die Hoffnung auf einen Aufschwung 2024 auf Sand gebaut ist. Im März 2024 gibt der Indikator nach. Die Lethargie der Wirtschaft hält an. Seit 2011 arbeitet das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit einem Flash-Frühindikator, der die Wirtschaftsleistung im laufenden und folgenden Quartal einschätzt. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) lässt den Einkaufsmanagerindex (EMI) ermitteln. Sein Vorteil ist die internationale Vergleichbarkeit. Er kommt ursprünglich aus Großbritannien. Er orientiert sich methodisch am 80 Jahre alten amerikanischen Index (ISM, Frühindikator der US-Konjunktur und Gradmesser für die gesamte Weltwirtschaft). Im Juni 2014 liegt er bei 52,4. Im Frühjahr 2015 ist er sehr positiv in der Euro-Zone und deutet auf Wachstumsschub hin. Im Oktober 2018 indiziert er, dass Europas Wirtschaft schwächelt. Bei diesen Projekten handelt es sich eher um Frühindikatoren. Etabliert und eine der ältesten Früh- Indikatoren ist der Auftragseingang, gemessen vom Statistischen Bundesamt. Hier gehen die Auftragseingänge der Industrie ein. Diese sind im August 2014 (5,7% gegenüber Juli 2014) so stark eingebrochen wie seit 5 Jahren nicht mehr. Neu ist die Mautstatistik. Sie kann als Frühindikator für die Konjunktur benutzt werden. Allerdings ist die Korrelation mit den anderen Frühindikatoren nicht besonders hoch. Neu ist auch die Nutzung der "Schwarmintelligenz" in der Konjunkturforschung. Es handelt sich um eine Konjunkturbörse, die auf die Einschätzung vieler Studenten im schnellen Internet setzt. Man spricht auch von Konjunkturschwarm. Speziell für den sozialen Bereich wird ein Sozialbericht erstellt vom Arbeitsministerium. 2009 fließen wegen der Wirtschaftskrise 754 € in Sozialausgaben (gut ein Drittel des Nationaleinkommens). Das Mannheimer ZEW berechnet ein Stimmungsbarometer (Konjunkturerwartungen). Es wird für jeden Monat errechnet. Im Februar 2024 ist es unerwartet deutlich gestiegen. Es gibt Licht am Konjunkturhorizont. Im März 2024 steigt die Stimmung weiter (31,7 Punkte). Grund dürfte die Erwartung auf Zinssenkung der EZB sein. Im November 24 ist das Barometer extrem tief 13,2 Punkte (Ampel-Aus, Trump - Sieg). Im Februar 2025 steigt das Barometer unerwartet stark um 15,7 Punkte auf 26. 

Die EU arbeitet mit eigenen Indices, in denen auch Werte für Deutschland ermittelt werden. Die EU-Kommission erhebt einen Index, der die konjunkturelle Entwicklung misst für die Eurozone und die gesamte EU. Daneben wird die Wirtschaftsstimmung und das Geschäftsklima (Auftragslage, Exportaufträge, Produktionstrends) in Indices gemessen.

Die OECD will einen Glücksindex ermitteln. Dieser soll ein Maßstab für Wohlbefinden sein. Der Vorschlag dazu geht auf einen Forschungsbericht von Joseph Stiglitz und A. Sen zurück. Vorher entstand ein solcher Index in Bhutan (Bhutan-Entwicklungs-Index, "Bruttonationalglück"). Auch in Deutschland beschäftigt sich eine Bundestagskommission mit der Frage. Die OECD arbeitet mit den Kriterien Wohnsituation, Einkommen, Arbeit, soziale Bindungen, Umwelt, Gesundheit, Verbindung von Privat- und Berufsleben. Jedes Jahr wird in Deutschland ein Glücksatlas ermittelt. Das Fach "Glück" gibt es auch als Schulfach. Zuerst in Heidelberg. Mittlerweile in 100 Schulen in Deutschland und Österreich. Glück wird als Selbst- und Kulturtechnik gelernt. Es ist auch Fach an den Universitäten Münster und München.

Coronakrise und Konjunkturforschung: In der Corona-Krise 2020 wird die traditionelle Konjunkturforschung zum Glücksspiel. Neue Daten müssen zum Zuge kommen mit neuen Methoden. Einige setzen als Prognosehelfer Satellitenbilder ein. Andere wollen mehr mit indirekten Daten arbeiten (Stromverbrauch, LKW-Verkehr). Noch intensiver soll Big Data eingesetzt werden. Vgl. Losse, Bert/ Fischer , Malte: Propheten im Ausnahmezustand, in: WiWo 20, 8.5.20, S. 40f. Bei der hohe Exportquote Deutschlands können Prognosen aber nur halbwegs genau sein, wenn gleichzeitig eine Prognose der EU und der Weltwirtschaft damit verbunden ist. Das können Konjunkturforschungsinstitute in Deutschland naturgemäß aber nur begrenzt, egal welche Rechnungsmethoden - Änderungen sie national vornehmen.

- Prognose: Das BIP wird jährlich und für Quartale prognostiziert. Kurzfristige Quartalsprognosen gibt es vom Statistischen Bundesamt (StBA, sechs Wochen nach Ende eines Quartals für das nächste) und von Barclays - Handelsblatt (sofort im laufenden Quartal vor dem StBA). Im Herbst 2009 wird eine Prognosebörse der Konjunktur eingerichtet (Handelsblatt, IW, TH Karlsruhe). Diese Prognosebörse EIX sagt Konjunkturdaten relativ gut voraus. Gut ist auch die Bloomberg-Umfrage unter Bankvolkswirten. Das ZEW in Mannheim ermittelt den ZEW-Konjunkturindex für mittelfristige Konjunkturerwartungen, der monatlich herausgegeben wird. Da er Finanzanalysten und institutionelle Anleger befragt (ca. 260), ist er eher ein Stimmungsbarometer für die Finanzmärkte (korreliert hoch mit der Entwicklung der wichtigsten Aktienindices; Trends bei Zinsen, Wechselkursen und Börsenindices).  Seit der Finanzkrise 2008 sinkt die Prognosekraft. Mitte 2014 steht der Index so tief wie seit Dezember 2012 nicht mehr. Achter Rückgang in Folge. Im Oktober 2017 legt der Index stark zu. Das Risiko der Überhitzung wird gering eingeschätzt. Im Januar 2018 steigt der Index so stark wie nie. Nach der Corona-Krise steigt der Index wieder an: im September 2020 um 5,9 Punkte auf +77,4. Mitte Februar 2022 geht der Index weiter nach oben (Corona-Einschränkungen weniger). Mitte 2022 sinkt der Index sehr stark (-25,8% auf -53,8; Zinsanstieg, Rezessionsangst, Energieknappheit). Im August 2022 fällt er auf -55,3.  Im März 2025 schnellt er nach oben: 51,6 Punkte (Finanzpaket). Auch der Index des Handelsverbandes HDE, das HDE-Konsumbarometer, zeigt die Stimmung der deutschen Verbraucher an. Er wird vom Handelsblatt - Research - Institut berechnet. Im neuen Jahr 2021 droht dem Handel durch Corona ein Fehlstart.  Prognostiziert werden auch die Steuereinnahmen von einem Arbeitskreis "Steuerschätzungen" (seit 1955). Unter Federführung des Bundesfinanzministerium treten 35 Fachleute zusammen (Wirtschaftsforscher, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, SRW, Länderfinanzministerien, Kommunale Spitzenverbände). Grundlage der Schätzung sind die Eckdaten der Bundesregierung. Für jede Einzelsteuer errechnen die Arbeitskreismitglieder Prognosen. Als nächstes werden die auf Bund, Länder und Gemeinden sowie die EU entfallenden Steuern ermittelt. Nach der Prognose des Arbeitskreises "Steuerschätzungen Ende 2013 werden in den kommenden Jahren die Steuereinnahmen kontinuierlich ansteigen. Im Jahre 2018 wird das 2012 erzielte Aufkommen um 131,5 Mrd. € überschritten. Die Steuerquote wird merklich zunehmen (inflations- und progressionsbedingt). Die Steuerschätzung 2014 geht von einem Plus bei den Steuern von 19,1 Mrd. € bis 2018 aus. Die Steuerschätzung 2015 rechnet für 2016 mit einem Minus von etwa 3 Mrd. €. 2016 gibt es fünf Milliarden Euro mehr für den Staat. Die Steuerschätzung 2016 rechnet für die nächsten Jahre mit höheren Einnahmen: 2016 696 Mrd. €, 2021 836 Mrd. €. Der AK "Steuerschätzung revidiert im November 2017 seine Prognose für 2017 vom Mai: Es werden 734,2 Mrd. € erwartet, 1,8 Mrd. mehr. Für 2022 lautet die Prognose 889 Mrd. €. In der Steuerschätzung 2018 erhöhen die Steuerschätzer ihre Prognose für 2018 (775,3 Mrd. €). Die Steuerschätzung 2019 (Mai) sagt in den nächsten fünf Jahren zurückgehende Steuereinnahmen voraus. Für 2020 werden -100 Mrd. € erwartet wegen der Corona-Krise. Im September 2020 legt der AK "Steuerschätzungen" eine neue Prognose vor: Corona lässt die Steuereinnahmen 2020 drastisch einbrechen (81,5 Mrd. €; Bund 44, Länder 35, Kommunen 15,6, EU 4). Bis 2024 betragen die Rückgänge -315,9 Mrd. €.  Mitte November 2020 legt der Arbeitskreis Steuerschätzung neue Zahlen vor: Die Steuereinnahmen sind höher als im September befürchtet. Die staatlichen Steuereinnahmen fallen 2021 und 2022 noch geringer aus als gedacht (Schätzung im Mai 21): Erst 2023 wird der Bund wieder so viel Steuern einnehmen wie 2019. Die Steuerschätzung im November 2021 bringt Erfreuliches zutage: Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern dürften bis 2025 um 179 Mrd. € höher ausfallen als noch im Mai 21 geschätzt. Allein für 2021 werden 38,5 Mrd. € mehr Steuern erwartet. Nach der Schätzung 2022 können Bund, Länder und Kommunen bis 2026 mit 220,4 Mrd. € Mehreinnahmen rechnen. Die Prognose ist aber mit riesigen Unsicherheiten behaftet. Quelle: Arbeitskreis Steuerschätzungen.  Ende Oktober 2023 setzt der Arbeitskreis die Steuerschätzung bis 2026 noch mal nach oben: +126,4 Mrd. € (viele Steuern auch durch die Inflation, Umsatzsteuer, Einkommenssteuer). Die Schätzung ändert sich im Mai 2023: Der Arbeitskreis Steuerschätzungen rechnet nur noch für 2024 mit 962 Mrd. € Einnahmen. Damit gehen die Steuereinnahmen um rund 34 Mrd. € zurück. Grund ist wohl der beschlossene Inflationsausgleich.  Auch die Bundesregierung selbst erstellt jährlich eine Frühjahrsprognose (-projektion). 2010 sieht die Regierung ein Ende der Krise und ein kleines Job-Wunder. Für 2011 wird mit 2,6% Wachstum (2012 1,8%) gerechnet. In der Schätzung im Herbst 2011 werden für den Gesamtstaat 16,2 Mrd. € mehr Steuern erwartet. Im April 2015 wird für 2015 und 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,8% erwartet. Trotz des ungelösten Handelskonflikts mit der USA rechnet die Bundesregierung 2018 mit dem kräftigsten Wirtschaftswachstum seit 2011. Es werden 2,3% erwartet (2019 2,1%). Das Plus kommt durch höhere Konsumausgaben, Exporte und den Bauboom. 2021 wird die Prognose der Bundesregierung mehrmals revidiert wegen der Corona-Krise. Man rechnet 2021 mit +3,6% Wachstum des BIP. 2023 werden 0,4% Wachstum des BIP erwartet und eine Inflationsrate von 5,9%. Im April 2025 rechnet die Bundesregierung für 2025 mit einer Stagnation (BIP - Veränderung 0,0%), ALQ 6.3%, Inflation 2,0%. Prognosen macht ebenfalls die EU-Kommission. Sie sind in der Regel für das laufende und das folgende Jahr. Sie werden sowohl für die EU als auch für die Eurozone erhoben. Im Mai 2023 ist die EU-Kommission zuversichtlich. Sie gibt folgende Frühjahrsprognose für die EU ab: Wirtschaftswachstum 2023 1,0%; 2024 1,7%. Inflation 2023 6,7%; 2024 3,1%. Arbeitslosigkeit 6,2%; 2024 6,1. Staatsverschuldung 2023 -3,1%; 2024 -2,4%. Die Prognose gibt es auch für die Eurozone.  Konjunkturprognosenprognosen werden auch von der OECD erstellt. "Meide den, der behauptet, sowohl "was" als auch "wann" vorherzusagen", Michael Burda, Ökonom, Humboldt-Uni Berlin. Mittlerweile wird versucht, mithilfe von Internetsuchanfragen die Konjunkturprognosen zu verfeinern. Googlemetrics wird diese neue Disziplin genannt. Für Prognosen gilt: Je größer die Zielscheibe, desto besser die Schützen. Auch die einzelnen Wirtschaftsforschungsinstitute geben Prognosen ab. Für 2026 erwarten drei Institute für 2026 einen Aufschwung (unter Einrechnung der Sondervermögen). Es sind das KfW/ Kiel, das IWH/ Halle und das RWI/ Essen. Die Prognosen liegen zwischen 1,2 und 1,5 %. Das IfO - Institut in München gibt für 2026 folgende Prognose ab (März 2025): BIP +0,8%; Inflation 2,0%; ALQ 6,0%.

"Die Zukunft gehört denen, die die Möglichkeiten erkennen, bevor sie offensichtlich werden", Oscar Wilde.

Die Prognose ist eines der schwierigsten Gebiete der empirischen Wirtschaftsforschung. Im langfristigen Durchschnitt bewegen sich die Fehler bei Konjunkturprognosen in einer Größe von mehr als einem Prozentpunkt. Die "Wirtschaftsweisen" irrten sich im Schnitt um 1,22 Prozentpunkte. Für 2013 lieferte die Deutsche Bundesbank die treffsichere Prognose (Wachstum 0,4%, Inflation 0,5%). Die Wirtschaftsforschungsinstitute, die EU-Kommission und die Banken hatten das Nachsehen. Exakte Prognosen sind im Bereich der Bevölkerung und der Ernte möglich. In der Regel sind Prognosen bedingt, d. h. sie treffen nur zu, wenn bestimmte angenommene Rahmenbedingungen eintreten. In der Statistik wird normalerweise die Trendextrapolation mit Hilfe der linearen Regression gelehrt. Im 17. Jahrhundert schrieb der Wissenschaftler Robert Boyle eine so genannte Wunschliste der Zukunft. Die meisten Vorhersagen wurden war: Krankheiten durch Transplantation heilen, fliegen können, geographische Breiten finden (Navi) und ein Schiff, das mit allen Winden segelt (Motorschiff). Konjunkturprognosen scheitern oft an einschneidenden Ereignissen (Krisen, Kriegen, Naturkatastrophen). Konjunkturprognosen werden sinnvollerweise auf der Grundlage saisonbereinigter Daten erstellt. Extreme Wetterlagen werden aber nicht richtig berücksichtigt. Oft werden Prognosen als bedingte Prognosen ausgeführt (verschiedene Annahmen), was zu verschiedenen Szenarien führt. Eine immer größere Rolle spielen politische Krisen in Prognosen. Sie gehören zu den Bedingungen, die schwer einzuschätzen sind. "Vorhersagen sind schwierig, vor allem über die Zukunft", (wird Mark Twain, Niels Bohr oder Albert Einstein zugeschrieben). Eine Studie der Universität Oxford 2015 weist nach, dass aufwendige Konjunkturprognosen nicht treffsicherer sind als kundige Schätzungen (Simon Wren-Lewis).

In Prognosen sind die Wirtschaftswissenschaften immer recht ungenau ("dismal science"), im angelsächsischen Bereich gegenüber den exakten Naturwissenschaften). Das liegt daran, dass in wirtschaftlichen Zusammenhängen Menschen im Mittelpunkt stehen. Menschliches Verhalten ist nur bedingt vorhersehbar (Menschen ändern ihr Verhalten). Häufig unterliegen Wissenschaftler auch der Versuchung, aufgrund der Vergangenheit die Zukunft vorauszusagen. Meist macht die Ökonomie nur "wenn - dann - Aussagen". Man spricht auch von Szenarien. In Ghana droht bei schlechten Prognosen das Gefängnis. Es dürfen nicht Stellungnahmen und Gerüchte veröffentlicht werden, die Angst hervorrufen oder Alarm auslösen. Auch tiefere ökonomische Krisen dürfen nicht vorausgesagt werden. Erlaubt sind schlechte Prognosen über das Ausland.

Nicht vorhersehbar sind etwa Pandemien. Corona hat für diesen Zeitpunkt Frühjahr 2020 niemand vorhergesehen. Umso schwieriger wird das Geschäft der Prognose. Es geht um die Frage, wie stark die Wirtschaft leidet. Mathematik und Bauchgefühl müssen optimal kombiniert werden. Man spricht auch von "educated guess": Es handelt sich immer um eine Einschätzung von klugen, exzellent ausgebildeten Menschen, die sich mit allen verfügbaren Hinweisen beschäftigen, um herauszufinden, "wohin das Auto mit den zugeklebten Scheiben fährt". Siehe und vgl. Rudzio, Kolja: Mit Mathematik und Bauchgefühl, in: Die Zeit Nr. 49, 26.11.20, s. 32.

"Der Trend stellte sich stets schwächer dar, ich selbst wurde bald nichtlinear. Ich sah das Gedankengebäude stehn, von außen, als wär` ich exogen. Und niemals werde ich erfahren, was Ober- und Untergrenze waren. Mein Geist mir selbst der Unbekannte, vermengt ex post nun mit ex ante: Meine Gedanken sind unelastisch, mein Handeln unheilbar stochastisch". Aus "Klagelied des Nicht-Ökonometrikers" von D. H. Robertson (O. V. Trebeis: Nationalökonomologie, Tübingen 1994, S. 251f.

Das Zentrum für gesellschaftlichen Fortschritt (Stefan Bergheim) misst seit 1970 die gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Entwicklungen in 22 reichen Ländern. In diesem Fortschrittsindex liegen die skandinavischen Länder Norwegen, Schweden und Finnland vor Japan. Deutschland liegt an 18. Stelle. Berücksichtigt werden vier Dimensionen: Bildung, Einkommen, Gesundheit, Umwelt. Die Wirtschaftswoche (zusammen mit GPRA und TNS Emnid) berechnet einen Vertrauensindex für unterschiedliche Sparten in Deutschland. Hier liegen Die Automobilbranche und Lebensmittelbranche an der Spitze. Bewertet werden Ehrlichkeit, gesellschaftliche Verantwortung, vertrauensvoller Umgang mit den Mitarbeitern, vertrauensvoller Umgang mit Kunden und Kompetenz bzw. Qualität.

Nirgendwo sind Prognosen schwieriger als an der Börse. Die alten Modelle der Banken waren nicht komplex genug. Den Berechnungen der Ökonomen fehlte die Aktualität. Nun versuchen Hedge - Fonds den chaotischen Anforderungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) gerecht zu werden. Die ersten Versuche sind viel versprechend. Wenn die Erfolge sichtbar sind, wird sicher die Konjunkturprognose insgesamt auf KI zurückgreifen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes müssten aber schneller zur Verfügung stehen und transparenter sein. Das Bundeswirtschaftministerium hat 2019 ein Projekt "Big Data und Makroökonomie" gestartet. Vgl. Losse, Bert: Die schwierige Kunst der Propheten, in: WiWo 27, 28.6.2019, S. 38f. Vielleicht lassen sich mithilfe von künstlicher Intelligenz Vorhersagen verfeinern. Vielleicht kann man dadurch sogar Förderprogramme zielgenau zuschneiden.

KI revolutioniert auch das Prognosegeschäft der Analysten von Banken und Notenbanken. Banken entwickeln zunehmend KI-Modelle. Modelle mit maschinellem Lernen arbeiten mit umfangreichen Datenbeständen und sind in der Lage, nicht-lineare Beziehungen zwischen den ökonomischen Größen aufzuspüren und für die Prognose sichtbar zu machen. Für Entscheidungen in der Geldpolitik bei der EZB sind ei KI-Modelle aber eher Ergänzung. Zinspolitische Entscheidungen sind zu komplex. Vgl. Fischer, Malte: Algorithmus statt Glaskugel, in: WiWo 44/ 25.10.24, S. 34f.

Empirische Wirtschaftsforschung mit Algorithmen (virtuelle Ökonomie, Data Science): Man spricht von Artifical Intelligence (AI) Economist. Mit Hilfe riesiger Datenmengen soll das Verhalten der Wirtschaftssubjekte unter verschiedenen Rahmenbedingungen simuliert werden. Nicht volkswirtschaftliche Theorien stehen im Mittelpunkt, sondern Algorithmen. Es geht weniger um die Überprüfung theoretischer Hypothesen, sondern  darum, Muster zu erkennen und Vorhersagen zu treffen. Ein Salesforce - Team arbeitet an einem Forschungsprojekt dazu (Richard Socher, David Parkes/ Harvard). Als erstes Untersuchungsprojekt wurde die Steuer- und Verteilungspolitik ausgewählt. Noch werden Faktoren wie Bildung, Religion, Status, Geschlecht nicht berücksichtigt. Das Modell ist noch relativ einfach. In Deutschland könnte der hohe Datenschutz eine Hürde sein. Beim Bundesforschungsministerium wurde ein Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten eingerichtet. Vgl. Losse, Bert/ Hohensee, Matthias: Professor Algorithmus, in: WiWo 26, 196.2020, S. 38f. Die Forschung mit Big Data für die Konjunkturforschung wird immer mehr verfeinert und ausgebaut. Vielleicht werden die Konjunkturprognosen treffsicherer. Vgl. Adamsen, Hendricke: Die Suche nach den magischen Daten, in: Wiwo 25/ 16.6.23, S. 38f.

Firmenmodelle für die Zukunft: Grundlage kann etwa die Formtheorie von Spencer-Brown sein. Das Zukunftsinstitut entwickelte daraus die Methode der Re-Gnose. Die Position eines Unternehmens wird in Markt und Gesellschaft ganzheitlich verortet. Damit wird die Grundlage für einen Wandlungsprozess gelegt. Produkt, Verfahren, Organisation, Markt, Wirtschaft, Gesellschaft, Mensch werden verbunden mit Arbeit, Management, Business Modell, Unternehmenskultur, Kommunikation, Grundbedürfnissen. Vgl. Horx, Matthias: Die Zukunft nach Corona, Berlin (Econ) 2020.

Funktionsweise von Prognosen: Wichtig ist das zugrunde liegende Modell. Bekannt ist der Zukunftstrichter von Joseph Voros. Es ist ein Versuch, die Unmöglichkeit von Prognosen abzubilden. Je weiter sie in dei Zukunft reichen, formt sich in einem Koordinatensystem ein Trichter, dessen Spitze in der Gegenwart liegt und Richtung Zukunft immer weiter wird. Hierin sind auch wichtige Ereignisse abgebildet (Krebserkrankungen sind besser behandelbar, Aktivitäten im Metavers, Dritter Weltkrieg, Erderwärmung). Vgl. Fichtner, Ullrich: Geboren für die großen Chancen, in: Der Spiegel Nr. 52. 24.12.21, S. 12ff.

Geschichte von Prognosen: Eine der ersten Denkfabriken für Zukunftsforschung war die RAND Corporation in den USA. Sie wurde 1948 vom Flugzeugbauer Douglas gegründet. Sie erstellte Studien und Analysen für das Militär. Es gab schon Vorläufer während des Krieges. Im Kalten Krieg entstanden solche Forschungseinrichtungen auch in anderen Ländern für militärische Zwecke. Erst in den Sechzigerjahren entstanden zivile Einrichtungen. Die Zuverlässigkeit der Vorhersagen kann kaum geprüft werden. Jede Vorhersage verändert die Gegenwart und auch die Zukunft.

Superprogostiker: Die Methoden werden immer besser. Ob Kriegsverläufe, Fußballergebnisse oder das Wetter. Ganz wichtig ist wohl das Training von Prognosen. Einzurechnen sind auch bestimmte Effekte: 1. Überraschung. 2. Bester Vergleich. 3. Zufall. 4. Es gibt mehr als eine Zukunft. 5. Üben. Vgl. Der Spiegel 28/ 6.7.24, S. 88ff.

-Messung von Wohlstand: Immer mehr rückt man vom Bruttonationaleinkommen (oder BIP) ab. Das Bruttonationaleinkommen eignet sich nur bedingt als Indikator für Wohlstand (eine einzelne Zahl hat immer beschränkte Aussagekraft). Die Haushaltsproduktion, ökologische und soziale Aspekte, Ehrenamt, Arbeit für die Familie und Schwarzarbeit finden keine Berücksichtigung. Im Finanzsektor treiben Spekulationsblasen die Marktwerte nach oben. Das Leben ist immer mehr als Transaktionen. Der Gini-Koeffizient kann die Verteilung von Reichtum darstellen. Der ökologische Fußabdruck misst, wie viel Agrarland benötigt werden, um die Ressourcen zu beschaffen, die die Einwohner verbrauchen. Der Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) wird jährlich vom UNDP der UN berechnet. Neben BIP pro Kopf gehen auch Lebenserwartung und Bildungssystem ein. 2012 liegt hier Norwegen vor Australien. 2018 gewinnt auch wieder Norwegen. Hinter der Schweiz und Irland liegt Deutschland auf Platzt vier. Der Glücks-Index (Happy Planet Index, HPI) kombiniert Lebenserwartung, Lebenszufriedenheit und ökologischen Fußabdruck. Beabsichtigt ist auch, dass Bruttonationaleinkommen breiter zu messen: Der Konsum ist in reichen Ländern nicht mehr so sehr Glücksbringer, weil die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind. Andere Wünsche rücken ins Blickfeld, wie Umwelt, Arbeitsbedingungen und sozialer Zusammenhalt. Trotzdem hängt Zufriedenheit auch immer noch von Geld ab. Interpretiert man Wohlstand Richtung Lebensqualität kommen weitere Größen dazu: Nicht-Armutsrisiko, Soziale Kontakte und Beziehungen, Bildung, Gesundheit, persönliche Aktivitäten. Mittlerweile hat sich der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) etabliert. Er bezieht das natürlich, soziale und wirtschaftliche Kapital ein. Entwickelt wurde er an der FU Berlin und einer Heidelberger Forschungsstätte. Wichtige Informationen zum Wohlstand in Deutschland ermittelt auch das Sozioökonomische Panel (SOEP) des DIW in Berlin. Seit 25 Jahren läuft diese Umfrage bei rund 11.000 Haushalten. Es geht um die finanzielle, berufliche und soziale Situation. Hauptfinanzier ist das Bundesforschungsministerium (9 Mio. €). Die Umfragen führt infas durch. Es gibt eine Sonderstichprobe Flüchtlingshaushalte (bis 2022, seit 2016). Das Gegenteil von Wohlstand misst die Armutsquote. Nach der amtlichen Grenze beginnt in Deutschland unterhalb eines Einkommens von 60 Prozent des Medians die Armut. Der Median ist das Einkommen, welches von 50 Prozent der Bevölkerung über- und von 50 Prozent unterschritten wird. Wenn sich das Einkommen sehr stark erhöht, erhöht sich natürlich auch der Median. Außerdem ist das steuerlich erfasst Einkommen zu unvollkommen (Schwarzarbeit, Haushaltsproduktion). Die Quote misst also weniger die Armut als die Ungleichheit. Ab 2019 soll die Messung der Situation bei Superreichen verbessert werden. In Deutschland fehlt es an validen Informationen über die Reichenhaushalte. Bisherige Quellen waren die EVS, die Vermögensanalysen der Deutschen Bundesbank und das SOEP. Neue Projekt sind geplant: "Oversampling" der Deutschen Bundesbank, eigenes Umfrage - Panel über die Hochvermögenden. Vgl. Lösse, Bert: Blackbox Superreiche, in: Wirtschaftswoche 10, 1.3.2019, S. 40f. Healthiest Country Index: Rangliste, die vom US-Medienkonzern Bloomberg auf gestellt wird. Als Indikatoren gehen ein Ernährung, ärztliche Versorgung, Lebensart, Lebenserwartung u. a. ein. 2019 liegt Spanien an der Spitze. Der OECD Better Life Index ist ein interaktives Tool, mit dem User verschiedene Länder im Bezug auf elf Faktoren des Wohlergehens vergleichen können, darunter Umwelt, Gesundheit, Zufriedenheit.  Der Social Progress Index (Porter/ Stern) misst anhand von 54 Indikatoren, inwieweit Länder die Bedürfnisse ihrer Bürger erfüllen. Dazu gehören auch menschliche Grundbedürfnisse sowie Bedürfnisse im Zusammenhang mit Chancen.

Wohlstand in der EU: Gerechtigkeitsindex der Bertelsmann-Stiftung. Nach der Finanzkrise droht der EU eine soziale Spaltung: Die Bertelsmann-Stiftung hat einen EU-Gerechtigkeitsindex konstruiert: Danach hat sich das Gefälle zwischen den Staaten Nordeuropas und Südeuropas vergrößert. Deutschland liegt auf Platz sieben. Dänemark und die Niederlande an der Spitze. Auf dem letzten Platz liegt Griechenland.

Jahreswohlstandsbericht der Grünen in Deutschland: Er enthält folgende Kernindikatoren: Umwelt - Ökologischer Fußabdruck, Artenvielfalt und Landschaftsqualität; Soziales - Einkommensverteilung, Bildungsabschlüsse. 3. Wirtschaft - Nationaler Wohlfahrtsindex, Anteil von Umweltschutzgütern an den Industriewarenexporten. 4. Gesellschaft - Subjektive Lebenszufriedenheit, Governance-Index.

Nationaler Wohlfahrtsindex (NWI): Einst vom Umweltbundesamt gefördert, heute vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung und er evangelischen Kirche. . Forscher sind Hans Diefenbacher, Roland Zieschank. Der Index wird seit 1991 berechnet. Der alternative Index berücksichtigt Einflüsse, die sonst vernachlässigt werden: Einkommensverteilung, Privater Konsum, Wert der Hausarbeit, Wert ehrenamtlicher Arbeit, Ausgaben für Gesundheit und Bildung, Kosten der Treibhausgas-Emissionen, Chancenverteilung, Kriminalität, Verkehrsunfälle. Vgl. Heuser, Uwe Jean/ Pletter, Roman: Maßloser Wohlstand, in: Die Zeit Nr. 34, 13. August 2020, S. 21ff.

Die Stiglitz - Kommission (mit Sen) hat 2009 Empfehlungen gemacht, wie Wohlstand und Lebensqualität besser zu ermitteln sind. Diese Vorschläge greifen Ende 2010 die Wirtschaftsweisen in Deutschland und Frankreich auf. Sie schlagen keine weichen Faktoren wie "Happiness", aber die Aufnahme von "Lebensqualität" und "Nachhaltigkeit" vor. Im Januar 2011 nimmt eine Bundestagskommission zur Wohlstandsmessung ihre Arbeit auf. Sie ist mit 17 Abgeordneten und 17 Wissenschaftlern besetzt. Sie heißt Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" (Chefin Daniela Kolbe, SPD). Neben Lebensqualität sollen auch Verteilungsfragen, Verschuldung, Bildung, Gesundheit, Freiheit und Umwelt eine Rolle spielen. Wertschöpfung soll genauer erfasst werden (Schwerpunkt technischer Fortschritt). Schäden durch soziale Ungleichheit sind sehr umstritten. Für den Bereich "Ökologie" gibt es drei Leitindikatoren: Treibhausgase, Artenvielfalt und Stickstoffbelastung. Zusätzlich werden zehn Warnindikatoren definiert. In der dritten Gruppe von Hermann Ott einigt man sich auf "Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung". Dann aber ist es mit der Einigkeit vorbei. Vor der Bundestagswahl 2013 ist die Kommission erst einmal gescheitert. Die Mehrheit der Regierungskoalition ist für ein Armaturenbrett ("dashboard"), dass verschiedene Indikatoren nach Bedarf hinzunimmt als Beilage und bei der politischen Steuerung helfen soll. Im April 2013 wird der Abschlussbericht vorgelegt. Im Mai wird er im Bundestag diskutiert. Resultat könnte ein jährlicher Wohlstandsbericht sein. England und Frankreich haben ähnliche Kommissionen. Die Diskussion ist in China und Indien auch sehr stark (Industrieländer als Vorreiter!). Vgl. www.destatis.de (Startseite, "Unseren Wohlstand messen künftig zehn Indikatoren"). Neuerdings gibt es auch Ansätze, die Bevölkerungsstimmung als Indikator für das Wirtschaftswachstum heranzuziehen (vgl. Bruttel, O.: Bevölkerungsstimmung als Indikator für Wirtschaftswachstum, in: Wirtschaftsdienst 2013/ 6, S. 390-395).   "Wohlstand beginnt dort, wo der Mensch anfängt, mit dem Bauch zu denken", Norman Mailer, US-Schriftsteller.

Welthunger-Index: Nach dem Welthunger-Index 2015 hungern weltweit 795 Menschen (oder leiden an Unterernährung; Quelle: Welthungerhilfe). Eine der Hauptursache sind die bewaffneten Konflikte Der Welthunger-Index erfasst die Situation in 117 Ländern.

Index für die Vorsorgesysteme der Nationen (Melbourne Mercer Pensionsfonds Index): Am besten schneiden Dänemark und die Niederlande ab. Deutschland liegt auf dem 13. Rang. In den Indikator fließen ein Armut im Alter, Fairness, Rücklagen u. a.

-Messung des Konsums: Seit 2010 gibt es einen Frühindikator für die Ausgaben der privaten Verbraucher. Er wird am DIW in Berlin erstellt. Datengrundlage sind die monatlichen Umfragen der EU-Kommission (Dreger, C./ Kholodilin, K.: Forecasting Private Consumption by Consumer Surveys, DIW, Berlin Sept. 2010). Das RWI in Essen berechnet den Konsumindikator. Er besteht aus 41 Kategorien, die für private Konsumausgaben besonders relevant erscheinen.  Das RWI veröffentlicht seit 2011 alle drei Monate einen aktualisierten Indikator. Grundlage sind Google-Daten. Das Handelsblatt Research Institute veröffentlicht den HDE-Konsumbarometer. Es besteht aus sechs Fragen an repräsentativ ausgewählte Konsumenten. Erhoben werden Konsum- und Sparneigung.

Das Marktforschungsunternehmen GfK konstruiert den Konsumklimaindex. Dies geschieht seit 1980 (2000 Verbraucher, 600 Interviewer, alle Ausgaben der privaten Haushalte, drei Teile: Anschaffungsneigung, Einkommenserwartung, Konjunkturerwartung). 2014 wird eine Revision des Indikators in Angriff genommen. Gesamtwirtschaftliche Aspekte wie Preiserwartungen und Arbeitslosigkeit spielen heute eine größere Rolle. Die GfK ist nicht mehr unabhängig. Sie wird von Investor KKR dominiert und umgebaut.

Experimenteller Konsumindex: Wurde von Wissenschaftlern im Ifo-Institut/ München konstruiert (Fourne, Lehmann). Der Index arbeitet mit wöchentlich aktualisierten Kreditkartendaten (beinahe Echtzeit). Er ist nicht zeitlich verzögert, wie dei Einzelhandelsumsätze.

-Messung von Verschuldung und Haushaltstransparenz: Schlüsselgrößen der Staatsverschuldung: 1. Schuldensumme. 2. Zins. 3. Wachstum. 4. Etatsaldo.

Die aktuelle Entwicklung der Schulden wird mit folgender Formel berechnet: Aktuelle Schuldenquote=(1 + Z)/1 + W) x Schuldenstand/Bruttoinlandsprodukt des Vorjahres - E. Legende: Z für Zins, W für Wachstum, E für Etatsaldo.

Das ZEW entwickelt 2021 einen Indikator für Transparenz im Bundeshaushalt. Im Auftrag des Bildungsministeriums wurde der neue Indikator entwickelt. Er misst die "Zukunftsquote". Die soll ausdrücken, wieviel Geld der Bund für Zukunftsaufgaben ausgibt. Aktuell 2021 liegt die Quote unter 20% (2019 18,3%, 65,3 Mrd. €). In die Zukunftsquote finden solche Positionen Eingang, die zur Erhaltung oder Verbesserung von Sach-, Natur- und Humankapital führen. Vgl. HB Nr. 212, 2.11.21, S. 13.

-Messung der Verteilung: International vergleicht man normalerweise den Gini-Koeffizienten. Der Wert eins definiert totale Ungleichheit. Bei null besteht völlige Gleichheit. Graphisch kann dies an der Lorenz-Kurve dargestellt werden. Deutschland liegt beim Einkommen bei 0,3 (gleicher als USA, Japan, China, Großbritannien). Die USA liegen bei 0,38, Japan bei 0,33 .Dänemark hat einen Wert von 0,25 (OECD). National werden Einkommens- und Vermögensverteilung betrachtet. 2008 hatte in Deutschland das reichste Zehntel der Bevölkerung 52,9% des Nettovermögens. 1,2% des Vermögens sind im Besitz der ärmeren Hälfte der Haushalte (Quelle: EVS 2008; 4. Armuts- und Reichtumsbericht; Der Spiegel 7/2013, S. 40). 2010 gegenüber 2000 hatte das unterste Zehntel  der Haushalte bezogen auf das verfügbare Einkommen einen Rückgang von -10,3% zu verzeichnen. Das oberste Zehntel einen Zuwachs im gleichen Zeitraum von 15,5% (Quelle: SOEP, DIW Berlin). Es gibt große statistische Defizite. Das Statistische Bundesamt kann über Vermögen über 2 Millionen Euro kaum Angaben machen. Völlig unzureichend sind die Informationen über die Verteilung des Produktivvermögens. Immer wieder umstritten ist auch die Armutsgrenze (klar ist, dass sie relativ ist). Hier sind die Statistiken bei Auswertung immer schon einige Jahre alt (5 Jahre). Der Gini-Koeffizient wird auch in Deutschland beim Netto-Vermögen errechnet. 2008 war der Wert 0,75. International misst die NGO Oxfam die Verteilung. Die Messung ist nicht transparent. 2022 ist die Ungleichheit in der Welt größer geworden durch den Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise. Die 16 Länder, in denen die Ungleichheit zugenommen hat, sind die USA, Südkorea, Großbritannien, Israel, Spanien, Italien, die Niederlande, Japan, Australien, Kanada, Schweden, Norwegen, Belgien, Finnland, Luxemburg und Österreich. Die vier Länder, in denen die Ungleichheit abnahm, sind Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Dänemark (quelle: OECD). .

-Messung des Arbeitsmarktes: 1. Arbeitsmarktbarometer: Konstruiert und gemessen vom IAB in Nürnberg. 100 ist die neutrale Situation. 90 wäre eine schlechte Situation. 110 eine extrem gute Situation. Im März 2023 liegt der Wert bei 103,4. Vom Januar 2024 auf Dezember 2023 entwickelt es sich positiv: um 0,2 auf 100,3 Punkte. 100 ist der neutrale Wert. Der Index gilt als Frühindikator für die Arbeitsmarktentwicklung.

2. Arbeitslosenquote. Vgl. zu diese rund weiterer Kennzahlen Arbeitsmarkt bei Special/ Arbeit.

-Messung der Produktivität: 1. Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts je Erwerbstätigenstunde. Das wird vom Institut der deutschen Wirtschaft berechnet.

2. Arbeitsproduktivität: Output pro eingesetzter Einheit Arbeit. Langfristig ist die Produktivitätszunahme die wichtigste Basis für Einkommenssteigerungen. Anstieg 2006 in D um 2%, im Schnitt der vergangenen 10 Jahre 1,7%, USA 2,3%.  Stark ist der Anstieg der Arbeitsproduktivität vor allem in der Landwirtschaft. Dazu beigetragen haben veränderte Produktionsmethoden (Maschinen), Düngemittel und Pflanzenschutzmittel. Ursprung der Arbeitsproduktivität ist die Arbeitsteilung, die Adam Smith anschaulich in seinem Stecknadelbeispiel beschreibt (Der Wohlstand der Nationen, München 1978, S. 11f). Durch verschiedene Maßnahmen kann man erreichen, dass in Betrieben mehr Beschäftigte gehalten werden als man braucht, gemessen am langfristigen Produktivitätstrend (Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten). 2009 sind dies eineinhalb bis zwei Millionen. In der Industrie entdeckte F. W. Taylor als erster, dass Serienprodukte am billigsten hergestellt werden können, wenn die Arbeit in möglichst kleine Teilaufgaben zerlegt wird. Dies fand bei Henry Ford großen Anklang, der nach dieser Idee die Fließfertigung aufbaute. "His promotion came like a bolt from the blue - Seine Beförderung kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel". Das Wachstum der Arbeitsproduktivität verläuft immer langsamer: In den USA lag das Wachstum zwischen 1891 und 1972 bei 2,36%. Von 1972 bis 1996 wuchs sie um 1,38%. Von 2004 bis 2013 betrug die Wachstumsrate 1,33%. Damit wächst die Arbeitsproduktivität immer langsamer. Hängt das mit der Digitalisierung zusammen? Von der Entwicklung der Arbeitsproduktivität hängt stark unser Wohlstand ab. Nach Robert Gordon, einem der Experten aus den USA, hat sich die Arbeitsproduktivität in den USA (Jahresdurchschnittliche Wachstumsrate des BIP pro Stunde) wie folgt entwickelt: 1891 bis 1972 2,4%, 1972 bis 1996 1,2%, 1996 bis 2004 2,6%, 2004 bis 2013 1,3%, 2013 bis 2018 0.6%. Er sagt ein Ende der großen Innovationen voraus.

3. Schwieriger als nur die Arbeitsproduktivität ist die totale Faktorproduktivität zu ermitteln (vgl. Krugman: Die große Rezession a. a. O., Kap. 2), die als Maß für das technologische Niveau einer Volkswirtschaft gilt (Produktionsvolumen je Inputeinheit, wobei die verschiedenen Inputs mit ihren Faktoranteilen gewichtet werden). Die Änderung wird als Solow-Residuum gemessen. R. M. Solow (1924, Nobelpreis 1987) sah in der totalen Faktorproduktivität das Geheimnis des Wachstums.

4. Gesamtfaktorproduktivität: Grad der Effizienz, mit dem die Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden/Ressourcen, Kapital) genutzt werden. Es gibt eine ganze Reihe von Einflussfaktoren sowohl ökonomischer als auch soziokultureller Art. Damit kann man auch die großen Unterschiede im Pro-Kopf-BIP einzelner Länder erklären (neben dem statistischen Artefakt der Bevölkerungsgröße und der Auswirkungen der Kapitalbildung). In den letzten zehn Jahren (2016 rückwärts) hat sich die Produktivität (Gesamtproduktivität, aber auch Arbeitsproduktivität) weltweit kaum erhöht. Das wird auch als Produktivitätsparadoxon bezeichnet. Es ist sicher eine wesentliche Ursache für fehlendes Wachstum.

-Messung der Wettbewerbsfähigkeit von Staaten (und Städten): 1. Global Competitiveness Index, World Economic Forum. Hierbei führen 2013 Schweiz, Singapur und Finnland. Deutschland rückt auf den 4. Platz vor. 2016 fällt Deutschland auf Platz 5 hinter die Niederlande zurück. 2017 kann Deutschland diesen fünften Platz halten. 2018 rückt Deutschland auf Platz drei vor (hinter USA und Singapur). 2. World Competitiveness Yearbook, IMD. 2014 fällt Deutschland von Platz 6 auf Platz 9 zurück. 3. Global Innovation Index, Insead. 4. Sustainable Goverance Indicator, Bertelsmann-Stiftung. 5. Index of Economic Freedom, Heritage Foundation. 6. Doing Business Index, Weltbank. 7. Corruption Perception Index, Transparency International. 8. Lohnstückkosten (VWL): Indikator für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Sie errechnen sich aus dem Verhältnis der Arbeitskosten zum realen Bruttoinlandsprodukt. Steigt die Produktivität (reale BIP je Stunde) stärker als die Arbeitskosten je Stunde, sinken die Lohnstückkosten. In gewisser Hinsicht ist auch die Exportquote ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit (2012: 41,5%). Die Weltbank arbeitet mit dem "Doing-Business-Index". Er misst die Qualität der Rahmenbedingungen für Unternehmen. Es gibt 36 Indikatoren (u. a. Steuersystem, Effizienz der Gerichte) . 2012 führt Singapur vor Hongkong und Neuseeland. In letzter Zeit rücken die Energiestückkosten als Indikator für Wettbewerbsfähigkeit immer mehr in den Mittelpunkt. Umstritten sind die Berechnungsmethoden. 2023 liegt Deutschland nur noch auf Platz 22. Es führt Dänemark vor Irland und der Schweiz.

Im weitesten Sinne zur Wettbewerbsfähigkeit gehört auch die Innovation. Es gibt einen weltweiten Innovationsindex (Cornell University). Hierin werden ausgewählte Indikatoren zusammengefasst. Darunter spielen eine Rolle: Die Patentanmeldung in Relation zum BIP; Zugang zu Krediten; Know-how der Beschäftigten; IT - Nutzung; Bildungssystem; Cluster; Attraktivität für Investoren; Flexibilität und Stabilität.  Deutschland liegt 2014 auf dem 12. Platz. An der Spitze steht die Schweiz.

Ebenfalls Innovationen misst der Acatech-BDI-Innovationsindikator. Die innovativsten Länder sind die Schweiz, Singapur, Finnland, Belgien und Deutschland. Beim Subindikator Wirtschaft führt die Schweiz vor Süd-Korea, den USA, Taiwan und Israel (Quelle: Acatech-BDI-Innovationsindikator 2015).

Der Digital Readiness Index von Karl-Heinz Land und der Wirtschaftswoche versucht die Digitalisierung der Wirtschaft zu messen.

Der Standortindex DIGITAL des Bundeswirtschaftsministeriums: Er besteht aus 48 Indikatoren. 1. Markt (17 Indikatoren). 2. Infrastruktur (17 Indikatoren). 3. Nutzung (14 Indikatoren). Vgl. Gerpott, T. J.: Standortindex DIDITAL: Nützlich zum Erkennen von Handlungserfordernissen im IKT-Sektor?, in: Wirtschaftsdienst 2016/1, S. 26ff.

Standortindex des IW: Bewertung des Standortes. Man misst eine Reihe von Indikatoren: Unternehmerische Freiheit, Zahl der Steuerzahlungen, Zeitaufwand bei Steuerzahlungen, Breitband, Lebenserwartung, Unternehmenssteuern, Einkommensteuer, Arbeitskosten, Stromkosten. Deutschland liegt auf Platz 4 hinter Schweiz, USA, Niederlande.

Nation Brands Index: Er misst das ansehen der Nationen in den sechs Bereichen Regierung, Exporte, Tourismus, Investment & Immigration, Kultur sowie Menschen. 2016 lag Deutschland an erster Stelle. Es folgen die USA und Japan.

Wirtschaftswoche-Zukunftsindex und Niveauranking: Bewertet werden Städte in Deutschland. Bei der Zukunft liegt 2017 Darmstadt an erster Stelle vor München. Beim Niveau führt München vor Ingolstadt.

Risikoatlas: Bewertungskriterien sind Politische Stabilität, Gefahr von Streiks, Unruhen, Sabotage, Terror, (Bürger-) Krieg, Aufstände.  es werden Gefahrenstufen unterschieden. Es gibt fünf. Quelle: AON.

Global Competitiveness Report (World Economic Forum): 2019 wurden 141 Länder untersucht. Es führte Singapur vor den USA und Hongkong. 

Doing Business Index (World Bank 2019): In 190 Ländern. Es führt Neuseeland vor Singapur und Dänemark.

Exportperformance: hier wird ein Index berechnet. Der Indikator erfasst, wie sich dei Exporte von Waren und Dienstleitungen eines Landes relativ zu den Zielmärkten entwickeln. Mit OECD-Daten  wird berechnet, welche Rolle die deutschen Importe bei einem Handelspartner spielen. Insgesamt ist der Index 2024 auf 0,86 Gesunken. Am stärksten ist der Anteil an den Importen folgender Länder gesunken: GB, Frankreich, China, Malaysia, Japan, Thailand, Brasilien, USA. Vgl. HB 4.2.25, S. 8f.

Anteil (Prozentsatz) des Tourismus an der Bruttowertschöpfung (BIP): Krisenanfälligkeit von Ländern in Pandemien. Je höher der Anteil ist, desto höher ist die Krisenanfälligkeit (Spanien, Italien, Griechenland). Im deutschen Fall spricht man insofern von "Branchen-Glück".

Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften: Indikatoren: 1. Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (hier führen die USA). 2. Einkommensverteilung (Gini, geringster Wert wichtig, Schweden vorne). 3. Arbeitsproduktivität (BIP je Beschäftigten in Dollar, es führt Schweden). 4. Erfindergeist (Internationale Patentanmeldungen, China vorne). 5. Wettbewerbsfähigkeit (WEF, es führen die USA vor Japan). Hochschulabschluss (es führt Großbritannien). Vgl. Pennekamp, J.: Soziale Marktwirtschaft in der Zange, in: FAZ Nr. 92, 21. April 2021, S. 19.

Messung der Wettbewerbsfähigkeit durch das ZEW/ Mannheim: Im Mittelpunkt stehen Schlüsseltechnologien, Innovationen und Patente. Es geht insgesamt um 6 Faktoren. Gemessen wird in Europa.  Deutschland fällt 2022 auf den 18 Platz unter den 21 führenden Ländern zurück. Die USA sind Spitzenreiter, auf dem letzten Platz ist Ungarn. Der Länderindex wird seit 2006 erhoben. Verbesserung in Deutschland wird vor allem beim Bildungswesen gesehen.

Resilienz einer Volkswirtschaft, Roman Herzog Institut: Damit muss aber auch die ganze Volkswirtschaft krisenfester  werden. Deutschland zeigt sich durchaus resilienter als andere Wirtschaftsnationen. Bei der Gesamt - Resilienz (Index; 10 bester Wert, 0 schlechtester Wer; bestehend aus Wirtschaft, Umwelt/Ökologie, Inklusion) führt Norwegen, vor Finnland, Schweden, Schweiz Dänemark. Deutschland liegt mit 7,9 vor den USA, Bulgarien, China und Russland. Quelle: Roman Herzog Institut, Fund of Peace, HB 28.3.23, S. 9.

Modernität einer Volkswirtschaft (vfa, über Kapitalstock):  Zum Kapitalstock eines Landes zählen Fabrikgebäude, Maschinen, Straßen, Schulen, geistiges Eigentum, Software, Datenbanken. Der Kapitalstock bildet mit den Arbeitskräften die Grundlage dafür, wie sich eine Volkswirtschaft entwickeln kann. Um die Modernität des Kapitalstocks zu erfassen, werden Bruttokapitalstock (alle Güter mit ihrem Neuwert) zum Nettokapitalwert (Abschreibungen abgezogen) in  Beziehung gesetzt. Deutschlands Kapitalstock hat in den vergangenen Jahren erheblich an Qualität eingebüßt. Deutschland liegt hinter Kanada, Frankreich, Südkorea und anderen. Studie der Volkswirte des vfa 2023.

Stellung bei der Elektromobilität: Mc Kinsey und die WiWo haben den EVI entwickelt: Electric Vehicle Index. Der EVI 2024 zeigt, China ist kaum noch einzuholen.

-Messung der Digitalisierung: Digitalisierung bei KMU: Die Deutsche Telekom erstellt einen Digitalisierungsindex. Der wird auch speziell für KMU gemacht: Digitalisierungsindex Mittelstand.  Der Gesamtindex aller KMUs liegt bei 100. Daran gemessen ergeben sich für einzelne Sparten folgende Werte 2020: Digitalisierung der Dienstleister 51, 05. Beziehung zum kunden 48, -7. Digitale Angebote und Geschäftsmodelle 39, -9. IT - Informationssicherheit, Datenschutz 68, 0.

Der Standortindex DIGITAL des Bundeswirtschaftsministeriums: Er besteht aus 48 Indikatoren. 1. Markt (17 Indikatoren). 2. Infrastruktur (17 Indikatoren). 3. Nutzung (14 Indikatoren). Vgl. Gerpott, T. J.: Standortindex DIDITAL: Nützlich zum Erkennen von Handlungserfordernissen im IKT-Sektor?, in: Wirtschaftsdienst 2016/1, S. 26ff.

Der Digital Readiness Index von Karl-Heinz Land und der Wirtschaftswoche versucht die Digitalisierung der Wirtschaft zu messen.

Digitalisierungsindex: Er miss den Grad der Digitalisierung nach Branchen. Er wird vom Institut der deutschen Wirtschaft ermittelt (IW, IW Consult). Er soll zeigen, wo die Schwächen in Deutschland liegen. Großunternehmen seien deutlich stärker digitalisiert als mittelständische Unternehmen. Den größten Nachholbedarf hätten Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten. Bei den Branchen führt naturgemäß die Informationstechnik (273 Punkte), vor Fahrzeigbau (193), Elektrotechnik/ Maschinenbau (144,3), Unternehmensnahe Dienstleistungen (135), Grundstoffe/ Chemie/ Pharma (99,4), Verkehr/ Logistik (75,3), Handel (74,9), Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe (66,7), Tourismus (64,4). Quelle: Handelsblatt Nr. 232, 30. 11.2020, S. 10.

Digitale Wettbewerbsfähigkeit: Sie wird für die G7-Staaten gemessen. Zuerst für die Zeitspanne 2018 bis 2020. Es führt Kanada vor Italien, Frankreich, USA, GB, Deutschland und Japan. Quelle: Digital Riser Report 2021.

-Messung der Liberalisierung einer Wirtschaftsordnung: Die Fraser Institute (Index der wirtschaftlichen Freiheit) haben eine Messmethode entwickelt. Der Grad der ökonomischen Freiheit wird anhand ausgewählter Kategorien gemessen (10 Punkte= höchste Freiheitsstufe). Wichtigste Indikatoren sind der Umfang der Staatstätigkeit, die Arbeitsmarktregulierung und die Unternehmensregulierung. 2013 führt Hongkong vor Singapur und Neuseeland. Deutschland liegt auf dem 19. Rang. Zuletzt 2020: Es führt Hongkong vor Singapur und Neuseeland.

Die Bertelsmann Stiftung lässt den Bertelsmann Transformationsindex (BTI) berechnen. 250 Experten erheben und analysieren Daten in 129 Umbruchsländern. Der BTI gibt Auskunft über Erfolge und Rückschritte auf dem Weg zur sozialen Marktwirtschaft und zur Demokratie. Indikatoren sind Versammlungsfreiheit, freie und faire Wahlen, Meinungsfreiheit, Gewaltenteilung, Schutz der Bürgerrechte.  2016 ist der Anteil der Länder, in denen religiöse Dogmen die Politik beeinflussen, auf 33% gestiegen.

Rangliste der Pressefreiheit: Sie wird von den Reportern ohne Grenzen aufgestellt. Auf dem ersten Platz liegt Norwegen. Die skandinavischen Länder liegen vorne. China liegt auf Platz 177 und damit weit hinten. Deutschland liegt 2020 auf Rangplatz 11 und ist leicht aufgestiegen.

Steuerattraktivitätsindex: Bewertet Länder anhand von 20 Faktoren. Je höher der Wert, desto attraktiver ist ein Land für Firmen (Indexbereich zwischen 0 und 1). Quelle: LMU. 2018 liegen die Vereinigten Arabischen Emirate mit 0,93 auf dem 1. Platz vor Bahrain (0,92), Bahamas (Bermuda, Cayman) 0,90, Malta (0,71), Niederlande (0,61), Luxemburg (0,59).

-Messung der Nachhaltigkeit (Ökologie): Ranking Nachhaltigkeitsbericht von Unternehmen. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Berlin und Future, Berlin. Nach einem Benchmark - Prinzip werden deutsche Unternehmen jährlich in eine Rangfolge gebracht.

Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): Es wurde von der Umweltorganisation der UN (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 1988 gegründet, um einerseits den wissenschaftlichen Kenntnisstand in der Klimaforschung zu dokumentieren und andererseits die Weltpolitik zu beraten (der 1. Bericht 1990 sprach noch von natürlichen Klimaschwankungen; der 2.Bericht 1995 war Grundlage des Kioto-Protokolls). 2007 erhielt er den Friedensnobelpreis. Der IPCC forscht nicht selbst, sondern trägt vorhandene Daten zusammen, analysiert sie und gibt Empfehlungen, über die verhandelt und abgestimmt wird. Aktueller Weltklima-Bericht am 02.02., 02.03., 03.05., 17.11. 2007, 2500 Wissenschaftler beteiligt; Präsident Rajendra Pachauri (soll in seinem Forschungsinstitut Teri/ New Delhi Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben); jetzt nur noch Ex-Präsident: der Mensch steht als Ursache des Klimawandels fest; in den nächsten 30 Jahren steigen die Temperaturen um 0,7 Grad, bis 2100 um 4,0 Grad. Mehr Wirbelstürme, stärkere Niederschläge und weiter schmelzende Eispanzer mit steigendem Meeresspiegel wären die Folgen. Bis 2020 soll die Welternte um 50% zurückgehen. Der Klimawandel sei eine so große Gefahr wie ein Weltkrieg. Ca 8 Jahre bleibt Zeit, gegenzusteuern (würde etwa -0,12 Prozentpunkte jährlich beim Wachstum bedeuten). Die Prognosen sind im Klimahaus Bremerhaven zu sehen. 2010 stellt sich heraus, dass schlampig gearbeitet wurde: die Gletscher im Himalaja werden nicht bis 2035 verschwunden sein. Deshalb richtet die UN 2010 einen Aufpasser ein. Im September 2013 wurde ein weiterer Bericht vorgelegt. Die Meeresspiegel drohen stärker zu steigen. Bis zum Jahr 2100 können sie - je nach Szenario - um 26 bis 82 cm ansteigen. Damit gibt es große Gefahren für die Küstenregionen "The American way of life is not up for negotiation", George W. Bush auf dem Umweltgipfel in Rio 1992.Die USA zweifeln auch den Weltklimabericht an.

Umweltökonomische Gesamtrechnung (UGR, StBA): Veränderung im Naturvermögen, die durch wirtschaftliche Tätigkeiten ausgelöst werden. Durchführung Statistisches Bundesamt (StBA) als selbständige Rechnung. Drei Schritte: Umweltzustand, Entstehung der Umweltbelastungsströme und Flächennutzungen, Umweltschutzmaßnahmen. Indikatoren zur Umweltbelastung, Indikatoren des Umweltzustandes, Indikatoren des Umweltschutzes. Nicht-monetäre und monetäre Daten, Veränderungen des Umwelt-Kapitalstocks. Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verzerren aber weiterhin: In Ländern, die wirtschaftlich stark abhängig sind von Bergbau, Erdöl, Holz und anderen Ressourcen, geht ein Großteil des Konsums auf Kosten künftiger Generationen; vgl. J. Stiglitz, Im freien Fall, München 2010, S. 445.

Klima-Risiko-Index: Er wird von der Umweltschutz-Organisation German-Watch jährlich erstellt. Zugrunde liegen Daten von Munich Re. Der Index bezieht sich auf Länder. Auch Deutschland ist stark betroffen. Nur wenige Unternehmen berichten über die ökonomischen Folgen des Klimawandels.  Seit dem Jahre 2000 sind bis 2020 bei Extremwettern (heftige Stürme, Fluten, Hitzewellen) 500.000 Menschen ums Leben gekommen. Die wirtschaftlichen Schäden lagen bei 2,1 Billionen €. Deutschland befindet sich unter den 0 am stärksten betroffenen Ländern. Quelle: Studie von German Watch 2021. 

Weltrisikobericht: Er wird vom Bündnis "Entwicklung hilft" erstellt. Er kommt jährlich heraus. Spitzenplätze haben die Philippinen, Indonesien und Indien inne. China hat einen Sprung nach vorne gemacht. Deutschland liegt auf Platz 98 von 193 Ländern.

Nachhaltigkeit zahlt sich aus: Man muss die "begünstigenden Faktoren" verbessern und quantifizieren. Dann wird der finanzielle Erfolg des Unternehmens verbessert. Man muss folgende Bereiche betrachten: 1. Innovation. 2. Operative Effizienz. 3. Marketing und Vertrieb. 4. Kundenbindung. 5. Risikomanagement. 6. Mitarbeiterengagement. 7. Lieferantenbeziehungen. 8. Medienberichterstattung. 9. Einbinden von Stakeholdern. Man spricht von der ROSI -Methode (Return on Sustainability Investment): Man macht zunächst eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsprojekte und findet heraus, welche Gewohnheiten und Methoden sich dadurch verändern lassen. Anschließend ermitteln Sie den immateriellen, den finanziellen Nutzen und den monetären Gesamtwert. Vgl. Whelan, Tensie/ Douglas, Elyse: Nachhaltigkeit zahlt sich aus, in: HBM April 2021, S. 66ff.

Nachhaltigkeit als Trend ("Grüner Schein"): Klima schonend und sozial verträglich ist ein Megatrend ab 2020. Dabei gibt es eine Reihe von Akteuren: 1. Der Banker. Jede Bank will Green Bonds auflegen. Es gibt auch Spezialbanken dafür. 2. Die EU-Kommission: Für die Fianzbranache ist 2021 Mairead McGuiness zuständig. Drei Artikel der EU-Verordnung sind relevant (Artikel 6, Artikel 8, Artikel 9). 3. Der Unternehmer. 4. Rating - Agenturen (Sustainalytics, RobecoSAM, MSCI, KLD, Video Eiris, Asset4). Sie haben einen großen Einfluss, liegen aber oft weit auseinander. Sie berechnen z. B. den Fußabdruck oder schätzen. 5. Der Privatanleger. Vgl. Goebel, J. u. a.: Grüner Schein, in: WiWo 15/ 9.4.21, S. 14ff.

Umweltforschung als Bürgerbewegung (Freizeitforscher, "Neugierige Nasen"): Die Bewegung gibt es in allen Forschungsbereichen. Man arbeitet mit interessierten Laien und engagierten Bürgern. Berühmt wird ein Projekt aus Belgien. 5000 Freiwillige sammeln Daten zur Erderwärmung. Wissenschaft wird zur Bürgerbewegung. Jeder kann mitmachen ohne Uni-Abschluss. Das Interesse zählt, nicht der Bildungsgrad. Grundstücksbesitzer in Flandern halten Temperatur, Feuchtigkeit, Stickoxidgehalt fest. Vom Internet werden die Daten an eine n Server der Uni Antwerpen übermittelt und dort ausgewertet.

Energiewende-Index (Weltwirtschaftsforum): Es führen 2021 (Quelle WEF, Davos) die skandinavischen Länder (Schweden, Norwegen, Dänemark). Deutschland liegt auf Platz 18: Die Umwelt-Technik ist top, der Strompreis ein Flop. Die USA liegen auf Platz 24, China auf 68. Vgl. FAZ Ne. 92, 21. April 2021, S. 17.

Index EVI: Stellung von E-Autos: Der Index kommt von McKinsey und der Wirtschaftswoche. Bei den Elektroautos führen folgende Länder: Bei der Stärke der Produktion líegt China weit vorne vor Deutschland. Bei der Nachfrage führen Norwegen, Schweden und die Niederlande.

-Messung der Innovationen: Innovationsindex der Un-Organisation für Geistiges Eigentum (Wipo). 2023 liegt Deutschland auf Platz 9. Es wurde von Südkorea gegenüber dem Vorjahr überholt.

-Kennzahlen im (Extra-) Ausland: Der Case-Shiller Index zeigt die Entwicklung des US-Immobilienmarktes. Er enthält auch Teilindices für die Immobilienentwicklung der wichtigsten US-Wirtschaftsregionen und wird monatlich veröffentlicht. Federal Fund Rate: Ist der Zinssatz, der in den USA für Tageskredite innerhalb des Bankensystems gilt. Sie wird von der US-Notenbank gesteuert, indem sie dem Markt Liquidität entzieht oder zuführt. Die Federal Fund Rate gilt als der Leitzins der US-Geldpolitik. Der US Einkaufsmanagerindex wird vom Institute for Supply Management (ISM) in Arizona angefertigt. 400 Einkaufsmanager (aus 20 verschiedene Branchen)  werden befragt. Er deckt auch den Euro-Raum ab. Seit 1931 wird die Befragung mit Unterbrechungen durchgeführt (Zeitkosten ca. 10 Minuten). Der Index hat eine Gewichtung (kleineren Unternehmen sind wegen ihrer Häufigkeit übergewichtet). Der Index gilt als Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Im Mai 2015 steigt der Index an und könnte einen Aufschwung indizieren.  Zum Jahresende 2020 zeigt der Index ein Stimmungsplus. Das ist ein gutes Zeichen für 2021 nach dem Katastrophenjahr 2020. Mittlerweile wird auch ein Einkaufsmanagerindex in China erstellt. Mitte 2012 sinken die Einkaufsmanagerindizes in China und Europa. Das Institut IHS Market mit Hauptsitz in London berechnet auch regelmäßig einen Einkaufsmanagerindex. Er wird für Großbritannien, Deutschland, Japan, China und die USA errechnet. Der Consumer Sentiment Index der University of Michigan misst die Konsumneigung der Verbraucher in den USA. Der Baltic Dry Index (BDI) wird von Baltic Exchange in London (Seefrachtbörse) veröffentlicht. Dabei handelt es sich um ein weltweites Maß für die Verschiffung wichtiger Frachtgüter. Es geht vor allem um Zement, Eisenerz, Kohle. Der Index ist ein wichtiges Frühwarnsystem für den Zustand der Weltwirtschaft. Zwischen Mitte Juni und Mitte Juli 2015 steigt der Index um 36 Prozent. Dabei sind die Frachtraten der  Rohstoffe Eisenerz, Kohle und Getreide auf den 26 wichtigsten Seerouten der Welt ausschlaggebend. Der Anstieg geht vor allen auf die chinesische Nachfrage zurück. Nach dem auftreten des Corona-Virus in China ist der Index im freien Fall. Die OECD arbeitet mit dem OECD-Frühindikator. Prognos ermittelt jährlich aus 34 Einzelindikatoren (z. B. Lohnkosten, Bildungsstand, Höhe der Zölle) für 100 Länder der Welt den Freihandels- und Investitionsindex. Die Rangliste wird von der EU, Singapur, den USA und Hongkong angeführt. Der US-Dollar-Index misst den Außenwert des Greenback gegenüber einem Korb aus sechs Währungen. Er zeigt an, dass die Leitwährungsfunktion des Dollar verblasst. Die Statistikabteilung der FAO in Rom berechnet den FAO-Lebensmittelindex. Er misst die Preisentwicklung der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweit. Darunter ist auch der Mais als eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Der Good Country Index misst, wie viel Gutes die Staaten für die Welt tun. Er wurde vom Briten Simon Anholt erfunden. 2014 liegt an erster Stelle Irland vor Finnland. Deutschland liegt auf Platz 13. Vgl. www.goodcountry.org . Gender Gap Index: Auf Anregung des Weltwirtschaftsforums in Davos seit 2006 erhoben. Er misst die Ungleichheit von Geschlechtern in Gesellschaften und Kulturen. Deutschland steht 2014 auf Platz 11. Kuwait ist als erstes arabisches Land auf 117. Syrien hat mit Platz 143 den drittletzten Platz. In arabischen Kulturen gibt es das Phänomen des "Taharrush gamea". Es handelt sich um gemeinschaftliche Belästigung von Frauen in der Öffentlichkeit. Es tritt in Kulturen auf, die ein Dreieck von religiösem Druck, Sex als Tabuthema und eine patriarchalische Gesellschaftsform haben. 2016 wird ein neuer Index entwickelt (Unsicherheitsindex), der misst, wie sich politische Unsicherheit auf die Wirtschaft niederschlägt. Vgl. Scott R. Baker/ Nicholas Bloom/ Steven j. Davis: Measering Economic Policy Uncertainty, November 2016.

Global Link Model: Es wird vom IHS Market Institut in  London (auch Filiale in Frankfurt)  errechnet. Mitbegründer des Instituts war Lawrence R. Klein, der 1980 den Nobelpreis erhielt. Das Modell besteht aus drei Bausteinen. 1. Data. 2. Countries and Dependencies. 3. E-Views/ Economic Simulation Engine. Es gibt drei Versionen: Standard, Enhanced und Premium. Ab 2017 wird folgendes prognostiziert: Europas Aufschwung geht weiter. Der Anteil der faulen Kredite bleibt aber zu hoch. Trumps Politik wird zu höherem Wachstum in den USA führen: 2017 2,3%, 2018 2,6%.

Internationale Verflechtungen werden unter anderem durch die Exportquote, die Importquote, den Offenheitsgrad und den Außenhandelsanteil gemessen. Ein neuer Früh-Indikator für den Welthandel ist der RWI/ISL-Containerumschlag-Index. Es sind die größten 20 Containerhäfen weltweit enthalten. Die weltweiten Frachtraten misst auch der Baltic-Dry-Index (HRI, Bloomberg, Oxford Economics). Zu Beginn von 2016 fallen die Werte rapide. 2023 erholt sich die Weltwirtschaft nur im Schneckentempo (128).

Grad der Globalisierung in der Welt: Weltwirtschaft und Welthandel (Entwicklung): Der Vergleich wird als Indikator der Globalisierung interpretiert. Zwischen 1990 und 2007 wächst der Welthandel stärker  als die Weltwirtschaft. Ab 2012 wächst die Weltwirtschaft stärker als der Welthandel. Die Globalisierung verliert an Tempo. Quelle: Der Spiegel, Nr. 19/ 2.5.2020, S. 73 (nach Daten der WTO, IWF, IW).

2015 hat das IW (Institut der deutschen Wirtschaft) einen Indikator konstruiert, der die weltweit verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt und vereinfacht - die "Konjunkturampel". Sie besteht aus drei Sektoren, die in Variablen aufgeteilt sind: 1. Produktion (Industrieproduktion, Auftragseingang, Einkaufmanagerindex). 2. Beschäftigung (Erwerbstätige, Arbeitslose, Arbeitslosenquote). 3. Nachfrage (Privater Konsum, Konsumentenverhalten, Investitionen, Exporte). Dafür wird u. a. in folgenden Räumen gemessen: Deutschland, Euro-Raum, USA, China. Als Ausprägungen der Konjunktur gibt es Verbesserung (grün), Keine relevante Veränderung (gelb), Verschlechterung (Rot).

Die weltweite Konjunktur lässt sich auch mithilfe des Kupferpreises erklären. Kupferpreis, US-Einkaufmanagerindex und Weltindustrieproduktion korrelieren hoch (so das RWI-Essen). Der Rohstoffradar misst die Volatilität ausgewählter Preise. Er stellt die durchschnittliche Abweichung vom Mittelwert der vergangenen zwölf Monate grafisch dar. Hohe Schwankungsbreiten indizieren steigende Preis- und Planungsrisiken (Quelle: dreimal jährlich in der Wirtschaftswoche).

RWI-Containerindex: misst den Welthandel. Er beinhaltet den Container-Umschlag. Ende 2020 geht der Index nach oben und signalisiert eine Erholung des Welthandels nach der Corona-Krise.

Kiel Trade Indicator: Bewegungsdaten von Containerschiffen in mehreren Hundert Häfen und Seeregionen. Arbeit mit Algorithmen/ KI. 200.000 Einzeldaten. Entwickelt von Vincent Stamer, IfW, Kiel.

Exporter Dynamics Database, Version 2.0: Ein System von Indikatoren. Seit Oktober 2015 die neueste Version für Deutschland. Exporteure, Dauerexporteure, Eintrittsrate, Austrittsrate, Überlebensrate. Vgl. Joachim Wagner: Dynamik der deutschen Warenexporte nach Zielländern und Gütergruppen, in: Wirtschaftsdienst 12/2015, S. 868ff. . 

Best Country Report: Durchgeführt von Wharton, U.S. News, WPP. 16.000 Menschen werden weltweit befragt. Erstmals präsentiert auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2016. Kriterien sind Nachhaltigkeit, Transparenz, Menschenrechte, Einkommen, Gleichberechtigung, Im Jahre 2015 liegt Deutschland an der Spitze vor Kanada und Großbritannien.

Ranking der ökonomischen und politischen Stabilität (Sal. Oppenheim): 2016 führte Norwegen vor der Schweiz, Neuseeland, Taiwan und den Niederlanden. Die letzten Plätze belegten Italien, Brasilien und Griechenland.

Qualität eines Standortes für Direktinvestitionen: Studie jährlich seit 1998; von A.T. Kearney. Seit  Im Jahre 2017 erreicht Deutschland erstmals Platz zwei als Investitionsstandort  Platz eins belegen zum fünften Mal in Folge die USA.

Offenheitsgrad: Exporte plus Importe durch Bruttoinlandsprodukt. Es ist ein guter Indikator für die Einbindung in die Globalisierung. 2021 liegt der Offenheitsgrad in Deutschland bei 81,1%. Das ist weltweit Spitze. Andere Länder: China 34,4%; USA 23,4%; Japan 31,1%.

FDI Restrictiveness Index der OECD: Er misst die Offenheit einer Volkswirtschaft. China liegt ganz hinten beim FDI Restrictiveness Index der OECD (Stand 2017; 0=offen, 1=geschlossen).  China hat einen Wert von 0,317. Ganz vorne liegen Deutschland (0,023) und Großbritannien (0,040). Dahinter Frankreich, Japan, USA, Russland, Indien, China.

Abhängigkeit vom Welthandel: Exporte in Prozent des BIP. Viele kleine Länder hängen extrem an der Globalisierung (kleine Länder, große Exporteure). Große Länder sind eher kleine Exporteure. Beispiele: Luxemburg 214%, Singapur 176%, Irland 124%, Niederlande 82%. USA 13%, Brasilien 13%, Japan 18%, Indien 20%.

Grubel-Lloyd-Handelsindex: Kennziffer zur Berechnung des intra-industriellen Handels eines Wirtschaftszweigs, einer Volkswirtschaft oder einer Ländergruppe. Intra=1 - (Ex -Im)/Ex+Im.

Skyscraper-Index: 1999 vom Immobilienanalyst Wasserstein entwickelt. These: Visionäre Wolkenkratzerprojekte kündigen Wirtschaftskrisen an.

Weltweite Image-Rangliste: Anholt-GfK Nation-Brands-Index. 2017 liegt Deutschland weltweit an der Spitze vor Frankreich. Der bisherige Spitzenreiter USA ist auf den sechsten Platz zurückgefallen.

Energiewende-Index ETI: Die Abkürzung bedeutet Energy Transition Index. Den Index hat McKinsey zusammen mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos entwickelt. Es wird der Stand der Energiewende in 114 Ländern untersucht. Der Sachstand wird mit 17 Einzelindikatoren gemessen, die Ausgangsbedingungen werden mit 23 Indikatoren berechnet.

Korruptionsindex von Transparency International (TI). Es wird anhand einer 100-Punkte-Skala gemessen. 180 Länder werden untersucht. 124 Länder erreichen 2018 weniger als 50 Punkte (Durchschnitt 43). Am besten schneidet Dänemark 2018 ab (88 Punkte). Schlusslicht ist Somalia. Deutschland liegt auf Platz 11 mit 80 Punkten.

Klimaschutz-Ranking: Es wird von German Watch erstellt. Es ist international nicht anerkannt. Deutschland liegt auf Platz 23 von 57 Ländern (warum so wenig Länder?).

Protektionismus: Er wird durch dei Summe der Importbeschränkungen gemessen (Zölle, nicht-tarifäre Hindernisse, Kontingente). Die weltweiten Importbeschränkungen wachsen von Jahr zu Jahr: 2012: 306; 2016: 570; 2020: 1547. Quelle: WTO (ohne Covid-19-Maßnahmen.

- Spezielle Indikatoren für China und Japan:  Der Tankan-Index in Japan (Tanki Keizai Kansoku: kurzfristige Wirtschaftsbeobachtung) wird von der Bank of Japan (BoJ) in Tokio herausgegeben. Er wird vierteljährlich herausgegeben. Er gleicht dem ifo-Index. Er ist einer der wichtigsten Frühindikatoren Asiens. Er misst die Stimmung von Großunternehmen der japanischen Wirtschaft (10.000 private Firmen, Rücklaufquote 99%; seit 1974). Er beeinflusst auch den Aktienindex, den Wechselkurs und die Geldpolitik. Auch Ursachenforschung wird betrieben. Er ist kostenlos, auch in Englisch, erhältlich: www.boj.or.jp./en/statistics/tk/index.htm .

Für China entwickelt wurde der Keqiang-Index. Er wurde nach dem jetzigen Premierminister Chinas Li Keqiang benannt, der in einem Gespräch mit US-Diplomaten die offizielle Statistik des Nationalen Statistikbüros als "menschengemacht und unzuverlässig" abtat. In den Index gehen die wirtschaftliche Aktivität anhand der Variablen Energieverbrauch (Strom), Kreditvergabe und Eisenbahnfrachttonnen (Frachtvolumen) ein.

Große Bedeutung hat mittlerweile der Einkaufsmanager-Index (PMI) für die Beurteilung der chinesischen Industrieaktivitäten. Das Wirtschaftsmagazin "Caixin" veröffentlicht ihn regelmäßig. Zu Beginn 2016 führt ein Rückgang von 48,6 auf 48,2 zu Aktieneinbrüchen in Shanghai. Nach einem Wachstumsschub im 1. Quartal 2021 geht der PMI im Mai 21 leicht zurück (von 51,1 auf 51). Die Industrie wächst langsamer. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) fällt ein Jahr später auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie (42,7 April 22; Omikron-Variante, geringe Impfwirkung). Mittlerweile wird er Index auch vom nationalen Statistikamt bekannt gegeben. Auch der NBS Industrial Production ist ein wichtiger Einkaufsmanagerindex.   Im August 2020 nach der Corona-Krise zeigen sich die wichtigsten chinesischen Einkaufsmanagerindizes erholt (NBS Industrial Production, China Caixin Manufact. PMI; Quelle: National Bureau of Statistics of China).

Sehr starke Aufmerksamkeit richtet man in China auf die Entwicklung der Erzeugerpreise (Index der Erzeugerpreise). ein deutlicher Rückgang zeigt in der Regel Konjunktureinbrüche an.

China Satellite Manufactoring Index: Er überwacht die Industrieproduktion. Per Satellit werden 6000 Industrieregionen beobachtet (Start up Space now).

Shanghai-Freight-Index: Er wird von der US-Großbank J. P. Morgan berechnet. Er gilt als Indiz für Konjunktursignale aus China. Er spiegelt die Preise für Schiffstransporte. Ende 2019 steigt der Index steil an.

Index des Verbrauchervertrauens in China (PCSI): Es ist ein junger Index, der seit der Finanzkrise erhoben wird. Vgl. Thomson Reuters Ipsos.

Indikatoren der Wirtschaft in China und Aussagekraft der Statistik (Relativierung): Auch in der Sozialistischen Marktwirtschaft in China ist das BIP der wichtigste Indikator. Experten zweifeln aber diese Zahl an. Es stehen 5,5% Revidierung nach unten im Raum. Folgende Indikatoren sprechen für eine Korrektur nach unten: Energieverbrauch, Wachstumsraten in den Provinzen geschönt, Rückgang der Importe, Dienstleistungssektor schlecht erfasst. Es fehlt auch die Transparenz wie das Statistikbüro genau den Wert des Bruttonationaleinkommens ermittelt. Einen großen Anteil haben Schätzungen. Einige Analysehäuser sehen das Wachstum jeweils um bis zu 5% niedriger. Eine völlig unterschätzte Rolle spielen die Lokalregierungen, die gezielt falsche Zahlen liefern. Das Statistikbüro will die Vorgaben der Regierung erfüllen. "Zombie-Fabriken" (nicht ausgelastet, falsche Zahlen) tragen auch dazu bei. Chinas Wirtschaft wächst seit 1978 ohne Unterbrechung. Der Durchschnitt liegt bei fast 10 Prozent. Erst ab 2018 kommt der Einbruch mit wesentlich geringeren Wachstumsraten. Aus meiner eigenen statistischen Erfahrung und dem engen Kontakt zu chinesischen Kollegen gehe ich davon aus, dass die Statistik relativ genau ist, allerdings unter Berücksichtigung der obigen Rahmenbedingungen. Vgl. Fernald, J./ Hsu, E./ Spiegel, M. M.: Is China Fudging its Figures? Evidence from Trading Partner Data, Federal Reserve Bank of San Francisco, Working Paper, Nr. 2015-12, 2015. Auch: Chen, Z./ Liu, C./ Liu, J.: The Financing of Local Government in China: Stimulus Loans Wane and Shadow Banking Waxes, VoxChina, 9.7.2017.

Fünfjahresplan in China: Er wird jährlich auf der Sitzung des Nationalen Volkskongresses überprüft und fortgeschrieben. Die Rede dazu hält der Premierminister, 2021 Li Keqiang. Grundstrategie sind Ausbau des Binnenkonsums (mehr Unabhängigkeit vom Ausland) und Weg zur Hightech-Macht. Die Exporte sollen gesteigert werden. Eine Inhaltsanalyse dieses Plans ist immer sinnvoll, weil man daraus Anhaltspunkte für die Chancen deutscher Unternehmen ableiten kann: Mehr heimische Innovationen soll es geben in der Gesundheitstechnik, beim Flugzeugbau, in der Robotik, in der E-Mobilität und beim autonomen Fahren sowie bei Halbleitern. Für deutsche Unternehmen dürfte mehr Konkurrenz im Automobilbau und im Maschinenbau kommen. Das Hukou-System soll reformiert werden, um die Lage der Wanderarbeiter zu verbessern.

Geschäftsklima-Bericht der europäischen Handelskammer in Peking (Präsident 2021 Jörg Wuttke). Der Bericht kommt jährlich. Die Firmen können über Probleme in China berichten. In der Regel geht es um Wettbewerbsverzerrungen durch Staatsunternehmen, mangelnde Investitionssicherheit, Beschränkungen des Marktzugangs, erzwungener Technologie-Transfer.

China-Stau-Index: Er misst die Anzahl der Tage im Jahr, an denen der Hafenverkehr stockt (in Prozent). Es wird zwischen fließendem und stockendem Verkehr unterschieden. Gemessen wird anhand von Abweichungen von den durchschnittlichen vier Tagen Be- und Entladezeit. Quelle: Unctad, Euler Hermes, Allianz Research. Der stockende Verkehr war am stärksten 2020 (Corona).

Lichtintensität der Nacht: Umweg, um Wirtschaftsdaten zu überprüfen, auch in China. die Lichtstärke lässt sich über Satelliten weltweit messen. Es gibt eine nachweisbare Korrelation zwischen Helligkeit und Wirtschaftsleistung. so kann man die Plausibilität des offiziell ausgewiesenen Wachstums überprüfen. In demokratischen Ländern scheint weniger manipuliert zu werden. In China sind die Abweichungen gewaltig. Insofern bestehen Zweifel, an den chinesischen Wachstumszahlen. Vgl. Losse, Bert: "Chinesischen Zahlen dürfen wir nicht trauen", in: WiWo 6/ 3.2.23 (Interview mit Bruno S, Frey), S. 40f.

Statistik des Einzelhandels in China: Die Umsätze stiegen im Juni 2023 gerade einmal um 3,1%, obwohl Städte wie Shanghai im Lockdown waren. Im Vergleich zum Vormonat Mai gab es ein Mini-Wachstum von 0,23%.  Der Glaube an die Zukunft scheint verloren gegangen: Früher glaubte man, dass der morgige Tag immer ein besserer sei. Nun herrscht ein anderes Gefühl vor: Rette sich, wer kann. Vgl. FAZ 18.7.23, S. 15.

Investitionen der Privatunternehmen: Sie sind in der Nach - Covit - Ära eher niedrig.

 

Zur Methode der (konventionellen) Volkswirtschaftslehre und einer neuen, innovativen Ökonomie insgesamt:

"Eine Einführung in die Volkswirtschaft für Praktiker im Betrieb kann keine Anleitung dafür sein, wie man ein Geschäft oder eine Bank führt, wie man sein Geld gut anlegt oder wie man an der Börse schnell reich wird", Paul A. Samuelson nach Puhani, J.: Volkswirtschaftslehre für Betriebswirte, München 2009, Vorwort.

"Das schöne an den Wirtschaftswissenschaften ist, dass sie nur eine Denkweise darstellen, ein Faktenwissen gibt es nicht", Victor Norman, Ökonom, Norwegen.

Aufgabe der Volkswirtschaftslehre (VWL) ist die Beschreibung, Erklärung, Prognose und wirtschaftspolitische Beratung bei ökonomischen Tatbeständen und Problemen. Die Tatbestände können systemunabhängig (Knappheit, Arbeitsteilung) und systemabhängig (Wirtschaftsordnung) sein. Die Volkswirtschaftslehre widmet sich der Lösung der Probleme Ineffizienz (Marktversagen, keine gute Allokation), Instabilität (Inflation, Konjunktur, Arbeitslosigkeit) und Ungleichheit (Einkommens- und Vermögensverteilung). Die VWL orientiert sich an den Zielen "Vollbeschäftigung, Preisstabilität, Wirtschaftswachstum, Außenwirtschaftliches Gleichgewicht, Soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit" (Magisches Sechseck). Zwischen diesen Zielen können Konflikte, Komplementarität und Neutralität bestehen.

Mit Modellen wird mathematisch, geometrisch, logisch (spieltheoretisch) oder verbal nach Lösungen gesucht. Um darüber hinaus bestimmte Grundaussagen möglichst deutlich zum Ausdruck zu bringen, wird oft auf die so genannte Ceteris-paribus-Klausel zurückgegriffen (man dreht an bestimmten Stellschrauben und lässt alle anderen unverändert). Im Vordergrund stehen die Einflussfaktoren ökonomischer Sachverhalte (Hypothesen, Operationalisierungen und Messungen dazu). Berücksichtigt werden Interdependenzen genauso wie Gleichgewichtslösungen. Statistisch werden meist Zusammenhänge und Kausalitäten metrischer Merkmale untersucht. So wird die Korrelationsanalyse nach Bravais - Pearson oder die Regressionsanalyse eingesetzt. Zeitliche Folgen dürfen nicht mit Kausalbeziehungen verwechselt werden. Wenn die Wirtschaftspolitik (Ordnungspolitik, Prozesspolitik) durchgeführt wird, kann es zu Zeitverzögerungen (Lags) kommen. Sie gehört auch zur Normativen Ökonomik, sollte also empfehlen, was Menschen tun sollten. Die Geldpolitik kann schneller wirken als die Fiskalpolitik (beide gehören zur Prozesspolitik). Mit beiden Politiken werden Rezessionen bekämpft. Vorher muss die VWL erkennen, was die Rezession ausgelöst hat (Makroökonomik). Strukturelle Randbedingungen (Wettbewerb) sind zu berücksichtigen. "Die Kunst des Wirtschaftens besteht darin, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die langfristigen Auswirkungen jeder Maßnahme zu sehen,; sie besteht ferner darin, die Folgen jedes Vorgehens nicht nur für eine, sondern für alle Gruppen zu bedenken", Henry Hazlitt: Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft, München 2014, S. 21 (original USA, 1946).

Die Methode ist eine Verbindung von Mathematik, ökonomischer Theorie und empirischen Methoden/ Statistik. Häufig geht es um Entscheidungen darüber, ob man eine bestimmte Aktivität ein bisschen ausdehnt oder ein wenig einschränkt (Marginalentscheidungen). Die Analyse solcher Entscheidungen führt die VWL mit der Marginalanalyse durch. Die Marginalanalyse ist eine Optimierungsmethode in der Ökonomie. Insofern muss nicht immer alles 100-prozentig erfolgen, was getan werden muss. Marginale Analysen werden in der VWL mathematisch mit Hilfe der Differentialrechnung umgesetzt. Sie wurde von Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716) entdeckt. Er veröffentlichte seine Ergebnisse und auch die bessere Methode vor I. Newton. Will man das Verhalten von Menschen ändern (z. B. im Umweltbereich), so muss man Vorteile aufzeigen, die Menschen realisieren können (Anreize). Dies muss genau erfolgen:  sinkende Steuersätze sind z. B. mit den Einstellungen der Menschen, insbesondere zur Arbeit, abzugleichen. Anreize spielen eine große Rolle bei den Konsumenten. Sehr wichtig ist die Einbindung von Informationen. Die Effizienz von Finanzmärkten wird z. B. nach den benutzten Informationen beurteilt. Asymmetrische Informationen spielen in der Wirtschaftspolitik, z. B. der Umweltpolitik, eine große Rolle. Informationsgüter werden zunehmend zum Forschungsgegenstand (Eigentumsrechte, Preisbildung). Umweltschutzprobleme sind häufig die Folge unzureichend konstruierter Eigentumsrechte. Deshalb muss die Reformation dieser Rechte genau verfolgt werden.

Die Einschätzung der Rationalität hat sich grundlegend verändert. Durch experimentelle Forschung rückt man vom "homo oeconomicus" ab und kommt zu realistischeren verhaltenswissenschaftlichen Folgerungen. Der Kern ist aber gleich geblieben, indem es darum geht, wie Menschen Entscheidungen treffen und wie diese Entscheidungen zusammenwirken und sich einem Optimum nähern können (vgl. Großmeister Keynes unten, der es besser ausdrücken kann). Dabei müssen auch kulturelle Faktoren berücksichtigt werden (aber bitte nicht Vorurteile). Die mathematischen und statistischen Grundlagen sind im Bachelor -Studium oft  zu wenig vorhanden bzw. bekommen zu wenig Raum neben den Kernfächern (kann durch E-Learning nicht ausgeglichen werden). Die Methode sollte dann auf die problemorientierten Bereiche "Arbeitslosigkeit", demographischer Wandel", Finanzkrise" bezogen werden. Die Studenten sollten mit ihrem Wissen kommunizieren und agieren können im Zusammenhang mit praktischen Problemen im Betrieb. "Wir wollen uns lediglich erinnern, dass menschliche Entscheidungen, welche die Zukunft beeinflussen...sich nicht auf strenge mathematische Erwartungen stützen können, weil die Grundlage für solche Berechnungen nicht besteht; und dass es unser angeborener Drang zur Tätigkeit ist, der die Räder in Bewegung setzt, wobei unser vernünftiges Ich nach bestem Können seine Wahl trifft...aber oft für seine Beweggründe zurückfallend auf Laune, Gefühl oder Zufall", John Maynard Keynes. 2018 trugen Studenten der Uni Wien einen Sarg durch die Uni. Symbolisch begruben sie den homo oeconomicus.

Für die Volkswirtschaftslehre bzw. Ökonomie gilt die wissenschaftliche Methode, die schon der griechische Philosoph Aristoteles entwickelte, als Grundlinie:  Das System besteht aus drei Säulen: 1. Ethos - Die These bzw. Methode muss glaubwürdig und authentisch sein. Sie muss eine aktuelle Situation verändern können. 2. Logos - Die logische Struktur der Argumentation und Methode muss stringent sein. 3. Pathos - Empathiefähigkeit muss immer dabei sein. Eine gut gewählte Metapher verstärkt alle drei Elemente. Bedingungen sollten geklärt werden. Hypothesen sind zu überprüfen. Immer sollte auch das berücksichtigt werden, was im Rahmen des Möglichen passieren könnte. So können Denkmuster aufgebrochen werden. Ob Big Data jemals diese Denkstruktur ersetzen kann, ist doch sehr zu bezweifeln. So verringert Big Data strategische Optionen und verhindert Innovationen. Auch die Methode vom griechischen Philosophen  Sokrates gilt bis heute und kommt als 4. Punkt dazu, nämlich wissenschaftliche Autoritäten nicht einfach zu akzeptieren, sondern sie kritisch zu prüfen. Kritikfähigkeit ist nicht nur in der Ökonomie eine der wichtigsten Eigenschaften. Folglich hat sich bis heute gegenüber der griechischen Philosophie nicht so viel geändert.

Die Ökonomie erscheint nach außen oft etwas überheblich gegenüber der realen Wirtschaft. Das hat wissenschaftshistorische Gründe, weil die Ökonomie ihre Ursprünge in der Theologie und Philosophie hat. Erst im 20. Jahrhundert und erst recht jetzt im 21. Jahrhundert weicht man von ehernen Gesetzen und Scheinwelten ab und geht mehr auf die Realität zu. Märkte werden nicht mehr als Stereotype gesehen, sondern in ihren komplexen Wandlungsprozessen und ihrer realen Funktionsfähigkeit und Effizienz. Man wird auch immer mehr aufgeschlossen für neue Narrative und Visionen (Vgl. die weiteren Abschnitte nach unten). Vgl. Hirschman, D./ Berman, E.: Do Economics Make Policies? On the Political Effects of Economics, in: Socio-Economic Review 12/ 2014, S. 779-811.

Ökonomen versuchen heute von dieser vermeintlichen Arroganz abzurücken. Sie sehen ein, dass sie besser kommunizieren und erklären müssen, aus welchen Gründen sie zu ihren Schlussfolgerungen kommen. Sie sollten auch immer offen legen, welche politischen und moralischen Einschätzungen sie haben und dies explizit machen. Sie müssen sich als Teil der Wirtschaft sehen und können nicht außerhalb stehen (die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland werden zum großen Tel von Bund und Ländern bezahlt). Hier gibt es noch viel Nachholbedarf, gerade in Deutschland. Man ruht sich zu sehr auf seinem vermeintlichen Status aus. Sie sollten auch ihre Fehler einräumen und Verantwortung für ihre Empfehlungen übernehmen. Vieles von dem eben Gesagten sollte Bestandteil der ökonomischen Ausbildung werden. Vgl. Aldred, Jonathan: Der Korrumpierte Mensch. Die ethischen Folgen wirtschaftlichen Denkens, Stuttgart 2020, S. 388ff. Auch: Rodrik, D.: Economics Rules, New York/ Norton 2016.

Die ökonomische Wissenschaft muss offen über ihre Grundprobleme im gesellschaftlichen Zusammenhang diskutieren. 1. Volatilität (die Fakten ändern sich ständig, die Realität ist enorm beweglich). 2. Unsicherheit (Menschen und ihr Verhalten wird nie ganz vorhersehbar sein, auch Big Data ist keine Lösung). 3. Komplexität (einfache Erklärungen gibt es nicht; Menschen scheinen sie zu brauchen und glauben dann an Verschwörungen). 4. Mehrdeutigkeit (Fakten sind immer verschieden interpretierbar; kein Wissenschaftler kann sich von seinem sozialen Umfeld lösen). Vgl. Marcel Fratzscher: Die Neue Aufklärung, Berlin/ München 2020, S. 197ff. 5. Politik: Lange wurde der Anschein von Naturwissenschaftlichkeit vermittelt. Die VWL erschien dadurch unpolitisch. Das ist nicht haltbar. Auch die Klimafrage zeigt das Gegenteil. Vgl. Schäfer, Helena: ein Paradigma verteidigt sich, in: FAZ 29.3.23, S. N 4.

Das Narrativ "Erst Wirtschaft, dann Umwelt" ist in der Ökonomie nicht länger zu halten. Die ökonomischen Risiken der fossilen Wirtschaft wurden zu lange ausgeklammert oder falsch berechnet. Nur in aktuellen US-Lehrbüchern (von Mankiw, Krugman  oder Acemoglu) wird die Umwelt noch ausgelassen (Trump lässt grüßen! Vielleicht wird es mit Biden besser).  Zukünftige Forschung (auch Grundlagenforschung) sollte mehr anwendungsorientierte Lösungen liefern (verständlich und umsetzbar). Vgl. Kemfert, Claudia: Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaften stehen am Wendepunkt, in: bdvb aktuell, Nr. 150, 2020, S. 10ff.

Die großen Krisen der Wirtschaft (2009 und 2020) haben auch Krisen der Ökonomie ausgelöst. Sicher muss mehr Nachhaltigkeit, mehr Pluralität, mehr Reflexivität berücksichtigt werden. Die ökologischen und sozialen Grundlagen der Wirtschaft, einschließlich Kultur, und die demokratischen Gestaltungsspielräume sollten mehr Gewicht bekommen.

Egal welcher Richtung man in der Ökonomie folgt, gibt es universelle Gesetzmäßigkeiten, die wahrscheinlich für alle Ökonomen gelten. 1. Die analytische Trennung zwischen Mikroökonomik und Makroökonomik macht Sinn. Es sind unterschiedliche Anwendungsbereiche. Der Zusammenhang zwischen den Gebieten ist zuweilen umstritten (Beispiel: Aggregationsproblem). 2. Bei den Grundsätzen der Ökonomie stimmt man auch überein: a. Optimierung (Streit über die Kriterien, vor allem bei Umwelt). b. Gleichgewicht (hier ist noch keine alternative Revolution in Sicht). c. Empirismus (Diskussion über die genaue Rolle von Daten und Fakten, positive Ökonomik). Vgl. Acemoglu, Daron u. a.: Volkswirtschaftslehre, München 2020, S. 37ff. Es ist aber nicht zu erwarten, dass es revolutionäre Umbrüche geben wird. Das ist den Naturwissenschaften vorbehalten. Die Ökonomie hatte nie und wird nie einen Einstein oder Heisenberg haben. "Die vielfach unbefriedigende Datenlage und das Verbot der Datenverknüpfung sind gravierende Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaftswissenschaft. Oft müssen wir uns mit skandinavischen Daten behelfen", Regina Riphan, Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und neue Vorsitzende des VfS. Quelle: WiWo 1/2 5.1.2023, S. 24.

Immer wieder in die Diskussion kommt die Replizierbarkeit der ökonomischen Forschungsergebnisse. Forschungsergebnisse müssen in mehreren Studien und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen nachgewiesen werden können. Die Vergabe von Forschungsmitteln und wissenschaftlichen Posten oder der Publikationsprozess mit "Peer Review" sind  ein fehleranfälliges System, das zu systematischen Verzerrungen führen kann. Die Wirtschaftswissenschaften sind in den letzten Jahrzehnte  immer empirischer und Daten basierter geworden. Es gibt erstens einen "Publication bias" (man orientiert sich an den Gutachtern des Mainstream) Das "p-hacking" spielt eine Rolle (Hochjazzen unspektakulärer Ergebnisse): Alle empirischen Forscher wissen, dass unspektakuläre Ergebnisse spektakulärer gemacht werden können. Politik und Öffentlichkeit sollten also vorsichtig an wissenschaftliche Ergebnisse hergehen. Sie sollten auch mehr Open Science berücksichtigen, wie es diese Plattform darstellt.  Vgl. Stuart Richie: Science Fictions, King `s College London 2020. Auch Peters, Jörg: Wissenschaft oder Fiktion, in: FAZ Montag 1. Februar 2021, S. 16.

Insgesamt hapert es aber an der Qualitätskontrolle in der empirischen Wirtschaftsforschung. Kritik wird oft als Netzbeschmutzung empfunden. Es gibt auch bisweilen ein normativ-ideologisches Interesse an einem bestimmten Ergebnis. Das Kriterium der Zuverlässigkeit wird stark vernachlässigt. Natürlich ist ein forschungsprozess auch schwer zu überwachen: Erfassung der Rohdaten, Konstruktion des Datensatzes, Analyse, Schreiben usw. Es gibt sicher auch systematische Verzerrungen des Publikationsprozesses. Vgl. WiWo 33/ 9.8.24, S. 38f.

Besonders wichtig ist der Zugang zu guten Daten. Viele Datenlieferanten liefern zu schlechte Daten, schotten sich ab oder verlangen zu viel Geld. Der Datenzugang für die VWL muss verbessert werden. Hinzu kommt, dass die Daten aus bestimmten Ländern unzuverlässiger werden. Das gilt für Russland, China, USA und Türkei. Man spricht von "Nebelkerzen der Autokraten". Vgl. Losse, Bert: Fake News vom Amt, in: WiWo 13/ 21.3.25, S. 36f. "Wir haben in der Wirtschaftswissenschaft gute Leute, aber vielfach schlechte Daten. Das ist ein  gravierender Wettbewerbsnachteil im globalen Wissenschaftswettbewerb. Der mangelnde Datenzugang ist nicht nur ein zentrales Problem für die empirische Wirtschaftsforschung - sondern auch für Politik und Gesellschaft in Deutschland", Regina Riphan, Vorsitzende des Vereins für Sozialpolitik 2023, siehe WiWo 39/ 22.9.23, S. 25. auch: Riphan, Regina: Versteckte Schätze, in: WiWo 7/ 7.2.25, S. 47.

Das Wirtschaftsdenken war zu allen Zeiten ein Ausdruck der jeweiligen Zeit. Der Ökonom bewegt sich nicht im luftleeren Raum. Darauf hat immer das Wirtschaftslenken aufgebaut. Niemand das das besser analysiert als Marx und Engels. Die digitale Revolution hat zu sehr viel Pragmatismus geführt. Digitalisierung, Klimaschutz und Globalisierung sind nicht mit der einen ökonomischen Theorie oder Ideologie in den Griff zu bekommen, sondern verlangen Gespräche, Debatten und Verhandlungen. Die Finanzkrise und die Corona-Krise (auch der Ukraine-Krieg) werden zu Änderungen führen müssen: steuerliche Zugriffe auf die Vermögenden, gerechte Besteuerung der Digitalgiganten, viel bessere Analyse von Wohlstand. Vgl. Heuser, Jean: Keine Selbstbedienung, bitte! in: Die Zeit Nr. 26, 24. Juni 2021, S. 19. Auch: Huck, Steffen: Angst, Interessen und Moral, in: WZB Mitteilungen 4/22, Dez. 2022, S. 43ff.

Die Methoden der Naturwissenschaften lassen sich nicht auf die Ökonomie übertragen. Die Volkswirtschaftslehre bedarf einer eigenen Methode. Anders als bei Atomen und Planeten, gibt es im Bereich des menschlichen Verhaltens keine Verhaltenskonstanten. Der Mensch ist unberechenbar, hat wechselnde Wünsche und tiefe Gefühle, er ist nur als soziales Gruppenwesen ein ewiger Neubeginner, da er lernfähig und spontan ist. Vgl. Polleit, Thorsten: Der Weg zur Wahrheit - Eine Kritik der ökonomischen Vernunft, Finanzbuch-Verlag 2022.

Man muss in der Ökonomie immer mit eine Unschärfe leben. Das hat zwei wesentliche Grüne: 1. Die Wissenschaft der Ökonomie kann nicht ewige, unstrittige Fakten produzieren. 2. Die Ökonomie kann als Wissenschaft nicht neutral und wertfrei sein (es gibt nur Behelfskonstruktionen). Vgl. Anderl, S./ Probst, M.: Mit Unschärfe leben, in: Dei Zeit 11/ 13.3.25, S. 27.

Die Ökonomie hat und hatte immer ihre Feinde, die sie versuchen zu vereinnahmen. Sie kann sich nur innerhalb bestimmter Grenzen, die sie ehrlich und offen einräumen muss, bewegen. Insofern ist sie nie perfekt. 1. Die erste Grenze bildet die objektive Erkenntnis. Ob Marktmechanismus oder Sozialplanung,  die Möglichkeit sicheren Wissens wird immer begrenzt sein. Erkenntnis und Interesse werden immer miteinander ringen. 2. Natürlich gibt es eine Ordnung der Natur: Geschlechterunterschiede (Männer, Frauen), Ethnien und Demographie können nicht ausgeklammert werden. 3. Religion oder ihr Ersatz Ideologie werden immer eine Rolle spielen und können nicht ganz ausgeklammert werden. 4. Eine ökonomische Ordnung kann  es nicht geben. Sie setzt sich aus politischer, gesellschaftlicher und internationaler Ordnung zusammen. Vgl. Sarrazin, Thilo: Die Vernunft und ihre Feinde, München (LMV) 2022. Gemeinsam akzeptierte Wahrheiten geraten zunehmend unter Druck. Wahrheiten werden nach eigenen Vorstellungen ergoogelt, gefühlt und neu erzählt. Vgl. Schuppert, G. F.: Ergoogelt, erzählt, gefühlt, in: WZB Mitteilungen 4/ 22, Dez. 2022, S. 6ff.

Ein exklusiver Kreis von Fachblättern dominiert die VWL. Man spricht auch von "Top Five": Quarterly Journal of Economics (Harvard-Hauszeitschrift), American Economic Review (Ökonomenvereinigung AEA), Econometrica (Econometric Society), Journal of Political Economy (Uni Chicago). Eine Veröffentlichung in einer der Zeitschriften ist ein Gamechanger für die Karriere. Allerdings wird es immer schwerer, in den Zeitschriften zu veröffentlichen: mehr Ökonomen auf der Welt, fehlender Platz, US-Daten bevorzugt, US-Dominanz/ Beziehungen. So wird mehr Karriere gefördert als Kreativität. Nobelpreisträger James Heckman spricht sogar von einer "Tyrannei der Top Five". Vgl. Losse, Bert: Die Tyrannei der Top Five, in: WiWo 19/ 3.5.24, S. 36f. Deutschland hat selbst keine herausragenden VWL- Fachzeitschriften. Als wichtigste gilt die "German Economic Review" (GER). Sie will in die Liga der A-Zeitschriften vorstoßen (so der neue Herausgeber 2024 Hartmut Egger). Vgl. WiWo 42/ 11.10.24, S. 36f..

"Es ist noch viel zu tun, bis wir die Fragen der Fiskalpolitik beantworten können", US-Ökonomen auf dem Jahrestreffen mit der FED in Jackson Hole 2009.

Das Handelsblatt führt regelmäßig ein Ranking durch über die forschungsstärksten VWL - Fakultäten im deutschsprachigen Raum.  Es werden die Top 20 ermittelt. Im Jahre 2017 liegt die Uni Zürich an der Spitze vor Mannheim und der ETH Zürich.

Vgl. auch folgende Homepages: Netzwerk "Plurale Ökonomie e. V."

und  Was ist Ökonomie? (Berliner Studenteninitiative) .

Als einflussreiches Netzwerk: Mont Pelerin Society, Schweiz (1947 von Friedrich August von Hayek gegründet; Vereinigung von Akademikern, insbesondere Ökonomen; neoliberal ausgerichtet; berühmte Mitglieder waren: Gary Becker, James Buchanan, Ronald Coase, Milton Friedman, George Stigler. die Gesellschaft hat großen Einfluss auf Regierungen und deren Wirtschaftspolitik).

Auch: Netzwerk "Econ4Future". "Change by Design, not by Desaster"

Ebenso: Netzwerk "Ökonomenstimme".

 

Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Volkswirtschaftslehre und Ökonomie insgesamt:

"Die ganze Wissenschaft ist nichts anderes als eine Verfeinerung des Alltagsdenkens", Albert Einstein. Einstein wird auch das Bonmot nachgesagt, er sei Physiker geworden, weil ihm die Sozialwissenschaften als zu schwierig erschienen.

Das Vorgehen in der VWL ist oft deduktiv, d. h. der Schluss erfolgt vom Allgemeinen auf das Einzelne (es gibt auch induktive Methoden). Meist stammt das Wissen über existierende Dinge aber aus der Erfahrung (Empirismus). Dabei kann sich die Eigenschaft einer Aussage bei empirischer Überprüfung als falsch erweisen (Falsifizierbarkeit; nach Popper unterscheidet sich hier die Wissenschaft von der Nichtwissenschaft). Wird ein Theorem versuchsweise als wahr angenommen, spricht man von einer Hypothese. Axiome (nicht zu beweisende Annahmen) sollten vermieden werden (Gegenposition von M. Friedman).

Häufig wird abstrahiert mit Modellen (vereinfachtes Bild einer sehr komplexen Realität, Komplexitätsreduktion), wobei mit Aggregation, Isolierung ("Ceteris paribus-Klausel") und  Mechanisierung (Verhaltensannahmen, "homo oeconomicus") gearbeitet wird. Dies sollte nicht zu Modellplatonismus (H. Albert) führen. Methodologischer Individualismus, rationales Verhalten und Knappheit sind zentrale Ausgangspunkte. Nach der Krise rücken "animal spirits" in den Vordergrund, die mehr psychologische Realitäten im Menschenbild berücksichtigen. Das Denken in Gleichgewichten (komparative Statik) verkürzt oft die Möglichkeiten. Eine ökonomische Situation ist im Gleichgewicht, wenn Menschen durch andere Handlungen nicht besser gestellt werden können. Zeitlich sind sowohl ex-post als auch ex-ante Betrachtungen (z. B. Prognosen) legitim. Die VWL geht nicht von einem Absoluten aus, d. h. sie kennt keine Wirklichkeit in höchster Vollkommenheit. Aber sie arbeitet mit Idealzuständen (z. B. vollständiger Wettbewerb). Kern ist die Analyse, bei der eine Sache verstanden werden soll, indem man sie zerlegt. Kausalitätszusammenhänge dominieren, Alternativen müssen geprüft werden (z. B. Chaostheorie für Finanzmärkte). Die VWL hat ihr eigenes Begriffssystem, in dem die Worte bestimmte Bedeutungen haben. Dialektik (These, Antithese, Synthese) und Dualismus (z. B. Kern- und Randbelegschaft) sind häufige Denkschemata.  "Nimm es als Vergnügen, und es ist Vergnügen! Nimm es als Qual, und es ist Qual" aus Indien.

Ökonomen sollen die wirtschaftliche Zukunft voraussagen. Das wird von ihnen erwartet, ist aber eines der größten wissenschaftlichen Probleme überhaupt. In Prognosen sind die Wirtschaftswissenschaften immer recht ungenau ("dismal science", im angelsächsischen Bereich gegenüber den exakten Naturwissenschaften). Das liegt daran, dass in wirtschaftlichen Zusammenhängen Menschen im Mittelpunkt stehen. Menschliches Verhalten ist nur bedingt vorhersehbar (Menschen ändern ihr Verhalten des öfteren). Häufig unterliegen Wissenschaftler auch der Versuchung, aufgrund der Vergangenheit die Zukunft vorauszusagen. Meist macht die Ökonomie nur "wenn - dann - Aussagen". Man spricht auch von Szenarien.

Ohne Ethik (die philosophische Reflexion über die Frage, welches Leben wir führen sollen) kommt die VWL nicht aus. Es geht immer auch um Gerechtigkeit, so dass jeder seinen fairen Anteil erhält. Wir dürfen nicht Alles nur vom Ökonomischen her denken. Dies darf aber nicht zum Überwiegen der Werturteile führen in der Wissenschaft. Effizienz knüpft in der VWL an Gerechtigkeit an, wenn alle Möglichkeiten genutzt werden, Menschen besser zustellen, ohne das andere schlechter gestellt werden (Pareto - Optimum). Für ethische Fragen hat die VWL aber noch keine gute Sensorik. Geldgeber und Topjournals versuchen diese aber zunehmend einzufordern (Minimal-Norm: Nicht lügen). Gerade in der Finanzkrise zeigte sich, dass viele Wirtschaftswissenschaftler eigene finanzielle Interessen verheimlicht hatten. Deshalb fordern immer mehr wissenschaftliche Gremien und auch Zeitschriften, Interessenkonflikte offen zulegen. Vgl. auch: Schaar, Katrin: Qualitätsfaktor Forschungsethik, in: WZB Mitteilungen 4/22, Dez. 2022, S. 39ff. "Denn man weiß wohl, dass ein rohes Volk nicht zuerst von Verbesserung der Sitten auf nützliche Gewerbe, sondern umgekehrt, von diesen auf jene kommt", Johann Jacob Meyen, deutscher Ökonom, 1769.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Ökonomen entstehen häufig durch durch die Frage nach den Vereinfachungen und über die Werturteile. Letzteres kann in einer normativen Wirtschaftswissenschaft münden. In der Wirtschaftspolitik, einem Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre, ist es besonders wichtig, zwischen parteipolitischen Positionen und wissenschaftlicher Analyse zu unterscheiden. Auch in der Finanzwissenschaft, einem weiteren Teilgebiet der VWL, darf durch die Nähe zur Politik die wissenschaftliche Distanz nicht verloren gehen. In der positiven Wirtschaftswissenschaft wird das Funktionieren der Wirtschaft analysiert. Trotzdem kann es auch hier zu Irrtümern kommen: die unbeabsichtigten Folgen von Politik sind einzurechnen, Löhne sind auf Arbeitsproduktivität und Stücke zu beziehen. Verallgemeinerungen sollten ganz vorsichtig verwendet werden (z. B. Überbevölkerungsproblem in der Welt, Protektionismus bei ausländischer Konkurrenz). Es muss immer die Bereitschaft vorhanden sein, aus Irrtümern zu lernen (Markt als begrenzter Lösungsweg; zu starke Deregulierung auf den Finanzmärkten). Vgl. Huck, Steffen: Angst, Interessen und Moral, in: WZB Mitteilungen 4/ 22, Dez. 2022, S. 43ff....der geneigte Leser möge sich entscheiden, ob er einfache oder nützliche Antworten auf seine Fragen wünscht - beides ist hier ebenso wie in anderen wirtschaftlichen Fragen nicht möglich", Joseph A. Schumpeter, 1932.

Im Zuge der Finanzkrise hat die Volkswirtschaftslehre an Ansehen weltweit verloren. Sie muss sich dringend reformieren. Sie muss ihre Frühwarn- und Prognosefähigkeit erhöhen, neue Theorien entwickeln (Ideen wichtiger als Mathematik) und das Verhältnis zur Politik verbessern. Die Realität ist mit Modell-Mathematik oft schön gerechnet worden oder man hat mit hohen Anleihen aus der Soziologie und Psychologie ("Alltagspsychologie") sich mit fremden Federn geschmückt. Die Mikroökonomik liefert daraus wichtige Erkenntnisse, aber damit lassen sich keine makroökonomischen Prinzipien ableiten. Makroökonomische Theorien können genauso wenig aus der Mikroökonomik aggregiert werden. Es ist aber auch ein Wandel in der Motivation im Wissenschaftsbetrieb festzustellen. Karrieredenken rückt immer mehr in den Vordergrund vor der Freude an wissenschaftlicher Arbeit und der intellektuellen Auseinandersetzung. Die Medien beschleunigen diese Entwicklung, in dem sie Volkswirte nach ihren Karriere-Positionen und nicht nach ihren Forschungsergebnissen konsultieren.  "Kein Gedanke ist so alt oder absurd, daß er nicht unser Wissen verbessern könnte. Anything goes...", Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang, Frankfurt 1986, S. 55.

Selbst folge ich seit über 45 Jahren einer Forschungsrichtung, die sich als Behavioural Economics bezeichnet. Im Deutschen bezeichnet man dies als verhaltenswissenschaftliche Ökonomie. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie rational Menschen wirklich handeln und welche ökonomischen Folgen daraus erwachsen. Dabei bedient sie sich der Erkenntnisse der Psychologie und Soziologie. In Deutschland wurde diese Richtung maßgeblich von Günter Schmölders an der Uni Köln in die Volkswirtschaftslehre eingeführt (lange wurde diese Richtung in Deutschland verlacht, heute dominiert sie). Vgl. hierzu auch meine ausführlichere Darstellung bei Research. Zunächst werden über den Untersuchungsgegenstand Hypothesen entwickelt (Werturteile nicht, Selektionsproblem). Dies geschieht mit induktiven und deduktiven Schlussfolgerungen (siehe oben). Dann kommt die empirische Überprüfung, die die vorläufige Bewährung ergibt (keine Wahrheiten!) oder zur Falsifizierung führt. "Der Rationalist ist einfach ein Mensch, dem mehr daran liegt, zu lernen als recht zu behalten", Karl Popper. In dieser Forschungsrichtung verschwimmen die Grenzen zwischen Volks- und Betriebswirtschaftslehre wie im angelsächsischen "Economics". Man spricht auch von Managerial bzw. Entrepreneurial Economics. Unabhängig von dieser ökonomischen Richtung werden die Einzeldisziplinen sowieso an Bedeutung verlieren,  so dass in Zukunft die Unterscheidung von VWL und BWL keine Rolle mehr spielen wird. So kann die Ökonomie Stereotype aufgeben und sich auf die Gestaltung der Wirtschaft ausrichten. "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum", Goethe in Faust.

Forscht man in der Ökonomie empirisch, so sollte man sich immer seiner Grenzen bewusst sein. Bei allen Medienunternehmen, die Newsletter und ähnliches produzieren (z. B. Podcasts), sollte man zuerst nach den Geldgebern und Interessen fragen (auch über Werbung; das gilt auch für wissenschaftliche Institute). Bei Influencern, die auch zunehmend ökonomische und politische Infos weitergeben, sind die Interessen klar. Wissenschaftliche Institute haben in der Regel Zielgruppen, die sich aus der Finanzierung ergeben (oft von Bund, Land oder Verbänden bzw. Auftraggebern, was Abhängigkeit erzeugt. Leider wird die Interessengebundenheit meist verschwiegen, wie z. B. beim IW/Industrie). Insofern entscheiden ökonomische Akteure und Kriterien über Wohl und Wehe von Instituten und Redaktionen und deren Inhalte. Neutrale wissenschaftliche, ökonomische Forschung ist eine Illusion. Die Resultate von ökonomischen Studien hängen auch davon ab, wo ihre Autoren politisch stehen, aus welchem Land sie kommen und wer sie bezahlt (Vgl. Heinemann, F.: Die Illusion von der neutralen empirischen Forschung, in: WiWo 7, 12.2.21, S. 44f.). Man muss sich auch immer bewusst sein, dass im Internet Empörung sehr schnell hoch kocht. Die Freiheit für wissenschaftliche Debatten muss eher auf anderen Foren erhalten werden. "Anpasserei" (Cancel Culture, Political Correctness) ist aber eine große Gefahr in allen Medien. Die Wissenschaft hat sich gewandelt (die Welt ist bunter geworden, Objektivität ist oft eine Illusion, vieles ist unberechenbar und nicht eindeutig fassbar, alte Wahrheiten haben nicht immer Bestand). Darauf muss auch das Informationsangebot der Wissenschaft reagieren. Immer mehr Studien zeigen, dass die empirischen Ergebnisse von Nationalität und persönlicher Präferenz abhängen. Insofern ist empirische Wirtschaftsforschung nur vermeintlich neutral. Vgl. Losse, Bert: Der fatale Faktor Mensch, in: WiWo 14, 1.4.2021, S. 38f. (in dem Aufsatz werden eine Reihe Originalquellen aufgelistet).  "Die vielfach unbefriedigende Datenlage und das Verbot der Datenverknüpfung sind gravierende Wettbewerbsnachteile für die deutsche Wirtschaftswissenschaft. Oft müssen wir uns mit skandinavischen Daten behelfen", Regina Riphan, Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und neue Vorsitzende des VfS. Quelle: WiWo 1/2 5.1.2023, S. 24.

Die großen Krisen (Finanzkrise 2008, Flüchtlingskrise 2015, Corona-Krise 2020, Ukraine-Krieg 2022) haben zu einem Wandel in der Volkswirtschaftslehre geführt. Wohin er endgültig geht, ist noch nicht abzusehen. Was ist neu? Empirische Forschung ist nicht mehr unangreifbar wie vom Katheder als Weisheit verkündet (obwohl "Evidenz basiert" anerkannt und positiv besetzt ist). Der Ordoliberalismus ist kaum noch vertreten. Die VWL ist unideologischer. Die Grenzen zwischen Mikro- und Makroökonomik verschwimmen. Vgl. Losse,  Bert: "Wir sind nicht mehr so unbeliebt". Interview mit Georg Weizsäcker, Vorsitzender des Vereins für Sozialpolitik, in: WiWo 39, 24.9.21, S. 38ff. .

Neue Methoden gewinnen an Boden. Die berühmte Ceteris-Paribus-Klausel, die ökonomische Wirkungszusammenhänge nur unzulänglich aufzeigen kann wird immer mehr durch natürliche Experimente ersetzt. Dabei werden Statistiken aus der realen Wirtschaft durchforstet. Berühmt ist das Experiment , das Wechselwirkungen zwischen Mindestlöhnen und Beschäftigung untersucht. Forscher entdeckten zwei aneinander grenzende Bezirke an der US-Ostküste, in denen wirtschaftlich fast alles gleich war (New Jersey, Pennsylvania). In einer Region war der Mindestlohn, in der anderen nicht. Die Erhöhung des Mindestlohns beeinflusste die Beschäftigungslage so gut wie nicht. Man spricht vom Card-Krueger Experiment. Card erhielt dafür den Wirtschaftsnobelpreis 2021 (Krueger ist tot). Vgl. Fischermann, Thomas: Nobelpreis, in: Die Zeit Nr. 42, 14.1021, S. 25. Der Co-Preisträger Joshua Angrist legte Methoden fest, um aus den natürlichen Experimenten auch tatsächlich Kausalketten abzuleiten. Das ist wichtig, um Fehlschlüsse zu vermeiden. Der weitere Preisträger Guido Imbens schuf die Grundlagen für eine mehrstufige Auswertung. Es gab wenig Methoden, mit denen man Glaubwürdigkeit klar feststellen konnte. Imbens machte es möglich, zwischen guter und schlechter Forschung zu unterscheiden (durch Methoden der Kontrolle von Experimenten). Berühmte reale Experimente waren: Effekt von Bildung auf das spätere Einkommen, Wirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens, Wirkungen des Mindestlohnes auf die Beschäftigung. Vgl. "Dann fließt die kreative Energie", in: Die Zeit Nr. 45, 4.11.21, S. 31.

Damit sind wir beim Thema Selbstkontrolle. Hier kann die Volkswirtschaftslehre und Ökonomie  auch mal versagen. Machtmissbrauch und Manipulation werden nicht gerne offen gelegt, sondern verschwiegen. Transparenz muss hergestellt werden. Das geht nur über transparente und faire Strukturen. Aufsicht muss von handlungsfähigen Institutionen kommen. Es muss auch Aufmerksamkeit für das Thema da sein. Vgl. Leising, Daniel: Die Position: Die Wissenschaft versagt bei der Selbstkontrolle, in: Die Zeit Nr. 9/ 23.2.23, S. 37.

"Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst", Ernst Bloch (1885-1977, geboren in Ludwigshafen).

 

Defizite der Volkswirtschaftslehre (Kritik):

"Die Nationalökonomie entstand als eine natürliche Folge der Ausdehnung des Handels, und mit ihr trat an die Stelle des einfachen, unwissenschaftlichen Schacherns ein ausgebildetes System des erlaubten Betrugs, eine komplette Bereicherungswissenschaft", Friedrich Engels, MEW 1, S. 499 (Marx-Engels-Werke, Berlin, Dietz-Verlag, 1956 - 1990, 43 Bände). Diese Kritik hat einen wahren Kern. Sie wurde von einem klassischen Kapitalisten gemacht, der von Werken in Manchester lebte und Marx alimentierte.

Zunächst sind zu erwähnen Entgleisungen durch zu starke einseitige Gewichtung der Methode (Beispiel Mathematik, Zahlen-Fetischismus), der Ideologie (Beispiel Monetarismus), der unbegründeten (nicht hinterfragten)  Grundannahme (Markt oder Staat, Marktideologie, Trennung "Arbeit und Kapital") oder der Vernachlässigung der Geopolitik (Beispiel Ukrainekrieg) und externer Schocks (Beispiel Covid-19). Wenn mehrere Punkte zusammenkommen bzw. sich überlappen , stößt die VWL an ihre Grenzen und offenbart ihr Theoriedefizit. Wahrscheinlich kann es heute für solch komplexe Situationen auch nicht mehr ein geschlossenes Theoriesystem geben. Die großen Krisen der letzten 15 Jahre haben den Abstieg der VWL eingeleitet: Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise, Corona-Krise,  Ukrainekrieg, Energiekrise, große Inflation. Insofern ist die VWL in einer paradoxen Situation: Ihre Probleme und Gegenstände werden immer wichtiger (stärkere Gewichtung innerhalb der Sozialwissenschaften dringend nötig), trotzdem hat sie einen Bedeutungsverlust erlitten. BWL kann nur mit Einbettung in die VWL gelehrt und gelernt werden. Im Zentrum steht dabei das Dilemma, in dem die wichtigste Volkswirtschaft der Welt steckt, was massiv auf ihre Volkswirtschaftslehre der USA abfärbt, die immer noch in der Welt dominiert und großen Einfluss ausübt. Die Dominanz der US - VWL hat schon jahrelang die stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit verhindert bzw. hinausgezögert (exemplarisch ist hier das weit verbreitete VWL - Lehrbuch von Mankiw, in Deutschland von über 70% aller Studenten genutzt). Wenige US-Elite-Institutionen geben den Ton an (und die Mehrheit der deutschen VWL - Professoren orientiert sich daran). Heute müssen die Wettbewerber (EU, China, Japan u. a.) allerdings viel mehr auf ihre eigene geopolitische Lage achten. Das versuche ich im Folgenden wissenschaftssoziologisch zu begründen.

Die drei unberechenbaren Faktoren der USA (auf die man sich auch für die Zukunft einstellen muss): Wenn man die Geschichte der USA und ihre Weltpolitik seit dem 2. Weltkrieg analysiert, zeigen sich immer drei große Einflüsse, die in ihrer Wirkung nicht exakt eingeschätzt werden können: 1. Die Macht des industriell-militärischen Sektors, der seine eigenen Profitinteressen in den Vordergrund stellt (die USA haben seit dem Kalten Krieg völkerrechtswidrig 5 Länder überfallen). 2. Der Einfluss der Geheimdienste, von denen der CIA der dominierenste zu sein scheit (Fake News über Atomwaffen im Irak!). 3. Der Akteur Wallstreet, der neben Gewinn auch die Interessen des Staates Israel hervorhebt und vertritt (Netzwerk jüdischer Organisationen und Finanzinvestoren). Es fehlt hier an Transparenz und Aufklärungswille der Medien und der Wissenschaft. Wenn zwei oder drei dieser Machtzonen sich verbünden, wie vor dem Irakkrieg die Geheimdienste, die Wallstreet und der industrielle Komplex, haben die demokratischen Institutionen keine Chance mehr. Solche externen Effekte der Machtzentren begleiten den Koreakrieg, den Vietnamkrieg (deshalb das Foto oben) und viele andere Konflikte. Sie protegieren auch jeweils die Präsidenten, die sie haben wollen und vernichten die, die sie nicht brauchen können (Beispiel J. F. Kennedy). Im Folgenden sind einige Literaturstellen aufgeführt, die sich näher mit diesem Thema beschäftigen. Sie sollten Pflichtlektüre werden. L. Fletscher Prouty: JFK. Der CIA, der Vietnamkrieg und der Mord an John f. Kennedy, Wien 1993. Daniele Ganser: Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien, Zürich 2016. Jim Garrison: Wer erschoss John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas, Bergisch-Gladbach 1992. Robert Harris: Dictator, München 2015. Letzteres Buch ist eigentlich über Cicero und Rom. Es ist aber zeitlos vom Thema her: Wie lässt sich politische Freiheit gegen die Dreifachbedrohung aus skrupellosem Ehrgeiz, einem von Geld beherrschten Wahlsystem und den verderblichen Auswirkungen endloser Kriege im Ausland schützen (trifft auf die USA zu)? Der Film über Seneca, den großen römischen Stoiker, bringt das Thema 2023 auch auf dem Punkt. Mit dem Wahlsieg von Trump Ende 2024 und seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 kommt noch ein vierter Faktor dazu: Den Präsidenten interessieren nicht theoretische Weisheiten der VWL, etwa über Protektionismus und Zölle. Er stellt die Geopolitik mit dem Machtziel unter dem Motto "America first" (MAGA) in den Vordergrund und sieht sich als Dealmaker, der frei verhandelt. Staatliche Wirtschaftspolitik soll dem Profit von Tech-Giganten unterworfen werden, so dass es zu einer Herrschaft von Oligopolen (Broligarchie) in der Welt kommen kann.

Der Raum für Kreativität ist in der Volkswirtschaftslehre rapide geschrumpft. Es sind nicht nur die in den vergangenen Abschnitten skizzierten Faktoren, sondern auch Cancel Culture (kuriose Fälle in den USA, unter Beteiligung deutscher Volkswirte), Abhängigkeit von öffentlichen Geldgebern (tendenziell wird Vorhersehbares belohnt), vorhandenes, angesammeltes Wissen, mangelnde Interdisziplinarität und vieles mehr. Große Durchbrüche werden seltener, weil alles schon mal gedacht worden ist. Es gibt ausgetretene Pfade, von denen vorhandenes Wissen nur ausgebaut werden kann. Grundlagenfinanzierung gibt es in der VWL nicht. Vgl. Die Zeit Nr. 3/ 12.1.23, S. 35 (Interview mit Wilhelm Krull, Gründungsrektor der Denkfabrik "The New Institute" in Hamburg, vorher Generalsekretär der Volkswagenstiftung). Vgl. auch: Interview mit Peter-Andre Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und Leiter der Wübben - Stiftung Wissenschaft, Quelle: Die Zeit Nr. 8/ 16.2.23, S. 31.

Der größte Vorwurf gegen die deutsche VWL betrifft aber ihre geistesgeschichtlichen Wurzeln. Sie hat systematisch ihre größten philosophischen Vertreter vernachlässigt (die VWL ist einst aus der Philosophie hervorgegangen). Wer Karl Marx und Jürgen Habermas in seiner Kultur hat, sollte sich zumindest mit ihnen intensiv auseinandersetzen (es geht sicher nicht um die Übernahme entsprechender Positionen). Beide sind in der ganzen Welt sehr angesehen und geschätzt (vor allem in Asien), dass das "Links liegen lassen" nur durch intellektuelles Unvermögen bzw. korruptives Verhalten (Karriere, Forschungsgelder, blind den USA folgen über Wissenschaftskarrieren in den USA) zu erklären ist. Die ganze ökonomische Legitimation  des chinesischen Wirtschaftssystems beruft sich auf die Gedanken von Karl Marx (Konfuzianismus - Herrschaft, Daoismus - Kultur) . Es ist nicht auszuschließen, dass China tatsächlich bis 2049 (100 Jahre VR China) zum ökonomisch, militärisch und politisch mächtigsten Land der Welt wird. Damit hat man zumindest Anspruch auf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung auf Augenhöhe. Die Definition einer eigenen Form von Demokratie mit mehr Menschenrechten als der Westen (mit Berufung auf Konfuzianismus und Daoismus) ist da noch nicht mitgerechnet. Macht setzt sich letztlich auch in der VWL durch. Ignoranz führt sicher überhaupt nicht weiter. Leider sind viele wissenschaftlich führenden Volkswirte in Deutschland, in den USA oder GB wissenschaftlich sozialisiert worden, was auf einem Auge blind machen kann.

"Wir wissen, dass wir Vorläufige sind, und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes", Bertold Brecht, deutscher Schriftsteller. Brecht, der Dichter der Dialektik, war immer politisch. Politischer war kein anderer deutscher Schriftsteller. Er hatte eine klare politische Botschaft. Aber er ließ sich auch vereinnahmen. So am 17. Juni 1953 (blutige Niederschlagung des Aufstands) , als er von faschistischen Elementen sprach, die die DDR zersetzen sollten. Goethe, der größte deutsche Dichter, war ein dichtender Staatsbeamter, der auch schmutzige Alltagsgeschäfte wie Todesurteile machen musste. Brecht  sprach selbst von der Unfreiheit der Kunst. Wie bei Brecht stellt sich auch in der VWL die Standardfrage, kann sie überhaupt unpolitisch sein. Kann es eine objektive, unparteiische  VWL geben? Vgl. dazu auch: Winkler, adalbert: Evidenzbasierte Forschung - die Irrelevanz des Manipulationsverdachts, in: Wirtschaftsdienst 6/ 2024, S. 403-406.

 

Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft (wissenschaftstheoretische und -soziologische Betrachtung):

"Schlage mich, beschimpfe mich -

ich komme trotzdem.

Doch wenn du mich übers Ohr hauen willst,

komme ich nicht", aus China (Quelle: O. V. , Reiskörner fallen nicht vom Himmel, Leipzig/ Weimar 1990, S. 82)

Die strikte Trennung von Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre ist eine Besonderheit im deutschsprachigen Raum. Im angelsächsischen Kulturraum spricht man von Economics und meint erstmal beides. Business Economics wendet die Theoreme und Methoden dann auf Unternehmen an. Business Administration ist die reine  Verwaltung bzw. das Management von Unternehmen in der Praxis. Man geht aber von einer gemeinsamen Grundlage aus. Im deutschsprachigen Raum wurde die gemeinsame Grundlage einst in der Mikroökonomik deutlich: Wenn man in das Standardlehrbuch der BWL von Wöhe reinguckt, erkennt man die Gemeinsamkeiten leicht, vor allem in der Produktionstheorie. Die Mikroökonomik hat aber heute in vielen Bereichen den wissenschaftlichen Anschluss verpasst, trotz neuerer Entwicklungen wie Industrieökonomik oder Markttheorie (Auktionen). Die Gemeinsamkeiten werden in Deutschland mittlerweile auf den Gebieten "Finance" und Taxation" gepflegt (ehemalige Gebiete der Finanzwissenschaft und der BWL sind verschmolzen.

Durch die letzten Krisen der Weltwirtschaft (Finanzkrise, Klimakrise, Produktionskrise, Corona-Krise, Energiekrise) ist eine paradoxe Situation entstanden: Die Volkswirtschaftslehre verliert an Boden in der Wissenschaft und an den Hochschulen (vor allem an den angewandten Hochschulen, weil für die teils mittelmäßigen StudentInnen der Stoff zu schwer ist), weil sie in Teilen erklärungsleer geworden ist. Die BWL kann die Lücke nicht schließen. Die Betriebe brauchen aber dringend Studenten, die mehr über die Weltwirtschaft, die Umwelt, die Digitalisierung und die globalen Zusammenhänge wissen (das war ein wichtiger Antrieb für meine Plattform). Das übertriebene Effizienzdenken auf  Kosten der Resilienz und Nachhaltigkeit gerät in die Kritik.

Der Inhalt der BWL ist sehr wichtig, weil sie mit fast einer Viertelmillion Studierenden das mit Abstand beliebteste Studienfach in Deutschland ist 2023 250.000). Betriebswirtinnen und Betriebswirte finden schneller einen Job als andere Akademiker und sie verdienen im Durchschnitt mehr Geld. Sie haben auch eine große Chance auf Karriere. BWL soll die Fähigkeiten vermitteln, Unternehmen zu führen und ihnen zum Erfolg zu verhelfen. BWL ist kein Verlegenheitsfach. Studienanfänger können mit Herzblut ihren Talenten und Interessen folgen. Vgl. Interview mit Christina Hoon/ Uni Bielefeld, in: Die Zeit 20/ 11.5.23, S. 35.

2016 findet wieder eine intensivere Diskussion über den Inhalt und das Konzept der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre (ABWL) statt. Vgl. Köhler, Richard: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre - ein tragfähiges Konzept? , in: DBW 6/16, S. 131ff. In der gleichen Ausgabe: Backhaus, Klaus/ Carlsen, C: Das Allgemeine in der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, S. 424ff. Meine Inhalte auf der Seite "Economics/basic" stellen eine Mischung von Mittelstandsökonomik und ABWL dar und sind stark subjektiv geprägt von eigenen Erfahrungen. Das Hauptbetätigungsfeld von Betriebswirten sind nicht börsennotierte Konzerne, sondern Familienunternehmen, KMU und Start-ups. BWL und VWL werden und müssen in Zukunft noch stärker zusammenwachsen und auf Problem lösen ausgerichtet werden. Auf die Folgen von Digitalisierung muss stärker eingegangen werden, ebenso mehr auf den Klimawandel und den Machtkampf zwischen den USA und China (Globalisierung). All das versuche ich, auf der Seite "Economics/basic"  umzusetzen und das erklärt die starken Abweichungen von Standardlehrbüchern (die manchmal veraltet sind bzw. das Lehrbuch hat als Medium für fortgeschrittene Semester eher ausgedient). Vgl. auch Jörg Rocholl, Aus zwei mach eins, in: Wirtschaftswoche 27/ 30.6.2017, S. 42. Die BWL sollte also mehr über den Tellerrand schauen: Auch medizinisches Wissen sollte mehr integriert werden, ebenso wie mehr Energiewissen. Hinzu kommt eine Beschäftigung mit Ethik, Informationswesen, Wertschöpfungsprozesse. Dies zeigt die Corona-Krise 2020/21. Die praxistaugliche Theorie des Unternehmens sollte weiter entwickelt werden.  Vgl. Friedl, Gunther (Dekan der TUM, München) und Hutszenreuther (TU München), Schaut über den Zaun, in: die Zeit Nr. 28, 2. Juli 2020, S. 35.

 Im Jahre 2021 erscheint sogar ein Buch, das die Erneuerung der BWL mit 16 Thesen angeht: 1. Weniger sind mehr (Studierende). 2. Weniger sind mehr (Universitäten). 3. Departments sind besser als Lehrstühle. 4. Mehr ist besser (Forschung). 5. Anwendungsorientierte vs. theoretische Forschung? Beides! 6. "Rigor" ist wichtig - aber Relevanz auch! 7. Graduiertenschulen sind der bessere Weg zur Promotion! 8. Incentives sind wichtig - und sollten erweitert werden! 9. "Rigor" zählt - auch in der Lehre! 10. Neue Themen sind wichtig. Fächerübergreifend. 11. Für eine neue Didaktik - Frontalunterricht war gestern! 12. Analog bleibt wichtig - die Universität als Wissensort! 13. Lehre ist wichtig! 14. Englisch ist die bessere Sprache! 15. Bücher sind wichtig! 16. Die steile These zählt!  Siehe Schwenker u. a.: Erfolgsfaktor Betriebswirtschaftslehre BWL? BWL! Was sie leistet und warum wir sie brauchen, München (Vahlen) 2021, S. 127ff.

Die klassische BWL scheint auch in einer Sinnkrise zu sein. Sie ist zu wenig praxistauglich, vor allem im Hinblick auf Start-up - Gründen und Digitales. IT - Kenntnisse müssen sehr verstärkt vermittelt werden. Routineaufgaben wie Controlling, Teile der Personalwirtschaft und des Marketings werden zukünftig von Maschinen bzw. KI übernommen werden. Folge könnte ein BWL - Prekariat sein. Auch dem versuche ich mit der innovativen Konzeption Rechnung zu tragen. Vgl. Guldner/ Losse/ Scmidt: Bedingt praxistauglich, in: Wirtschaftswoche 43/ 13.10.17, S. 18ff. Ganz negativ zur BWL vgl. Axel Gloger: Betriebswirtschaftsleere, 2016. Buchführung muss vielleicht sogar gar nicht mehr gelernt werden, weil die IT besser ist. Auf jeden Fall ist das BWL-Studium an vielen Hochschulen heute rückständig. Digitalisierung muss das A und O sein. Zumindest müssen die Studenten wissen, was mit IT - Technologie möglich ist und wo die Grenzen liegen. Deshalb habe ich dafür extra eine ganze Site eingerichtet (Mercator/ digital). Vgl. Reintjes, Dominik: Jetzt kommen die besseren BWLer, in: Wiwo 38/ 17.9.21, S. 90f.

Die WiWo bringt im Januar 2019 eine Liste der forschungsstärksten Betriebswirtschaftsprofessoren im deutschsprachigen Raum: Es führen Helmut Krcmar, TU München und Nils Boysen, Uni Jena vor Martin Bichler, TU München. Vgl. WiWo 4 18.1.2019, S. 40. Grundlage waren die 860 Fachzeitschriften. Ich selbst habe in allen renommierten deutschsprachigen BWL-Zeitschriften publiziert (Vgl. Publikationsliste). Die Rangliste der forschungsstärksten Unis in BWL führen die Universität St Gallen/ Schweiz vor der TU München und der WU Wien an. Vgl. WiWo 50, 4.12.20, S. 48. Bei der Erhebung der Wirtschaftswoche 2020 (51, 11.12.2020) gewinnt Nils Boysen von der Uni Jena als forschungsstärkster Betriebswirt im deutschsprachigen Raum (Operations Management, logische Prozesse über Algorithmen). Bei den forschungsstärksten Betriebswirte unter 40 Jahre liegt Christoph Glock von der TU Darmstadt an der Spitze (Optimierung der Lagerhaltung, Wertschöpfungsketten). Beim Lebenswerk erreicht Christian Homburg von der Uni Mannheim den ersten Platz (Marketing). 2022 kommt eine neue Rangfolge. Den ersten Platz der Ranfolge hat nun Patrick Velte aus Lüneburg vor Sascha Kraus (FU Bozen). Bei den Jungstars unter 40 Jahren führt Martin Jacob von der WHU Koblenz/ Vallendar. Vgl. WiWo 16.12.22, S. 40f. 2023 ist das Ranking in Betriebswirtschaftslehre der CHE am bekanntesten. Vgl. Die Zeit 20/ 11.5.23, S. 34. Auch die WiWo veröffentlicht ihr Ranking weiter. Es ist allerdings zu pauschal. Es kommt immer auf die Schwerpunkte und Fächerkombinationen an. In BWL führt die LMU München genauso wie in VWL. Vgl. WiWo 20/ 12.5.23, S. 18. Bei den Fachhochschulen führt die HTW Berlin vor Reutlingen. Vgl. Ebenda, S. 20.

Die BWL in Deutschland müsste folglich dringend erneuert werden: 1. Das Bild des Betriebswirts in der Gesellschaft muss aufpoliert werden. Er gilt oft als skrupelloser Profit - Maximierer. 2. Die Struktur an Hochschulen mit Lehrstühlen ist hoffnungslos veraltert (besser Departmentstruktur). 3. Das föderale deutsche Bildungssystem gleicht einem Flickenteppich. Es führt nicht mehr zu mehr Wettbewerb, sondern zur Ausbildung von Betriebswirten als Fachidioten, die nicht mehr "über den Tellerrand hinausschauen können". Im Wettbewerb mit den USA, Japan und China werden andere Ökonomen gebraucht. Vgl. Siegers, R.: Die BWL erneuern, in: HBM Juni 2019, S. 48ff. 4. An den deutschen Hochschulen wird in der BWL zu viel auswendig gelernt, wobei das eigenständige Nachdenken auf der Strecke bleibt. Man kann es auch so ausdrücken: "Science does not know its debt to imagination", Ralph Waldo Emerson (1803-1882; American writer and poet; Die Wissenschaft weiß nicht, was sie der Fantasie verdankt). Theorie hilft, denken zu lernen. Fallstudien helfen, Entscheidungen zu trainieren und zu fragen, ob sie auch in Zukunft gelten. Vgl. Interview mit Burkhard Schwenker, Ex - Ceo von Roland Berger Unternehmensberatung, in: HBM März 2021, S. 70ff. Des.: Drei Forderungen an die BWL der Zukunft, in: WiWo 15/ 9.4.21, S. 10. Der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre feiert 2021 den 100. Geburtstag.

Die Betriebswirtschaftslehre sollte auch systematisch ihr mangelndes Werteverständnis angehen. Es herrscht eher Verwirrung darüber, was Werte eigentlich sind. Die Ursachen liegen auch hier in falschen Studienordnungen, die keine philosophischen Grundlagen mehr enthalten. Dazu haben die angewandten Hochschulen (Fachhochschulen) einen großen Beitrag geleistet. Ein Werteversprechen ist Grundlage jeden Geschäftsmodells. So muss auch die BWL sagen, was eigentlich ihr Wert ist und welche Werte sie vermitteln will. Sie kann nicht einfach nur Pragmatismus betreiben mit Werten wie Geld und Effizienz  und sehen, ob ihre Absolventen einen Job bekommen. Hinter den rein ökonomischen Kriterien müssen Werte erkennbar sein wie z. B. Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Zufriedenheit. Apple zum Beispiel ist heute eines (bzw. das wertvollste) der wertvollsten Unternehmen der Welt (vom Börsen- also Marktwert her). Der Gründer Steve Jobs folgte drei Werten: Schönheit, Perfektion und Einfachheit. Er war inspiriert von der Kalligrafie, der japanischen Kultur und wollte etwas besonders machen. Diese Werte gingen direkt in die technische Entwicklung ein. Vgl. Spiekermann, Sarah: Digitale Ethik. ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert, München (Droemer) 2019.

Die Leistungs- und Erfolgsmessung in der BWL sowie in der ganzen Wirtschaftswissenschaft ist nicht unproblematisch. Man setzt zu sehr auf bestimmte Fachzeitschriften. "Wissenschaftler werden heute an der Zahl ihrer Publikationen in fünf US-Fachzeitschriften gemessen - und nicht daran, was sie mit ihren Arbeiten erreicht haben. Das gilt nicht nur in den USA, sondern auch in Asien und Europa", James Heckman, Ökonomie-Nobelpreisträger.

Die betriebswirtschaftliche Denkweise wird immer wieder mit dem ökonomischen Prinzip verbunden. Maximum - Prinzip: Bei gegebenem Mitteleinsatz soll ein maximales Ergebnis erzielt werden. Minimum - Prinzip: Mit minimalem Mitteleinsatz soll ein bestimmtes Ergebnis erzielt werden.. Optimum - Prinzip: Es soll ein möglichst günstiges Verhältnis zwischen Mitteleinsatz und Ergebnis realisiert werden. Weiterhin ist eine betriebswirtschaftliche Denkweise dadurch gekennzeichnet, das bei allen Entscheidungen Kosten-Nutzen-Abgleiche eine wichtige Rolle spielen. Mittlerweile geht es aber nicht mehr allein um Optimierung und Kostenreduktion. Der forschungsstärkste Betriebswirt 2022 Patrick Velte forscht über Nachhaltigkeitsberichte und Greenwashing. Vgl. Wiwo 16.12.22, S. 26.

Produktionsfaktoren sind eine zentrale Grundlage der BWL (Gutenberg gliederte danach): Inputs in den Produktionsprozess. Mindestens sind Arbeit, Kapital und Boden (Rohstoffe, Umwelt) zu nennen. Manchmal wird noch das Humankapital (zwischen Arbeit und Kapital) und der dispositive Faktor (Management) erwähnt.  In der Economics in China wird der Produktionsfaktor "Boden" aufgeteilt in Material Force (Bodenschätze), Freight Force (Infrastruktur), Natural Force (Natur), Time Force (Zeit). Eine solche Präzisierung würde auch der BWL bei uns gut tun. Daneben stehen normal Labor Force und Capital Force. Durch Künstliche Intelligenz entsteht eine neue Produktionsfunktion. Der Output als abhängige Variable ist eine Funktion der unabhängigen Variablen Daten, Kapital, Arbeit. KI macht Daten zum dritten Produktionsfaktor. Die Daten sind rückgekoppelt mit Kapital und Arbeit. Der Output hat eine Interdependenz mit Daten, Arbeit und Kapital. KI kombiniert Kapital und Arbeit, KI definiert das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit neu. Die industrielle Ordnung (vertikale Wertschöpfungsketten) wird durch die digitale Ordnung ersetzt (hybride Unternehmen mit Kollaboration und Integration). Vgl. Vöpel, Henning: Wie künstliche Intelligenz die Ordnung der Wirtschaft revolutioniert, in: Wirtschaftsdienst 2018/11, S. 828ff.

"Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun", Johann Wolfgang von Goethe.

 

Wirtschaftsgeschichte und Geschichte der Ökonomie sowie Zusammenhang und Einflussfaktoren (Economic History): Die wichtigsten Eckdaten der Kultur und Wirtschaftsgeschichte sind woanders abgehandelt: Siehe Site "Cult/ Sozio/ Psycho"

"Nichts macht konservativ-reaktionärer als entweder nur die Vergangenheit oder nur die Gegenwart zu kennen", das Zitat wird J. M. Keynes zugeschrieben, Quelle nicht bekannt. Ähnlich ein Zitat von ihm aus dem Jahre 1935: "Die Schwierigkeit liegt nicht in den neuen Ideen, sondern darin, den alten zu entkommen".

"Wer die Vergangenheit nicht ehrt, verliert die Zukunft. Wer seine Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen", Friedensreich Hundertwasser (Quelle: Plakat im Hundertwasser-Museum, Wien; der ehemalige israelische Ministerpräsident Perez soll das auch gesagt haben; das "Urheberrecht" ist also unklar).

"Was Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, dass Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die daraus zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben", Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), deutscher Philosoph, der mit seiner Dialektik stark auch Karl Marx beeinflusst hat. Diese pessimistische Einschätzung bezog sich auf die ganze bis dato bekannte Weltgeschichte. Wahrscheinlich gilt sie auch heute noch. Hegel liegt in Berlin Mitte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben (dort ruht ebenso B. Brecht, der direkt daneben auch gewohnt hat).

Staatliche Seidenmanufaktur Nr. 1 in Suzhou, China ("Venedig Chinas", Ende des Kaiserkanals). Diese Stadt im Südosten Chinas gilt als Geburtsort der chinesischen Seidenkultur. Seide war viele Jahrhunderte eines der wichtigsten Exportgüter des Landes auf der Seidenstraße, der Verbindung nach Europa. Die Herstellung der Seide war geheim, bis das Verfahren später von Japanern geklaut wurde (einer der berühmtesten Fälle von Industriespionage; im 8. Jahrhundert wurde das Monopol von Japan gebrochen). Anfang des 6. Jahrhunderts wollte Mönche aus Europa schon das Geheimnis erkunden. In Frankreich (Ludwig IX.) bestand eine große Nachfrage nach Seide. Seide wurde in der Regel mit Gold aufgewogen.  Später wurden in Frankreich viele Maulbeerbäume für die Seifenzucht angepflanzt. In Deutschland erst seit Friedrich dem Großen. Synthetische Farben für Seide waren eine der Ursprünge der chemischen Industrie. Unternehmen wurden gegründet, um sie herzustellen, so die BASF. Suzhou war Ausgangspunkt des Kaiserkanals, auf dem die Seide in der ersten Etappe gut transportiert werden konnte.

Die Geschichte der Menschheit beginnt etwa vor 300.000 Jahren in Afrika, weil dort die ersten Exemplare des Homo sapiens gefunden wurden. Vorher, vor 65 Millionen Jahren, gab es schon affenartige Tiere - auch in Afrika; vor 2,5 Millionen Jahren begannen sie, Werkzeuge zu benutzen.  2023 fand man in Afrika eine Schlachterei, in der man Werkzeuge fand, die noch viel älter waren (Die Zeit Nr. 8/ 16.2.23, S. 28). Es vergingen dann ungeheuer viele Jahre bis sich etwas Grundlegendes änderte: Der Mensch wurde sesshaft (Ackerbau, Viehzucht). Vgl. Frie, Ewald: Die Geschichte der Welt, München 2020, S. 47ff. Es gibt weitere Bücher, die sich generell mit der Geschichte der Menschheit beschäftigen: Galor, Oded: The Journey of Humanity. Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende, München 2022. Graeber, Davis/ Wengrow, David: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit, Stuttgart 2022. Im zweiten Buch ist die Darstellung von Teotihuacan in Mexiko beeindruckend. So gelang es den 140.000 Einwohnern der Metropole 700 Jahre lang ohne Hierarchie und Herrschaft auszukommen. In dem Buch von Galor ist die Darstellung der Entstehung der Ungleichheit besonders lesenswert. In meiner kompakten Analyse hier sind auch alle großen Denker enthalten. Ich gehe an dieser Stelle aber nicht auf ihre Konzepte ein, dass die Geschichte nach unausweichlichen Gesetzmäßigkeiten verlaufe. Zu diesen großen Denkern gehören Platon, Hegel und Marx.

Vor etwa 70.000 Jahren verlässt Homo sapiens Afrika und breitet sich rasch aus. Wahrscheinlich beginnt Ökonomie als analytische Sichtweise mit der Sesshaftigkeit der Menschen. Das war zuerst in Mesopotamien (vor 12.000 Jahren; Klima beruhigte sich; Pleistozein ging zu Ende). Zwischen Euphrat und Tigris ist eines der Ursprungsgebiete menschlicher Kultur. Die Türkei baute Jahre in Südostanatolien den Ilisu-Staudamm für ein Wasserkraftwerk, der die Fluten des Tigris staut. 200 Siedlungen mussten dafür geräumt werden und uralte Städte gingen verloren, so etwa Hasankeyf. Um 3200 v. Chr. war in Mesopotamien die Erfindung der Keilschrift, Uruk erste Großstadt der Weltgeschichte. Um 2250 v. Chr. entstanden die Hymnen von König Sargon für seine Tochter Enheduanna. Um 1900 v. Chr. entstand die Assyrische Händlerkolonie Kanisch. Um 1350 v. Chr. verheiratet König Burna-Buriasch seine drei Töchter.  331 v. Chr. erobert Alexander der Große Mesopotamien. Vgl. Podany, Amanda: Weavers, Scribes, and Kings - A New History of the Ancient Near East, Oxford University Press 2023. In Girne (Keition)  im Norden Zyperns kann man ein Schiffswrack aus der Zeit Alexander des Großen bewundern.  Damit entstanden Arbeit und Arbeitsteilung sowie Tausch. Das sind die Kernphänomene jeder Ökonomie. Die Sumerer brauchten für die Buchführung und Registrierung der landwirtschaftlichen Produkte  eine Schrift. Sie entstand aus einer  Notwendigkeit. Etwas später bildeten sich die Jiahu -Schrift am Gelben Fluss in China und die ägyptischen Hieroglyphen   Der Berliner Archäologe Friedrich von Delitzsch entdeckte bei seinen Ausgrabungen in Mesopotamien (babylonische Funde, Babel) Schrifttafeln, auf die denen die Paradiesgeschichte der Bibel ("Garten Eden", Genesisgeschichte) 800 Jahre vor der Bibel auftauchte. Die Paradiesidee ist in Bibel, Thora und Koran enthalten. Sie wurde wohl abgeschrieben und verfremdet. In der Bibel findet sich eine negativere Darstellung der Rolle der Frau: Sie ist Sünderin und Verführerin. Das dürfte das Frauenbild in den Religionen nachhaltig beeinflusst haben. Als Delitzsch seine Entdeckung publik machen wollte, wurde er von Kaiser Wilhelm II. auf Druck der Kirche zurückgepfiffen. Delitzsch hatte die Vermutung, dass die Paradiesfabel die Zeit verklärt, als die Menschen noch nicht sesshaft waren (Jäger und Sammler). In der Bronzezeit entstand auch in Europa eine Kultur der Sesshaftigkeit. Es gibt große Ähnlichkeit mit unserer heutigen Kultur (Hygiene, Essen, Handwerk). Es galten Heiratsregeln, die von unseren heutigen abweichen (strenges System der Verwandtschaftsheirat). Heirat von Cousin und Cousine waren üblich, wohl um das ererbte Ackerland nicht weiter aufzuteilen. Es sollte auch eine gewisse Kontinuität der Familie an einem Ort geben, was für den Anbau von Oliven und Wein wichtig ist.   Sehr viel über diese Zeit zeigen die Ausgrabungen von Egtved in Dänemark. In der Fundstelle fand man auch das berühmte Mädchen von Egtved. Die neue archäologische Technik der Jonen-Strontium-Analyse beweist, dass das Mädchen mindestens zweimal vom Schwarzwald nach Egtved hin und her gewandert ist. Offenbar bestand eine hohe Mobilität von Frauen. Sie war wohl Hohe Priesterin oder Handelsagentin. Der Handel zwischen den Netzwerken regionaler Siedlungen war offenbar sehr ausgeprägt. Aus dem Norden exportierte man Bernstein, aus der Mitte Kupfer und von außen (GB, Asien) Zinn. Bronze bestand zu 90% aus Kupfer und zu 10% aus Zinn. Es gab auch Landwirtschaft (Schafe, Getreide: Emmer, Dinkel). Es gab auch schon das erste gebraute Bier. Es entstand ein ausgeprägtes Textilhandwerk, was die Lederbekleidung ablöste. Die Gesellschaft war schon hierarchisch und differenziert, aber ohne staatliche Ordnung. 

Viele Jahrtausende betrug die Lebenserwartung etwa 25 bis 30 Jahre, Hunger und Krankheiten bedrohten das Leben, über dreißig Prozent der Neugeborenen erlebten nicht ihren fünften Geburtstag. Als Schicksalsjahr gilt 536 n. Chr. Ein Vulkanausbruch auf Island stürzt die Welt in eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Ernten fallen aus, Hungersnöte fordern zahlreiche Opfer. Ratten tragen die Seuche "Pest" von Dorf zu Dorf. Die Pest befällt Nordafrika, Europa und Asien. Die Pest war die erste große Pandemie, die im 14. Jahrhundert wütete und ihren Herd ebenfalls in China hatte. Ökonomische Folgen waren: Arbeitskräfte knapp, Löhne stiegen, hohes Angebot an Nahrungsmitteln traf auf dezimierte Nachfrage (Preise sanken). Zwangsarbeit verschwand. Es entstanden kapitalistische Arbeitmarktstrukturen. In den letzten 250 Jahren hat sich dies alles geändert. Der Lebensstandard konnte enorm wachsen. Dies war u. a.  durch technischen Fortschritt, Bildung, Patentrechte, Demokratie, bessere Arbeitsteilung und neue Rechtsformen (z. B. beschränkte Haftung) möglich. Entscheidend war natürlich die industrielle Revolution (vgl. Galor, Oded: The Journey of Humanity, München 2022). Es ist sehr lehrreich, sich diese Ursprünge der Wirtschaftsgeschichte immer wieder vor Augen zu halten, um die Leistung moderner Wirtschaften zu würdigen. Natürlich leitet sich daraus eine hohe Legitimation für das Fach ab, was sich mit der Funktionsweise von Wirtschaften beschäftigt, nämlich die Volkswirtschaftslehre. Die historische Methode hat neben der Mathematik, Statistik, Logik, Experimenten u. a. eine gleichberechtigte Stellung in der Volkswirtschaftslehre.  "Die Geschichte hat keinen Sinn - aber der Mensch kann ihr einen Sinn geben", Karl Popper.

Ebenso viele Jahrtausende prägten Kaiserreiche die Geschichte. Eine der ersten Dynastien waren die Pharaonen in Ägypten. Sie wurden von Eliten getragen. Diese forderten den Nachweis der politischen und sakralen Legitimität. Monumentale Bauwerke, Inschriften und Reliefs demonstrierten auf symbolischer und realer Ebene die politische Macht der Herrscher. Die Pharaonen identifizierten sich mit Göttern des traditionellen Mythos vom Sonnenauge und begründeten so ihre geistliche Machtstellung. Das alte Ägypten wurde vor allem von einem Handwerk geprägt, dem Mumifzieren. Es war ein Wegbereiter früher Globalisierung: Harz und Zedernöl aus der Levante, Bitumen aus der Gegend des Toten Meeres, Dammar aus Malaysien, Elemi-Harz aus Südostasien und dem tropischen Afrika. Betuchte Menschen und Menschen aus dem Mittelstand konnten sich Mumifizierer leisten. Es gab in der Kultur extrem fortschrittliche Elemente. Auf der Nil-Insel Elephantine fand man jahrtausende alte Schriftstücke, die von einer weltoffenen, frühzeitlichen Gesellschaft um  3000 v. Chr. zeugen. Frauen konnten vertraglich geregelten Besitz haben und sie konnten sich scheiden lassen (Vgl. Die Zeit 30/ 11.7.24, S. 32). Die Königin der Könige war Ägyptens letzte Pharaonin Kleopatra VII. Sie war eine Strategin ersten Ranges. Bei den Ptolemäern galt noch die Geschwisterehe (sie setzt sich in der Familie durch). Ihr verfallen nacheinander die beiden größten Feldherren des mächtigen Roms Caesar und Antonius.  In der muslimischen Überlieferung gilt sie als großartige Bauherrin, Philosophin und Wissenschaftlerin, in der europäische Geschichte als Femme fatale. Ihre Königsstadt Alexandria war die Metropole des Wissens in der Antike. Die Natur war in der Antike durchdrungen von übernatürlichen Kräften. Gottheiten bildeten in der Weltsicht die oberste Ebene auf der ganzen Welt. Magische Praktiken sollten Leben schützen und im Alltag helfen (Fingergesten, Befragung der Götter durch Orakel). Mächtige und große Kaiserreiche hatten die Perser (Darius), die Makedonier (Alexander der Große, starb 323 v. Chr. erst 32-jährig am Guillain-Barre-Syndrom) und die Mongolen (Dschingis Khan, gestorben 1227 n. Chr.). Auch europäische Monarchen begründeten ihre weltliche Macht, indem sie sich als Stellvertreter Christi auf Erden inszenierten (Bewahrer der gottgewollten Ordnung). Sie fanden immer wieder Wege, sich neben den Papst zu stellen (notfalls war das Reich heilig wie bei Barbarossa). Noch im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche große Herrschaftsgebiete, an deren Spitze Monarchen standen: Das Osmanische Reich. Das Österreich-Ungarische Reich. Das Russische Reich des Zaren Nikolaus II. Das Deutsche Reich Wilhelm II. Das Herrschaftsgebiet des englischen Königreichs mit Viktoria an der Spitze. Es erreicht den größten Umfang überhaupt in der menschlichen Geschichte. Ein symbolischer Überrest ist heute das Commonwealth of Nations. Im Kaiserreich China regierte die Kaiserwitwe Cixi in einem Reich, das seit 2000 Jahren bestand. Der Kaiser von Japan, Meiji, galt immer noch als göttlich. Die Herrscher hatten für Stabilität, Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen. Dafür bekamen sie die Loyalität der Menschen. Irgendwann hatten die Systeme eine Größe und Macht erreicht, dass Menschen sie nicht mehr absetzen bzw. bekämpfen konnten. Erst der 1. Weltkrieg, der die industrialisierte Kriegsführung mit sich brachte, zeigte, dass absolute Herrschaft viel zu gefährlich war. Nach und nach mussten die meisten der Herrscher abdanken und es bildeten sich Demokratien mit allgemeinem Wahlrecht. Vgl. John Higgs: Alles ist relativ und anything goes, Berlin 2016, S. 69ff.

Exkurs. Schriften: Am meisten kann man aus der Vergangenheit aus Schriften lernen. Das sind Zeichen auf Stein, Ton, Papyros, Birkenrinde, Leder, Felsen u. a. Die Sumerer erfanden die Keilschrift. Ähnliche Schriften hatten die Ägypter, Assyrer in Nimrud und Völker in Asien (Tadschikistan, Usbekistan, Afghanistan). Teilweise wurde die Schriften erst in  jüngster Zeit entziffert, manchmal mit Hilfe von KI (wird von Sprachwissenschaftlern, Linguisten eingesetzt). Auch die Inkas, Mayas und Azteken in Mittel- und Südamerika hatten eigene Schriftzeichen, die man erst spät entziffern konnte. Aus ihnen kann man auch einiges über den Untergang und Kriege erfahren.

Wirtschaftsgeschichte und Geschichte allgemein haben generell in Asien einen höheren Stellenwert. In Mesopotamien, im Zweistromland, entstand das erste Wirtschaftssystem der Geschichte. Zwei Sprünge waren dafür entscheidend: Sprache (mit Schrift) und Überschuss. Die schriftliche Verbuchung der Erntemengen steht am Beginn der Erschaffung von Schulden und Geld. Besitzrechte an Getreidevorräten wurden auf Muscheln oder ersten Metallmünzen notiert. Entscheidend war der Glaube an den Tauschwert dieser Einheiten (Glauben = Credere, heute das Wort "Kredit"). Eine kollektive Institution (Staat) wachte darüber: In Mesopotamien (das Land zwischen den Flüssen: Euphrat und Tigris). Drei der wichtigsten Zivilisationen sind dort entstanden: Sumerer, Babylonier, Assyrer. In vielerlei Weise waren die Mesopotamier ihrer Zeit voraus: Frauen galten aus Individuen mit eigenen Rechten, besaßen Land, konnten sich scheiden lassen und Geschäfte führen. Die erste Stadt Uruk bedeutet den Anfang von Schrift, Architektur und Städtewesen. Mit Hilfe der KI kann man heute fast alle erhaltenen Reste der Keilschrift entziffern. In China wird immer wieder darauf verwiesen, dass das Land bis Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Volkswirtschaft der Erde war und das viele technologische Errungenschaften aus China kommen. Das Land verfügt über eines der ersten Schriftsysteme der Welt (Jiahu - Schrift, 6600 v. Chr., am gelben Fluss). Schon 4000 vor Christus begannen die ersten Bauern in Südchina, Nutzpflanzen wie z. B. Reis zu kultivieren . In den Lehrbüchern der Wirtschaftsgeschichte oder überhaupt in der Geschichte werden in der Regel die Vorgänge in China ausgeblendet. Das ist verwunderlich, weil das Land von 800 n. Chr. bis ins 18. Jahrhundert die größte Volkswirtschaft der Erde hatte. Entsprechend einflussreich waren die Ereignisse in China für Asien und die ganze Welt. Frühe chinesische Münzen bestanden oft aus Bronze und Kupfer und hatten ein Loch in der Mitte. China war wie alle Reiche dieser Zeit eine Agrarwirtschaft, konzentrierte sich aber allein auf seine Binnenwirtschaft und verteidigte seine Außengrenzen (chinesische Mauer; geringer Handel über die Seidenstraße). Diese wirtschaftliche Ausrichtung änderte sich grundlegend in der Ming-Dynastie (Herrschaftsepoche von 1368-1644).  Die Ming perfektionierten das Steuersystem im Inneren und schufen ein Tributsystem mit den Nachbarstaaten. Sie setzten sehr stark auf den Außenhandel, zunächst in Asien und später mit dem maritimen Europa (Exporte: Porzellan, Seide, Tee). In diese Epoche fallen auch die Fahrten von Eunuch Zheng He über fast die ganze Welt. Sogar kulturell und technisch will man von Innovationen aus Europa profitieren (Aufnahme von Jesuiten, z. B. Matteo Ricci; Astronomie; als "Sohn des Himmels" musst der Kaiser die Zeit im Griff haben). Venedig war zu der Zeit eine Weltmacht im globalen Handel und hatte nahezu ein Monopol im Handel mit China. Aus China importiert wurde Seide und Porzellan. Nach China exportiert wurden Textilien, Schmuck, Gewürze, Lederwaren, edle Hölzer, Pelze. Die Polos hatten Kontore am Ural. Sie betrieben Handel über die Seidenstraße zur Zeit der "Goldenen Horden" der Familie Khan. Marco Polo soll Kublai Khan, den Enkel von Dschingis Khan in Dunhuang oder Shangdu getroffen haben. Der machte ihn zu seinem Präfekten. Marco Polos Lieblingsstadt in China soll Hangzhou gewesen sein. Auf dem Seeweg reiste Polo zurück (von Quanzhou aus, der Partnerstadt von Neustadt Weinstraße).  Marco Polo (1271-1295; in genuesischer Gefangenschaft schrieb er seine Erlebnisse auf; das Erfolgsbuch prägte vor den Jesuiten das Chinabild der Europäer) Er reiste, berichtete und brachte viele Produkte und  Erfindungen aus China, das zu der Zeit die technologische Führungsmacht der Welt war, nach Europa. An den Erzählungen Marco Polos zweifelten schon die Zeitgenossen. 17 Jahre will er das Land bereist haben. Beim Schreiben half ihm der Mitgefangene Rustichello da Pisa. Das Buch heißt "Il Milione". Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Dogenrepublik hatte in ihrer Blüte die Kontrolle über Konstantinopel, große Teile der Türkei und Griechenlands einschließlich der Insel Kreta. Venedig war im vierzehnten Jahrhundert die wichtigste Handelsstadt Europas und wohl auch der Welt. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 begann der Abstieg der Dogenrepublik. Venedig konzentrierte sich dann auf das "Terra ferma", das Hinterland. Sehr fortschrittlich war das Regierungssystem der streng oligarchisch strukturierten Republik. Adelsfamilien hatten ein perfektes System der zeitlichen Arbeitsteilung von Regierung und Gerichten entwickelt. Führend waren in der Zeit auch viele wichtige Künstlerpersönlichkeiten (Bellini, Canova, Giorgione, Palladio, Tizian, Tintoretto). Noch 1699 meinte der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leipnitz, die Chinesen seien in ihrem Rechtssystem und ihrer Ethik überlegen, in Mathematik und Kriegsführung jedoch unterlegen. 1721 hielt ein anderer deutscher Philosoph, Christian Wolff als Prorektor der Universität Halle, eine Festrede über die praktische Philosophie der Chinesen. Seine Ausführungen über Konfuzianismus und Christentum wurden als Ausdruck einer atheistischen Grundhaltung ausgelegt. Er musste die Universität und die Stadt augenblicklich verlassen, um nicht der Gotteslästerung angeklagt zu werden (Quelle: Nadav Eyal: Revolte, Berlin 2020, S. 73). Das Beben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 zerstörte viele Zeugnisse der frühen Zivilisationsgeschichte. Die Verwüstung vom Euphrat bis zum Tigris ist groß. Schon vorher waren viele kulturell wichtige Stätten durch Krieg zerstört worden. Hier begann einst die neolithische Revolution mit dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht. Zerstört wurden Antiochien am Orontes, Edessa, Germanicea, aber auch Antakya, Sanliurfa und Kahramanmaras.

Damit läuft hier etwas ab, was sich ab Ende der Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wiederholt. Interessant ist die Frage, warum China im 18. Jahrhundert den Anschluss an die führenden Ökonomien im Westen verlor. Hierzu hat der deutsche Ökonom Werner Sombart wichtige Faktoren des Kapitalismus beschrieben: Wettbewerb der Länder durch Kriege und durch Prestigekonsum.  Metropolen sind immer Fixpunkte der Weltwirtschaft gewesen. Viele sind irgendwann grandios gescheitert: So etwa Brügge in Belgien, Lübeck in Deutschland, Venedig in Italien  oder Turku in Finnland. Sie scheiterten an verschiedenen Faktoren: Kein Zugang mehr zum Meer, Handelswege änderten sich, falsche Investitionen, politischer Wandel.

Exkurs: Querdenker der Geschichtsschreibung in China: Auch in China gibt es Querdenker, die gegen den Mainstream anrennen. Man könnte sie Revisionisten der Weltgeschichte nenne. Unklar ist, inwieweit sie im impliziten Auftrag der kommunistischen Führung handeln. Ihre Grundthese ist, dass der ganze Westen eine  missratene Kopie Chinas sei. Herausragende Vertreter sind Dong Bingsheng mit seinen Büchern "Fiktive antike griechische Geschichte" (2015) und "Fiktive Geschichte der westlichen Zivilisation"  (2017). Das alte Rom seien nur Geschichten. Noch weiter geht Xuanshi in seinem Buch "Die fiktive Geschichte der westlichen Kultur" (2017). Die modernen  und postmoderne Wissenschaft habe ihren Ursprung nicht in Europa, sondern in China (bei Menzius, 372 - 289 v. Chr.). Diese These baut Du Gangjian in seinem Buch "Der Ursprung der Zivilisation und die Welt der großen Harmonie" noch aus (2018). Man vermutet, dass sich der historische Verdacht gegen die These richtet, China habe nur vom Westen gelernt und erfolgreich kopiert. Auf der anderen Seite gab es auch Vertreter in China, die die 5000 jährige Geschichte anzweifelten und auf  2000 Jahre reduzierten (Gushi bian 1926). Die neue sonderbare Art der Geschichtsschreibung passt zum Symptom des erstarkten Selbstbewusstseins Chinas. Vgl. Siemons, Mark: Das historische Komplott, in:  FAZ Nr. 54, 5.3.2021, S. 9.

Die Menschheit machte den größten Fortschritt ihrer Geschichte durch landwirtschaftliche Revolutionen. Zuerst in Mesopotamien um 9000 v. Ch. (die Wiege unserer Zivilisation, die ab 2014 systematisch vom IS zerstört wurde, z. B. Nimrud), dann in China um 7000 v. Ch., später in Nordafrika, Mittel- und Südamerika und Europa. In Mesopotamien kommen sieben wichtige Erfindungen: die Schrift, die Monarchie, die Medizin, das Rechtswesen, das Geld, die Zeitmessung und das Rad. Auch die drei großen Weltreligionen "Islam, Judentum, Christentum" gehen letztlich auf Ur zurück, wo Abraham lebte. Er ist gemeinsame Ursprung aller drei Religionen, aus denen die Philosophie hervorging. Einen weiteren großen Fortschritt brachte die Spezialisierung (z. B. nur Getreide, Produktivitätssteigerung, dann Tausch der Produkte mit anderen Menschen).  Im Zweistromland gab es wohl schon Mehlmanufakturen und Brauereien. In Lydien wurden um 600 v. Chr. die ersten Münzen der Welt geprägt (in Sardis unter König Krösus; hier trafen sich die wichtigsten Handelsströme der damaligen Welt und der Tauschhandel musste vereinfacht werden; Kurantmünzen mit festen Regeln nach Gewicht und Reinheit; die Münzen waren aus einer Gold-, Silber-Legierung). Vorher waren in Indien Kaurimuscheln ein Zahlungsmittel. Der wissenschaftliche und technische Fortschritt aus Ägypten,  Persien und Arabien fasst zunächst in Europa auf der Insel Kreta Fuß.  Die ersten großen Reiche der Erde, angefangen von Mesopotamien über die Qin-Dynastie in China und das Römische Reich waren Kooperationsnetzwerke, die sich eine Ordnung mit Werten gegeben haben. 1776 v. Ch. war Babylon die größte Stadt der Welt (das Rechtssystem war der Kodex Hammurabi). Die Sumerer erfanden das erste Datenverarbeitungssystem der Geschichte, das ca. 5000 Jahre alt ist. Sie nannten es Schrift (hier wurde zum ersten Mal Information gespeichert und verbreitet; die Tontafeln waren auch Empfangsquittungen). Sie verfassten auch den ältesten Mythos der Menschheit, das Gilgamesch-Epos. Es geht im Kern um den Sieg des Menschen über den Tod. Der Feldzug Alexander des Großen über Persien und Indien nach Afghanistan im vierten Jahrhundert vor Christus brachte viele Hoch-Kulturen zusammen. Alexander ließ Münzen prägen aus Silber. Er brauchte die Münzen als Sold für seine Soldaten; die Münzen waren aber in der ganzen damaligen Welt gültig (das meiste Silber dafür eroberte er in Persien: 9 Mio. kg = heute 4 Mrd. €). Vor den Römern beherrschten die Kelten Europa (sie besiegten 387 v. Chr. die Römer an der Allia, Nebenfluss des Tiber; Anführer Brennus; Rom kauft sich mit 1000 Pfund Gold frei; "Vae victis"; Geschichtsschreiber Livius). Sie waren technologisch (Waffentechnik) überlegen, zerfielen aber in viele Stämme. Die Römer und später Karl der Große schafften  schon ein erstes Großeuropa (Vorläufer der EU). Von großem Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Erde waren die Wikinger (von vrikingr - "Seekrieger auf langer Fahrt"). Sie erlebten ihre Blütezeit Ende des 8. Jahrhunderts an bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts. Sie verwüsteten im 800 Jhrdt. einerseits das damalige "Silicon Valley" in Nordostengland (Kloster Lindisfarne, Jarrow; die Klöster lagerten Gold); andererseits verbreiteten sie die Kultur und prägten die Entwicklung der englischen Sprache, die heute Weltsprache und Wirtschaftssprache ist und stellten die Technik für Schiffbau und Weltreisen zur Verfügung (auch noch im 11 Jhrdt. als Normannen, revolutionär waren die Klappmasten, so dass die letzten Meter vor der Küste gerudert wurde). Die Beutezüge waren wahrscheinlich Initiationsriten für junge Krieger, denn die Wikinger waren reich. Grundlage war eine Sklavengesellschaft (Sklaven als Geiseln der Raubzüge oder als Waren und Arbeitskräfte). Jetzige Historiker sehen die Elitekämpfer als Vorläufer heutiger Gotteskrieger (mit der Durchsetzung des Christentums endete die Ära, Odin war besiegt). Das Christentum hatte die Eliten bekehrt. Die Kreuzritter wendeten sich zum Kreuzzug ins Heilige Land gegen Muslime. Ihre technischen Errungenschaften sind heute noch sichtbar (Langboote, Langhäuser, Häuser aus Torf). Sie verehrten noch die Götter Odin, Thor und Freya. Sie reisten über Flüsse und Meere nach Istanbul, Bagdad und Russland. Von der Wikingerbezeichnung "Rus" kommt das Wort Russland. Eine wichtige Handelsstation war Nowgorod. Die Wikinger entdeckten auch Amerika (Neufundland: L´ance Au Medows, Point Rosee waren Siedlungen mit Eisenverarbeitung; Ausgrabungen). Ihr Anführer dabei war Leif Erickson um 1000 n. Chr. Auf Neufundland lebten die Wikinger um 1021. Sie legten rund 4000 km zurück. Von ihren Reisen berichten die Sagas. Die Indianer vertrieben die Wikinger wieder, auch weiter aus dem Süden (New Brunswick). Um 900 n. Chr. verbreiteten die Wikinger den arabischen Dirham (Münze). Berühmt wurde auch König Blaubart (er ist Namensgeber heute für Bluetooth; 2018 wird ein Schatz von ihm auf Rügen gefunden; er musste vor seinem Sohn fliehen; er liegt im Dom von Roskilde begraben). Berühmte Wikinger Handelsplätze kann man noch heute besichtigen (Haitabu/ Weltkulturerbe; Ribe; Roskilde; Aarhus). Frauen hatten bei den Wikingern eine stärkere Rolle als im Christentum (Erbrecht, Scheidung, Haushaltsführung während der Reisen der Männer). 793 griffen die Wikinger die heilige Insel Lindisfarne im Norden Englands an. Sie änderten den Kurs des Landes für immer. Nach vielen Jahren des Kampfes beanspruchten sie erfolgreich einen Großteil Nordenglands. Die Wikinger traten zum Christentum über, um ihre Handelspartner nicht zu verlieren. Man weiß nicht viel über die Wikinger, weil sie keine schriftlichen Überlieferungen hinterlassen haben (sie waren wohl nicht so grausam wie überliefert, das Wort Berserker steht für leicht bekleidete Kämpfer). Im Jahr 1500 n. Chr. lebten 500 Mio. Menschen auf der Erde, heute sind es fast 8 Mrd. Vor dem 16. Jahrhundert hatte noch nie ein Mensch die Erde umrundet, was sich 1522 mit Magellan änderte (1492 wurde Amerika durch Kolumbus angesteuert und für wirtschaftliche Zwecke genutzt: Edelmetallausbeutung und Handel mit Tabak, Baumwolle u. a.; vorher waren die Wikinger schon da, s. o.). Von 1500 bis 1800, also dreihundert Jahre, wurden Sklaven von Afrika nach Amerika und Asien transportiert, um die arbeitsintensive Landwirtschaft ausbauen zu können. Die meisten Sklaven kamen aus Ghana (Cape Coast). Die meisten waren junge Männer, die in den Heimatländern schmerzlich vermisst wurden. Bis zu 20 Mio. Sklaven wurden transportiert. Die Profite blieben in den europäischen Kolonialländern (Spanien, Portugal, Niederlande, Großbritannien, Deutschland). Es waren die ersten großen Wertschöpfungsketten (Rohstoffe aus Amerika, Sklaven nach Amerika, Waffen nach Afrika). So vermischten sich ganze Kulturen (erzwungene Migration in großem Ausmaß). In den vergangenen fünf Jahrhunderten schafften es die Europäer am besten, Wissenschaft, Kapital und Imperialismus zu verknüpfen und schufen sich ein Weltreich (Vgl. Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit, München 2013, S. 134ff.). In der industriellen Revolution wurden die fossilen Energiequellen optimal genutzt und verarbeitet. Industrieproduktion schaffte Wirtschaftswachstum, wälzte das Alltagsleben um und änderte die Menschen (Verstädterung, Jugendkultur, Niedergang des Patriarchats, Schwinden der Familie, weniger Gemeinschaft). 1857 bricht die erste Weltmarktkrise aus, eine Krise der Überproduktion. Karl Marx, der in London zu der Zeit lebte, sieht sich in seinen Vorhersagen bestätigt, Friedrich Engels verliert die Hälfte seines Vermögens.  Seit Beginn des 21. Jahrhunderts verliert der Nationalstaat an Boden. Kein Nationalstaat ist mehr vollständig souverän in dem Sinne, dass er eine eigenständige Wirtschaftspolitik machen kann. Weltmärkte, Multis und NGO zeigen Grenzen auf und beeinflussen. "Iß nun das Brot, O Enkidu, denn das gehört zum Leben. Trink auch vom Bier, wie es des Landes Brauch", Gilgamesch-Epos. Vgl. Tomas Sedlacek: Die Ökonomie von Gut und Böse, München 2013, S. 33ff.

Exkurs. Einflüsse des Klimas und Naturkatastrophen auf den Geschichtsverlauf: Klima- und Wettermuster veränderten die Welt von Anfang an. Das Mensch beutete immer die Natur aus und prägte das Klima. Das scheint schon so seit 5000 Jahren zu gehen. Berühmte Beispiele sind: Die Intensivierung des Reisanbaus in China, verbunden mit Brandrodung,  brachte mehr Methan in die Atmosphäre. Das Reich von Angkor der Khmer ging durch Klimaveränderungen unter. Der Vulkan Okmok in Alaska löste 43 v. Chr. Klimakatastrophen aus. Ausbleibende Nilfluten brachten Ägypten zu Fall. Mohammed profitierte stark von veränderten Wettermustern. Die Mongolen profitierten von massiven Regenfällen, was in den Steppen das Gras wachsen ließ. Vgl. Frankopan, Peter: Zwischen Erde und Himmel. Aus dem Englischen von Henning Theis und Jürgen Neubauer. Rowohlt Berlin 2023. Auch Interview in Der Spiegel 29/ 15.7.23, S. 112ff. Erdbeben und damit verbundene Tsunami zerstörten ganze Kulturen. Das kann man besonders gut im Mittelmeerraum beobachten, wo afrikanische Platte und Europa zusammenstoßen. Besonders auf Zypern gibt es dazu einen unerschöpflichen Reichtum von Ausgrabungen (Salamis, Parphos). Wahrscheinlich gingen auch Hochkulturen in Südamerika durch Naturkatastrophen unter.  "Lebe in völliger Harmonie mit der Natur", hinduistisches Yajurveda, vor rund 3000 Jahren

Der Kapitalismus als Wirtschaftssystem, das auf der Idee basiert, aus Geld Geld zu machen (Zugewinn im Mittelpunkt), entsteht um 1300 in Italien (um 600 v. Chr. wird im kleinasiatischen Lydien erstmals Geld verwendet). Der Markt ist das Herzstück. In Florenz und anderen Städten Mittel- und Norditaliens entstehen Banken (Bankwesen) und das System der doppelten Buchführung (der Mönch Luca Pacioli beschreibt dies erstmals in einem Lehrbuch 1494). Er war der Lehrer von Leonardo Da Vinci.  Leonardo Da Vinci machte 20.000 Zeichnungen. 7000 sind bis heute nur erhalten. Er gilt als das größte Genie der Geschichte. Er sah im Grunde genommen fast alles voraus. Am berühmtesten ist sein Gemälde "Mona Lisa", das im Louvre in Paris hängt. Leonardo behielt fast alles für sich. Die Zisterzienser, ein Orden, waren im Mittelalter wirtschaftlich über vier Jahrhunderte außerordentlich erfolgreich. Sie entwickelten ein System der Betriebswirtschaftslehre. Sie waren sehr erfolgreich mit den Produkten Wein und Bier, die sie in ganz Europa vermarkteten. Sie scheiterten an Gegensätzen zwischen Laienmönchen und Hauptmönchen, die sehr privilegiert waren. Die Klöster waren Keimstätten der Kapitalgesellschaft (weil der Papst den Gewinn der Klöster zulassen wollte). Die jüngsten söhne der Adligen mussten in der Regel in die Klöster, was  deren Reichtum auch begünstigte. Je komplexer der Handel und je ausgeprägter die Arbeitsteilung, desto wichtiger wird das Geld (um Güter nicht direkt gegeneinander zu tauschen, auch der Kredit). Kaufleute aus der jemenitischen Aden organisierten schon im 11. Jahrhundert einen regen Handel sowohl mit der Westküste Indiens als auch mit den Suaheli-Händlern Ostafrikas. Am Ende der Herrschaft der Medici Ende des 15. Jahrhunderts wirkte der Mönch Savonarola  in Florenz. Er entwickelte viele Gedanken und Konzepte, die später immer wieder erfolgreich waren: Gottesstaat (Tibet), Kinderarmee (Afrika), straffe, hierarchische  Organisation (Mafia), bessere Kirche (Reformation, Luther). Man weiß wenig über ihn, weil alle seine schriftlichen Werke mit ihm verbrannt wurden (Papst Alexander VI. siegte). Um 1250 gibt es die ersten Banken, die Kaufleuten Darlehen für die Geschäfte ermöglichen. Später entstehen bargeldlose Zahlungsmittel, Aktien, Schuldscheine. 1324 n Chr. kommt es zu einer der ersten und berühmtesten Inflationen der Geschichte: Mansa Musa, König von Mali und damals reichster Mann der Welt, macht seine Reise nach Mekka und gibt dabei soviel Gold aus, dass der Goldpreis weltweit verfällt und 20 Jahre braucht, um sich wieder zu erholen. Von Mitte des 12. bis Ende des 17. Jahrhunderts bildete sich das bedeutendste wirtschaftliche Netzwerk im nördlichen Europa, die Hanse. Sie steht für die Blüte des Fernhandels. Die "Hanse" (Gefolgschaft, Gruppe) war im Mittelalter eine Vereinigung von Kaufleuten. Es ging um Sicherheit, insbesondere der Handelsschiffe. Das Bündnis war relativ leger. In Lübeck zeigt das Europäische Hansemuseum Aufstieg und Niedergang der Kaufmannsvereinigung. 1531 entsteht in Antwerpen die erste feste Börse, um das Kapital zu kontrollieren. Im 17. Jahrhundert ist das Goldene Zeitalter der Niederlande mit globalen Handelsgeschäften und ersten Aktiengesellschaften (das Amsterdam Rembrandts zeigt dies sinnbildlich). Um 1750 erfasst der Kapitalismus verstärkt die Produktion von Gütern. Immer mehr Anleger beteiligen sich auch an Unternehmen. Dann kommt die industrielle Produktion ab 1800, die alle Lebensbereiche verändert. Die industrielle Revolution ist die größte ökonomische Umwälzung der Geschichte nach der Sesshaftwerdung. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts tragen niederländische Kaufleute den Kapitalismus in die Welt. Sie gründen die Vereinigte Ostindien-Kompanie (VOC) für das profitable Gewürzgeschäft (um das Monopol der Portugiesen zu brechen). Die Fahrten zu den Gewürzinseln in Südostasien dauerten Monate (mindestens acht) und waren teuer, so dass Investoren Anteile zeichneten. Vgl. Geo Epoche: Der Kapitalismus, Nr. 69, 2014. Der Kolonialismus wurde auch rassistisch begründet (Überlegenheit der Europäer). Die Briten und Kontinentaleuropa konnten zwischen 1750 und 1860 die Kontrolle über die weltweite Textilproduktion übernehmen. Die Hälfte der afrikanischen Sklaven, die zwischen 1492 und 1888 über den Atlantik verschleppt wurden, erteilte dieses Schicksal in der Zeit von 1780 bis 1860. Bis zu den 1780er und 1790er Jahren waren die Antillen und Saint-Domingue die Hauptproduzenten von Baumwolle. Nach dem Zusammenbruch der Plantagenwirtschaft auf Saint-Domingue im Gefolge des Sklavenaufstands von 1791 wurden sie von die Südstaaten der USA abgelöst. Dort war die natürliche Fortpflanzung der Sklaven die sehr viel schnellere und effizientere Lösung als der Sklavenhandel. Erst 1810 wurde der Sklavenhandel offiziell abgeschafft. 75% der in europäischen Textilfabriken verarbeitenden Baumwolle stammt vor dem Bürgerkrieg in den USA aus dem Süden der Vereinigten Staaten. Gegen Indien wurde protektionistische Maßnahmen ergriffen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Produkte des Verarbeitenden Gewerbes hauptsächlich aus Indien und China importiert und größtenteils durch Goldimporte aus Europa und Amerika (auch Japan) finanziert. Namentlich bedruckte Stoffe und baue Kattune kamen aus Indien. Die europäische Kaufleute heizten die Stimmung gegen indische Textilimporte an und sorgten für hohe Zölle. Dadurch sank der Anteil Indiens und Chinas dramatisch.   Vgl. Piketty, Thomas: Eine kurze Geschichte der Gleichheit, München 2022, S. 68ff. Eine zentrale Frage des Kapitalismus ist, woher ursprünglich das Kapital kommt, was sich so famos vermehrt (Sündenfall). Marx führt die ursprüngliche Akkumulation auf Verbrechen zurück. Als Beispiele nennt er im "Kapital" den Raub der Kirchengüter oder den Raub von Gemeindeland in GB (Schottland), der den Bauern die Lebensgrundlage entzieht. Eine wichtige Frage ist, ob Privateigentum notwendigerweise zum Kapitalismus gehört (in China nur Volkseigentum mit Nutzungsrechten). Das größte kapitalistische Reich der Geschichte und das größte Reich überhaupt war das britische Königreich. Es verdankte seine Existenz dem Ausschöpfen aller Grundzüge des Kapitalismus. Auf seinem Höhepunkt wohnten in ihm ein Drittel aller Menschen. Noch 1926, als Queen Elisabeth II. geboren wurde, bestand das Reich. Ein symbolisches Überbleibsel ist das Commonwealth. Andere Wissenschaftler weisen auf die globale Perspektive hin. Afrikanische, indische, chinesische, arabische und amerikanische Kaufleute , Arbeiter , Bauern und Erfinder seien in der Geschichte genauso wichtig wie jene des europäischen Kontinents. Die Geschichtswissenschaft fängt gerade an, diese globale Geschichte in ihrer ganzen Komplexität zu erkunden. Hundis (Wechsel) und Mufawada (Gemeinschaftsunternehmen) waren Handelswerkzeuge in Indien, China und der muslimischen Welt, bevor es einen Weg zu europäischen Kaufleuten fand. Der Kapitalismus speiste sich aus der wechselseitigen Vernetzung verschiedener Weltregionen. Die Europäer waren so erfolgreich aufgrund ihrer Lage und aufgrund der Verbindung  zu den europäischen Staaten. Vgl. Beckert, Sven: Globalgeschichte des Kapitalismus, Rowohlt 2023. Der Erfolg und Aufstieg Deutschlands bis zum Exportweltmeister im letzten Jahrhundert wird auch noch anders erklärt: "Nicht die industrielle Kontinuität sicherte also die Dominanz der deutschen Wirtschaft im Außenhandel, nicht die "deutsche Wertarbeit" oder gar ein besonderes nationales Arbeitsethos, nicht Erfindungsreichtum oder die über Jahrzehnte kultivierte besondere Organisation der Produktion, sondern die permanente Anpassung von Produktion und Politik an die Erfordernisse des Weltmarktes. Diese Anpassungsfähigkeit ist historisch gesehen vielleicht die große Stärke der deutschen Wirtschaft". Siehe Hesse, Jan-Otmar: Exportweltmeister, Berlin 2023, S. 100. Wenn diese letzte Analyse zutreffend ist, ist das ein Argument dafür, dass Deutschland vielleicht auch jetzt noch einmal die Kurve kriegt. "Jeder Manager, der erfolgreich sein will, muss den Kapitalismus als dauernden Umbruch und Neubeginn begreifen", Dieter Schnaas, Immer mit der Ruhe, in: Wirtschaftswoche 1/23.12.2015, S. 77. "Die Verwandlungsfähigkeit des kapitalistischen Systems ist schwer zu schlagen. Es ist wie bei einem Virus, das dauernd mutiert. So wird dann auch der Untergang des Kapitalismus, der immer wieder prophezeit wird, immer wieder - gerade noch! - verhindert. Der Kapitalismus ist den Untergangspropheten  stets eine Nasenlänge voraus". Hans Magnus Enzensberger, 2022 (in seinem Todesjahr). Vgl. auch: Ha-Joon Chang: 23 Dinge, die man über den Kapitalismus nicht erzählt, München 2024.

Exkurs. Erdapfel (Globus) von Behaim: Er stammt aus dem Jahre 1492. Er wurde von Martin Behaim in Nürnberg geschaffen (Gemeinschaftswerk von Handwerkern, vom Rat in Nürnberg finanziert). Ein paar Kontinente fehlen noch (unter anderen Amerika). Auch die Proportionen stimmen nicht. Der Globus steht heute im Deutschen Nationalmuseum in Nürnberg. Es ist ein merkantilistischer Blick auf die Welt mit Europa als Zentrum (auch Sklavenhandel). Behaim arbeitete mit zeitgenössischen Quellen, unter anderem die Reiseberichte von Marco Polo.  Vgl. Willmann, Urs: Welt ohne Amerika, in: Die Zeit 20/ 11.5.23, S. 31.

Große Umverteilung und Sozialstaat (16. Jahrhundert, Bauernkriege; 1914 - 1980): Zwischen 1914 und 1980 wurden in der gesamten westlichen Welt (GB, Frankreich, Deutschland, USA, Schweden usw.), wie übrigens auch in Japan, Russland, China und Indien auf unterschiedliche Weisen Eigentums- und Vermögensverhältnisse abgebaut. Der erste Faktor ist die wachsende Mobilisierung der sozialistischen und gewerkschaftlichen Bewegung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung geraten in den Vordergrund.  Man spricht vom Aufstieg des Sozialstaates. Der zweite Quantensprung stellt der Steuerstaat dar. Progressive Einkommensteuer und Erbschaftssteuer werden aufgebaut. Es kommt zu einer realen Steuerprogression. Sie wird zum Abbau von Ungleichheit benutzt. Das Kolonialvermögen wird liquidiert, ebenso die Staatsschulden. Europa baut sich auf mit demokratischen Systemen. Der freie Kapitalverkehr entwickelt sich zur Zensusmacht. Vgl. Piketty, Thomas: Eine kurze Geschichte der Gleichheit, München 2022.

Einige Muster bleiben über die Jahrhunderte gleich. So die Aufstände der Bauern (vermutlich begannen die Aufstände 1524 an der Mallerbacher Kapelle in Sachsen -Anhalt). Sie fürchten zu allen Zeiten um ihre Existenz. Schon vor 500 Jahren stiegen sie auf die Barrikaden - damals machten ihnen die adligen Herren zu schaffen.  Sie verloren viele Kämpfe (Bauernkriege), weil sie falsch einschätzten, wie die Gegner bewaffnete Söldner rekrutieren konnten. Vgl. NZZ, 28.2.24, S. 26. Im 16. Jahrhundert machten die Bauern auf dem Gebiet des heutigen Deutschland etwa 80 Prozent der Bevölkerung aus, hatten aber nur stark eingeschränkte Rechte. Sie durften ihren Wohnsitz nur mit Erlaubnis ihrer Grundherren wechseln und nicht einmal heiraten, wen sie wollten. Vor Gericht zogen die Geknechteten meist den kürzeren, und wer sich auflehnte, musste gar mit Folter rechnen. Als besonders belastend empfanden viele eine Abgabe im "Todesfall". Danach musste eine Familie das beste Gewand und das beste Stück Vieh an den Grundherren abgeben, wenn der Bauer starb. Das zerstörte so manche Existenz vollends. Das Leben der Bauern war von Armut und Entbehrungen geprägt. "Die Herren machen, dass ihnen der arme Mann Feind wird", Thomas Müntzer, Theologe, Predige rund Revolutionär (in der DDR gefeiert). Vgl. Der Spiegel 39/ 21.9.24, S. 96ff.

Geld bzw. Kapital als gesammeltes Geld ist die größte Antriebskraft und eine wichtige Quelle allen Fortschritts in der Wirtschaft und auch des Kapitalismus, gleichzeitig ist Geld ein Schmiermittel, das Milliarden wirtschaftlicher Transaktionen begleitet. Der direkte Handel (Barter Trade, Tauschhandel; 10.000 v. Chr. - 3000 v. Chr.) war zu ineffizient, Münzen und Tontafeln (vor 4000 Jahren Babylon) waren zu unbequem. Sie bestanden aus Edelmetallen (Gold, Silber, Kupfer; sie konnten nicht beschädigt werden). Die ersten richtigen Münzen als Geld wurden in der heutigen Türkei um 650 v. Chr. geprägt. Später entstanden Banknoten (in China, von Quittungen hergeleitet) und der Zahlungsverkehr in den Banken. In Europa war das zuerst 1660 in Schweden. Geldsysteme entstanden mit der Finanzierung von Kriegszügen, z. B. bei den Römern oder im Mittelalter für die christlichen Kreuzzüge. In Oberitalien entstanden im 12. Jahrhundert die ersten Seehandelskredite, die indisch-arabische Zählweise wurde übernommen und es wurden in Florenz die ersten modernen Banken gegründet (Marktstände: "Banchi" oder Einzahl "Banco"). Im 15. Jahrhundert wird dort die doppelte Buchführung eingeführt (siehe oben).  Es entstand auch die neue Zahlungsart "Wechsel". Mit der Entdeckung Amerikas und dem Seeweg nach Indien beginnt ein Aufschwung des Fernhandels und der Kapitalgesellschaften. Edelmetalle, an die das Geld lange Zeit gebunden ist, gelangen in großen Mengen nach Europa. 1531 wird in Antwerpen im heutigen Belgien der erste öffentliche Finanzplatz der Welt eröffnet (Van der Beurze). 1618 stürzt der Dreißigjährige Krieg Deutschland ins Chaos. Der Konfessionskrieg wird zum Kampf um die Vormachtstellung in Europa. Er entwickelt sich zu einer Art Urkatastrophe. Zahlreiche Dokumente belegen Folter, Mord und Vergewaltigung an der Zivilbevölkerung. Hungersnöte und harte Winter verschlimmern die Lage. Für Traumatisierungen gibt es keine Belege. Wahrscheinlich bot die Religion Erklärungsmodelle und auch Möglichkeiten, mit der Krise umzugehen. Im 18. Jahrhundert lösen Aktien von John Law die erste Spekulationsblase aus (Law verkaufte Aktien für die Mississippi Compagnie, aber es gab kein Gold in Louisiana; manche gehen auch vom holländischen Tulpenwahn 1637 aus). Damit gilt John Law auch als einer der "Erfinder" des modernen Kapitalismus. 1716 erhält er per königlichem Dekret die Erlaubnis, in Paris die Banque Generale zu gründen. Um sich Gold zu beschaffen, beteiligt Law das Volk (er verkauft Aktien). Die erste große Gelddynastie waren die Medici in Florenz. Es folgten die Fugger in Deutschland und die Rothschilds in Frankfurt, Paris, London und New York. Vgl. Sonderheft Nr. 4 des Spiegel: Geld, 2009. Die erste große Krise der Weltwirtschaft in der Neuzeit war 1857. Sie wurde von der Ohio Life Insurance Company ausgelöst. Sie hatte zu viel Geld in spekulative Anleihen für Eisenbahngesellschaften investiert. Diese Krise war allerdings rasch überwunden. Geld beruht auf zwei universellen Prinzipien: Es ist universell tauschbar. Mit Geld lässt sich fast alles umwandeln bzw. kaufen (Loyalität, Gesundheit, Wissen, Gerechtigkeit). Geld schafft Vertrauen. Geld kann Menschen immer dazu bringen, zusammen zu arbeiten. In der heutigen Welt ist die physische Präsens des Geldes nicht mehr notwendig, es könnte auch ausschließlich in digitaler Form existieren. In der Corona-Pandemie 2020/21 wird Helikoptergeld, vor allem in den USA, eingesetzt. Auch diese Idee hatte historische Vorläufer: Als 1630 spanische und französische Söldner die Pest in Venedig einschleppten, reagierte der Senat mit den heute bekannten Maßnahmen eines Lockdowns. Gleichzeitig erkannte man, dass die Bürger fiskalische Unterstützung brauchten. Der Senat beschloss also, die Löhne zu subventionieren oder Beschäftigungsprogramme ins Leben zu rufen. Es gab auch schon Kurzarbeitergeld. Diese Maßnahmen wurden durch Steuern, zum Teil aber durch Buchgeld der Banco del Giro finanziert. Das führte zum Wertverlust des Buchgeldes. Es gab so gesehen venezianisches Helikoptergeld, dass verteilungspolitisch motiviert war. Vgl. Hock, Martin: Pandemie und Helikoptergeld, in: FAZ Nr. 303, 29.12.21, S. 25. Die teuerste Banknote der Welt ist die Grand Watermelon Note von 1890 aus den USA. Sie wurde für 2 Mio. $ verkauft. Dann folgt der Red-Seal-1000-Dollar-Schein von 1891, der knapp 2 Mio. Dollar wert ist. Vgl. Cnyrim, P.: Erklärs mir, als wär ich 5, München 2022, S. 22. Als Vater des Schneeballsystems gilt Charles Ponzi. Er ist der Prototyp des Finanzbetrügers. 1882 kommt er in der Nähe von Parma zur Welt. 1920 landet er seinen Coup in den USA. Nach wenigen Monaten wird er festgenommen. 1949 stirbt er verarmt in Brasilien. Seine Betrugsmasche lebt unter seinem Namen weiter. Vgl. WiWo 37/ 6.9.24, S. 14f.

Kriege: Erste Funde einer großen Schlacht gibt es im im Tal der Tolense, eines Flusses zwischen Schwerin und Stettin. Sie liegt fast 3300 Jahre zurück am Ende der Bronzezeit um 1250 v. Chr. Hier sollen über 6000 Kämpfer aufeinander getroffen sein. Die Frage ist, ob damals der Krieg erfunden wurde? Wurde er erlernt oder angeboren? In einer anderen Gegend der Welt tobte damals auch ein großer Krieg: 1274 v. Chr. standen sich im heutigen Syrien die Heere der Hethiter und Ägypter gegenüber. Es war die Schlacht von Kadesch. Später fand man einen Tontafel, auf der der erste Friedensvertrag der Geschichte festgehalten wurde: Zwischen Ramses II. und Großkönig Hartusili III. In dieser Epoche scheint die Menschheit mit dem Krieg angefangen zu haben. Aber 5100 v. Chr. kamen beim Massaker von Talheim in Baden-Württemberg 34 Menschen gewaltsam zu Tode. Im Hessischen Kiilianstädten wurden schon vor 7000 Jahren 26 Menschen massakriert. Als ältester Beweis für mörderische Gruppendynamik gelten die Gräberfelder von Dschebel Sahaba am Nil im heutigen Sudan. Sie sind 13.000 Jahre alt. Eine hohe Gewaltbereitschaft des Menschen könnte auch biologisch angelegt sein. Vor 430.000 Jahren verstarb in der Sima de los Huesos, einer Höhle unweit von Atapuerca in Spanien, ein Neandertalermann an den Folgen zweier Frakturen. 26 Menschen wurden bereits vor 10.000 Jahren am Turkansee in Kenia getötet. Vgl. Willmann, Urs: Als der Krieg in die Welt kam, in: Die Zeit 50/ 28.11.24, S. 31. Die Bauernbewegung, die erste Revolution in Deutschland, mündete 1525 auch in einem Krieg. Am Tübke-Panorama kam es zur Endscheidungsschlacht. Gegen professionelle Soldaten und Kanonen hatten die Bauern keine Chance. 7000 Menschen wurden abgeschlachtet. Thomas Münzer wurde später gefasst und in Mühlhausen gefoltert und enthauptet. Vgl. Roper, Lyndal: Für die Freiheit, Frankfurt (S. Fischer) 2024.

Ganz wichtig sind auch die technologischen Errungenschaften der Menschheit für die Ökonomie. "Technikos" bedeutete im Griechischen Handwerk, Kunstfertigkeit. Schon seit 2,5 Mio. Jahren vor Christus gab es einfache Steinwerkzeuge. 1,5 Mio. Jahre vor Chr. kam das Feuer. Erste Speere werden auf 400.000 v. Chr. datiert. Pfeil und Bogen kamen um 20.000 v. Chr. Neuere Forschungen und Funde im Rhone-Tal weisen darauf hin, dass bereits vor 54.000 Jahren Menschen mit Fernwaffen geschossen haben. 9000 v. Chr. konnte man die ersten Metalle verarbeiten. 7000 v. Chr. lernte man das Fertigen von Keramiken. 5.500 v. Chr. wurde der erste Pflug erfunden. 5000 v. Chr. hatten die Ägypter schon Bewässerungssysteme am Nil. sie bauten auch schon hervorragende Schiffe aus Bambus. 3.500 v. Chr. wurde das Wagenrad erfunden. 1.800 v. Chr. gab es Windmühlen in Babylon. 400 v. Chr. nutzten die Chinesen den ersten Kompass. 150 v. Chr. wird in Rom der erste Beton verbaut. Um 650 n. Chr. wird Schwarzpulver in China oder Byzanz entdeckt. 868 n. Chr. machen die Chinesen den ersten Buchdruck (Holztafeldruck). 1712 gab es die erste Dampfmaschine. 1993 beginnt die Zeit des für alle zugänglichen Internets. Vgl. Lesch, H./ Kamphausen, K.: Die Menschheit schafft sich ab, München 2018, S. 136ff. "Keine Universalgeschichte führt vom Wilden zur Humanität, sehr wohl eine von der Steinschleuder zur Megabombe", Theodor W. Adorno, deutscher Philosoph und Soziologe (2019 wird seine Abhandlung über den Rechtsradikalismus wieder neu aufgelegt. Sie erscheint aktueller denn je).

Die verbesserte Landwirtschaft im Mittelalter, später die industrielle Revolution und heute die künstliche Intelligenz - im Lauf der Geschichte wurde der technologische Wandel stets als Hauptantriebskraft für das Gemeinwohl angesehen. Doch die Fortschrittsgewinne fallen nur wenigen zu, und die Technologie ist von den Zielen und Obsessionen der Mächtigen geprägt. Sie verhilft ihnen zu noch mehr Reichtum, sozialem Ansehen und Einfluss. Wie kann echter Fortschritt, wie kann gerechtere Innovation gelingen? Vgl. Acemoglu, Daron/ Johnson, Simon: Macht und Fortschritt. Unser 1000-jähriges Ringen um Technologie und Wohlstand, Frankfurt/ New York (Campus) 2024.

Exkurs. Rohstoffe und Geschichte: Bodenschätze und ihre Nutzung haben einen großen Einfluss auf die Technologie, die Geschichte und die Ökonomie gehabt (das gilt bis heute). In Europa kann man das besonders gut am Rohstoff "Kupfer" nachvollziehen. Erste Kupfervorkommen wurden auf der Insel Zypern gefunden und abgebaut. Kupfer gab einer ganzen Epoche ihren Namen (Bronzezeit, der Name Zypern kommt von Kupfer). Erste Minen gab es in der Nähe der heutigen Stadt Polis im Süden von Zypern. Von dort wurde es nach Mesopotamien, Ägypten, Karthago, Kreta, Griechenland und Rom exportiert. Die Eroberung der Insel hing immer mit dem Rohstoff und natürlich auch der strategischen Lage zusammen. Heute sind der Iran, Chile und der Kongo die größten Kupferlieferanten. Im Altertum waren die Metalle wichtig, aus denen man Waffen und Gefäße sowie Schmuck machen konnte (Eisen, Kupfer). Später kamen Silber und Gold dazu, mit denen man auch Werte abbilden konnte. Andere wichtige Rohstoffe waren Salz, Zucker und Gewürze. Technologische Geheimnisse, mit deren Produkten gehandelt wurden - wie etwa Porzellan - konnten nur zeitlich begrenzt gewahrt bleiben.  Rohstoffe waren immer wichtige Handelsgüter. Der Stoff "Seide" gab der Seidenstraße ihren Namen. Rohstoffe (Steine, Metalle, Stoffe, Gewürze) und ihr Handel   prägten die Geschichte von der Antike bis in die Neuzeit. Stahl aus Schweden war legendär und gab so dem "Schwedenstahl" aus Kiruna den Namen. Holz war früher als Rohstoff überall sehr begehrt. Man brauchte es zum Schiffbau, zum Bauen und zum Heizen. So kann man etwa die Kolonialisierung Taiwans (vor allem durch Japan) damit ganz gut erklären.

Die Gedanken und Ideen der einflussreichsten Ökonomen waren auch durch die Zeit, in der sie lebten, geprägt. Der Ökonom Atonio Serra in Venedig abstrahierte 1613 eine Wirtschaftspolitik zur Theorie, die Jahrhunderte lang praktiziert worden war (vgl. Erik S. Reinert: Warum manche Länder reich und andere arm sind, Stuttgart 2014, S. 3). Adam Smith (1723 bis 1790, gilt als "Urvater" der Volkswirtschaftslehre) entwickelte das Wettbewerbskonzept der "unsichtbaren Hand". Er bricht mit der bis dahin herrschenden dirigistischen Wirtschaftsform des Merkantilismus (Zölle, Exportsubventionen). Als Zollbeamter liegt sein Focus auf Kauf und Verkauf grenzüberschreitend. James Watt, der Erfinder der Dampfmaschine (und damit Begründer der ersten industriellen Revolution), war zwar ein guter Bekannter.  Aber die Industrialisierung spielt in der Theorie von Smith noch kaum eine Rolle. Ein Freund war der Philosoph David Hume (Watt, Hume und Smith kannten sich vom Studium an der Uni Glasgow). Die Bank auf England und  die englische Börse gehörten zu den wichtigsten Institutionen der Welt (sie liegen noch heute an gleicher Stelle im Finanzdistrikt in London, das Museum der Bank of England ist sehr sehenswert)). Aus Deutschland ist hier Launhardt, Wilhelm zu nennen. Vgl.  Launhardt, Wilhelm: Mathematische Begründung der Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1885. Er wurde 1832 geboren und starb 1918. Er war auch Rektor der Technischen Hochschule Hannover. Berühmt sind auch seine Arbeiten zur industriellen Revolution (Am sausenden Webstuhl, 1900). Werte stehen auch im Zentrum der Theorie von Smith. David Ricardo (1772-1823) plädierte mit seinem Konzept der komparativen Kosten für internationalen Handel (die Unterscheidung zu den absoluten Kosten war revolutionär; auch Arbeitswertlehre). Als weitere Klassiker gelten Thomas Robert Malthus (1766 - 1834, Bevölkerungsmodell) und Jean Baptiste Say (1767 1832, Angebotshypothese). Karl Marx (1818 bis 1883) analysierte den Kapitalismus und knüpfte an die Arbeitswertlehre von Ricardo an. Die ersten 30 Jahre seines Lebens verbrachte er in Trier, Bonn, Köln, Berlin, Jena, Paris, Brüssel), die nächsten Jahre als Staatenloser im Exil in London, wo er auch in Highgate begraben ist (altes Grab und neues nach der Umbettung). Alfred Marshall (1842 bis 1924) führte das Angebots-Nachfrage-Modell (Marshall-Diagramm) ein und begründete die Wohlfahrtsökonomie.  Leon Walras (1834 - 1910), Hermann Heinrich Gossen (1810 - 1858) und William Stanley Jevons vervollständigen, was die Ökonomen heute neoklassische Mikroökonomik nennen. John Maynard Keynes, ein Schüler von Marshall und wohl größter Ökonom des 20. Jahrhunderts (1883 bis 1946), baute ein neues makroökonomisches Modell, um Weltwirtschaftskrisen zu bekämpfen (Dominanz und Unterstützung der Nachfrage, staatliche Programme, zweites umfassendes makroökonomisches Modell nach Karl Marx). Milton Friedman (1912 bis 2006) wies auf die einmalige Rolle des Geldes hin (Monetarismus). Walter Eucken, Ludwig Erhard und Alfred Müller-Armack bauten die Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg theoretisch und praktisch auf. Reinhard Selten bekam als einziger deutscher Ökonom für seinen Beitrag in der Spieltheorie den Nobelpreis (lehrte lange in den USA, zuletzt wieder in Deutschland an der Uni Bonn). Berühmte deutschsprachige Ökonomen (Österreicher), die auch in den USA lehrten und in Englisch veröffentlichen, waren J. Schumpeter (1883-1950, "dynamischer Unternehmer"). Er erfand die Vierphasentheorie des Konjunkturzyklus. Kapitalismus ist für ihn "ein Prozess der schöpferischen Zerstörung". Es ist für ihn auch weniger ein Wirtschaftssystem als eine "Kulturform". Gedanklich hat er so Disruption vorweggenommen. F. A. von Hayek (1899-1992, liberales Denken, Nobelpreis) ist ein weiterer international wirkender bekannter deutschsprachiger Ökonom. Als Gründervater der modernen Volkswirtschaftslehre gilt Paul Anthony Samuelson (1915-2009), der das erste weltweite Lehrbuch verfasste und einer der letzten Generalisten war. Mit seinem Faktorpreisausgleichstheorem prägte er eine Denkweise, an die Globalisierung heranzugehen (weltweit für Alle ist Außenhandel von Vorteil) . Die andere Denkrichtung verweist darauf, dass freier Handel die Einkommensschere zwischen reichen und armen Ländern vergrößern kann (z. B. so der schwedische Ökonom Gunnar Myrdal).  Zur Zeit ist für die Allgemeine Volkswirtschaftslehre das Lehrbuch von N. G. Mankiw (Economics) wegweisend (wenn auch zu wenig formal und einseitig: ohne Umwelt, ohne China). Inzwischen gibt es eine Kurzfassung das Buches (auch in Deutsch, 2015), die besser ist. "Ökonomieexperten arbeiten für den Applaus ihrer eignen Kollegen", Paul Samuelson an die New York Times, 1974.

Aber auch vor den großen Ökonomen und ihren Theorien gab es ökonomische Analysen im Rahmen der Philosophie. Wichtige Elemente finden sich bei den klassischen griechischen Philosophen Sokrates (Ethik), Platon (Aufbau der Gesellschaft, idealer Staat; Platon war auch ein erfolgreicher Ringer) und Aristoteles (z. B. Allmendeproblem; Eigentum Privatbesitz; Logik; Wohlergehen). Xenophon kann als der größte ökonomische Denker der antiken Philosophie bezeichnet werden. 400 Jahre vor Christus schildert er wichtige Grundlagen (Gespräch über die Haushaltsführung; Mittel und Wege, dem Staat Geld zu verschaffen; Gewinnmaximierung; auf ihn soll auch die Verbindung von Oikos und Nomos zurückgehen als Kunst der Haushaltsführung). Hesiod kann als erster bekannter Ökonom überhaupt benannt werden. Er lieferte Grundideen für die moderne Chaostheorie und definierte Arbeit als Quelle allen Guten für die Menschen. 100 Jahre später liefern Thales (Olivengeschäft), Archimedes und Pythagoras (Geometrie) wichtige mathematische Grundlagen. Platon und Aristoteles hatten schon in ihrer Philosophie ein Zinsverbot eingebaut (Schutz der Armen und Schwachen). Das findet sich auch bei biblischen Autoren (Buch Mose: Deuteronomium 23, 20). Es hatte großen Einfluss  auf die Stellung der Juden bis in die Neuzeit (sie waren als Finanzgeber gehasst). Das mittelalterliche Denken, vor allem Augustinus (Der Gottesstaat), haben einen Beitrag geleistet (z. B. kanonisches Zinsverbot, "gerechter Preis", Asketismus). Thomas von Aquin (Scholastik) bereitet mit seiner Weltzugewandtheit, seinen Gedanken über die Natur des Menschen, seine Auseinandersetzung mit der Vernunft den Boden für ökonomisches Denken. Zusammen mit seinem Lehrer Albertus Magnus in Köln  bereitete er auch die Ideenwelt des Aristoteles für den lateinischen Westen auf. Er war im Mittelalter der erste Denker, der sich mit wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen befasste (Summa contra gentiles; Gerechtigkeit; ethische Grundlagen der Ökonomie; wirtschaftliche Aspekte menschlichen Zusammenlebens). Mitte des 12. Jahrhunderts beginnt die Geschichte der Hanse. Es war eine Schwurgemeinschaft von Fernhandelskaufleuten, um die langen  und gefahrvollen Handelsreisen nach England, Skandinavien und Russland bestehen zu können. "Eng wohnen, weit denken" war der Wahlspruch der Hansekaufleute (in der Altmark gab es die größte Dichte von Hansestädten). Die Vorstufe der EU brauchte, um erfolgreich zu sein, kein von Wissenschaftlern gemachtes Fundament (wie so oft im Geschäftsleben und in der Geschichte). "Es ist das gemeinsame Wohl, das die Städte reich macht", Niccolo Machiavelli, 1469-1527. 1485 betreibt Heinrich VII. eine strategische Wirtschaftspolitik in England (Ausfuhrzoll). Heinrich VIII führte von 1542-1551 eine Abwertung durch, indem er den Silberpenny nur noch zu einem Viertel aus Silber prägte (drei Viertel Kupfer). Als die Spanier jährlich 350 Tonnen Silber aus Potosi (Bolivien) nach Europa importierten war eine Jahrhundert-Inflation die Folge (1540-1640).    Fugger finanziert ab 1505 eine portugiesische Indien-Expedition. Die wachsende Nachfrage nach Gewürzen und die Hoffnung auf Gold und andere Edelmetalle trieb damals Seefahrer auf die Weltmeere.  Große süddeutsche Kaufmannsfamilien wie die Fugger und die Welser profitierten von der ersten Welle der Globalisierung. Martin Luther wetterte gegen die "Ökonomisierung aller Lebensverhältnisse". Er hatte Vorbehalte gegen Geld und unternehmerische Freiheit. Als Beispiel hatte er besonders die Familien Fugger, Tucher und Welser vor Augen, die ihr Geld in Übersee scheffelten (Venezuela, Indien). Sogar die Kaiser waren von ihnen finanziell abhängig. Es gab Staatsschulden, Spekulanten, Globalisierung, Konzentration von Finanzkapital - genau wie heute. Luther stand in seiner Einstellung zur Wirtschaft in der Tradition von Aristoteles und Thomas von Aquin. Konkret störte Luther besonders die kirchliche Sündenverwaltung über Ablass. Er sprach von Mammonismus. "Höchst geschäftig soll ein Christ nicht im Umgang mit Geld, sondern allein gegen den nächsten sein", Martin Luther. Insofern ist die Max Weber-These kurios. Er behauptet ja, dass die protestantische Ethik zur Wirtschaftsgesinnung und damit Entwicklung des Kapitalismus geführt habe. Um 1630 befürwortet Thomas Mun eine merkantilistische Politik. Josiah Child beschreibt 1668 den Freihandel.  William Petty zeigt 1682, wie die Wirtschaftsleistung gemessen werden kann. Der Ire Richard Cantillon (1680 - 1734) analysiert Wohlstand, Handel und internationalen Zahlungsverkehr. Der Franzose Francois Quesnay und die Physiokraten erstellen 1758 Das "Tableau economique" (geht auf William Harvey von 1628 zurück). Die großen Rationalisten (Descartes), die großen Empiristen (Hume) und die revolutionären Denker und Aufklärer in Frankreich (Voltaire, J. J. Rousseau) liefern Beiträge und haben Einfluss. Descartes liefert mit seinem Denken die Wurzeln zum Homo oeconomicus. Der Mensch als Maschine ("Cogito, ergo sum") handelt rational (Reduzierung des Menschen). Bernard Mandeville (The Fable of the Bees; or Privat Vices, Public Benefits, Oxford 1924) erweitert diese Konzeption und schafft den Gedanken, dass wir Gier als Antriebskraft in der Ökonomie brauchen. In Cambridge entsteht ab 1900 die Analytische Philosophie, die zur einflussreichsten Philosophenschule des 20. Jahrhunderts wird. Hier wirken G. E. Moore und Bertrand Russell, die Ludwig Wittgenstein und J. M. Keynes und später Popper in ihrem Denken prägen. 

Die großen deutschen Ökonomen (gemessen an der praktischen Relevanz und Bekanntheit im Ausland) finden in Deutschland eher weniger Beachtung (lieber beruft man sich auf US-Wurzeln ohne die notwendige wissenschaftliche Distanz; man muss ja in US-Zeitschriften rein, um Karriere zu machen). Die Tradition der deutschen Ökonomie geht bis ins 17. Jahrhundert zurück: Veit Ludwig von Seckendorff (1626-1692), Philipp Wilhelm von Hörnigk (1640-1714; beide kameralistische Wirtschaftspolitik),  Simon Peter Gasser (1646-1716) und Jacob Bielfeld (1717-1770; am Hofe Friedrich des Großen, Hauptwerk: Institutions Politiques) sind hier als kleine Auswahl zu nennen. Hinzufügen kann man noch Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716) und Christian Wolff (!679-1754), die auf der Naturrechtstradition beruhen und die moderne Staatstheorie prägten. Ebenso später Launhardt, Wilhelm: Mathematische Begründung der Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1885. Er wurde 1832 geboren und starb 1918. Er war auch Rektor der Technischen Hochschule Hannover. Berühmt sind auch seine Arbeiten zur industriellen Revolution (Am sausenden Webstuhl, 1900). Der Geldtheoretiker Knapp gilt als Erfinder der New Monetary Theory (NMM). Natürlich unfreiwillig.  Vgl. Knapp, Georg Friedrich: Staatliche Theorie des Geldes, München/ Leipzig 1905 (ein einflussreiches Werk). Geht man auf den deutschsprachigen Raum sind noch Böhm-Bawerk, Ludwig von Mises und Carl Menger (Österreicher) zu nennen. Erwähnt werden müssen auch Rudolf Hilferding (Finanzkapital, 1910), Alfred Weber und Alexander Gerschenkorn. Die Ökonomen waren aber immer wie auch die heute führenden in den USA (gemessen an Wirtschaftsnobelpreisen) Unterstützer der Systeme ihrer Zeit. Insofern hat und hatte sie immer ideologische Züge (vgl. dazu Ha-Joon Chang: 23 Dinge, die man über den Kapitalismus nicht erzählt, München 2024). Der erste ungeheuer wichtige Text in deutscher Sprache, der volkswirtschaftlich argumentiert,  wurde so von einem Mediziner und Schriftsteller geschrieben (die Ökonomen unterstützten immer eher den Staatsapparat). Es war Georg Büchner. Der Hessische Landbote erschien 1834 und durfte nur unter der Hand verteilt werden. Er sollte die desolate Lage der Bauern darstellen und sie aufrütteln (er führt konkrete und ausführliche Statistiken an, schon Marx hatte das bei Winzern an der Mosel gemacht, leider vergessen). Er beginnt mit dem Motto der französischen Revolution "Friede den Hütten, Krieg den Palästen".  In seiner Doktorarbeit in Zürich zeigt sich auch seine psychologische Kompetenz ("Was ist, was in uns denkt, lügt und mordet?"). Büchner hatte in Straßburg Medizin studiert (später in Gießen). Das Studium finanzierte er mit dem Stück "Dantons Tod". Straßburg war in der damaligen Zeit das Tor zur Welt. Büchner wurde nur 24 Jahre alt (er starb an Typhus). Sein Stück "Woyzeck"   ist immer noch das meistgespielte Stück in deutscher Sprache auf den Bühnen der Welt. Im Folgenden die größten deutschen Ökonomen (Wirkung, Bekanntheit weltweit):  Johann Heinrich von Thünen (1783-1850; Der isolierte Staat, 1826; vier konzentrische Kreise; Begründer der Wirtschaftsgeographie) hat stark die amerikanische Volkswirtschaftslehre beeinflusst, von wo die Erkenntnisse wieder nach Deutschland kamen (z. B. Neue Ökonomische Geographie, P. Krugman). Karl Marx (von der Ausbildung her Jurist und Philosoph) ist heute noch in China ein Held. Sein Buch "Das Kapital" ( aber auch das Kommunistische Manifest von 1848) gehört zu den meistgelesenen der Welt. Viele Ökonomen und vor allem Chinesen verehren auch Friedrich Engels, der Marx ideell und materiell unterstützte. Seine Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie sind auch heute noch lesenswert (ebenso sein Briefe aus dem Wupperthal). Die Chinesen pilgern zu seinem Geburtshaus in Wuppertal (das eigentlich im Krieg weg gebomt wurde). Engels war Pragmatiker, Humanist und Lebenskünstler (wird leider oft falsch beschrieben). Engels unterstützte Marx auch indirekt, indem er Artikel schrieb, die Marx unter seinem Namen in der New York Tribune viele Jahre veröffentlichte. Dadurch schieb Marx zu allen aktuellen Ereignissen der Zeit (z. B. Opiumkrieg), was zu den vielen Praxisbeispielen im "Kapital" beitrug. "Welche Elastizität, welche historische Initiative, welche Aufopferungsfähigkeit in diesen Parisern! Nach sechsmonatlicher Aushungerung ... erheben sie sich, unter preußischen Bajonetten ... Die Geschichte hat kein ähnliches Beispiel ähnlicher Größe", Karl Marx. Im gleichen Jahr wie Marx, nämlich 1818, wurde Friedrich Wilhelm Raiffeisen geboren. Von seiner Wirkung auf die Ökonomie her ist er nach Marx der größte deutsche Ökonom (eigentlich Sozialrevolutionär und Verwaltungsbeamter). Seine Idee prägt heute die Sharing Economy und ist stark auf dem Vormarsch im Zeitalter der Digitalisierung.  Zwei Kerngedanken waren revolutionär: Kredite und Geschäftsanteile sind soziale Bindemittel; auch bei knappen Gütern können Menschen partnerschaftlich zusammenarbeiten. Seine Konzeption ist außer in Deutschland sehr erfolgreich in Japan, Indien,  Brasilien und mittlerweile auch in den USA. Sehr bekannt in Asien ist noch Friedrich List, einer der führenden Theoretiker des Protektionismus.  Er lebte von 1789 bis 1846 (erschoss sich). Geboren wurde er in Augsburg, wo man mehr über ihn erfahren kann. Promoviert hatte List wie Marx in Jena. Er war der weltweit wichtigste Zolltheoretiker (Erziehungszoll!). Er war auch Entwicklungstheoretiker (Kritiker von Malthus, Innovation bewältige jedes Bevölkerungswachstum; er kritisiert auch überzeugend die Arbeitswertlehre; lebt auch eine Zeitlang in den USA). Während er heute in Deutschland relativ unbekannt ist, gilt er in Entwicklungs- und Schwellenländern als einer der größten deutschen Ökonomen (auch in Japan). Einen wesentlichen Einfluss auf die ökonomische Entwicklung hatte in Deutschland die Reformation. Sie löste einen Bildungsschub der Bevölkerung aus. Auch wesentlich später noch im 19. Jahrhundert lagen Schulbesuch und Bildungsniveau in protestantischen Gegenden höher als in katholischen. Das prägte die ökonomische Entwicklung positiv (diese Störvariable hat Max Weber leider nicht gesehen). Eine herausragende Bedeutung hat in Deutschland der "Verein für Socialpolitik". Durch die Industrialisierung entstand im 19. Jahrhundert in Deutschland ein Millionenheer von Arbeitern, die für Hungerlöhne in den neuen Fabriken schufteten und in Slums hausten. Der Verein beschäftigte sich als erster damit und schuf die Grundlagen der modernen Wirtschafts- und Sozialstatistik und machte die Probleme der Gesellschaft sichtbar. Die ersten Vertreter wurden als "Kathedersozialisten" (Begriff stammt vom Ökonomen Heinrich Oppenheim) beschimpft, obwohl der Verein gutbürgerlich war. Er schuf auch das Know-how für die Sozialversicherung von Bismarck. Einer der bekanntesten Vertreter war Gustav von Schmoller (Begründer des Vereins 1873 und erster Vorsitzender; wurde 1908 für seine Verdienst geadelt; Hauptvertreter der Historischen Schule). Er vertrat eine normative Sozialwissenschaft und eine staatliche Sozialpolitik zum Abbau von Klassengegensätzen. Zeitlose ökonomische Gesetze lehnte er ab. Er schrieb ein berühmtes Buch der Volkswirtschaftslehre: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre, 1900". Ein Kapitel hat den Titel "Die Rassen und Völker". Deshalb gibt es 2021 eine Diskussion im Verein. Carl Menger, der von 1840 bis 1921 lebte und in der österreichisch-ungarischen Monarchie geboren wurde, schrieb grundlegende Werke (Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der Politischen Ökonomie). Ein weiterer bekannter Ökonom aus Österreich ist Gustav Stolper (1888 - 1947, Stolper-Preis). Bekannt ist auch Hermann H. Gossen, 1810-1858: Entwicklung der Gesetze des menschlichen Handelns, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln, Braunschweig 1854. Gossensche Gesetze: 1. Der Grenznutzen eines Gutes nimmt mit zunehmender konsumierter Menge ab, kann aber nicht negativ werden. 2. Grenznutzen muss in allen Verwendungsrichtungen gleich sein. Gossen entwickelte eine subjektive Wertlehre, indem er den individuellen Nutzen eines Gutes einbezog. Mithilfe Gossens konnte das so genannte Wertparadoxon der klassischen Ökonomie aufgelöst werden. 1905 erschien ein Buch von Georg Friedrich Knapp: Staatliche Theorie des Geldes, Berlin. Das Buch lieferte die Grundidee für die Modern Monetary Theory heute. Der größte Wissenschaftler dieser Zeit war wohl Werner Sombart. Er begründet eine Typologie diverser Formen des Kapitalismus und verweist auf wichtige Elemente in der Entwicklung des Kapitalismus (Der moderne Kapitalismus, endgültige Ausgabe 1928 in sechs Bänden). Berühmt wurde auch Ernst Engel (1821-1896), der einen Zusammenhang zwischen Konsum und Einkommen analysierte ("Je ärmer eine Familie ist, ein desto größerer Anteil von der Gesamtausgabe muss zur Beschaffung der Nahung aufgewendet werden", 1857; Engelsches Gesetz). Er baute das erste deutsche Statistische Büro in Berlin auf. Der Belgier Adolphe Qetelet hatte schon 1830 damit begonnen, die Gesellschaft mathematisch und statistisch zu erfassen ("Gesetz der großen Zahl"). In der Weimarer Republik war Moritz Julius Bonn ein bekannter Ökonom. Anders als Keynes glaubte er nicht , dass eine General Theory die Ökonomie beherrschbar machen könne. "Praktische Wirtschaftsführung ist nicht Weltanschauung, sondern Anpassung an gegebene Verhältnisse" (s. Ders.: Das Schicksal des deutschen Kapitalismus, 1926; zitiert nach Hacke, Jens: Wie treibt man Neoliberale und Antikapitalisten aus den Schützengräben? in: WiWo 28/ 9.7.21, S. 42). Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarfen deutsche Ökonomen die Soziale Marktwirtschaft für Deutschland. Der Begriff Neoliberalismus geht auf den deutschen Ökonomen Alexander Rüstow (1885-1963; studierte Ökonomie, Philosophie, Jura und Physik) zurück. Er propagierte eine ordnungspolitisch eingebundene Form des freien Wirtschaftens. Im Mittelpunkt standen die Verhinderung von Konzentration und Macht. Im Dritten Reich war er in der Türkei im Exil. Heute wird auch oft der Begriff "ordoliberal" als synonym zu "neoliberal" gebraucht. Walter Eucken und Ludwig Ehrhard konstruierten dann die konkrete praktische Ausführung mit dem GWB. Wahrscheinlich starb ein anderer wichtiger deutscher Ökonom zu früh: Heinrich Freiherr von Stackelberg (1905-1946) war ein sehr bekannter deutscher Ökonom. Er habilitierte an der Uni Köln. Er starb an Kriegsverletzungen. Buch: The Theory of Market Economy. Darin entwickelt er eine Marketingtheorie und eine neue Kostentheorie. Er beschäftigt sich auch mit Verbundeffekten. Ende des letzten Jahrhunderts hatte der Deutsche Schumacher weltweit einen enormen Einfluss. Er war seiner Zeit weit voraus. Der deutsche Ökonom lebte in England. Ernst F. Schumacher: Small is beautiful: A Study of Economics as if People Mattered, Vancouver 1973. Gilt als eines der ersten grundlegenden Bücher über kleinere Unternehmen und als Klassiker für eine alternative wirtschaftliche Denkweise (deutsch 1977: Rückkehr zum menschlichen Maß, München: Oekom Verlag 2019). Das Buch ist ein Klassiker der Nachhaltigkeit. Denn die Frage nach dem rechten Maß in Wirtschaft und Technologie ist heute aktueller denn je. Größe ist kein Wert an sich. Sie kann vorteilhaft sein, muss es aber nicht. Er plädiert für eine "Miniaturisierung der Technik" sowie dafür, ein "Maximum an Glück mit einem Minimum an Konsum zu erreichen". Er war seiner Zeit zu weit voraus.  Um aus Überzeugung zu lernen, braucht der Mensch ein gutes Weltbild. Schumacher war Anhänger einer buddhistischen Wirtschaftslehre, in der Arbeit den Menschen darin unterstützt, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Im Deutschen trägt das Buch, das eines der einflussreichsten über nachhaltiges Wirtschaften ist, den passenden Titel "Rückkehr zum menschlichen Maß". Gerade an diesen Beispiel zeigt sich, wie problematisch und auch letztlich ideologisch der Wirtschaftsnobelpreis ist. Kaum einer hätte ihn mehr verdient gehabt. Vgl. Roscher, Wilhelm Georg-Friedrich: Geschichte der National-Ökonomik in Deutschland, München 1874. Er lebte von 1817 bis 1894. Er lehrte hauptsächlich in Leipzig.

In der Bundesrepublik (Westdeutschland) gab es einige herausragende Ökonomen. Als Schöpfer der Sozialen Marktwirtschaft gilt Alfred Müller-Armack (später unter Ludwig Erhard Leiter der Grundsatzabteilung im Bundeswirtschaftsministerium; der Katholischen Soziallehre verpflichtet, theoretisch von Walter Eucken/-Freiburg und Wilhelm Röpke beeinflusst). Der einflussreichste und vielseitigste war wohl der Finanzwissenschaftler  Günter Schmölders in Köln (saß auch in mehreren Aufsichtsräten großer Unternehmen, unter anderem Bayer und Siemens), der die sozialökonomische und empirische Verhaltensforschung bekannt machte, als sie die große Mehrheit der Ökonomen noch ablehnte und gar verlachte. Sehr bekannt waren auch der Außenwirtschaftler Herbert Giersch in Kiel (auch Institut für Weltwirtschaft), Wilhelm Krelle in Bonn (Modell, auch Physiker,  stolperte später über seine Nazi-Vergangenheit) oder Fritz Neumark in Frankfurt (beriet im 3. Reich die Türkei und lebte dort). Im 21. Jahrhundert ragt kein Ökonom aus Deutschland mehr heraus, was auch mit der deutschen Sprache zusammenhängt (das ändert sich durch das Internet). Es ist auch fast unmöglich, wirklich innovative und neue Gedanken zu entwickeln, die eine Zeit prägen oder ihr voraus sind. Reinhard Selten hat als einziger deutscher Ökonom den Wirtschaftsnobelpreis für seinen Beitrag in der Spieltheorie  erhalten (forschte lange in den USA; von der Spieltheorie hat er sich viel später beim Verein für Socialpolitik distanziert, am Ende Professor in Bonn). Zur Zeit ist vielleicht noch Hans-Werner Sinn, (geb. 1948, zuletzt Leiter des Ifo-Instituts/ München; Schüler von Herbert Timm/ Münster; ständiger Gastprofessor der Uni Luzern, Wirtschaftsbeirat Bayern) von seinen Veröffentlichungen her (viele aktuelle und populärwissenschaftliche Bücher und Artikel in Zeitungen) der bekannteste lebende  deutschsprachige Ökonom. Aber er steht nicht für eine herausragende Idee oder Konzeption. Imponierend an ihm war immer die Unangepasstheit und Konsequenz (vor allem im Vergleich zu korrumpierten Kollegen). Am höchsten in der Karriereleiter schafften es Otmar Issing (Spezialgebiet "Geld", Lehrstuhl in Würzburg) der bis 2006 erster  Chefvolkswirt der EZB in Frankfurt war und Axel Weber (Deutsche Bundesbank und UBS, heute Privatier). Am ehesten kennt man sonst noch die Leiter der bekanntesten Wirtschaftsforschungsinstitute (Fratzscher, Fuest, Wambach, Schmidt, Schularick - Stand 2024). Sie mutieren aber wegen der immer größeren öffentlichen Finanzierung (direkt oder über Projekte) immer mehr zu Interessenvertretern (besonders bei Fratzscher zu beobachten). Fratzscher gilt als 100 Mrd.-Mann. Immer, wenn er von Geld oder Kosten redet, kommen bei ihm 100 Mrd. € raus. Vgl. Der Spiegel 9/ 22.2.25, S. 21. Das DIW wird 2025 100 Jahre alt. Vielleicht gibt es einen psychologischen Zusammenhang. Die Mitglieder des SRW  haben an Bedeutung verloren (genauso wie das jährliche Gutachten des SRW). Sie werden zwar noch bevorzugt von den Medien berücksichtigt ("Gender gerecht" die beiden Damen Veronika Grimm oder