Werner Krämer
Economics/ Spezial |
Aktuelles VWL&Teilgebiete Tiefere Gliederung bei Sitemap Skripte Home Impressum
"Nur auf dem Boden wirklicher Freiheit kann sich alles Große entwickeln", Ferdinand Lasalle (war 1864 auch in Neustadt an der Weinstraße, wo ich lebe) Online-VWL-Lehrbuch: 1.Teil, 2.Teil, 3.Teil, 4.Teil , VWL - Blogs) . Auch: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren", Benjamin Franklin. "Der Sinn von Politik ist Freiheit, und ohne sie wäre das politische Leben sinnlos", Hannah Arendt. "Freiheit" lautet auch eine bekannte Hymne von dem Liedermacher und Sänger Marius Müller-Westernhagen (1990 veröffentlicht; "Freiheit, Freiheit ist die einzige, die fehlt"). Im Mai 2022 macht Jens Stoltenberg, noch Nato-Chef und zukünftiger Präsident der Notenbank Norwegens, folgenden Spruch: "Freiheit ist wichtiger als Freihandel". Besser kann man die "neue" Globalisierung nicht charakterisieren (auf dem WEF in Davos). Den Gesellschaften der westlichen Welt ist das Bewusstsein für Freiheit zunehmend abhanden gekommen. Freiheit kann nur in Demokratien geboten werden.
Büste von Ferdinand Lasalle im Museum Leipzig. Er gründete zusammen mit anderen 1863 in Leipzig den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV). Lasalle wurde zum Präsidenten gewählt. Lasalle starb 1864 mit nur 39 Jahren nach einem Pistolenduell. Er war einer der besten Redner seiner Zeit. Seine Familie war jüdisch. Sein Kampf galt der Verbindung von Freiheit, Demokratie und Sozialer Gerechtigkeit. Karl Marx und Friedrich Engels waren Zeitgenossen (sie lebten in England, in London bzw. Manchester). Marx hielt nicht viel von den Werken Lasalles, Engels bewunderte seine politische Wirkung. Bismarck hatte dagegen eine positive Meinung von Lasalle. Vgl. das Gebiet "Arbeitsökonomik". Die genanten Personen beschäftigten sich mit den Folgen der industriellen Revolution für die Arbeit. Heute geht es ähnlich und vergleichbar um die Auswirkungen der digitalen Revolution auf die Arbeit. Die Konsequenzen könnten unsere Gesellschaft grundlegend verändern, wenn die Nachfrage nach Arbeit wirklich stark zurückgeht oder die Arbeitsanforderungen sich grundlegend verändern. Viele aktuellen Probleme resultieren daraus, dass die Umwelt zu niedrig und die Arbeit im Wert zu hoch angesetzt wird. Der Finanzsektor hat sich global weitgehend vom realen Sektor verselbständigt und hat das Problem der sozialen Ungerechtigkeit auf der Welt mit geprägt. Die Ökonomie ist im Zuge der Finanzkrise 2008 von der Dogmatik abgerückt. Marktversagen ist mehr ins Blickfeld gelangt, wenn auch Marktlösungen weiterhin staatlichen Vorgaben meist überlegen sind. Ein weiterer Gründer und Vorsitzende der SPD, nämlich August Bebel (1840-1913), sagte etwas, was heute aktueller denn je ist (auch für seine Partei): "Nichts ist ewig, weder in der Natur noch im Menschenleben, ewig ist nur der Wechsel, die Veränderung". Der dynamische Wechsel kennzeichnet heute die Entwicklung in allen drei Bereichen: in Umwelt, Arbeit und Globalökonomik. Die entscheidende Frage für den Menschen dabei ist: Kann in dieser Entwicklung die Freiheit gewahrt bleiben? "In Zeiten stürmischen Wandels braucht es Prinzipien und Haltungen, die den Tag überdauern", Winfried Kretschmann (erster grüner Ministerpräsident in Deutschland; Ders.: Worauf wir uns verlassen wollen, Frankfurt 2018). Es gibt eine zentrale Verbindung zwischen den drei Feldern: Die Umwelt wurde Jahrhunderte lang unterbewertet, die Arbeit wurde überbewertet und die Globalisierung macht offenbar, dass das Missverhältnis im Preis in Zukunft nicht durchzuhalten ist. Die Digitalisierung rettet den Preis der Arbeit bei Hochqualifizierten, verschärft aber die Verteilungsproblematik. Die dritte wichtige Figur in sozialen Belangen und Teilnehmer an den Revolutionen 1848/49 war Wilhelm Liebknecht (1826-1900). Er war einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und gründete auch den Vorwärts mit im Jahre 1876.
Seiteninhalt: Theoreme, Glossar, aktuelle Fakten und Daten aus folgenden ökonomischen Bereichen: Umweltökonomik/ Umweltökonomik (Climate Economics; Boden, Energie, Rohstoffe, Nahrung, Wasser, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Wachstum, Infrastruktur, Natur, Bodenschätze, Zeit), Arbeitsökonomik/ Arbeitsökonomik (Personal, HRM, Verteilung, Gerechtigkeit, Armut, Arbeitsmarkt, Bildung, Arbeit 4.0, Arbeitspsychologie, Arbeitswissenschaft, Sozialpolitik, Migration, Gesundheit, Leben, Tod, Glück), Globalökonomik/ Globalökonomik (Internationale Wirtschaft, Geoökonomik, Finanzmärkte/Finance, Kapital, Konjunktur/ Schwankungen, Fluktuationen, Handel, Protektionismus/ Zölle, Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Internationale Makroökonomik, EU, Entwicklungsländer; Südamerika, Vorderasien, Globalisierung, Decoupling, Global Government, Kriege/ Rüstung, geopolitische Beratung, International Business), (Wiki). Mittelstandsökonomik/ Mittelstandsökonomik (KMU/SME, Start-up, Entrepreneurship, Gründung, Familienunternehmen, ABWL, Business Economics, Internationales Management; Managerial Economics; Entrepreneurial Economics) auf der Seite "Economics/Basic"
Die Theoreme werden immer in ihren praktischen Anwendungen (tagesaktuell, Wirtschaftspolitik überwiegt) zusammen mit empirischen Daten behandelt! So sollen Fakten bzw. Wissen immer mit ökonomischem Denken verbunden werden. Das macht im Kern den Unterschied dieser Plattform zu klassischen Lehrbüchern aus. Die Relevanz für StudentInnen und damit die konkrete Selektion der Theoreme durch die Nutzer ergibt aus der jeweiligen Veranstaltung (Hinweis auf Pfade mitschreiben!). In der Veranstaltung erfolgen auch Hinweise auf die jeweils beste Fachliteratur und auf die Verbindung zu meinen Skripten. Diese Plattform kann aber auch ohne Veranstaltungen gut genutzt werden, am besten zusammen mit Lehrbüchern Es bestehen Zusammenhänge mit den Seiten "Fallstudie/ case" (aktuelle Probleme und Themen), Methoden (empirisch und statistisch orientiert, auch Philosophie und Psychologie), Links (Zugang zu den Experten und Quellen; alternativen zu dieser Plattform) und Ostasien/Global (Daten und Fakten zu dem Bereich über einen langen Zeitraum). Teilweise sind diese Zusammenhänge und Überschneidungen durch Links gekennzeichnet. Diese genannten Seiten sind allgemein für die StudentInnen die interessantesten. Die restlichen Seiten sind bei speziellen Interessen (Abschlussarbeit, vor Prüfungen, Überblick über meine Vorlesungen, Interesse an meiner Person usw.) zu besuchen. "Aktuelles von der Startseite" wird immer mehr in die anderen Seiten eingearbeitet, so dass es leichter zugänglich ist durch die bessere Verknüpfung ("grün" geschrieben). Natürlich experimentiere ich auch mit offiziellen E-Learning-Systemen (z. B. OLAT; hier sind die Skripten abrufbar; bei Hausarbeitsthemen kann OLAT die Organisation übernehmen). In der Kombination dieses E-Learning-Systems mit Skript, Lehrbuch und Präsens-Veranstaltung wird die höchste Effektivität erreicht. Da ich die in Deutschland noch übliche Trennung zwischen Volks- und Betriebswirtschaftslehre für nicht sinnvoll halte, gehen die Theoreme auch stark in die Betriebswirtschaftslehre. Dies indiziert die Überschrift "Economics" (vgl. zu mehr die Seite "Dozentenprofil, Fachverständnis"). Im Grunde genommen enthält diese Seite das Gebiet "Economics", gegliedert nach den drei Produktionsfaktoren "Arbeit (Personal), Boden (Umwelt, Energie) und Kapital (die internationalen Finanzmärkte dominieren bei Globalökonomik, Informationen als Ressource der Stunde)". Dies ist eine problembezogene, praxisorientierte Einteilung, die ich aber für zeitgemäßer halte als andere konventionelle (schon der Begründer der BWL in Deutschland Gutenberg folgte dieser Systematik). Die Gliederung ist für die Zukunft meiner Meinung nach tragfähiger als die in Mikro- und Makroökonomik (zumal das Aggregationsproblem ungelöst ist). Sie wird mittlerweile von vielen Ökonomen unterstützt (etwa vom Netzwerk "Plurale Ökonomie e. V."). Es handelt sich hier an dieser Stelle um ein Informationsmanagement-Tool, das irgendwann eine komplette Collaborations-Umgebung für Economics (Mittelstandsökonomik bzw. Entrepreneurial Economics käme noch hinzu) darstellen soll. Traditionelle Lehr- und Fachbücher sind kaum mehr in der Lage, die tagesaktuelle Entwicklung gerade in diesen drei Bereichen abzubilden. Die Schocks der letzten 15 Jahre (Finanzkrise 2008/9, Fukushima und Klimakrise 2011, Migrationskrise 2015, Corona-Krise 2020, Ukraine-Krise 2022) haben zu einer ungeheuren Dynamik geführt, der man nur noch im Internet gerecht werden kann. Insofern ist es verständlich, dass diese Seiten auch von Studenten anderer Hochschulen (mittlerweile die große Mehrheit; Hochschulen in aller Welt) genutzt werden. Auch immer mehr Führungskräfte nutzen die Plattform. Für Hinweise auf Fehler und Verbesserungsvorschläge bin ich immer sehr dankbar. Die Korrekturen erfolgen dann schnellstmöglich. Diese Plattform hat nicht die Ziele, Suchsysteme zu ersetzen oder ein Wikipedia für die Ökonomie sein zu wollen. Sie folgt der individuellen Erfahrung, Logik und Systematik des Autors, in der Hoffnung, dass Lernende daraus einen Nutzen ziehen können, aber nicht müssen. Ich folge einem humanistischen Bildungsideal (Unabhängigkeit, Humanität, Weltbürgertum, Gewissenspflicht, Abenteuer, Wissen wollen/ Neugier) das alle möglichen Informationen, Positionen und Argumente darstellt und dem Leser die Meinungsbildung überlässt. Damit ist dies ein Gegenmodell zu vielen Sozialen Medien, die häufig Vorurteile und fertige Meinungen nur bestätigen (Selbstselektion der Nutzer, oder Programmieren von Meinungen durch Algorithmus). Insofern sind die sozialen Medien mit Vorsicht zu genießen.
"In der Wirtschaft sind Glaube und Hoffnung mit großem wissenschaftlichen Anspruch und dem tiefen Wunsch nach Respektabilität gepaart", John Kenneth Galbraith (US-Ökonom, 1908-2006).
Ha Long Bucht im Norden Vietnams. Es ist eine der schönsten Buchten der Welt und Weltnaturerbe der UNESCO. Über 2000 Inseln ragen aus dem Meer, meist dicht bewachsene Kalkfelsen. Zunehmend zeigen sich Umweltverschmutzungen. In der Nähe ist das Kohleabbaugebiet Vietnams, das erhebliche Verschmutzungen mit sich bringt. Der stark steigende Tourismus (extrem stark aus der chinesischen Mittelschicht; die längste Zeit seiner Geschichte war Vietnam unter chinesischer Kontrolle) führt zu viel Plastikmüll im Meer. Die Schiffe lassen zusätzlich ihre anderen Abfälle ins Meer. Außerdem kommen zu viele Touristen. So steht die Regierung im klassischen Konflikt zwischen Arbeit und Umweltschutz. In Entwicklungs- und Schwellenländern wird dieser Zielkonflikt meist zugunsten der .Arbeit entschieden. Die Bildperspektive ist eine ganz berühmte: Sie ist von einer Aussichtsplattform auf der höchsten Erhebung. Der leichte Dunst ist fast immer vorhanden. Wenn die USA aus dem Klimaabkommen von Paris aussteigen 2020, werden die Industrieländer alleine den Klimawandel verbunden mit zunehmender Erderwärmung nicht verhindern können. Es kommt immer mehr auf die Schwellenländer an, die wie z. B. Brasilien und Russland über große natürliche Ressourcen verfügen, die dem Klimawandel auch entgegen wirken können. Aber diese Länder sind oft an der langen Leine von mächtigen Lobby-Gruppen, die Geschäftsinteressen haben, die in eine andere Richtung gehen. So wird oft der Klimawandel sogar geleugnet, obwohl die Länder selbst massiv unter den Folgen leiden (Beispiel Australien). Das Schlüsselland für den Klimawandel ist aber mittlerweile China. Rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen kommen aus diesem Land. China müsste sich aus globaler Verantwortung auch endlich an der Klimaschutzfinanzierung beteiligen.
Umweltökonomik (Climate Economics: Land, Klimawandel, Ökologie, Sustainable Development, Nachhaltigkeitsforschung, ökologische Ökonomie, Energie, Ressourcen, Umweltpolitik, Umweltmanagement, globale Aspekte der Umwelt; an der Hochschule Wiesbaden habe ich schon Mitte der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts Vorlesungen dazu gehalten (erste grüne Regierungsbeteiligung in Hessen; Geisenheim mit dem Weinbau gehörte noch zur Hochschule Wiesbaden; es gab damals noch kaum Anbieter derartiger Veranstaltungen in Deutschland). In der Economics in China wird der Produktionsfaktor "Boden" aufgeteilt in Material Force (Bodenschätze), Freight Force (Infrastruktur), Natural Force (Natur), Time Force (Zeit). Eine solche Präzisierung würde auch der Economics bei uns weiter helfen.
"Die Früchte der Erde gehören allen, die Erde selbst niemanden", Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Discours sur l´inegalite. Er war Wegbereiter der Aufklärung und der geistige Vorbereiter der französischen Revolution. Ohne die Aufklärung wäre die moderne Ökonomie nicht möglich gewesen. Heute gibt es eine Diskussion, inwieweit man die Werte der Aufklärung noch für die Ökonomie braucht (in Anbetracht des Erfolges Chinas).
Gliederung: Theorie/Ursachen, Umwelt-Politik (mit Mobilität/ Verkehr), Praxis (betriebliches Umwelt- und Energiemanagement, Plastik, Gebäude und Dämmung), Global Government (globale Aspekte der Umwelt, wichtigste Länder, Kooperation), Klima-Wandel (Emissionen, Schadstoffe, Grenzwerte, Biodiversität) und Folgen, Ressourcen I (Rohstoffe, Bodenschätze) Ressourcen II (Nahrung, Landwirtschaft, Wasser), Energie und Energiepolitik (fossil, erneuerbar), Messung (Empirische Aspekte, Operationalisierung, Quellen).
34567890
Theorie/Ursachen (von Umweltverschmutzung, Klima - Veränderungen, Erklärungen; Umwelttheorie; menschliche Schnittstelle; Hypothesen zur Umweltverschmutzung)
"Nur weil´s mich nicht kümmert heißt es nicht, dass ich´s nicht verstehe", Homer Simpson, Comicfigur aus Springfield, USA.
Funktionen: Umwelt ist im Sinne von Natur zu sehen (nicht nur als Rahmenbedingung). Sie ist Konsumgut (Freizeit, Erholung), Produktionsfaktor (Rohstoffe, Energie) und Aufnahmemedium für Schadstoffe (Emissionen). In der Volkswirtschaftslehre wird heute häufig der Produktionsfaktor "Boden" im Sinne von Umwelt interpretiert.
Anthropozän: Die Anfänge liegen 9600 v. Chr. Damals entwickelte sich die erste Landwirtschaft im Vorderen Orient (im Zweistromland). Schafe, Ziegen, Rinder und Schweine wurden domestiziert, unterschiedliche Getreidearten kultiviert. Das war der Anfang des "global change". Die ersten Landwirte verursachen schon die Überausbeutung natürlicher Ressourcen (und Abfälle wurden in Flüsse und Seen eingeleitet. Insofern war und ist der Mensch der Verursacher von Umweltverschmutzung. Vgl. Der Spiegel Nr. 36, 31.8.2019, S. 87.
Subsidenz: über das Lebensnotwendige verfügen. Subsidenzwirtschaft heißt also, das Lebensnotwendige zu erwirtschaften. Der Gedanke stammt aus der Klassik (Adam Smith), spielt auch im Marxismus (Rosa Luxemburg) eine große Rolle. Die übergroßen Bedürfnisse und die Gier werden als Ursache des Umweltproblems gesehen. Der Gedanke ist heute als Gegenmodell zur Wachstumswirtschaft gerichtet, die ausschließlich Geld in den Mittelpunkt stellt und auf die Mehrwertproduktion ausgerichtet ist. Ziel sollte aber das Leben sein. Vgl. Bennholdt-Thomsen, V.: Geld oder Leben, München 2010. Empfohlen werden Eigenproduktion, Leistungsaustausch in sozialen Netzen, gemeinnützige Arbeit, Nutzungsdauerverlängerung.
Suffizienz: Vermeidung von Reizüberflutung, entschleunigte Lebensstile, Zeitsouveränität, Entrümpelung (Wohlstandsballast abwerfen). Vgl. Niko Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2016 (9. Auflage), S. 151. Vgl. auch: Paech, Niko: Nur sparen, wenn die Hütte brennt? Das ist zu wenig, in: Wiwo 28/ 8.7.22, S. 44ff. Vgl. zur Kritik daran: Paque, Karl-Heinz: Das Elend der Enthaltsamkeit, in: WiWo 30/ 22.7.22, S. 42f. "Nicht der Verzicht liefert den Schlüssel zum Errechen globaler Klimaziele, sondern der technische Fortschritt - global angewandt. Wir sind mehr denn je auf weltweite Arbeitsteilung angewiesen".
Substitution: Robert Solow, Ökonom aus den USA, bekam 1987 noch den Nobelpreis für seine Wachstumstheorie. Neue Erfindungen sollten der Motor (Innovationen) für die Volkswirtschaft sein. Er war noch der Ansicht, dass Naturkapital durch künstliche Elemente ersetzt werden konnte. Es war insofern kein Fehler, die Natur durch den Menschen zu zerstören; er muss sie nur durch Technik ersetzen. Grundidee war also eine ausreichende Substitution der Natur.
Sozio-Ökonomische Entwicklungstrends: Sie beeinflussen massiv die Umwelt. Weltbevölkerung, Reales BIP, ausländische Direktinvestitionen, Primärenergieverbrauch, Große Staudämme, Wasserverbrauch, Düngerverbrauch, Papierproduktion, Städtische Bevölkerung, Transportwesen, Telekommunikation, Internationaler Tourismus. Quelle: agora 42, 2018, S. 43.
Erdsystembezogene Entwicklungstrends: CO2, Stickoxid, Methan, Ozonschicht, Oberflächentemperatur, Versauerung der Meere, Seefischfang, Garnelen - Aquakulturen, Nitratbelastung der Küstengewässer, Verlust des tropischen Regenwaldes, Zivilisationsland, terrestrische Biosphärenverschlechterung. Vgl. ebenda, S. 43.
Elemente und Kreisläufe: Die Elemente beeinflussen das globale Klima, das Pflanzenwachstum und die Sauerstoffproduktion. Es sind Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor, Schwefel, Calcium, Eisen, Silizium. Kreisläufe sind der Kohlenstoffkreislauf, der Wasserkreislauf, der Stickstoffkreislauf, der Sauerstoffkreislauf, der Phosphorkreislauf. Vgl. Fred Hageneder: Happy Planet, Saarbrücken 2019, S. 19ff.
Planetarische Grenzen: Sammelbegriff für insgesamt neun ökologische Belastungsgrenzen der Erde, deren Überschreitung die Stabilität des Ökosystems sowie der Lebensgrundlagen der Menschen gefährdet un die teilweise bereits überschritten sind: 1. Erderwärmung( Klimawandel). 2. Artensterben (Verlust an Biodiversität)... Daraus ergibt sich unmittelbar die Frage nach den Grenzen des Wachstums. Vgl. Ernst/ Sailer/ Gabriel: Nachhaltige Betriebswirtschaft, München 2021, S. 410.
Die 8 Lehren der Natur: Sie stammen von Gary Ferguson, einem US-Naturforscher. Was in der menschlichen Gemeinschaften oft nur mit Mühe funktioniert, klappt in der Natur mit größerer Selbstverständlichkeit: Verantwortungsbewusstsein, Kooperation, Diversität. Das System der Natur hängt alles mit allem zusammen und ist auf engst verwoben. Die große Lehre der Natur: " Die Natur mag ein förderliches Umfeld sein, um über unser Leben nachzudenken, ...Wenn die Schönheit der natürlichen Welt unsere Aufmerksamkeit fesselt, weichen die Wände der Verzagtheit zurück, die uns einschließen - sogar die harten, starken mauern von Verlust und Traurigkeit". Vgl. Gary Ferguson: Die 8 großen Lehren der Natur. Was wir von Tieren und Pflanzen lernen können, München (dtv), 2020.
Umwelt und Markt: Im Umweltbereich mit den Problemen "Artenschwund, Waldsterben, Überfischung, Sterben der Meereskorallen, Gletscherschmelze, Wasserverknappung, Ressourcenmangel, umweltbedingte Migration, Naturkatastrophen (schwere Stürme, Erdbeben, Überschwemmungen), Ausbreitung der Wüsten und Klimawandel" macht sich besonders negativ bemerkbar, das der Markt global, aber das Umweltrecht weitgehend national ist. Außerdem belohnt der Markt die Geschwindigkeit und die Bedenkenlosigkeit und fördert externe Effekte. Auch die Wohlstands-Disparitäten in der Welt zwischen Industrieländern, Schwellenländern und Entwicklungsländern verhindern globale Lösungen (Energieeffizienz, d. h. Primärenergieverbrauch je 1 Mrd. $ BIP: China 0,83; Russland 1,09; Indien 0,86). Die größten Klimaverschmutzer USA, China, Indien und Australien können sich zu keiner effektiven Reduktion entscheiden. Die Umweltökonomik ist sicher der wichtigste Teil der Volkswirtschaftslehre, da von ihrer Problemlösungskompetenz die Zukunft der Menschheit und das Überleben der Erde abhängt. Die Entwicklung der Zertifikate und ihre weltweite umweltpolitische Umsetzung spricht einerseits für diese Problemlösungskompetenz, andererseits können damit alleine nicht alle Umweltprobleme gelöst werden. Zertifikate (Erlaubnisscheine) sind eine marktwirtschaftliche Vorgehensweise, die aber mit erheblichen institutionellen Problemen verbunden sind.
Moralisch (in der Umweltpolitik ist Moral purer Realismus) und rational sind in beiden Bereichen globale Institutionen notwendig. Vielleicht kann man die Weltbank als multilaterales Kreditinstitut für Entwicklungsländer zurückfahren und ihr mehr Aufgaben in der Umweltpolitik und im Finanzcontrolling geben. Die Wirtschaftswissenschaften und ihre Theorien widmen diesen für die Menschheit zentralen Phänomen viel zu wenig Aufmerksamkeit, weil sie einmal in der Regel fernab der normalen Lehrbuchweisheiten liegen und andererseits ein interdisziplinäres, ethisches Denken erfordern. Die StudentInnen werde ich bei diesen Themen für Abschlussarbeiten, aber auch bei speziellen Wünschen nach Sonderveranstaltungen, nach meinen Kräften unterstützen. "Unser Marktradikalismus war ein unverschämter Ego-Trip", Erhard Eppler.
Anleger können über Aktien, Fonds und Zertifikate für das eigene Vermögen beide Bereiche verbinden: Bioenergie aus nachwachsenden Rohstoffen ist das Potential der Zukunft. In den vergangenen drei Jahren erzielte der Dow Jones Sustainable Total Return Index, der die Entwicklung nachhaltiger Aktien abbildet, eine bessere Wertentwicklung als das Börsenbarometer für internationale Aktien "MSCI". "Bis 2030 sind wir der größte Treibstofflieferant der Welt", L. I. Lula da Silva, brasilianischer Staatspräsident über Ethanol aus Zuckerrohr. Ebenso Chancen bieten Unternehmen, die sich mit Energieeffizienz beschäftigen. 46 Staaten wollen 2007 eine starke UN-Umweltbehörde schaffen (allerdings sind die größten Verschmutzer "USA, Russland, China und Indien" nicht dabei). Über die Finanzmärkte können Bürger vielleicht den größten Einfluss ausüben. Die Aktionäre sollten niedrigere Vorstandsgehälter, weniger Atomstrom und mehr Moral durchsetzen. 2011 betrug das Volumen nachhaltiger Geldanlagen weltweit 11,0 Billionen $ (2006 3,6 Bio.). Die Umweltbranche boomt seit langem in Deutschland und hat sehr viele Arbeitsplätze geschaffen. Ebenso dürfte die Energiewende eine große Chance darstellen (First-mover- advantage). Das Angebot an Nachhaltigkeitsfonds wächst auch 2015. Dabei setzen ihre Manager auf unterschiedliche Konzepte. "Nachhaltigkeit liegt im Auge des Betrachters, jede Fondsgesellschaft legt dieses Ziel anders aus", Detlev Glow, Lipper, 2015.
Marktversagen: Situation, in der ein unregulierter Markt ineffizient ist, weil die Preise nicht die "richtigen" Signale an Konsumenten und Produzenten senden (Ursachen unter anderem: externe Effekte, free rider, kein freier Zugang, öffentliche Güter, ungleiche Vermögensverteilung). Ein gutes Lehrbeispiel ist der Altkleidermarkt. Hier wirken alle Effekte zusammen: Öffentliche Güter (Gemeinden, Wohltätigkeitsorganisationen), externe Effekte (Verfallen der Textilindustrie in EL, neue Orientierung), Marktmacht (Monopol der Städte), asymmetrische Information. Können private Parteien mit externen Effekten (z. B. Umweltverschmutzung) nicht hinreichend umgehen (Begründung spieltheoretisch!), tritt die Regierung mit bestimmten Vorkehrungen ein. Ein Sonderfall des Markversagens ist das moralische Wagnis: Das Bestehen einer Versicherung gegen ein Risiko erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Risikofall eintreten wird, weil die versicherten Wirtschaftssubjekte aufgrund der Versicherung allzu sorglos werden (vgl. Miles/ Scott/ Breedon: Makroökonomie, Weinheim 2014, S. 660). "Wenn der Markt vollkommen frei ist, haben die Akteure nicht nur die Freiheit der Wahl, sondern auch die Freiheit zum Betrug", George A. Akerlof, US-Wirtschaftsnobelpreisträger.
Marktversagen und Umwelt: Märkte sind unter bestimmten Bedingungen funktionsunfähig (z. B. bei externen Effekten, öffentlichen Gütern, asymmetrischen Informationen). Hier muss in der Regel der Staat mit seiner Wirtschaftspolitik, d.h. Umweltpolitik, eingreifen. "Der Klimawandel ist das größte Marktversagen, das es je gab", N. Stern, britischer Ökonom und Umweltforscher (Stern-Bericht über Klimawandel 2006). Allerdings gibt es auch Staatsversagen, etwa durch Lobbys, Korruption und die Notwendigkeit, zu Wahlen anzutreten. Vgl. Vogt, G.: Faszinierende Mikroökonomik, München 2007, S.348 ff. Siehe auch meine Markt-Betrachtung.
Free Rider (Trittbrettfahrer, Schwarzfahrer-Haltung): Ein Konsument oder Produzent, der für ein nicht nicht - ausschließbares Gut nichts bezahlt in der Hoffnung, dass andere dafür bezahlen. Die Theorie impliziert, dass kooperatives Verhalten in vielen Fällen irrational ist. Dafür gibt es folgende Gründe: Selbst, wenn der Einzelne sich kooperative verhält, wird es niemand anders tun. Der eigene Beitrag bleibt verschwindend gering. Vgl. Tuck, R.: Free Riding, Cambridge: Harvard University Press 2008. Wenn alle so denken würden, käme es zu einem riesigen "Game of Chicken" (Feiglingsspiel). Dies führte zu einer hochgradig instabilen Gesellschaft. Das Versagen des Ausschlussprinzips führt zu einem Verhalten, den individuellen Nutzen zu maximieren und die Präferenzen für ein öffentliches Gut zu verbergen. Das Gewissen wird mit der Geringfügigkeit des eigenen Beitrages beruhigt. Das Ausschlussprinzip ermöglicht erst private Güter, für die ein Preis zu zahlen ist. Die Schwarzfahrerhaltung überdeckt oft Bequemlichkeit und Ignoranz gegenüber der Umwelt.
Märkte als Diffusion von Verantwortung: Märkte sind totale Diffusion. Sie generieren soziale Informationen und informieren über die Gültigkeit sozialer Normen. Aber es entsteht eine marktimmanente Distanzierung und Delegation von Moral. Sie können die Moral untergraben. Lange Lieferketten führen zu einer geografischen und psychologischen Distanzierung. Deshalb können märkte auch nicht das Klima retten. Vgl. Falk, Armin: Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein, München 2022, S. 179ff. Auch: Kluzik, Vicky: Regelt der Markt die Klimakrise? in: wiWo 1/2 5.1.2023, S. 40f.
Coase - Theorem: Die Nutzung des Markt- bzw. Preismechanismus kostet Geld (sobald Transaktionskosten eine Rolle spielen, kommt es auf die institutionelle Einbindung an). Transaktionskosten sind Such-, Informations-, Kontroll- und Durchsetzungskosten; Ronald H. Coase: The Firm, the Market and the Law, Chicago 1990. Auch die reinen Kosten einer Preisänderung, die man Menu costs (Speisekartenkosten) nennt, gehören dazu. Coase erklärt auch Unternehmen: ein Unternehmen werde das Ausmaß der Arbeitsteilung solange in der eigenen Organisation bewältigen wie die Such- und die Vertragskosten größer sind als die Kosten für die Aufrecherhaltung der Organisation (The nature of the firm, in: Economica, Vol.4, No. 16 (1937), S. 386-405). Transaktionskosten spielen heute auch eine zentrale Rolle, wenn es um die Entscheidung zwischen öffentlicher und privater Leistungserstellung geht. Wichtig ist auch der Aufsatz von Coase über Soziale Kosten: The Problem of Social Cost, 1960. Externe Effekte, also Folgen einer Aktivität, die andere tragen müssen, lassen sich unter bestimmten Umständen ohne staatlichen Eingriffe "internalisieren". R. Coase lehrte zuletzt in Chicago; er starb 2013 mit 102 Jahren. Coase ist häufig fehl interpretiert worden, vor allem von der Chicago-Schule. Das betrifft vor allem die Anwendung auf die Umweltverschmutzung. und den CO2-Zertifikate-Handel. Man unterstellt ihm die Aussage, Umweltverschmutzung könne in einem absoluten oder objektiven Sinne gar nicht schädlich sein. Der "Geschädigte" trage ebenso Schuld wie der "Schädiger". Die Interpretation stammt von Kollegen, nicht von Coase. Der CO2-Emissionsrechte-Handel ist heute der größte künstliche Markt. Davon hängt zum großen Teil das Schicksal der Menschen ab. Das Vertrauen in den Markt ist hier riesig, weil die Transaktionskosten falsch eingeschätzt werden. Ohne das Handeln der entscheidenden Staaten kann die Welt aber nicht gerettet werden vor den Folgen des Klimawandels. Vgl. Aldred, Jonathan: Der Korrumpierte Mensch. Die ethischen Folgen wirtschaftlichen Denkens, Stuttgart 2020, S. 100ff.
Verursacherprinzip: Als Erster analysierte der englische Ökonom Arthur Cecil Pigou (1872 - 1959) das Verursacherprinzip. Er plädierte dafür, dass die wahren Gesamtproduktionskosten auch die Kosten einer absehbaren Umweltverschmutzung berücksichtigen sollten. Wer verschmutzt zahlt. So sind bekannte Instrumente nach ihm benannt (Pigou - Steuern). Das grundsätzliche Problem ist aber, das man oft den Verursacher nicht kennt, dass am ihn nicht ermitteln kann oder dass er außerhalb des Rechtsgebietes wirkt.
Theorie öffentlicher Güter (Begründer Samuelson, Musgrave u. a.): Bei Öffentlichen Gütern gilt weder das Ausschlussprinzip noch das Konkurrenzprinzip (auch Rivalität genannt, z. B. Wissen, nationale Verteidigung). Bei gesellschaftlichen Ressourcen (auch Allmendegüter genannt), zu denen die Umwelt gehört, gilt das Ausschlussprinzip nicht, aber das Konkurrenzprinzip. Daneben gibt es noch Private Güter, Meritorische Güter und Natürliche Monopole. Bei Natürlichen Monopolen gilt das Ausschlussprinzip, nicht aber das Konkurrenzprinzip. Ein Angebot durch mehrere konkurrierende Produzenten ist daher ökonomischer Unsinn, weil die Fixkosten so hoch sind. Dies trifft vor allem auf Infrastrukturnetze wie Schienen, Gas, Wasser und Strom zu. Es wäre unwirtschaftlich, mehrere Netze, die dem gleichen Zweck dienen, nebeneinander zu betreiben. Vgl. Mankiw (2001), a. a. O., S. 247. Manche nennen diese Güter auch Clubgüter (auch Filme im Pay-TV, Computer-Software, Vgl. Krugman/ Wells, Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 2010, S. 624). Wichtigste Theorie zur Erklärung von Umweltverschmutzung und zur Notwendigkeit des Staatseingriffs (Soziales Dilemma).
Globale öffentliche Güter: Die Menschheit ist noch nicht in der Lage, solche Güter bereitzustellen. Das sieht man deutlich in der Klimapolitik. Noch klarer wird dies in der Corona-Krise 2020. Jedes Land zieht sich zurück und versucht, seine Probleme zu lösen. Der Wohlstand im 21-Jahrhundert hängt aber an solchen globalen öffentlichen Gütern. Dazu gehören auch die Ozeane und die großen Eisflächen (Arktis und Antarktis). Es ist sogar ein Gegentrend beobachtbar: Einzelne Staaten stellen Eigentumsansprüche (private Güter), um Zugang zu Rohstoffen zu bekommen.
Institutionelle Sklerose von Mancur Olson (1932-1998, The Logic of Collective Action, Cambridge 1965, auch: The Rise and Decline of Nations, 1982): diese entsteht dadurch, dass Lobbygruppen durch Verteidigung ihrer Privilegien die Wettbewerbsordnung verzerren und damit die Anfälligkeit gegenüber externen Schocks erhöhen. Olson gilt als Nestor der Institutionenökonomik. Lobbyismus ist heute sehr stark in den USA ausgeprägt. Der Einfluss der reichsten Amerikaner auf die Politik des Landes ist unmittelbarer als gedacht. Zwischen 1984 und 2009 hat sich das Vermögen der Kongressabgeordneten mehr als verdoppelt (jeder Zweite Millionär), während die Amerikaner insgesamt ärmer geworden sind. Einen Wahlkampf können sich nur Reiche leisten. Schon bei den alten Römern sollen in der "lobia", in der Vor- und Wandelhalle des römischen Senats, Interessenvertreter auf die Senatoren eingewirkt haben. Bei der Bundestagsverwaltung sind zur Zeit (2012) 2094 Lobbygruppen offiziell registriert. 2011 sind 13 Spitzenpolitiker direkt von der Politik in die Wirtschaft gewechselt. 70 Lobbyisten arbeiten 2011 in den Bundesministerien. Rheinland-Pfalz führt als erstes Bundesland 2012 ein Lobbyistenregister ein. Es gibt einen Verein in Deutschland, der den Lobbyismus kontrollieren will: Lobbycontrol ( www.lobbycontrol.de ) "Alle Formen der Marktbeherrschung müssen Anlass zur Sorge geben, alle", Mancur Olson. Die Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes forscht in Harvard zum Einfluss von Lobbygruppen auf Umweltthemen. "Merchants of Doubt" (Händler des Zweifels) nannte sie die Akteure der Desinformation. 2023 ist ihr Buch "The Big Myth" erschienen. Bereits vor fünf Jahrzehnten sahen die Ölkonzerne den Klimawandel voraus. Sie leugneten öffentlich. "Sie werden nicht kampflos untergehen". Siehe Die Zeit 51/ 30.11.23, S. 44.
Queue-Jumping (Vordrängeln): Man lässt andere in der Warteschlange für sich anstehen und bezahlt dafür. Die Lobbyisten großer Konzerne machen ausgiebig Gebrauch davon.
Korruption: In vielen Ländern werden Bemühungen, die Umweltzerstörung zu bekämpfen, durch den Einfluss der Korruption behindert. Korrupte Praktiken finden durch Bestechung, Missachtung der Gesetze, gefälschte Papiere u. a. statt. Besonders betroffen sind die Wasserversorgung (deshalb hier Privatisierung vermeiden), wichtige Dienste (Gesundheitsbereich, Medikamente), illegaler Tierhandel, Illegaler Holzschlag. In vielen teilen der Welt sind die Gehälter von Beamten und öffentlichen angestellten so niedrig, dass sie besonders anfällig sind.
Terrorismus: Der Terrorismus ist ein globales Phänomen. Terroristen versuchen, durch Anschläge und Angstverbreitung ihre Ziele durchzusetzen. Sie berufen sich häufig auf religiöse Motive. Dabei wird eine Schädigung der Umwelt als Schaden in kauf genommen.
Prinzipal-Agent-Probleme: Die Präferenzen der Bürger kommen nicht direkt zur Geltung. Normalerweise beauftragt der Bürger als Wähler Politiker damit, seine Interessen wahrzunehmen. Es entsteht ein Delegationsverhältnis, das sowohl zwischen Bürger und Politikern als auch zwischen Politikern und Beamten der Bürokratie in der Verlässlichkeit Fehler und Missverständnisse haben kann. Vgl. als wichtigsten Aufsatz: Stephen Ross, The Economic Theory of Agency: The Principal`s Problem, in: AER, 1973.
Kapitalgesellschaften: Papst Innozenz IV. beschloss im Mittelalter, die Klöster selbst als juristische Personen anzusehen, damit die Mönche, die ein Armutsgelübde abgelegt hatten, entlastet wurden. Diese rechtliche Konstruktion wurde dann später auch auf die Wirtschaft übertragen. Die Anteilseigner von Kapitalgesellschaften haften nur in begrenztem Umfang für das Tun des Unternehmens. Hinzu kamen externe Effekte, also Folgen von Handlungen, die die Verursacher nicht tragen mussten (Lücke zwischen Buchführung und realer Welt). In der Globalisierung kam dann später noch das Lösen von nationalen Steuern dazu. Kapitalgesellschaften sind dem Profit verpflichtet und vernachlässigen eher die Umwelt als Personengesellschaften, die von Natur aus nachhaltiger wirken.
Externe Effekte: Wirkungen einer wirtschaftlichen Tätigkeit, die außerhalb von Marktbeziehungen auftreten und bei denen Verursacher und Betroffener nicht übereinstimmen (Theorie der öffentlichen Güter, Erklärung umweltschädlichen Verhaltens, zusammen mit Free-Rider). Die Internalisierung negativer externer Effekte kann durch Verhandlungen, Grenzwerte (Emissionsstandards, Auflagen), Umweltsteuern und handelbare Emissionsrechte erfolgen. Probleme ergeben sich vor allem durch die Grenzüberschreitung der Effekte. Nach R. coase lassen sich externe Effekte unter bestimmten Umständen auch ohne staatliche Eingriffe "internalisieren" "Just doing my bit for the environment", (ich trage nur meinen Teil zum Umweltschutz bei). Ein Beispiel sind Lebensmittel. Viele Schäden, die die Landwirtschaft verursacht, werden bislang bei den Lebensmittelpreisen nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt. Sonst lägen die Preise von Fleisch, Milch und Käse höher. Vor allem bei Fleisch gibt es hohe versteckte Kosten. Die Preisaufschläge sind bei Bio-Produkten geringer.
Wirtschaftswachstum und Umwelt: In der modernen Umweltökonomik gilt Wirtschaftswachstum nicht mehr als Ursache von Umweltzerstörung in Industrieländern, weil nachhaltiges Wachstum möglich ist (ohne mehr Energienutzung und Umweltzerstörung, der Zielkonflikt scheint aufgehoben). In Schwellenländern (China, Indien, Brasilien) gilt dies jedoch nicht. Die bisherige Entwicklung des Kapitalismus in den letzten 250 Jahren basierte auf fossilen Energieträgern: Kohle, Öl, Gas. Ohne sie wären Wachstum und Innovationen nicht möglich gewesen. Was passiert aber, wenn das Öl zu Ende geht? Kann man die fossilen Energieträger ersetzen? Das ist die entscheidende Frage der Menschheit heute. Sergei Podolinsky, ein ukrainischer Sozialist und Zeitgenosse von Karl Marx, erkannte im 19. Jahrhundert schon, dass Energie über die Zukunft des Kapitalismus entscheiden würde. "Ohne Land, Flüsse, Ozeane, Wälder und Tausende von natürlichen Ressourcen hätten wir überhaupt keine Wirtschaft", Satish Kumar, Indischer Umweltaktivist. 2009 legt Tim Jackson den Bericht der Sustainable Development Commission in GB vor. Der Bericht erschien auch auf Deutsch: Wohlstand ohne Wachstum. Ein Update kam 2017. Darin wird die Grundthese vertreten, dass man auf Wachstum verzichten könne, um die Umwelt zu retten. Dieser Grundthese folgt auch Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden, KiWi-Verlag 2022. Sie fordert ein Ende des Kapitalismus, um das Klima zu schützen. Sie schlägt grünes Schrumpfen vor.
Wirtschaftswachstum als Ziel: Es ist im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 für Deutschland festgelegt (Formulierung: angemessen). Dass ist Wirtschaft ständig wachsen soll, ist auch heute noch das Ziel fast aller Volkswirtschaften. In der Realität sieht es aber nach der Finanzkrise 2008 ganz anders aus. Insofern wäre zu überlegen, sich von dem Ziel zu verabschieden und in Richtung Nachhaltigkeit zu denken. Die Eurozone hatte im Jahr 2014 ein Wachstum von 0,9%. Die USA wuchsen seit 2011 nur um 2 % (Prognose 2015: 2 Prozent). Deutschland hat für 2015 eine Prognose von 1,6% (tatsächlich liegt das Wachstum bei 1,7%). GB wächst seit der Finanzkrise erst wieder 2015. Frankreich erwartet 2015 1,1%. Für Japan lieht die Prognose für 2015 bei 0,7%. Brasilien, als Wachstums - Vorzeigeland, soll 2015 bei -0,8% liegen. 2016 hat die Euro-Zone die höchste Wachstumsrate aller großen Industrieländer mit 1,7% (USA 1,6%, Kanada 1,3%, Japan 0,9%). 2017 wächst Deutschland beim BIP mit 2,2%. Im Frühjahr 2018 korrigieren die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose für 2018 auf 2,2% (2019 2,0%). Im ersten Quartal 2018 wächst die Wirtschaft aber nur um 0,3% gegenüber dem Vorquartal (Ölpreis, möglicher Handelskrieg).
Nachhaltiges Wachstum: Orientierung an sozialen und ökologischen Vorgaben. Neue Wachstumsstrategie mit Chancengerechtigkeit. Ziel ist die intergenerationelle Gerechtigkeit. Danach dürfen künftige Generationen nicht durch die Lebensweise der gegenwärtigen Generationen beeinträchtigt werden. Vgl. Hauff, M. v.: Nachhaltiges Wachstum - ein anderer Weg, in: WISU 12/2015, S 1353ff. Die Kapitalschwemme, die heute da ist, sollte in die Realwirtschaft (innovative Technik, ressourceneffiziente Infrastruktur) investiert werden. Eine Agrarwende ist erforderlich. Die Urbanisierung (produziert Slums) sollte gebremst werden. Vgl. G. Müller: Unfair, Hamburg 2017, S. 158. Der lange Wachstumstrend - wie er auch 2018 noch anhält - ist unüblich und eine exzellente Möglichkeit in die Zukunft zu investieren, auch in Nachhaltigkeit (vgl. IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld: Ich sehe keine Immobilienblase, in: Die Zeit, Nr. 5, 25.01.18, S. 27). Im Januar 2015 begrüßten Studenten die Teilnehmer der Jahrestagung der American Economics Association mit ihrer Kulturkritik und dem Plakat "Is Economic Growth Killing the Planet"? an der Straßenfront des Bostoner Sheraton Hotels.
"Die Grenzen des Wachstums" (Meadows et al., 1972; Club of Rome): Prognose war: Die Erschöpfung von Ressourcen und die starke Verschmutzung würden zum Zusammenbruch um etwa 2025 führen. Es wurde der Standardverlauf folgender Strömungen analysiert: Rohstoffvorräte, Bevölkerung, Nahrungsmittel pro Person, Industrielle Produktion pro Person, Umweltverschmutzung. Die Prognosen hinsichtlich des Verbrauchs von Ressourcen waren falsch. Die Umweltpolitik wurde noch nicht gesehen.
Wachstumsgrenzen: Die Menschheit und die globale Konsumwirtschaft können nicht auf unbestimmte Zeit weiter wachsen, denn irgendwann wird es nichts mehr geben, was man verbrauchen kann. Es gibt auch noch Ökonomen, die meinen, der Markt könne die Ressourcenknappheit lösen. Der Lösungsmechanismus läuft über den Preis, z. B. beim Öl. Das funktioniert jedoch nicht immer, vor allem nicht bei Umweltgütern wie Fischgründe und dem Klima für die starke Eigentumsrechte fehlen. Man weiß aber nicht genau, wo die Grenzen liegen. Der erste, der diese Grenze versucht hat zu definieren war Thomas Malthus (1766-1834). Nach Malthus wuchs die Bevölkerung exponentiell oder geometrisch, die Nahrungsmenge dagegen linear oder arithmetisch (begrenzte Ressourcen). "Die Potenz der Bevölkerung ist unendlich viel größer als die Potenz der Erde, den Lebensunterhalt der Menschheit zu erzeugen", Thomas Malthus, 1798. Vgl. Marron, Donald: Wirtschaft in 30 Sekunden, Librero 2018, S. 82.
Neoklassische Wachstumstheorie: Die Umweltproblematik wird nicht erschöpfend behandelt. Aufgrund von Backstop-Technologien werden keine Grenzen des Wachstums befürchtet (dies ist fraglich). Die einzelnen Arten des Kapitalstocks sind substituierbar, so dass eine ständige Anpassung an sich verändernde Knappheitsverhältnisse erfolgt. Die Theorie geht zurück auf das Solow-Swan-Modell (1956). Es wird das Wachstum mit nicht erneuerbaren Ressourcen untersucht. Vgl. dazu: Hauff von Michael/ Jörg, Andrea, Nachhaltiges Wachstum, München 2013, S. 54ff.
Endogene Wachstumstheorie: Modell mit konstantem Technologieparameter (Uzawa-Lucas). Modell mit variablem Technologieparameter (Romer). Die Resultate sind abhängig von der Spezifizierung der Nutzen- und Produktionsfunktion. Positiv ist die Berücksichtigung des technologischen Wandels.
Postwachstumsgesellschaft: Gesellschaft ohne Wirtschaftswachstum mit neuer Rolle der Erwerbsarbeit und Ökologie im Zentrum. Systeme der sozialen Sicherung, der Besteuerung und Erwerbsarbeit müssen umgestellt werden. Kriterien: 1. Kein weiteres Wachstum. 2. Stabilisierung der Gesellschaft ohne Wachstum. 3. Bedingungen für Gesellschaft ohne Wachstum.
Klimaschutz und Wirtschaftswunder (Wachstum): Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck versprechen 2023, dass der Klimaschutz ein neues Wirtschaftswunder bringe. Viele Ökonomen und Unternehmer sehen das anders. Sie vermuten, dass es kein Wachstum gibt, weil Kraftwerke, Heizungen und Autos nur ersetzt werden. Ein Teil der dreckigen Produktion, wie Stahl, könnte nach Afrika oder in andere Länder abwandern. Als Gewinner werden vielleicht noch Maschinenbau und Fahrzeugbau eingeschätzt. Verlierer sind Ölraffinerien, Schifffahrt, Straßenverkehr (Güterbeförderung), Konsumgüterindustrie und energieintensive Industrien (Glas, Stahl). Vgl. Hägler, Max/ Rudzio, Kolja/ Widmann, Marc: Schön wär`s, in: Die Zeit 20/ 11.5.23, S. 19.
Bioökonomie: Auflösen des Konfliktes zwischen Nachhaltigkeit und Innovation. Fossile Rohstoffe durch biogene Rohstoffe ersetzen. Wohlstand und Klimawandel in Einklang bringen. Der Begriff findet auch Einzug in die Politik. Man will Zentralstellen für Bioökonomie schaffen, um den Zielkonflikt zu lösen.
Zügelloser Kapitalismus: Menschen sehen sich nur noch als Konsumenten, Shopping wird zum Lebensinhalt. Der Markt hat immer mehr zu regeln bekommen durch die Privatisierung von Energieversorgung und Verkehr. Kern des Bruttoinlandsprodukts sind Konsum, Import und Export. Es gibt keine Strategie, Planung und Steuerung. Das System belohnt schnelle Gewinne. Das sind die Grundthesen von Naomi Klein: Die Entscheidung - Kapitalismus vs. Klima, Frankfurt 2015. Ähnlich auch Jean Ziegler: Was ist so schlimm am Kapitalismus. Antworten auf die Fragen meiner Enkelin, München (C. Bertelsmann) 2018. Er erzählt seiner Enkelin Zohra und ihrer Generation, welchen unmenschlichen Preis wir für dieses System zahlen. Kapitalistische Profitgier zerstöre die Umwelt, vergifte Böden, Flüsse und Meere, beschädige das Klima und bedrohe die Natur. Der Kapitalismus als "kannibalische Weltordnung" sei unreformierbar.
Neoliberalismus: Die beherrschende Wirtschaftsphilosophie des 20. Jahrhunderts. Danach ist der Staat zu dumm, um ihm die Verantwortung für das Wohlergehen der Menschen zu überlassen. Der Staat habe daher nur die Aufgabe, das Rechtssystem zu schaffen und die Eigentumsrechte zu schützen. Kernsatz ist die Aussage "Gier ist gut". Rechtfertigung ist die Befriedigung des Individualismus der Menschen durch den Markt. Da jeder eigene, verschiedene Bedürfnisse habe, könne nur der Markt Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Erst der Zusammenstoß von Individualismus und Umweltschutz konnte zu einem wirtschaftlichen Umdenken führen. Die Wirkungen von Rationalität, Utilitarismus und Individualismus müssen genauer analysiert werden.
Gaia-Theorie (Name geht auf des Buch des Romanciers William Golding, Herr der Fliegen, zurück): Die Theorie geht auf die Arbeiten von James Lovelock und Margulis zurück. Danach kann man den Planeten Erde als einen sich selbst regulierenden Organismus begreifen, der seinen physikalischen Zustand verändert, um die für das Leben notwendigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Daher können nur plötzliche Klimawechsel, bei dem die natürlichen Rhythmen des Planeten in ein nicht vorhersehbares Chaos umkippen, das Gleichgewicht ins Wanken bringen. Die Gaia - Theorie des Naturwissenschaftlers Lovelock hat das ökologische Weltbild revolutioniert. 2019 wurde Lovelock 100 Jahre alt. Er ist Träger zahlreicher Umweltpreise, darunter der japanische Blue Planet Prize. "Warum sollen wir uns um die Erde sorgen, wo doch die Verpflichtung den Armen und Kranken unter uns gilt? Gott wird für die Erde sorgen." Mutter Theresa 1988.
Preservationists: Denkweise in Bezug zu Wildnis und Umwelt: John Muir (1838-1914). In Schottland wurde er geboren und wuchs in Wisconsin/ USA auf. Gebiete und Wildnis sollten als abgeschlossene Reservate ausgesondert und in möglichst unberührtem Zustand belassen werden. Dem Menschen sei das Bedürfnis nach Wildnis und natürlicher Schönheit angeboren.
Ökozentrismus: Vertreter waren Aldo Leopold (1887-1948) und Arne Naess (1912-2009). Radikale Form des Umweltschutzes. Es geht um das Wohl des ökologischen Ganzen. "Integrität, Stabilität und Schönheit" von Ökosystemen und Arten.
Bevölkerungswachstum und Urbanisierung (Überbevölkerung): Das rapide Bevölkerungswachstum seit dem 18. und besonders im 20. Jahrhundert hat das Verhältnis zu den Ökosystemen radikal verändert. Ein weiteres Problem sind das Wachstum der Megastädte (27, erstmals lebt über die Hälfte der Menschen in Städten). Um eine Stabilisierung herbeizuführen ist eine bessere Bildung für Mädchen, Mit- und Selbstbestimmung für Frauen in der Familie und eine niedrige Kindersterblichkeit erforderlich. Die Zahl der Städte mit mehr als 10 Millionen Einwohner wächst ständig. Die größten Metropolen der Welt sind Tokio, Mumbai, Lagos, Schanghai, Jakarta, Dehli, Karachi, Peking, Sao Paulo und New York. Auch Dhaka, die Hauptstadt von Bangladesch, ist auf 15 Mio. Einwohner angewachsen. Rapide gewachsen sind auch Bogota, Shenyang und London. Diese Städte müssen versorgt werden, so dass die Industrie dort mit wächst. Ein besonders großes Problem ist die Urbanisierung in China. Riesige Wanderungsbewegungen in die Industrie der Städte der Ostküste haben dort die Luftqualität drastisch sinken lassen (500 Mio. Menschen sind in den letzten 30 Jahren in die Städte gezogen). Vor allem die Städte, die nicht direkt am Meer liegen, sind betroffen. Hier vor allem Peking und Chongqing. In den Großstädten Deutschlands und Europas ist ein anderer Wandel zu beobachten: Wohnraum ist knapp und die Mieten steigen rasant an. Einkommensschwache Gruppen haben immer größere Schwierigkeiten. Auf der anderen Seite gibt es auch erhebliche Fehlinvestitionen beim Städtebau in China (Immobilieninvestoren könnten ruiniert werden und die Weltwirtschaft hart treffen). Dadurch sind sogar Geisterstädte entstanden (bis 2030 sollten laut der Regierung 1 Milliarde Menschen in Städten leben). Aber viele Menschen bleiben lieber auf dem Lande. Die zehn Städte in China mit den meisten offiziell gemeldeten Einwohnern sind Shanghai, Peking, Chongqing, Shenzhen, Guangzhou, InTianjin, Wuhan, Dongguan, Hongkong, Foshan, Chengdu (Mercator Institute for China Studies). In manchen Ländern sind die Megastädte extrem wichtig (Mexiko-Stadt 50% des BIP). Durch Urbanisierung verschärfen sich zentrale Umweltprobleme: Wasserknappheit, Müll, Luftqualität. Besonders kritisch ist die Situation in den "informellen Stadtlagen" (teilweise bis zu 50% der Stadt wie etwa in Mumbai). Indiens Hauptstadt Delhi hat wohl die schlechteste Luft der Welt (kaum Sicht im Winter, Smog). Dann folgt die chinesische Hauptstadt Peking. Zu den Umweltproblemen kommt der wilde Zustrom von Menschen in die Städte, wo sie Arbeit suchen. Die Kontrolle der Bevölkerung wird zum Problem. 33 der 50 europäischen Städte mit der schlimmsten Luftqualität liegen 2018 in Polen. Am schlechtesten schneiden die südpolnischen Städte ab, wo die bedeutendste Industrieregion liegt. Urbanisierung bringt Transportvorteile (weniger Energie) und fördert Innovationen. Bei Urbanisierung werden die Menschen dort reich im Vergleich zur Landbevölkerung. Das bringt Probleme mit sich. Im Sommer 2019 beschäftigt sich der Weltklimarat in Genf mit der Frage: Wie lässt sich die Ernährung einer rapide wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen, ohne die Natur und damit die Existenzgrundlage zu zerstören? "The bicycle is the most civilized conveyance known to man. Other forms of transport grow daily more nightmarish. Only the bicycle remains pure in heart", Iris Murdoch, 1919-1999, Anglo-Irish Philosopher. Vor rund 5000 Jahren war Uruk in Mesopotamien (heutiger Irak) zwei Jahrtausende mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt der Welt. Bekannt wurde sie durch das Epos über ihren König Gilgamesch. Im REM, Mannheim, findet 2013 eine Ausstellung statt. Nur drei von 74 Großstädten in China konnten 2014 den staatlichen Standard für gute Luft einhalten. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Peking (fast unbewohnbar für menschliche Wesen). Die Chinesen sehen den Ausweg darin, eine Monster-Metropole zu schaffen. Es soll eine Metropolregion von 130 Mio. Menschen entstehen. Sie soll Jingjinli heißen und die Städte Peking und Tianjin zusammenlegen. Stadtverwaltungen werden schon ins Umland verlegt. Pendler sollen mit Hochgeschwindigkeitszügen zu ihren Arbeitsplätzen kommen. Das Ballungsgebiet hätte einen Durchmesser von mehr als 100 Kilometern. Im Oktober 2016 findet eine UN-Konferenz über die Urbanisierung statt. Sie ist in Quito, Ecuador. Die Konferenz heißt "HabitatIII". 54 Prozent der Menschheit leben in Städten, bis 2050 werden es zwei Drittel der Menschheit sein. 900 Mio. Menschen leben auf der Welt in Slums. Als lebenswerteste Stadt der Welt gilt Melbourne vor Wien. Ganz hinten liegt 2017 Damaskus (Studie der Zeitschrift Economist 2017). New York, eine der großen Metropolen der Welt, ist wie kaum eine andere Stadt 2020 von der Corona-Pandemie betroffen. Viele Bewohner kehren der Stadt den rücken. Sie könnte sich dauerhaft verändern. Ab 2021 baut Saudi-Arabien eine Mega-City am Roten Meer.
Dreckigste Stadt der Welt: Jahrelang führte diesen Titel Lanzhou in China, die Hauptstadt der Provinz Gansu in der Wüste Gobi. Dort gibt es viel Ölindustrie. Heute hat diesen zweifelhaften Titel Mexicali in Mexko an der Südgrenze von Kalifornien/ USA. Die Umwelt ist voller Gifte: Arsen, DDT, PCB, Chloran, Dieldrin, Hydrogensulfat, Rohabwasser. Vgl. Grenzwerte, in: Die Zeit Nr. 16, 15. April 2021, S. 31.
Flächenversiegelung (Flächenfraß, Flächenverbrauch): Immer weniger Menschen in Deutschland brauchen immer mehr Raum. 2011 bewohnt jeder Deutsche durchschnittlich 43 Quadratmeter. In den Metropolen in Deutschland herrscht Wohnungsmangel. Auf dem Lande werden mehr Häuser und Wohnungen gebaut als benötigt werden (Quelle: Baubedarfsanalyse 2017 des IW, Köln) . In Bayern ist eine Fläche versiegelt, die achtmal so groß ist wie der Bodensee. Pro Jahr wächst die versiegelte Fläche in Größe des Chiemsees. Folgen sind schlechtere Luft und mehr Überschwemmungen. außerdem geht Lebensraum verloren. Der Ursprungszustand kann kaum wiederhergestellt werden. Der tägliche Flächenverbrauch, der zwar zurückgeht, ist aber immer noch mit 61 ha pro Tag viel zu hoch ist. Die Hälfte davon wird dann noch versiegelt. Ziel war bis 2020 auf 30 ha zu kommen. Das Ziel wird weit verfehlt. Der Bund setzt auch falsche Anreize, wie etwa das Baukindergeld. Die Kommunen müssten Obergrenzen festlegen. Von 1992 bis 2016 stieg die Siedlungs- und Verkehrsfläche von 40.305 auf 49.254 Quadratkilometer (+22,2%). Quelle: Umweltbundesamt, Halle, 2018. Die Schweizer machen als erstes Land 2019 eine Volksabstimmung "Zersiedlung stoppen". Es geht um die hässlichen, traurigen Vorstädte. Umweltverbände haben den Antrag eingebracht.
Wohnungsmarkt (in Deutschland, Boden): Es gibt in Deutschland wachsende Wohnungsnot und steigende Mieten. Das Problem besteht besonders in Ballungsgebieten. Der Anstieg der Mieten sollte durch eine Mietpreisbremse begrenzt werden. 2016 zeigt sich, dass diese Bremse überhaupt nicht wirkt. Das liegt auch daran, dass jedes Jahr 400.000 Wohnungen gebaut werden müssten. Tatsächlich wird nur etwa die Hälfte gebaut. Weiterhin fehlen vor allem bezahlbare Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Damit sich solche Wohnungen zum Bau lohnen, müssten die Baukosten drastisch sinken. Der Bestand an Sozialwohnungen schrumpft von Jahr zu Jahr. Es tauchen zunehmend Alternativen auf. Diese bieten Sharing- und Teilnutzungsplattformen. Steigende Mieten und Kaufpreise wollen alle Parteien bekämpfen, allerdings mit höchst unterschiedlichen Mitteln: Die CDU ist für Baukindergeld. Die SPD für Familiengeld und Preisbremse. Die Linke für Mietvollbremse und Sozialbau. Die Grünen sind für Daseinsvorsorge. Die FDP will einen Freibetrag. Die AfD will weniger Regeln und mehr Bauland. Besonders problematisch ist, dass jeder zweite Euro an Investitionen in Immobilien aus dem Ausland kommt (USA, GB, Südkorea, Frankreich, Schweiz, Kanada, Italien, Schweden). Die Wohnungskrise ist zum größten Teil eine Bodenkrise. Nur der Bund könnte die Spekulationen beenden. Deutschland größtes und umstrittenstes Wohnungsunternehmen ist Vonovia (knapp 350.000 Wohnungen, die meisten in NRW; früher Deutsche Annington; kaufte Wohnungen der öffentlichen Hand auf). Teure Städte in Deutschland sind Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, München , Leipzig, Berlin. Am stärksten sind die Steigerungen zwischen 2012 und 2017 in Berlin (+28%) und Leipzig (+22%) vor München (21%). Bewertet man Grund und Boden sind sie in Berlin 523 Mrd. Euro wert (Köln 118 Mrd. Euro, Frankfurt 117 Mrd. Euro). Quelle: WiWo 44/26.10.18, S. 20ff.
Metropolen und Mobilität: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wohnten erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. 50 Jahre früher lebten noch 70 Prozent aller Menschen auf dem Land. Je komplexer eine Gesellschaft wird, desto weiter schreitet die Bildung von Metropolen. Metropolen haben alle das Grundproblem, Mobilität sicher zustellen. Corona 2020 und 2021 verändert die Situation. die Stadtflucht wird befördert. Dei Pandemie verändert die Arbeitswelt. Menschen suchen wegen Homeoffice jetzt billigere und größere Wohnungen und Häuser im Umfeld der Städte.
Metropolen und Wachstum: Es wächst die Kritik in den Metropolen an Wachstum. In Berlin und New York empfindet man Wachstum zunehmend als Bedrohung (Amazon in N. Y., Google in Berlin). Besondere Sorgen bereiten die hohen Mieten. Die öffentliche Hand bekommt teilweise wieder Aufgaben zurück, die einst an private unternehmen übertragen waren.
Metropolen und Lebenshaltungskosten: Jahrelang führte Zürich in der Schweiz. ,2019 wird die Stadt von San Francisco abgelöst (schnelle Wachstum des US-amerikanischen Technologiesektors). Quelle: Deutsche Bank Research, Mapping the World´s Prices 2019, achter Report.
Stadtentwicklung: Forscher gehen davon aus, dass im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel aller Menschen in Städten leben werden. Die Städte könnten nach unten wachsen, unter die Erde. Vorreiter sind Montreal, Singapur, Neapel, Helsinki und Tokio. Die Städte müssen sich verwandeln. Sie müssen den Gemeinsinn neu entdecken. Es wird neue Architektur geben (Hochhäuser aus Holz, Möhrenanbau). Das Warenhaus wir ein anderes werden (mit Bars und Wohnungen, Erlebnissen, Kultur). Die Mobilität muss neu gestaltet werden. Das Zusammenleben muss überdacht werden (Mehrgenerationenhäuser). Die Städte müssen auch gegen Hitzewellen, Sturzregen und Trockenheit gerüstet werden. Grüne Fassaden und Dächer kühlen Häuser ab. Unterirdische Becken fangen Niederschläge auf. Kies und Sand statt Asphalt nehmen Wasser auf. Parks und Deiche schützen vor Überschwemmungen.
Neue Wohnungen und Häuser: In Deutschland leben 2019 41% der Bevölkerung in kleineren Städten und Vororten. 36% wohnen in Städten. 23% sind in ländlichen Gebieten. Baupolitik und Wohnen müssten dringend geändert werden. Häuser verbrauchen zu viele Flächen. Die Wohnungen müssten wieder kleiner werden und in großen Häusern sein. Vgl. Der Spiegel Nr. 11, 13.3.21, S. 48ff. Interview mit der einzigen Wohnsozilogin in Deutschland Hannemann.
Ende der Innenstadt als Einkaufszone: Erst waren in den Fußgängerzonen der Innenstädte immer die gleichen Filialfolgen. Dadurch verbilligten sich die Fußgängerzonen. Amazon, Online-Handel und die Corona-Krise bedrohen die Innenstadt als Einkaufszone. Die Pandemie und die Lockdowns leeren die Innenstädte. Die Einzelhändler brauchen eigene Webshops. Nur 37% der Einzelhändler haben dies. Kulturschaffende (Museen, Galerien, Sammlungen) könnten die Lücken schließen. Aber dafür müssten die Mietpreise sinken.
Bodenversiegelung: Im Jahre 2021 waren 6,35% der Fläche Deutschlands versiegelt (22.718 Quadratkilometer, entspricht etwa der Fläche Hessens). Die Bodenversiegelung nahm von 1992 bis 2021 um 4879 Quadratkilometer zu. Quellen: Umweltbundesamt, Destatis.
Dörfer und ländliche Regionen: Es gibt eine Grundsatzdiskussion darüber, entweder ländliche Räume aufzugeben (weil gleichwertige Lebensverhältnisse nicht herstellbar sind) oder sie als soziale Orte zu pflegen und zu erhalten ("Bibliotheken, Freibäder und Grundschulen sind soziale Orte. Und wo ist Staatlichkeit, wenn die nächste Polizeistation 25 Kilometer entfernt liegt?" Claudia Neu (Kersten, Neu, Vogel: Politik des Zusammenhalts. Über Demokratie und Bürokratie, Hamburg 2019). Räume sollten nicht für Rechtsextreme freigegeben werden. Sie haben auch eine große Bedeutung für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das Berlin-Institut für Bevölkerung legt 2019 eine Studie vor: Es enthält auch ein Ranking von 401 Kreisen und Städten. Pirmasens aus der Westpfalz liegt dabei auf dem vorletzten Platz. Mit Blick auf Wirtschaft und Bevölkerungsentwicklung sind die Probleme größer als in vielen Regionen der neuen Bundesländer.
Dörfer im Speckgürtel der Großstadt: Mehr und mehr Großstädter entscheiden sich für ein Leben auf dem Dorf. Ursache sind die Immobilienpreise. Eine Rolle spielen auch die Zunahme des Homeoffice und der Digitalschub in der Provinz. Man versucht so, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Wichtig ist die Verkehrsinfrastruktur (S-Bahn). Aber auch die Einstellung verändert sich: Lust auf die Provinz! Das Dorf könnte davon profitieren. so wachsen mittlerweile die Metropolen in Deutschland auch langsamer. Die Corona-Krise beschleunigt dies. Das kann die Wohnungsmärkte in den Metropolen entlasten.
Landwirtschaft und Umwelt: Durch den Düngemitteleinsatz, die Schaffung von Agrarflächen durch Rodung, den Anbau von Energiepflanzen und den CO2-Ausstoß von Kühen sowie die Abgabe von Giftstoffe in Nahrungsmittel ist auch die Landwirtschaft Zerstörer der Umwelt. In Europa ist etwa die Gegend um Moguer in Südspanien zu nennen: Durch die Erdbeermonokultur wird Natur verschlissen. Auch die Produktionsbedingungen und die Arbeitsbedingungen werden immer wieder kritisiert. 2011 wird in Deutschland ein Dioxinskandal aufgedeckt. 150.000t Tierfutter wurden mit großen Mengen des Giftes Dioxin kontaminiert.
Nahrung: Die intensive Landwirtschaft trägt zut Umweltverschmutzung bei. Hinzu kommen Wachstumshilfen (Düngemittel) und Gifte (Pestizide). Schützende Wälder werden für den Anbau abgeholzt (Entwaldung). Es gibt weniger Fische im Meer (Überfischung). Invasive Arten bedrohen Ernten. Lebensmittel werden verschwendet. Der Wasserverbrauch ist zu hoch (extensiver Wasserverbrauch). Vgl. Gifford u. a.: Simply Klimawandel, München 2023, S. 48ff.
Erderwärmung als Gefahr für die Welternährung (Gutachten des IPCC 2019): Der Bericht des IPCC 2019 ist 1200 Seiten stark. Tausende Wissenschaftler haben den jeweiligen Stand der Forschung zusammengestellt. Die Staaten der Welt werden darin zur schnellen Kehrtwende bei der Landnutzung aufgefordert. Die Agrarwirtschaft verursache zu viele Treibhausgase; zu viele Wälder würden für Weideland abgeholzt. Etwa ein Viertel aller von Menschen verursachten Treibhausgase hänge mit der Bestellung des Bodens zusammen. Die Aufforstung solle vorangetrieben werden. Wälder und Moore sollten besser geschützt werden. Die ärmsten Länder in Afrika, Asien, Lateinamerika und in der Karibik haben das größte Risiko. Immer mehr Böden trocken auch aus und es kommt daher zu Missernten.
Waldbrände/ Brandrodung: Die großen Wälder dieser Welt haben großen Einfluss auf das Weltklima und die Umwelt. Durch Waldbrände, natürlich oder Brandrodung, werden im Schnitt 20% des CO2 freigesetzt. Besonders wichtig sind der Amazonas-Regenwald und die Wälder in Sibirien.
Bio-Dünger: Es gibt immer mehr Ansätze. so kann man verkohlte Holzmasse mit Stallmist kompostieren. Dann überzieht sie sich mit einer organischen Beschichtung. Dadurch kann die Pflanzenkohle die Nährstoffe besser speichern und besseren weiteren nährstoffreichen Boden aufbauen. Es soll eine neue Generation Grundwasser- und Klima schonender Düngemittel entwickelt werden.
Thünens Ringe: Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) gilt als Begründer der modernen Agrar- und Raumwirtschaft. Er hat einen Musterbetrieb im mecklenburgischen Tellow aufgebaut. 1926 veröffentlichte er sein Hauptwerk "Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Ökonomie". Er entwickelte darin ein Konzept für eine optimale räumliche Verteilung der Agrarproduktion. Direkt an der Stadt soll der Anbau leicht verderblicher und transportempfindlicher Güter liegen. Dann folgt Forstwirtschaft (Nutzholz). Den dritten Kreis bildet intensiver Ackerbau (Getreide). Dann kommt Koppelwirtschaft gefolgt von Dreifelderwirtschaft. Den äußeren Kreis bildet die Viehzucht.
Regionale Ökonomie: Entspricht im Grunde genommen der Konzeption von Thünen (modern ausgedrückt heute): Community Supported Agriculture (CSA), regionale Komplementärwährungen, de - globalisierte Wertschöpfungsketten.
Soziale Kosten: Die Summe aller gegenwärtigen und zukünftigen Kosten, die durch eine Transaktion ausgelöst werden, unabhängig davon, wer die Kosten trägt (vgl. R. Coase: The Problem of Social Cost, 1960). Konkret wird vor allem bei der Planung öffentlicher Projekte die Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) angewandt. Die Bewertung der Umweltqualität steht dabei im Vordergrund, aber auch die Kosten des Umweltschutzes sind schwierig zu ermitteln. Vgl. E. Fees: Umweltökonomie und Umweltpolitik, München 2007, 291ff. .
Nettowohlfahrtsverlust: Nettoverlust der gesamten Rente (Konsumenten- und Produzentenrente, Deadweight - Verlust). Wohlfahrtsökonomische Modelle der Umweltökonomik unterliegen einem Wandel. So hat sich der Zielkonflikt zwischen Wirtschafts-Wachstum und Umweltqualität in hoch entwickelten Ländern durch Nachhaltigkeit aufgelöst. Trotzdem wird der Zwang immer größer werden, rein quantitatives Wachstum zugunsten von Ressourceneffizienz zurückzudrängen. "Markt und Wirtschaft haben eine dienende Funktion für den Menschen. Wachstum und Energieverbrauch muss entkoppelt werden. Dies wird eine grundlegende Änderung der Lebens- und Wirtschaftsweise nach sich ziehen", Norbert Röttgen, ehemaliger Bundesumweltminister.
Allmendeproblematik (Aristoteles, 384-322 v. Chr., englisch: tragedy of the Commons; Tragik des gemeinsamen Besitzes): Was vielen gehört, wird mit geringerer Sorgfalt behandelt, da jeder vorzugsweise eher auf sein privates Eigentum achtet als auf das Gemeinschaftseigentum. Bekannt ist das Beispiel von Kleinbauern in England und Schottland im späten Mittelalter oder die globale Fischereiwirtschaft heute. Das Problem lässt sich entweder durch Privatisierung (im ersten Fall) oder durch staatliche Verfügungsgewalt in Kooperation (im zweiten Fall) lösen. Vgl. J Stiglitz: Die Chancen der Globalisierung, München 2006, S. 208ff. . Vgl. als grundlegende Quelle: Garret Hardin: The tragedy of the commons/ Die Tragödie der Allmende, in: Science, 162/ 1968, S. 1243-1248. Garret Hardin lebte von 1915 - 2003. In neuerer Zeit griff Elinor Ostrom (geb. 1933) die Idee wieder auf. Sie stellte die negative Sichtweise in Frage: Sie zeigte auf, dass es vielen Gemeinschaften gelingt, Ressourcen langfristig nachhaltig zu nutzen. 2009 bekam sie den Nobelpreis.
Alexander von Humboldt: Er lebte von 1769 bis 1859. Er wurde in Berlin geboren und starb dort (begraben im Schloss Tegel). Er studierte in Göttingen. Heute ist eine Stiftung nach ihm benannt. Sein Denken war revolutionär. Er gilt als der Wegbereiter der Ökologie und des Umweltschutzes. Er war wahrscheinlich auch der erste Naturschützer. Da er für seine Zeit ungeheuer alt wurde, konnte er viel publizieren. Er besuchte und erforschte die Natur vieler Länder: in Südamerika, Nordamerika. Allein 29 Bände schreib er über Südamerika. Er verfasste insgesamt 30.000 Briefe. Die meisten seiner Werke sind im Berliner Naturkundemuseum. Er sprach acht Sprachen und fasste so einen großen Teil des Naturkundewissens seiner Zeit zusammen. Die Erde würde aus einem Netz vieler Abhängigkeiten gebildet. Er spricht vom "Netz des Lebens". Weltberühmt wurde seine Panoramagraphik zur "Geographie der Pflanzen". 2019 wird sein 250. Geburtstag gefeiert. Er reiste auch durch Asien. Der Potsdamer Zoologe Ernst Haeckel nannte Humboldts Disziplin Mitte des 19. Jh. zum ersten Mal "Oecologie". Wahrscheinlich war Humboldt auch der erste Weltbürger. Ihn trieb nicht die Gier des Eroberers, sondern sein Wissensdrang als Forscher und sein Interesse als Humanist. Er war gut vernetzt und sehr offen.
Nicholas Stern (geb. 1946): Er ist ein britischer Ökonom und ehemaliger Vizepräsident er Weltbank. 2006 machte ihn die Veröffentlichung des Stern-Report berühmt (Leiter der Kommission des britischen Finanzministeriums). Es geht um die Folgen der globalen Erwärmung. Darin wird der Klimawandel als Ergebnis des größten Marktversagens aller Zeiten beschrieben. Vgl.. Kernfragen Wirtschaft, München 2019, S. 151. Der Ökonom Nicholas Stern war von 2000 bis 2003 Chefökonom der Weltbank. Heute ist er Professor an der LSE in London und berät die britische Regierung in Wirtschaftsfragen). Vgl. auch: HB 28.11.23, S. 10f. Interview mit ihm (er ist 77 Jahre alt).
Economics of Diversity: Partha Dasgupta, Uni Cambridge/ GB. Er stammt aus Bagladesch, hat an der Uni in Delhi/ Indien studiert. Er plädiert dafür, die Natur als Produktionsfaktor zu sehen. Er hat mehrere Reports für die UN erstellt.
Schwache Eigentumsrechte (Property Rights): Sie verursachen auch Umweltprobleme (vgl. Artikel vorher). Genauso wie der Schutz des Rechts am geistigen Eigentum Innovationen fördert, was in der Regel auch der Umwelt zugute kommt.
Natürliches Monopol: wenn ein Gut dem Ausschlussprinzip unterliegt, aber kein Konkurrenzverhältnis der Güternutzung besteht (vgl. Mankiw, VWL, Kap. 11, S. 247).
Moral Hazard (Moralische Wagnisse): Möglichkeit unehrlichen Verhaltens in Situationen, in denen das Verhalten nur unvollkommen kontrolliert wird. Die am Markt orientierte Umweltpolitik setzt bei ökonomischen Anreizen an, um sie gezielt zu instrumentalisieren: Umweltschutz durch Eigennutz. "Der Großteil der Ökonomie kann in vier Worten zusammengefasst werden: Menschen reagieren auf Anreize. Der Rest ist Kommentar", Steven Landsberg, US-Ökonom. Moral Hazard gibt es auch in anderen Bereichen, z. B. auf den Finanzmärkten: die Notenbanken können nicht suggerieren, dass sie nicht eingreifen. Also planen die Akteure dies ein, vgl. F. S. Mishkin: Housing and the Monetary Transmission Mechanism, Fed, Series, 40/ August 2007. Entscheidend für Moral Hazard ist nach jüngsten Forschungsergebnissen (Torgler, Levitt) das soziale Umfeld. auch die Angst vor Überführung (Kontrolle) hat einen Einfluss.
Asymmetrische Information: Situation, in der einer der Akteure systematisch besser informiert ist als der andere. Sie kann sowohl als versteckte Information, versteckte Absichten und versteckte Handlungsmöglichkeiten (hidden characteristics, hidden intentions, hidden actions) als auch als negative Auslese (adverse selection) auftreten. Informationsmängel und Unsicherheit sind auch Ursachen der Umweltverschmutzung. Als Marktlösungen bieten sich nach der Prinzipal-Agent-Theorie hier Screening, Signaling und Interessenharmonisierung an. Vgl. Neubäumer/ Hewel (Hrsg.), Volkswirtschaftslehre, Wiesbaden 2001, S. 636ff. . Das Gegenteil ist ein informationseffizienter Markt, auf dem das Grossman-Stiglitz-Paradoxon gelten kann: wenn alle relevanten Informationen eingespeist sind, hat ein Einzelner keinen Anreiz mehr, Informationen zu erwerben (Wertpapiermarkt). Vgl. Grossman, S./ Stiglitz, J.: On the Impossibility of Informationally Efficient Markets, in: AER, 1980. Die Informationsasymmetrie gilt auch auf anderen Märkten, wie z. B. auf dem Kreditmarkt. Akerlof hat das Grundprinzip auf dem Gebrauchtwagenmarkt dargestellt: George Akerlof: The Market for Lemon`s: Quality, Uncertainty and the Market Mechanism, in: Quaterly Journal of Economics, Vol. 84, 1970, S. 488-500.
Signaling und Screening von Informationen: Eine Aktion, von unterrichteter Seite unternommen, um private Informationen gegenüber einer unwissenden Partei aufzudecken. Beim Screening geht es um das Vorgehen einer uninformierten Partei, die informierte Seite zur Preisgabe der Informationen zu veranlassen. Bei einer Preissignalisierung besteht eine stillschweigende Übereinkunft, so dass ein Unternehmen eine Preiserhöhung verkündet und dabei hofft, dass der Konkurrent das gleiche tut.
Haftungsrisiken: Diese sind global völlig ungeregelt. Ein Grund ist mangelndes Eigenkapital von Unternehmen. Ein weiterer Grund liegt in der ökonomischen Bewertung. Fehlende Haftungsrisiken haben schon die Finanzkrise 2008 mit verursacht. Mit entscheidend waren sie auch beim Atomunglück in Japan 2011. Die Reaktorenbetreiber werden sich kaum verantworten müssen.
Ökosystemtheorie: Immer mehr Ökonomen wollen von Biologen lernen, wie komplexe Netzwerke in der Natur funktionieren. Beispiele sind Bienenstöcke und Ameisenhaufen. Die bestehenden Theorien der Ökonomie sind zu sehr auf Optimierung ausgerichtet.
Umwelt-Kuznets-Kurve: Ein besonders hoher Wohlstand schützt die Natur. Die Kurve sieht einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Umweltzerstörung und dem Pro-Kopf-Einkommen. Moderne Gesellschaften bringen weniger Umweltzerstörung, weil sie Wohlstand durch Dienstleistungen erreichen. Ein großer Fehler der Kurve ist, dass sie nicht berücksichtigt, dass Energieeffizienz eine Folge des Handels ist.
Öko-Enzyklika des Papstes im Juni 2015 (Enzyklika über Klimawandel und Umweltschutz): Laudate sii - "Sei du gelobt" nach dem Eingangsvers der Schöpfungshymnen des Franz von Assisi (1181 - 1226). Hauptthese: Konsumismus und Kapitalismus sind die Ursachen eines weltweiten Klimawandels, und die Folgen treffen zuerst die Armen in den Entwicklungsländern (Umweltschutz und Bekämpfung der Armut zusammen denken; das System aus Finanzen und Technokratie verhindere ein Nachdenken über die Folgen des unheilvollen Wachstums). Der Papst plädiert für einen Ausstieg aus der Energiegewinnung mit Hilfe von Kohle und Gas.
Menschenbild in der Biologie: Der Mensch ist ein Erfolgsmodell der Evolution. Aufrechtgeher, Hände frei, Feuer, Arbeitsteilung, Fleisch als Kraftnahrung haben ihn die Natur erobern lassen ("intelligentes Tier"). Inzwischen bedroht er seine eigene Existenz durch Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch. Werden wir überleben? Dazu muss man die natürliche Programmierung betrachten. Skepsis ist angebracht.
Umweltbewusstsein: Ein mangelndes Umweltbewusstsein ist generell immer die Ursache von Umweltverschmutzung. Bildung und Erziehung können das Umweltbewusstsein langfristig erhöhen. Das Umweltbundesamt führt alle zwei Jahre eine repräsentative Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland durch: 2014 sind 82 Prozent der Befragten dafür, in Städten und Gemeinden nicht vorrangig die Interessen der Autofahrer zu bedienen. Stattdessen müssten Fuß- und Fahrradwege ausgebaut werden (ebenso Car-Sharing und öffentlicher Personennahverkehr). "Sich selbst verändern, um die Welt zu verändern", Christophe Andre.
Umweltmoral: Es gibt einerseits einen angeborenen Sinn für Moral, auch in Bezug auf die Umwelt. Beim Heranwachsen wird dieser abgestimmt. Andererseits gibt es auch einen moralischen Relativismus. "Jeder glaubt ausnahmslos an seine eigenen Gewohnheiten und dass die Religion, in der er oder sie erzogen wurde, die beste ist.", Herodot, Historien, 500 v. Chr. So sind die Religionen, in denen Menschen mehrere Leben und Lebensformen haben, grundsätzlich moralischer in Bezug auf die Umwelt (Buddhismus, Hinduismus). Die meisten Experten bezweifeln aber, dass Moral und verhalten der Menschen die Umweltprobleme lösen können. Innovationen werden als wirksamer eingeschätzt.
Umweltbildung: Sie wurde in den letzten Jahrzehnten in allen Bundesländern verstärkt. Sie findet oft schon in Kindergärten und Grundschulen statt. Es kommen Profis zum Einsatz (Förster, Meerestaucher, Forscher).
Umsonst-Denken: Es ist Voraussetzung für die Ausbeutung der Natur. Es kann von Menschen wohl nicht überwunden werden. Menschen sind Treuhänder der Umwelt, die Verantwortung für ihr Tun übernehmen müssen. Insofern ist Artenschutz auch zu unserem Schutz. Ausbeutung muss etwas kosten. "Die zunehmende Knappheit der Natur beginnt, unsere Lebensgrundlagen zu zerstören und unsere Ertragsabsichten zu durchkreuzen. wir wachsen uns arm", siehe: Stuchtey, M./ Wallacher, J.: Eine kurze Geschichte des (mangelhaften) Artenschutzes, in: WiWo 50/ 9.12.22, S. 46f
Verhältnis der Menschen zur Natur: Es hat sich sicher im Laufe der Jahrtausende verändert. Wir wissen heute immer weniger über die Natur, weil wir sie immer seltener spüren. Helen MacDonald ist Wissenschaftshistorikerin an der Universität Cambridge in Großbritannien. Sie hat Bücher zu diesem Thema geschrieben. 2021 Abendflüge. Das Buch H wie Habicht von 2014 wurde ein Bestseller.
Gerechtigkeit: Man unterscheidet Leistungsgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit und Ergebnisgerechtigkeit. Daneben werden oft noch Familiengerechtigkeit, Generationengerechtigkeit und Verteilungsgerechtigkeit genannt. Es ist ein Dauerthema der politischen Diskussion, wenn effiziente Marktergebnisse als ungerecht empfunden werden. Nach Umfragen ist die gefühlte Ungerechtigkeit seit den 80er Jahren stetig gewachsen, seit 2008 sprunghaft. Viele glauben, dass Leistung nicht mehr gerecht gemessen wird. Auch Bildung kann Aufstieg nicht mehr garantieren. Es gibt nicht mehr genug Arbeit für alle, die arbeiten wollen. Der britische Sozialforscher Roger Wilkinson behauptet: Je ungleicher eine Gesellschaft, desto größer ihre sozialen Probleme. Insofern ist der wachsende Abstand zwischen Arm und Reich schlecht für alle (zusammen mit Kate Picket: Gleichheit ist Glück, 2010). Auch ungerechte Arbeitsbedingungen im Ausland werden oft angeprangert. 2011 werden Adidas und Puma der unmenschlichen Arbeit in El Salvador beschuldigt. Die Generationengerechtigkeit ist in Deutschland durch die dramatische demographische Entwicklung gefährdet. Die Menschen leben sehr lange, es gibt zu wenige Kinder. Wächst die Ungleichheit in der Gesellschaft, verliert die Demokratie. Wer Geld hat, kann mehr Einfluss nehmen. In Potsdam steht die erste deutsche "Gated Community" (geschlossene, bewachte Wohnsiedlung). "Gerechtigkeit ist der Schlüssel für eine nachhaltige Wirtschaftsweise, wenn sie global funktionieren soll. Nur so kann man verhindern, dass die ökologische Frage gegen die soziale ausgespielt wird. Beide gehören zusammen und lassen sich nur miteinander lösen. Für diese neue Art der Gerechtigkeit müssen wir ein paar heilige Kühe der Wachstumszählung schlachten und andere Wege gehen. Damit können wir aber auch ihre zunehmend ausufernden Nebenwirkungen hinter uns lassen, Maja Göpel: Unsere Welt neu denken, Berlin 2020, S. 179f.
Unsere Welt neu denken: Vgl. Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung, Berlin (Ullstein) 2020. Klimawandel, zunehmende Konflikte zwischen Arm und Reich und die Polarisierung unserer Gesellschaften zeigen deutlich: Weitermachen wie bisher ist keine Option. Wir müssen grundsätzlich umdenken. In unserer heutigen Welt kommen nahezu gleichzeitig überall Systeme unter Druck, die über Jahrzehnte verlässlich funktioniert zu haben scheinen. "Es sind ja nicht nur der Klimawandel, das Plastik in den Weltmeeren, der brennende Regenwald oder die Massentierhaltung. Da sind auch die explodierenden Mieten in den Städten, die wild gewordenen Finanzmärkte, der immer größer werdende Graben zwischen Arm und Reich, zunehmende Burnout - Zahlen und die unüberschaubaren, vielschichtigen Folgen der Gentechnik und der Digitalisierung. Längst hat sich das Gefühl von Zeitenwechsel in unsere Wahrnehmung von der Welt eingeschlichen. Unsere Gegenwart wirkt zerbrechlich, während unsere Zukunft unaufhaltsam auf jene Szenarien zuzulaufen scheint, die wir aus Weltuntergangsfilmen kennen... Zukunft ist nichts, was bloß vom Himmel fällt, was einfach nur passiert. Sie ist in vielen Zeilen das Ergebnis unserer Entscheidungen". Das Buch ist wochenlang auf der Bestsellerliste des Spiegel. Es hat folgenden Inhalt: Eine Einladung. Eine neue Realität. Natur und Leben. Mensch und Verhalten. Wachstum und Entwicklung. Technologischer Fortschritt. Konsum. Markt, Staat und Gemeingut. Gerechtigkeit. Denken und Handeln. Wer weitermachen will. 2022 gerät Maja Göpel in Verruf. Sie hat das Buch nicht allein geschrieben. Hauptsächlich soll es von einem Ghostwriter stammen: Marcus Jauer, einem Journalisten, der im Buch nicht erwähnt wird. Vgl. Willeke, Stefan: Maja Göpel und der gute Geist, in: Die Zeit Nr. 33/ 11.8.22, S. 3. 2022 erscheint ein neues Buch von Maja Göpel: "Wir können auch anders. Aufbruch in die Welt von morgen", Ullstein. Es geht unter anderem um die materielle Versorgung als Priorität, um Normalität und Stabilität. Behandelt werden wichtige Märkte im Umweltbereich, z. B. der Strommarkt, Kriterien für Erfolg. Göpel stellt die Wissenschaftskommunikation in den Mittelpunkt. Jauer wird jetzt namentlich genannt. Vgl. interview mit ihr in Der Spiegel 36/ 3.9.22, S. 103ff.
Beziehung den Umweltgedankens zu Karl Marx: Kohei Saito: Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus, München (dtv) 2023. Der japanische Philosoph, der an der HU in Berlin promoviert hat, analysiert die Verflechtung von Kapital, Natur und Gesellschaft. Dabei entdeckt er den Gedanken von Karl Marx neu und entwickelt mit seiner Hilfe das Modell für eine gerechte Gesellschaft im Zeitalter des Anthropozän. Das Wirtschaftswachstum der Moderne versprach uns ein Leben im Wohlstand. Jedoch wird durch dei Umwelt- und Klimakrise klar, dass es gerade das Wirtschaftswachstum ist, das die Grundlagen des menschlichen Wohlstands untergräbt. Gleichzeitig hält uns der Glaube, dass der Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel davon abhängt, wie viel jeder Einzelne von uns tut, davon ab, einen notwendigen Systemsturz einzuleiten. Kaito sieht den Klimawandel auch als Folge einer imperialen Lebensweise. Er zeigt die Grenzen des Klima - Keynesianismus auf. Der kapitalistische Degrowth sei nicht erfolgreich. Er entdeckt Marx wieder im Anthropozän. Seine Hoffnung setzt Saito auf den Degrowth - Kommunismus.
Klima, Klimawandel und Erwärmung der Erde: Die Zirkulation in der Atmosphäre, die verschiedenen Meeresströmungen, der Kohlestoffkreiskauf und auch regionale Ereignisse bestimmen das Klima. In diese natürlichen Abläufe greift der Mensch ein. Die Landwirtschaft erzeugt Methan, ein Gas mit intensiver Treibhauswirkung. Der Mensch greift in den CO2-Kreislauf ein, indem er den Stoff durch Produktion erzeugt oder indem er die Absorptionen (Wasser, Ozeane, Wald, Urwald, Moore) beseitigt. Eisflächen und Gletscher schmelzen und verändern dadurch das Wetter und die Niederschlagsmenge. Das Ozonloch vergrößert sich und verstärkt die Sonneneinstrahlung. Vgl. zu einer ausführlicheren Analyse den Abschnitt über Klimawandel hier. Vgl. zu einer verständlichen Gesamtdarstellung Sven Plöger: Zieht Euch warm an, es wird heiss! Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen, Frankfurt/ Main (Westend) 2020.
Umweltvergehen: Sie werden weltweit von der Umweltbehörde der Vereinten Nationen (Unep) registriert. Umweltverbrechen haben im Jahre 2015 die Weltwirtschaft 258 Mrd. Dollar gekostet. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 26 Prozent. Etwa die Hälfte kann der illegalen Abholzung von Wäldern zugeschrieben werden. Ein Teil geht auf die unrechtmäßige Entsorgung von Elektro-Schrott zurück (4 Mrd. $).
Lust auf Konsum (Überkonsum): Wachsender Konsum und das, was davon übrig bleibt, der Müll führen auch zu Umweltverschmutzung. Steigender Lebensstandard hat bei vielen Konsumgütern zu einer Explosion der Nachfrage geführt. Die Erde braucht dringend Verbraucher, die ihre Einkäufe überdenken. Besonders gefährlich sind "Cocktaileffekte", die sich durch die Wechselwirkung mehrerer Stoffe ergeben (Chemiecocktail). Der Überkonsum bedroht auch lebenswichtige Ressourcen auf der Erde: das Wasser, die Fischerei, die Viehhaltung (richtige Viehzucht). "Unser Konsumverhalten im reichen Westen ist nur durch die Externalisierung der Kosten möglich. Es macht uns auch nicht glücklich, Besitz und Status als Marker für unseren Stellenwert zu setzen. Die Rolle und Art von Konsum in unseren Gesellschaften zu ändern ist daher ein wichtiger Schlüssel zu Nachhaltigkeit. Die Versöhnung von sozialen und ökologischen Zielen sollte daher im Zentrum stehen", siehe Maja Göpel: Unsere Welt neu denken, Berlin 2020, S. 135.
Klimakiller Wohlstand: Der jährliche Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch in Deutschland (und wohl auch in anderen Ländern) steigt mit dem Haushaltseinkommen: Bei einem Einkommen über 3000 € liegt der Energieverbrauch bei 21,5 (in tausend kWh) und die CO2-Emissionen bei 7,0 (in Tonnen CO2-Äquivalente). Quelle: Umweltbundesamt 2018.
"Grüne Lüge": Greenwashing der Konzerne. Selbstbetrug ökologisch bewegter Konsumenten. Wohlstand ist lebbar, nur eben grün, fair und sauber. Die Umweltstörung geht trotzdem weiter wie bisher. Diese Position vertritt etwa die Globalisierungskritikerin Kathrin Hartman.
Globale Arbeitsteilung: Institutionelle Innovationen. Die Funktionsweise müsste durch die internationale Politik umgebaut werden. Also könnten bestehende Mechanismen geändert werden: Ressourcengewinnung durch Entsiegelung und Rückbau. Re-Building, Re-Manufactoring, Konversion. Reparabilität und Modularität. Psychisch und kulturell dauerhaftes Produktdesign. Effiziente und konsistente Technologien. Umgestaltung statt Neuproduktion. Vgl. Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2012, S. 151.
Öko-Dumping bzw. Pollution Haven Hypothese: Die stark Umwelt verschmutzende Industrie verlagert ihre Standorte in Länder mit einer schwachen Umweltgesetzgebung. Es gibt darüber keine eindeutige empirische Evidenz.
Race-to-the-Bottom-Hypothese (RTB-Hypothese): Besagt, dass Unternehmen für Investitionen diejenigen Länder auswählen, in denen sie die höchsten Gewinne machen können. Hohe Steuern und strenge Regeln für Umwelt- und Arbeitnehmerschutz schmälern die Gewinne. Um eine Kapitalflucht zu vermeiden, werden Länder gezwungen sein, immer niedrigere Standards zu setzen.
Flugverkehr: Im Jahr 1970 wurden rund 300 Mio. Passagierflüge absolviert. Bis zum Jahre 2015 ist diese Zahl um mehr als das Zehnfache auf über 3,2 Mrd. gestiegen. Dieses Wachstum war im Wesentlichen die Folge fallender Preise und veränderter Geschäftspraktiken in Folge der Globalisierung. Auf der anderen Seite erhöhte sich die Kraftstoffeffizienz. Der Kerosinverbrauch konnte erheblich reduziert werden. Vgl. Tony Juniper: Unsere Erde unter Druck, München 2017, S. 100f.
Lärm: Der Lärm nimmt insgesamt zu, man kann ihm kaum entkommen (auch auf dem Land nicht). Wir leben in einer akustisch totalitären Gesellschaft. 113 Mio. europäer leben in einer Umgebung mit gesundheitsschädlichen Lärmwerten (Quelle: Europäische Umweltagentur (EEA: Bericht "Lärm in Europa - 2020"). Jeder Fünfte in der EU sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, Schweiz haben dauerhaft Lärm mit einer Lautstärke von mehr als 55 Dezibel. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 30 Dezibel für erholsame Nächte und maximal 40 für stressfreie Tage. Größter Lärmverursacher ist der Straßen-Verkehr. Weitere Quellen sind Züge, Flugzeuge und die Industrie.
Zeit: In der Umwelt ist die Zeit extrem wichtig. Nachhaltigkeit verlangt einen großen Zeithorizont. Für den Menschen, d. h. ein Leben, ist die Zeit dagegen kurz bzw. es ist eine Frist gesetzt. Der Gott der Zeit "Chronos" verkörpert die knappe, unerbittliche Zeit. Der Gott "Kairos" verkörpert die rechte Zeit, den glücklichen Augenblick. So war das Verhältnis der alten Griechen zur Zeit definiert. Heute setzen wir auf Timing: Wir versuchen die Zeit zu berechnen und optimal zu nutzen. Gutes Timing ist Kalkulation und Intuition. Im Umweltbereich argumentieren wir nicht mit unserem bzw. einem Leben, wir sorgen uns um unsere Kinder, Enkel, also um um die nachfolgenden Generationen. "Kostbare Zeit. Wir müssen erkennen, dass der einzige Moment, über die wir Kontrolle haben, der jetzige Augenblick ist. Die Art und weise, wie wir unsere Zeit nutzen, wirkt sich auch auf unsere Zukunft aus. Betrachten wir die Zeit als Geschenk, gewinnt sie sofort an Bedeutung. Sie wird zu etwas, das wir schätzen und aus dem wir das Beste machen wollen. Der einzige Weg, eine schöne Zukunft zu gestalten, ist, das Beste aus dem gegenwärtigen Moment zu holen", Dadi Janki, aus: "365 Days of Wisdom". "Die Lieblingsdinge in meinem Leben kosten kein Geld. Völlig klar ist: Die kostbarste Ressource, die wir alle haben, ist Zeit", Steve Jobs, Mitbegründer von Apple. "Wir müssen jetzt Bereiche definieren, in denen Wachstum, Beschleunigung und Effizienz nicht die einzige Maxime sein dürfen. In denen es erlaubt sein muss, sich Zeit zu nehmen", Lisa Suckert, in: Wiwo 40/ 25.9.2020, S. 44f. (Essay-Preis der Hertie-Stiftung, dritter Preis). "Die Zeit , die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen...Manchmal hör` ich sie fließen unaufhaltsam. Manchmal steh` ich auf, mitten in der Nacht, und lass` die Uhren alle stehen. Allein, man muss sich auch vor ihr nicht fürchten". Monolog der Marschallin, Hugo von Hofmannsthal/ Richard Strauss, Der Rosenkavalier, 1911.
Eine neue, ökologische Ökonomie müsste folgende Kriterien erfüllen: 1. Die ökonomischen Ziele als solches müssen in Frage gestellt werden (insbesondere Wachstum). 2. Die Messkonzepte müssen verändert werden (bis heute misst die Weltbank Naturkapital nicht in Hektar, Biodiversität, Sauberkeit, sondern in Form von Einnahmen aus ihrer Nutzung). 3. Ein konsequentes Bezahlen für Umweltverbrauch muss gewährleistet sein. 4. Die Integrationsformel für Umwelt und seine Fassung im Drei-Säulen-Modell haben die Kernprobleme verschleiert. 5. Lebensqualität muss stärker einfließen. 6. Die Grenzen sind erreicht, so dass einen neue Utopie der Ökonomie gebraucht wird. Vgl. Maja Göpel: Das Ende des Homo oeconomicus, in: Futur zwei, Nr. 5/ 2018, S. 14ff. Frau Göpel ist Mitglied des Club of Rome (vgl. auch: Dies.: The Great Mindshift, 2016/Springer). Es muss auch konsequent definiert werden, welche Natur geschützt werden soll. Es muss ein ökologisch definierter Rahmen des volkswirtschaftlichen Strukturwandels geschaffen werden. Degrowth und freiheitliches Wirtschaften gehen nicht zusammen. Vgl. Michael Hüther: Marktwirtschaft + Öko, in: Futur zwei, 5/ 2018, S. 30f.
Postwachstumsökonomie (ökologische Ökonomik, Climate Economics): Alternative zum Denken in Wachstumskategorien und zur neoklassischen Volkswirtschaftslehre, die die Finanzkrise 2008 nicht vorhergesehen hat. Wachstumskritik. Vertreter: Niko Paech. Vgl. Felix Rohrbeck, Der Verstoßene, in: Die Zeit, Nr. 11, 09. März 2017, S. 28. Der Nachhaltigkeitsaspekt sollte eigentlich Bestandteil jeder Volkswirtschaftslehre sein, insofern ist der Begriff tautologisch. Eine ökologische Priorität ist sowieso unerlässlich für das Überleben der Menschheit. Paech will die gesamte Wirtschaft schrumpfen. Er will das sogar im Alltag vorleben. Der britisch Ökonom Tim Jackson rechnet sich auch der Bewegung zu (im Englischen "Degrowth"). Gegner dieser Bewegung verweisen immer wieder darauf, dass man Wachstum braucht, um einen Sozialstaat zu finanzieren (Umverteilung). Vgl. Katharina Matheis: Es reicht jetzt, in: Wirtschaftswoche 1/2 2018, 05.01.18, S. 62f. Paech entwirft eine Konzeption, um institutionelle Innovationen politisch zu flankieren: Bausteine sind 1. Suffizienz. 2. Subsidenz. 3. Regionale Ökonomie. 4. Globale Arbeitsteilung. Zur Postwachstumsökonomie hinzu kommen müssen eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 20 Stunden und ein entkommerzialisierter Bereich. Vgl. Paech, Niko: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München 2012. Vgl. auch: Wellbeing Economy Alliance (Globales Netzwerk von Organisationen und Individuen, die zu einer Ökonomie im dienst von Natur und Menschen forschen, experimentieren, publizieren, sich organisieren und zunehmend vernetzen): https://www.wellbeingeconomy.org . "Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht", Niko Paech (Umschlagsrückseite). Vgl. zur Postwachstums-Ökonomie auch: Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum, München 2017, insbesondere S. 230ff.
Donut-Ökonomie: Neues Modell zur Beschreibung nachhaltigen Wirtschaftens. Kate Raworth: Die Donut-Ökonomie, München (Hanser) 2018. Die englischsprachige Originalausgabe ist 2017 in London erschienen: Doughnut Ecomomics. Seven Ways to think Like a 21sr-Century Economist. "Das Wesen des Donuts: ein gesellschaftliches Fundament des Wohlergehens, unter das niemand abstürzen sollte, und eine ökologische Decke des planetarischen Drucks, über die wir nicht hinausgehen sollten. Zwischen beiden Bereichen liegt ein sicherer und gerechter Raum für alle", S. 20. Wenn das Ziel der Menschheit im 21. Jahrhundert darin besteht, in das Innere des Donuts zu gelangen, welche ökonomische Denkhaltung eröffnet uns dann die besten Chancen, dies zu erreichen?", S. 20. "Das machtvollste Werkzeug in der Ökonomie ist nicht das Geld, auch nicht die Mathematik. Es ist der Bleistift. Denn mit einem Bleistift kann man die Welt neu zeichnen", S. III. Vgl. www.kateraworth.com . Ihr Konzept besteht aus sieben Denkansätzen: 1. Das Ziel ändern. Der Donut. 2. Das Gesamtbild erfassen. Eingebettete Ökonomie. 3. Die menschliche Natur pflegen und fördern. Sozial anpassungsfähiger Mensch. 4. Den Umgang mit Systemen lernen. Dynamische Komplexität. 5. Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen. Von vornherein Verteilungsgerechtigkeit anstreben. 6. Eine regenerative Ausrichtung fördern. Von vornherein regenerativ ausrichten. 7. Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen. Agnostisch gegenüber Wachstum. Ihr Buch wurde bis 2021 in 18 Sprachen übersetzt. Sie betreibt mittlerweile auch ein Active Lab (Practice). Vgl. https://doughnuteconomics.org . Ratworth lehrt in Amsterdam und forscht in Oxford. Ihr Werk ist eng mit dem Gedankengebäude der Gemeinwohl-Ökonomie verbunden. Es gibt in Deutschland viele Regionalgruppen. Vorlesungen von ihr zu ihrer Konzeption findet man auch bei YouTube.
3-Säulen-Modell: Es begründet, dass Nachhaltigkeit nur dann möglich ist, wenn ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden.
Verändertes Konsumverhalten durch Corona? : Kann man den Konsum so verändern, dass die Natur überleben kann? Diese Frage wird durch die Corona-Krise besonders virulent. Grob gibt es zwei Antwortgruppen: "Mehr" oder "weniger" Konsum. Mehr ist durch weniger Verbrauch von Rohstoffen möglich, also nachhaltig. Aber der CO2-Ausstoß steigt. Weniger Konsum sei durch vegane Ernährung, weniger Tourismus und mehr Freizeit möglich. Mehr Geld und Konsum mache nicht glücklicher (Glücksforschung). Corona scheint aber das Verhalten der Menschen nicht nachhaltig verändert zu haben. Führende Wirtschaftswissenschaftler geben eine unterschiedliche Einschätzung dazu: Tim Jackson und Dennis Meadows halten eine schrumpfende Wirtschaft in Zukunft für möglich. Clemens Fuest vom Münchener Ifo-Institut verteidigt die Freiheit der Konsumentscheidung. Marianna Mazzucato und Jeffrey Sachs wollen eine neue Art von Wachstum. Claudia Kempfert beschreibt die Bedingungen dafür. Der Wachstumspapst Robert Solow sieht einen steinigen Weg bei weniger Wachstum. Vgl. Die Wende zum Weniger, in: Die Zeit Nr. 29, 9. Juli 2020, S. 19ff.
Theorie und Handeln: Wir wissen fast alles, was zu tun ist, um die Klimakrise zu lösen: Der CO2-Austoß muss gesenkt werden, der Flächenverbrauch, insbesondere von Grün- und Waldflächen, muss zurückgefahren werden, unsere Mobilitätsprofile müssen sich ändern. Es gibt kaum eine Krise und kollektive Aufgabe, über die wir mehr wissen und bei der es weniger Differenzen und Konflikte über die Ursachen des Problems gibt. Dennoch scheint es schwierig, die gesteckten Ziele zu erreichen. 1,5 Grad werden vereinbart, aber dann ist die Frage "wie?". Damit kommen wir zum nächsten Punkt. Über die Wege und Instrumente gibt es harte Auseinandersetzungen.
Literatur und Umwelt: Schon 1851 schrieb Hermann Melville Moby - Dick. Der Wal war Methapher für den Raubbau an der Natur, eine Ahnung. Heute äußerte sich der Literaturnobelpreisträger auch zur Umwelt. Bob Dylan zur Corona-Pandemie und zur aktuellen Lage einschließlich Klima (in einem der seltenen Interviews): "Ich bin davon überzeugt, dass wir es bisher nur mit Vorläufern zu tun haben. ... Extreme Arroganz kann katastrophale Folgen haben. Vielleicht befinden wir uns am Vorabend des Weltuntergangs. Es gibt viele Möglichkeiten das Virus zu erklären. Ich schätze, man sollte die Dinge einfach ihren Lauf nehmen lassen." Siehe Focus 28/2020, S. 77 (Telefon-Interview mit Douglas Brinkley). "Murder Most Foul" zeugt von einer apokalyptischen Grundstimmung. Technologie und Hyperindustrialisierung könnten sich letztlich gegen das menschliche Leben auf der Erde wenden. 2020 ist Bob Dylan auf der Höhe seines Ruhmes. Das aktuelle Album "Rough and Rowdy Ways" erreicht erstmals Platz eins in den deutschen Charts. Der Song "Murder Most Foul" wird der erste Nummer-eins-Hit in den Billbord Charts der USA. Es kann als Kommentar zur Zeit gelesen werden. 2012 hatte er die Freiheitsmedaille in den USA erhalten, 2016 den Literaturnobelpreis. Weitere wichtige Bücher und Bestseller zu dem Thema sind: Frank Schätzing: Der Schwarm. T. C. Boyle: Blue Skies, 2023.
Mopeds und Motorroller ("Eisen-Wasserbüffel" genannt; sie transportieren "alles außer Elefanten") in Saigon/ Vietnam. Saigon (eigentlich Ho Chi Minh-Stadt) ist die größte Stadt Vietnams mit über 15 Mio. Einwohnern. Alle Städte in Vietnam und den Nachbarländern werden durch dem Mopedverkehr geprägt. Als Fußgänger ist man sogar auf den Bürgersteigen verloren. Es gibt zu wenig ÖVP und keine U-Bahnen (werden zur Zeit gebaut in Kooperation mit Japan). Die "fliegenden Särge" (öffentliche Busse) sind in jeder Hinsicht überfordert. Man fragt sich, wie Asien und viele anderen Länder ihre Verkehrs- und Umweltprobleme in den Griff kriegen wollen. Die Städte wachsen stark, weil die dort im Umkreis vertretenen ausländischen Direktinvestitionen gute Arbeitsplätze bieten. Dagegen wirken deutsche Städte mit ihrer Luft und ihren Straßen ruhig und sauber. Da redet man noch nicht über die Wohnsituation, die Abwasserkanäle und die Stromversorgung. Noch schlimmer ist die Situation in Delhi oder Mumbai (Kalkutta)/ Indien. Mittlerweile machen auch in Istanbul motorisierte Kuriere Straßen und Gehwege unsicher. Bummeln und flanieren geht nicht mehr in der Stadt. Man muss ständig hochkonzentriert sein, um sich vor den rasenden Moped-Kurieren zu retten. 2019 gab es schon 18 Tote und rund 4500 Verletzte in Istanbul mit Mopeds bzw. Motorrollern. Diese Entwicklung könnte vielen Großstädten in der Welt bevorstehen, weil die Straßen heillos verstopft sind und man mit anderen Verkehrsmitteln nicht mehr durchkommt. Die Städte brauchen weltweit dringend neue Mobilitätskonzepte. Als vorbildlich gilt etwa Kopenhagen in Dänemark.
Politik (Umweltpolitik; insbesondere als Staatsaufgabe bzw. öffentliche Aufgabe; aber auch sozial-ökologische Marktwirtschaft; Mobilität und Verkehr; betriebliche Umweltpolitik im nächsten Abschnitt; die Umweltpolitik gehört zur Finanzpolitik; für Asien, hauptsächlich China, Indien, Russland, Südkorea und Japan, ist sie ausführlicher auf der entsprechenden Seite "Asien und China" dargestellt). Ein kompakter Artikel zur Umwelt und Umweltpolitik findet sich auf der Site "Casestudy/ Narrativ/ Themen/ Praxis".
Ziele der Umweltpolitik: Der Global Challenges Index (GCX) der Börse Hannover konkretisiert das Thema Nachhaltigkeit und konzentriert sich auf sieben zukunftsrelevante Handlungsfelder: 1. Die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels. 2. Die Sicherstellung eine rausreichenden Versorgung mit Trinkwasser. 3. Die Beendigung der Entwaldung und die Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft. 4. Der Erhalt der Artenvielfalt. 5. Der Umgang mit der Bevölkerungsentwicklung. 6. Die Bekämpfung der Armut. 7. Die Unterstützung verantwortungsvoller Führungs- (Governance-) Strukturen.
Instrumente der Umweltpolitik: Es gibt verschiedene Systematiken. Eine der bekanntesten ist die Einteilung in nichtfiskalische, fiskalische und marktorientierte Instrumente. Zu den den nichtfiskalischen werden Auflagen, Kooperationslösungen und Benutzervorteile gerechnet. Fiskalische Instrumente sind Abgaben und Gebühren sowie Steuern. Zu den marktwirtschaftlichen rechnen die Zertifikate (auch Abgaben).
Auswahl umweltpolitischer Instrumente (Beurteilungsraster für die Umweltpolitik): Effektivität, Effizienz, wirtschaftspolitische Verträglichkeit, administrativ-rechtliche Praktikabilität, politische Durchsetzbarkeit, Förderung des Umweltbewusstseins, Beachtung der Prinzipien der Umweltpolitik, Evaluation.
Strategien der Umweltpolitik: Zwei grundsätzliche Strategien sind erkennbar. Der eine Weg will eine florierende Wirtschaft (Wirtschaftswachstum) nutzen, um auf saubere Technologien umzusteigen. Bei dem anderen Weg geht es um radikalen Verzicht, insbesondere von Konsum. "Die Zeit rennt uns davon", Ottmar Edenhofer, designierter Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) 2018.
Grundsätzliche Kritik an der Umweltpolitik, insbesondere der Energiewende: Das beste Buch in dieser Hinsicht ist das von Vince Ebert: Lichtblick statt Blackout. Warum wir beim Weltverbessern neu denken müssen, München (dtv) 2022, 7. Auflage. Ebert, Jahrgang 1968, studierte Physik und startete 1998 seine Karriere als Kabarettist. Eines seiner Bühnenprogramme trägt den Titel "Make Science Great Again". Ebert lebt heute in Wien, er verbrachte auch einige Zeit in den USA. Ebert analysiert sehr scharfsinnig Mythen und Halbwahrheiten: Mythos 1 Wir müssen der Wissenschaft folgen. Mythos 2 Die Welt wird immer schlimmer. Mythos 3 Klimaschutz ist der Megatrend. Mythos 4 Energie lässt sich wenden. Mythos 5 Nachhaltigkeit. Er spricht von Denkfallen und Irrationalitäten. Dieser Teil ist besonders lesenswert. Er hält Weltretten für Religionsersatz, spricht von fehlerhafter Risikoeinschätzung und Überforderung durch Komplexität. Ebert hält auch Lösungen und Alternativen parat: Mehr Technikoffenheit, mehr Praxis, mehr Pragmatismus, mehr Bildung, mehr Optimismus. Müsste Pflichtlektüre für alle Grünen werden, um sie von der Ideologie zu beffreien.
Umweltpreis als gerechter Preis: Die Umwelt muss einen angemessenen Preis bekommen. Biologische Wertschöpfung müsste eingerechnet werden (z.B. Wert der Bienen bei der Befruchtung). Versteckte Kosten und regenerative Prozesse müssen hinzugefügt werden. Vgl. Maja Göpel: Unsere Welt neu denken, 2020 (Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen). die Idee eines gerechten Umweltpreises ist über 40 Jahre alt. Wir haben uns schon im Studium damit beschäftigt. Die entscheidende Frage ist, wie man einen solchen Preis in der Praxis umsetzen könnte.
Sozial-ökologische Marktwirtschaft: Eine gute Klimapolitik sollte die Märkte unterstützen. Die konsequente Bepreisung von CO2-Emissionen ist dabei wesentlich. Schmutziges Verhalten muss teurer werden, und das entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Gutes Gewissen und günstige Preise müssen zusammen fallen. Man muss klare Kriterien haben, um klimapolitische Einzelmaßnahmen zu bewerten. Die Gemeinde sollte Vorreiter der Klimapolitik sein (Solaranlagen auf den Gebäuden, Umstellung der Fahrzeugflotte, Radwegenetz, Infrastruktur. Markt und Staat werden gebraucht. Bund und die EU müssen schneller werden (Solar- und Windenergie, Kohleausstieg, Kooperationen). Innovationen müssen diesen schnellen Wandel schaffen. Vgl. Wambach, Achim: Klima muss sich lohnen. Ökonomische Vernunft für ein gutes Gewissen, Freiburg, Basel, Wien 2022
Klima-Bürgerräte: Zwei Grundmerkmale der Klimapolitik werfen die Frage auf, wo die Grenzen der Bürgerräte liegen: der Mechanismus der Ambitionssteigerung und die Multi-Level-Governance. Vgl. Vogas, A. A./ Pogrebinschi, T.: Auf dem Weg zu echter Partizipation, in: WZB Mitteilungen H. 174/ Dezember 2021, S. 9ff.
Volksentscheide über Klimaziele: Berlin versucht im März 2023, ehrgeizigere Klimaziele zu setzen. Die benötigte Mindestzahl von Stimmen kommt nicht zustande.
Klimaschutzpaket Deutschland 2019: Das Klimaschutzpaket bzw. -programm wird am 20.09.19 vom Bundeskabinett beschlossen (so sollen die CO2-Ziele bis 2030 erreicht werden): 1. CO2-Preis (fossile Brennstoffe, ab 2021 Festpreis 10€ pro Tonne, bis 2025 schrittweise auf 35€, später ab 2026 bis 60€). 2. Geringere EEG-Umlage (sie sinkt mit den Einnahmen aus dem CO2-Preis, sozialer Ausgleich). 3. Zuschüsse zu E-Autos. 4. Austausch von Ölheizungen fördern (bis zu 40%). 5. Mehrwertsteuer auf Bahntickets senken. 6. Pendlerpauschale ab 2021 auf 21km befristet bis 35 Cent steigen. 7. Höheres Wohngeld (für Heizkostenerhöhung). 8. Veränderungen für die Landwirtschaft (vermehrt Biogasanlagen, Ausweitung ökologisch bewirtschaftete Flächen, Schutz der Moore). Bis 2023 mehr als 50 Mrd. € (keine Neuverschuldung). Es ist ein Einstieg, aber es muss bedeutend mehr kommen (der CO2-Preis ist sehr niedrig und dürfte folglich nicht Verhaltens - Änderungen hervorrufen; Experten rechnen erst ab 50€ pro Tonne mit anderem Verhalten). Es ist vor allem ein Signal an die anderen Länder. Die Kontrolle (Monitoring) und Nachbesserung muss sichergestellt werden. Umweltexperten und Umweltverbände kritisieren die Maßnahmen als nicht ausreichend. Sie zweifeln an der Zielerreichung (zu wenig und zu langsam). Die Grünen wollen über den Bundesrat Druck machen. Auf sehr starke Kritik stößt der Verzicht der Bundesregierung, Angaben zur Wirksamkeit der von ihr geplanten Klimaschutzmaßnahmen bis 2030 zu machen. Ein Spiegel-Artikel prognostiziert den Wegfall des Monitoring, des Zieles für 2040 und weitere Abschwächungen. Man sollte die endgültige Fassung abwarten. Auf die Kritik hin macht die Bundesregierung konkrete Jahresziele. Sie werden auf einzelne Sektoren herunter gebrochen. Verantwortlich für die Einhaltung sind die jeweiligen Ministerien. Nun sind Bundesrat und Bundestag dran. Im Bundesrat werden Nachbesserungen gefordert. Der Bundestag legt am 15.11.19 konkrete Treibhausgas-Einsparziele für die einzelnen Sektoren wie Energiewirtschaft, Verkehr und Wohnen vor. Jedes Ministerium ist dafür verantwortlich, die Vorgaben zu erreichen (damit das Ziel, bis 2030 rund 55 % Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einzusparen, erreicht werden kann). Beim Klimapaket der Bundesregierung wackelt mittlerweile der Zeitplan. Teile des Klimapakets werden gestoppt: Der Bundesrat verlangt Nachbesserungen bei steuerlichen Regelungen. Im Vermittlungsausschuss einigt man sich schon auf einen höheren Preis für 1 Tonne CO2 von 25€. Damit dürften die Preise für Benzin und Diesel maßvoll steigen. Die Fernpendler werden entlastet.
Klimaschutzgesetz (Novellierung 2023, Novelle 24): Entwürfe dazu gab es im Koalitionsvertrag der Ampel. Danach wird der Entwurf x-mal geändert. Im März 2023 beschließt man in einer Koalitionsrunde schnellere Planungsverfahren, große Infrastrukturprojekte (144 Autobahnprojekte mit solar am Rand), mehr Geld für die Bahn aus der Erhöhung der LKW-Maut, mehr Geld für Stromnetze und erneuerbare Energien. Die Verantwortung der Sektoren wird aufgeweicht. Zielverfehlungen in einem Sektor können mit anderen aufgefangen werden (fundamental!). Die Umweltverbände kritisieren gerade diesen Punkt. Die FDP wird als Sieger gesehen. Weitere Punkte sind: Anreize für die Nutzung von E - Fuels. Ausgleich für Eingriffe in die Natur. Verbesserungen im Nahverkehr. Ab dem 1. Januar 2024 muss jede neu eingebaute Heizung zu 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das endgültige Gesetz dürfte noch eine Aufweichung bekommen. 2024 soll eine weitere Novelle kommen. Die Parteien der Ampel können sich nicht einigen. Verkehrsminister Wissing mahnt die Reform bis 15.7.24 an. Sonst will er Fahrverbote erlassen. Schließlich kommt die Einigung am 15.4.24. Zentraler Punkt ist, dass die Verantwortung der Einzelsektoren aufgeweicht wird. Weiterhin kommt ein Solarpaket. Damit soll vieles im Energiebereich entbürokratisiert werden. Eine Subventionierung einheimischer Solarunternehmen ist vom Tisch. Einfacher und schneller sollen Wind- und Solarparks geplant und umgesetzt werden. Ein Eilantrag vor dem Bundesverfassungsgericht scheitert. Am 26.4. soll das Gesetz im Bundestag beschlossen werden. Umweltverbände wollen vor dem Bundesverfassungsgericht dagegen klagen.
Klima- und Transformationsfonds (KTF): Es ist eine Art Nebenhaushalt des Bundes. Mit den KTF-Geldern will der Bund in den nächsten Jahren den Weg zur Klimaneutralität finanzieren. Laut Wirtschaftsplan sollen 2024 58 Mrd. € zur Verfügung stehen. Für die Jahre danach bis 2027 plant die Bundesregierung Investitionen in Höhe von knapp 212 Mrd. €. Allerdings fließen die Einnahmen aus der CO2-Steuer nicht an die Bürger wie geplant. Um den Fonds zu finanzieren, erhöht die Bundesregierung unter anderem die CO2-Abgabe ab 2024 auf 40 Euro (2025 45 €. Die Einführung eines Klimageldes steht nicht darin. Die versprochene Entlastung der Bürger kommt in dieser Legislaturperiode nicht (frühestens ab 2027, nationaler Emissionshandel an den Markt gebunden). folgende Projekte waren geplant: Eisenbahninfrastruktur, Elektromobilität, Wasserstoffindustrie, Gebäudeförderung, Entlastungen der Bürger und Unternehmen. Im November 2023 stoppt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Ampel: Es entsteht ein 60-Milliarden-Loch. Karlsruhe verwirft den Kniff der Regierung, nicht benötigte Kredite aus Corona-Zeiten in einen Fonds für Klimaschutzmaßnahmen zu überführen. Geklagt hatte die Union. Es ist ein Haushaltsurteil zur Schuldenbremse. Zumindest 2024 sollen Fördermittel noch weiter laufen. Doch es kann nur zu einem Kompromiss kommen. Subventionen müssen gekürzt werden: Prämien für E-Autos, Solar, stärkere Anhebung CO2-Preis, Wegfall der Bremsen (2024 -12 Mrd. €; bis 2027 -45 Mrd. €).
Klimaverträge 2024: Unterstützung für klimafreundliche Firmen. Am 12.3.24 eröffnet europaweit das erste Gebotsverfahren für sogenannte Klimaschutzverträge. Wenn betriebe ihre Produktion umstellen, etwa von Öl auf Wasserstoff, müssen sie investieren. Da die klimafreundlichere Produktion erst einmal teuerer ist, gleicht der Staat diei Kostendifferenz zur Produktion mit fossilen Energie - Trägern aus. Wird die klimafreundlichere Produktion mit der Zeit günstiger, zahlen die Unternehmen die Differenz an den Staat zurück. Die Klimaschutzsubventionen sollen an firmen aus energieintensiven Brachen wie Chemie, Zement, Papier, Glas, Stahl oder Gips fließen. Innerhalb der kommenden vier Monate können sich die Unternehmen um Förderung bewerben. Es soll eine Antwort auf IRA in den USA sein. Vgl. HB 12.3.24, S. 1 und 4. Es stehen bis zu 20 Mrd. € zur Verfügung bis zu der Laufzeit bis 2045.
Verzicht: Das wirksamste Mittel der Umweltpolitik, wenn es kollektiv weltweit umgesetzt werden könnte. Kein oder weniger Auto fahren, nicht in den Urlaub fliegen, kein Fleisch oder Zucker essen und damit für den Klimaschutz eintreten. Der Verzicht ist mit einem Ändern von Gewohnheiten verbunden. Vor allem wohlhabende Leute in reichen Ländern verändern seit Jahren ihr Konsumverhalten. Voreiter sind urbane Mittelschichen, die Trends beeinflussen können. "Wenn ich nur eine aussage habe, dann möchte ich für den Verzicht als positiven Wert hier eine Lanze brechen. Für mich war der verzicht der Schlüssel zum Erfolg", Reinhold Messner, Extrembergsteiger, Quelle: Focus 37/2019, S. 30.
Regionalökonomie: Das wäre die zweite wichtige Orientierung. Nutzen der Ressourcen in eigenen Land, um die basalen Bedürfnisse zu befriedigen. Erst dann sollte Außenhandel kommen. Der Agrarsektor sollte umgebaut werden, so dass Nahrungsautonomie im Vordergrund steht. die Wohnfläche sollte drastisch reduziert werden (von Energieversorgung abhängig). Man sollte weg vom Akademisierungswahn hin zu Handwerk. Vgl. Niko Paech: Unser Realitätsverlust ist unser größtes Problem, in: bdvb aktuell Nr. 158 2022, S. 24/25.
Forschungsförderung: Sie ist eines der effektivsten Mittel der Umweltpolitik. So können Innovationskräfte freigesetzt werden. Unternehmen müssten durch Kreativität und Wettbewerb die grüne Technologie so günstig machen, dass Länder und Unternehmen die fossilen Energieträger in der Erde lassen.
Nachhaltiger Konsum in der Postwachstumsgesellschaft (Einfluss der Ethik): Produkte müssen haltbarer, weniger werden. Sie dürfen nicht mehr sinnstiftend sein. Die Menschen sollten ihr Glück mehr über Partizipation, Kontakte, Kommunikation u. a. definieren. Der Anstieg der Arbeitsproduktivität bringt mehr Freizeit, die für immaterielle Bedürfnisse verwendet werden sollte. Auch empirisch kann man nachweisen, dass die Bürger nachhaltige Produktion unterstützen, soziale Kriterien zugrundelegen und auf artgerechte Tierhaltung Wert legen. Der Einfluss ethischer Werte wird immer größer: 2009 achteten 13,3% der Konsumenten auf Fair Trade, 2015 schon 19,5%; 2009 waren 14,4 der Konsumenten ökologisch und sozial verantwortungsvolle Hersteller wichtig, 2015 16,7% (Quelle: Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse).
Grundsätzliche Möglichkeiten einer CO2-neutralen Wirtschaft: 1. Technologie. 2. Verhaltensänderung. 3. Kompensation. 4. Anpassung an den Klimawandel.
Zukunftsfonds für eine Nachhaltigkeitswende: Die Konzeption stammt vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam un deinem damit verbundenen Netzwerk. Vgl. Beer, David Löw/ Leggewie, Claus/ Schlüter, Teresa/ Schellnhuber, Hans-Joachim: Ein Zukunftsfonds für die Nachhaltigkeitswende, in: Wirtschaftsdienst 2019/8, S. 532ff. Der Fonds soll gespeist werden aus einer Flat-Tax-Nachlasssteuer (0% bei Nachlässen unter 500.000 €; 25% bei Nachlässen über 500.000 €) und einer CO2-Steuer sowie einem Emissionshandel. Die Einnahmen aus der Nachlasssteuer sollen zu 100% in einen transformativen Staatsfonds einfließen, der eine soziale und strukturpolitische Nachhaltigkeitswende flankiert. Die einnahmen aus dem zweiten Teil sollen zu 50% in den Ausbau nachhaltiger Infrastrukturen und Innovationsförderung und zu 50% in Direktzahlungen an Haushalte fließen.
Vorschläge des Umweltbundesamtes Ende 2019: Für das Erreichen der deutschen Klimaziele im Verkehr sind drastische Einschnitte notwendig. 1. Abschaffung des Dieselprivilegs. 2. Tempolimit von 120 km auf Autobahnen. 3. Wegfall des steuerlichen Dienstwagenprivilegs. 4. Streichen der Pendlerpauschale.
Bürgerstiftung Klimaschutz: Plan von Bundeswirtschaftsminister Altmaier im September 2019 privates Kapital für den Klimaschutz bereitzustellen. Es sollen bis zu 50 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Die Stiftung soll Bürgeranleihen zu einem festen Zinssatz von zwei Prozent mit einer Mindestlaufzeit von zehn Jahren ausgeben. Jeder Bürger soll die Möglichkeit bekommen, Anleihen bis zu einer bestimmten Höhe zu zeichnen. Der Bund soll als einmaligen Beitrag zum Stiftungskapital fünf Milliarden Euro geben. Man will so die "Schwarze Null" halten.
Verwaltungsgerichte: Der Bundestag beschließt im Februar 2023 ein Gesetz. Bei wichtigen Vorhaben der Infrastruktur können Verwaltungsgerichte künftig schneller entscheiden. Das betrifft Windräder, Stromleitungen, Schienen und Straßen. Es können spezielle Kammern gebildet werden, im Planungsrecht können Entscheidungsfindungen verkürzt werden.
Oberlandesgericht Berlin-Brandenburg: Im November 2023 kommt ein Bahn brechendes Urteil vom Oberlandesgericht Berlin-Brandenburg, das für die Bundeshauptstadt und Bundesregierung zuständig ist. I, Verkehr und bei Gebäuden hapere es an Maßnahmen, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Es spricht auch von Sofortmaßnahmen, die notwendig seien. Geklagt hatten Umweltverbände. Die Bundesregierung geht in Revision, um Zeit zu gewinnen.
Mittelstand und Nachhaltigkeit: Eine besondere Rolle spielt der Begriff "Nachhaltigkeit" in mittelständischen Unternehmen. Hier wird er oft im Zusammenhang mit Familienunternehmen gebraucht. Im engeren Sinne wird der Begriff häufig auf die Nachfolge zugespitzt. Er kann aber auch umfassender im Mittelstand strategisch und ökologisch verwendet werden oder die gleichzeitige Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten meinen. So wird nach der Finanz- und Weltwirtschaftskrise darauf verwiesen, dass der Mittelstand mit seiner Nachhaltigkeit für den schnellen Wiederaufstieg Deutschlands entscheidend verantwortlich sei. Nachhaltigkeit kann speziell sozial sein (social compliance - Erhalt langfristiger Beziehungen) oder auch finanziell (Erhöhung des Eigenkapitals, um die Abhängigkeit von Krediten zu verringern, Lösen von den Banken) sowie technologisch (optimale Anpassung an die Digitalisierung).
Finanzsektor und Nachhaltigkeit: Der Finanzsektor soll zukünftig auch Klimaschutzzielen unterworfen werden. Anleger und Investoren wollen für Nachhaltigkeit Rendite kassieren. Das ganze läuft unter dem Motto "Nur grünes Geld ist gutes Geld" (vgl. WiWo 17, 18.4.2019, S. 28). So wird auch der DAX einem Nachhaltigkeits-Check unterworfen. Äußerst positiv werden Allianz und Münchener Rück bewertet. Sehr positiv sind SAP, Infineon, und Deutsche Börse. Positiv Merck, Wirecard, Deutsche Telekom, Henkel, Siemens, Adidas, Deutsche Post, Neutral Covestro, Continental, BMW, FMC. Negativ werden die restlichen unternehmen bewertet. Quelle: Globalance Footprint. Ebenso werden Investitionen in ihrer positiven Wirkung auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft bewertet: 2018 wurden 2900 Milliarden Euro investiert. Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen.
Stakeholder-Kapitalismus: Engagement für Klimaschutz soll nicht nur Aktionäre bereichern, sondern auch Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Kommunen. Kalifornien in den USA gilt als Beispiel.
Nachhaltiges Wachstum: Orientierung an sozialen und ökologischen Vorgaben. Neue Wachstumsstrategie mit Chancengerechtigkeit. Ziel ist die intergenerationelle Gerechtigkeit. Danach dürfen künftige Generationen nicht durch die Lebensweise der gegenwärtigen Generationen beeinträchtigt werden. Vgl. Hauff, M. v.: Nachhaltiges Wachstum - ein anderer Weg, in: WISU 12/2015, S 1353ff.
Konstitutive Elemente der Nachhaltigkeit nach der Brundtland-Kommission: Bericht von 1987. Benannt ach der Vorsitzenden der UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. 1. Bedürfnisorientierung. 2. Intergenerative Gerechtigkeit. 3. Intragenerative Gerechtigkeit. 4. Integrativer Aspekt.
Massive Veränderung der Wirtschafts- und Lebensweise: In den Jahren 2018 und 2019, in denen sich immer drastischer die Folgen der Klimaerwärmung zeigen, wird deutlich, dass die Ökologie nicht dem Markt und der Wachstumsideologie unterworfen werden kann. Es bedarf grundlegender Maßnahmen, in erster Linie global.
Vier Leitlinien bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit: Verantwortungsprinzip, Kreislaufprinzip, Kooperationsprinzip, Stakeholder-Prinzip.
Öko-Update: ökosoziale Transformation moderner Gesellschaften (NGOs, Bürgerinitiativen, Universitätsinstitute, Konsumenten) plus ökonomische Transformation (Thema vom Kopf (Bewusstsein) auf die Füße (Wirtschaft) stellen. Veränderung des Kapitalismus.
Manipulation der Natur, um die Klimakatastrophe abzuwenden: So gibt es immer wieder Diskussionen, den CO2-Ausstoß über Filter zu beeinflussen (Algen in Ozeanen, Bäume). Als eine besondere Warnung gilt Maos Spatzenkrieg in China. 1957 machte Mao die Spatzen für zu geringen Ernteertrag verantwortlich. Also rief er zum Spatzenkrieg auf. Die Vögel sollten gejagt werden, indem sie durch Lärm nirgendwo hinsetzen konnten und erschöpft vom Himmel und dann erschlagen werden konnten. Ca. 2 Milliarden Spatzen kamen ums Leben. Dann wurden die Ernteausfälle noch größer, weil die Spatzen keine Getreideschädlinge mehr fraßen. Daraufhin importierte man wieder Spatzen aus Russland.
Innovationen: Erfindung neuer Produkte, z. B. mit KI, um ganz ohne Emissionen auszukommen. Das wäre die wirksamste Umweltpolitik. Auf Flugreisen oder Kreuzfahrten zu verzichten oder kein Fleisch zu essen kann das Problem nicht grundsätzlich lösen, sondern ist eher symbolisch. Vgl. Interview mit Hans von Storch, Der Spiegel Nr. 15/6.4.2019, S. 35.
Die Grünen/ Bündnis 90: Vertreten als Partei Umweltziele. Die Gründungsbewegung entsteht in den 1970er-Jahren des letzten Jahrhunderts aus der Bewegung gegen Kernkraft als Protestpartei. 1983 erstmals im Bundestag. 1985 Joschka Fischer als hessischer Umweltminister mit Turmschuhen. 1993 Zusammenschluss mit dem ostdeutschen Bündnis 90. 1998 Eintritt in die Bundesregierung. 2011 wird das wichtigste Ziel erreicht: nach Fukushima Ausstieg aus der Kernenergie. Kretschmann Ministerpräsident in Baden-Württemberg. 2018 in Umfragen zweitstärkste Partei mit 19%. Schon zweitstärkste Partei in Bayern mit 17,5%. Auch 2019 bleiben die Grünen zweitstärkste Partei in Deutschland. Die Vorsitzenden Baerbock und Habeck werden mit großer Mehrheit wieder gewählt. Die Grünen wollen gestalten und führen, also Verantwortung übernehmen. 2020 kommt ein neues Grundsatzprogramm der Partei. Es soll den Weg zur Volkspartei öffnen. Es soll im Herbst 2020 beschlossen werden. Die Partei flirtet immer heftiger mit der Wirtschaft (man baut systematisch Verbindungen auf, viele Spitzen-Grüne sind in die Wirtschaft gegangen). Sie ist auf dem Weg zur neuen FDP. Am 21.11.20 beginnt ein virtueller Parteitag der Partei. Es soll ein neues Grundsatzprogramm beschlossen werden. Die Grünen wollen in die Regierung. Deshalb wollen sie ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis stellen. Alte Positionen werden geräumt (Gentechnologie). Veräußerungsgewinne und Verschuldung werden diskutiert. Man sagt der Volksabstimmung ade. 2021 erhalten die Grünen einen Geldsegen. Sie erhalten 500.000 €, so viel wie nie. Im März 2021 legt man einen Entwurf für das Wahlprogramm 2021 vor: "Alles ist drin". Die soziale Marktwirtschaft soll weiterentwickelt werden. Annalena Baerbock wird im April 2021 zur Kanzlerkandidatin nominiert. Im Wahlkampf 2021 zur Bundestagswahl können sich die Grünen nur noch selber schlagen. Falsche Radikalität (gepaart mit Intoleranz) und Gesinnungspolitik (Boris Palmer) könnten den Erfolg gefährden. Können die Grünen ihr Wahlprogramm umsetzen, wird das allerdings teuer. Nicht alle Kosten lassen sich bereits beziffern. Sie sollen durch Schulden und Steuern ausgeglichen werden. Auf dem Parteitag am 12./13.6.21 (virtuell werden das Bundestagswahlprogramm und die Kanzlerkandidatin Baerbock bestätigt). Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier trifft die Grünen ins Mark. Damit könnte der Öko-Partei der Bruch mit der Basis drohen. Sie haben die Symbolik unterschätzt. Auch das Heizungsgesetz schadet den Grünen stark. Sie müssen mit ihrem Image als Regierungsschreck kämpfen. Die Partei steht vor einer Bewährungsprobe (fliegt in Hessen aus der Koalition). 2024 nehmen Hass und Gewalt gegen die Grünen dramatisch zu. Die Partei ist immer stärker von Übergriffen betroffen. Im Visier ist besonders stark die Grünen-Chefin Ricarda Lang. Die Partei steckt auch 2024 in einer Abwärtsspirale aus Orientierungslosigkeit und Verunsicherung. Im September 24 tritt die Grünen-Spitze zurück und setzt damit die Ampel unter Druck. Der Parteivorstand wird im November 24 neu gewählt. Es kandidieren Franziska Brantner und Felix Banaszak. "Wir definieren uns nicht über Ideologien, sondern über Werte, die und wichtig sind", Parteichefin Annalena Baerbock 2018. Ende November 2020 soll ein neues Grundsatzprogramm in Frankfurt beschlossen werden (hier wurden die westdeutschen Grünen 1980 gegründet). Über eine Namensänderung soll noch nicht abgestimmt werden. Da Habeck und Baerbock 2022 Minister sind, müssen neue Vorsitzende gewählt werden. Es kandidieren Ricarda Lang und Omid Nouripour.
Die AfD: Sie entdeckt immer mehr (2019) die Umweltpolitik für sich. Sie leugnet, dass der Mensch für die Klimakrise verantwortlich sei. Sie schürt die Furcht vor dem Ende der Autoindustrie. In der deutschen Bevölkerung wächst allerdings das Problembewusstsein für Umwelt und Energiewende.
CDU/ CSU: Programm für die Bundestagswahl im Herbst 2021, das im juni 2021 vorgestellt wird. Im Jahre 2045, soll Deutschland klimaneutral sein. Bei der Mobilität setzt man auf eine moderne Verkehrssteuerung und für Verlagerung von Gütern auf Bahn und Binnenschiffe. Beim Straßenverkehr setzt die Union auf Elektromobilität und synthetische Kraftstoffe. andere sollen nicht verboten werden. .
Umweltbundesamt: 1974 als zentrale Umweltbehörde in Deutschland gegründet. Es arbeiten ca. 1500 Personen dort an 13 Standorten; die Zentrale ist seit 2005 in Dessau (vorher in West-Berlin). Das Amt unterhält ein Frühwarnsystem, sammelt Daten, informiert die Öffentlichkeit und sorgt für die Implementierung von Umweltgesetzen.
Lobbying Verkehr und Mobilität: Verband der Automobilindustrie (VDA), Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Verkehrsforum, Pro Mobilität, ADAC, Allianz pro Schiene, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), Autoclub Europa (ACE), Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Lobbyismus bei Erneuerbaren Energien: 1. Energiebranchenverband BDEW. Er wird 2021 von der früheren Grünen-Abgeordneten Kerstin Andreae geleitet. 2. Solarverband BSW. An der Sitze steht 2021 der Grüne Jörg Ebel. 3. Solargenossenschaften und Windparks: Verband BEE. Hier leitet 2021 die frühere Grünen-Chefin Simone Peter.
Wohlstands- und Nachhaltigkeitsgesetz: Experten fordern eine Ablösung des bald 50 Jahre geltenden Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes. Die Wirtschaftspolitik hat neue Herausforderungen. Man brauchte also neue Zielsysteme in einem Gesetz. Darin müssten fiskalische, soziale und ökologische Ziele der Nachhaltigkeit enthalten sein. Vgl. Koll, Willi: Vom Stabilitäts- und Wachstumsgesetz zum Wohlstands- und Nachhaltigkeitsgesetz, in: Wirtschaftsdienst 2016/1, S. 40ff. Der Umweltschutz ist bisher weder im Grundgesetz noch in einem sonstigen Gesetz. Vielleicht will die Politik das auch nicht. Klimaschutz ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, vor allem finanziell. Dadurch wird der Wohlstand in Deutschland, verstanden als Konsummöglichkeiten, sinken. Die Bevölkerung müsste also für den Klimaschutz verzichten. Diese Wahrheit will die Politik nicht auftischen. Vgl. Fuest, C. im Interview im HB, 28.3.23, S. 5.
Klima- und Umweltschutz im Grundgesetz: Es hat immer wieder Vorstöße gegeben, Klima- und Umweltschutz im Grundgesetz zu verankern. Andere Politiker sind der Ansicht, ein Klimaschutzgesetz, das im Herbst 2019 auch kommen soll, zu machen.
Demokratie: Herrschaft des Volkes (griechisch). Doch die Frage ist, was das Volk umfasst. In der ersten Demokratie in Athen durfte nur ein Viertel des Volkes entscheiden (ohne Frauen, Sklaven und "Fremde"/Banausen). Bis 1818 durften in Deutschland nur die Männer an die Urnen. In Südafrika hatten eine lange Zeit nur Weiße das Wahlrecht. Man sollte also immer genau hinsehen, wer das Volk gerade ist. John Stuart Mill, der große englische Ökonom, hat schon erkannt, dass eine funktionierende Demokratie erfordert, dass die Bürger gebildet sind. Heute wird in Anbetracht der Wahl von Trump in den USA oder der Brexit - Entscheidung der Briten bzw. der Mehrheit für eine Präsidialverfassung in der Türkei diese These wieder sehr aktuell. Außerdem fällt immer mehr ins Gewicht, dass totalitäre Systeme in einer komplexen, globalisierten Welt wesentlich schneller agieren können (ein Tabu-Thema). Wenig diskutiert wird auch die Macht schrumpfender Parteien mit nur noch wenigen Mitgliedern in der Demokratie. Problematisch ist auch die Mehrheit älterer Menschen ("Silver Hairs"), die ihre Interessen durchsetzen können. Vgl. Merkel, Wolfgang/ Ritzi, Claudia (Hg.): Die Legitimität direkter Demokratie, Wiesbaden 2017. Volksentscheide können nicht in jedem Falle Demokratie ersetzen. Sie sind nicht immer frei von Willkür (ganz wichtig ist die Abgrenzung der Abstimmenden; z. B. die Stuttgarter gegen 21 und die Baden-Württemberger dafür). Deshalb führen sie nicht zu unumstrittenen Ergebnissen. Ähnlich problematisch sind Entscheidungen der Parteimitglieder. Das Demokratiemodell gerät auch dadurch unter Druck, weil in autokratischen Staaten der Wohlstand oft höher ist (VAE, Saudi-Arabien). In Ländern wie China, Russland und der Türkei bauen Autokraten ihre Macht aus. Der Parlamentarismus scheint für die Umweltpolitik zu langsam zu sein. Die Klimakehrtwende scheitert immer wieder. 2018 bildet sich in Deutschland eine Hochschul-Initiative "liberale Demokratie". Es gibt 10 Gründungsmitglieder. Es sind auch Professoren aktiv, die keine Verbindung zur FDP haben. "Der Fukuyama-moment, als 1989 das Ende der Geschichte erreicht schien, ist verraucht. Die Attraktivität westlicher Werte hat nachgelassen, auch in der atlantischen Welt", Jens Hacke, Prof. für politische Theorie in Greifswald 2018. Vgl. auch Adam Tooze: Crashed, München (Siedler) 2018. Er stellt einen Zusammenhang zwischen der Finanzkrise 2008, dem Niedergang der liberalen Demokratie und der deutschen Verantwortung her.
Individuelles Handeln für den Umweltschutz: Das Handeln muss sich von Grund auf ändern nach dem Motto "Global denken, lokal handeln". Klima-Aktivismus hat das Recht, sich Gehör zu verschaffen. Wir müssen an unsere zukunft dnekn, insbesondere für die Jugend. Wir sitzen alle im selben Boot, brauchen also kollektive Veränderungen. Wir sollten anders reise, uns nachhaltig ernähren, elektrisch fahren und zusammen fahren (Öffentlicher Verkehr). Vgl. O. V.: Simply Klimawandel, München 2023.
Umweltbewegung: In Deutschland kommt nach der Friedensbewegung in den Siebzigern ab 1980 eine politische Umweltbewegung. Als Partei etablieren sich die Grünen. Nach den Landtagen in Hamburg, Hessen und Niedersachsen dann 1983 erstmals im Bund.
Utilitarismus: Eine Handlung wird immer nach ihren Folgen beurteilt. Führt sie zu mehr Glück als Leiden ist sie gut. Wären alle Menschen Utilitaristen, brauchte man keine Umweltpolitik. Als Beispiel gilt Peter Singer, der Gründungsvater der Tierrechtsbewegung.
Nichtregierungsorganisationen (engl. NGO): Sie spielen in der Umweltpolitik eine große und wichtige Rolle überall auf der Welt (z. B. BUND, Greenpeace, Pollicia). Schon lange gibt es den Verdacht, dass unabhängige Initiativen von Fast-Food-Ketten, Tabakkonzernen und anderen Unternehmen genutzt werden. Zum Teil kassieren diese auch Steuergeld. Die Geldgeber bleiben trotz Transparenzregister im Dunkeln. Vgl. z.B. die umfangreiche Liste bei Links (Umwelt). Die NGOs treiben mittlerweile Politik und Wirtschaft vor sich her. Der Europäische Rechnungshof kritisiert 2019 die EU - Finanzierung von NGO.: Mit zweierlei Maß, Transparenz. 2015 nimmt die chinesische Führung mit einem neuen Gesetz ausländische Nichtregierungsorganisationen (NGO) ins Visier (z. B. Registrierung beim Sicherheitsapparat, nicht nur vom Ausland finanziert, Hälfte der Mitarbeiter Chinesen). Starke Behinderungen gab es auch in letzter Zeit in Russland und Ägypten. Die Deutschsche Umwelthilfe hat folgendes Finanzierungsmodell: 34% Spenden und Sponsoring, 30% Marktüberwachung (kostenpflichtige Abmahnungen, Verstöße gegen Umweltgesetze), 20% öffentliche Zuschüsse, 16% Sonstiges (von der Basis 8,1 Mio. €; Quelle: DUH - Jahresbericht, Daten für 2016). Bei Abmahnungen gab es 2018 geringere Einnahmen. die Umweltverbände in Deutschland haben mittlerweile (2019) mehr Mitglieder als die Parteien.
Unternehmen als Umweltaktivisten: Banken, Versicherer und Fonds werden zu Umweltaktivisten. Sie erhöhen den Druck auf börsennotierte Unternehmen, ihre Klimarisiken offen zulegen. 32 Billionen Dollar Kapital sind von 310 Großinvestoren in der Initiative "Climate Action 100".
Unternehmen/ Stiftung 2: Im September 2019 bringt die deutsche Wirtschaft konkrete Vorschläge zum Klimaschutz ein. 1. Verkehr: Bestehende Anreiz- und Förderprogramme für E-Autos müssen ausgebaut werden. 2. Industrie: Es sollte in europäischer Industriestrompreis kommen. 3. Gebäude: Die Regierung soll die Sanierungsrate auf 2 bis 3 Prozent steigern bis 2030. 4. Klimaschutz soll zum Geschäftsmodell werden.
Deutsche Umwelthilfe (DUH): Sie betreibt Umweltpolitik mit Abmahnungen. Diese treffen Unternehmen, die sich nicht an die Umweltvorschriften der EU halten. 2014 nahm die Organisation so 2,3Mio. € ein. Es gibt Bestrebungen von Betroffenen (Immobilienmakler, Elektrohändler, Autohäuser), dass die EU-Kommission dem einen Riegel vorschiebt. Parteien, wie z. B. die CDU, erwägen, dem Verband die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Die DUH lebt auch von Spenden. Sie will die Liste der Spender nicht offen legen. Zu diesen soll z. B. die japanische Firma Toyota gehören. Der Bundesgerichtshof bestätigt im Juli 2019 die Arbeitsweise. Die Umwelthilfe kann auch in Zukunft ungehindert abmahnen und klagen, wenn Unternehmen gegen Verbraucherschutz-Vorschriften verstoßen.
"Fridays for Future": Schüler, Studenten demonstrieren weltweit einmal pro Woche am Freitag für Umwelt- und Klimaschutz. Gallionsfigur der Bewegung ist die junge Schwedin Greta Thunberg. Mittlerweile gibt es eine Reihe weiterer Bewegungen für Klimaschutz. Anfang August 2019 diskutiert der Vorsitzende des SRW Schmidt mit den Aktivisten in Dortmund. Im August 2019 macht Greta Thunberg eine klimaneutrale Reise nach New York zum Weltklimagipfel. Viele Gegner tun das als Spinnerei ab, weil die Flüge des Teams höhere Umweltbelastungen mit sich bringen. Greta braucht zwei Wochen für die Reise. Am 20.09.2019 finden wieder weltweit Demonstrationen für Klimaschutz statt (Beginn des UN-Gipfels). Die Bundesregierung will ihr Klimapaket verkünden. Vgl. Rucht, Dieter/ Sommer, Moritz: Fridays for Future. Vom Phänomen Greta Thunberg, medialer Verkürzung und geschickter Mobilisierung: Zwischenbilanz eines Höhenflugs, in: Internationale Politik, 2019, Juli/ August, S. 121-125. Rucht, Dieter: Jugend auf der Straße. Fridays for Future und die Generationenfrage, in: WZB Mitteilungen 165, September 2019, S.6ff. Doch die Bewegung geht weltweit weiter, vor allem wieder stärker vor dem Weltklimagipfel in Madrid. Die größte Demonstration in Deutschland findet in Berlin statt. 2020 will sich Greta Thunberg mit einer Stiftung die Markenrechte an ihrer Bewegung sichern. In der Pandemie verliert die Bewegung ihren Schwung. Vor der Bundestagswahl am 26.9.21 finden am 24.9. wieder viele Demos in Deutschland statt. Greta Thunberg ist in Berlin dabei. Sie bezeichnet Deutschland als "einen der größten Klima-Bösewichte". 2023 leben die Demonstrationen wieder auf. Im September 23 ist schon der 13. globale Klimastreik. Luisa Neubauer scheint der führende Kopf in Deutschland zu sein. Greta Thunberg ist 2023 immer umstrittener, weil sie im Gaza-Krieg einseitig Partei für die Palästinenser ergreift. Ihr Blick auf Israel ist kalt und distanziert. Als Noch-Idol spaltet sie jetzt die Klimabewegung. Mannheim schickt als erster Ort in Deutschland Bußgeldbescheide an die Familien protestierender Schüler. Diese werden aber wieder aufgehoben. 2020 gibt es innerhalb der deutschen Friday-for-Future-Bewegung Unmut über den Umgang mit Finanzen.
Greta-Effekt: Nach Greta Thunberg benannt. Bürger handeln bewusst im Sinne des Umweltschutzes. Das Umweltbewusstsein sorgt für mehr Klimaschutz. Zum Beispiel, wenn immer mehr Bürger mit der Bahn nach Paris fahren statt das Flugzeug zu nehmen. 2023 spricht man von der Greta-Frage: Es geht um die Haltung zum Gaza-Krieg und zu Israel.
Extinction Rebellion: Rebellion gegen das Aussterben. Sie führen auch Blockaden weltweit durch. Die Organisation wurde 2018 in London gegründet. Sie organisiert 2019 Demonstrationen auf der ganzen Welt. Handlungsmaximen sind Gewaltlosigkeit, Respekt gegenüber anderen, Verzicht auf Drogen und Vermummung bei Aktionen. Auf Verhaftungen scheint man es wegen der großen Publizität anzulegen. Zentrum der Proteste ist Berlin. Im April 23 kommt es zu 60 Festnahmen.
Letzte Generation: Klimaschutzgruppe bzw. Klimaaktivisten (in mehr als 50 Orten). Sie kleben sich auf der Straße fest und stoppen Autofahrer. Sie blockieren auch Autobahnen. Einmal wird ein Krankentransport gestört (Radlerin für hirntot erklärt). Sie besprühen auch Bilder in Museen oder machen Attacken auf Parteizentralen. In bestimmten Fällen gibt es Gefängnisstrafen. Im Dezember gibt es eine Razzia gegen die Klimaaktivisten. Sie erfolgt in mehreren Bundesländern. Im Mittelpunkt stehen Attacken auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt. Mitbegründer ist Henning Jeschke. Vgl. sein Interview im Spiegel Nr. 2. 7.1.23, S. 16ff.. Im Januar 2023 kündigt die Letzte Generation Störungen in jeder Stadt an. Ab 6. Februar soll es losgehen. Es wird ein "Gesellschaftsrat" gefordert. In Berlin will man gegen das Klimagesetz protestieren. "Klebewochen" könnten Berlin im Frühjahr 23 lahm legen. Die radikale Bewegung fügt den Grünen schweren Schaden zu. 2024 will sich die Letzte Generation nicht mehr ankleben. Im September 2023 fängt eine Viernheimer Firma an, Klimakleber-Figuren für den Modellbau zu vertreiben. Die Mehrheit der jungen Generation sitzt allerdings gern hinter dem Steuer. Die Anti-Auto-Jugend ist eine Mär. Vgl. Der Spiegel 46/ 11.11.23, s. 40f.
Weitere Bewegungen für Klimaschutz: 1. Ubitricity: Gründer F. Pawlitschek. Elektroautos an Straßenlaternen aufladen. 2. Beyond Meat: Ethan Brown. 51% der Treibhausgase von Massentierhaltung und sehr viel Wasserverbrauch. 3. Vaude. Antje von Dewitz. Bekämpfung von unfairer Produktion. 4. Climeworks. Gebald, Wurzbacher. Filteranlagen, die CO2 aus der Luft saugen. Transport in Treibhäuser. Später daraus Treibstoff. 5. Green City Solutions: Sänger u. a. aus Berlin. Moos filtert von Natur Schadstoffe aus der Luft. 6. Mark van Baal. "Follow this". Kauf von Anteilen an Firmen, um diese zum Klimaschutz zu zwingen. 7. Alexandra Ocasio-Cortez. Demokratische Politikerin in den USA. Green New Deal. Klimaneutrale US-Ökonomie. 8. Felix Finkbeiner. Bäume pflanzen. Bis 2017 waren eine Milliarde geschafft. Hinzu kommen die traditionellen Gruppen: Greenpeace, BUND, WWF.
Klima-Fonds von Jeff Bezos: Er baute den global operierenden und heute führenden Handelsriesen Amazon auf. Bezos Vermögen wird 2020 auf 130 Mrd. Dollar geschätzt (Forbes). In Seattle hat er ein hochmodernes Hauptquartier errichtet. Seattle ist aber auch ein Zentrum der Klimabewegung der USA. So ist der Druck aus der eigenen Belegschaft immer mehr gewachsen, etwas für den Klimaschutz zu tun. So gründet Bezos 2020 einen Klimaschutz-Fonds, den er mit 10 Mrd. Dollar ausstattet.
Bill & Melinda Gates Foundation (2020 50 Mrd. Dollar; größte Privatstiftung der Erde; 1994 angefangen, 2000 gegründet; 20 Jahre nach dem Tod muss das Geld ausgegeben sein; Entwicklung in armen Ländern, Klimaschutz, Bildungs- und Gesundheitsbereich). Ab 2021 sollen jährlich 110 Mrd. $ in den Klimaschutz investiert werden, fünfmal so viel wie bisher. Man macht eine eigene Klima-Agenda. Dabei setzt man auch auf umstrittene Technologien: 1. Kernkraft ist noch unerlässlich. 2. Nachträgliche Abscheidung von CO2. 3. Grüner Wasserstoff. 2021 lassen sich Bill und Melinda scheiden. Die Frage ist, wie sich das auf die Stiftung auswirkt.
Hal Harvey (Hewlett Foundation): Er ist der mächtigste Grüne der Welt. Er ist Ideengeber und Gründer zahlreicher Stiftungen, die als Geldgeber über finanzielle Unterstützung auch die europäische Klimapolitik beeinflussen. Kern ist die Hewlett Foundation (seit 1966, heute 13 Mrd. $). Von da aus werden gelenkt: Climate Imperative Foundation, Energy Foundation und Climate Works Foundation. Hinzu kommt die European Climate Foundation (seit 2008). Harvey kontrolliert in Europa folgende Organisationen: ICCT (Forschungseinrichtung), Transport & Enrironment, Agora Energiewende, Agora Verkehrswende, Clean Energy Wire. Vgl. Tatje, Claas: Der mächtigste Grüne der Welt, in: Die Zeit Nr. 25/ 15. Juni 2022, S. 26f.
Vgl. dazu auch folgendes Buch: Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern. Welche Lösungen es gibt und welche Fortschritte nötig sind, München (Piper) 2021. Um die globale Erwärmung zu stoppen und den Klimawandel zu verhindern, müssen die Menschen aufhören, der Atmosphäre Treibhausgase zuzuführen. Gates beschreibt konkret die Werkzeuge, die wir heute dazu nutzen können: Stromerzeugung, Industrieproduktion, Landwirtschaft, Transport und Verkehr, Kühlen und Heizen. Er hat auch einen Plan zur Dekarbonisierung. Er geht auch auf fünf konkrete Fragen ein: 1. Um welchen Anteil dieser 51 Mrd. Tonnen geht es? 2. Welchen Plan haben wir für Zement? 3. Von wie viel Leistung reden wir? 4. Wie viel Platz braucht das? 5. Wie viel wird das kosten? Wichtig ist der Begriff Ökozuschlag ("Green Premium"). Das sind zusätzliche Kosten, die wir für klimaneutrale Ersatzprodukte zahlen müssen.
Das größte Koordinationsproblem der Menschheitsgeschichte: Ein nationaler Alleingang in der Klimapolitik wäre sinnlos und teuer. Deutschland trägt mit seinem CO2-Ausstoß mit einem Anteil von 2% am Weltausstoß bei. Also muss es eine globale Koordination mit einem globalen CO2-Preis geben. Seit Trump bremsen die USA, versteckt stehen hinter ihm auch Brasilien, die Türkei, Saudi-Arabien und Australien (aus unterschiedlichen Motiven). Vielleicht könnte man sich einmal auf ein gemeinsames Ziel einigen, wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Es fehlt aber die gemeinsame Verpflichtung. Einziger Ausweg wäre ein globaler CO2-Preis (Flexibilität, Transparenz, Kontrolle). Vgl. auch Ockenfels, Axel: Das größte Koordinationsproblem der Menschheitsgeschichte, in: WiWo 27, 28.6.2019, S. 41.
Weltrepublik für die Lösung der globalen Umweltprobleme: 1794 starb der französische Anarchist Cloots durch die Guillotine. Er forderte vor mehr als 200 Jahren ein Parlament für die ganze Menschheit. Sein Fernziel war die politische Einheit des Planeten. "Lang lebe die Weltrepublik", Cloots. Er schrieb 1793 das Werk "Die Republik des Menschengeschlechts". Eine parlamentarische Versammlung der UN könnte der erste Schritt sein. Vgl. auch: Bummel, A./ Leinen, J.: Das demokratische Weltparlament, Dietz-Verlag 2017.
Öko-Diktatur (Der neunte Arm des Oktopuss, Dirk Rossmann, 2020): Russland, China und die USA bilden eine Allianz, um den Klimawandel zu stoppen. Das ist die letzte Chance für den Planeten. Erderwärmung, Bevölkerungsexplosion und Aufrüstung sollen auf einen Schlag gelöst werden.
Komplementarität wirtschaftspolitischer Ziele: Klimaschutz und Konjunkturpolitik kann man verbinden. Dies zeigen z. B. grüne Elemente in den Konjunkturprogrammen in der Weltwirtschaftskrise. Auch Umweltschutz und Vollbeschäftigung können sich ergänzen. Hier wird häufig auch ein Zielkonflikt konstatiert. Dies gilt auch für die Ziele Umweltschutz und Preisniveaustabilität. Für klare und differenzierte Aussagen fehlen allerdings die Forschungen.
"Green Economy": Steht für ein umweltpolitisches Konzept, dass über Innovationsdruck und Markteinführungshilfen die "grünen" Produktionsbereiche ausbauen will. Die kapitalistische Wirtschaft soll zu einer nachhaltigen Wirtschaft transformiert werden. Die wirtschaftliche Dynamik soll soziale und ökologische Gerechtigkeit zusammenführen. Es ist die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Nachhaltiges Wachstum braucht aber länger, bis es Rendite abwirft. Die Globale Finanzindustrie muss mitmachen.
"Green-New-Deal": Es gibt viele Bemühungen, die Gesellschaft nachhaltiger auszurichten. Es geht um eine ökologische Modernisierung. In gewisser Weise ist das aber eine Ideologie. Sie liefert der Konsumgesellschaft ein Alibi. Der Wandel zum Weniger soll aufgeschoben werden auf unbestimmte Zeit. Der materielle Raubbau wird teilweise sogar verschärft, indem verschont gebliebene Naturgüter und Landschaften einer "grünen" Verwertung zugeführt werden. Vgl. Nico Paech: Wohlstand im Widerspruch, in: agora 42, 2018, S. 9ff.
Nirwana-Approach: von Harold Demsetz. Real existierende, unvollkommene Zustände werden mit theoretischen Idealen verglichen. Besser ist es, real existierende Situationen zu vergleichen. Der Nirvana-Approach hat meist drei logische Fehlschlüsse: "the grass is always greener fallacy, the fallacy of free lunch, people could be different fallacy".
Verhaltensökonomie/ Paternalismus 2.0: Zunehmend setzt die Mikroökonomie auf das Verhalten. Diese Richtung findet auch immer mehr Einzug in die Politikberatung und Umweltökonomie. Richard Thaler aus Chicago beschäftigt sich mit "Nudge" (Anstupsen), das psychologisch der Staat das Verhalten von Menschen beeinflussen kann. Gruppendruck lässt sich ausnutzen, um die Menschen zum Beispiel zum Energiesparen zu bewegen. Auch bei dem Ausbau des Stromnetzes sollen Erkenntnisse der Verhaltensökonomie eingesetzt werden: Anrainer geplanter Stromtrassen sollen sich finanziell am Bau neuer Stromautobahnen beteiligen können. Bis zu fünf Prozent Zinsen sollen garantiert werden. Es wird auch untersucht, welche Anreize die Kooperation beim Klimaschutz erleichtern. Das kann bis zu "Economic Engineering" gehen.
Nudge (Nudging) als zentrales Element: Zentraler Fachbegriff aus der Verhaltensökonomik. Er wurde von R. H. Thaler (Nobelpreis 2017) and C. R. Sunstein eingeführt (vgl. Dieselben: Wie man kluge Entscheidungen anstößt, 2009/ USA 2008; ebenso D. Kahnemann: Schnelles Denken, langsames Denken, München 2012, USA 2011). Kahneman führt folgende Bausteine ein: Zwei Selbste, Econs und Humans, Zwei Systeme. "Nudge" ist das Gegenteil eines Verbots oder eines Befehls. Es geht um kluge, durchdachte Entscheidungshilfen und -anstöße. Damit ist die Kraft, Menschen zu beeinflussen, größer. Beispiele bei Thaler sind eine Fliege im Urinal oder Obst in Griffnähe. Bei total freien Märkten kann Nudge zum Desaster führen, weil die Menschen keine guten Entscheider sind (Argument für die Regulierung von Gesundheitsmärkten). Der Begriff spielt heute auch in der Marketing-Kommunikation eine große Rolle. Die bekannteste Art von Nudges sind Standardvorgaben, die Defaults. Diese sollen Menschen in eine bestimmte Richtung "stupsen". Nudges können die Entscheidungen von Menschen verbessern, wie sie in Form gut aufbereiteter Informationen angeboten werden. Sie können auch die Selbstbindung verstärken (Selbstkontrollprobleme reduzieren; z. B. durch Wetten). In der Praxis kann Nudging in der Wirtschaftspolitik (Gefahr: Verwaltungsfreude, Obrigkeitsdenken), bei Konsumente (Gefahr: Manipulation), in der Alterssicherung und beim Verbraucherschutz bewusst eingesetzt werden. So gesehen ist es sanfter Paternalismus und verhaltensökonomisch fundierte Ordnungspolitik. Die Frage ist, ob unvollständige Rationalität eine hinreichende Begründung ist. In Umweltpolitik kommt es oft zu falschen Verheißungen: Mit Nudging könne man die Umwelt retten, ohne dass es wehtut. So könnten wirksamere Maßnahmen unterbleiben (die effektiver, aber schmerzhafter sind). Das Nudging im Energiesparen scheint 2020 nicht mehr zu funktionieren. Vgl. Andoe, Mark/ Gerster, Andreas/ Peters, Jörg: Information Campaign for Residential Energy Conservation, Ruhr Economic Papers B71, 2020.
Weitere Aspekte der Verhaltensökonomie: Klimafreundliches Verhalten ist für den Einzelnen mit wahrnehmbaren Kosten verbunden. Die externen Effekte durch Umweltschädigung sind kaum wahrnehmbar. Also ist der Klima-Nutzen des Einzelnen kaum messbar. Klimafreundliches Verhalten ist immer Kooperation. Das fällt egoistischeren Menschen schwerer. Wichtig ist auch die diskontierte Zukunft: Der Nutzen fällt erst in der Zukunft an. Entschuldigungen sind schnell parat: Verharmlosung, Leugnung, Herabwürdigung. Vgl. Falk, Armin: Ich und das Klima, in: Die Zeit, Nr. 48, 21.11. 2019, S. 31.
Coase-Theorem in der Umweltökonomik: Das Coase-Theorem spielt auch eine Rolle in der Umweltökonomik bei der Internalisierung externer Effekte. Vorschlag von R. Coase: freiwillige Einigung von Schädiger und Geschädigtem bei Ausschaltung des Verursacherprinzips, weil negative externe Effekte reziprok sind, da beide das knappe Gut Umwelt beanspruchen . Für globale Fragen ist die Verhandlungslösung wohl ungeeignet, weil zu viele Akteure da sind.
Auktionsmärkte: Produkte werden im Rahmen eines formalen Bietprozesses ge- oder verkauft. Man unterscheidet Auktionen mit gemeinsamem Wert (gleicher Wert, aber unbekannt) und privatem Wert (persönlicher Wert bekannt). Versteigert werden in Zukunft wahrscheinlich auch Parkplätze. Autos und Stellplätze können digital vernetzt werden. Damit entstehen völlig neue Möglichkeiten (z. B. erzielte in Boston 2013 ein Parkplatz eine Viertelmillion Dollar). 2020 erhalten die US-Ökonomen Paul R. Milgrom und Robert A. Wilson (sein Lehrer) für die Verbesserung der Auktionstheorie den Wirtschaftsnobelpreis. Sie erfinden neue Auktionsformate und zeigen praktische Anwendungen. Unterschiedliche Formen (Fischereirechte, CO2-Zertifikate, Strompreise, Start- und Landerechte, Funkfrequenzen) haben unterschiedliche Auswirkungen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für Auktionen stieg in den 1990er Jahren. Da wurden Mobilfunkfrequenzen mithilfe von Auktionen vergeben. Zahlungsbereitschaften der Bieter waren von denselben fundamentalen Daten abhängig. Die Simultaneous Multiple Round Auction stellte ausgeklügelte Regeln zur Verfügung. Die zunehmende Digitalisierung ermöglicht immer komplexere Auktionsformate.
Umweltethik: Ethische Prinzipien sind ein wichtiger Bestandteil des Umweltbewusstseins. In allen Religionen wird der Mensch als Hüter der Natur gesehen. Häufig wird auf die Ethik zurückgegriffen, wenn alle anderen Methoden nicht funktionieren (Lückenbüßer). Ökonomische Signale sollten immer damit verbunden sein, wenn die Handlungsfolgen abzusehen sind (auch Transaktionskosten werden gespart). Der Umweltethik können vor allem Religionen (Hinduismus, Buddhismus) förderlich sein. Oft wird ein Konflikt zwischen Ethik und Wirtschaft gesehen. Die Väter der Ökonomie, vor allem Adam Smith als Theologe, bezogen die Ethik selbstverständlich ein. "Störe nicht den Himmel und verschmutze nicht den Luftraum", Hinduismus, Yajurveda, 5,43). "Natur und Umwelt zu schützen, um eine Welt des Friedens aufzubauen, ist die Pflicht eines jeden Menschen", Papst Benedikt XVI. Eklatante Verstöße gegen die Umweltethik fallen besonders bei Unternehmen auf. Im Herbst 2015 gerät VW in den USA in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Das Unternehmen hat in den USA Abgaswerte von Diesel-Autos massiv manipuliert. Mittels der Software wurde der Schadstoffausstoß bei Testes manipuliert. Es sind Strafzahlungen von über 18 Mrd. Dollar möglich. Hinzu kommen Sammelklagen von Kunden und Aktienbesitzern. Der Aktienkurs bricht zeitweise um 20% ein. Einen Tag später noch mal erheblich (insgesamt ein Drittel des Wertes verloren; zieht den DAX um 4% nach unten). 11 Mio. Fahrzeuge weltweit sind betroffen. VW gibt eine Gewinnwarnung heraus. Vorstandschef Winterkorn tritt zurück. Die Konzern- und Kontrollstruktur hat offenbar versagt. Vielleicht ist das Unternehmen zu groß geworden. Neuer Chef wird Matthias Müller von Porsche. Er verspricht schonungslose Aufklärung.
Anthroposophie: Rudolf Steiner (1862-1925), der im Jahre 2011 150 Jahre alt geworden wäre, ist der Begründer der Waldorfpädagogik. Er hat aber auch ganz wesentlich den ökologischen Landbau beeinflusst. Heute gelten als anthroposophische Unternehmen z. B. DM, Weleda und Demeter. Steiner übernahm Meditationstechniken aus Fernost und den Glaube an die Reinkarnation. Steiner schrieb auch Aufsätze zur Volkswirtschaftslehre. Seine politischen Ideen waren teilweise umstritten, weil sie Missinterpretationen ermöglichen (nationalistisch?). Über den Verdacht, dass er Nationalist und Rassist war, gab und gibt es eine intensive Diskussion. Steiner war auf jeden Fall ein Menschenfreund. Er war ein Denker der individuellen Freiheit mit Misstrauen gegen staatliche Eingriffe und Großsysteme. Vgl. Wolfgang Müller: Ein Menschenfreund, in: Die Zeit Nr. 7, 11.02,21, S. 50. Steiner entwickelte auch eine Gymnastik, die spezielle Übungen beinhaltet: Das sind 7 stärkende Übungen (Bejahung - Verneinung, Sympathie - Antipathie, Liebe - E, Hoffnung - U, R mit Beugen des Oberkörpers, H - A (Eurythmisches Lachen, A - Verehrung). Vgl. natur & heilen 4/2021, S. 22ff. Steiner gilt auch als Begründer einer biodynamischen Landwirtschaft (Kreislaufwirtschaft und kosmische Kräfte). Seine Vorträge dazu hielt er 1924, sie feiern also 2024 ihr hundertjähriges Jubiläum. Auch zur Düngung entwickelte er spezielle Ideen: Biologischer Dünger von tieren des Hofs. Hornmist: Ausgleichende Wirkung auf "Bodenatmung". Vgl. Die Rheinpfalz, 6.6.24.
Henry David Thoreau: Im 19. Jahrhundert entwickelte der amerikanische Schriftsteller einen Entwurf einfachen, echten Lebens. Er lebte als Einsiedler, war Konsumkritiker und Umweltschützer. Berühmt ist sein Buch "Walden: Life in the Woods, 1854". Es geht um Leben nur mit dem nötigsten. Heute ist daraus eine "Thin-House" - Bewegung entstanden. In den Niederlanden ist 2017 eine ganze Straße mit Minihäusern entstanden.
Fürst Pückler: Er gilt als der große deutsche Park- und Gartengestalter. Seine grünen Visitenkarten bestehen bis heute. Er schuf Anlagen in Bad Muskau, in Branitz (persönlichste Werk, Herz, Altersruhesitz) und in Babelsberg. Seine Devise war "Oasen in Sandwüsten anlegen". Er reiste in Europa herum, um sich Anregungen für seine Gärten zu holen.
Klaus Töpfer: Wahrscheinlich der wichtigste Politiker in Deutschland für den Umweltschutz. 1938 wurde er in Schlesien geboren, 2024 stirbt er in München. Er war Bundesumweltminister 1987 bis 1994 (CDU). 1988 durchschwamm er den Rhein, um seine Sauberkeit zu zeigen. 1992 erreichte er ein FCKW - Verbot. Er verhalf 1992 dem Umweltgipfel in rio de Janeiro mit zum Durchbruch. 1998 wechselte er als Exekutivdirektor beim Umweltprogramm der UN in Nairobi. Bis 2006 blieb er in Kenia. 2011 wurde er von Merkel als Co-Vorsitzender einer Kommission berufen, die nach Fukushima den Atomausstieg organisieren sollte. Er setzte sich immer für mehr ökologisches Profil der CDU ein.
Prinzipien der Umweltpolitik: Vorsorge, Verursacher, Kooperation, Gemeinlast. Diese Prinzipien stehen auch in der Rangfolge ihrer Aufzählung. "Der Umweltpolitik fehlt bisher noch der makroökonomische Ansatz", Achim Steiner, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms.
Äquivalenzprinzip: Gleichheit von Leistung und Gegenleistung (Gegensatz: Leistungsfähigkeitsprinzip, Rechtfertigungsgrundsatz der Besteuerung und der Gebühren bzw. Abgaben in der Umweltpolitik). Beispiel: Abwasserabgabe, die an den Wasserverbrauch gekoppelt ist.
Nachhaltigkeit (Sustainability): Im Kern die schonende Nutzung der Produkte eines regenerierbaren natürlichen Systems in einer Weise, dass dieses im Wesentlichen erhalten bleibt und sein Bestand nachwachsen kann. Die Idee ist ca. 300 Jahre alt und wurde erstmals von Carl von Carlowitz (1645-1714) in seinem Werk "Sylvicultura oeconomica" (1713) formuliert. Er ist der Vater der Forstwirtschaftslehre und lebte in Freiberg, Sachsen. Danach wird ein Wald nachhaltig genutzt, wenn nur so viel Holz eingeschlagen wird, wie nachwächst. Bereits im 15. Jahrhundert findet sich der Begriff in Forstordnungen (Speyer 1442). Heute ist der Begriff ein Modewort, der auf viele Bereiche angewandt wird. Z.B. wird häufig die gleichberechtigte Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Belange als "nachhaltig" bezeichnet. Mittlerweile kommt der Druck auch von den Kapitalgebern auf die Unternehmen, Nachhaltigkeit als Maßstab zu setzen. So wird es als Wert und als Maßstab für Erfolg etabliert. "Wer nachhaltig handelt, denkt an die Stabilität wirtschaftlicher, sozialer oder ökologischer Systeme übers Jahr hinaus. Er wird keine Strohfeuer entfachen", Franz Fehrenbach, Vorstandsvorsitzender Bosch, in: Handelsblatt, Nr. 253, 2010, S. 20. "Eine Welt, die Platz für die Öffentlichkeit haben soll, kann nicht nur für eine Generation errichtet oder nur für die Lebenden geplant sein; sie muss die Lebensspanne sterblicher Menschen übersteigen", Hannah Arendt (Vita activa oder Vom tätigen Leben, München 2020, S. 68.
Ökologie: "Die gesamte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt", Ernst Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen, Berlin 1866, S. 286. Er war Biologe und gilt als Begründer der Ökologie als Disziplin (1834-1919).
Intra- und intergenerationelle Gerechtigkeit: Spielt zunehmend als Prinzip eine Rolle. Es wird international an Konzepten gearbeitet: Planetary Trust, Helmholtz-Gesellschaft, Weltbank. Das Bundesverfassungsgericht bringt diesen Aspekt massiv in sein Klimaschutzurteil im Mai 2021 ein. "Ich bin davon überzeugt, dass die Wirtschaft auf konventionelle Art nicht zu retten ist. Das Nachkriegszeitalter endete politisch mit dem Fall der Mauer, soziökonomisch endet es mit dem gegenwärtigen Crash", Hans Joachim Schellnhuber, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, am 26.03.09 in DIE ZEIT, S.18.
Ordnungsrecht bzw. Verordnungen (Auflagen): Gesetzliche Vorgaben von Grenzwerten. Diese Maßnahmen sind in der Regel genauso effektiv, aber weniger effizient als marktwirtschaftliche Instrumente. Seit Ende 2009 darf die US-Umweltbehörde EPA Grenzwerte für Treibhausgase verhängen. Normalerweise entfernt man sich von solchen Instrumenten der Umweltpolitik.
Havanna-Effekt: Pauschale Verbote - wie z. B. das Heizungsverbot von Öl und Gas 2023 geplant - sorgen für diesen Effekt. Deutsche Haushalte werden versuchen, ihre Gas und Ölheizungen möglichst lange zu halten (wie die Kubaner ihre alten US-Autos aus den Fünfziger- und Sechziger-Jahren). Das zeigt sehr deutlich, die Ineffizient von ordnungsrechtlichen Maßnahmen.
Innovationen: Gemeint sind Sprung-Innovationen in der Umwelttechnologie. Die meisten Umweltexperten sind heute der Meinung, dass sie der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Klima- und Umweltpolitik sind. Der Staat kann Rahmenbedingungen setzen, die Mehrheit der Bürger müssen mit ihrem Umweltbewusstsein und -verhalten dahinter stehen. Aber es muss technologisch umsetzbar sein.
CO2-Preis und staatliche Preispolitik: Drei Möglichkeiten staatlicher Preispolitik. 1. CO2-Steuer. Auf jede ausgestoßene Tonne CO2 eine Steuer. Die Erhebung ist nicht einfach, weil es schwierig ist, Emissionen zu messen. Deshalb wird in der Regel auf den CO2-Gehalt der fossilen Brennstoffe rekurriert. Die Energiepreise erhöhen sich in der Folge. Dadurch entstehen Anreize, Energie effizienter einzusetzen. Es muss einen sozialen Ausgleich geben und Investitionen in moderne Technologien. 2. Emissionsobergrenzen. Dies wird mit einem Handelssystem verbunden. Die Menge wird in Zertifikate unterteilt. So entsteht indirekt ein Preis. Am besten wäre es, man würde die größten Emittenten China und USA mit ins Boot bekommen. Funktioniert am besten im Energiesektor. Schwierig im Verkehr und bei Gebäuden. 3. Implizite Preise. Die Unternehmen übernehmen die Kosten staatlicher Vorgaben. Die Unternehmen können den impliziten Preis schätzen. Im Oktober 2020 beschließt der Bundestag die Einführung einer CO2-Steuer. Sie wird auf fossile Energieträger erhoben. Das wird die Preise ab 1.1.21 erhöhen.
Emissionsgebühr: Eine Gebühr, die auf jede Emissionseinheit eines Unternehmens erhoben wird. In der Regel gibt es dann einen Emissionsgrenzwert, der gesetzlich die Höchstmenge eines Schadstoffes festlegt. Bei einer zweistufigen Gebühr muss sowohl für den Markteintritt als auch für die Nutzung gezahlt werden. "Pecunia non olet, Geld stinkt nicht", berühmter Ausspruch vom römischen Kaiser Vespasian, als er zur Finanzierung des Baus vom Kolosseum eine Latrinenabgabe einführte.
Zertifikate: Zertifikate sind handelbare Rechte zur Inanspruchnahme von Umweltgütern. Sie zeichnen sich durch eine größere Effizienz aus (bei gleicher Effektivität kostengünstiger). Die Umweltbehörde legt im Zuge der Ausgabe die Menge der Umweltgüter fest. Probleme bereiten die Kalkulation der Menge pro Region und der Wettbewerb beim Handel. London ist Zentrum des weltweiten Handels, dessen Chancen immer mehr Unternehmen erkennen. Ein erhebliches Problem liegt darin, ob man sie zuteilt oder versteigert. In Deutschland werden die Zertifikate an der Energiebörse in Leipzig gehandelt. Sinnvoll wäre es sicher auch, den Straßenverkehr einzubeziehen. Die Firmen bekommen dabei weniger Zertifikate zugeteilt als benötigt. So sollen sie zu Einsparungen gezwungen werden. Unternehmen, die Emissionen verringern, können Rechte gewinnbringend verkaufen. Es gibt auch Handel zwischen Staaten (in der EU) sowie Zusammenarbeit zwischen EU und US-Staaten. 2012 schließt sich Australien dem Emissionshandel an. Das Endziel ist ein globaler Markt. 2010 werden CO2-Rechte geklaut über gefälschte Zugangsdaten und Emails. Im Oktober 2003 ist die EU-Emissionshandelsrichtlinie in Kraft getreten. Einem "Grandfathering" - Ansatz folgend wurden den Betreibern von Großanlagen kostenlos Zertifikate zugeteilt. 2008 kommen neue Zertifikate bis 2012. Anfangs war der Preis mit 60 Cent pro t zu niedrig, in der nächsten Handelsperiode soll er über 20€ liegen. Die Industrie- und Stromfabriken erhalten ein festgelegtes Budget für den CO2-Ausstoß. Wer mehr benötigt, muss Rechte dazukaufen. Mittlerweile wurde eine Kooperation im Emissionshandel mit US-Bundesstaten, kanadischen Provinzen und Neuseeland vereinbart. Obama wird voraussichtlich bemüht sein, die Kooperation auszudehnen. Im Gegensatz zur ersten Handelsrunde dürfen die Teilnehmer jetzt auch Emissionsberechtigungen außerhalb der EU erwerben (Joint Implementation). Außerdem besteht die Möglichkeit zu Emissionsminderungen aus dem Clean Development Mechanism (CDM). Die Industrie der EU kann die Hälfte der CO2-Reduktionen im Ausland leisten. Ab 2012 werden auch die Fluggesellschaften, die die EU anfliegen, in den Emissionshandel einbezogen. Sie müssen Zertifikate für den Ausstoß von Kohlendioxid kaufen, den sie bei Starts und Landungen in Europa verursachen. Dies führt zu Streit mit den USA und China (Androhung von Handelskrieg). Strittig ist auch, wie der Handel ab 2013 funktionieren soll. Auch die Kraftwerksbetreiber und Osteuropa sind schwierig einzubeziehen. Die Produktionsunternehmen sollen zunächst ein Fünftel der Zertifikate ersteigern, 2020 100%. Im Januar 2011 muss der Handel für eine Woche ausgesetzt werden, wegen umfangreicher Betrügereien mit Verschmutzungsrechten und Sicherheitslücken im elektronischen Dateisystem. Um auf Fehlentwicklungen zu reagieren, hat die Kommission Mitte 2012 einen Vorschlag zur Änderung des Zeitplans gemacht. Oberstes Ziel des Handels mit Emissionszertifikaten ist Klimaneutralität. Endgültig können Zertifikate nur funktionieren, wenn es einen globalen Preis für Treibhausgase gibt. Es müsste also einen für alle verpflichtenden CO2-Preis geben. 2018 steigt der Preis für Zertifikate an bis auf ein Zehnjahreshoch. Die Reform der ETS zeigt Wirkung.
Zertifikate gehören zusammen mit Abgaben zu den Markt orientierten Instrumenten. Andere Instrumente der Umweltpolitik sind ordnungsrechtliche Auflagen, finanzielle Anreize (insb. Steuern) und Kooperationslösungen (freiwillige Selbstverpflichtungen). Wer keine Zertifikate kaufen will, muss zur Modernisierungsstrategie greifen. Mit den steigenden Preisen für CO2-Zertifikate werden Anreize gesetzt, ineffiziente Anlagen zu ersetzen. Mit dem Personal Carbon Trading liegt auch ein Konzept zur Errichtung eines Emissionshandels für private Haushalte vor. Im Januar 2010 hielt ich einen Vortrag über die Funktionsweise von Zertifikaten im Rahmen der Kinder-Uni. "Wenn du schnell gehen willst, geh alleine, wenn du weit gehen willst, geh zusammen", afrikanisches Sprichwort. Für Müll und Abwasser gab es die ersten Umweltgebühren in Deutschland. Beide steigen mit der Menge der Nutzung. Vor 170 Jahren (von 2013 aus) wurde in Hamburg die erste moderne Abwasserkanalisation Deutschlands gebaut. Die Rohre sind so gut geplant, dass sie teilweise heute noch in Betrieb sind.
Emissionshandel in der EU ab 2013: Die EU setzt eine Obergrenze fest, die jährlich um 1,74% reduziert wird. Große Emittenten (Zement-, Stahl-, oder Glashersteller) von CO2 erhalten einige kostenlose Emissionszertifikate (Erlaubnisscheine). Zugrunde gelegt werden frühere Produktionszahlen und ein Effizienz - Faktor. Die kostenlosen Zertifikate werden bis 2020 schrittweise reduziert. Alternativ kann in umweltfreundliche Technik investiert werden. Die Emissionszertifikate werden von der Deutschen Emissionshandelsstelle (Unterabteilung des Umweltbundesamtes) ausgegeben. Für Anlagen, deren Ausstoß über dem Effizienzfaktor liegt, müssen zusätzliche Zertifikate an einer speziellen Börse ersteigert werden. An der Börse (z. B. Leipziger EEX) bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis für die Zertifikate. 2011 muss der so genannte Spotmarkt ausgesetzt werden, weil Emissionszertifikate im Wert von 28 Mio. € im Computer gestohlen wurden. Auf andere CO2-Emissionswerte käme man, wenn man den Handel mit einrechnet. So würden sich die CO2-Emissionen Deutschlands um 222 Mio. t erhöhen, wenn die umweltschädlich produzierten Importe dazugezählt würden (z. B. aus China). Mittlerweile stellt der Emissionshandel für einige Firmen weniger ein Kostenfaktor dar, sondern eine Einnahmequelle. Dies betrifft vor allem die Unternehmen, die eine bestimmte Anzahl von Zertifikaten kostenfrei erhalten haben (Schutz bestimmter Branchen). Der Emissionshandel funktioniert wie folgt: Der Staat verteilt Emissionsrechte an die Unternehmen. Ein Unternehmen mit modernen Anlagen benötigt diese Rechte nicht und verkauft sie direkt oder über den Handel an der Energiebörse. Auch die Banken handeln mit CO2-Zertifikaten, die die Preisentwicklung abbilden oder Handel im Auftrag eines Kunden. Der Emissionshandel in Europa gerät immer wieder in der Diskussion, vor allem bei den steigenden Strompreisen. Die Staaten sollen stärker eingreifen. Der Umweltausschuss kämpft für die Beibehaltung. 2013 scheitert Polen mit einer Klage gegen den Emissionsrechte -Handel vor dem erstinstanzlichen Gericht der EU. Privatanlegern ist der Zugang zum Emissionshandel (EEX, Leipzig; ICE, Londen) verwehrt. Banken bieten aber Zertifikate an, die die Preise für Kohlendioxid widerspiegeln. Dies sind Spekulationspapiere (wenn der Klimaschutz verschärft wird, steigen die Preise für Emissionsrechte). Die Reduzierung der Zertifikate - Anzahl, um den Preis zu stabilisieren, scheitert 2013 im Europaparlament. Im Juli 2013 wird dann doch eine Reform beschlossen, um den Preisverfall aufzuhalten. Die CO2-Zertifikate werden dem Markt entzogen (nur noch einmaliger Verkauf). Die wird im November 2013 noch verschärft. 900 Mio. Verschmutzungszertifikate werden bis 2020 aus dem Handel genommen. So soll ein Preisanstieg erreicht werden (der Preis lag bei 5 € pro Tonne CO2, statt bei 30 €, wie geplant; Überangebot an Papieren, zurückgehend auf die Finanzkrise). Im Februar 2014 beschließen die EU-Staaten eine Reform des Emissionshandels: die zeitweise Rechteverknappung des Ausstoßes von CO2 ist zulässig. Sicher könnte das System noch besser und effizienter gestaltet werden: jährliche Mengen sinnvoller festlegen; mehr als 50% versteigern; kostenlose Rechte - Zuteilung muss nicht sein; Erlöse sinnvoller verwenden; nur rund 45% der EU-Treibhausgasemissionen werden vom EU-ETS erfasst. 2014 taucht sogar die Idee auf, dass die EZB CO2-Zertifikate kaufen soll, um danach Geld in den Klimaschutz zu stecken. Der Klimaschutz entzweit immer mehr die EU. 2015 setzen die Osteuropäer einen späteren Beginn der Emissionshandelsreform durch (erst 2021; Deutschland hatte sich für 2017 stark gemacht). Unter anderem sollen 2 Mio. Zertifikate aus dem Emissionshandel herausgenommen werden. Die EU will den CO2-Handel nach 2020 ankurbeln: Ab 2019 sollen Rechte für 1,5 Mrd. t CO2 in eine Art Ablage verschoben werden. Die Verknappung soll zu steigenden Preisen führen. Die Grenzen für kostenlose Zertifikate sollen Jahr für Jahr sinken. Ziel der ETS-Reform ist es, energieintensive Unternehmen zu mehr Investitionen in klimafreundliche Technologien zu bewegen. Die Gefahr könnte sein, dass energieintensive Branchen aus Europa abwandern. Das EU-Parlament beschließt die Reform am 08.07.15. Auf einer EU-Sitzung 2017 in Malta einigen sich die EU-Umweltminister auf folgende Änderung des EU-Emissionsrechtehandels: Die Zertifikate werden Unternehmen kostenlos zugeteilt 8bis zu 2% mehr als vorher). Erst bei größeren Mengen Kohlendioxid müssen sie kaufen. Die europäische Stahlindustrie und ihre Lobbyisten werden dahinter vermutet. Im November 2017 reformiert die EU ihren Emissionshandel: Die Regelung gilt ab 2020. Es sollen mehr Anreize zum Klimaschutz geschaffen werden. Es sollen mehr Rechte aus dem Handel genommen werden, um den Preis zu erhöhen (bis 2030 jedes Jahr 2,2 Prozent weniger Rechte). Weil Deutschland seine Klimaziele reißt, wird die Regierung Milliarden an andere EU-Länder zahlen müssen. Man will in Bulgarien, Ungarn, Kroatien und der Slowakei überzählige CO2-Zertifikate kaufen (hat Malta auch vor). 2022 beschließt das EU Parlament, den Zertifikate - Handel auf die Bereiche Verkehr und Gebäude auszuweiten. Damit entsagt sie einer subventionierten Verordnungspolitik. Die Neuregelung soll aber erst ab 2027 kommen. Vgl. Wambach, Achim: Klima muss sich lohnen, in: WiWo 29/ 15.7.22, S. 42f. Privathaushalte und kleine Unternehmen müssen zahlen. Zur Unterstützung kommen Sozialfonds. Auf die Industrie kommen höhere Kosten zu. Dazu gehört auch der CO2-Preis für Importe. Deutschland erhält für 2022 13 Mrd. Euro aus dem Emissionshandel. 2023 bringt der Emissionsrechtehandel einen Rekorderlös: 18,4 Mrd. € (+40%). Die Mittel fließen in den Klima- und Transformationsfonds. Der Ausgleich für Haushalte für steigende CO2-Preise fehlt noch, das Klimageld. 2024 ist der CO2-Preis in der EU binnen eines Jahres um die Hälfte gefallen. Dabei sollte er doch steigen. Funktionieret der Handel mit dem Klimakiller? Ursachen sind die schlechte Wirtschaftslage und die wieder sinkenden fossilen Energiepreise. Der Emissionsmarkt ist flexibel. Vgl. Waak, Jonas: CO2 zum Schnäppchenpreis, in: Die Zeit 12/ 14.3.24, S. 21.
CO2-Preis: 2024 ist der CO2-Preis in der EU binnen eines Jahres um die Hälfte gefallen. Dabei sollte er doch steigen. Funktionieret der Handel mit dem Klimakiller? Ursachen sind die schlechte Wirtschaftslage und die wieder sinkenden fossilen Energiepreise. Der Emissionsmarkt ist flexibel. Vgl. Waak, Jonas: CO2 zum Schnäppchenpreis, in: Die Zeit 12/ 14.3.24, S. 21. Der Preisverfall erschwert den Kampf gegen die Erderwärmung und verteuert grüne Investitionen. Vgl. Müller-Arnold, B./ Sauga, M.: Verschmutzen lohnt sich wieder, in: Der Spiegel 12/ 16.3.24, S. 57.
Europäisches Zertifikate - System (EU- ETS) und Dekarbonisierung: Wenn die Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll, muss das Zertifikatesystem effizienter auf private Haushalte und Transportsektor ausgedehnt werden. Fossile Rohstoffe müssen verknappt werden.
Deutsche Emissionshandelsstelle ( www.dehst.de ): Sie ist im Umweltbundesamt angesiedelt. Sie ist für den Emissionshandel und die anderen Mechanismen (Joint Implementation, Clean Development Mechanism) zuständig. Sie teilt auch die Emissionsberechtigungen zu und verändert die Menge. Über den Primärmarkt/ Strombörse EEX werden die Zertifikate an Unternehmen zugeteilt, die erhöhte CO2-Emissionen haben und mehr Zertifikate benötigen. Unternehmen mit modernen Anlagen, die Zertifikate nicht benötigen, versteigern Zertifikate über EEX. Unternehmen können überschüssige Zertifikate auch untereinander handeln (Sekundärmarkt). Vor der erwähnten Leipziger Messe liegen in der Bedeutung die Londoner European Climate Exchange (ECX, 80% des Handelsvolumens), die Osloer Nord Pool und die Pariser PowerNext. Eine Reform des Emissionshandels auf europäischer Ebene scheitert im April 2013. 900 Mio. Zertifikate werden nicht vom Markt genommen (um den Preis zu erhöhen bzw. zu stabilisieren).
Nationaler Emissionshandel: Damit Deutschland seine Klimaziele bis 2030 erfüllen kann, wird ein nationaler Emissionshandel mit Verschmutzungsrechten diskutiert. Er soll im Bereich Verkehr und Wärme eingeführt werden. Die CDU/ CSU neigt diesem Umweltschutz-Instrument zu.
Emissionshandel in der Welt: 2013 startet China ein Pilotprojekt im Emissionshandel. Einige Aspekte sprechen dafür, dass das System besser funktioniert als der Handel mit Verschmutzungsrechten in der EU. Der Handel wird in der Stadt Shenzhen gestartet. Die chinesische Regierung kann die Zertifikate jederzeit verknappen. Die chinesischen Firmen sollen klimatechnisch effizienter werden. Der CO2-Ausstoß je Produktionseinheit soll bis 2017 um mindestens 40 Prozent sinken. Der Gesamtausstoß wird wahrscheinlich noch bis 2030 ansteigen. 2014 denkt China über einen landesweiten CO2-Emissionshandel nach. Eine Studie des ZEW untersucht, wie sich der Schritt auf die Wirtschaft auswirken könnte: Hübler/ Löschel/Voigt, Designing an Emissions Trading Scheme for China - An Up-to-date Climate Policy Asessment, Paper, ZEW 2014.
Schwächen des Zertifikate - Handels: Weltweit setzen Unternehmen zum erreichen der Klimaziele auf Kompensationen. Dabei haben sie sich scheinbar über Jahre mit Zertifikaten freigekauft, die viel weniger CO2 einsparen als versprochen. Es geht vor allem um Waldschutz-Zertifikate. Vgl., Fischer, Tin/ Knuth, Hannah: Grün getarnt, in: die Zeit, Nr. 4/ 19.1.23, s. 19ff.
Finanzierung des Klimaschutzes nach Wohlstand: 2019 gibt es in Deutschland eine Diskussion, ob die Reichen den Klimaschutz finanzieren sollten. Ärmere Menschen wohnen auf kleinerer Fläche. Reiche Menschen reisen mehr und verbrauchen auch mehr von der Umwelt. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass Umweltpolitik nicht funktionieren kann, wenn alles für alle teuer wird. Ansatzpunkt wäre eine CO2-Steuer. Je klimaschädlicher eine Aktivität ist, desto teuerer wird sie damit. Die Schweiz hat eine solche Steuer eingeführt. Das Steueraufkommen wird den Bürgern komplett zurückgegeben. Jeder Schweizer bekommt ein pauschales Energiegeld. Von dem profitieren die Armen überproportional (weil sie in kleineren Wohnungen leben). Kanada hat ein ähnliches Modell. Vgl. auch CO2-Steuer weiter unten.
Globales Preisabkommen für Treibhausgase: Die Idee stammt con W. Nordhaus (Nobelpreis 2018). Es ist die Voraussetzung für kosteneffizienten Klimaschutz. Außerdem kann jedes Land individuell handeln. Für arme Länder könnte man einen Mindestpreis einführen. Vgl. Frondel, M.: Globales Preisabkommen für Treibhausgase: ein Weg zu effektivem Klimaschutz? in: Wirtschaftsdienst 2019/3, S. 167ff.
Schadstoffgrenzwerte für Autos: Es geht um den CO2-Ausstoß. Deutschland verhindert immer wieder eine schnelle Lösung, weil es die Interessen der großen Automobilproduzenten vertritt. Für Daimler und BMW sollen flexiblere Flottenlösungen erreicht werden. Ende 2013 wird der Streit über Abgaswerte für Autos beigelegt. Deutschland stimmt dem Kompromiss für Verbrauchszahlen auf EU-Ebene zu. Um Herstellern wie Daimler und BMW entgegenzukommen, werden die Abgaswerte erst 2021 voll greifen. Neuwagen dürfen nun von 2021 an nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro gefahrener Kilometer ausstoßen. 2018 verschärft die EU die Abgasregelung. Die Emissionen von PKW sollen bis 2030 um 35% im Vergleich zu den Werten von 2021 gesenkt werden, bei Lieferwagen sollen es 30% sein. Die Flotte der Elektro- und Hybrisautos soll bis 2030 auf einen Anteil von 35% anwachsen. Gleichzeitig sollen die Autobauer bessere Möglichkeiten bekommen, höhere Anteile von E-Autos auf ihren Gesamtflottenverbrauch anzurechnen. Ende 2018 verschärft die EU die CO2-Grenzen für Autos. Neuwagen sollen bis 2030 rund 37,5 % weniger Kohlendioxid ausstoßen. Das ist das Ergebnis eines Vermittlungsverfahrens zwischen EU-Kommission, EU-Parlament und Mitgliedsländern. Die EU-Länder wollen auch CO2-Grenzwerte für Lastwagen. Nach einer Studie des Umweltbundesamtes 2015 ist die Umweltbelastung durch Autos im Vergleich zu 1990 stark gestiegen: immer stärkere Autos, mehr Lastwagen. Die EU will den Ausstoß von Lastwagen im November 2018 reduzieren. Es gibt große Sorgen in der LKW-Branche (Daimler in Mannheim und Wörth). Ab 2030 gelten in der EU für Neuwagen scharfe CO2-Grenzwerte. Der Flottenwert in Europa beträgt ab 2021 95g CO2/km. Daimler, BMW, VW liegen 2020 noch deutlich drüber.
Stickstoffbelastung (Stickstoffoxide): Gasförmige Verbindungen mit den Atomen Stickstoff und Sauerstoff. Es werden starke Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen in Wasser, Luft und Boden für Deutschland festgestellt (Quelle: Bundesumweltministerium). Es kommt zu Schädigungen von Menschen und Natur. Hauptursachen sind die übermäßige Nutzung von Mineraldünger in der Landwirtschaft, die Kohleverstromung und der hohe Anteil von Dieselfahrzeugen. Die Bronchien verengen sich. Stickstoffoxide entstehen bei Verbrennungsprozessen. In Ballungsräumen ist der Straßenverkehr die bedeutendste Quelle. . Zwischen 2006 und 2016 sollen mehr al eine Million Autos mit unerlaubt hohem Schadstoffausstoß verkauft worden sein. Mittlerweile wird häufiger die Begünstigung von Diesel-Kraftstoff bei der Mineralölsteuer in Deutschland kritisiert ("Dieselprivileg"). Beim "Diesel-Gipfel" im August 2017 war auch sind auch Förderprogramme für Städte beschlossen worden, die über den Schadstoffgrenzwerten liegen (500 Mio. € vom Bund). Es melden sich immer mehr Städte. Die Hersteller sträuben sich gegen die Umrüstung ihrer Fahrzeuge. Die Kommunen fordern Geld für saubere Luft. Sie wollen Verkehrsprojekte. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes Ende Februar 2018 ermöglicht den Städten, Fahrverbote unter bestimmten Umständen zu erteilen. Betroffen davon sind etwa 70 Städte, die zeitweise über den Grenzwerten liegen. In RLP sind dies Ludwigshafen und Mainz. In 130 Staaten der EU leiden die Bürger deshalb. In Deutschland ist die Belastung mit Stickstoffoxiden am stärksten in den Städten Stuttgart, München, Reutlingen, Kiel und Köln.
Feinstaubplaketten: Sie werden illegal gehandelt. Besonders beliebt als Forum ist Facebook. Es gibt keine offizielle Statistik über das Ausmaß des illegalen Handels.
Fahrtverbote für Innenstädte versus Gebühren für die Wegnutzung (City-Maut): Am Beispiel von Dieselautos gibt es diese Diskussion. London und Schweden haben Erfahrungen mit der City-Maut. Diese sind eher positiv. Bei den Gebühren ist der Preis entscheidend. 2018 will die Bundesregierung die Rechtsgrundlage schaffen, damit Fahrverbote in Städten möglich sind. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes Ende Februar 2018 ermöglicht den Städten, Fahrverbote unter bestimmten Umständen zu erteilen. Betroffen davon sind etwa 70 Städte, die zeitweise über den Grenzwerten liegen (in der Öffentlichkeit am bekanntesten sind die Fälle Stuttgart und Düsseldorf). In RLP sind Ludwigshafen und Mainz betroffen. Die meisten Experten sehen die Lösung in einer blauen Plakette. Es gibt Übergangsfristen. Das Umweltbundesamt spricht sich für zwei verschiedene blaue Plaketten aus (dunkel- und hellblau, je nach Ausstoß). "Fahrverbote halten wir für keine gute Lösung. Für den Wirtschaftsstandort Stuttgart sind sie ein Eigentor", Dieter Zetsche, Chef von Daimler, 2018. Ab Februar 2019 gibt es in Frankfurt ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge (Norm Euro 4 und älter). So entscheidet das Verwaltungsgericht in Wiesbaden. Bayern ignoriert gerichtlich angeordnete Fahrverbote. Europa-Richter entscheiden über die Folgen (Beugehaft?).
Anwohnerparken in Innenstädten: Das Problem wird immer größer. Der Deutsche Städtetag spricht sich 2022 für höhere Preise beim Anwohnerparken aus (mehr als 300 € pro Jahr).
Abgasnorm Euro 7 (Verschärfung der EU-Kommission ab 2021?): Grenzwerte unter härteren Bedingungen (ab 1. Kilometer im echten Fahrbetrieb). Inkrafttreten könnten die neuen Werte ab frühesten 2025. Es soll eine "Nullverschmutzungsstrategie" sein. Es kommt im rahmen von "New Green Deal". Helfen sollen die E-Autos und die Hybrid-Fahrzeuge. Im September 23 wird die neue Abgasnorm wieder entschärft. Das ist eine Schlappe für die deutschen Grünen.
City-Maut (congestion charge): Die erste bedeutende Stadt, die eine City-Maut in Europa einführte, um das Verkehrsaufkommen in und um das Stadtzentrum zu verringern und Investitionsgelder für das Verkehrssystem zu beschaffen, war 2003 London. Fahrzeuge mit nicht-britischen Nummernschildern sind ausgenommen, aber britische Mietfahrzeuge nicht. Das Modell in London wird "Flatrate-Modell" (einmal zahlen, den ganzen Tag fahren) genannt. Im April 2019 kommt zusätzlich eine Abgasgebühr, die vor allem ältere Autos trifft. Mittlerweile haben Singapur (Mautmodell, Ausbau des ÖVP mit den Mitteln), Stockholm und Florenz ähnliche Konzepte. Stockholm handelt nach dem Prinzip "Volle Straßen, hohe Preise". Florenz hat ein Verbotsmodell: Zu ausgewählten Zeiten ist eine Zone gesperrt. Peking erlässt Fahrverbote bzw. -gebote für bestimmte Nummernschilder. Das Anwohnerparken in der City soll auch teurer werden. Der Bundestag ermöglicht 240 € pro Jahr. Schon jetzt sind in Deutschland viele Autofahrer ohne die vorgeschriebenen Plaketten in den Umweltzonen der Städte unterwegs. Die Frage der Kontrolle stellt sich bei allen Plaketten. Im April 2019 will der Deutsche Städtetag den Gemeinden die Möglichkeit einräumen, eine City-Maut oder eine Nahverkehrsabgabe zu erheben.
Road pricing: Durch die Digitalisierung wäre eine exakte Benutzungsgebühr für Straßen möglich. Damit könnten neue Finanzierungsquellen für den Verkehr erschlossen werden. Von den Gesamtkosten her gesehen, decken die Kosten des Autos nicht die von ihm verursachten Schäden. Nach dem Verursacherprinzip müssten deshalb alle Kosten auf den Fahrer übertragen werden, auch die externen Effekte (Lärm, Abgase, Straßenverschleiß). Das Autofahren ist zu günstig. Vielleicht kommt im Zusammenhang mit den Luftproblemen in den Innenstädten eine Lösung.
Bei einer Umweltsteuer (Pigou - Steuer, Preislösung) ist der Steuersatz so zu gestalten, dass er dem Abstand zwischen sozialen Grenzkosten und privaten Grenzkosten der Produktion eines umweltschädigenden Gutes entspricht (externe Kosten). Wegen der extrem schwierigen Kostenmessungen ist dies in der Praxis schwierig umzusetzen. Einfacher ist die Besteuerung bei den anderen Produktionsfaktoren zu planen: immer sind die negativen Verzerrungen zu kalkulieren. Einkommensteuern machen Arbeit unattraktiver und senken die Beschäftigung. Trotzdem wählt man diesen Weg, je starrer das Arbeitsangebot ist. Die Kapitalertragsteuer ist insbesondere wegen ihrer Verteilungswirkung der Konsummöglichkeiten von Reich zu Arm zu wählen (optimal seien 36%). Pigou legte mit seinen Beiträgen zur Theorie externer Effekte den Grundstein für die Analyse von Umweltbelastungen. Sein zentrales Werk "Wealth and Welfare erschien 1912 (1920 Neuauflage als "The Economics of Welfare"). Seine Lehrer waren A. Marshall und H. Sidgwick.
In Deutschland war die erste Pigou - Steuer die Ökosteuer von 1999 (2006 ins Energiesteuergesetz überführt und EU-kompatibel). Insbesondere sollten die Beiträge der Sozialversicherung gesenkt werden. Erwägenswert wäre eine Öko-Steuer, die den Benzinpreis stetig steigen lässt. Die Ökosteuer sieht Ausnahmen für energieintensive Industriebranchen vor. Dieser Kreis soll 2011 eingeschränkt werden, wobei KMU und besonders energieintensive Unternehmen auch entlastet werden. In den Niederlanden wird ab 2012 Kfz-Steuer für jeden gefahrenen Kilometer gezahlt. Erfasst werden sollen die Fahrdaten durch GPS. Die EU schlägt eine weltweite Finanzmarkttransaktionsteuer vor, dessen Aufkommen für den Klimaschutz zur Verfügung gestellt werden soll. Die Bundesregierung plant eine Brennelemente - Steuer, die für Atomkraftwerke erhoben wird, die länger als geplant am Netz bleiben wollen (Gewinnanschöpfung). Vgl. Conesa J. C./ Kitao, S./ Krüger, D.: Taxing Capital? Not a Bad Idea after All! NBER Working Paper Nr. 12880, Dez. 2007.
CO2-Preis - Zustandekommen (Abgabe): Er wird ab 2021 eingeführt. Anfangs beträgt der Preis 25 Euro und später 65 € pro Tonne CO2. Das Umweltbundesamt hatte 195 € vorgeschlagen. Insofern ist das ein Schnäppchenpreis, der viel zu gering ist. Die Erhöhung der Pendlerpauschale begünstigt Emmission-starke Verbrenner. Die Senkung des Strompreises begünstigt auch fossile Träger. Die fossilen Energieträger werden nicht nach den Klimafolgekosten bewertet. Vgl. Claudia Kempfert: Der CO2-Preis ist viel zu niedrig. Homo oeconomicus, in: Handelsblatt Nr. 7, Dienstag den 12.01.2021, S. 10. Die Preise für Öl und Gas gehen sofort nach oben. Trotzdem dürfte der CO2-Preis nach oben gehen. In den Sektoren Verkehr und Gebäude ist das so ausgemacht. Bei privaten Haushalten sind Entlastungen eingeplant, die einkommensabhängig sind. Die Ampel einigt sich im April 2022 übe reine Klimaabgabe für Mieter. In vielen Fällen sollen sich die Vermieter an der CO2-Abgabe beteiligen. Das soll davon abhängig sein, wie klimafreundlich das Haus ist. Im Mai 2022 entscheidet das Bundesverfassungsgericht: Die Vermieter sind an der Klimaabgabe zu beteiligen. Das gilt ab 2023. Die Vermieter sollen zu energetischen Sanierungen animiert werden. Ab 2024 soll der CO2-Preis deutlich angehoben werden. Er wird konkret auf 40 € pro Tonne angehoben (geplant waren 35 €). Damit wird Tanken und Heizen teurer. Eine Erhöhung Anfang 23 war wegen der Energiekrise verschoben worden. Ab 24 wird eine Steigerung kommen, da alle Bremsen und Unterstützungen im Zuge der Haushaltsknappheit (Verfassungsgerichtsurteil) zurückgenommen wurden. Auch ein Klimageld soll es nicht mehr geben. Dann wird entschieden, dass es ab 2025 fließen soll. Ein Weg soll vorher festgelegt werden.
CO2-Steuer: Alle Energieträger werden abhängig von ihren Folgen fürs Klima besteuert. Diskutiert werden verschiedene Preise. Sie wird 2015 von der EU geprüft. Grund ist, dass 50 Prozent des EU-CO2-Ausstoßes nicht im Emissionshandel erfasst sind. In einigen Ländern gibt es eine Klimasteuer, so z. B. in Australien. Der CO2-Ausstoß hängt auch an den Diesel-Autos. Diese sind in Deutschland und Europa stark verbreitet und stoßen weniger CO2 aus. Dafür verunreinigt der Diesel mit Stickoxiden, die Krebs verursachen. Die Städte erwägen, ihre Umweltzonen neu zu definieren. Eine Abgabe auf CO2 gerät immer wieder in die Diskussion, auch in Deutschland. Sie könnte Teil eines Klimaschutzgesetzes sein, das 2019 kommen soll. Wichtig wäre eine gerechte Verteilungsberücksichtigung. Es müsste eine Ausschüttung der Mehreinnahmen pro Kopf und eine Rückerstattung geben. Den könnten ärmere Menschen zu den Gewinnern der Steuer gehören. In GB gibt es eine CO2-Steuer, die man als erfolgreich ansehen kann. Sie könnte die Emissionen drastisch senken. Die Förderung von Wind und Photovoltaik sind absurd. Die erneuerbaren verdrängen sauberes Gas, kaum Kohle. Die SPD spricht sich im Europawahlkampf für eine solche Steuer aus. Die CDU tritt erst mal auf die Bremse. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung sieht 2019 Handlungsbedarf beim Klimaschutz, lehnt aber eine CO2-Steuer ab (Quelle: ARD-Deutschlandtrend). Im Juli 2019 will die Bundesregierung eine Entscheidung über die CO2-Steuer treffen. Die Grünen wollen einen sozialen Ausgleich. Die Erhöhung kommt an 01.01.2021. Norwegen verdreifacht seine CO2-Abgabe im Januar 2021. Auch 2022 steigt die CO2-Steuer in Deutschland, um den Klimaschutz attraktiver zu machen. Die Erhöhung ist nicht so stark wie 2021, Diesel und Benzin dürften ca. eineinhalb Cent teurer werden.
CO2-Steuermodell, Konzept von Christoph Schmidt (RWI) und Ottmar Edenhofer (PIK) 2018 vor der Weltklimakonferenz in Kattowice: 1. CO2-Mindestpreis von 20 Euro. 2. CO2-Mindestpreis wird Maßstab für die Besteuerung aller fossilen Energieträger. Senkung der heutigen Stromsteuer sowie der Steuer auf Erdgas. 4. Anhebung des CO2-Mindestpreises. 5. Steuereinnahmen sollen Haushalte entlasten. Quelle: Der Spiegel Nr. 49, 1, 12. 2018, S. 27.
CO2-Aufschlag für fossile Brennstoffe (Abgabe: Heizöl, Erdgas, Benzin): Fossile Brennstoffe sollen teuerer werden. Strom soll im Gegenzug billiger werden (etwa durch Senkung der Ökostrom-Umlage, EEG). Das schlägt das Umweltbundesamt im Juni 2019 vor. Durch die Senkung der EEG-Umlage würden auch die Elektromobilität und andere Strom gebundene öffentliche Verkehre konkurrenzfähiger. Die CO2-Bepreisung sollte mit einem moderaten Eingangssatz im mittleren zweistelligen Eurobereich beginnen, der dann schrittweise steigen.
CO2-Steuer (Konzeption von Bundesumweltministerin Schulze): Die Konzeption wurde von drei wissenschaftlichen Instituten entwickelt: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Forum für Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Oberstes Ziel soll die Sozialverträglichkeit sein. Für 2020 wird ein CO2-Preis von 35 Euro je Tonne angenommen. Dieser soll schrittweise bis zum Jahre 2030 auf 180 Euro steigen. Bei den Benzinpreisen wird dies zunächst zu einer Mehrbelastung von rund 10 Cent pro Liter führen. Am Ende soll der Preis 54 Cent höher liegen. Umweltfreundliches Verhalten soll durch eine "Klimaprämie" belohnt werden. So kann jeder Haushalt im Schnitt das zurück bekommen, was er eingezahlt hat. Wer sich klimafreundlicher verhält (E-Auto, optimal gedämmtes Haus) kann eine Prämie bekommen, die die Einzahlung überragt. Auch Familien mit Kindern wären begünstigt, da die Prämie pro kopf gezahlt wird. Am 18. Juli soll der Entwurf dem Klimakabinett vorgelegt werden. Im Oktober 2020 beschließt der Bundestag die Einführung einer CO2-Steuer. Sie wird auf fossile Energieträger erhoben. Das wird die Preise ab 1.1.21 erhöhen.
CO2-Steuer (Gutachten des Sachverständigenrates für Wirtschaft/ SRW): Am 12.07.2017 legt der SRW sein Sondergutachten vor. Die Marktkräfte sollen im Mittelpunkt stehen. Heizen und Verkehr müssen teurer werden (spätesten sbis 2030). Also müssen Benzin, Diesel, Heizöl und Gas einen höheren Preis bekommen. Eine europaweite CO2-Handel für alle Sektoren wird empfohlen, notfalls auch vorübergehend nur deutschlandweit. In diesen Falle ist der SRW dafür, einen Ausgleich zu gewähren. Entscheidend sei der CO2-Preis ("ein glaubwürdiges mittel- bis langfristiges Preissignal"). Eine CO2-Steuer wird nicht abgelehnt. Kurzfristig könnte sie am stärksten wirken. Die Steuer müsse dann regelmäßig erhöht werden und für den Klimaschutz verwendet werden. Das Problem bei einer CO2-Abgabe dürfte auch der soziale Ausgleich sein. Er kann etwa direkt über eine pauschale Rückgabe je Einwohner oder einer Senkung der Stromsteuer erfolgen. Grenzüberschreitende Ungerechtigkeit könnte durch einen Grenzausgleich (Border Tax Adjustment) bekämpft werden. Dabei würden Importgüter entsprechend den mit ihrer Produktion verbundenen Emissionen belastet, während Exporteure die mit der Produktion entstandenen CO2-Kosten an der Grenze zurück erhielten.
Grüne Vermögen - Steuern: Sie werden in vielen Ländern diskutiert. Auch im US-Präsidentenwahlkampf. In Zeiten großer Kapitalakkumulation und großer Erbschaften infolge langen Friedens könnte es einen sozialen Ausgleich geben. Dabei könnte eine Klimakomponente eingebaut werden: Höhere Vermögensteuern und Erbschaftsteuern auf Anlagen, die klimaschädlich sind. Umgekehrt könnten die Steuern erlassen werden für die Bereitstellung und Nutzung erneuerbarer Energien. Es könnten allerdings Vermeidungsstrategien einsetzen. Durch internationale Kapitalbewegungen könnte Kapital entzogen werden.
Ausweitung des CO2-Zertifikatehandels auf die Bereiche Gebäude und Verkehr: Das ist die Alternative zur CO2-Steuer. Bei der Steuer wären die Kosten klar definiert und die Auswirkungen auf Bürger und Wirtschaft klarer vorhersehbar. Doch auch hier besteht keine Garantie auf die Erreichung des CO2-Abbauziels. Bei Zertifikatshandel wird die gewünschte Kohlendioxidmenge politisch festgelegt, die gesellschaftliche (inklusive volkswirtschaftliche) Belastung ist schlecht zu prognostizieren.
Globaler CO2-Preis: Logisch ist ein CO2-Preis der beste, der für alle 196 Staaten gilt. Fängt ein Land allein an, z. B. Deutschland, hängt es davon ab, wie andere Staaten reagieren (Anreiz). Wenn sich die größten Emittenten ausklinken (USA, China, Indien) ist der Nutzen nur begrenzt. Der Zertifikatshandel aus dem Kyoto - Protokoll von 1997 funktioniert nicht. Man könnte ein Koalition der Willigen bilden, also einen Klimaclub. Eine CO2-Abgabe haben bereits Frankreich, die skandinavischen Länder, Großbritannien, die Schweiz und Kanada. Dann müsste es einen Grenzausgleich geben. Andernfalls wären die Unternehmen dieser Länder benachteiligt. Vgl. WiWo 34, 16.8.19, S. 38f. und A. Ockenfels, Uni Köln.
CO2-Abgabe als Handelsinstrument (CO2-Grenzausgleich): Die EU will CO2-intensive Produkte aus dem Ausland teurer machen, um europäische Jobs zu schützen. Es soll ein CO2-Grenzausgleich kommen. Doch es könnte zu Handelskriegen kommen. Es soll einen CO2-Fußabdruck exportierter Waren geben. Kann das die Klimapolitik effektiver machen? Das Problem dürfte in der Messung liegen. "Eine hersteller- oder produktgenaue Feststellung der Emissionen ausländischer und heimischer Güter ist kaum möglich". Problematisch ist auch die Doppelförderung heimischer Firmen. Sie sind befreit und bekommen kostenfreie Zertifikate. Vgl. Rausch, Sebastian: Lässt sich die Flucht vor dem CO2-Preis wirklich stoppen? in: WiWo 15/9.4.21, S. 43.
CO2 Lagerung unter der Erde (CCS-Technologie, CO2- Sequestrierung): CO2-Speicher als Ausgleich für fossilen Ausbau. Einige Staaten lagern CO2 unter der Erde. Bekannt sind die Projekte in Großbritannien. Es gibt neun Großprojekte. CCS spielt eine Schlüsselrolle für die britische Regierung. Bei uns wird die Technik blockiert. Es gibt nur ein Lager in Deutschland, in Ketzin. Skandinavien arbeitet auch damit. Technologisch arbeitet man mit Thermischen Kraftwerken. CO2 wird über Filter konzentriert und unter Basalt- und Felsschichten gelagert (Grundwasser, Gesteinsschichten, undurchlässig, poröser Sandstein). Bei CCS wird Kohlendioxid also in tiefe Gesteinsschichten gepresst. Unter hohem Druck ist es flüssig. Mit der Zeit wird es teilweise zu Kalzit, festem Gestein. Vgl. Novotny, Rudi: Deckel drauf, in: Die Zeit Nr. 97 23.2.23, S. 31. Die Anlagen werden immer besser. Das Vorbild gilt die Orca - Anlage auf Island. Sie kann jährlich 4000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre filtern. Sie arbeitet mit vier Stufen: 1. Adsorption. 2. Desorption. 3. Injektion. 4. Mineralisierung. CCS ist sogar innerhalb der Grünen umstritten. Sie bremsen Habeck. Nach dem Willen der EU-Kommission 2024 sollen künftig große Mengen Kohlendioxid in den Boden gepresst werden. Zugleich wird ein neues Zwischenziel vorgeschlagen: 90% weniger Treibhausgase bis 2040. Habeck entscheidet sich im Februar 2024 dafür, kein CO2 an Land zu lagern. Es soll in den Meeresgrund gepresst werden (neues Gesetz in Arbeit). Das Kabinett beschließt im Mai 24, dass die Speicherung in der Nordsee erlaubt werden soll. Vgl. auch: Pittel, Karen/ Pfeiffer, J.: Abscheidung und Speicherung von CO und "schwer oder nicht vermeidbare Emissionen", in: Wirtschaftsdienst 7/ 2024, S. 462.469. Besonders für Zement- und Müllanlagen ist eine CO2-Abtrennung geplant.
CO2-Speicherung in Kombination mit Gaskraftwerken: Da die Speicherung in der Nordsee extrem umstritten ist, wird diese kombi vorgeschlagen. Dei FDP ist für diese Lösung.
Klimazölle: Einführung auf CO2-intensive Waren. Es müssten alle Länder mitmachen. Sonst kommt es zu Wettbewerbsverzerrungen für Unternehmen. Es könnte zur Eskalation von Handelskonflikten kommen.
Besteuerung von fossilen Energieträgern: Die Besteuerung orientiert sich nicht an CO2. Zum Beispiel wird bei der Verbrennung von Diesel mehr CO2 freigesetzt, also könnte man hier höhere Steuern erheben. Kerosin, das Flugbenzin, ist immer noch steuerbefreit. Das Steuersystem müsste anders ausgerichtet werden. Bisher sind weder Energie- noch Kraftfahrzeugsteuer steuersystemisch konsistent. Beide Steuern entsprechen weder dem Leistungsfähigkeits- noch dem Äquivalenzprinzip. Die Energiesteuer müsste in Abhängigkeit von der bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freiwerdenden Menge an Kohlendioxid erhoben werden. Dann könnte man die KFZ - Steuer ersatzlos streichen.
Fleischsteuer: Fleisch würde teuerer. Aber die Hersteller könnten weiter billig produzieren. Man sollte Massentierhaltung generell unterbinden (Tierschutz, Gesundheit).
Ökobonus: Konsequente CO2-Bepreisung (Internalisierung externer Kosten) bei Berücksichtigung sozialer Gerechtigkeit. Methoden: 1. Direkte Verknüpfung von Einnahmen und Ausgaben. 2. Abschwächung regressiver Belastungswirkungen. Vgl. Held, Benjamin: Der Ökobonus - Instrument für eine sozial gerechte Umwelt- und Klimapolitik, in: Wirtschaftsdienst 2019/1, S. 53ff.
Brennelementesteuer: Das Bundesverfassungsgericht erklärt im Juni 2017 die Steuer auf Brennelemente in Kernkraftwerken für nichtig. Die Brennelementesteuer sei keine Verbrauchssteuer wie etwa die Mehrwertsteuer. Besteuert werde vielmehr das Produktionsmittel. Eine solche Steuer sei im Grundgesetz nicht vorgesehen. Sie war 2011 von der damaligen schwarzgelben Bundesregierung eingeführt worden. Es geht um sechs Milliarden Euro für RWE, Eon und EnBW. Das Geld sollte für die Sanierung maroder Atommülllager verwendet werden.
Mehrwertsteuersatz bei landwirtschaftlichen Produkten: Hier gilt in der Regel der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent (tierische Produkte wie Fleisch und Milch). Sonst wird er normale Mehrwertsteuersatz berechnet, der bei 19 Prozent liegt. Da die Viehhaltung besonders umweltschädlich sei (wegen CO2-Ausstoß) gibt es Pläne, landwirtschaftliche Produkte normal zu besteuern (im Rahmen einer Subventionsstudie des UBA). Dafür findet sich zunächst keine Mehrheit. Dafür spricht, dass das eingenommene Geld für Umwelt- und Klimaschutzprojekte verwendet werden könnte. Dagegen spricht, dass Teile der Landwirtschaft dem Naturschutz dienen (Schafherden, Almen u. a.). Der Fleischverbrauch ist mit ca. 60 kg pro Kopf pro Jahr relativ hoch. Für die Viehhaltung müssen viele Pflanzen (vor allem Soja) angebaut werden.
Mehrwertsteuer bei der Gasumlage: Ab Oktober 2022 soll eine Gasumlage für Gasverbraucher erhoben werden. Mit ihr soll der Zusammenbruch von Importeuren infolge stark gedrosselter russsicher Gaslieferungen verhindert werden. Die genaue Höhe der Umlage soll bis zum 15. August 22 ermittelt werden. Bisherige Berechnungen gehen von einer Spanne zwischen 1,5 und 5 Cent pro Kilowattstunde aus. Die Bundesgerierung will eine Besteuerung mit der Mehrwertsteuer verhindern. Dem stehen aber rechtliche Hürden entgegen.
Mehrwertsteuerreform: Schweden führt ein, dass Reparaturen mit einem geringen Mehrwertsteuersatz besteuert werden. Damit soll umweltschonendes Handel und der Arbeitsmarkt angeregt werden. Für die Steuererleichterungen hat die Regierung 76,5 Mio. Euro eingeplant. Auch der Handel mit Gebrauchtwagen soll gefördert werden.
KfZ-Steuer-Reform (auch Dieselsteuer): 2009 wurde teilweise der CO2-Ausstoß einbezogen (in Deutschland und anderen europäischen Ländern). Der Bund erhielt die Ertragskompetenz. Damit rückt sie näher an die Energiebesteuerung. eine Klimasteuer ist noch nicht entstanden. Vgl. Gawel, E.: KfZ-Steuer-Reform und Klimaschutz, in: Wirtschaftsdienst 2011/2, S. 137ff. Die EU will 2012 die Klimaauflagen für Autos schärfer gestalten. Ab 2020 sollen nur noch 95 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer zugelassen werden. Die deutschen Premium-Firmen (BMW, Audi, Daimler) leisten erfolgreiche Lobby-Arbeit. Der Berechnungsfaktor wird geändert (z.B. Elektroautos gegen gerechnet, auch Verschiebung). BMW zahlt auch eine Parteispende in Höhe von fast 700.000 € an die CDU. Ende 2013 wird der Streit über Abgaswerte für Autos beigelegt. Deutschland stimmt dem Kompromiss für Verbrauchszahlen auf EU-Ebene zu. Um Herstellern wie Daimler und BMW entgegenzukommen, werden die Abgaswerte erst 2021 voll greifen. Neuwagen dürfen nun von 2021 an nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro gefahrener Kilometer ausstoßen. Die Abgasmessung bei Autos ist sehr umstritten. Bei der Messung gelten Laborbedingungen. In der Praxis sind die Werte höher. Eklatant ist der Unterschied bei Dieselmotoren von VW. Wegen Softwaremanipulation in den USA gerät der Konzern im September 2015 in eine große Krise. VW einigt sich im April 2016 mit den US-Behörden. Die Länder können sich 2016 nicht auf eine Abschaffung der Steuererleichterungen für Diesel einigen. Die Umweltminister vieler Bundesländer hatten das gefordert. Stattdessen kommt eine zusätzliche blaue Plakette, die bei schlechten Umweltwerten die Innenstädte schützt. Das Bundesfinanzministerium entwickelt 2023 einen Plan, E - Fuels steuerlich zu entlasten. Bei vielen Autofirmen werden 2016 auffällige CO2-Werte gemessen. Das Verkehrsministerium will Nachmessungen veranlassen, da vom CO2 auch die Steuern abhängen.
Grundsteuer - Differenzierung gegen Zersiedelung der Landschaft: Der Nabu hat diese Konzeption entwickelt. In intensiv genutzten Flächen innerorts sollte die Grundsteuer gesenkt werden. Auf unbebauten Flächen sollte sie dagegen erhöht werden.
EEG-Umlage: Sie ist eine Umlage zur Finanzierung des Ökostroms. Diese wird seit 2000 erhoben. Sie sinkt zum Jahreswechsel 21/22 auf 3,723 Cent je Kilowattstunde. Das sind mehr als 40%. Billiger dürfte der Strom aber nicht werden, weil die Umlage nur ein Bestandteil des Preises ist und Versorger beim Einkauf mehr als vor einem Jahr zahlen. Die EEG-Umlage soll ab 2023 ganz entfallen. Verbände und Kommunen fordern eine frühere Abschaffung, weil der Strompreis stark steigt. Der Bundesfinanzminister stellt das in Aussicht. Die wegfallenden Einnahmen müssten dann aus allgemeinen Haushaltsmitteln des Bundes ausgeglichen werden.
Niedrigere Steuern zur Förderung von klimafreundlichem Verkehr: Die Bundesregierung plant Mitte 2019 Steuererleichterungen. Die Maßnahmen sind: Jobtickets des Arbeitgebers grundsätzlich steuerfrei. Sonderabschreibungen von 50 Prozent auf dei Kaufkosten von Elektro-Lieferfahrzeugen. Halbierung der Dienstwagenbesteuerung für E-Autos auf 0,5 Prozent des geldwerten Vorteils.
Umweltfreundlicher Straßenverkehr: Aber auch ein umweltfreundlicherer Straßenverkehr wird die Automobilindustrie massiv verändern: Die Umweltbilanz der Autos muss besser werden. Es muss eine flächendeckende Ladestruktur eingerichtet werden. Die Produzenten müssen ihre Wertschöpfungsketten verändern: 70% fallen im Schnitt auf Zulieferer. Beim Elektro-Auto würden sie so untergehen. Der Staat muss massiv eingreifen. Er sollte als Generalplaner auftreten und Anschubfinanzierungen geben. 2020 sollen Erdgas-LKWs dem Klima helfen. Sie sollen von Maut befreit werden.
Umweltschädliche Subventionen: Diese könnten abgebaut werden. Das Umweltbundesamt (UBA) beziffert diese für 2012 auf 57 Mrd. Euro. Der größte Teil betreffe den Energie- und Verkehrssektor. Aber auch im Agrarsektoren setzen Subventionen falsche Anreize. Nach dem Brexit von GB will die EU die Agrarsubventionen zugunsten von Großbetrieben auf die Förderung von nachhaltiger Wirtschaft umstellen.
Verhandlungslösungen: Zur Einschätzung effizienter Verhandlungslösungen wird in der Regel auf das Coase-Theorem zurückgegriffen. Hierbei werden Transaktionskosten einbezogen.
Genossenschaftsmodell: Es geht auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen zurück. Er wurde 1818 in Hamm/Sieg geboren und starb 1888 in Heddesdorf/ Neuwied (kurz vor dem Ehrendoktortitel der Uni Bonn), wo auch sein Grab ist. Er wuchs ohne Vater auf, stark geprägt von seinem Onkel, der evangelischer Pfarrer in Hamm war. Raiffeisen musste den Militärdienst früh wegen eines Augenleidens aufgeben. Das Genossenschaftswesen erlebt heute eine Renaissance auf der Welt. Raiffeisen ist außerordentlich bekannt in Japan und Indien sowie Brasilien (starker Tourismus in den Wirkungsstätten). In Weyerbusch/ Westerwald, wo Raiffeisen seine erste Bürgermeisterstelle hatte, entwickelte er 1845 die Idee des Brotvereins (Getreide für Arme auf Kredit; reiche Bürger sind Bürgen). Von dort ließ er die Historische Raiffeisenstraße bauen (heute B 256), damit die Bauern auch in den Städten verkaufen konnten. Die zweite Bürgermeisterstelle hatte er in Flammersfeld/Ww.. Hier gründete er den Hilfsverein für bedürftige Landwirte. Dies war der Kern der Genossenschaft, die heute weltumspannend ist (Antrag auf immaterielles Weltkulturerbe). Zuerst waren die Genossenschaften in der Landwirtschaft (Molkereien, Winzergenossenschaften, Märkte). Wichtig war der sichere Preis für die Erzeuger. Heute wird die Idee auch im Energiebereich umgesetzt (Solarparks, Windparks; z. B. Maxwäll - Energiegenossenschaft). Bei seiner dritten Bürgermeisterstelle in Heddesdorf bei Neuwied gründete er die erste Genossenschaftsbank. Prinzip war "Hilfe zur Selbsthilfe" (wie heute bei den Mikrokrediten). 1889 kam ein Genossenschaftsgesetz im Deutschen Reich, das zum Vorbild in vielen Ländern wurde (auch stark geprägt von Schulze-Delitzsch der im Reichstag saß). Raiffeisen war Sozialreformer, Helfer der Armen, Vater des Raiffeisengedankens, Begründer der Genossenschaftsidee. Heute gibt es in Deutschland nicht nur die regionalen Raiffeisenbanken, sondern auch die Deutsche Zentrale Genossenschaftsbank (DZ, Berlin, Frankfurt) und die WGZ-Bank als überregionale Banken. Die Genossenschaft als Finanzierungsmodell ist wegen der Finanzkrise und den Auswüchsen auf den Finanzmärkten wieder stark im Kommen. Genossenschaften sind Zusammenschlüsse vieler Personen, die ein Geschäft betreiben wollen. Vorrangig geht es nicht um Gewinn, sondern um Vorteile. 973 Energiegenossenschaften waren Ende 2014 in Deutschland registriert.
Genossenschaft und nachhaltiges Wirtschaften: 1. Soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern. 2. Genossenschaften werden von Mitgliedern getragen und sind demokratisch. "Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele". 3. Die Mitglieder sind am inneren Wert der Genossenschaft beteiligt. 4. Genossenschaften sind regional orientiert. 5. Eine Genossenschaft praktiziert Kooperation und ein adäquates Prüfwesen. 6. 2016 werden Genossenschaften zum UN-Weltkulturerbe.
Umweltsubventionen in Deutschland: Mit diesen werden in der Regel alternative Energieformen gefördert. Am bekanntesten ist die Förderung für Solaranlagen auf Dächern. Ab 1. Juni 2010 soll diese um 16% gekürzt werden. Es soll eine "Überförderung" vermieden werden, die Solarindustrie fürchtet ihre internationale Spitzenstellung zu verlieren. Inzwischen wird erwogen, auch Zölle auf CO2-intensive Produkte als umweltpolitisches Instrument einzuführen. Die höchsten Subventionen für Ökostromerzeuger fließen nach Bayern (1101 Mio. € 2011). Dann folgen Schleswig-Holstein und Brandenburg.
Klimafreundliche und klimaschädliche Subventionen in Deutschland: Niemand ist in der Lage, alle Staatsausgaben nach ihren Auswirkungen auf das Klima zu bewerten. Bei den Subventionen, die alle zwei Jahre im Subventionsbericht der Bundesregierung festgehalten werden, kann man dies versuchen. Die folgende Aufstellung wurde von der Zeit (Nr. 36, 29.8.2918, S. 18) für 2018 angefertigt. 1. Klimafreundliche Subventionen: Insgesamt 7,0 Mrd. € (Verkehr 2,8; Energiebereitstellung und -nutzung 1,9; Bau- und Wohnungswesen 1,8; Land- und Forstwirtschaft 0,1; Sonstige 0,4). 2. Klimaschädliche Subventionen: Insgesamt 7,4 Mrd. € (Energiebereitstellung und -nutzung 6; Verkehr 1; Land- und Forstwirtschaft 0,4).
Subventionen als Klimakiller: Viele Subventionen schaden dem Klima. In Deutschland stehen die Pendlerpauschale, der Dienstwagenrabatt, das verbilligte Flugbenzin durch Steuerbefreiung, Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge und der Dieselbonus in der Kritik. Eine Untersuchung des Öko-Instituts/ Freiburg 2024 kommt zu dem Ergebnis, dass Subventionen im Gesamtvolumen von 35,8 Mrd. € zu höheren CO2-Emissionen führen. Umweltschutzverbände (DUH, VCD, BUND, Klima-Allianz) fordern prompt die Abschaffung.
Klimaschädliche Hilfen in der EU: 1. Steuervergünstigung für Dieselkraftstoff. 2. Energiesteuerbefreiung für Kerosin. 3. Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge. 4. Energiesteuerermäßigung für das Produzierende Gewerbe.5. Kostenlose Zuteilung von Emissionslizenzen für EU-Emissionshandelssystem. 6. Dienstwagenprivileg. 7. Energiesteuerbefreiung für nicht-energetische Verwendung fossiler Energieträger. 8. Steuervergünstigung für Agrardiesel.
Agrarsubventionen der EU: 80% der Flächenprämien gehen an das reichste Fünftel der Landbewirtschafter. Das sind Großbetriebe, zum Teil auch in Osteuropa. Das fördert Spekulationen in Landwirtschaft. Für die Umwelt ist ein Umsteuern dringend erforderlich. So müssten kleine Höfe und Landschafts- sowie Umweltschutz gefördert werden.
Verkehrssektor: 670 Mrd. Kilometer legte die deutsche Fahrzeugflotte im Jahr 2021 zurück. Der Verkehrssektor verursacht fast 20% der Emissionen in Deutschland. 46 Minuten werden Autos im Durchschnitt täglich gefahren. Vgl. Der Spiegel 9/ 25.2.23, S. 11. In Deutschland kommen 2022 583 Autos auf 1000 Einwohner, ein neuer Rekordwert. Quelle: Statistisches Bundesamt 2023.
Autos, KFZ (Verbrennungsmotor): Die EU-Kommission beschließt 2017, der Autoindustrie schärfere Vorgaben für den Spritverbrauch zu machen. Zwischen 2021 und 2030 soll der Ausstoß von CO2 pro gefahrener Kilometer bei Personenwagen um 30 Prozent sinken. Der Absatz emissionsarmer Fahrzeuge soll angekurbelt werden (bei weniger als 40 Gramm CO2 pro Kilometer Erleichterung bei den CO2-Zielen anderer Fahrzeugkategorien. Es soll auch verbindliche Zwischenziele für 2025 formuliert werden. Es kommt keine EU-Quote für Elektroautos. Die Effizienz bei Motoren hat zwar zugenommen. Aber dafür sind im Straßenverkehr die Fahrzeuge größer und schwerer geworden. 60% aller Emissionen des Verkehrssektors entfallen darauf. Wahrscheinlich geht es nicht ohne staatliche Eingriffe: CO2-Steuer, höhere PKW- und LKW-Maut? Das EU-Parlament stimmt im Juni 2022 für das Verbrenner - Aus ab 2035.Die FDP ist in Deutschland gegen ein Aus des Verbrennungsmotors. Sie setzt durch, dass ab 2035 nur noch klimaneutrale Verbrennungsmotoren gebaut werden. China forscht intensiv an effizienten Verbrenner - Motoren weiter. Daimler will sich nicht auf Elektroautos allein verlassen. VW und BMW setzen mehr auf Elektro. In Europa gibt es immer mehr Stimmen, das Aus des Verbrennungsmotors aufzuheben. Die CDU will das Verbrennerverbot auf EU-Ebene kippen. Das wird schwierig und spaltet die Branche. Von der Leyen, 2024 als EU-Kommissionspräsidentin frisch wieder gewählt, kündigt Ausnahmen an. 2024 zeichnet sich immer mehr eine Verlängerung für Verbrenner in der EU ab. Die Deutschen kaufen immer seltener ein E-Auto. Die Hersteller sind ratlos. Ob sich das eine oder das andere (E-Auto) rechnet, kommt darauf an. Wenn man selbst eine Solaranlage auf dem Dach ist E auf jeden Fall billiger. Noch ist der Verbrenner aber in allen anderen Punkten günstiger (Wertverlust, Reparaturen, Steuern, über fünf Jahre). Vgl. Böttcher, C./ Hägler, M.; Rüssel oder Stecker, in: Die Zeit 35/ 15.8.24, S. 17. Sinnvoll wäre es, das Verbrenner - Verbot zu kippen. Es könnte durch ein internationales Emissionshandelssystem ersetzt werden. Vgl. NZZ 4.9.24, s. 19. Ende Juni 2019 findet ein Autogipfel im Kanzleramt statt. Er bringt nicht viel. Es gibt allgemeine Erklärungen. Einzelne Bundesländer wollen ein Aus des Verbrennungsmotors. Bayern plädiert für 2035. Kalifornien in den USA gilt als Vorreiter: Ab 2035 nur noch emmissionsfreie Autos neu zulassen. Über die Zukunft entscheidet aber der größte Markt der Welt China. Das Land arbeitet mit Quoten. 2019 liegt die Quote für Elektroautos bei 12% pro Hersteller. 2025 steigt sie auf 25%. Schweden, Dänemark, Niederland, Indien, Norwegen wollen ab 2030 keine Verbrennungsautos mehr zulassen. In der EU soll es ab 2035 nur emissionsfreie Neuwagen geben. Diese Regelung von 2022 soll in fünf Jahren noch mal überprüft werden. Am 24.2.23 besiegelt das EU-Parlament diese Regelung. Die FDP stemmt sich in Deutschland gegen das Verbrenner - Aus. Sie fordert die Zulassung synthetischer Kraftstoffe. Die Bundesregierung solle sich in der EU - Kommission enthalten. Die EU-Kommission und die deutsche Regierung spielen Pingpong. Andere Staaten schließen sich der deutschen Position an (Italien).
Umweltklage gegen Autos mit Verbrennungsmotor: In Braunschweig geht eine Klage gegen VW ein. Öko - Bauer, Imker, Jugendliche mithilfe von Greenpeace. Verbrennungsmotoren von VW sollen früher verboten werden.
Tempolimit: Es gibt immer wieder Initiativen und Vorschläge in Deutschland. Am häufigsten ist der Vorschlag für 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen. Die Bundesregierung spricht sich im Januar 2019 gegen ein Tempolimit aus. Die Diskussion leidet unter unter einem Mangel an evidenzbasierten Daten. Kausale Zusammenhänge müssten empirisch besser erforscht werden. Vgl. auch: Habla, W./ Huwe, V./ Kesternich, M.: Tempolimits und Grenzwerte: für eine evidenzbasierte verkehrspolitische Debatte, in: Wirtschaftsdienst 2019/5, S. 330ff. Ende 2019 ist die Groko gespalten. Die SPD ist für Höchsttempo 130, CDU/CSU nicht. Die Gewerkschaft der Polizei fordert ein unabhängiges Gutachten. Andere Vorschläge beziehen sich auf Geschwindigkeitsbeschränkungen in Städten: Hier soll 2020 30 km getestet werden. Bei Hauptverkehrsstraßen 50 km. Im Oktober 2022 gibt es einen Lord-Voldemort-Moment in der Autobranche: Audi-Chef Duesmann gibt ein Plädoyer für Fahrverbote und ein Tempolimit ab.
Peak Car: Höchster Punkt der privaten Autonutzung. Er könnte bald erreicht sein. Es ist der Moment, in dem in Industriestaaten Autoverkäufe und mit dem eigenen Auto zurückgelegte Kilometer nicht weiter steigen, sondern auf einem Stand verharren oder zu sinken beginnen.
Diesel-Autos: Bei VW-Modellen in den USA wird eine Manipulation der Abgaswerte festgestellt. Auf VW kommen hohe Forderungen, vor allem in den USA, zu. Immer mehr Führungskräfte von VW werden in den Skandal hineingezogen. Bosch, das die Hard- und Software zur Verfügung gestellt hat, ist noch außen vor. In Deutschland strengt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Prozesse an vor Verwaltungsgerichten. Sie bekommt in Düsseldorf Recht. Fahrverbote für Dieselfahrzeuge sollen die Stickstoffdioxidbelastung senken. Die EU eröffnet ein Verfahren gegen Deutschland. Sie hält die Reaktion auf den Abgas-Skandal für unzureichend. Das Bundesumweltministerium schafft für Kommunen die Möglichkeit, eine Verbotszone einzurichten, in der nur umweltfreundliche Autos zeitweise fahren dürfen. Das Umweltbundesamt plädiert im März 2017 für eine Abschaffung des Dieselprivilegs (steuerliche Begünstigung). Der Ausstoß von Treibhausgasen ist 2016 wieder gestiegen (Niveau von 2009). Die Dieselmotoren von Mercedes sollen ähnlich dreckig wie die Skandalautos von VW sein. 2017 macht das Umweltbundesamt Überprüfungen von Dieselautos. Sogar Euro 6 Diesel sind viel schmutziger als angegeben. Der Stickoxidausstoß im Alltag ist wesentlich höher als unter Laborbedingungen. Auch Audi gerät 2017 zunehmend unter Druck. Genauso Porsche. Das Schicksal des Diesels dürfte sich aber in China entscheiden (wenn dort Verbote kommen). BMW und Audi geben Ende 2017 bekannt, dass sie viele Diesel umrüsten wollen. Bayern macht einen Diesel-Gipfel: neue E-Ladesäulen, öffentlichen E-Verkehr fördern, Kaufanreiz für neue Diesel-Autos. Im Juli 2017 bestellt der Bundesverkehrsminister Daimler ein. Es geht um Vorwürfe wegen hoher Abgaswerte bei Dieselautos. Zwischen 2006 und 2016 sollen mehr al eine Million Autos mit unerlaubt hohem Schadstoffausstoß verkauft worden sein. Mittlerweile wird häufiger die Begünstigung von Diesel-Kraftstoff bei der Mineralölsteuer in Deutschland kritisiert ("Dieselprivileg"). Beim "Diesel-Gipfel" im August 2017 sind auch Förderprogramme für Städte beschlossen worden, die über den Schadstoffgrenzwerten liegen. Es melden sich immer mehr Städte. Ursprünglich sollte die Umrüstung des Verkehrs in den betroffenen Städten mit 500 Mio. € gefördert werden. Später werden noch mal 500 Mio. € drauf gelegt. Die Hersteller sträuben sich gegen die Umrüstung ihrer Fahrzeuge. Die CSU will nur mitregieren in einer zukünftigen Koalition , wenn der Verbrennungsmotor bleibt. Die Grünen wollen dies nur, wenn Ende der nächsten Legislaturperiode das Ende des Verbrennungsmotors ins Auge gefasst wird. Merkel spricht von Brückentechnologie, die man noch Jahrzehnte brauche. Ende November 2017 findet wieder ein Diesel-Gipfel mit Kommunen statt, die stark betroffen sind. 2017 sinkt der Dieselabsatz um -12%. Das Ende der Diesel-Subvention müsste eigentlich nächste Legislaturperiode kommen (ursprünglich wollte man damit Nutzfahrzeuge fördern). Auch der Bundesrechnungshof empfiehlt im Dezember 2017 das Steuerprivileg für den Diesel aufzugeben. Der Deutsche Städtetag fordert die Blaue Plakette. VW will Ende 2017 einen Sonderprüfer in der Abgasaffäre verhindern, scheitert aber vor dem Bundesverfassungsgericht. Der Gebrauchtwagenmarkt für Dieselfahrzeuge stockt immer mehr (Autos stehen länger auf dem Hof der Händler). Mittlerweile ist es technisch möglich, Diesel aus Kohlendioxid herzustellen, der fast klimaneutral ist (RWTH Aachen). Bosch fordert zur Rettung der Diesel-Technik mehr Transparenz an. Die Bundesregierung erwägt im Februar 2018, die Nachrüstung schmutziger Dieselautos vorzuschreiben. Im März 2018 gibt es eine Razzia bei BMW. Damit stehen schon drei deutsche Firmen im Diesel-Skandal am Pranger (Daimler, BMW, VW). Der Druck aus der Öffentlichkeit, dem Städtetag, den Landesregierungen und der Bundesregierung auf die Autoindustrie wächst, Hardware für ältere Diesel nachzurüsten. Der Dieselanteil ist im ersten Halbjahr 2018 europaweit gesunken. In immer mehr Städten sprechen die Verwaltungsgerichte Fahrverbote aus. Es geht um die Kostenverteilung. Experten empfehlen als Hardwarenachrüstung im September 2018 den SCR-Kat. Die Zahlung ist umstritten (Eigentümer, Industrie, Steuerzahler). Im Oktober 2018 zahlt Audi 800 Mio. € Bußgeld wegen der Dieselmanipulationen. VW bietet ab Herbst 2018 Rabatte fürs Verschrotten. Im Einzelfall werden bis zu 10.000 € für alte Diesel der Schadstufen 1 bis 4 beim Kauf eines neuen Autos geboten. Die deutschen Autobauer geraten beim Dieselbetrug 2019 immer mehr in Bedrängnis. Das Kanzleramt scheint hingegen die Industrie weiterhin stark zu unterstützen. Wie will man dies der Bevölkerung vermitteln? Im September 2019 tauchen interne Dokumente bei VW auf, die darauf hinweisen, dass auch neuere Dieselmotoren über eine Abschalteinrichtung verfügen (von 2012). Im September klagt die Staatsanwaltschaft Braunschweig die VW-Bosse Diess, Pötsch und Winterkorn an (Marktmanipulation). Daimler muss 870 Mio. € Bußgeld zahlen (fahrlässige Verletzung der Aufsichtspflicht). Für deutsche VW-Kunden gibt es 2020 einen Hoffnungsschimmer. Es könnte ein Vergleich zustande kommen. 2024 kommt der klimaschonende HVO 100-Diesel. Er ist teurer, aber besser fürs Klima. Als erste Stadt der Welt sperrt 2017 Oslo in Norwegen Dieselautos aus. Bis 2024 sollen alle Autos mit Verbrennungsmotor aus der Innenstadt ausgesperrt werden. In Stuttgart haben ältere Diesel, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen, in kritischen Phasen Fahrverbote in der Stadt. Im März 2017 gibt es eine Razzia bei Audi wegen des Dieselskandals. Noch 2017 plant München ein Fahrverbot für Diesel. Es findet in Berlin im August 2017 ein Dieselgipfel statt. Die deutschen Autofirmen sagen Software - Updats zu. Sie geben Anreize für den Verkauf älterer Diesel-Autos. Der japanische Autobauer Nissan bietet eine Innenstadtgarantie (Absicherung im Falle von Fahrverboten). 2018 gerät VW zusammen mit Daimler und BMW in den USA wieder negativ in die Schlagzeilen: Umstrittene Tierversuche mit Affen, die Dieselabgase einatmen müssen, sorgen für Unruhe (gemeinsames Lobby- und Forschungsinstitut "EUGT"). VW entschuldigt sich. Heraus kommt auch, dass die RWTH Aachen Stickoxid-Tests mit Menschen gemacht hat (isolierte Auswirkungen). Ergebnisse sind wohl für Werbezwecke der Auto-Industrie missbraucht worden. VW trennt sich von Chef-Lobbyist Thomas Steg. Mallorca will 2018 Diesel-Autos von der Insel verbannen. Als erste deutsche Stadt erlässt Hamburg ab 31. Mai 2018 Dieselverbote auf ausgewählten Straßen. Das Bundesverkehrsministerium gibt im Mai 2018 Daimler eine Zweiwochenfrist, um die Manipulation beim Transporter Vito aufzuklären. Später muss Daimler 238.000 Dieselfahrzeuge zurückrufen. Ein Dieselfahrverbot droht im Juni 2018 auch in Aachen. Auch Stuttgart könnte noch folgen. Im Juni 2018 verschicken die Städte Ludwigshafen, Mainz und Koblenz erste Stilllegungsverfügungen für Diesel-Autos. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig verurteilt VW am 13.06.2018 zu einer Strafe von 1 Mrd. € in der Dieselaffäre (Aufsichtspflichtverletzung, Ordnungswidrigkeit). Das Geld geht an die Staatskasse. VW akzeptiert das Urteil und legt keine Rechtsmittel ein. Am 18.06.18 wird Audi-Chef Rupert Stadler in Untersuchungshaft genommen wegen der Diesel-Affäre (Verdunklungsgefahr). Der VW-Aufsichtsrat beurlaubt ihn. Ab 1. Januar 2019 will Stuttgart Fahrverbote für ältere Dieselautos einrichten (Euro-Abgasnorm 4 und schlechter). Ab Februar 2019 gibt es in Frankfurt ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge (Norm Euro 4 und älter). So entscheidet das Verwaltungsgericht in Wiesbaden. Der Bundesverkehrsminister Scheuer schließt im September 2018 eine Nachrüstung direkt am Motor von Dieselfahrzeugen (Hardware-Lösung) nicht mehr aus. Porsche gibt im September 2018 als erster deutscher Autobauer bekannt, keine Dieselmotoren mehr in seinen Fahrzeugen zu verwenden. Bundesverkehrsminister Scheuer kündigt Ende September 2018 ein staatliches Förderprogramm für Hardware-Nachrüstungen bei Nutzfahrzeugen an. Eine Gesamtlösung für ältere Dieselfahrzeuge soll am 01.10.18 beschlossen werden. Es kommt eine Kombination der Elemente (Umrüstung, Haftung Nachrüster, Einbauten in Altfahrzeugen von Technik und Kostenverteilung her umstritten + Umtauschaktion: Neukauf mit Prämien oder Gebrauchter). Vorerst gilt dies nur für bestimmte Regionen (besonders belastete Städte, 14). Es bleiben viele offene Fragen. Die Autobauer wollen sich unterschiedlich engagieren. Nach Urteilen in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart sollen auch Teile der Berliner Innenstadt zur Sperrzone für Dieselfahrer werden. Die Fahrverbote sollen ab Juni 2019 gelten. Der Bundesverkehrsminister unterstreicht im Herbst 2018 im Kampf gegen Fahrverbote und Luftverschmutzung immer wieder die Verantwortung der Hersteller. Im Oktober verhängt das Verwaltungsgericht Fahrverbote in Mainz ab 01.09.2019, wenn die Werte dann noch überschritten werden (Zeitpuffer: erste Halbjahr 2019; bis 01.04.19 Luftreinhalteplan). Die Porsche SE, die VW-Dachgesellschaft, muss fast 47 Mio. Euro Schadensersatz wegen des VW-Dieselskandals zahlen (Urteil des Landgerichts Stuttgart). Im November 2018 verhängt das Verwaltungsgericht Köln Fahrverbote für Dieselautos in Bonn und Köln ab 01.04.2019 für Euro IV und älter (ab 01.09.2019 für Euro V). Die Autoindustrie und das Bundesverkehrsministerium einigen sich im November 2018 auf einen Kompromiss ("Diesel-Kompromiss"): Daimler und VW sind bereit zur Nachrüstung älterer Diesel. Autobesitzer in den 15 besonders mit Stickoxiden belasteten Städte werden bei der Hardware-Nachrüstung unterstützt. Das Kraftfahrt-Bundesamt gerät im November 2018 in die Kritik von ADAC und Verbraucherzentrale: Die Behörde bevorzugt deutsche Automarken. Im November 2018 kommen auch Fahrverbote für ältere Diesel-Autos in Essen und Gelsenkirchen. Es sollen Fahrverbote in Frankfurt folgen. In Darmstadt führen Fhrverbote zu einer verminderten Schadstoffbelastung. Mit der A40 ist die erste Autobahn betroffen (ab Juli 2019 nur noch Euro 5 und 6). In Darmstadt kommt es Ende 2018 erstmals zu einem Vergleich. Ab 01. Januar tritt das erste Diesel-Fahrverbot in Deutschland in Stuttgart in Kraft. Im Februar 2019 stärken die Richter am Bundesgerichtshof die Position von Diesel-Besitzern: Illegale Abschalteinrichtungen in Diesel - PKW sind ein Sachmangel. So steigen die Chancen für Schadensersatz. Im April 2019 gibt es Verdacht wegen Abgasschummelei bei Daimler (GLK 220 CDI). Das Kraftfahrtbundesamt ordnet einen Rückruf an. Im April 2019 erfolgt auch die Anklage gegen den Ex-VW-Chef Winterkorn in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wirft ihm besonders schweren Betrug vor. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe und könnte millionenschwere Bonuszahlungen verlieren. Im Mai 2019 werden Bosch und Porsche zu Strafzahlungen verurteilt. Am 30.09.2019 treffen sich die Anwälte von VW und 470.000 Dieselkunden. Das Braunschweiger Gericht regt eine einvernehmliche Beilegung an. VW lehnt den Vergleich ab, stellt aber 830 Mio. € für die Geschädigten zur Verfügung. Im Januar 2020 gibt es bei Mitsubishi Verdacht auf Abgasmanipulationen. Schließlich einigt man sich am 28.02.20 auf die Entschädigungssumme von 830 Mio. €. In Großbritannien verurteilt ein Gericht VW auch zu Entschädigungen. Der Bundesgerichtshof kommt am 25.05.20 zu einem Urteil für Deutschland bei VW: 5 Jahre nach dem Dieselskandal können Kunden, die geklagt haben, Schadensersatz bekommen. Sie können ihr Auto auch zurückgeben, allerdings die Kilometer anrechnen lassen. Davon könnten 60.000 Kunden betroffen sein. Im Herbst 2020 steht der Ex-Audi-Chef Rupert Stadler vor Gericht.
Dieselabgase: Das Umweltbundesamt unterscheidet bei der Stickstoffdioxid - Messung Intensivstädte und belastete Städte mit einer geringen Überschreitung ("nicht verhältnismäßig") . Zu den Intensivstädten rechnen 14 deutsche Städte mit einem Ausstoß von über 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Nach der neuesten Liste gehört dazu auch Frankfurt, so dass die Liste 15 Städte enthält. Es handelt sich um einen EU-Grenzwert (Jahresmittelwert in Frankfurt 2017 54 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft). Die Bundesregierung will Fahrverbote in 51 Städten abwenden. Sie will Fahrverbote für unverhältnismäßig erklären lassen. Damit sind geringfügigere Überschreitungen zwischen 40 und 50 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft gemeint. Dann würden den Werten nach noch 14 von 65 Städten übrig bleiben mit Fahrverboten. Auch bei der Kontrolle eines Fahrverbotes gibt es Streit: Städte bevorzugen eine blaue Plakette. Das Bundesverkehrsministerium plädiert für Diesel - Check - Points.
Dieselfonds: Kommunen, die extrem mit Stickoxid belastet sind, können finanzielle Hilfen erhalten. Er kommt 2017 allerdings schleppend voran. Bisher gibt es noch keine Förderrichtlinien. Die Kommunen warten auf das Geld zur Verbesserung der Luft. Pauschale Fahrverbote sollen vermieden werden. Die Mittel sollen in die Elektrifizierung des Verkehrs (350 Mio. €), Nachrüstung von Dieselbussen (150 Mio. €) und Digitalisierung (500 Mio. €, z. B. Fahrgastinformationssysteme) gesteckt werden. Von den 1 Mrd. Euro sollen 240 Mio. von der Autoindustrie kommen. Ausländische Autobauer wollen sich nicht am Milliarden-Fonds beteiligen. AKK erweitert im Herbst 2018 diese Idee: Die Bußgelder der Dieselfahrer sollten auch in den Fonds statt in die Haushalte der jeweiligen Länder fließen. Am 03. Dezember 2018 beim Dieselgipfel im Kanzleramt werden die Mittel aufgestockt (doppelt so viel als bisher). Es gibt jetzt fast 1 Mrd. €. Es wird Sofortprogramm "Saubere Luft" genannt. Zusätzlich gibt es 500 Mio. € für die Umrüstung der Hardware von Kleinlastern. Die Städte fordern eine Verstetigung der Mittel. Wieder kommt die Forderung nach mehr Geld von der Automobilindustrie.
Dieselsteuer-Privileg: Diesel wird in Deutschland geringer versteuert als Benzin. Wären die Steuersätze gleich, hätte der Staat allein 2018 8,2 Mrd. € Mehreinnahmen gehabt und in den letzten drei Jahren mehr als 25 Mrd. € (Quelle: BMVI). Auch Kerosin ist ganz Steuer befreit. Die Bundesregierung führt wegen des Verfassungsgerichtsurteils Ende 2023 Änderungen ein. Für Inlandsflüge gilt die Kerosinsteuer. Das Steuerbefreiung für Landwirte bei der Dieselbesteuerung wird abgeschafft.
Modell Dudenhöffer: Ferdinand Dudenhöffer, Mobilitätsprofessor an der Uni Duisburg/Essen, schlägt ein Modell vor. Otto- und Dieselmotoren sollten gleich besteuert werden sowie die Kfz-Steuer sollte angeglichen werden. Mit den Einnahmen könnte der Staat Diesel-Eigentümern einen Gutschein für die Umrüstung finanzieren (Steuern für Nachrüstung).
LKW- und PKW-Maut: In Deutschland soll die PKW-Maut ab Oktober 2020 eingeführt werden. Die deutschen Autofahrer sollen bei der PKW-Steuer entlastet werden. Der Europäische Gerichtshof entscheidet im Juni 2019, dass dieses Vorhaben gegen europäisches Recht verstößt. Damit ist die PKW-Maut, ein Lieblingskind der CSU, in Deutschland vorläufig aus Eis gelegt. Es sind hohe Entschädigungszahlungen fällig. Vertreter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes fordern eine Maut für alle Straßen. Sie solle intelligent gestaltet werden und einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Entzerrung von Verkehrsströmen leisten. Angeregt wird eine klometerbezogene Maut für In- und Ausländer. Vielfahrer würden stärker belastet. Im Dezember 2019 startet der Untersuchungs-Ausschuss des Bundestages für die PKW-Maut. Hat Scheuer den Bundestag belogen? Der Bundesrechnungshof erstellt Ende 2019 einen Prüfbericht. Der ist vernichtend für das Bundesverkehrsministerium: die Maut ist rechtswidrig, die Betreiber akzeptieren die Kündigung nicht, hoher Schadensersatz ist fällig, die Öffentlichkeit wurde belogen. Vgl. auch: Die Zeit 30, 16.7.20; S. 19f. Falschfahrer. Auch die Maut-Befreiung für GAS-LKW, die bis 2023 gilt, ist wohl rechtswidrig. Sie verstößt gegen EU-Recht. Überall in Europa zahlen Autofahrer eine Maut. Deutschland verzichtet darauf. Das ist nicht gerecht und ein großer Fehler. Der zweite Eingriff des Staates bei LKW erfolgt über Flottengrenzwerte für LKW und Busse. Es geht um Lkw-CO2-Grenzwerte. sie werden innerhalb der EU festgelegt (2024). Verkehrsminister Andres Scheuer muss am 01.10.20 vor einem Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Es geht darum ob er gelogen hat (Verträge erst nach Entscheidung des EU-Gerichtes). Im Juli 2023 kommt es zu einem Vergleich mit den Firmen. Sie bekommen 243 Mio. € Entschädigung. Das ist ein teures Scheitern der CSU-Verkehrspolitik. Verkehrsminister Wissing lässt prüfen, inwieweit mögliche Schadensersatzforderungen gegen den ehemaligen Verkehrsminister Scheurer bestehen (Gutachten). Anfang Dezember 2023 wird die LKW-Maut erhöht. Das könnte die Teuerung für die Verbraucher treiben. Die LKW-Maut hat nun eine CO2-komponente. Die Mehreinnahmen fließen teilweise in Bahnnetz-Sanierung.
CO2-Grenzwerte für LKW: Erstmals beschließt die EU im Februar 2018 verbindliche Vorgaben für den Ausstoß des Klimagases für den Spritverbrauch schwerer Lastwagen. Bis 2020 soll der Ausstoß um 15% und bis 2030 um 30% gesenkt werden.
Städtemaut bzw. Toxicity-Charge: Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hält in seinem Jahresgutachten im Herbst 2018 die Städtemaut für eine bessere Lösung als Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Preisliche Mechanismen seien besser, um Emissionen von Stickoxiden, Feinstaub oder Ähnliches zu reduzieren. Als Vorbild gilt London, das seit 2017 die "Giftmaut" erhebt. Die FDP macht eine Wende und schlägt die Reduzierung von Fußgängerzonen und Fahrradstraßen vor. Da sind die Kommunen irritiert.
Deutsches Institut für Verbrauchs- und Emissionsmessungen (Divem): Es wird 2017 eingerichtet und soll Verbrauchs- und Abgasmessungen unter realen Bedingungen durchführen. Die Transparenz für Verbraucher soll dadurch steigen. In einem Beirat sollen alle relevanten Akteure vertreten sein.
Elektroautos: Eine weltweit beispiellose Förderung von Elektroautos gab es in Norwegen. Von 2012 bis 2015 ist das Land zum Elektroautoland aufgestiegen. 2015 gab es 60.000 Elektroautos (Deutschland 24.000). Die Subventionen und Privilegien haben ganz schnell gewirkt: Befreiung von der Mehrwertsteuer, kostenloses Parken, Befreiung von Maut und Benutzung von Busspuren. Vor allem wohlhabende Stadtbewohner haben sich E-Autos angeschafft. Diese verstopfen Busspuren, so dass der Rest der Bevölkerung darunter leidet. Deshalb soll die Förderung aus sozialen Gründen beendet werden. Wenn wirklich Elektroautos solche mit Verbrennungsmotor ablösen, steht ein Umbruch der deutschen Industrie bevor. Die meisten Antriebskomponenten der E-Autos sind billig. Die Hochspannungsbatterien werden von Samsung, Panasonic und LG hergestellt. Gut 750.000 Menschen arbeiten in der deutschen Autozulieferungsindustrie. 2016 zeichnet sich eine Förderung von Elektroautos ab. Deutsche Hersteller haben 2016 etwa 30 Modelle von E-Fahrzeugen im Angebot. Die Förderung beträgt dann pro E-Auto 4000 € (Hybrid 3000; Hersteller und Staat teilen den Aufwand; Umweltbonus ist die Bezeichnung). 10 Jahre werden diese Autos dann steuerbefreit. Der Umweltbonus ist ordnungspolitisch sehr umstritten, weil es sich um eine Subvention für Automobilfirmen handelt. Nutznießer der Prämie scheinen vor allem die Händler zu sein. Die staatliche Prämie scheint aber kein guter Anreiz zu sein. Die Bundesregierung erwägt, eine Quote für Elektroautos bei den deutschen Automobilproduzenten einzuführen. Die zunehmende Abkehr vom Verbrennungsmotor bringt viele Jobs in Deutschland in Gefahr (100.000?). Es könnte zu einer Pleitewelle bei Zulieferern kommen. Sehr umstritten ist die These, dass Elektroautos nachhaltiger und umweltfreundlicher als Diesel und Benziner sind. Berücksichtigt werden muss die Produktion, das Fahren und die Entsorgung. Bei der Produktion sind herkömmliche Autos normalerweise umweltschonender. Beim Fahren sind E-Autos besser für Vielfahrer und Kurz- und Mittelstreckler. Die Entsorgung hängt vom Akku ab, wo man die Fortschritte schwer einschätzen kann. Anfang des 20.Jahrhunderts konstruierte Porsche-Gründer Ferdinand Porsche die ersten Elektroautos der Welt. Auch Siemens baute bis 1927 16.000 Elektroautos. Einige Politiker wollen eine Mindestquote für Elektroautos einführen. China will mit der Elektromobilität den weltweiten Automarkt revolutionieren. Nur die chinesischen Autokunden wollen 2017 noch nicht. Ab 1. Januar 2017 macht China aber Ernst: Es kommt die Quote. Jedes zehnte in China abgesetzte Auto muss ein Elektro- oder Hybridfahrzeug sein (unterschiedliche Punktzahl). Ab 2030 sollen in Paris nur noch Elektroautos erlaubt sein. Die Technologie gezielt Sonne zu tanken kann immer weiter entwickelt werden. Solarzellen sorgen dafür, dass E-Autos dann geladen werden, wenn sie sowieso stehen. Das Bundesverkehrsministerium will noch 2018 Elektro - LKW fördern. Elektroautos sind eigentlich ökologisch nur sinnvoll, wenn sie mit sauberer Energie fahren. Im Moment ersetzt der Ökostrom nur den ebenfalls Kohlendioxyd neutralen Atomstrom. Es wird auch immer mehr gefahren. Die BASF hat neue Batteriematerialien entwickelt, mit denen ab 2025 E-Autos billiger werden können. Bei Elektro-Autos müssen bei der Umweltverträglichkeit Produktion, Entsorgung der Batterien und Strom-Mix bei der Aufladung berücksichtigt werden. Bei der Berücksichtigung dieser Punkte stoßen E-Autos noch -16% an CO2-Emissionen aus. Nach VW gibt auch Daimler im Mai 2019 bekannt, langfristig nicht mehr auf Verbrennungsmotoren zu setzen. 125.000 Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferern sind in Deutschland in Gefahr, wenn der Umstieg auf E-Autos kommt (Quelle: Uni Duisburg-Essen). Ab 2030 wollen die Chinesen auf E-Autos umsteigen. Das wird großen Einfluss auf die Technologie haben. 2020 ist VW schon der viertgrößte Produzent von E-Autos. An der Spitze liegt Tesla aus den USA vor BAIC aus China und Renault-Nissan-Mitsubishi aus Frankreich/ Japan. 2022 steigt die E-Auto-Produktion stark an: 32% mehr Neuzulassungen als im Vorjahr in Deutschland. Die Verbrenner - Importe gehen stark zurück. 2024 kriselt das E-Auto in Deutschland. Viele zulieferer verlieren die Lust am Geschäft mit Elektroteilen. Einige planen den Verkauf der Sparten. "Der Umwelt-Vorteil der E-Autos ist dabei, durch die Nachteile wieder aufgefressen zu werden", Bard Norheim, Norwegischer Transportexperte. Größter Hersteller von E-Autos ist 2017 BYD aus China vor BAIC aus China, vor Tesla aus den USA. Dann folgt schon BMW aus Deutschland. VW liegt auf platz sechs vor wiederum zwei chinesischen Firmen: Geely, SAIC. Frühestens 2019 könnte Deutschland die Führung übernehmen. Das wird aber schwierig, weil China die Supermacht der Elektromobilität ist: größter Markt und größter Anbieter. In Norwegen sind 2017 über 50% aller Autos Elektroautos. Die Post und Ford bauen zusammen größere E-Transporter ab 2017 (Streetscooter Work XL). Die Post ist mittlerweile Deutschland größter E-Auto-Produzent. Weltweit sind schon bis 2017 92.000 kleinere Modelle im Einsatz, die in Aachen gebaut werden. Tesla (Model S) hat 2017 die größte Reichweite aller Elektroautos. Im März 2018 gibt es erst 1274 öffentlich zugängliche Schnellladesäulen für E-Autos. Die meisten sind in B. - W. vor Bayern. Ab 2018 will die Bundesregierung Elektro-Dienstwagen steuerlich bevorzugen (Anreiz, um vom Diesel umzusteigen). Die Autohersteller fordern im Januar 2020 Hilfe in Milliardenhöhe für den Strukturwandel. 2020 überholt der Markt Europa beim Marktanteil von Elektroautos in Prozent aller verkauften Autos die Märkte China, Global, Nordamerika (fast 7%). Die Förderung für E-Autos wird bis 2025 verlängert. Damit gibt es einen Wertverlust für Gebrauchte. E-Autos sind vor allem im Leasing. Es zeichnet sich 2020 ab, dass die Elektrowende weniger Arbeitsplätze bei den Herstellern kostet als erwartet. Die schweren Einschnitte drohen bei den Zulieferern. 2020 ist die Zahl der PKW-Zulassungen von E-Autos um +206% angestiegen. Im Sommer 2022 droht ein Ende des Elektrobooms. Der Absatz von E-Autos gerät ins Stocken. Lange Lieferzeiten schrecken Kunden ab. Die Schweiz erlässt im Winter 2022 als erstes Land ein Fahrverbot für Elektroautos. Sie hat Angst vor einem Blackout beim Strom. 2024 purzeln die Preise nach unten. Tesla liefert sich eine Rabattschlacht mit Herstellern aus China und Europa. Die Strategie ist hochriskant: Leasinggesellschaften und Firmenwagenkäufer ziehen sich zurück. Sie befürchten sinkende Restwerte. Im September 2024 verspricht Wirtschaftsminister Habeck eine neue Förderung von E-Autos (es drohen Werksschließungen in Deutschland, vor allem bei VW).
Förderung der E-Autos in Deutschland (Umweltbonus): Nach drei Jahren Ende Juni 2019 sollte die Förderung für E-Autos auslaufen (2000€ vom Staat, evtl. 2000€ von der Firma). Bislang, bis zu diesem Zeitpunkt, wurden nur 177 der bereitgestellten 600 Millionen € abgerufen 96.632 Anträge; 327.932 sollten es werden). Das Programm soll deshalb bis Ende 2020 verlängert werden. Um die Kaufanreize zu erhöhen, wird im November 2020 beschlossen, bis Ende 2025 zu verlängern. Es kann bis zu 9000 € Zuschuss geben. Bei LKW soll es eine Abwrack-Prämie geben. Die Prämie wird auch weiterhin für Plug-in-Hybride gezahlt. Die neue Bundesregierung (Ampel) verlängert die Förderung von E-Autos bis Ende 2023. Vgl. Seiler, Robert/ Wermuth, D.:Rebplik: Aufbau von E-Auto-Kapazitäten keine Fehlinvestition, in: Wirtschaftsdienst 3/ 2023, S. 217-220. Die Förderung von E-Autos läuft Ende 2023 aus. Das Geld ist aufgebraucht. Im September 2024 bringt die SPD eine erneute Abwrackprämie in die Diskussion. Hintergrund ist die Krise der deutschen Automobilindustrie, insbesondere VW. Schon 1898 konstruierte Ferdinand Porsche E-Fahrzeuge für die Weltausstellung in Paris. Der Verkauf war jedoch ein Flop.
Ökonomische Beurteilung der Förderung von E-Autos: "Seit einiger Zeit wird erbittert um die Frage gestritten, ob Elektroautos gegenüber konventionellen Fahrzeugen CO2 einsparen oder nicht. Dieser Streit wird allerdings in einer sehr unglücklichen Form ausgetragen. Vor allem basieren die Studien zu diesem Thema auf sehr unterschiedlichen und zum Teil unrealistischen Annahmen. Zudem vernachlässigen sie zwei zentrale Aspekte für die Beurteilung der Elektromobilität sträflich: den Emissionshandel und die Frage der Kosteneffizienz. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Förderung von Elektroautos die vermutlich ineffizienteste Form von Klimapolitik ist, die weltweit zurzeit betrieben wird." Siehe Weinmann, Joachim: Elektroautos und das Klima: die große Verwirrung, in: Wirtschaftsdienst, H. 11, 2020, S. 890 - 895. "Es gibt vermutlich kaum eine andere Form der CO2-Vermeidung, die noch teurer, noch verschwenderischer und noch ineffizienter ist als der Bau und der Betrieb von BEV – und das unter der Annahme, dass der Schmidt-Effekt keine Rolle spielt." Ebenda, S. 895. Elektroautosubventionen dürften bald überflüssig sein. In einigen Jahren dürften E-Autos nicht teurer sein als andere. Die ungleiche Förderung der Antriebsarten sollte beendet werden (Diesel Steuervorteil, Kerosin steuerfrei, E-Auto Kaufprämie). Große Motoren (Schiffe, LKW) können auf Erdgas und Ammoniak umgerüstet werden.
E-Autos und Reparatur, Haltbarkeit, Entsorgung: Weniger Verschleißteile, weniger Kosten. E-Autos gelten als robust und langlebig. Doch allmählich zeigen sich die Schwachstellen. Werkstätten sind überfordert mit der komplexen Technik. Vgl. Prengel, H. T.: Das Märchen vom soliden Elektroauto, in: Der Spiegel 12/ 16.3.24, S. 100f.
Elektromobilität: In Skandinavien ist der Anteil an Elektroautos relativ hoch. Das liegt an der Förderung der Konsumenten durch den Staat. Deutschland hält sich hier zurück, weil man nicht dadurch ausländische Produzenten fördern will, Die deutsche Automobilindustrie ist eher Ottomotor orientiert. Große Elektromobilitätsprojekte werden aber zusammen mit chinesischen Produzenten durchgeführt (Daimler, BMW, VW). Die Bundesregierung fördert die Technologie und Entwicklung der Elektroautos bei den deutschen Autoproduzenten. Die Erhöhung der Elektromobilität ist wegen der Klimavereinbarungen notwendig. Unklar ist, welche Förderung besser ist: Kaufprämien oder staatliche Förderung von Ladesäulen. Die deutschen Automobilfirmen und die Bundesregierung versuchen, eine Strategie zu entwickeln. Industriepolitisch ist wichtig, dass Deutschland nicht von China eingeholt wird. Bei VW gibt es 2016 Pläne für eine Batteriefabrik in Deutschland (Salzgitter?). Die Bundesregierung will ab 2017 Ladesäulen für E-Autos fördern (bis zu 30.000 €). Die Grünen wollen erreichen, dass ab 2030 keine Benzin- und Dieselautos in Deutschland mehr zugelassen werden. Ein Gesetz der Bundesregierung soll die Nutzung von Carsharing - Angeboten attraktiver machen. 2016 gibt es in Deutschland 24.667 Ladestationen für E-Autos (Marktanteil an E-Autos 2016 in Deutschland 0,7%). Angeblich verhindert die Bundesregierung 2017 in der EU eine stärkere Kontrolle der Automobilindustrie (z. B. TÜV mehr staatlich beaufsichtigen). Mit den fossilen Energieträgern steht gleichzeitig das Geschäftsmodell des Autos in der Kritik. Neue Formen der Mobilität dürften sich zukünftig entwickeln, vor allem in den Städten (öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing, Fahrrad u. a.). China will ab 2018 eine Zwangsquote für Elektroautos einführen. Das kommt besonders Tesla (Elon Musk) entgegen, das ein Werk in China/ Shanghai bauen will. China fährt insgesamt eine massive Strategie für Elektromobilität. Bestandteil sind Subventionen, rigide Gesetze und die Quote. Volvo will ab 2019 keine Verbrennungsmotoren mehr entwickeln. Nach Einschätzung der Energiewirtschaft ist das Stromnetz in Bayern und Baden-Württemberg nicht auf eine Flut von Elektroautos und Wärmepumpen vorbereitet. Dafür reicht zur Zeit die Strommenge in Süddeutschland nicht aus. Die Auswirkungen der Elektromobilität auf den Strommarkt und die CO2-Bilanz sind zu wenig erforscht. Das Stromnetz müsste auf die Elektromobilität vorbereitet werden, vor allem für die Stoßzeiten (z. B. abends). Die ICCT legt im Februar 2018 eine Studie vor: In drei Jahren ab 2018 haben die Elektroautos den Diesel und den Benziner in der Klimabilanz überholt. Entscheidend ist die Batterieproduktion. Die Chefs der drei deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW einigen sich im März 2019 auf einen Kurs bei E-Mobilität. Bundesverkehrsminister Scheuer plant ein Gesetz für mehr Ladestationen. Im April 2019 beschließt die EU, Subventionen bereitzustellen für Batteriefabriken von europäischen Unternehmen in Europa (zuerst für Peugeot). Am 04.11.19 findet wieder ein Auto-Gipfel statt: Es geht um drei Kernbereiche. Die Förderung alternativer Antriebe, der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Auswirkungen auf die Arbeit in der Automobilwirtschaft. Der Staat erhöht die Prämie für den Kauf von E-Autos. 2021 wird eine kontroverse über die Klimabilanz von Elektroautos ausgetragen. Thomas Koch vom Karlsruher KIT spricht von einem Rechenfehler (CO2-Ausstoß des Strommix oder CO2-Ausstoß des Grenzstrommix). Martin Wietschel vom Fraunhofer.Institut spricht sich für Durchschnittsemissionen aus und die Nutzung der flexiblen Speicher. Der Trend zur Elektromobilität hat viele Investoren in E-Auto-Aktien getrieben. Jetzt, 2024, bricht der Markt ein, Anlegern drohen Milliardenverluste. Vgl. HB 2.4.24, S. 1. Das E-Auto zieht nicht mehr so (es hakt auch bei Lasesäulen). Aldi Süd will 2017 Ladesäulen einrichten. In Kalifornien sollen bis 2030 5 Mio. Elektro-Autos fahren. Dazu unterzeichnete der Gouverneur im Januar 2018 eine Verordnung. Das Ziel soll mit finanziellen Anreizen erreicht werden (2,5 Mrd. $ über 8 Jahre). China ist das führende Land der Elektromobilität vor Norwegen (nach Absatzzahlen liegen die USA auf Platz zwei). Führende Stadt in China ist die Metropole Shenzhen. Innerhalb weniger Jahre wurden knapp 16.300 Elektrobusse auf die Straße gebracht. Die Stadt setzt damit vollständig auf eine elektrische Flotte. Tesla springt 2019 Fiat/ Chrysler (FCA) bei. Es geht um die Klimaziele der EU und die Anpassung der Flotte. Er riskiert damit das Image von Tesla. In Deutschland herrscht ein scharfer Wettbewerb zwischen den großen Zulieferern von Elektroantrieben: Bosch, ZF, Vitesco. Der Bund plant 2030 mit 15 Mio. Elektroautos. Doch das Kundeninteresse nimmt Ende 2022 bereits ab. Bald könnten die Neuzulassungen drastisch einbrechen. Damit ist die Verkehrswende in Gefahr. "Deutschland muss sich sehr schnell auf die Elektromobilität einstellen. Das ist die Zukunftstechnologie der Chinesen", Frank Sieren 2019.
Batteriezellenmarkt: Dank besserer Produktionsmethoden und der beginnenden Massenfertigung werden Lithium-Ionen-Akkus immer günstiger. Die Produktion macht weniger als 20% der Wertschöpfung der Zelle aus und ist hoch automatisiert. die meisten Arbeitsplätze haben Roboter. Der Weltmarkt wird von folgenden Anbietern dominiert: Panasonic/ Japan (38%), BYD/ China (18%), LG Chem/ Südkorea (11%) und AESC/ Japan (8%). Quelle: McKinsey, IHS Automotive, Strategy Analytics, 2017. Kleinere weitere Hersteller sind CATL/ China, Guoxuan High-Tech/ China, Samsung SDI/ Südkorea, Lishen/ China. Die BASF will eine Fabrik zur Herstellung von Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien in Europa bauen. Andere Konsortien planen auch damit. Sie locken auch Subventionen. Europa ist zu stark von Batteriezellen in Asien abhängig. Die Marktmacht asiatischer Anbieter ist groß. In Thüringen soll die größte Batteriezellenfabrik in Europa entstehen. Es ist ein Großprojekt des chinesischen Herstellers CATL. BMW, VW und Daimler vergeben hier Großaufträge. Im November 2018 kündigt Bundeswirtschaftsminister Altmaier eine milliardenschwere Unterstützung an. National (Konsortium) arbeiten Varta, BASF und Ford zusammen. Die Bundesregierung hält an ihrer Konzeption fest, Konzerne zu schützen und Batteriefirmen zu fördern. Viele Ökonomen kritisieren diese Konzeption. China hält 80 Prozent des Marktes. Das Land hat die Rohstoffe, billige Energie und die Werke. Europa setzt auf das Recycling alter Akkus uns auf die Feststoffbatterie. Sie sind zuverlässiger, langlebiger und leichter und könnten die Reichweite eines Elektrogolfs von 300 auf 750 Kilometer erhöhen. Im Moment arbeiten sie mit einer geringeren Stromstärke, was zu langen Ladezeiten führt. Das Batterieauto gilt 2019 noch als die Zukunft. VW steigt im Juni 2019 bei der schwedischen Batterie-Firma Northvolt mit 900 Mio. € ein. Im Rahmen der Forschungspolitik gibt die Bundesregierung im Sommer 2019 500 Mio. Euro für eine Batterieforschungsfabrik bei Münster. Der Start ist für Mitte 2020 geplant. Es wird ein zweites deutsches und europäisches Konsortium 2019 gebildet: Dabei sind BMW, BASF, Varta sowie BMZ. Peugeot/ Opel planen einen Batteriezellenstandort in Kaiserslautern. Im November 2019 fährt VW die Batterie-Fertigung in Braunschweig hoch. Die EU billigt im Dezember 2019 Subventionen für die Batteriefertigung in Frankreich und Deutschland (Kaiserslautern). Ab 2020 bauen zwei frühere Tesla-Manager in Schweden eine riesige Batterie-Fabrik. Das Unternehmen heißt Northvolt. VW und BMW sind beteiligt. Es ist eine strategische Kooperation in Forschung und Entwicklung. Die Bundesregierung gibt eine millionenschwere staatliche Garantie. Die Väter der Lithium-Ionen-Batterie bekommen 2019 den Chemie-Nobelpreis. Damit teilen sich ein Japaner, ein Brite und ein Amerikaner der Preis.
Batteriehersteller in der Welt: 2020 führt deutlich CATL aus China (maßgeblich mit Hilfe von VW). Dahinter liegen Panasonic aus Japan und LG Chem aus Südkorea. Dann kommt wieder ein chinesisches Unternehmen, nämlich BYD. Dann folgen Samsung/ Südkorea, AESC/ Japan, Guoxuan/ China, Peve/ Japan, Lishen/ China, Ski/ Südkorea. Durch die intensive Förderung durch die Staaten bildet sich eine Batterie-Blase. Es drohen Überkapazitäten. Nicht alle Projekte werden überleben. 2030 könnte die weltweite Struktur bei der Produktion von Batteriezellen wie folgt aussehen: USA 11%, EU 33%, China 46%, Sonstige 10%. 2020 führt China noch mit 74%. Northvolt aus Schweden hat 2021 eine Finanzierungsrunde, die 2600 Mio. Dollar einbringt (Rekord). Dann folgen SVolt aus China mit 1400 Mio. Dollar und Redwood aus den USA mit 700 Mio. $ (Batterierecycling).
Batteriehersteller in Deutschland: 1. Tesla/ USA (Grünheide), 2. Microvast/ USA (Ludwigsfelde), 3. Farasis/ China (Bitterfeld), 4. Volkswagen/ D, Schweden (mit Northvolt, Salzgitter), 5. CATL/ China (Arnstadt), 6.ACC/PSA Frankreich (Kaiserslautern, 7. Svolt/ China (Überherrn), 8. Leclanche (Willstädt). 9. Northvolt/ Schweden in Heide/ S.-H. Die EU billigt Millionen-Subventionen. Fachkräfte sind rar. Die Hersteller müssen mit hohen Gehältern locken. Daimler und die Opel-Mutter Stellantis forcieren ab 21 die Batterie-Technik zusammen mit dem US-Unternehmen Factoral Energy , Vielleicht entsteht ein gemeinsames Werk bei Amsterdam. Northvolt aus Schweden will ab 2023 eine große Batteriefabrik in Schleswig-Holstein/ Heide bauen. Mit dem Zellspezialisten Customcells aus Itzehoe und Tübingen gründet Porsche 2021 ein Joint-Venture für eine Batteriezellenfabrik. Es sollen Batterie-Hochleistungszellen hergestellt werden.
Batterie - Recycling: Das Wirtschaftsministerium fördert 2022 eine Pilotanlage für die Wiederverwertung von Lithium - Ionen - Batterien (17 Mio. €). Diese Art von Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Baustein der E-Mobilität.
Natrium - Ionen - Akkus: Revolutionäre Speichertechnologie für Elektroautos. Sie kommen ohne knappe Rohstoffe aus. Sie sind billige rund lassen sich blitzschnell laden. Sie kommen wegen der geringeren energiedichte nur für schwächere Autos in Betracht. Außerdem ist das Atomgewicht von Natrium dreimal so hoch als Lithium. China hat technisch die Nase vorn: CATL. Vgl. Haitsch, Arvid: Bananen-Batterie, in: Der Spiegel 16/ 15.4.23, S. 96.
Festkörperbatterie: Damit könnten gigantische Reichweiten und superschnelles Laden erreicht werden. Jetzt mehren sich die Anzeichen, dass der Durchbruch nah ist. Führend in Deutschland ist die Materialforschung an der Uni Gießen. China hat angst davor, dass andere dem Land dei Vormachtstellung streitig machen. Vgl. WiWo 16/ 12.4.24, S. 50ff.
Sauerstoff - Ionen - Batterie: 2023 von der TU Wien entwickelt. Sie ist für große Energiemengen gedacht. Sie ist langlebig und ohne seltene Erden. Sie ist aber für Smartphones und Elektroautos weniger geeignet. Vgl. Die Rheinpfalz 18.4.23.
Batteriemetalle: Lithium-Akkus sind hoch effizient, nutzen sich jedoch schnell ab. Andere Technologie stehen vor dem Durchbruch: Redox-Flow-Batterie, Vanadium, Natrum-Lithium-Alternative aus dem Meer. Vgl. HB 8.8.23, S. 22f. Man forscht auch intensiv an Magnesiumbatterien (z. B. TU Dresden). Bei anderen Stoffen , wie Grafit und Lithium, hat China fast ein Monopol bei Erzaufbereitung und Vorproduktion. Nickel und Kobalt kommen aus instabilen Regionen. Man will dei Schwäche von Aluminium mit zweidimensionalen Polymeren auffangen, die wie ein Filter wirken.
Umweltbelastungen durch Elektrofahrzeuge: Man muss die Gesamtbelastung im Auge haben. Dazu gehört auch die Produktion von Elektrofahrzeugen im Vergleich zur Produktion konventioneller Fahrzeuge. Außerdem ist der Abbau von Lithium und Kobalt, die man für die Batterien braucht, und der Batteriebau und -Abbau sehr Umwelt belastend. Ein weiteres Problem stellt die Lebensdauer der Batterien dar. Nach 100.000 bis 200.000 Kilometern muss ein Austausch erfolgen. Auffällig ist auch, dass die Angaben übe rdie Reichweite in der Regel nicht stimmen, weil der Mehrverbrauch eklatant höher ist. Die Branche scheint zu tricksen. Vgl. Seiwert, Martin: Das Rätsel der Reichweite, in: WiWo 41/ 6.10.23, S. 48ff.
Ladesäulen in Deutschland: Im Jahre 2018 waren 16.125 Ladesäulen in Betrieb. 2029 sollen es 100.000 sein. Der Bau wird vom Verkehrsministerium gefördert. Die meisten Ladestellen gibt es in den Städten Berlin, München, Stuttgart, Nürnberg und Köln. Ladestellen fehlen am dringendsten an stark befahrenen Strecken. Shell ist in die Ladesäulen-Infrastruktur eingestiegen. Aldi, Rewe und Lidl wollen künftig Ladestationen zur Verfügung stellen. Es gibt Probleme bei der Umsetzung (unzureichende Netzleistung).2021 sind in Deutschland 252.000 private Ladestationen beantragt. Der 900-Euro Zuschuss für Wallboxen lässt die Nachfrage explodieren. Im September 2023 kommen weitere Maßnahmen für Ladestationen: Förderung von privaten Lagestationen mit grünem Strom und eigenes E-Auto. 300 Mio. € stehen dafür zur Verfügung. Das Interesse an den Mitteln, die über die KfW vergeben werden, ist so groß, dass sie nach einem Tag aufgebraucht sind. Im ersten Halbjahr 2023 werden 17.00 neue Ladesäulen installiert. Die Bundesregierung erwägt 2024 eine Ladesäulenpflicht für Groß-Tankstellen. Die Branche lehnt einen Zwang ab.
Wasserstoff und Brennstoffzellen-Autos: Es gibt Einigkeit in der Automobilbranche darüber, dass die Brennstoffzelle die einzig sinnvolle Lösung ist. Noch ist dazu eine Batterie als Zwischenspeicher notwendig. Die Infrastruktur ist allerdings sehr kostspielig. Nur Toyota und Hyundai bieten Brennstoffzellen-Autos in Großserie an (allerdings viel zu teuer). Daimler und andere Hersteller forschen intensiv. In Deutschland forscht auch Linde. Bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio sollen nur noch Brennstoffzellen-Autos fahren. Deshalb gilt dieses Jahr als Meilenstein. In Deutschland wird der öffentliche Personennahverkehr (Busse) zunehmend auf Wasserstoff umgestellt. Es gibt immer mehr Tankstellen, etwa im Rhein-Main-Gebiet. Der globale Wasserstoffrat tritt bei der G20-Tagung der Energieminister im Juni 2019 in Osaka auf. Dem Rat, der 2017 gegründet wurde, gehören 60 Konzerne an. Japan investiert zur Zeit am meisten in die Technologie. In Deutschland fordert 2019 die Industrie den schnelleren Ausbau des Tankstellennetzes für Wasserstoff. Bis Jahresende sollen 100 Stationen nachgerüstet sein. Denkbar wären direkte Subventionen von ÖPP oder auch Investitionsgarantien. Ab 2019 plant Siemens ein Wasserstoff-Technologie-Zentrum in der Lausitz bei Görlitz. Für den Öko-Vergleich von Brennstoffzellen-Fahrzeug und Elektroauto ist die Reichweite der Fahrzeuge entscheidend. Je größer sie ist, desto mehr sind Brennstoffzellenautos im Vorteil. Der Bundeswirtschaftsminister will ab 2020 klimaneutral hergestellten Wasserstoff im industriellen Maßstab produzieren lassen. Eine der größten Anlagen baut Arcelor-Mittal in Hamburg. In Zukunft könnte die Brennstoffzelle Dieselaggregate ersetzen. Vor allem für Baustellen und entlegene Messstationen. Man kann dei Technik hervorragend digital steuern und kontrollieren. Mit der Massenproduktion sinken die Kosten. "Die Technologie funktioniert und ist ausgereift, sie ist bezahlbar, und ihre Vorteile sind einzigartig: Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge erzeugen keinerlei Emissionen", Aldo Belloni, Chef der Linde AG 2017. 2019 fahren Wasserstoff-Triebwagen auf deutschen Schienen (von Alstom). Ferdinand Dudenhöffer gibt der Technologie nur im Nutzfahrzeugeverkehr eine Chance. Vgl. Dudenhöffer, Ferdinand: Automobilindustrie: Nikola versus Tesla, in: Wirtschaftsdienst August 2020 (online). Im Chemiepark Höchst entsteht 2020eine Tankstelle für Wasserstofftriebwagen. 27 Fahrzeuge sind für Ende 2022 bestellt.
E-Benzin (E-Fuels) für PKWs: Porsche und Siemens Energy setzen darauf. Doch es ist wichtig für mehr Resilienz gegenüber China und für die globalen Klimaziele. In einigen Jahren soll es konkurrenzfähig sein. Es gibt eine Fabrik in Chile (Haru Oni, Provinz Magallanes). Sie wird im Dezember 2022 eröffnet. Der Treibstoff ist aus Windenergie, Wasser und Luft. Die Kapazität soll gesteigert werden. 2023 plant das Finanzministerium eine steuerliche Entlastung.
Dienstwagenprivileg: Es sichert die Absatzkanäle für Oberklassefahrzeuge. Manche Autos der Oberklasse sind nur als Dienstwagen unterwegs. Ein normaler Mensch könnte sich diese nicht mehr leisten, nur noch der Staat und Unternehmen. Die deutsche Autoindustrie hängt ziemlich daran. Der Fortbestand der automobilen Oberklasse wird gesichert. Die Regeln müssten dringend reformiert werden.
Wasserstoffzug: Die Deutsche Bahn und Siemens erproben einen Wasserstoffzug. Das Projekt startet 2024 auf der Strecke Tübingen - Pforzheim. Dei mobilen Wasserstofftankstellen sollen mit Ökostrom betrieben werden.
Hybridfahrzeuge: Kombination von Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. Laut einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie Ende 2017 haben sie eine bessere Umweltgesamtbilanz als reine E-Autos. Akku-Hybrid-Triebwagen werden immer mehr im Zugverkehr eingesetzt. Die Autokonzerne wollen die Produktion von Plug-in-Hybriden stark erhöhen. Sie führen zu besseren CO2-Bilanzen und mehr Gewinnen. Sie sind allerdings auch oft klimaschädliche Mogelpackungen. Die Autoindustrie hofft auf Anreiz-Prämien. Es tauchen 2020 Zweifel an der Ökobilanz von Zwitter-Motoren auf. Bisher kennt nur der Nutzer die Daten. Das könnte sich ändern. Viele Nutzer laden ihre Autos gar nicht. Auf dem Papier sind Plug-in-Hybride klimafreundlich, auf der Straße nicht. Man fürchtet einen neuen Abgasskandal. die Nutzer nehmen die Prämie und die Steuervergünstigungen (Mitnahmeeffekt). Ende 2022 soll die Förderung für Hybride auslaufen (Umweltvorteil entfällt, vor allen SUVs). Hybrid-Autos haben in der Praxis einen wesentlichen höheren Verbrauch als in Testzyklen. Die Subventionen für Plug-in-Hybride waren umweltschädlich. Das ist das Ergebnis einer ZEW/ Mannheim - Studie 2023. In Japan dürfen ab 2050 nur noch Hybridfahrzeuge und E-Autos gebaut werden.
SUVs: Paris stimmt im Januar 2024 ab. Die Parkgebühren für SUVs sollen sich verdreifachen. Das ist ein weiterer Baustein von Bürgermeisterin Anne Hidalgo gegen die Umweltbelastungen durch den Autoverkehr. Nur noch rund ein Drittel der Pariser hat ein eigenes Auto. Die Abstimmung geht knapp für die Verdreifachung der Gebühren aus, weil SUVs mehr Platz im öffentlichen Raum beanspruchen. Viele Menschen fordern das Gleiche bei uns. SUVs sind auch bei uns eine urbane Plage. Am besten wäre es die Straßennutzung zu ändern: Parken sollte überall verboten sein, wo es nicht explizit erlaubt ist. In Parkhäusern könnte man extrabreite und teurere Parkplätze für SUVs einrichten. Vgl. Rohwetter, Marc: Aus dem Weg! in: Die Zeit 7/ 8.2.24, S. 19. Auf den Straßen in Deutshcland ist auch immer mehr SUVs unterwegs. Man sieht es auch an den Modellreihen der Firmen. In solchen rolllenden Festungen sitzen die Ängstlichen, hat ein Verkehrsforscher festgestellt. Und sie fahren aggressiv. Vgl. Gössling, Stefan: Psychology of the car. Gössling ist Professor in Lund und Linnaeus/ Schweden.
Zukunftsfonds der Bundesregierung: Er wird am 18.8.21 beschlossen. Klimaschonende Antriebe sollen vom Bund gefördert werden. Bis 2025 stehen 1 Milliarde Euro zur Verfügung. 340 Mio. € davon fließen in regionale Transformationsnetzwerke. 320 Mio. € bekommen mittelständische Zulieferfirmen für die Umstellung der Produktion. Gefördert werden auch Weiterbildungsprogramme der Beschäftigten.
Carsharing: Bei den Carsharing-Autos pro 1000 Einwohner führt Karlsruhe vor Stuttgart, Freiburg, Köln, Heidelberg und München. Seit September 2017 gilt ein Carsharing-Gesetz: jede Kommune hat die Zuständigkeit für Stellplätze. Carsharing reduziert den Autoverkehr auf sanfte Art. Der öffentliche Personennahverkehr muss aber ergänzen. 2018 rückt eine Carsharing-Fusion näher: Die BMW und Daimler-Töchter Drive Now und Car-2-go sollen zusammengelegt werden. 2017 gibt es erstmals über zwei Millionen Carsharing-Kunden in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Nutzer um 23% gestiegen. Ein besonderes Thema ist Carsharing auf dem Land. Hier hofft man auf die Wirkung der Corona-Krise. Krisen führen oft zu einem Umdenken. Ein Versuch läuft in Riol an der Mosel (1200 Einwohner). Eine Beraterin versucht Nutzer und Anbieter zusammenzubringen (mindestens 20 Nutzer). Im März 2018 übernimmt Daimler Car2Go komplett. Eine Fusion mit der BMW-Tochter "DriveNow" wird in Aussicht gestellt.
Roboterautos (autonom fahrende Autos): Alle Autofirmen arbeiten im Versuchsstadium. Am weitesten ist man im Silicon Valley bei den großen Internetfirmen. Roboterautos könnten innerstädtisch für Entlastung sorgen. Auch bei Uber laufen Versuche. Im März 2018 kommt es in Arizona zum ersten tödlichen Unfall. Viele grundsätzliche Fragen sind noch offen. Die EU-Kommission will ab Ende 2018 rechtliche Grundlagen für das autonome Fahren schaffen. Bei der Technik ist 2018 Google führend (Waymo). Dann folgen General Motors, Daimler, BMW, VW. Der Verkehrsminister legt im Februar 2021 ein Gesetz zum autonomen Fahren vor: Es hat drei Problempunkte: 1. Haftung. 2. Versicherung. 3. Daten. Vieles deutet darauf hin, dass selbst fahrende Autos bald Alltag sind (das Ende des Lenkrades). Die Technik wird immer präziser. 2021 kann die S-Klasse von Mercedes in Staus bis 60 km autonom fahren. Waymo, die Tochter von Google, hat Millionen von Testkilometern hinter sich. Tesla ist ein Pionier, doch Unfälle sorgten für Schlagzeilen. 2022 ist Tesla nicht mehr das Maß aller Dinge. Bei Level 2 + 3 führt Mercedes Benz BMW und Volkswagen sind auch sehr weit. Level 2: Unter bestimmten Bedingungen hält das Fahrzeug die Spur, bremst und beschleunigt, doch der Fahrer bleibt verantwortlich (teilautonom). Level 3: Der Fahrer darf sich vorübergehend von der Fahraufgabe abwenden, in dieser Zeit haftet der Hersteller (hoch automatisiert). Vollautonome Systeme sind : Waymo/ Google, Mobileye/ Intel, Zoox/ Amazon, Cruise/ GM, Baidu, Pony.AI, Argo.AI/ VW, Tesla, Hyundai, Didi Chusing, Drive AI/ Apple, Toyota. In 10 bis 20 Jahren wird die digitale Technik über Autos entscheiden. In China werden mit 5G oder einer noch moderneren Technik keine ausländsichen Autos mehr fahren dürfen, weil technisch eine Kontrolle möglich ist. Andere Länder könnten folgen.
Intelligente Straßen-Laternen: Sie werden zunehmend von Energiekonzernen eingesetzt. Neben ihrer Hauptfunktion können sie Parkleitsysteme (Freie Parkplätze), frühzeitige Umleitungen, Umweltdaten erfassen, Elektroautos laden und Umweltdaten erfassen.
Halmstad, Schweden. Mini-Fahrräder (Birdy, zum Falten). Diese Fahrräder scheinen mir wesentlich sinnvoller als die E-Scooter. Sie werden nicht als Hindernis abgestellt, weil sie in persönlichem Eigentum sind, und man muss sich selbst betätigen. Sie können in allen öffentlichen Verkehrsmitteln mitgeführt werden (gelten zusammengefaltet als Gepäck). Ich benutze das Fahrrad selbst, auch im Urlaub und in der Lehre an Hochschulen (CO2-neutrale Lehre).
Mikromobilität (E-Scooter, Trottinette): Tretroller mit Elektromotor: Sie könnten Deutschland den Verkehr in den Städten umkrempeln. Die Roller sind kostengünstiger und schneller profitabel als E-Bikes. Die Roller können auf Fahrradwegen fahren. Hinzu kommen E-Einrad, E-Skateboard, E-Scooter u. a. Als Vorreiter bzw. Mekka der Mikro-Mobilität gilt San Francisco. Probleme mit E-Rollern gibt es in Paris und Madrid sowie Wien. Es müssen klare Regeln eingeführt werden. In Deutschland bekommen die E-Roller grünes Licht vom Verkehrsministerium ab Sommer 2019. Allerdings werden keine eigenen Spuren geschaffen. Sie müssen auf Rad- und Gehwege. Man entscheidet sich für Radwege bzw. Straßen (mit Versicherungskennzeichen, mit Licht, ohne Helm). Der Bundesrat stimmt einer Zulassung grundsätzlich zu. Wild umher liegende E-Roller, rücksichtslose Fahrer, viele Unfälle. So kann es mit Scootern nicht weitergehen. Der Vormarsch der E-Scooter wird auch gestoppt. Aus den öffentlichen Verkehrsmitteln werden sie verbannt. 2019 findet in Hannover die "Micromobility-Expo" statt. Paris und Stockholm gelten als Teststädte: In Paris gibt es eine Benimm-Charta. In Stockholm rollen schon im Mai 2019 ca. 2000 E-Scooter. Es gibt zahlreiche Verleihstationen. Die Roller sind im Schnitt nach 5 Wochen kaputt. Damit sind sie bisher ein Verlustgeschäft und nicht unbedingt nachhaltig. 36 Städte in Deutschland planen 2019 ab Juni ein E-Scooter-Sharing. Darunter sind auch kleinere Städte. In Frankreich wurde in den Städten Paris, Lyon und Marselle 2019 eine große Studie gemacht: Der typische Nutzer ist ein junger Mann in gehobener Stellung. Spaß und Bequemlichkeit stehen bei der Nutzung im Vordergrund. Bisher überwiegen die Nachteile den Nutzwert (Unfallzahlen, Beschwerden). Angesichts der Probleme bei E-Scootern in den Städten schieben sich Deutscher Städtetag und Bundesverkehrsminister die Schuld gegenseitig zu. Anfang August fordert der Deutsche Städtetag klare Regeln. Besonders groß sind die Probleme schon in Berlin, weil auch der allgemeine Radverkehr (E-Bikes) stark zugenommen hat. Es soll schon 2019 strengere Regeln für E-Scooter geben. Bei Verstößen sollen Fahrer gesperrt werden. Es entstehen viele Schäden durch E-Scooter. Versicherer zahlen im Schnitt 3850 € pro Fall. Es herrscht ein Gehweg-Verbot. Radwege werden zugestellt. In Paris wird ein Verbot erwogen. Das kommt dann auch ab August 2023 (nach einer Bürgerbefragung, für die Scooter der Leifirmen). Ein Teil der ausrangierten Scooter landet in Berlin.
Drohnen: Sie stellen mittlerweile ein ernst zu nehmendes Geschäft dar und beflügeln viele Business-Felder. Hervorzuheben sind der Paketdienst und die Landwirtschaft (Smart Farming und Umweltschutz). Drohnen liefern Pakete aus, inspizieren, vermessen. Es gibt auch Indoor - Drohen im Lager. Eine immer größere Rolle spielen Drohnen beim Militär und im Krieg (Kampfdrohnen, Spionagedrohnen). Drohnen werden zunehmend in der Logistik eingesetzt. Amazon testet Drohen in der Auslieferung, zunächst im Raum Los Angeles. 2019 gibt es eine Drohnenausstellung im Zeppelin-Museum Friedrichshafen.
Taxis der Lüfte (Flugtaxi): Passagierdrohnen sollen für Mobilität in der Zukunft sorgen. Airbus, Daimler und Toyota investieren Millionen. Weltweit tüfteln Start-ups an Lösungen. Das Start-up Lilium präsentiert 2019 sein neues fünfsitziges Flugtaxi. Es soll spätestens 2024 in Serienfertigung gehen. Ein Flug soll nicht teurer als eine Fahrt mit dem Taxi werden. Man unterscheidet drei Arten: 1. City Taxis (individuelle Flüge). 2. Airport Shuttle (festgelegte Routen). 3. Inter-City-Dienste (Regelmäßig auf festgelegten Routen).
Bikesharing: Das Geschäftsmodell, das aus den Metropolen Chinas kommt, breitet sich immer stärker in Deutschland aus. In Berlin, Frankfurt und München werden Gehwege und Plätze mit den bunten Leihrädern voll gestellt. Die Anbieter obike, mobike und byke haben 2018 15.000 Fahrräder aufgestellt. Der deutsche Konkurrent Nextbike hat nur 10.000 Räder aufgestellt. Die Deutsche Bahn hat 15.000 Räder im Umlauf.
Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr: 1. Kohlenstoffdioxid (CO2). Seit 1990 insgesamt gesunken, aber im Verkehrsbereich gestiegen. 2. Stickstoffdioxid (NO2). Hauptsächliche Verursacher sind Dieselautos (bis zu 80% des NO2-Ausstoßes). 3. Feinstaub. Emissionen durch Bremsen- und Reifenabtrieb. 4. Kohlenstoffmonoxid und Kohlenwasserstoffe (CO, HC) u. a. Benzol. Vor allem durch Abgase von Benzinmotoren (sind stark gesunken). Quelle: UBA. Im Mai 2018 verklagt die EU Deutschland und fünf weitere Länder vor dem Europäischen Gerichtshof, weil die Grenzwerte für Stickstoffdioxid und Feinstaub in einzelnen Städten nicht eingehalten werden.
Senfsamen-Öl (Carinata): Wird als Biokraftstoff für Flugzeuge erprobt. Die University of Queensland in Australien plant 2018 einen Linienflug von Los Angeles nach Melbourne. Der Kraftstoff hat keinen Kohlendioxidausstoß.
Synthetische Kraftstoffe: Ethanol, Wasserstoff, Biogas. Sie könnten zu einer nachhaltigen Nutzung von Hybridfahrzeugen führen, insbesondere, wenn deren Gewinnung durch Anlagen erfolgt, die mit überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen (Wasser-, Wind- und Sonnenenergie) betrieben werden. Es müssten für synthetische Kraftstoffe verfahrenstechnische Anlagen aufgebaut und ausgebaut werden. Man könnte die Tankstelleninfrastruktur nutzen.
Anreizregulierung für Schienenwegbetreiber/ Bahn: So gibt es ein 2016 in Kraft getretenes Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs im Eisenbahnbereich. Die Bundesnetzagentur hat ab 2019 eine jährliche Preisobergrenze vorgegeben. Insgesamt sollte mehr Güter- und Personenverkehr auf die Schiene verlagert werden. Die Bahn könnte der größte Nutznießer der kommenden mobilen Revolution sein. Sie kann den Verkehr zwischen den Metropolen bewältigen und den größten Teil des Güterverkehrs bestreiten. Doch die Infrastruktur ist total veraltert.
Allianz pro Schiene: Interessensgruppe für die Bahn. Sie lässt 2019 eine Studie vom Infras - Institut in Zürich machen. Danach ist der Autoverkehr mit hohen Folgekosten verbunden (externe Kosten von 141 Mrd. € jährlich). Quelle: Der Spiegel Nr. 36, 31.8.2019, S. 56ff.
Deutsche Bahn: Die Deutsche Bahn ist 2019 noch kein grünes Vorzeigeunternehmen. Teile des Stroms stammen aus Kohlekraftwerken (ca. 25%). Nur 57% des Stroms sind aus erneuerbaren Energien. Die Gleise werden tonnenweise mit Glyphosat besprüht.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖVP): Um die
Anzahl von Autos in Innenstädten zu verringern und die Luft sauberer zu machen, erwägt die
Bundesregierung 2018 einen kostenlosen Nahverkehr. Es soll vorher Modellstädte
geben (darunter auch Mannheim). Offen ist die Verteilung der Kosten. Später spricht die Regierung von
"zeitweiligen Gratisangeboten". Bei Städten, Verkehrsverbünden und den Verbänden
überwiegt die Skepsis. Diese Tests wird es wohl nicht geben, weil sich die fünf
Modellstädte eindeutig dagegen aussprechen. Sie wollen keine Abwälzung auf die
Städte, sondern eine blaue Plakette. Der englische Ausdruck ist "public
transport free of charge". In der Wissenschaft wird davon abgeraten: immense
Subventionen, keine Preisdifferenzierung, keine Anreize für optimale Kapazität.
Vgl. Gernot Sieg: Kostenloser ÖPNV? Besser gar nicht als falsch einführen, in:
Wirtschaftsdienst 2018/3, S. 154ff. Luxemburg
führt im Februar 2020 als erstes Land der Welt den kostenlosen Nahverkehr ein.
Eine EU-Richtlinie sieht E-Bus-Quoten vor. Die Bundesregierung will 2021 die
Richtlinie umsetzen. 2022 kommt das 9-€-Ticket als Entlastungsmaßnahme für die
Energiepreisexplosion. Danach drohen stark steigende Preise wegen der
Energiesituation. Man sucht nach einer schnellen Anschlussregelung. Die soll
auch kommen: Der Bund gibt 1,5 Mrd. €, die Länder sollen genauso viel geben.
Bund und Länder wollen im Oktober 2022 eine Einigung erzielen. Es kommt das
49-Euro-Ticket. Die Verteilung der Finanzierung zwischen Bunde und Ländern ist
noch offen. Am 02.11.22 wird das 49-Euro-Ticket beschlossen. Wegen der
Finanzierung (Verteilung) wird es wahrscheinlich erst im Frühjahr 2023 kommen.
Man einigt sich Ende 2022 (es kann sogar Frühsommer werden). Am
wahrscheinlichsten ist der Termin 1. April 2023. Nach einer
Umfrage von PWC im
Dezember 2022 wird die Nachfrage nach dem Ticket hoch sein. Bund und Länder
einigen sich schließlich. Das Ticket kommt dann zum 1.5.23. Nach der
Finanzierung geht es um die praktische Umsetzung. Verkehrsminister Wissing will
keine Papierfahrkarte. Die Länder feilen an Ausnahmen und Zusatzmaßnahmen. Vgl.
Berschin, E./ Böttger, C.: Auswirkungen des 49-Euro-Tickets auf Verkehrsverbünde
und Einnahmenaufteilung, in: Wirtschaftsdienst 3/ 2023, s. 186-191. Der
Bundesrat gibt Ende März 2023 den Weg frei für das 49-Euro-Ticket ab 1. Mai
2023. Es wird Deutschlandticket genannt und startet mit Komplikationen. Am
09.08.23 besteht es 100 Tage. Es hat 11 Mio. Nutzer. In der Stadt ist es
wesentlich erfolgreicher als auf dem Land. Für 2024 steht es auf der Kippe.
Mitte Januar gibt die Bundesregierung bekannt, dass der Preis 2024 stabil
bleibt.
9-Euro-Ticket und Deutschland-Ticket: 2022
kommt das 9-€-Ticket als Entlastungsmaßnahme für die Energiepreisexplosion.
Danach drohen stark steigende Preise wegen der Energiesituation. Man sucht nach
einer schnellen Anschlussregelung. Die soll auch kommen: Der Bund gibt 1,5 Mrd.
€, die Länder sollen genauso viel geben. Bund und Länder wollen im Oktober 2022
eine Einigung erzielen. Es kommt das 49-Euro-Ticket. Die Verteilung der
Finanzierung zwischen Bunde und Ländern ist noch offen. Am 02.11.22 wird das
49-Euro-Ticket beschlossen. Wegen der Finanzierung (Verteilung) wird es
wahrscheinlich erst im Frühjahr 2023 kommen. Man einigt sich Ende 2022 (es kann
sogar Frühsommer werden). Am wahrscheinlichsten ist der Termin 1. April
2023. Nach einer
Umfrage von PWC im
Dezember 2022 wird die Nachfrage nach dem Ticket hoch sein. Bund und Länder
einigen sich schließlich. Das Ticket kommt dann zum 1.5.23. Nach der
Finanzierung geht es um die praktische Umsetzung. Verkehrsminister Wissing will
keine Papierfahrkarte. Die Länder feilen an Ausnahmen und Zusatzmaßnahmen. Vgl.
Berschin, E./ Böttger, C.: Auswirkungen des 49-Euro-Tickets auf Verkehrsverbünde
und Einnahmenaufteilung, in: Wirtschaftsdienst 3/ 2023, s. 186-191. Der
Bundesrat gibt Ende März 2023 den Weg frei für das 49-Euro-Ticket ab 1. Mai
2023. Es wird Deutschlandticket genannt und startet mit Komplikationen. Am
09.08.23 besteht es 100 Tage. Es hat 11 Mio. Nutzer. In der Stadt ist es
wesentlich erfolgreicher als auf dem Land. Das ticket könnte ab 2024 teurer
werden. Grund ist ein ungelöster Finanzstreit zwischen Bund und Ländern. Um den
höheren Zuschussbedarf (Bund und Länder tragen die Hälfte) zu verringern, müsste
der Ticketpreis erhöht oder der Nutzerkreis erweitert werden. Mitte Januar gibt
die Bundesregierung bekannt, dass der Preis 2024 stabil bleibt. Die Länder
wollen eine dauerhafte Finanzierung sicher. NRW will das möglichst für 10 Jahre
aushandeln. 2024 bleibt der Preis stabil. Ab 2025 soll er steigen (das Ausmaß
ist noch offen). Das Ticket hat einen Nachteil. Es beschränkt das
Nahverkehrsangebot. Vgl. zur Diskussion auch: Ist das 40-Euro-Ticket ein Fehler?
Diskussion zwischen Haarmann und Böttger in: Die Zeit 35/ 15.8.24, S. 9. 2024
geht die Untersuchung im Auftrag von Bund und Ländern davon aus, dass das
Deutschland-Ticket 2025auf maximal 59 € steigt. Vgl. Der Spiegel 37/ 7.9.24, S.
9. Vgl. insgesamt zum Deutschland-Ticket: Krämer, Andreas/ Mietsch, Oliver:
Zukunft Deutschlandticket: Verkehrswende, Finanzierung und wohlfahrtsökonomische
Wirkung, in: Wirtschaftsdienst 9/ 2024, S. 636-643. Ab 2025 wird das
Deutschland-Ticket 58€ kosten. Es hat 2024 13 Mio. Nutzer.
Kooperationen von Nahverkehr und Mobilitätsanbietern: Kooperationen zwischen Nahverkehrsbetreibern, Parkraumanagern, Leihrad- und Carsharing- Anbietern sind noch immer selten. Eine Vernetzung verschiedener Mobilitätsdienste könnte über Chipkarten erfolgen. Ein Hemmnis ist nicht nur die mangelnde Nachfrage, sondern auch die Bedingung der Kooperation zwischen Anbietern. Der Nahverkehr folgt der Daseinsvorsorge. Andere Angebote folgen anderen Regeln. Vgl. Scherf, Christian: Alles auf eine Karte? in: WZB Mitteilungen, Heft 159, März 2018, S. 44ff.
Taxi, Uber (Mietwagen mit Fahrer), Moia, my taxi match: Konkurrierende Alternativen im Nahverkehr, insbesondere in der Stadt. Beim Taxi braucht der Fahrer eine Lizenz und ein Taxameter. Der Tarif wird behördlich festgelegt. Der Mietwagen ist wenig reglementiert. Leere Wagen müssen zum Betriebssitz zurückkehren. Moia ist ein VW-Elektroshuttle mit sechs Sitzen. Der Preis liegt zwischen Taxi und Bus. Bei my taxi bucht der Kunde eine Taxifahrt mit anderen. Der Fahrer kann entscheiden, ob er die Anfrage annimmt.
Individuelle Mobilität: Grundsätzliche Änderung der Mobilitätskonzepte. Die Menschen sagen, dass sie von A nach B wollen und suchen sich die beste Alternative aus. Die Bundesregierung versuch, die Straßenverkehrsordnung Schritt für Schritt vom Auto weg hinzu zu andern Konzepten umzubauen (Fahrrad, ÖVP).
Mobilitätswende: Im Mittelpunkt stehen die Einsparungen von CO2. Ohne diese wird Deutschland seine Klimaziele auch nicht erreichen. Hamburg will Modellstadt werden. Viele EU-Länder haben schon Zeitpunkte festgelegt, ab wann Neuwagen mit Verbrennungsmotor nicht mehr verkauft werden dürfen: die meisten Länder ab 2030 (Island, Dänemark, Schweden, Niederlande). Einige Länder haben spätere Termine (Spanien, Frankreich, GB). Einige Länder planen früher (Norwegen, Deutschland).
Illusionen der Mobilität: 1. Wir verlagern den Verkehr auf dei Schiene. 2. Das E-mobil in der Stadt löst die Probleme. 3. Dem Nahverkehr gehört die Zukunft. Vgl. HB Nr. 32, 15. Februar 2022, S. 14f.
Pendeln: Tägliche Fahrt zum Arbeitsplatz. Eine Revolution des Berufsverkehrs steht bevor. Berlin baut 100 Kilometer Radschnellwege. Noch benutzen 2018 65% der Pendler das Auto. Je größer die Stadt, desto unwichtiger wird das Auto. 22% der Deutschen fahren 2018 mit Bus oder Straßenbahn zur Arbeit. Ab 2019 sind Jobtickets steuerfrei. Elektroautos und Hybridfahrzeuge werden bei der Dienst-Wagen-Besteuerung begünstigt. die Pendler-Pauschale wird 2022 im Zuge der starken Energiepreisanstiege erhöht.
Radschnellroute (Pendlerroute mit Rad): Solche Routen sind bzw. werden im Ruhrgebiet und in Berlin gebaut. Auch RLP will so schnell wie möglich eine solche Route zwischen Schifferstadt und Ludwigshafen bauen.
Pop-up-Radwege: Sonderspuren - vorübergehend - für Radfahrer. Sie berücksichtigen die Zunahme des Radverkehrs in der Corona-Krise. Die ersten wurden in Berlin mit einer Länge von 10 km angelegt.
Fahrräder (E-Bike): 2020 in der Corona-Krise boomen die E - Bikes. 2013 lag ihr Bestand noch bei 1,6 Mio. in Deutschland, 2019 bei 5,4 Mio. In der Fahrrad-Branche läuft es rund. Die Städte bauen jetzt auch die Wege. Der Umsatz der Fahrradbranche steig von 2019 auf 2020 um +137%. Der Durchschnittpreis pro verkauften Fahrrads steig auf 1279 €. Gleichzeitig stiegen die Fahrraddiebstähle an. Das Bundeskabinett beschließ im April 2021 einen "Nationalen Radverkehrsplan". Er soll bis 2030 bessere Bedingungen für Radfahrer schaffen. Das gilt für Stadt und Land. Das Verkehrsministerium arbeitet 2021 an einem "Klimabonus". Er soll auch für E-Bikes gewährt werden (steuerliche Erleichterung analog Handwerkerbonus). Das Konzept scheitert am EU-Beihilferecht. E-Lastenräder bleiben ohne Steuervorteil. 2024 flaut die Fahrrad-Euphorie ab. Der Fahrradverkauf ist ebenfalls rückläufig. 2023 kostete ein E-Bike durchschnittlich 2959 €. Die durchschnittlichen Kosten pro Monat belaufen sich auf 80€. Vgl. WiWo 33/ 9.8.24, S. 14.
Integrierte Verkehrsplanung: Es gibt zahlreiche Ziele der Verkehrsplanung mit zahlreichen Zielkonflikten: Reisezeiten, Wirtschaftsentwicklung, Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und -anpassung, Im- und Emissionsschutz, geringer Flächenverbrauch, Nutzerkosten, Nutzbarkeit, Barrierefreiheit, Zuverlässigkeit, Verkehrssicherheit, soziale Sicherheit. Vgl. Holz-Rau, Christian/ Reichert, Alexander: Klimaschutz im Verkehr - Utopie und Wirksamkeit, in: Wirtschaftsdienst 2018/5, S. 311ff.
Sofortprogramm im Verkehrssektor 2022: Es ist zur Minderung der Treibhausgase im Verkehrssektor. Laut Expertenrat wird es gesetzlichen Änderungen zum Klimaschutz nicht gerecht.
Mobilitätskonzept: 1. Neue Antriebstechniken. 2. Gezielte Technologieförderung. 3. Ende des Dieselprivilegs und start der CO2-Bepreisung. 4. Einführung einer blauen Plakette. 5. Festlegung einer E-Auto-Quote. 6. Nachhaltige Batteriefertigung. 7. Menschengerechte Stadt. 8. Bepreisung von Mobilität. 9. Individuelle Mobilität statt Individualverkehr. 10. Digitalisierung. Siehe: Claudia Kemfert: In zehn Schritten zum Weltmarktführer der Mobilität, in: WiWo 30, 19.7.2019, S. 10.
Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft, München (DZM, Mobilitätsforschungszentrum): Von Verkehrsminister Andreas Scheuer geplant. Als Stiftung soll es vor der Ampel-Koalition gerettet werden.
Kutsuplus-Pilotprojekt in Helsinki: Helsinki ist die erste Stadt, die einen voll automatisierten, echtzeitbasierten öffentlichen Minibustransportdienst mit flexiblen Routen eingeführt hat. Das Experiment ist auf drei Jahre angelegt. Die Busse sind nicht fahrerlos. Ein wesentlicher Kostenbestandteil sind aber die Lohnkosten für die Fahrer. Das Projekt wird von der EU finanziert.
Big Data für die Stadt: Mit der fortschreitenden Digitalisierung ergeben sich Optionen für eine effizientere und flexiblere Verkehrsordnung. Daran arbeiten neben der Politik auch die Technologiekonzerne Google und Microsoft. Die Städte werden als Living Labs gesehen, um selbst lernende Verkehrs- und Logistiksysteme zu nutzen. Diese Entwicklung hat aber auch eine Kehrseite: der öffentliche Raum wird zur Überwachungszone (automatische Gesichtserkennung, Drohnen, digitales Dorf).
Smart City (Deutschland, EU): Entwicklungskonzepte, die die Stadt effizienter, fortschrittlicher, ökologischer und sozial inklusiver gestalten. Dazu gehören als Bausteine bzw. Ebenen Smart Ecomomy, Smart People, Smart Governance, Smart Mobility, Smart Governance, Smart Environment, Smart Living. Akteure der Wirtschaft wie IBM, Siemens, Cisco Systems, Vattenfall sind an internationalen Projekten beteiligt. Es werden Netzwerke gebildet ("Internet of Everything"), die den Sektor Wirtschaft in den Städten produktiver machen sollen. Im Bereich von Governance (Politik, Verwaltung) gibt es Fördermittel im EU-Programm Horizont 2020. Geförderte Städte sind Kopenhagen, Amsterdam, Santander, Wien und Berlin. Häufig sind Hochschulen mit eingebunden (z. B. Barcelona). Häufig ist der Sharing - Gedanke enthalten. Man spricht von Urban Commons" (E. Oström). Ideen der Kreislaufwirtschaft (Thünen) sollen die Nachhaltigkeit erhöhen. Mobile Verkehrskonzepte (Mobile App) sollen Umwelt und Energie schonen. Die Kritik geht Richtung Social Scoring und Manipulierung der Menschen durch perfektes Marketing. Vgl. Wikipedia - Artikel. Siemens entwickelt 2018 ein innerstädtisches Verkehrssystem für Hamburg. Man spricht von intelligenter Infrastruktur. In Siemensstadt in Berlin soll von Siemens eine technologische Musterstadt aufgebaut werden. 2018 sind in Deutschland drei Städte am weitesten: Bielefeld, Darmstadt und Norderstedt. Wichtige Elemente sind: Stromersparnis, mehr Sicherheit für Patienten, im Amt mit PayPal bezahlen. Vgl. auch: Gassmann, Oliver/ Böhm, J./ Palmie, M.: Smart City. Innovationen für die vernetzte Stadt - Geschäftsmodelle und Management, Hanser Fachbuch, Oktober 2018. Nach dem Smart-City-Index führt in Deutschland Hamburg vor Karlsruhe, Stuttgart, Berlin und München (dann folgen Heidelberg, Bonn, Köln, Dortmund, Darmstadt).
Smart Citys in der Welt: Relativ weit ist Singapur. Dort nehmen Straßen so viel Platz ein wie die gesamte Wohnfläche. Toshiba hat in einem Stadtteil von Tokio eine Smart City aufgebaut. Pittsburg in den USA ist eine ehemalige Kohle- und Stahlhochburg. Start-ups gestalten den Verkehr von morgen. Casharing - Dienste teilen ihre Verkehrsdaten mit der Stadt, um Staus zu umgehen. Die Stadt will führende Innovationsstadt werden. Altanta ist der Nachhaltigkeitschampion der USA. Die Stadt hat den Energieverbrauch in allen Bereichen optimiert.
Smart Communities: Optimale Energieausnutzung in Wohnanlagen. In der Regel anhand von Solaranlagen ausgeführt. Entscheidend ist die Steuerungs- und Speichertechnik. 2015 startet ein Experiment in Speyer (Stadt, Stadtwerke, Gewo, Nedo). Das japanische Staatsunternehmen Nedo liefert die wichtige Steuerungs- und Speichertechnik. In Landau soll ein E-Park entstehen: ein intelligentes Gewerbegebiet, in dem Firmen vieles gemeinsam nutzen. Als Smart City schlechthin gilt die spanische Stadt "Santander". Hier ist fast alles miteinander verbunden (Parkplätze, Müll. Baustellen, Beschwerden gegen die Verwaltung, öffentliche Beleuchtung).
Kommunaler Klimaschutz: Nationale Klimaschutzziele können nur zusammen mit den Kommunen erreicht werden. Deshalb gibt es eine Reihe von kommunalen Förderprogrammen (über das Umweltministerium). Diese sind z. B. für die Installierung von Klimaschutzmanagern, Energiesparmodellen an Schulen oder Kindergärten, sowie die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf Leuchtdioden. Kommunen können sich auch dem "Masterplan 100 Prozent Umweltschutz" verschreiben und sich verpflichten, bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen um 95 Prozent zu senken. Dann bekommen sie achtzig Prozent der Kosten ersetzt. Die Mittel stammen aus dem Handel mit Emissionszertifikaten. 5 Städte in Deutschland wollen und sollen im Umweltschutz vorangehen. Sie sollen verschiedene Konzepte ausprobieren, um die Luftqualität weiter zu verbessern (ÖVP, Fahrrad, Individualverkehr reduzieren, Digitalisierung; dazu gehören Bonn, Essen, Mannheim, Herrenberg, Reutlingen). Als ein Vorreiter im kommunalen Klimaschutz gilt Grenoble in Frankreich. Der erste grüne Bürgermeister Eric Piolle (kommt aus der Wirtschaft) hat neue Maßstäbe gegen die Belastung der Einwohner durch Feinstaub, Kohlendioxid und Ozon gesetzt. Radfahrer haben immer Vorfahrt.
Klimapolitik in der Gemeinde: Die Kommunen haben eine zentrale Bedeutung in der Klimapolitik. Der Bezug von Ökostrom allein bewirkt noch keinen CO2-Rückgang. Ausgleichszahlungen für Flugreisen wirken umso mehr, je mehr innereuropäisch geflogen wird. Solaranlagen auf den Gebäuden der Gemeinden können wirtschaftlich Sinn machen. Die Umstellung der Fahrzeugflotte auf Elektrofahrzeuge wäre ein erstes Signal. Radschellwege müssen gebaut werden und weitere Infrastruktur. Vgl. Wambach, Achim: Klima muss sich lohnen, Freiburg, Basel, Wien 2022, S. 31ff.
Städte als handelnde Akteure in der globalen Umweltpolitik: Wie im Mittelalter, als die großen Städte Vorreiter in Kultur, Innovation und Organisation waren, so übernehmen auch heute Städte immer größere globale Aufgaben. In der EU handelte z. B. Danzig in der Flüchtlingspolitik nicht im Sinne Polens sondern der EU. In den USA haben sich 300 Städte ("Städte der Zuflucht") zusammengeschlossen, weil sie gegen den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen sind.
Schwammstädte: Städte die bei Extremregen möglichst viel Wasser in sich aufsaugen und es dann speichern. die Idee wurde zum ersten Mal in China umgesetzt. Mittlerweile arbeiten auch Städte in Deutschland mit diesem Konzept. möglichste viele Seen im Stadtgebiet, Begrünung der Häuser und Dächer sollen Wasser aufnehmen. Wasser soll nicht mehr die Kanalisation überlasten und auf die Straßen fluten.
Urbane Industrie: Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Deshalb entwickeln Stadtplaner wieder Konzepte für eine urbane Industrie. Das könnte durch weniger Massenproduktion begünstigt werden. Ein neues Planungsrecht müsste Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und Gewerbe auflösen. Die Corona-Krise mit Home-Office könnte das Land wieder attraktiver machen.
Parken, Parkgebühr und Parkausweise für Anwohner: Das Parksystem in Städten dürfte in den nächsten Jahren reformiert werden. Mit digitaler Technik lassen sich die Parkgebühren flexibel gestalten . So dürften sich die Gebühren in Stoßzeiten erhöhen. Auch Parkausweis edürften bald teurer werden. Zu der Preiselastizität von Parkgebühren haben wir mal ein Projekt gemacht.
Parken für Anwohner: 2019 erlaubt der Bundesverkehrsminister, dass die Städte Parken für Anwohner teurer machen dürfen. In Stockholm und London sind die Preise schon extrem hoch.
Passivhäuser: Dei größte Passivhaussiedlung der Welt ist die Bahnstadt (Schmidtsche Siedlung) in Heidelberg direkt in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die komplette Bahnstadt wurde in extremer Energiesparweise errichtet. Sie liegt auf einer Fläche von 116 Hektar. Bis 2022 soll die Siedlung ganz fertig sein. Rund 70.000 Menschen sollen dann dort leben. Die Siedlung hat ein Wärmerückgewinnungssystem , das etwa 80% der Abluftwärme recycelt.
Tiny Houses: Wir leben in immer größeren Wohnungen und Häusern. Doch es gibt auch einen Trend zu kompakter, gemütlicher, nachhaltiger. Dieser Gegentrend heißt Tiny Houses. Sie fördern auch einen anderen Lebensstil.
Abwrackprämie für Ölheizungen: Im Rahmen einer Steuerreform im Energiesektor, gedacht als klimafreundlicher Anreiz. Dann muss auch ein Ersatz durch moderne Heizungssysteme kommen.
Ölheizungen: Sie sollen in das Klimaschutzgesetz Ende 2019 Eingang finden. Die Förderung zur Umrüstung soll noch 10 Jahre laufen. Danach sollen Ölheizungen verboten werden.
Gas-, Öl-, und Pellets- Heizungen: Hier arbeitet die Bundesregierung 2023 an Verboten (Ordnungsrecht). Sie sollen ab 2024 nicht mehr ersetzt werden können. 65% der Energie sollen aus klimafreundlichen Anlagen kommen, z. B. Wärmepumpen. Das Problem dabei ist, dass nicht die Infrastruktur des Hauses als Ganzes betrachtet wird (Alter, Dämmung, Eigentumswohnungen u. a.). Es sollen Entlastungsmaßnahmen kommen, die sozial gestaffelt sind. Ungerecht dabei ist, dass Pellets extrem CO2 ausstoßen, aber als umweltfreundlich gelten. Im März 2023 einigt sich die Ampel auf Regeln für neue Heizungen. Ab 1.1.24 neu eingebaute Heizungen müssen zu 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Es soll Ausnahmen, Übergangsfristen und eine Förderung kommen. Die Regelungen werden in einem Gebäude-Energiegesetz formuliert.
Flugverkehr: Im Jahr 1970 wurden rund 300 Mio. Passagierflüge absolviert. Bis zum Jahre 2015 ist diese Zahl um mehr als das Zehnfache auf über 3,2 Mrd. gestiegen. Dieses Wachstum war im Wesentlichen die Folge fallender Preise und veränderter Geschäftspraktiken in Folge der Globalisierung. Auf der anderen Seite erhöhte sich die Kraftstoffeffizienz. Der Kerosinverbrauch konnte erheblich reduziert werden. Vgl. Tony Juniper: Unsere Erde unter Druck, München 2017, S. 100f. Die Preise im Flugverkehr sind vor allem bei Kurzstreckenflügen zwischen Städten zu niedrig. Das ist auch möglich, weil die Infrastruktur und das Flugbenzin staatlich subventioniert werden. Es ist auch ein Skandal, dass Flugreisen nicht der Mehrwertsteuer unterliegen. Der Flugverkehr trägt immer mehr zum Menschen gemachten Treibhauseffekt bei. 2050 haben die Kondensstreifen eine dreimal so hohe Auswirkung wie 2006. Der Einfluss dieser Zirruswolken sei stärker auf das Klima als der von Kohlendioxid. Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen. Die Flugindustrie plant, mit synthetischem Kerosin zu fliegen. Die Forschung wird verstärkt. Mit Ökoenergie soll Wasserstoff hergestellt werden, dem CO2 beigesetzt wird. Ziel ist klimaneutraler Kraftstoff. In Flughafennähe treten hohe Konzentrationen von Ultrafeinstaub auf, die durch Flugzeugtriebwerke verursacht werden. Das vor allem beim Starten und Landen. Das räumt im Sommer 2019 erstmals die hessische Landesregierung ein. Der Bundesverkehrsminister will 2019 eine Strafsteuer auf Billig-Flugtickets einrichten. Andere Länder erwägen eine Ticket-Steuer. Die Luftfahrtbranche warnt davor (Wettbewerbsverzerrung). 2018 steigt Ryanair mehrheitlich bei Laudamotion ein. Laudamotion hatte Teile von Air Berlin übernommen, die Lufthansa nicht übernehmen durfte. Kunden hoffen durch mehr Wettbewerb auf sinkende Preise, Unter Umweltaspekten wäre dies problematisch. Aber 2018 deutet sich an, dass die Billigfliegerei zu ende gehen könnte. Nach dem Chaos-Sommer mit Rekordverspätungen stoßen die Discounter- Airlines an ihre Grenzen. Der Spielraum sinkt deutlich, um mit aggressiven Preisen neue Kunden zu generieren. Mobilitätsforscher fordert 2019 in Deutschland ein Verbot von Inlandsflügen. Die Urlaubs - Airline Germania eröffnet Anfang 2019 ein Insolvenzverfahren. 2019 wird bei Airbus entschieden, die Produktion des Großraumflugzeugs A 380 2021 einzustellen. Die beiden letzten Großabnehmer Australien und Dubai stornieren Aufträge. Franreich schlägt im Juni 2019 eine Flugsteuer in der EU vor. Ab 2020 kommt die Abgabe in Frankreich (Flug-Ökosteuer: zwischen 1,50 und 18 €). Das Klimakabinett in Deutschland erwägt eine Erhöhung der Luftverkehrsabgabe. Am 21.08.19 findet eine Nationale Luftverkehrskonferenz in Leipzig statt. Es geht um Möglichkeiten der Reduzierung von CO2 (Biokraftstoffe u. a.). In den nächsten Jahren wird der Luftverkehr stark wachsen. Alternative Kraftstoffe würden den Preis stark erhöhen. 2021 investieren frühere Topmanager der Lufthansa in ein Unternehmen, das CO2-neutrale Flüge verspricht. Das könnte die Luftfahrt revolutionieren. Das Projekt läuft unter dem Namen "Pegasus". Treiber ist der Ex-Manager Misselhorn. Noch ist die Herstellung von synthetischen Kerosin sehr teuer. Das BMWi soll fördern. Im Emsland ist im Herbst 2021 die weltweit erste Anlage für klimaneutrales Kerosin (E-Kerosin) in Betrieb. Die Lufthansa ist die erste Kundin. Nachhaltiges Fliegen wird 2022 zum Trendthema. E-Kerosin trägt große Hoffnungen. Aber es wird wesentlich teurer sein: 1600 $ als Prognose für 2030 (2022 1346 $ (jeweils pro Tonne). Dafür braucht man riesige Landflächen (Solarkraftwerke) und gigantische Investitionen. Vgl. Grimme, Wolfgang u. a.: Klimaschutzregeln für den europäischen Luftverkehr, in: Wirtschaftsdienst 2/ 2023, S. 118-129.
Fuel Dumping: Ablassen von Kerosin in der Nähe von Flughäfen, um das Landegewicht zu reduzieren. Das können um die 15 Tonnen Kerosin sein. Obwohl das Ablassen in der Regel in großer Höhe (10.000 m) erfolgt werden die Natur und die Menschen geschädigt. Die Schäden sind noch wenig erforscht. Im Pfälzerwald gibt es häufiger solche Kerosinablässe: Flughafen Frankfurt, Militärflughafen Rammstein. Die Flugsicherung gibt die Ablässe bekannt. Sie werden nicht ohne Not gemacht, weil dazu Kerosin zu teuer ist.
Luftverkehrssteuer: Sie wird als Steuer auf Flugtickets erhoben. 2019 wird beschlossen im Rahmen des Klimaschutzpakets die Luftverkehrssteuer für Flüge im Inland und in EU-Staaten um drei Euro anzuheben. Jedes Jahr soll es dann eine Überprüfung geben. Ursprünglich waren für den Klimaschutz viel höhere Steueraufschläge abvisiert.
Privatjets: 2022 war ein Anstieg um 64% in Europa (Quelle: CE Delft, private Flugzeuge mit mindestens drei Sitzen). Greenpeace fordert ein Verbot. Die Flüge hätten 3,4 Mio. Tonnen CO2 ausgestoßen.
Elektrische Luftfahrt: Norwegen gilt als Vorreiter. Ab 2040 müssen Kurzstreckenflüge zu 100 Prozent elektrisch sein. Die Zertifizierung durch die europäische Luftfahrtbehörde EASA und ihr US-Gegenstück FAA kann Jahre dauern. Bisher haben die Flugzeuge 4 Elektromotoren und eine Reichweite von 200 km. Führend ist im Moment der Elektroflieger Heart ES-30. Drei Prototypen sollen 2026 kommen. Vgl. Efler, Markus: Enormer Schub, in: Der Spiegel 28/ 8.7.23, S. 94ff.
Kreuzfahrtschiffe: Sie sind besonders umweltfeindlich und zerstören wichtige Kulturgüter wie etwa Venedig oder Dubrovnik. Der Nabu fordert ab 2020 Einfahrverbote für schmutzige Kreuzfahrtschiffe in Häfen wie Kiel oder Rostock. Auch Regionen wie das Wattenmeer sollten geschützt werden. Die meisten Reederein verfeuern skrupellos Schweröl. Hybrid- und Gasantriebe sind eine Ausnahme. Nach dem Corona-Ausfall von 2 Jahren cruisen die "Mumiendampfer" wieder 2022. Es gibt schon wieder weltweit 28,2 Mio. Passagiere (fast so viele wie 2019). Top-Destination ist die Karibik vor Asien/ China. Die größten Kreuzfahrtunternehmen sind Carnival Corporation und die Royal Caribbean Group vor Norwegian. Bis 2050 müssen die Treibhausgasemissionen reduziert werden. Es gibt einen Beschluss der Weltschifffahrtsorganisation IMO (mit Zwischenzielen 2030, 2040).
Tanker: Auch für die Tanker (Container) gelten die Abgas-Vorgaben.
Binnenschifffahrt: Die Binnenschifffahrt (Rhein, Donau, Kanäle, Oder, Mosel, Neckar, Main u. a.) ist sehr effizient. Problem sind die niedrigen Wasserstände im Sommer. Langfristig muss man sich wohl auf extreme Niedrigwasser-Situationen aufgrund des Klimawandels einstellen. Der Rhein ist die wichtigste Wasserstraße in Deutschland.
LKW-Verkehr und Toll Collect: Seit 2005 betreibt Toll Collect für den Staat die LKW-Maut ein (Begründung: Verschleiß der Straßen durch LKWs). Über Satellit und mit Kameras werden Lastwagen auf Straßen erfasst. Die Nutzung wird in Rechnung gestellt. Rund 4,5 Mrd. € bringt die Maut pro Jahr ein. Daimler und die Telekom sind Mehrheitseigner. Ende August 2018 übernimmt der Bund für eine Übergangszeit. Dann soll eine erneute Privatisierung geplant werden (Problem: Bewertung; wenn tatsächlicher Zustand nicht dem erwarteten entspricht). Im März 2023 beschließt die Koalition im Bund, die LKW-Maut zu erhöhen. Das Geld soll in die Bahn fließen. Insbesondere das Schienennetz soll ausgebaut und modernisiert werden.
PKW-Maut in Deutschland (Infrastrukturabgabe): Ein Gutachter des EuGH (Generalanwalt) hält sie Anfang Februar 2019 für rechtens. Insbesondere Österreich will dagegen angehen und hatte schon eine Klage eingereicht. So steigen die Chancen für die Einführung der Maut. Sie soll auf Autobahnen und Bundesstraßen gelten, von der Größe und Umweltfreundlichkeit des Motors abhängen und maximal 130 € pro Jahr kosten (deutsche Autofahrer sollen bei der KfZ - Steuer entlastet werden). Der Europäische Gerichtshof entscheidet im Juni 2019, dass dieses Vorhaben gegen europäisches Recht verstößt. Damit ist die PKW-Maut, ein Lieblingskind der CSU, in Deutschland vorläufig aus Eis gelegt. Die Betreiber fordern einen Ausgleich. Die Maut hat im Vorfeld schon 53 Mio. € gekostet. Dem Bundeshaushalt fehlen Einnahmen von 1 Milliarde Euro, die eingeplant waren. Außerdem könnten Entschädigungen fällig werden. Im November 2019 setzt der Bundestag mit den Stimmen der Oppositionsparteien einen Untersuchungsausschuss ein. Im Juli 2023 einigt man sich auf einen Vergleich mit den Betreibern: Der Bund muss 243 Mio. € zahlen. Österreich will die grenznahe Autobahn zu Deutschland von der Maut befreien, um die Landstraßen vom Ausweichverkehr zu entlasten.
Bahn: Deutschland steckt deutlich weniger Geld in den Bahnverkehr als andere Länder. Die Pro-Kopf-Investitionen betrugen 2018 77 Euro. In Europa liegt die Schweiz an der Spitze mit 365 Euro, vor Österreich (218), Dänemark (182), Schweden (172), Niederlande (135), Großbritannien (116), Italien (93). Im Oktober 2021 finden Testfahrten für autonomen Schienenverkehr im Elmsteiner Tal statt (Zug ohne Lokführer). Im März 2023 beschließt die Koalition im Bund, die LKW-Maut zu erhöhen. Das Geld soll in die Bahn fließen. Insbesondere das Schienennetz soll ausgebaut und modernisiert werden.
Motorräder: Sie sollen leiser werden. Am Wochenende sollen Strecken gesperrt werden. Die Zahl der Motorräder steigt stark. Sie sind auch legal lauter geworden. Sie sollen auf 80 Dezibil. beschränkt werden. 4,4 Mio. Motorräder sind 2020 in Deutschland zugelassen. 2023 sind 4,9 Mio. Motorräder zugelassen. In der Corona-Pandemie gab es einen Bikerboom. Bei den Marken führt 2023 BMW (13,0%) vor Yamaha, Suzuki, Piaggio und Honda.
Seilbahnen: Sie sind ein Symbol des Bergtourismus. Entwickelt wurden sie allerdings, um Rohstoffe wie Kupfer aus den Minen zu schleppen. In den städten könnten die Gondeln ein Verkehrsmittel der Zukunft sein. Vgl. Schlick, Andreas: Drahtseilakt, in: Rheinpfalz am Sonntag, 30.1.22, S. 21.
Umweltgesetzbuch: Seit 1998 (A. Merkel Umweltminister) gibt es in Deutschland den Entwurf für ein Umweltgesetzbuch (UGB), dass alle umweltrelevante Regeln zusammenfassen soll. Auch im Koalitionsvertrag von 2005 wird ein Umweltgesetzbuch vereinbart. Im Januar 2009 scheitert das einheitliche Umweltrecht im Koalitionsstreit vorläufig. Auch die Aufnahme des Umweltziels ins Grundgesetz scheiterte immer wieder. Mitte 2009 gibt es stark abgespeckte Neuregelungen beim Naturschutz und beim Wasserrecht, um ein Mindestmaß an bundeseinheitlichen Umweltstandards sicherzustellen.
Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz: Regelt den Einfluss von Verbänden in Deutschland. auf Baupläne und Umweltprogramme. Eine Novelle, die den Verbänden mehr Einfluss geben soll, liegt 2017 auf Eis. Die EU und insbesondere der EuGH machen Druck.
Umwelthaftung: Seit Ende 1990 gibt es in Deutschland ein Umwelthaftungsgesetz (UHG). Es bestehen zwei Arten von Haftungsregeln: Verschuldungshaftung und Gefährdungshaftung. Die Regeln können bei Monokausalität, alternativer Kausalität und Multikausalität Anwendung finden, allerdings mit unterschiedlicher Effektivität (Wahrscheinlichkeit, Dezentralisierung). 2017 wird eine Klage eines peruanischen Kleinbauern und Bergsteigers gegen RWE vor dem Landgericht Hamm zugelassen. Gletscher oberhalb seines Dorfes in Peru schmelzen infolge des Klimawandels und ein Bergsee droht überzulaufen. Der Fall könnte ein Präzedenzfall sein. RWE ist europaweit der größte CO2-Emitenet, weil das Unternehmen die meisten Kraftwerke mit fossilen Energieträgern betreibt. Das könnte ein neues, großes Betätigungsfeld für Anwälte sein. Wenn RWE Schadensersatz leisten müsste (Nachweis von 0,47% aller Treibhausgasemissionen seit Beginn der Industrialisierung), stiegen für alle Verursacher die Haftungsrisiken dramatisch.
Fehlende Rechtskonstruktionen in Deutschland für eine konsequente Umweltpolitik: 1. Der individuelle Nachweis bei Personen-Schäden im Rahmen des Verursacherprinzip im Deutschen Recht bremst. Japan hat schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts den statistischen Nachweis zugelassen (Häufigkeit weit über dem Mittelwert). Angefangen wurde im Großraum Tokio. 2. Fehlen einer Sammelklage. In den USA zeigt sich, wie wirksam Sammelklagen sein können. 2017 gibt es in der EU Überlegungen, die Gruppenklage einzuführen. Vgl. auch Umwelthaftung oben.
Umstrittene Umweltschutzmaßnahmen: Dosenpfand, Wärmedämmung, gelber Sack, Energiesparlampen, E10-Benzin widersprechen vielen Kriterien des Umweltschutzes und bringen ihn in Misskredit. Aufwand und Ertrag stehen oft in keinem Verhältnis zueinander. Biosprit führt z. B. zu zusätzlichen Treibhausgasen. Energiesparlampen werden unter fragwürdigen Bedingungen in China produziert und sind giftiger.
Öko-Siegel: vor allem im Lebensmittelbereich eingesetzt. Einmal gibt es das deutsche Bio-Siegel. Daneben gibt es ein EU-Bio-Siegel (ab 2010 auf jedem Bio-Produkt). Zusätzlich gibt es ein Fairtrade-Label, das MSC-Label für nachhaltigen Fischfang und das Neuland-Label f artgerechte Tierhaltung.
Flurbereinigungsverfahren: ein wichtiges Instrument der Landschaftspflege, des Naturschutzes und des Umweltschutzes. Vor allem wird hiermit der Trend zu immer weniger und größeren Betrieben begleitet. Es kommt zu einer Wertermittlung, damit Landtausch und Entschädigungen abgegolten werden können.
Raumordnung: Dieses Instrument müsste mehr genutzt werden. Dabei müssen sich dei Bundesländer abstimmen. Nach den Überflutungen der Täler von Ahr, Erft und Wupper 2021 will man möglichst schnell vor Ort den Wiederaufbau beginnen. Besonders wichtig ist das Vorkaufsrecht der Länder. Es wird besonders in Bayern genutzt.
Klimafonds: Mittel, um die Energiewende zu unterstützen. Damit werden Maßnahmen zur Wärmedämmung oder die Förderung von Elektroautos finanziert. Er speist sich aus dem Handel der CO2-Emissionsrechte. 2013 nimmt der Fonds aber nur 890 Mio. € statt der erwarteten 2 Milliarden Euro ein. Die Kreditanstalt für wiederaufbau soll mit über 300 Mio. € einspringen. Das ist teilweise ein Abgesang auf den Nationalstaat (vgl. Benjamin Barber: If Mayors ruled the World", 2013).
Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz: Der Klimawandel und das (globale) öffentliche Gut "Klimaschutz" genießen große Aufmerksamkeit und Unterstützung in der deutschen Öffentlichkeit. Wie sieht es aber mit der realen Zahlungsbereitschaft aus in Anbetracht dessen, dass Klimaschutz hohe Kosten verursacht? Ergebnisse zeigen, dass die Bereitschaft der Menschen sehr begrenzt ist. Deshalb sind Anpassungsmaßnahmen von größerer Bedeutung, die als privates Gut organisierbar sind. Vgl. Löschel/ Sturm/ Vogt: Die reale Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz, in: Wirtschaftsdienst, 2010/11, S. 749-753.
Fossil Free Divestment: Eine Kampagne, die von der Überlegung ausgeht, ganzen Branchen die Geschäftsgrundlage zu entziehen, dadurch, dass man das Geld dort herausnimmt. In Amerika ist diese Bewegung sehr erfolgreich. US-Universitäten und andere Organisationen ziehen ihr Stiftungsvermögen heraus, wenn Unternehmen Überlebensgrundlagen nicht beachten. Divestition ist das Gegenteil von Investition. Auch in Deutschland hat die Bewegung Fuß gefasst. Kapital soll aus allen Geldanlagen herausgezogen werden, die in fossile Energien investieren. Im November 2015 zieht die Allianz ihre Investitionen in Kohlekraftwerke zurück. Auch die Großbank ING will keine Kohlkraftwerke mehr finanzieren. Der Chef der Internationalen Energieagentur fordert das weltweite Ende der Subventionierung von Kohle und Öl. 2018 geraten die Allianz und Munich Re in die Kritik, weil sie Kraftwerks-Neubauten versichern. die Neubauten sind vor allem in Polen. Es handelt sich um Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke.
Investitionen nach ethischen Kriterien: Der norwegische Staatsfonds nimmt für sich in Anspruch, nach ethischen Kriterien Geld anzulegen. Seit 2008 leitet Yngve Slyngstadt den Fonds, der 865 Milliarden Euro umfasst. 1,3 Milliarden Euro betragen die Anteile an deutschen Unternehmen 2018.
Exzentrische Wissenschaftler, Silicon-Valley-Milliardäre und Unternehmen ("Die Kaltmacher"): Es geht um verschiedene Initiativen und Versuche, den Klimawandel in positive Richtung durch moderne Technik zu lenken. 1. Inwieweit kann man CO2 durch Turbinen aus der Luft filtern (Schweiz). 2. Künstlich vermehrtes Plankton in Ozeanen. 3. Die Sonne reflektieren. Verteilter Kieselsand soll die Arktis schützen. Inwieweit kann die Technologie-Industrie die Klimafrage bewältigen? Vgl. Thomas Fischermann: Die Kaltmacher, in: Die Zeit Nr. 37, 5. September 2019, S. 23ff.
Finanzsektor und Nachhaltigkeit: Der Finanzsektor soll zukünftig auch Klimaschutzzielen unterworfen werden. Anleger und Investoren wollen für Nachhaltigkeit Rendite kassieren. Das ganze läuft unter dem Motto "Nur grünes Geld ist gutes Geld" (vgl. WiWo 17, 18.4.2019, S. 28). So wird auch der DAX einem Nachhaltigkeits-Check unterworfen. Äußerst positiv werden Allianz und Münchener Rück bewertet. Sehr positiv sind SAP, Infineon, und Deutsche Börse. Positiv Merck, Wirecard, Deutsche Telekom, Henkel, Siemens, Adidas, Deutsche Post, Neutral Covestro, Continental, BMW, FMC. Negativ werden die restlichen unternehmen bewertet. Quelle: Globalance Footprint. Ebenso werden Investitionen in ihrer positiven Wirkung auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft bewertet: 2018 wurden 2900 Milliarden Euro investiert. Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen.
Green Finance: Blackrock hält weltweit in rund 2500 Firmen fünf bis zehn Proent des Kapitals, teils als größter Aktionär. Wenn Der Chef Larry Fink in seinem Neujahrsbrief auf eine Systemwechsel verweist hat das Wirkung. CO2 wird zum Risiko für Firmen. Weltweit verwalten Pensionsfonds ein Vermögen von über 41 Billionen US-$. Der internationale Publikumsfondsmarkt ist mit 53 Billionen US-$ noch größer. Wenn diese Gelder in Dekarbonisierung umgesteuert werden, könnte ein grünes wirtschaftswunder kommen. Vgl. Claudia Kemfert: Mondays for Future, Hamburg 2020, S. 72.
Grüne Anleihen und Generationen überspannen: Staaten, Regionen, Städte, IWF oder Banken geben Anleihen aus, deren Kapital in den Klimaschutz investiert wird. Sie könnten auch Bürgschaften übernehmen. Man könnte in Deutschland günstige sKapital mit viel Know-how in grüner Technik verbinden und Pakete exportieren. Vgl, Prage, Semmler, Fischermann: Mit Ökonomen das Klima retten? in: Die Zeit, Nr. 11, 5. März 2020, S. 29.
Stimmrechtsberater und Shareholder-Einfluss: Umweltschützer setzen zunehmend auf die Mobilisierung der Öffentlichkeit. Sie treten massiver auf den Hauptversammlungen der Konzerne auf. Das hat Folgen für das Image der Unternehmen. Professionelle Stimmrechtsberater sind häufig Verbündete der Kleinaktionäre. Die größte Organisation hat ihren Sitz in den USA und heißt ISS (International Shareholder Services). So haben Allianz, Commerzbank und Deutsche Bank schon die Finanzierung des Kohlebergbaus und der Kohleverstromung zurückfahren müssen.
Klimazoll (Grenzausgleichsteuer; CO2-Abgabe auf Importe; Border - Taxes): Bei importierten Produkten soll der CO2-Verbrauch nach versteuert werden. Das betrifft oft nur den Transport. Er ist der beste Schutz vor Öko-Dumping. Man könnte sich an der Mehrwertsteuer orientieren. Er könnte zu einem Eingangstor von Protektionismus werden und handelspolitische Gegenmaßnahmen hervorrufen. Die Idee hat in der EU viele Anhänger. Andere warnen, weil sie erhebliche Gegenmaßnahmen befürchten. Ein gutes Beispiel ist der Strompreis in China und Deutschland: 8 Cent gegenüber 39 Cent pro Kilowattstunde. Der CO2-Preis würde in Zölle eingerechnet. "Das CO2-Grenzausgleichssystem der EU kann die Verlagerung der Produktion bzw. von Emissionen in Drittländer nur zum Teil verhindern. Es wird sehr hohe Kosten verursachen, nicht zu einer kosteneffizienten Emissionsreduktion beitragen und kaum Anreize für Dritt-länder schaffen, ihre Emissionen zu reduzieren. Das System ist nicht WTO-konform und wird deshalb Anlass zu handelspolitischen Streitigkeiten und Konflikten geben, unter denen vor allem Deutschland mit seinen hohen Exportüberschüssen zu leiden haben wird. Es spricht vieles dafür, das vorgeschlagene System nicht zu realisieren und die Wettbewerbsnachteile europäischer Unternehmen weiter durch die teilweise kostenlose Zuteilung von ETS-Zertifikaten auszugleichen." Siehe Söllner, Fritz: EU-Pläne für einen CO2-Grenzausgleich, in: Wirtschaftsdienst 8/ 2022, S. 609-617. Auch: Treptow, Thomas: EU-Klimazölle: einnahmen und Emissionsexporte, in: Wirtschaftsdienst 4/ 2023, S. 229.
Klimageld: Im Koalitionsvertrag vereinbart. Es soll 2025 ausgezahlt werden. Es ist eine Kompensation für steigende CO2-Abgaben (etwa 100 € jährlich). Die Auszahlung ist über das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) vorgesehen. Die Zollverwaltung soll personell helfen.
Kooperative Lösungen zum Klimaschutz: Gegenmodell zum Klimazoll. Angebote an Schwellenländer. Drei Gründe sprechen dafür: 1. Betroffene Grundstoffe werden vor allem aus Russland, der Ukraine und Türkei importiert. 2. Keines der Schellenländer beteiligt sich an den Handelssanktionen gegen Russland. 3. Die Schwellenländer müssen für Dekarbonisierung gewonnen werden. Vgl. Neuhoff/ Goldthau: Kooperative Lösungen zum Klimaschutz, in: HB Nr. 117/ 21.6.22, S. 48.
EU-Wiederaufbau-Fond: Deutschland stehen ca. 26 Mrd. Euro zu. Die Bundesregierung will das Geld für Klimaprojekte und Digitalisierung verwenden. Vor allem ein digital orientiertes Bildungssystem soll gefördert werden. Beim klima soll gefördert werden: Wasserstoffforschung, klimafreundliche Mobilität.
EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur: Am 27.2.24 vom EU-Parlament beschlossen. Das Gesetz legt Ziele für die Wiederherstellung geschädigter Ökosyteme vor. Bis 2023 müssen die EU-Länder mindestens 30% geschädigter Lebensräume im Wasser und an Land wiederherstellen. Bis 20240 sind es 60%, bis 2050 dann 90%. Das Gesetz ist umstritten. Die Mitgliedsstaaten müssen der Vereinbarung noch zustimmen.
Ökozid-Gesetz: Man will den Ökozid als Strafbestand einführen. Es soll zum internationalen Verbrechen werden. Es gibt Entwürfe in Mexiko und Frankreich.
Praxis (vor allem betriebliche Umweltwirtschaft, Umweltmanagement, Nachhaltigkeitsmanagement, Energiemanagement, Renewable Energy Management, Natural Resources Management and Development; Social Sustainability; Plastik; Schädlingsbekämpfung, Recycling; Bauen und Dämmung; Sustainable Entrepreneurship und Management; Anteil der Industrie/ Wirtschaft an der CO2-Einsparung vgl. auch Werteorientierung und Produktionswirtschaft( einschl. Logistik, Nachhaltigkeit) bei Mittelstandsökonomik/ Allgemeine BWL). Life Cicle Engineering.
Porter - Hypothese (Michael Porter): durch eine strikte Umweltpolitik können Unternehmen strategisch zu Innovationen "gezwungen" werden, die ihre Gewinne verbessern. Dabei helfen zwei Mechanismen: die Vorreiterrolle bzw. first-mover advantage und der Innovationsausgleich durch Kosteneinsparungen an anderer Stelle. Die Strategie des Ökodumping ist kein Ausweg mehr, da der Verzicht auf vollständige Internalisierung inländischer Umweltschadenskosten zu riskant ist.
Technischer Fortschritt (technological change): Verbesserungen in den Produktionsprozessen von Gütern und Dienstleistungen (Prozessinnovationen), Veränderungen bestehender Produkte und die Einführung neuer Produkte (Produktinnovationen). Beide machen die Nachhaltigkeit (Sustainability, mehr Output bei gleichem Input und gleicher Umweltverschmutzung) in der Umweltökonomik erst möglich. Auf einen Zeitraum von 50 Jahren ist es schwierig, die technologische Entwicklung vorherzusagen. Es sollten aber dynamische Anreizwirkungen gesetzt werden. Der umwelttechnische Fortschritt kann auch als spezielle Form des technischen Fortschritts gesehen werden. Die Bundesregierung plant ein Aktionsprogramm zum Technologiewandel nach dem Welt-Klimabericht 2007. Technischer Fortschritt garantiert allerdings noch keine geopolitische Macht. Seit dem 15. Jahrhundert erst ist der technologische Vorteil des Westens über andere Kulturen wie China oder Arabien aufgebaut worden. Dies muss nicht so bleiben. Vgl. Headrick, Daniel: Power Over Peoples, Princeton 2010.
Neue Technologien: Sie sind auch notwendig, um den Produktionsstandort Deutschland zu sichern. Dafür erforderlich sind Innovationen und eine Akzeptanz. Diese kann nur durch technische Bildung erreicht werden. Umweltschutz setzt einen gewissen Reichtum voraus. Wir müssen mit besserer Technik die weniger und teurer werdenden Ressourcen ausgleichen. Vgl. Fuchs, Willi: Wachsen ohne Wachstum, München 2011.
Grüne Technologie: Die Verwendung von Technologie, um den menschlichen Einfluss auf die Umwelt zu minimieren. Dies geschieht vor allem durch eine erhöhte Effizienz, die Verringerung von Umweltverschmutzung und die Nutzung alternativer Energiequellen. Zu den typischen Anwendungen grüner Technologie gehören Recycling, erneuerbare Energien, Wasseraufbereitung, Abfallreduzierung und Abwasseraufbereitung. Siehe Donald Marron: Wirtschaft in 30 Sekunden, Librero/ Niederlande 2018, S. 68.
Digitalisierung und Umweltverschmutzung: Videokonferenzen (weniger Dienst-Reisen), weniger Verkehr (Smart Autos) und papierloses Büro (Cloud) sollten eigentlich zu weniger Umweltschädigung führen. Doch gigantische Datenströme (Krypto - Währungen) und steigende Warenströme (Online-Handel) setzen noch mehr Treibhausgase frei.
Innovationen: Umweltinnovationen, insbesondere integrierte Umwelttechnologien, ermöglichen ein ausgewogenes Wachstum. Die additiven Technologien (z. B. Filter) müssen zunehmend durch integrierte ersetzt werden. Damit können Emissionen gesenkt werden und auch der Umweltverbrauch, wodurch auch die Produktivität steigt.
Umweltwirtschaft: Deutschland hat weltweit einen Spitzenplatz. Als Exporteur liegen wir auf Platz zwei hinter China (13%-Anteil am Welthandel). Wir fallen aber bei Patenten und Forschung zurück. Massive Rückgänge haben wir bei Solar und Windkraft. 2017 arbeiteten 2,8 Mio. Beschäftigte in diesem Bereich. Er zerfällt in folgende Untergruppen (in %): Umweltschutzorientierte Dienstleistungen (55,7), Erneuerbare Energien (11,2), Energetische Gebäudesanierung im Bestand (20,2), Nachfrage nach Umweltschutzgütern in klassischen Bereichen (12,9).
Zirkuläre Wirtschaft: Beinhaltet einmal das klassische Recycling. Alle Beiträge zur Ressourceneffizienz werden integriert. Man erreicht die Nachhaltigkeitsziele der UN und hat zusätzlich Wachstumspotential. Industriepolitische Maßnahmen können unterstützen.
Cleantech-Markt: Er umfasst grüne Technologien, Produkte und Dienstleistungen, die helfen, Ressourcen zu schonen, Schadstoffe zu minimieren. Es geht um Energieeffizienz, Umweltfreundliche Speicherung und Verteilung von Energien, nachhaltige Mobilität, nachhaltige Wasserwirtschaft, Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft. Der Markt steht im globalen Wettbewerb.
Langzeitökonomie: Wegen der Rohstoffknappheit muss die Lebensdauer von Gütern wieder verlängert bzw. verdoppelt werden.
Umwelttechnik (auch "Green Business"): Schon 2008 sind in dieser Branche die meisten industriellen Arbeitsplätze in Deutschland (1,1 Mio., 2020 sollen es 2,2 Mio. sein). Zu der Branche gehören die Bereiche Energieeffizienz, nachhaltige Wasserwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Energieerzeugung, Rohstoff- und Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft. Die Konjunkturprogramme in der Weltwirtschaftskrise 2009 bringen viele Milliarden in die grünen Technologien. 30% beträgt der Weltmarktanteil deutscher Unternehmen bei den umweltfreundlichen Energien. Deutschland profitiert erheblich von der Öko-Wende. Man unterscheidet additive und integrierte Umwelttechnik. Die integrative Technik beinhaltet den Input, den Produktionsprozess und den Output. Additiv sind Rückstände, Emissionen aus Produktion bzw. Konsum. 2011 wurden mit Produkten und Leistungen rund um erneuerbare Energien und die Reduktion von Treibgasen rund 45,5 Mrd. € umgesetzt. Damit liegt der Klimaschutz vor der Pharmabranche. "Umwelt- und Klimatechniken haben das Potential, die Wachstumstreiber des 21. Jahrhunderts zu werden", Siemens-Chef Peter Löscher. In RLP gibt es ca. 750 Umwelt-Technik-Betriebe. Sie nennen sich Eco-Lions. Sie erbringen fast ein Drittel der Wirtschaftsleistung der Industrie.
"Grüne Jobs" (Umweltschutz und Arbeitsmarkt): Die Zahl der Arbeitsplätze/Erwerbstätige im Umweltbereich ist relativ schwer zumessen. 1,4 Mio. Menschen sollen in der Umwelttechnologie beschäftigt sein (Umwelttechnologieatlas von Roland Berger 2012). Nach Angaben des Umweltministerium arbeiten 380.000 bei Erneuerbaren Energien. Nach dem Bundesverband Solarwirtschaft 2014 sind noch 60.000 Menschen in der Solarbranche beschäftigt. Eine Studie des Umweltbundesamtes 2014 zeigt: 2010 sind zwei Millionen Menschen im Umweltsektor beschäftigt (fünf Prozent aller Erwerbstätigen). In den letzten zwei Jahren wurden 18.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Beschäftigungsrückgänge gab es bei umweltorientierten Dienstleistungen und erneuerbaren Energien.
Umweltschutzinvestitionen: Sowohl die öffentlichen als auch die privaten Umweltschutzinvestitionen werden statistisch erfasst. Viele Studien belegen, dass Investitionen in Umwelt Wachstum sichern und Arbeitsplätze schaffen. Deshalb sollten die Produktionsstrukturen an Energieeffizienz, Umwelttechnologien und Klimaschutz ausgerichtet werden. Dies würde auch die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Export reduzieren. Es gibt spezielle Rating - Agenturen für nachhaltige Investments, z. B. Oekom Research. Bei Einsatz ökologischer Investitionen in Unternehmen könnten 25% der Energie eingespart werden. Natürliche Ressourcen werden weltweit immer teurer. Erfolg wird nur noch derjenige haben, der ökologisch wirtschaftet. Nur so kann man noch wirtschaftlich effizient arbeiten. "Oft tut auch der unrecht, der nichts tut, nicht bloß der, der etwas tut", Marc Aurel, römischer Kaiser und Philosoph.
Umweltschutzinvestitionen der Unternehmen: 2017 gaben die Unternehmen in Deutschland 1 Prozent weniger für Umweltschutz aus als 2016. Insgesamt flossen 2017 8,4 Mrd. € in Umweltschutzinvestitionen: 42,7% in Abwasserwirtschaft, 26,7% in Klimaschutz, 18,6% in Abfallwirtschaft, 7,7% in Luftreinhaltung, Sonstige 4,4%. Quelle: Statistisches Bundesamt 2019. Eine Studie des Umweltministeriums in Deutschland im September 2020 stellt fest, dass dei Anstrengungen der Unternehmen bei Nachhaltigkeit unzureichend sind. Folglich werden mehr "grüne Investitionen" gefordert. "Große Unternehmen haben noch viel Arbeit vor sich auf dem Weg in die Klimaneutralität", Svenja Schulze, Bundesumweltministerin.
Klima-Konjunkturprogramm: 70 deutsche Firmen (darunter; ThyssenKrupp, Allianz, Bayer, Eon, Puma, Otto, Telekom, Wacker Chemie) starten im April 2020 einen Aufruf an die Bundesregierung, nach der Corona-Krise ein Klima-Konjunkturprogramm zu starten.
Öko-Bilanzen: systematische Darstellung der Umweltbelastungen, die mit Produktionsprozessen, Produkten oder der ganzen Unternehmung verbunden sind. Folglich gibt Prozessbilanzen, Unternehmensbilanzen und Produktbilanzen. Von den 30 deutschen Dax - Konzernen haben Henkel, Deutsche Telekom und Allianz die besten Umweltstandards 2009. Das nachhaltige Lieferkettenmanagement steht erst am Anfang (noch bei 60% aller deutschen Großunternehmen unbekannt). In den USA bildete sich anlässlich des Weltklimagipfels 2009 die Partnerschaft für Klimaaktion (USCAP). Vier Großunternehmen (ConcoPhilips, BPAmerica, Caterpillar) steigen 2010 wieder aus. "Noch unsere kleinste Handlung beeinflusst das gesamte Universum", Dalai Lama.
Öko-Systeme: Sie haben einen ökonomischen Wert (Nutzen) für die Menschen. Dieser ist sehr schwierig zu berechnen (hier stößt die Ökonomie an die Grenzen), aber notwendig, weil sonst nur die Kosten betrachtet werden. Vor allem arme Menschen sind von einer gesunden Natur abhängig. Als Negativbeispiel gilt besonders die Umwandlung von Mangrovenwäldern zu Shrimpsfarmen in Thailand mit hohen Subventionen. Vor allem Frankreich will zukünftig die Unberührtheit der Natur und kulturelle Werte in die Wohlstandsmessung aufnehmen. Der Wert der jährlichen Nutzeffekte (z. B. Nährstoffkreislauf, Erosionshemmung, Regulierung der Atmosphäre, genetische Ressourcen, Erholung, Wasserversorgung) in der Welt wird auf 30 Billionen Euro geschätzt (Kurswert 2008).
Reach: Chemikalien - Tüv der EU. Schutz des Verbrauchers vor giftigen Substanzen. Wer jährlich eine Tonne einer Chemikalie herstellt, muss nachweisen, dass sie harmlos ist. Es wird geschätzt dies 9,5 Mrd. € und 54 Mio. Versuchstiere kosten wird. Mehr als 140.000 Chemikalien wurden registriert.
Giftige Chemikalien: Im Herbst 2020 soll der Schutz vor PFAS verstärkt werden. Sie schwächen das Immunsystem und können zu Krebs führen. Die EU-Kommission will 40 Gesetze ändern. Die Mitgliedsländer der EU müssen noch zustimmen. 2020 rückt durch eine Studie PFC in den Mittelpunkt. PFC-Stoffe lösen bei Kindern in großem Maße Allergien aus, sie sind in Spielzeug, Kosmetika, Lebensmitteln u. a. enthalten. Die EU plant zunächst eine Reduktion, dann ein Verbot.
Endokrine Disruptoren: Umwelthormone mit schädlicher Wirkung auf Mensch und Tier. Sie finden sich in Kosmetika, Shampoos, Duschgelen, Plastikverpackungen, Spielzeug, Pestiziden und Kassenbons. Sie führen zu Unfruchtbarkeit, Brust- und Prostatakrebs, Diabetes mellitus und weiteren Krankheiten. Quelle: Natur & Heilen 11/2020, S. 13ff.
Technologien zur Abtrennung und Speicherung von Kohlendioxid: Erprobt werden sollen spezielle Speicher für CO2. Regionen mit Speichermöglichkeiten in Deutschland liegen im Norddeutschen Becken, im Alpenvorland-Becken u. a. Diese Möglichkeiten sind hoch umstritten. 2011 bringt die Regierung ein Gesetz auf den Weg. Enthalten ist die CCS-Technologie. Klimaschädliches CO2 wird abgetrennt und in Gasspeichern gelagert.
Spitzenlast-Preisbildung (Peak Load): Berechnung höherer Preise in Spitzenzeiten, wenn Kapazitätsengpässe die Grenzkosten ansteigen lassen.
Ecological Foot Print: Auf Produkte oder Unternehmen umgerechnete gesamte Umweltbilanz. In der globalen Wertschöpfung wird auch die Logistik dazugerechnet. Daneben gibt es den "carbon footprint", der die CO2-Bilanz misst. Seit 2008 müssen in Japan Lebensmittelverpackungen beschriftet werden, so dass Verbraucher erkennen können, wie viel CO2 bei der Herstellung, Lieferung und Beseitigung eines jeden Produkts ausgestoßen wird. Die Verantwortung liegt beim Handelsministerium, so dass Firmen Zahlen nicht manipulieren können. Der "water footprint" gibt den durchschnittlichen Wasserverbrauch eines Haushalts an.
Klimawandel und Unternehmen: Klimaveränderungen haben gezielte Auswirkungen auf die einzelnen Branchen. Die ökonomischen Systeme müssen sich anpassen. Dabei hilft die Bildung regionaler Netzwerke von Wissenschaft, Unternehmen, Verwaltung und gesellschaftlichen Bedarfsträgern. Besonderes Augenmerk muss auf Extrem(wetter)ereignisse gelegt werden.
Nachhaltigkeitsmarketing: Nach Belz (Nachhaltigkeits-Marketing, Wiesbaden 2005) als duale Führungskonzeption zu planen. Das im doppelten Sinne. Einmal durch Einbeziehung der Beschaffungs- und Absatzmärkte. Zum anderen durch eine marktorientierte und umweltorientierte Führungsphilosophie. Dabei sind die Stufen Beschaffung, Produktion und Marketing zu beachten. Es wird auch ein Nachhaltigkeitsimage verschiedener Marken ermittelt. 2016 führt Miele vor Erdinger, Radeberger und Landliebe (Quelle: Serviceplan).
Nachhaltigkeitsmarketing in der Praxis: Die meisten Verbraucher behaupten, umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen positiv gegenüberzustehen. doch oft sind sie nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. Aus der Verhaltensforschung kommen fünf Lösungswege: 1. Sozialen Einfluss nutzen (soziale Normen, öffentlich machen, positive Assoziationen). 2. Prägen Sie gute Gewohnheiten (Standard, Anreize). 3. Setzen Sie den Dominoeffekt ein (erste Aktion besonders aufwendig). 4. Entscheiden Sie: Herz oder Hirn (Gefühle der Hoffnung und des Stolzes nutzen, Schuldgefühle). 5. Bieten Sie Erlebnisse an statt Eigentum ( Geschäftsmodelle, umfunktionieren). Vgl. White, K./ Hardisty, D. J./ Habib, R.: Wann Kunden grün kaufen, in: HBM, September 2019, S. 21ff.
Konstitutive Elemente der Nachhaltigkeit nach der Brundtland-Kommission: Bericht von 1987. Benannt ach der Vorsitzenden der UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. 1. Bedürfnisorientierung. 2. Intergenerative Gerechtigkeit. 3. Intragenerative Gerechtigkeit. 4. Integrativer Aspekt (vgl. nächsten Abschnitt).
Nachhaltigkeit als normatives Leitkonzept: Der Begriff geht Carl von Carlowitz in der preußischen Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts zurück. Ein Meilenstein war 1972 die Studie "Grenzen des Wachstums" des Club of Rome. Der Brundtlandbericht förderte 1987 die Nachhaltigkeitsdebatte. Im 21. Jahrhundert prägen die Klimakonferenzen die Diskussion. Vgl. G. Grunwald/ J. Schwill: Nachhaltigkeitsmarketing, in: WISU 12/17, S. 1364ff.
Vier Leitlinien bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit: Verantwortungsprinzip, Kreislaufprinzip, Kooperationsprinzip, Stakeholder-Prinzip.
Instrumente des operativen Nachhaltigkeitsmarketings: 1. Nachhaltige Produktpolitik: alternative Produkte, Produktkern, Produktperipherie. 2. Nachhaltige Preispolitik: nachhaltiger Nutzen sichtbar, Mischkalkulationen, Sharing. 3. Nachhaltige Distributionspolitik: umweltfreundliche Transportmittel, Ressourcen schonende Verpackungen, Mehrwegsysteme. 4. Nachhaltige Kommunikationspolitik: Sponsoring, Lieferkettenkommunikation.
Nachhaltigkeitsbericht: Das Bilanzieren der Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung. Die Global Reporting Initiative (GRI) hat eine weltweiten Standard entwickelt. Zwischen 2008 und 2012 gab es in Deutschland eine Verdreifachung der Reporte. In erster Linie sind diese Berichte auf den Kapitalmarkt ausgerichtet (vor allem bei AG). Deshalb sind sie im Mittelstand noch die Ausnahme.
Nachhaltigkeit bei Firmen (erweiterte Konzepte): 1. Nachhaltigkeit für den Kunden. Unterstützung der Kunden bei nachhaltigeren Lebensweisen. Vor allem Angebot bei entsprechenden Produktkategorien. 2. Unabhängigkeit von Ressourcen und Energie. Reduzierung des Energieverbrauchs und ökologischer Fußabdruck. 3. Besseres Leben für Menschen und Gemeinschaften. Kooperation mit entsprechenden Organisationen (UN Principles on Business and human Rights, UNICEF u. a.). Als vorbildlich auf dem Gebiet gilt IKEA aus Schweden. 2016 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen K+S. Der Salz- und Düngemittelhersteller soll Gewässer verunreinigt haben.
Zertifikate der Nachhaltigkeit: Entweder selbst zertifizieren lassen oder bei Anbietern mit Siegel kaufen. Branchenübergreifend gibt es Fairtrade (siehe oben). Bei Textilien werden viele Siegel angeboten (global-standard.or; fairwear.org; naturtextil.de). Bei Lebensmitteln kann man auf folgende zurückgreifen: msc.org, sternenfair.de. Dutzdende von Siegeln gibt es in der Landwirtschaft (bioland.de; demeter.de; naturland.de). Für Möbel liegt vor: fsc-deutschland.de. Focus-Money vergibt Nachhaltigkeitspreise an Unternehmen. Es geht hier um die Sicht der Verbraucher. Auf dem Prüfstand stehen 1400 Unternehmen bzw. Marken aus über 100 Branchen.
Rang Nachhaltigkeit: Wird von Harvard Business Manager vergeben. Wird aus den beiden Komponenten Sustainalytics und CSRHub gebildet und auf die Bewertung von CEOs angewandt.
Institutionelle Anleger (Investoren) und Nachhaltigkeit: Institutionelle Anleger machen Ernst beim Thema Nachhaltigkeit. Aktiengesellschaften müssen ihnen jetzt Rechenschaft darüber ablegen, was sie für Umwelt und Gesellschaft tun ("Environmental, Social and Governance, ESG). Fünf Maßnahmen helfen Unternehmen, sich auf das neue Zeitalter einzustellen: 1. Erklären, welchen übergeordneten Sinn ihr unternehmerisches Handeln hat. 2. Investoren einen integrierten Bericht vorlegen. 3. Ihre Mittelmanager bei ESG-Themen stärker einbinden. 4. In neue Software investieren. 5. ESG-Ziele besser messen. Vgl. Eccles, R. C./ Klimenko, S.: Revolution der Investoren, in: HBM, September 2019, S. 30ff.
Ressourcensparende Produkte: Insbesondere bei Konsumgütern (Endkonsument als Einzelperson oder Haushalt). Produkte, die möglichst wenig natürliche Ressourcen (Rohstoffe, Wasser) bei der Produktion verbrauchen, zur Rohstoffwiederverwertung recycelt werden und Fora und Fauna nachhaltig erhalten. Es soll ein Leitbild für nachhaltige Produktionsmuster entwickelt werden (UBA, European Environment Agency).
Engagement von Wirtschaftsführern: Immer mehr bekannte CEOs setzen sich für Sustainability ein. Chief Sustainability Officer sind in fast allen größeren Unternehmen installiert. Die Unternehmen sollen im Sinne einer "Low Carbon"-Wirtschaft umgebaut werden. Entscheidet ist natürlich das WAS und WIE. Auf globaler Ebene können Minimalkompromisse und Absichtserklärungen keine Lösung sein. "Shareholder Value is the dumbest Idea in the world", Jack Welch, ehemaliger CEO von GE.
Peerproduktion und Commons: Gemeingutfertigung durch Ebenbürtige. Sie basiert auf dem Bedürfnisprinzip. Die heute schon greifbaren Resultate sind freie Softwareprojekte wie Linux und Firefox oder auch Wikipedia. Die Trennung von Produzent und Konsument ist überwunden. Die Beteiligten produzieren - ohne Hierarchie und Machtstrukturen - in freiwilliger Kooperation. Eine bewährte Organisationsform ist die Genossenschaft, die heute eine Renaissance erlebt (vgl. das Genossenschaftsmodell bei Finanzierung und Share-Economy bei Mikroökonomik). Nicht immer erfüllen aber Share-Unternehmen das Kriterium der größeren Nachhaltigkeit.
Gentechnik: Methode, Ernteerträge zu erhöhen und Ausfälle zu vermeiden. Der Einsatz der Gentechnik ist sehr umstritten. China war das erste Land weltweit, in dem eine gentechnisch veränderte Pflanze kommerziell angebaut wurde: Tabak. Inzwischen ist eine Ausdehnung auf Hybrid-Reis erfolgt (Produktionssteigerung um 10%). Eine wachsende Bevölkerung soll mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Relativ stark auf Gentechnik setzen auch die USA, vorangetrieben durch die großen Saatgutkonzerne (z. B. der Agrochemiekonzern Monsanto). Gefordert wird international eine Kennzeichnung. Bisher gelangt Gentechnik in Europa vor allem über verändertes Pflanzenmaterial direkt oder indirekt über das Fleisch von Tieren zum Menschen. Die USA wollen 2013 erstmals ein genetisch verändertes Tier zum Verzehr freigeben. Es handelt sich um einen schnell wachsenden Lachs. 16 Monate braucht der Lachs bis er ausgewachsen ist. Er wächst in einer Aquafarm hoch über Panama. Gentech-Lebensmittel sind bei uns kaum zu erkennen. Vom Gesetz her ist "Verbrauchertäuschung ausdrücklich erlaubt". Sogar wenn "ohne Gentechnik" draufsteht, bedeutet dies keine Sicherheit. Viele Stoffe werden meist gentechnisch hergestellt (Vitamine, Käse, Backwaren, Glukosesirup). In den USA sind schon 69,0 Mio. Hektar mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut (Mais, Soja, Baumwolle, Raps, Zuckerüben, Deutschland 35,5 Mio. Hektar Landesfläche). Dann folgen in der Reihenfolge der Anbaufläche Brasilien, Argentinien und Indien. Ab 2015 ermöglicht die EU nationale Verbote von Gen-Pflanzen (auch wichtig für die Freihandelsabkommen). In Deutschland sollen Bund und Länder gemeinsam entscheiden (Gentechnikgesetz 2016). Die BASF dampft ab 2016 die grüne Gentechnik ein. Die Hälfte der 700 Arbeitsplätze weltweit wird abgebaut. Aufwendige Projekte werden aufgegeben. 2016 will Bayer Monsanto aus den USA übernehmen. Monsanto ist der größte Saatgutkonzern der Welt. die Übernahme gelingt, was Bayer viele Prozesse in den USA einbringt. 2022 spricht sich die Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard für die grüne Gentechnik aus. Sie plädiert für den Anbau gentechnisch veränderter resistenter Kulturpflanzen in Kombination mit nachhaltigen Verfahren. Sie meint, das europäische Gentechnikrecht müsse gründlich überarbeitet werden. Vgl. Der Spiegel 52/ 23.12.22, S. 102ff. 2023 lockert die EU-Kommission die Genmanipulation von Pflanzen. Wissenschaft und Unternehmen halten dies für überfällig. Die Gen-Editierung wird als Durchbruchstechnologie gesehen. In der Bevölkerung ist die Skepsis nach wie vor groß. Die Medizin setzt große Hoffnung auf die Medizintechnik.
Pflanzenschutz (Glyphosat) in der EU (Schädlingsbekämpfung; Pestizide): Wird 2014 neu reguliert. Wieder- und Neuzulassungsverfahren von Wirkstoffen werden aufwendiger und teurer. Sehr umstritten ist das Verfahren zu Glyphosat (größter Produzent Monsanto; das Mittel ist billig; inwieweit das mittel Krebs beim Menschen erzeugt, ist umstritten). Im Juni 2016 verlängert die EU-Kommission die Zulassung um 18 Monate (und fragt nicht nach dem Votum der Mitgliedsländer). Im Oktober 2017 ist die neue Zulassung unsicher (in Deutschland sind Umwelt- und Landwirtschaftsministerium zerstritten). 2017 wird Monsanto von Bayer übernommen. Die EU-Behörde (europäische Chemikalienagentur) stuft Glyphosat als nicht krebserregend ein (die Zulassung bleibt aber im Unklaren; auch wegen der deutschen Enthaltung). Schließlich stimmt Deutschland im November 2017 doch zu und sorgt für eine Mehrheit (die Stimme gibt der CSU-Landwirtschaftsminister gegen die Umweltministerin der SPD ab; ein Bruch der Koalitionsgeschäftsordnung). Es soll in Deutschland nationale Beschränkungen geben. Die Baumärkte in Deutschland nehmen Ende 2017 Glyphosat aus dem Sortiment. Daraufhin verlagert sich der Handel ins Internet. Die Grünen fordern ein Verbot für Privathaushalte. Pestizide kann man weder schmecken noch riechen. Sie sind aber in vielen produzierten Lebensmitteln nachweisbar. In Obst, Gemüse, Brot und Milchprodukten. Die Folgen sind noch nicht absehbar. Man weiß noch nicht, wie die Rückstände wirken. Besonders Ungeborene und Kleinkinder sind gegenüber Pestiziden besonders anfällig. 2017 wird in Deutschland wieder mehr Glyphosat verbraucht als 2016 (4694 Tonnen gegenüber 3780 Tonnen, Quelle: BVL). Österreich will 2019 Glyphosat komplett verbieten. Die EU will den Einsatz bis 2030 halbieren. Die Bundesregierung will Glyphosat in Deutschland ab 2024 verbieten. Die Bahn plant schon für 2020 der Glyphosat - Ausstieg. Der Ukraine-Krieg 2022 dient als Vorwand, um eine Gegenbewegung ins Leben zu rufen. Die EU will den Einsatz von Agrarchemikalien deutlich reduzieren. In Deutschland sind 950 Pestizide zugelassen. Es kommt Kritik aus der Landwirtschaft. Im September 2023 schlägt die EU eine Verlängerung für Glyphosat von 10 Jahren vor. Nach heftigen Bauernprotesten in der EU kommt ein Pestizid-Gesetz überhaupt nicht. Glyphosat ist ein Breitbandherbizit, heißt Allestöter. Monsanto vertreibt es unter dem Namen Roundup. Große Mengen werden mittlerweile in China hergestellt. Glyphosat blockiert das Enzym EPSPS. Einige gentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind resistent. 5000 Pestizide werden weltweit eingesetzt. Die Zulassungsverfahren bilden nicht die Realbedingungen ab. Unklar ist, was die Spritzmittel auf lange Sicht anrichten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will 2018 Glyphosat in Gärten verbieten. 2018 wird von einem Gericht in San Francisco einem Hausmeister 250 Mio. Euro an Schadensersatz von Monsanto zugesprochen. Der Konzern habe nicht ausreichend vor den Risiken von Glyphosat gewarnt. Monsanto geht in Berufung. In Deutschland verschwindet Glyphosat zunehmend aus den Regalen der Baumärkte. Im US-Verfahren erleidet Bayer eine Schlappe: Die Strafe wird deutlich reduziert, aber Glyphosat wird als Ursache von Krebs anerkannt. Damit kann die Klagewelle nicht gestoppt werden. Die Bundesregierung (Bundesumweltministerium) plant im November 2018 strengere Auflagen für Glyphosat. Landwirte sollen das Unkrautvernichtungsmittel nur noch spritzen dürfen, wenn sie gleichzeitig zehn Prozent der Fläche unbehandelt lassen. Die Uni Essen findet in einer Studie 2018 heraus, dass insbesondere die Glyphosat - Hilfsstoffe den Nervenzellen schaden. Im März 2019 sieht eine US-Jury (Bundesgericht in San Francisco) Krebsgefahr bei Glyphosat. Das ist ein großer Rückschlag für Bayer, da es sich um eine Art Musterfall handelt. In Europa hat Bayer Erfolg. Der Unkrautvernichter Glyphosat wird in der EU weiter zugelassen (vorerst noch 10 Jahre).
Unkrautvernichter: Eine Jury in den USA verurteilt im Februar 2020 Bayer und BASF zu millionenschweren Schadensersatz. Sie sollen an einen Pfirsichbauern aus Missouri 265 Mio. Dollar zahlen. Es geht um den Einsatz von Dicamba. Benachbarte Felder sollen hohe Ertragsverluste gehabt haben. Dicamba wird von Monsanto in den USA produziert, die BASF hat ein ähnliches Produkt.
Insektizide: Bestimmte Insektizide sind in der Anwendung verboten, weil sie in Nahrungsmittel gelangen können. Dazu gehört etwa Fipronil, mit dem Läuse in Hühnerställen bekämpft werden können. Im Juli und August 2017 wird das Mittel in Eiern und weiterverarbeiteten Produkten nachgewiesen. Es wurde in belgischen und niederländischen Hühnerställen verbotswidrig eingesetzt. Die EU will 2018 mehr Transparenz bei Pestiziden einführen. Die EU verbietet 2018 drei so genannte Neonicotinoide, die Bienen töten. Auch Schmetterlinge sind betroffen. 2018 nimmt Kanada zwei bienenschädliche Insektizide vom Markt: Thimamethoxam von Sygenta und Clothianidin von Bayer.
Insektenschutzplan: Am 10.2.21 wird ein so genannter Insektenschutzplan von der Bundesregierung beraten. Zwei Punkte stehen in der Kritik der Landwirte: 1. Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in großflächigen Schutzgebieten beschränken. 2. An bestimmten Flüssen und Bächen soll es einen zehn Meter breiten Uferbereich geben, wo Spritzmittel verboten sind. Die Bauern befürchten bei Verboten vor allem Importe aus dem Ausland. Die Bauern protestieren heftig gegen den Plan. Im Bundesrat dürfte es Probleme geben (RLP, Niedersachsen). Der Bundesregierung geht es vor allem um den Schutz sehr nützlicher Insekten, wie etwa Bienen.
Siegel für Öko-Standard: Am bekanntesten ist das staatliche Bio-Siegel in Deutschland (2001). Seit 2010 gibt es das EU-Gemeinschaftslogo. Daneben gibt es Bio-Siegel deutscher Anbauverbände: Bioland, Naturland, Demeter, Biopark, Ecovin.
Lebensmittel-Informationsverordnung 1169/ 2011 und EU-Verordnung 2021/ 2117: Exakte Angaben zum Inhalt: Nährwert, Zutaten auf dem Etikett vermerken. Man kann auch QR-Codes nutzen. Der neuen EU-Kennzeichnungsfrist unterliegt nicht "lose Ware" (z. B. auf Weihnachtsmarkt).
Greenwashing: Vortäuschen von Umweltschutz in der Werbung oder im Verkauf. Dies geschieht oft mit Hilfe von Siegeln, die nicht geschützt sind. 2017 gerät Aldi in die Kritik , weil Nackensteaks ganz günstig angeboten werden mit dem Tierwohl-Siegel. Die Tierrechtsschützer von Peta sprechen von einer perfiden Marketingstrategie.
Endlager: Es gibt nicht nur Endlager für Atommüll (z. B. Gorleben). Auch Chemieabfall wird endgelagert (z. B. in Herfa-Neurode an der Grenze Thüringens). Daneben gibt es noch andere Problemabfälle. Die Bundesregierung hat sich für Untertage-Deponien entschlossen (in der Regel alte Salzbergwerke). Andere Länder lagern in oberirdischen Deponien (z.B. Italien). Eventuell besteht ja irgendwann mal die Möglichkeit zum Recyclen. Das Kippen der Gifte in Ozeane ist in Deutschland verboten.
Genossenschaften: Nach der Finanzkrise mit der Bankenkrise und in der Energiewende erleben Genossenschaften eine Renaissance. Die Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (seit 1847) findet immer mehr Anhänger. Sie haben mittlerweile insgesamt über 20 Mio. Mitglieder. Das Genossenschaftswesen könnte 2017 als erster deutscher Kulturstandard als Immaterielles Kulturgut anerkannt werden (vgl. längeren Artikel dazu bei Economics/basic/Mittelstandsökonomik/Finanzierung.
Transition-Town-Bewegung: Mittlerweile in der ganzen Welt. Zu Deutsch etwa "Stadt im Wandel". Die Erde hat im ersten Halbjahr 2013 etwa so viel Ressourcen verbraucht, wie in einem Jahr regenerierbar sind. Das heißt, dass die Ressourcen eines halben Jahres nicht mehr wieder herstellbar sind. Das bekannteste Merkmal sind die Repair-Cafes. Hier werden ehrenamtlich Geräte repariert und Kommunikation betrieben. Die umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen gibt es seit 2006.
Plastikproduktion und Kunststoffteile als Müll: 2017 liegt die Welt-Plastik-Produktion bei 348 Mio. Tonnen (1950: 1,7 Mio. Tonnen; 1990: 105 Mio. Tonnen). Deutschland alleine hatte 2017 2,4 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle. Mehr als 5,25 Billionen Kunststoffteile schwimmen 2018 in den Meeren. Die Zersetzung dauert ewig: Plastikflasche 450 Jahre, Einwegwindel 450 Jahre, Take-away-Box aus Styropor 50 Jahre, Plastiktüte 10 bis 20 Jahre. Quelle: Der Spiegel Nr. 4/ 19.1.2019, S. 10ff. 2019 will dei Bundesumweltministerin schärfer gegen Plastikbecher und -Deckel vorgehen. Man prangert die Wegwerfmentalität an. Die Wegwerfbecher sollen nach und nach durch Mehrfachbecher ersetzt werden. Man setzt erst mal auf die Freiwilligkeit der Industrie. Hamburg und Thüringen starten im Februar 2019 eine Bundesratsinitiative gegen Mikroplastik in Kosmetika. 2019 erstickt Mexiko-Stadt im Müll: Becher und Teller aus Plastik liegen meterhoch auf der Gasse. Ab 2012 sollen Plastikprodukte bis hin zum Luftballon verbannt werden. Jeder Deutsche verursacht im Schnitt 38 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr. Das war deutlich mehr als der EU-Durchschnitt mit 24 Kilogramm (Quelle: Plastikatlas 2019, Hrsg. Heinrich-Böll-Stiftung und BUND). Von den 2017 bundesweit angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen seien nur 15,6% wiederverwertet worden. Auch die Umweltminister der G20 wollen ab 2019 gegen Plastikmüll vorgehen (G20-Treffen in Osaka). Geplant sind konkrete Maßnahmen gegen Meeresabfälle. Bundeslandwirtschaftsminister Müller fordert im Juni 2019 ein Exportverbot für Plastikmüll. 2020 ist im Vergleich zu 2006 das Kunststoffabfall -Aufkommen stark gestiegen, aber die Aufteilung hat sich verändert: 29,5 Mio. t beträgt das Gesamtaufkommen, davon werden 6,9 deponiert, 12,4 fließen in die Energierückgewinnung, 10,2 werden recycelt. Plastikmüll aus Deutschland wird aber weiterhin 2022 illegal im Ausland entsorgt: Türkei, Südostasien. Quelle: Tracking-Geräte von Greenpeace.
Exkurs: Plastik in der DDR: Die DDR war in Bezug auf Plastik vorbildlich. Allerdings nicht aus Umweltgründen. Aber Nachhaltigkeit spielte eine Rolle: Obst und Gemüse wurden in ostdeutschen Läden fast immer ohne Verpackungen verkauft. 1989 produzierte der DDR-Bürger im Schnitt 180 Kilo Müll im Jahr. Im Westen war es das Dreifache. Den Plastikabfall nannte man in der DDR "Plaste". Plastik wurde fleißig gesammelt (Sero-Männchen). Es gab 17.000 Annahmestellen. Die Wertstoffe wurden fleißig recycelt, weil die Rohstoffe knapp waren. Leider ging diese Kultur in der Wende verloren. Vgl. Umweltschutz in der DDR, Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung Hrsg., Oekom Verlag 2007, 3 Bände.
Plastiktüten (Plastikmüll): Sie stellen eine große Bedrohung für viele Tierarten dar und halten fast eine Ewigkeit, wenn sie nicht richtig entsorgt werden. Deshalb erwägt die EU eine Steuer oder ein Verbot (oder Selbstverpflichtung). Besonders die leichten, dünnen Beutel kommen in zu großen Mengen vor. In der EU werden 2013 werden pro Jahr und Kopf 200 Tüten verbraucht. 2020 sollen es nur noch 40 sein (mit 20 liegt Irland heute schon drunter). Das Fernziel ist 2025. Bis dahin soll der Verbrauch pro Kopf deutlich sinken (der Verbrauch ist aktuell am höchsten in Portugal und Tschechien; Deutschland ist nach Irland und Österreich Dritter im geringsten Verbrauch). Rund 8 Mio. Tonnen Plastikmüll insgesamt gelangten im Jahr 2010 in die Weltmeere (University of Georgia). Mittlerweile kann das Plastik in Fischen nachgewiesen werden. Das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven hat in 18 bis 30% der Makrelen Mikroplastikteile festgestellt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefahr durch in Massen aufsteigende Luftballons. sie landen irgendwo und verschmutzen die Natur bzw. führen zum Tod vieler Tiere. Für einen Müllberg an Aluminium und Plastik sorgen auch die Kaffeekapseln. Die Grünen fordern dafür eine Umweltabgabe. In Deutschland eröffnen immer mehr "Unverpackt Läden" (Verpackungsfreie Supermärkte). In einigen Entwicklungsländern gibt es Projekte, aus gepresstem Plastikmüll Häuser zu bauen. 2107 wird entdeckt, dass die Larven der Wachsmotte Plastik fressen. Das will man sich direkt oder indirekt (Analyse des Stoffwechselprozesses und Imitation) zu Nutze machen. Besonders schädlich sind auch die Micro-Plastik-Partikel und -Fasern: Sie stammen aus dem Abwaschen von Funktionskleidung, aus Waschmitteln und vom Abrieb von Autoreifen. Sie sind besonders schädlich für das Gewebe von Fischen und Meeressäugern. Larvaceen (Manteltiere) bringen das Mikroplastik auf den Meeresboden. Der Einzelhandel nimmt ab 2017 meistens Geld für Plastiktüten. Die Frage ist, ob das der Umwelt hilft. Genau weiß das keiner, weil die Statistik Lücken hat. Im Klimaschutzgesetz Ende 2019 soll ein Verbot der Plastiktüten kommen (Ausnahme: Beutel für Obst und Gemüse). In der EU werden im Durchschnitt pro Jahr 198 Plastiktüten pro Person gebraucht (2015). In Deutschland liegt dieser Durchschnitt bei 71. Die EU will den Durchschnitt bis 2019 auf 90, und bis 2025 auf 40 senken. Die weltweite Plastikproduktion wird von 15 Mio. Tonnen in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts auf 1124 Mio. Tonnen bis 2050 steigen (2015 311 Mio. Tonnen). Den meisten Plastikmüll für das Meer produzieren China, Indien/Südasien und Afrika. Bald gibt es mehr Plastikmüll im Meer als Fische. Jährlich landen mehr als acht Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen. Das wurde auf der ersten Meeresschutzkonferenz der UN im Juni 2017 bekannt gegeben. Im August 2017 verbietet Kenia Plastiktüten ganz. Eine erfolgreiche Maßnahme gegen Plastikmüll im Meer ist das Projekt "Fishing for Litter". Fischer nehmen Müllsäcke an Bord, um den Plastikmüll im Hafen kostenlos zu entsorgen. Nord- und Ostsee sind stark mit Plastikmüll verunreinigt. In Italien sorgt eine neue Regelung 2018 zum Verpacken von Obst und Gemüse für Aufregung. Biotüten dafür müssen auch bezahlt werden mit einem bis drei Cent. Obwohl es sich um die Umsetzung einer EU-Richtlinie handelt, macht das rechte Parteilager Wahlkampf damit. Von 2005 bis 2015 ist der Plastikmüll in der EU um +33% gewachsen. Die EU-Kommission arbeitet an einer Strategie zur Reduzierung (siehe nächsten Abschnitt). Ca. 24 Mio. Plastikteilchen sind nach der Container-Havarie Ende Januar 2019 in der Nordsee vor den Niederlanden (Schiermonnikoog u. a.). "Wir vermuten, dass sich im Jahr 2050, als Gewicht gerechnet, mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren befinden wird", Bernhard Bauske, Projektkoordinator Meeresmüll beim WWF 2018. Die Bundesregierung will den Plastikmüll ab 2019 vor dem Export besser sortieren lassen. Aldi schafft im Juni 2019 die kostenlosen Obst- und Gemüsetüten ab. Es ist ein "symbolischer Preis" von 1 Cent pro Stück fällig.
Plastik-Deckel von Flaschen: Sie sollen ab 2024 fest mit den Flaschen verbunden sein. Lose Deckel sorgen an Stränden und Stellen mit Meeresnähe für großen Ärger. Die EU macht eine Deckel-Verordnung. In der Handhabung dürfte das nicht einfach sein. Es droht ein weiterer Imageverlust für die EU.
Plastikpartikel im Gehirn und Blut: Krebstiere und Fische, die mit Nanoplastik gefüttert wurden zeigen Verhaltensänderungen. Menschen atmen auch Partikel ein. Je kleiner sie sind, desto eher können sie biologische Barrieren überwinden. Sie können Entzündungen, Gewebeschäden oder oxidativen Stress auslösen. Plastik im Blut führt auch zu Gefäßentzündungen.
Nano - Plastikpartikel (Mikroplastik): Es ist in vielen Kosmetik-Artikeln (Duchdels, Augencreme, Lippenstift, Zahnersatz-Haftcreme, Wimperntusche). Vom Abfluss gelangt es in Kläranlagen. Etwa 90% werden dort rausgefiltert. Ca. 10% gelangen über Flüsse ins Meer. Fische essen das Mikroplastik. Über die Fische landet das Plastik auf unserem Teller.
Bisphenol A (BPA): Der Stoff ist in vielen Produkten der Plastikindustrie. Laut Umweltbundesamt wirkt BPA auf den Hormonhaushalt und kann schädlich für die Fortpflanzung sein. Vor allem Kinder seien gefährdet. Daher wurde 2011 verboten, die Chemikalie bei der Herstellung von Babyflaschen einzusetzen. BPA ist eine der meisten genutzten Chemikalien. Weltweit werden jährlich rund 3,8 Tonnen hergestellt. Im Juli 2019 entscheidet der EuGH, dass der Stoff zu Recht als besonders besorgniserregend eingestuft ist.
Plastik in Flüssen (Belastung, in Tonnen Plastik pro Jahr): Yangtze/ China 333.000, Ganges/ Indien 115.000, Xi/ china 74.000, Huangpu/ China 41.000, Kreuzfluss( Nigeria, Kamerun 40.000. Quelle: Nature.
Plastiksteuer und andere Maßnahmen: Die EU erwägt 2018 eine Plastiksteuer. Es soll eine zusätzliche Einnahmequelle für den EU-Haushalt sein. Die Kunststoffmenge müsse aus Umweltschutzgründen reduziert werden. Es geht auch um die Lücke in der Finanzierung der EU, die der Brexit hinterlässt. Weitere Maßnahmen gegen Plastik sind: Recycling vorantreiben. Neue Regeln zur Wiederverwertung. Neue regeln zur Vermeidung von Plastik (Trinkhalme, Becher). In den Häfen sollen Abfallannahmestellen für Schiffe eingerichtet werden. Der Druck ist gestiegen, seit China ab 2018 keinen Plastikabfall mehr annimmt. Für Verpackungen wird in Deutschland der meiste Kunststoff produziert. Dann folgen Bau, Automobil, Elektro und Möbel. Im Februar 2018 schlägt die EU neue Qualitätsstandards und zusätzliche Kontrollen vor. Es soll mehr Wasser aus dem Hahn getrunken werden und weniger aus Plastikflaschen. Alle Restaurants sollen grundsätzlich kostenlos Leitungswasser anbieten. Schweden verbietet 2018 Mikroplastik in Kosmetika. 2018 finden die Commonwealth - Staaten auf ihrer Konferenz das gemeinsame Thema Plastikmüll. Trinkhalme aus Plastik sollen verboten werden. Im Mai erarbeitet die EU eine Richtlinie, die Plastikgeschirr verbietet. Eine Plastiksteuer wäre nur sinnvoll, wenn Anpassungs- und Ausweichreaktionen realisiert werden können. Eine Preiserhöhung dürfte induziert sein, müsste aber auch die Umweltschädigung reduzieren. Die EU verbietet Plastikgeschirr, Plastikbesteck und Trinkhalme und andere Plastikwegwerfprodukte (Einweg-Plastik). Hersteller sollen an den Kosten der Umweltsäuberung beteiligt werden. Die Recycling-Quote soll erhöht werden. Das Parlament billigt die Verschärfung der Richtlinien am 24.10.18. Die EU-Staaten sollen die neuen Regeln bis 2021 umsetzen. Die Bundesregierung will dem Vorschlag der EU-Kommission folgen. Im November 2018 gibt die Umweltministerin Schulze einen Plan zur Eindämmung der Plastikflut bekannt: Gemüse ohne Plastik, Vermeidung und Verbote, umweltfreundlichere Verpackungen, freiwillige Selbstverpflichtungen. Unglücklicherweise sollen die neuen Regeln erst in zwei Jahren verbindlich sein. Dann will die EU auch die Tabakindustrie wegen der Kippen zur Kasse bitten. In der Industrie setzt man auf Plastik-Recycling. Adidas will immer mehr Schuhe aus recyceltem Plastikabfall herstellen. Am 27.03.2019 beschließt das EU-Parlament ein Verbot vieler Einwegprodukte ab 2021 (Plastikteller und -besteck, Trinkhalme, Luftballonstäbe, Wattestäbchen). Formell müssen noch die einzelnen Staaten Regeln verabschieden. Am 10.05.2019 unterzeichen 187 Staaten ein Abkommen: Es ist ein Meilenstein gegen Plastikmüll. Der Export von Kunststoffabfällen soll eingedämmt werden (Basler Konvention, Genf). "Verpackungen werden massenhaft unreflektiert in den Markt gedrückt", Thomas Fischer, Deutsche Umwelthilfe 2018. 37 Kilo Plastikmüll verursacht jeder Deutsche pro Jahr - und damit deutlich mehr als im EU-Durchschnitt. Im Oktober 2018 werden erstmals Plastikrückstände im menschlichen Stuhl nachgewiesen. Der Einfluss von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit ist bisher kaum untersucht worden. In Laborexperimenten müssten endlich die richtigen Kunststoffe untersucht werden. Das System "The Ocean Cleanup" zur Säuberung der Meere vom Plastikmüll braucht länger, um anzulaufen. Dies wird wahrscheinlich erst 2019 sein. Initiator ist der Niederländer Boyan Slat.
Abgabe für Einwegplastik und Verbot (EU): Im März 2023 beschließt der Bundestag eine Sonderabgabe auf Produkte aus Einwegplastik. Die Kommunen sollen bei der Reinigung von Straßen und Parks finanziell entlastet werden. Die Plastikhersteller zahlen in einen Fonds, der beim Umweltbundesamt verwaltet wird, ab 2025 ein. Die Abgabe richtet sich nach der im Vorjahr in den Verkehr gebrachten Plastikmenge. Das Gesetz soll ca. 450 Mio. € an Einnahmen bringen. Im April 24 beschließt das EU-Parlament bestimmte Einwegverpackungen zu verbieten: unverarbeitetes Obst und Gemüse, Zucker, dünne Plastiktüten in der Selbstbedienungstheke. Verpackungsmüll soll damit bis 20240 schrittweise um mindestens 15% reduziert werden. Dei Unternehmen könnten sich in Papier flüchten und Mehrweg scheuen. Beim Verpackungsabfall liegt Deutschland pro Kopf hinter Irland auf dem zweiten Platz vor Frankreich und dem EU-Durchschnitt. Quelle: Eurostat 2024.
Export von Plastikmüll: Im Jahre 2018 wurden die meisten Plastikabfälle von deutschen Unternehmen in folgende Länder exportiert (Rangfolge): Malaysia, Niederlande, Polen, Hongkong, Indien. China nimmt keinen Müll mehr auf. Quelle: Statistisches Bundesamt. In der EU ist Deutschland der größte Exporteur von Plastikmüll. Der Höhepunkt war 2012 (1,511 Mio. Tonnen). 2020 ist man bei 1,004 Mio. Tonnen. 2021 steigt der Export von Plastikmüll nach Asien wieder leicht an. Plastikmüll aus Deutschland wird aber weiterhin 2022 illegal im Ausland entsorgt: Türkei, Südostasien. Quelle: Tracking-Geräte von Greenpeace. 2023 verbietet die EU den Export von Plastikmüll in bestimmte Länder: Afrika und weite Teile Asiens.
Wiederverwertung von Plastikmüll: Besonders viele Idee hat der US-Unternehmer Dave Hakkens entwickelt. So baute er einen Extruder, der Kunststoff-Flocken in neue Formen verwandelt. Er ist auch zum Influencer für Ökothemen geworden. Er kooperierte auch mit Google, lehnte aber einen Job bei dem Unternehmen ab. Seine Ideen werden weltweit nachgeahmt. Vgl. Kempkens, Sebastian: Der Schrott und sein zweites Leben, in: die Zeit, Nr. 48. 21.11.2019, S. 30. Im Herbst 2020 kritisiert der EU-Rechnungshof das Plastik-Recycling in den Mitgliedsstaaten. Die Quoten seien schöngeredet. Der kanadische Unternehmer David Katz kauft Abfälle, die an den Stränden gesammelt werden. Er schleust sie in den Recyclingkreislauf. Es gibt auch eine "Plastic Bank". Sie bietet Menschen in Entwicklungsländern an, Plastikmüll zu sammeln gegen Bargeld. Inzwischen ist Plastikmüll zum begehrten Rohstoff geworden. Adidas fertigt sogar das WM-Trikot der Fußball-Nationalmannschaft 2022 daraus.
Recycling von Plastik (PET): Mittlerweile gibt e seinen Verteilungskampf. Immer mehr Branchen verwenden recyceltes Plastik. Die Mineralwasser-Produzenten, die wegen des Gewichts oft Plastikflaschen verwenden, fordern ein Vorgriffsrecht von der EU gegenüber anderen Branchen. Die EU lehnt noch den Eingriff in den Markt ab.
Weltweites Plastikabkommen: Es gibt immer wieder Verhandlungen. Die jüngste Runde 2024 findet in Ottawa/ Kanada statt. Seit 2022 wird dort von den Mitgliedsstaaten der UN verhandelt. Die größten Blockierer sind Staaten mit starker Kunststoffindustrie und fossilen Rohstoffen (USA, Russland, Saudi-Arabien, Süd-Afrika). Der größte Kunststoffhersteller der Welt ist ExxonMobil in den USA. Ziel ist ein Vertrag zur Reduzierung der Plastikflut und des Plastikmülls. Die Abschlusskonferenz soll in sechs Monaten in Südkorea stattfinden.
Patagonia, Ventura/ Kalifornien/ USA (Outdoorkleidung, Ausrüstung; Berühmt 2011 "Don ´ buy this jacket", Firmengründer Yvon Choulnard 1973, Erfinder der Fleecejacke, Vorzeigeunternehmen mit recyceltem Plastikflaschen, repariert Kleidung, Verschmelzung der Produkte mit Umweltschutz, bei US-Wahlen folgender Slogan: "Vote the Assholes out". Die Welt retten und gleichzeitig Geld verdienen)
Plastikmüll der Konsumgüter-Konzerne und verändertes Konsumverhalten: In 1000 Tonnen pro Jahr: Coca Cola 3000; Nestle 1700; Danone 750; Unilever 610. Quelle: Plastikatlas 2019, DUH. Die Bundesumweltministerin will 2019 die Konzerne an den Kosten der Müllbeseitigung beteiligen (Plastikbecher, Fast - Food, Zigaretten-Kippen). Verpackungsfirmen sollen in erster Linie zahlen. In Deutschland fällt immer mehr Verpackungsabfall an. Der Grund dafür ist das veränderte Konsumverhalten: zunehmende Online-Bestellungen, Essen und Trinken zum Mitnehmen. Die Deutsche kaufen 2,8 Mrd. Plastikbecher (1,1 Mrd. Plastikbecher, 1,7 Mrd. mit Plastikbeschichtung). Die Plastikalternativen (Bambusfasern, Maismehl) können gesundheitsschädlich sein (Melamin-Formaldehyd-Harze). Bis 2022 soll ein Gesetzentwurf der EU kommen. Quelle: UBA. Einwegplastikartikel sind seit 3.7.21 in Deutschland verboten.
Papier: In Deutschland ist der Papierverbrauch mit 242 Kilo pro Kopf (einschließlich Pappe, Karton) 2018 so hoch wie in keinem anderen Industrie- und Schwellenland (von allen G20). Auf Platz 2 folgen die USA mit 211 Kilo. Der EU-Durchschnitt liegt bei 182,1 Kilo. In chin asind es 74 Kilo. in Indien 13 Kilo. Einen hohen Anteil am hohen Verbrauch hat in Deutschland der Online-Handel mit seinen Verpackungen. Die Recycling-Quote ist hoch. Quelle: Bundesumweltministerium.
Verpackungsmüll: Das Umweltbundesamt sieht 2018 eine Rekordmenge in Deutschland (Spitze in Europa): 227,5 Kilogramm pro Kopf. Bei den Materialien liegt Papier/ Karton vor Holz, Kunststoff und Glas. die Recyclingquote lag bei 69%.
Gras als Verpackung: Verpackungen aus Gras sind im Kommen. Vorreiter ist die Firma Creapaper aus Hennef. Sie gewinnt den StartGreen Award 2016 des BMU. Die Verpackungen bestehen aus Gras und Holz (40%). 75% CO2-Ersparnis bringt das mit sich. Es gibt mittlerweile auch Bambus-Becher. Verbraucherschützer warnen allerdings davor, weil sie gesundheitsschädlich sind (enthalten auch Kunststoffe).
Müll als globales Gut: Ein Teil des Mülls (Elektroschrott, Plastik u. a.) wird in Entwicklungsländern entsorgt. Die Müllberge werden systematisch von den Einheimischen durchstöbert. Sie suchen nach Verwertbarem. Für die Menschen vor Ort sind diese Müllberge Fluch und Segen zugleich. Einerseits kann man etwas verdienen. Andererseits werden die Menschen von den Giftstoffen krank. Sehr viel Müll schwirrt auch im Weltall herum und stellt mittlerweile eine Gefahr dar. Immer häufiger kommt es zu Kollisionen (Kessler-Syndrom). Müll kann auf folgenden Wegen entsorgt werden: 1. Recycling. 2. Kompostierung. 3. Verbrennung. 4. Deponierung. Deutschland führt weltweit bei der Müllentsorgung. Immer stärker holt China auf. Eine der großen Müllkippen ist in Payatas auf den Philippinen. 500 große Lastwagen liefern täglich 1200 Tonnen Abfall. Ende 2016 stuft der Bundesrat Polystyrol mit Flammschutz wieder als normalen Abfall ein. So kann der Dämmstoff weiter kostengünstig entsorgt werden. Deutschland exportiert eine riesige Menge Altverpackungen. 2016 gab es Plastikmüll-Exporte im Wert von 249 Mio. Euro. Von den insgesamt produzierten 5,92 Mio. t Plastikmüll (2015) wurden 1,4 Mio. t exportiert. Zielländer waren der Reihenfolge nach: China, Niederlande, Malaysia, Indonesien, USA. Elektroschrott aus Deutschland wird oft versteckt in Altautos nach Afrika geschafft (Nigeria). 2018 wurden 500.000 Tonnen weniger Haushaltsmüll in Deutschland gesammelt als im Vorjahr. Pro Kopf verursachten die Bundesbürger 455 Kilogramm. Quelle: Statistisches Bundesamt 2019. Auch in Europa produzieren die Menschen imme rmehr Müll. Eine Ursache dafür ist der Online-Handel. Die EU-Kommission will gegensteuern.
Abfall pro Kopf: Im Jahr 2016 ergab sich folgendes Bild in der EU: 1. Dänemark 777 kg; 2. Zypern 640 kg; 3. Deutschland 627; 4. Malta 621; 5. Luxemburg 614. Quelle: Eurostat. In Deutschland sinkt das Abfallaufkommen seit 2018. Quelle: StBa, Wiesbaden.
Vernichtung von Retouren: In Deutschland wird jedes sechste im Online-Handel bestellte Paket wieder zurückgeschickt. 2018 waren das 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück (Quelle: Wirtschaftswissenschaftler, Uni Bamberg). Die Grünen wollen 2019 den Online-Händlern wie Amazon, Otto und C. diese Vernichtung verbieten. Die Sachen sollten an Arme verschenkt bzw. Sozialkaufhäusern übergeben werden. 2019 hat nach Angaben des HDE der Online-Handel nur 10% des Handels. Also müsste man auch den Offline - Handel einbeziehen. 2020 will die Bundesregierung die Warenvernichtung stoppen: Sie beschließt im Februar ein Gesetz, das Retouren im Handel grundsätzlich erschwert. Retouren und Überhangware soll nur noch in Ausnahmefällen zu vernichten. "Perversion der Wegwerfgesellschaft", Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag.
Verwertung von Haushaltsabfällen: Möglich sind Deponierung, Energetische Verwertung und Recycling/ Kompostierung. Bei der energetischen Verwertung führen Schweden und Belgien in der EU. Bei der Deponierungen liegen Griechenland und Malta vorne. Beim Recycling führen die skandinavischen Länder, Deutschland liegt in der Spitzengruppe. Quelle: CEWEP (Vereinigung europäischer Müllheizkraftwerke).
Lebensmittel und Müll: Etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden pro Jahr rund um den Globus verschwendet, in dem sie - obwohl noch essbar - in den Müll gelangen (Schätzung). Seit 2012 gibt es die Internet-Plattform "foodsharing.de", über die Privatleute, Einrichtungen und Händler kostenlos Nahrungsmittel anbieten können. 2017 wird der erste Laden mit ausgesonderten Lebensmitteln in Berlin-Charlottenburg gegründet. Er heißt "SirPlus" (Wortspiel mit dem Englischen "Surplus"). Die Anschubfinanzierung erfolgte über Crowdfunding (1700 Leute, über 90.000 Euro, Plattform "Startnext"). Es soll ein Online-Lieferdienst und eine Super-Markt-Kette aufgebaut werden. Ähnliche Konzepte verfolgen das Cafe "Raupe Nimmersatt" und das Restaurant "Restlos glücklich" in Berlin. 18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland auf dem Müll (Institut für nachhaltige Ernährung der FH Münster). Dazu werden allein 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche genutzt. Die Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner will 2019 die Lebensmittelabfälle bis 2030 halbieren. Es sind Maßnahmen auf freiwilliger Basis geplant. Das Bundesverfassungsgericht soll klären, ob das "Containern" straffrei wird. Bisher riskiert man einen Verurteilung wegen Diebstahls, wenn man aus Müllcontainern von Supermärkten Lebensmittel raus nimmt.
Müll und Kommunen: Jedes Jahr fallen hohe Reinigungsgebühren an. Allein das Entsorgen von Zigarettenkippen verschlingt 225 Mio. €. Man will die Hersteller von Produkten mehr beteiligen. Klimaschutz könnte Müllgebühren erhöhen. Ab 2023 soll die Abfallverbrennung mit einem CO2-Preis belastet werden. Die Anlagenbetreiber müssen Emissionszertifikate kaufen. Die Kosten liegen bundesweit bei 900 Mio. Euro. Abfall wird teurer.
Containern: Als erstes Bundesland will Hamburg das Mitnehmen weggeworfener Supermarkt-Lebensmittel aus Müll-Containern legalisieren. Vielleicht kann bundesweit die Selbstbedienung bei entsorgten Lebensmitteln kommen? Die Justizminister der Länder entscheiden sich aber im Juni 2019 gegen das Containern. Somit ist der Antrag Hamburgs abgelehnt. Auch vor Gericht hat Containern keinen Bestand. Die Lebensmittelrettung soll 2023 straffrei sein (Strafen für Containern abschaffen).
Gesetze zur Reduktion von Müll: Im September 2020 beschleißt der Bundestag verschiedene Gesetze, die dafür sorgen sollen, dass weniger Müll entsteht. 1. Einwegplastik (Wegwerfprodukte dürfen nicht mehr verkauft werden). 2. Retouren-Vernichtung (verboten). 3. Hersteller zahlen für Reinigung. 4. Staat kauft umweltfreundlich. 5. Batterie-Gesetz (Rücknahme).
Müllabfuhr für die Atmosphäre: Filtern von Kohlendioxid aus der Luft. Es gibt grundsätzlich sechs Verfahren: 1. Biomasse verfeuern mit CO2-Ausscheidung. 2. Abscheidung aus der Luft mit geologischer Speicherung. 3. Mineralien ausstreuen. 4. Bodenkohlenstoff anreichern. 5. Pflanzenkohle. 6., Aufforstung. Bume sind klar am billigsten Quelle: Mercator Research Instiute on global Commons and Climate Change.
Elektroschrott: Gemessen in Tonnen 2016. 1. China 7,2 Mio. Tonnen. 2. USA 6,3 Mio. Tonnen. 3. Japan 2,1 Mio. 4. Indien 2,0 Mio. 5. Deutschland 1,9 Mio. Pro kopf sind das 22,8 kg pro Kopf. Quelle: The Global E-Waste Monitor 2017. Nicht einmal die Hälfte des Elektroschrotts wird in Deutschland gesammelt. Quelle: UBA, Halle. 2021 steigt die Menge an Elektroschrott weltweit auf 57,4 Megatonnen (2016 48,3). Ein Grund ist, dass immer neue und kurzlebige Produkte auf den Markt kommen.
Elektrosmog: Die Digitalisierung führt zu einer starken Zunahme der drahtlosen Kommunikation mit einem vermehrten Einsatz elektromagnetsicher Felder. Die Belastung der Bevölkerung wird steigen. Elektrosmog macht Menschen, Tieren und Pflanzen zu schaffen. Es wird noch mehr Strahlungsquellen durch 5G geben. Studien und Urteile belegen die Risiken frequenter Strahlung.
Recycling: Im März 2017 kommt ein neues Verpackungsgesetz in Deutschland. Die Recycling-Quote soll dadurch stark erhöht werden. 65% des Hausmülls werden 2017 recycelt. Bei Bau- und Abbruchsabfällen liegt die Recyclingrate sogar bei fast 90%. Deutschland liegt mittlerweile an der Spitze der Recycling-Quoten: 47%. Damit wird schon das Ziel von 2035 erreicht. Das gilt allerdings nach der alten Berechnungsmethode. Einer der höchsten Recycling-Quoten hat die Bauindustrie. Die Verwertungsquote bei mineralischen Bauabfällen liegt bei gut 90%. 2021 verspricht der Sportartikelhersteller Nike gebrauchte Turnschuhe zu recyclen. Man will damit den Klimawandel bekämpfen. Allerdings ist ein Stau entstanden: Zehntausende Schuhpaare warten auf ihre Vernichtung. Journalisten haben Peilsender in den Schuhen versteckt: Sie empfangen Signale aus der Ukraine oder Afrika.
Wiederverwertungs-Industrie: In der Schweiz gibt es das Unternehmen Revendo, das Digitalschrott angeht. Vor allem Apple-Geräte werden angekauft, repariert und wieder verkauft. In den Städten treten "Reparatur-Cafes" ihren Siegeszug an.
"Recht auf Reparatur": Die EU-Kommission möchte 2023 weg von der Wegwerfgesellschaft. Das Reparieren von Geräten soll leichter werden. Geregelt werden soll die Reparatur in und nach der Garantiefrist. Es soll transparente Kosten für eine Reparatur geben. Damit will die EU die Wegwerfmentalität beenden. Allerdings ist da sin der Praxis noch nicht angekommen. Ein Großteil der Hersteller streicht Ersatzteillager und Serviceabteilungen. Um wirklich was zu bewegen, müsste man den Herstellern Konstruktionsprinzipien verordnen. Die EU bringt dei neuen Rechte für den Verbrauche rauf den Weg. Reparieren statt wegwerfen.
Urban Mining: Wiederverwertung von allen Baumaterialien und -stoffen. Recycling am Bau. Am weitesten ist die Schweiz (Zürich). Österreich will nachziehen. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Recycling-Werke für Baumaterialien. Die Gesetze müssen angepasst werden.
Circular Economy (Konzept der Kreislaufwirtschaft): Grundlegende Veränderungen in der gesamten Wertschöpfungskette. Die Grundidee steht darin, Ressourcen so lange wie möglich im Einsatz zu halten. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus einer Ressource betrachtet (Gewinnung, Produktgestaltung, Produktion, Verbrauch, Abfallwirtschaft) Im engeren Sinne Abfallmanagement und Recycling. Ziel ist die Minimierung des Materialeinsatzes und er Abfallentstehung. Die EU folgt mittlerweile diesem Konzept. Sie will weg vom linearen Wirtschaftsmodell "Produzieren - Nutzen - Wegwerfen".
Verlängerte Produktnutzung: Weiternutzung. Reparatur. Mehrfachnutzung. Wieder verwenden. Nach- und Umrüsten. Stofflich verwerten. Anders nutzen.
Remanufacturing: Industrielle Aufbereitung gebrauchter Produkte. Das geschieht weltweit in vielen Branchen. Damit werden Ressourcen gespart und Müllberge verkleinert.
Rezyklaten: Sie sollen optimal genutzt werden. Gibt es bei Arbeitsbekleidung.
Chemische Umweltverschmutzung: Es gibt bislang keine Kontrollvariable. Toxische Substanzen, wie etwa synthetische chemische Schadstoff und Schwermetalle, die in die Biosphäre gelangen, können dort lange Zeit verharren und irreversible Auswirkungen nach sich ziehen. Wenn sie sich im Gewebe von Lebewesen wie etwa Vögeln und Säugetieren anreichern, beeinträchtigen sie deren Fruchtbarkeit und verursachen genetische Schäden.
Antibiotika in Gewässern: Die weltweite Herstellung von Antibiotika verursacht zum Teil massive Wirkstoffkonzentrationen im Abwasser und in Gewässern rund um die Produktionsanlagen.. quelle: Studie 2023 der AOK, RW-Institut für Wasserforschung und Umweltbundesamt.
Fluorchemikalien (PFC): Sie sind in Outdoor - Kleidung und im Verpackungsmaterial von Fast Food. Von dort können sie ins Essen gelangen. Die Stoffe reichern sich auch seit 50 Jahren in der Umwelt an. Es gibt rund 900 Arten der extrem stabilen Kohlenstoffketten. Sie werden in der Natur kaum zersetzt. Die EU hat zwar zwei besonders gefährliche Substanzen auf den Index gesetzt. Sie werden weiter importiert.
Textilindustrie: Sie schädigt die Umwelt wie kaum eine andere Branche. Der ökologische Fußabdruck ist verheerend. Die weltweite Textilproduktion hat sich zwischen 2000 und 2015 verdoppelt. Kleidung ist zu einem Wegwerfartikel geworden. Der Materialfluss sieht wie folgt aus: 97/ werden neue Rohstoffe verwendet (Plastik, Baumwolle), 3% werden Rohstoffe aus Recycling gewonnen. 53 Millionen Tonen Fasern wurden 2015 für Bekleidung produziert (12% Produktionsverluste). 75% landen im Altkleider-Container. 12% werden zu niederwertigen Produkten recycelt.
Recycling von Textilien: Viele Altkleidercontainer werden mittlerweile abmontiert oder weggebracht. Moderne Textilien sind oft minderwertig.
Energiemanagement: In großen Unternehmen verbunden mit den ERP-Systemen. SAP hat ein eigenes System entwickelt: Energy & Environmental Resource Management.. Es läuft mit HANA-Technologie (Spaltenbasierte Ablage der Daten, in memory). Dies könnte auch bisher ein Hindernis der bei der Verbreitung sein (ab 2014). Förderlich wäre sich eine gesetzliche Pflicht zur Energiebilanz. Der analytische Teil kann gesondert betrieben werden und wird auch getrennt verkauft. Planungen sind auch mit dem System möglich.
Dämmung: 14% der Treibhausgasemissionen kommt aus dem Gebäudebereich. Hier steckt viel Potential in neuen Produkten. So gibt es eine neue Methode mit Glaskügelchen.
Gemeinwohl-Ökonomie: Das Konzept wurde vom österreichischen Attac-Mitbegründer Christian Felber entwickelt. Im deutschsprachigen Raum gibt es etwa 1400 Unternehmen, überwiegend kleinere, die sich dem Konzept verpflichtet fühlen. Ein Drittel legt jährlich eine entsprechende Bilanz vor. Langfristig wird angestrebt, eine solche Bilanz gesetzlich verpflichtend zu machen. Unternehmen mit einer guten Gemeinwohlbilanz sollen von niedrigeren Steuern, günstigeren Krediten und Bevorzugung bei der Auftragsvergabe profitieren.
Grüne Gründer: 2013 konnten schon 15,0 Mio. € für Start-Ups für nachhaltige Projekte durch Crowdinvesting eingesammelt werden.
Nachhaltigkeitsbericht: Aktiengesellschaften (AG) können einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Sie nehmen damit Bezug auf ihre Interessengruppen "Stakeholder" und "Shareholder". Gleichzeitig vervollständigen sie damit ihre Corporate Social Responsibility. Sie folgen den drei Säulen der Nachhaltigkeit. Zuerst wird ein Nachhaltigkeitskodex erstellt. Dann wird ein qualitativer und quantitativer Berichtsrahmen aufgebaut, der in der Regel der Best-Practice-Empfehlung der Deutschen Börse folgt. Als Benchmark können auch die Konzepte bestimmter Firmen dienen.
Social Sustainability: Umfasst drei Bereiche in der Praxis von Unternehmen: Social Compliance (ethisches Verhalten zahlt sich langfristig aus), Nachfolge (langfristige Personalpolitik, auch im Familienrahmen), hoher Anteil an Eigen- und Selbstfinanzierung im gesamten Finzierungsbudget.
Energiesparen als B2C- und B2B-Geschäftsmodell: Als Musterunternehmen in diesem Bereich gilt Grünspar. Es handelt sich um einen Online-Versand in Münster (Whitelabel-Shop für Versprger). Heute erreicht Grünspar zehn Millionen Haushalte in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen arbeitet mit 110 regionalen Versorgern zusammen.
Stop-Climate-Change-Standard: Zertifizierung. Hier gibt es verschiedene Standards. Der höchste ist der Goldstandard. Bewertet wird die so genannte Klimaneutralität.
Health-Claims-Verordnung: Lebensmittel, die gesundheitsfördernd sind, lassen sich besonders gut verkaufen. Das ist ein Anreiz für irreführende Werbung. Die EU macht deshalb genaue Vorgaben: wissenschaftliche Absicherung ud Positivliste der EU. Zielt die Werbung auf kinder, bedarf es einer Einzelzulassung.
Berliner Erklärung zu nachhaltigen und sicheren Lieferketten in der Industrie (Berliner Konsens): Kooperation von OECD, BMA, DAX-Unternehmen, BDI, BDA und NGO. Abschluss nicht mehr vor der Bundestagswahl. Umstritten sind Haftungsfragen für den Mittelstand. Nachhaltige Lieferketten sind auf den G20-gipfeln und G7-Treffen bekräftigt worden.
Entlarver-App: So werden Handys zu tragbaren Laboren. Sie können feststellen, wie viel Spritzmittel auf Lebensmitteln ist.
Umweltmanagement: In den vergangenen Jahren ist der betriebliche Umweltschutz zu einem eigenständigen Unternehmensziel geworden. Das betriebliche Umweltmanagement stellt eine neue unternehmerische Führungsaufgabe dar. Instrumente sind z. B. das Öko-Audit oder Öko-Bilanzen.
Agiles Management und Umwelt: Der Klimaschutz ist eine komplexe Aufgabe. Man muss auch möglichst schnell zu Ergebnissen kommen. In der Wirtschaft wird dafür "Design Thinking" angewendet. Beim Agilen Management wird die komplexe Gesamtaudgabe in kleingruppen mit Detailaufgaben aufgeteilt. Vgl. Claudia Kemfert: Monday for Future, Hamburg 2020, S. 109.
Typen von Nachhaltigkeitsmanagern: Typ 1: Leugner (Profis im Greenwashing). 2. Die Sturköpfe (Reduzierung der strategischen Argumente). 3. Die Oberflächlichen (wollen nicht vorangehen). 4. Die Selbstzufriedenen (zufrieden mit der Vergangenheit). 5. Die Überzeugten (verstehen Nachhaltigkeit). Vgl. Smith, n. C./ Soonieus, R.: Von Leugnern, Oberflächlichen und Überzeugten, in: HBM, September 2019, S. 40ff.
Umweltrechnungswesen: Es umfasst zwei Teile: Die mengenmäßige Input-Outputrechnung (stoffliche und energetische Mengenbilanzen, stoffliche und energetische Flussrechnungen). Die wertmäßige Aufwand- und Ertragsrechnung. Sie münden in Umweltberichten (nach ISO 14.001 und ISO 14040ff. bzw. EMAS).
CO2-Risiko als internen Preis (Antizipation): Clevere Unternehmen berechnen schon jetzt einen internen Preis für Kohlendioxidemissionen. So können sie besser zukünftige Geschäfte planen. Außerdem wollen sie Investitionen besser beurteilen, Risiken besser steuern und eine nachhaltige Strategie entwickeln. Ein interner Preis, der sorgfältig kalkuliert ist, kann Unternehmen auf dei künftige Regulierung vorbereiten und ihnen langfristig Vorteile verschaffen. Vgl. Aldy, Joseph E./ Gianfrate, G.: Wie hoch ist ihr CO2-Risiko? in: HBM, September 2019, S. 44f.
Umweltorganisation: Funktionen: Umweltbeauftragter. Immissionsschutzbeauftragter. Abfallbeauftragter. Abwasserschutzbeauftragter.
Umweltschutz am Produkt: Er richtet sich nach folgenden Grundsätzen: 1. Je kleiner ein Produkt ist, desto geringer sind die Mengen am Altprodukten (Miniaturisierung). 2. Je leichter das Produkt ist, desto umweltfreundlicher ist es (Gewicht). 3. Je länger das Produkt lebt, desto geringer der Abfall an Altprodukten (Lebensdauer). 4. Je benutzerfreundlicher das Produkt ist, desto seltener sind Ersatzprobleme (Benutzerfreundlichkeit). 5. Je geringer die Produktionsrückstände sind, desto umweltfreundlicher ist das Produkt (Abbaubarkeit). Vgl. Albach, Horst: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden 2000, S. 390.
Umweltschutz bei Produktionssystemen: End-of-Pipe-Produktionssysteme, Integrierte Produktionssysteme, Produktionsplanung mit Abprodukten.
Nachhaltigkeit in Lieferketten (Stolperfallen, Kettenreaktion): Unternehmen betreiben enormen Aufwand, um ihre Lieferantennetzwerke zu optimieren und nachhaltig zu gestalten. Vielfach übersehen sie dabei jedoch die entscheidenden Gefahren. Stolperfallen lassen sich mit gezielten Maßnahmen aus dem Weg räumen. Im Idealfall arbeiten mulinationale Unternehmen mit einer Kombination aus verschiedenen Herangehensweisen, um in ihrem gesamten Lieferantennetzwerk für nachhaltige Praktiken zu sorgen. Man unterscheidet direkte, indirekte, kollektive un d globale Ansätze. 1. Direkter Ansatz: Direkten Zulieferer mit Nachhaltigkeitskennzahlen bewerten. Audits zu den Praktiken der Zulieferer. Übersicht über das Netzwerk. 2. Indirekter Ansatz: Schulungen für gemeinsames Lernen der direkten Zulieferer. Starke Zulieferer als Vorreiter für neue Nachhaltigkeitsinitiativen. Belohnungen. 3. Kollektiver Ansatz: Branchenweite Nachhaltigkeitsstandards. Ressourcen mit Wettbewerbern und großen Zulieferern teilen. 4. Globaler Ansatz: Zusammenarbeit mit NGOs. Daten dieser Organisationen nutzen. Wertschätzung für die Zulieferer, die bei den Programmen der NGOs mitmachen. Vgl. Villena, V. H./ Gioia, D. A.: Kettenreaktion, in: HBM März/ 2021, S. 46ff.
Lieferkettengesetz (LkSG): Sozial- und Umweltstandards (auch Menschenrechte) in globalen Lieferketten: Ende 2019 planen Arbeitsministerium und Entwicklungshilfeministerium ein solches Gesetz. Sie wollen Standards in der globalen Produktion erreichen. Es geht um mehr Fairness bei der Herstellung. Preise sollen offen gelegt werden. Große Handelsketten haben sich schon freiwillig verpflichtet, Existenz sichernde Einkommen für Erzeuger in Herkunftsländern zu fördern. 2200 große Unternehmen sollen einen Fragebogen ausfüllen, der 37 Kriterien überprüft. Die Corona-Krise führt dazu, dass das Gesetz vorläufig auf Eis gelegt wird. Danach geht ein Gezerre los. Die Spitzenverbände der Wirtschaft laufen Sturm gegen das Gesetz. Sie fürchten um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Aber auch die EU arbeitet an neuen regeln. Es soll eine Gleichbehandlung von Online- und stationärem Handel geben. Eine europäische Antwort wäre auch besser. Im Februar 2021 einigt man sich in der Regierung auf das Gesetz (Arbeitsminister, Entwiklungshilfeminister, Wirtschaftsminister). Es ist ein Minimalkonsens. Es gilt für größere Unternehmen ab 2023. Weltweit sollen Menschenrechte und Umweltvorgaben eingehalten werden. Es gibt auch Bußgelder und einen Klageweg für Hilfsorganisationen. Wirtschaftsvertreter fürchten mehr Bürokratie. Insgesamt wird aber der gefundene Kompromiss gelobt. Für mittelbare Zulieferer gilt eine abgestufte Verantwortung. Im ersten Schritt soll das Gesetz 600 Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern betreffen wohl mehr 900). Von der Wertschöpfung aus den globalen Produktionsnetzen entfallen 67 Prozent auf dei Industriestaaten der OECD und 33 Prozent auf die Schwellen- und Entwicklungsländer. 152 Mio. Kinder arbeiten trotz Verbots. 25 Mio. Menschen gelten als moderne Sklaven. Quellen: ILO, UN-Handelskonferenz.
Fuel Dumping: Ablassen von Kerosin bei Flugzeugen, wenn der Tank für eine Landung zu voll ist. Die schädlichen Folgen für Menschen sind noch unklar.
Klimaschutz in Unternehmen: Abfallmanagement und Mülltrennung. Abschaffung von Einwegprodukten und Plastikprodukten. Flächendeckend Energiesparlampen. Stromsparregelungen. Mehr sichere Stellplätze für Fahrräder. Ersatz veralteter Computer und Drucker. Fianzielle Förderung von Fahrgemeinschaften. Kantine und Catering mit fair gehandelten Produkten. Wechsel des Stromanbieters zu Ökostrom. Ausgabe von Bahncards für Dienstreisen. Einführung von Videokonferenzen. Finanzielle Förderung von E-Bikes. Abschaffung von Dienstflugreisen. Vom Arbeitgeber bezahlte Zeit für ehrenamtliches Engagement für die Umwelt. Keine Leihwagen bei Dienstreisen. Vgl. Klimaschutz ist Arbeit, in: Die Zeit Nr. 50, 2.12.2019, S. 24.
Green Finance: Blackrock hält weltweit in rund 2500 Firmen fünf bis zehn Proent des Kapitals, teils als größter Aktionär. Wenn der Chef Larry Fink in seinem Neujahrsbrief auf eine Systemwechsel verweist hat das Wirkung. CO2 wird zum Risiko für Firmen. Weltweit verwalten Pensionsfonds ein Vermögen von über 41 Billionen US-$. Der internationale Publikumsfondsmarkt ist mit 53 Billionen US-$ noch größer. Wenn diese Gelder in Dekarbonisierung umgesteuert werden, könnte ein grünes wirtschaftswunder kommen. Vgl. Claudia Kemfert: Mondays for Future, Hamburg 2020, S. 72. Die Digitalisierung ist im Finanzbereich am weitesten.
Online-Handel und Umweltverschmutzung: Die CO2-Bilanz sieht nicht gut aus. Dafür gibt es mehrere Gründe: 1. Empfänger wird nicht angetroffen. Das ist bei einem Viertel der Fall. Das Päckchen geht auf Reisen. 2. Zu viele Retouren. 16% aller Pakete werden zurückgeschickt. 3. Üppige Verpackung. Sehr viel Verpackungsmaterial als Schutz vor Schäden. 4. Schneller ist schmutziger. Die Frage ist, ob Pakete grüner werden können. Kann man das Klimaproblem der Branche also lösen? Mikrodepots in Innenstädten könnten helfen, aber es fehlt an Platz. Es darf auch nicht viel kosten.
Ökosysteme: Partnerschaften in Ökosystemen bieten Unternehmen viele neue Möglichkeiten für Wertschöpfungen und Innovationen. Man spricht auch von Digital Hub. Merkmale sind: 1. Netzwerk der Stakeholder (Kunden und Lieferanten). 2. Vernetzung der Informations- und Kommunikationstechnologien. 3. Kooperationen im Netzwerk. 4. Selbsthilfe, Selbstverantwortung, Selbstverwaltung. Das gilt besonders für genossenschaftliche Ökosysteme. 5. Offenheit für Experimente. 5. Vorbild: Vancouver-Modell (Gemeinwohlorientierung, Integration der Zukunftstrends Smart City, Green Economy, langjährige Einbindung aller wesentlichen Stakeholder, Campus-City Collaborative, Unterstützung lokaler Unternehmen, zielgerichtete Einbindung der Finanzwirtschaft, Aufbau von Innovations-, Gründer- und Wagniskapital). Vgl. Mauerer, Jürgen: Viele schaffen mehr als einer, in: com!professional 10/2020, S. 22f.
Öko-Aktienfonds: Es sind global anlegende Aktienfonds mit Nachhaltigkeitsfokus. Sie haben ein gutes Rating und beste Performance: Green Benefit Global Impact Fund. Ökoworld Klima. Deka-Umweltinvest. Green Effects - NAI - Wertefonds. Schroder ISF Global Climate Change. HSBC GIF Global Eq. Climate Change. Pictet - global Environmental Opp. KBC Eco Fund Impact Investing. Swisscanto Equity Fund Sustainable. GLS Bank Aktienfonds. NN Global Sustainable Equity. Erste Responsible Stock global. DPAM Invest Equities World Sustain. Mirova Global Sustainable Quity. BMO Global Resonsible Equity. Quelle: HB Nr. 48, 10.3.21, S. 30f.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus: Man muss die "begünstigenden Faktoren" verbessern und quantifizieren. Dann wird der finanzielle Erfolg des Unternehmens verbessert. Man muss folgende Bereiche betrachten: 1. Innovation. 2. Operative Effizienz. 3. Marketing und Vertrieb. 4. Kundenbindung. 5. Risikomanagement. 6. Mitarbeiterengagement. 7. Lieferantenbeziehungen. 8. Medienberichterstattung. 9. Einbinden von Stakeholdern. Man spricht von der ROSI -Methode (Return on Sustainability Investment): Man macht zunächst eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsprojekte und findet heraus, welche Gewohnheiten und Methoden sich dadurch verändern lassen. Anschließend ermitteln Sie den immateriellen, den finanziellen Nutzen und den monetären Gesamtwert. Vgl. Whelan, Tensie/ Douglas, Elyse: Nachhaltigkeit zahlt sich aus, in: HBM April 2021, S. 66ff.
Nachhaltigkeit als Trend ("Grüner Schein"): Klima schonend und sozial verträglich ist ein Megatrend ab 2020. Dabei gibt es eine Reihe von Akteuren: 1. Der Banker. Jede Bank will Green Bonds auflegen. Es gibt auch Spezialbanken dafür. 2. Die EU-Kommission: Für die Fianzbranache ist 2021 Mairead McGuiness zuständig. Drei Artikel der EU-Verordnung sind relevant (Artikel 6, Artikel 8, Artikel 9). 3. Der Unternehmer. 4. Rating - Agenturen (Sustainalytics, RobecoSAM, MSCI, KLD, Video Eiris, Asset4). Sie haben einen großen Einfluss, liegen aber oft weit auseinander. Sie berechnen z. B. den Fußabdruck oder schätzen. 5. Der Privatanleger. Vgl. Goebel, J. u. a.: Grüner Schein, in: WiWo 15/ 9.4.21, S. 14ff.
Greentech: Man könnte Deutschland in sieben Leitmärkte unterteilen: 1. Energieeffizienz. 2. Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie. 3. Nachhaltige Mobilität. 4. Nachhaltige Wasserwirtschaft. 5. Rohstoff- und Materialeffizienz. 6. Kreislaufwirtschaft. 7. Nachhaltige Agrar- und Forstwirtschaft. Das Marktwachstum dieser Bereiche in Deutschland ist sehr stark (mit starkem Wachstum der Beschäftigtenzahl von 6,8% 2020 bis 2025). Aber auch das globale Marktvolumen ist hoch (4,6 Billionen € 2020). Vgl. Focus 18/2021, S. 49.
Transformation (Anteil der Industrie am Klimaziel): Die Industrie fordert Klimahilfe, vor allem in Anbetracht der schärferen Ziele (bis 2045 0, Treibhausgasneutralität). Es stehen folgende Hilfen zur Diskussion und zur Verfügung: 1. Differenzverträge: Carbon Contracts for Difference (CCfDs). Differenzverträge gleichen die Mehrkosten des Umstiegs auf klimaneutrale Prozesse ganz oder teilweise aus. Sie können für Investitionen in neue Anlagen oder für den Ausgleich von Betriebskosten genutzt werden. Der CCfD wird zwischen Staat und Unternehmen geschlossen. Der Vertrag garantiert eine Zahlung der Differenz zwischen dem vereinbarten Vertragspreis und dem Preis eines CO2-Zertifikats für Emissionsminderungen gegenüber dem Benmark einer konventionellen Referenztechnologie. 2. Grenzausgleich: Stahl- oder Chemieprodukte würden bei Einfuhr aus Nicht-EU-Staaten mit einem Aufschlag belegt., der die CO2-Kosten in Europa ausgleicht. Es könnte in "grüner Handelskrieg" drohen, vor allem mit China. 3. Kostenlose Zertifikate: Industrieunternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, erhalten kostenlose Emissionszertifikate, die ausreichen, um die tatsächlichen Emissionen zum großen Teil abzudecken. 4. Transformationsfonds: Aus einem mit zweistelligen Milliardenbeträgen ausgestatteten Fonds könnten beispielsweise CCfDs für Investitionen und laufende Kosten gespeist werden. 5. Industriestrompreis: Ein garantierter EU-weit geltender Industriestrompreis von beispielsweise vier Cent je Kilowattstunde könnte dei Lösung sein. Dabei tauchen beihilferechtliche Fragen auf. Vgl. Kersting, Silke/ Stratmann, Klaus: Industrie fordert Klimahilfe, in: Handelsblatt Nr. 98, 26. Mai 2021, S. 4f.
Wettbewerbszentrale: Kontrollinstanz der deutschen Werbewirtschaft. Verein gegen den unlauteren Wettbewerb. Ihm gehören 800 Verbände und 1200 Unternehmen an. 2021 wird gegen mehrere Unternehmen geklagt. Es geht immer um den Begriff "klimaneutral". Die verklagten Unternehmen erreichen den Status nur, weil sie kompensieren. Das geschieht durch den Kauf von CO2-Zertifikaten. Die Aussichten vor Gericht sind gering.
Kreislaufwirtschaft: Ressourcen schonen, Produkte länger nutzen, Rohstoffe wieder verwenden: All das sind Gründe für eine neue Kreislaufwirtschaft. Es gibt grundsätzlich drei grundlegende Kreislaufstrategien: Produkteigentümer bleiben, Verlängerung der Nutzungsdauer und Design für Recycling. Eine Kreislaufmatrix kann die Entscheidung für eine Strategie oder Kombination transparent machen. Je nach individuellen Fähigkeiten und Wettbewerbskontext sind Unternehmen mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. 1. Wie lang kann ich meine Produkte zurückbekommen? 2. Zugang und Verwertung schwierig. 3. Zugang einfach, Verwertung schwierig. Zugang schwierig, Verwertung einfach, Zugang und Verwertung einfach.
International Sustainability Standards Board (ISSB): Unabhängiges Gremium. Soll den Wildwuchs an Regeln für ESG, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung eindämmen und Standards entwickeln. ESG-Kriterien liegen mittlerweile auch für die Boni der obersten Führungskräfte zugrunde.
Weltgrößter Öl-Konzern Exxon: ExxonMobil berechnete den Klimawandel schon vor Jahrzehnten überraschend exakt voraus. Die ab Ende der 70er Jahre bei Exxon ausgearbeiteten Prognosen seien im Rückblick präziser gewesen als die der amtlichen Klimaforschung. Artikel Der Harvard-University und des Potsdam-Instituts für Klimaforschung im Fachmagazin Science. Es geht um Daten und Szenarien aus dem Zeitraum 1977 und 2003.
Global Government (internationale Aspekte der Umwelt, globaler Klimaschutz; Weltklima-Konferenzen, Klimaabkommen, globale Koordinierung, Klimapolitik besonders wichtiger Länder und Integrationen; Umweltschutz als globale Aufgabe und globale Kooperation, die einzige Chance zur Rettung der Welt)
Globaler Klimaschutz: Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe., die auf verschiedenen Ebenen angegangen werden muss: global, europäisch, national und regional. Das Klima schert sich nicht darum, wo die klimaschädlichen Emissionen stattfinden. Jede Weltregion, jedes Land ist gefordert. Dei USA haben angekündigt, bis 2050 klimaneutral zu werden. China möchte dies 2060 erreichen. Das sind die beiden zentralen Länder. Die EU strebt Klimaneutralität bis 2050 an und gibt ihren Mitgliedsstaaten den Rahmen für eigene Maßnahmen vor. In diesem institutionellen Geflecht bewegen sich Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen, die alle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen. Vgl. Wambach, Achim: Klima muss sich lohnen, Freiburg, Basel, Wien 2022, S. 14f.
Umweltaspekte des Welthandels: Es geht um den Einfluss von Umweltregulierungen auf die Wettbewerbsfähigkeit, um die Wirkung von Handelsliberalisierung auf die Umwelt, um die Legitimität handelspolitischer Maßnahmen für die Umwelt, um den Handel von Klimaschutztechnologien und um Ressourcenhandel und -konflikte. Die Klimadebatte wird auch zu Marktverschiebungen führen und industrielle Prozesse verändern: die Zement- und Grundstoffindustrie wird in Deutschland Probleme bekommen, es profitiert der Maschinenbau in Bezug auf Umwelttechnologie. Nur ein globaler Emissionshandel (bisher nur hauptsächlich Europa) könnte wohl die Klima - Veränderungen bremsen. Mittlerweile investieren die großen deutschen Energieversorger (RWE, Osram) in Projekte in Indien und China, um ihre Kosten für CO2-Emissionsrechte zu verbessern. Insgesamt führt auch die starke Produktionsverlagerung in Entwicklungs- und Schwellenländer gleichzeitig zu einer Verlagerung der CO2-Problematik in diese Länder. Vgl. auch: Mayer, H.: Umweltökonomische Aspekte der Globalisierung, in: Wirtschaft und Statistik, 12/2007, S. 1261-1269. "Was wir brauchen, sind innovative Klimaschutztechnologien, die wir ins Ausland verkaufen können. Nur das rettet das Klima", Sigmar Gabriel, ehemaliger Bundesumweltminister, jetzt SPD-Vorsitzender und Bundeswirtschaftsminister.
Öko-Dumping: Oligopolistische Weltmärkte können dazu führen, dass Multis ihre externen Effekte in Entwicklungs- und Schwellenländern produzieren oder Export in unbeteiligte Drittländer durchführen. Hiergegen müssen protektionistische Maßnahmen in den betroffenen Ländern, globalere Emissionsgrenzen oder strategische Innovationsanreize in den Ursprungsländern gegeben werden. 2012 häufen sich wieder Meldungen über Öko-Dumping in Entwicklungsländern.
Verteilung und Entwicklung der CO2-Emissionen nach Wirtschaftsräumen: Entwicklung jeweils von 1990 bis 2013. Die Industrieländer zeigen ein gemischtes Bild: USA +6%; EU, Japan und der Rest -14%. Die Entwicklungs- und Schwellenländer haben einen Anstieg um +56%. Darunter am stärksten China (+312% und Indien +200%). Der Gesamtausstoß ist von 22,7 Milliarden Tonnen 1990 auf 35,3 Milliarden Tonnen 2013 gestiegen. Quelle: Der Spiegel 9/2015, S.61. Vgl. auch: Naomi Klein: Die Entscheidung - Kapitalismus vs. Klima, Frankfurt 2015.
Kosten des Klimawandels in der Welt: Staaten mit schwachen Institutionen trifft die globale Erwärmung stärker. Wärmere Regionen sind nicht notwendigerweise ärmer. Wirtschaftliche Schäden durch den Klimawandel zeigen sich vor allem längerfristig und in Regionen innerhalb besonders verwundbarer Staaten. Vgl. Meierriks, Daniel/ Stadelmann, David: Die Kosten des Klimawandels, in: WZB Mitteilungen H. 174/Dezember 2021, S. 6ff.
Globaler Flugverkehr: Neue Flugzeugmodelle erzeugen weniger Lärm und Abgase. Hersteller und Fluggesellschaften werden nur dann investieren, wenn die Umweltregeln (schärfere Umweltschutz-, Klimaschutz- und Lärmschutzregeln) verschärft werden. Im harten Wettbewerb werden teilweise Verlust gemacht. Es gibt 2016 im Flugverkehr weltweite Überkapazitäten. Lokal werden Flughäfen in der EU und Deutschland oft hoch subventioniert. Die EU hat den Subventionen ab 2024 einen Riegel vorgeschoben. In RLP ist der Flughafen Hahn betroffen . Ab 2016, dem Jahr des Flughafenverkaufs an Shanghai Yiqian Trading LTD., können noch 70 Mio. Euro bis 2024 gezahlt werden.
Globaler Emissionshandel: Als komplexes System soll er Regierungen und der Wirtschaft helfen, die Reduzierung der Emissionen effizient zu erreichen. Er besteht aus zwei Elementen: Cap and Trade (Obergrenzen und Handel mit Emissionsrechten) und Offsetting (CO2-Ausgleich). Als Marktlösung entspricht er wirtschaftstheoretischen Überlegungen, die in die UN-Umweltgipfel von Rio bis Kyoto einfließen. Mit dem EU-ETS hat die EU den weltweit größten Markt für CO2-Zertifikate geschaffen und verfügt über die längste Erfahrung. In der dritten Phase gibt es Probleme durch angesparte Zertifikate, Ausgleichszertifikate und in der Vernetzung der Gesetzeslücken. Besonders umstritten ist weltweit REDD, d. h. die Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Bodenverarmung. Vgl. Gilbertson, T./ Reyes, O.: Globaler Emissionshandel, Frankfurt 2010. Es gibt auch noch andere negative Auswirkungen: So verhindert der Handel mit Emissionszertifikaten die Modernisierung von Kühlmittelfabriken in Indien und China. Z. B. stehen 12 dieser Fabriken in China, bei denen HFKW-23 anfällt, für deren Entsorgung Zertifikate verkauft werden dürfen. Spekulanten, Energiekonzerne und Kriminelle bereichern sich auch mittlerweile an Zertifikaten. US-Investoren kontrollieren den Handel. "Das ,was wir jetzt erleben, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was uns bald erwartet", Mojib Latif, Klimaforscher.
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) sieht im globalen UN-Umweltzustandsbericht 2007 (Geo-4, "Environment for Development", alle 3-5 Jahre) 60% aller Ökosysteme geschädigt und warnt vor großer Wasserknappheit. Durch verschmutztes Wasser sterben in Entwicklungsländern jährlich 3 Mio. Menschen. Das UN-Klimareferat befindet sich in Bonn (Leiter: de Boer). Es rechnet nicht vor 2009 mit einem Abschluss der Verhandlungen zum Klimaschutz. Alles fing 1992 mit der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) an. Der erste Umwelt-Weltgipfel fand 1972 in Stockholm statt. Sitz des Umweltprogramms ist Nairobi in Kenia. Chef ist ein Deutscher: Achim Steiner. Der Deutsche Jochen Flasbarth will neuer Chef werden. 2016 findet eine Konferenz in Kigali/ Ruanda statt. Man einigt sich auf Folgeabkommen zum Verbot von FKW. Schrittweise sollen von bei den Industrieländern 2019 bis 2035 85% des FKW-Ausstoßes verringert werden. Bei den entwicklungs- und Schwellenländern ist eine Reduktion um 80 bzw. 85% von 2014 bis 2047 vorgesehen. Die Treibhausgase beschädigen die Ozon-Schicht.
Es gibt auch ein UN-Klimasekretariat, dessen Chefin Christina Figueres aus Cost Rica ist. 2016 wird die Mexikanerin Patricia Espinosa Cantelano neue Generalsekretärin. Hauptaufgabe der Organisation besteht in der Vorbereitung der Weltklimakonferenzen. "Wir Menschen haben es mit einem globalen Notfall zu tun. Die Erde hat jetzt Fieber. Und das Fieber steigt," Al Gore.
Club of Rome: Es handelt sich um ein Expertengremium bzw. eine Denkfabrik für globale Zukunftsfragen, insbesondere Umweltprobleme. Er wurde 1968 in Rom gegründet. 2016 wird 50 Jahre gefeiert (in Winterthur/ Schweiz). Er umfasst maximal 100 Persönlichkeiten aus fünf Kontinenten. Seit 2008 ist der Hautsitz im schweizerischen Winterthur. 1972 wurde die berühmte Studie "Grenzen des Wachstums" (Dennis Meadows) vorgelegt. 1973 erhielt die Organisation den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Aktuell 2016 gibt das Gremium ein Plädoyer für die Ein-Kind-Familie ab. Es wird ein geringeres Wachstum der Weltbevölkerung gefordert. Neben Umweltschutz und Klimawandel ist Weltbevölkerungsentwicklung der zweite Schwerpunkt. "Nachhaltige Entwicklung ist eine unsinnige Vokabel wie friedlicher Krieg. Und was die grüne Industrie angeht, das ist reine Fantasie", Dennis Meadows, US-Ökonom.
Climate and Clean Air Coalition: Im Februar 2012 gegründet. Im Mai treten die G8-Staaten geschlossen bei.
Internationaler Klimafonds (Grüner Klimafonds): Sitz ist Songdo (Südkorea). Er soll künftig Entwicklungs- und Schwellenländern Finanzmittel zur Verfügung stellen, um die Volkswirtschaften klimafreundlich umzugestalten.
Agenda 21: Ein Entwicklungs- und Umweltpolitisches Programm für das 21. Jahrhundert zur Erreichung einer nachhaltigeren Entwicklung. 178 Staaten haben es 1992 in Rio de Janeiro beschlossen. Dort gab es auch eine Deklaration, genannt Rio-Deklaration. Es ist ein Grundgesetz der Umweltpolitik (Präambel und 27 Grundsätze). "Reine Luft, saubere Böden, und ungiftige Lebensmittel gehören zu den Menschenrechten", Felipe, spanischer Kronprinz bei der UN-Wüstenkonferenz in Madrid.
Weltklimarat (IPCC): Im Auftrag der Uno erstellt der Weltklimarat (195 Mitgliedsstaaten) Berichte über die globale Erderwärmung (Auswirkungen auf Natur und Menschen; Anpassungsstrategien). Die UN-Organisation besteht seit 1988 und hat seinen Sitz in Genf. Berichte wurden 1990, 1995, 2001, 2007 und 2018 vorgestellt. Ein weiterer Bericht, der fünfte Report, ist von 2013 (September) und 2014 (November). Die Experten (bis zu 95) warnen vor größeren Gefahren in den Küstenregionen. Die Meeresspiegel könnten bis zum Jahre 2100 - je nach Szenario - um 26 bis 82 cm steigen. Es wird auch auf 85% der weltweiten Landfläche brutal heiß. Ende März 2014 wird im japanischen Yokohama ein weiterer Teilbericht bekannt gegeben: Der CO2-Ausstoß ist zu hoch. Die Meere erwärmen sich dadurch schneller und die Meeresspiegel steigen. Befürchtet werden Hunger und Konflikte in der Welt. Hunderte Millionen Küstenbewohner werden ihre Heimat verlieren, weil Überflutungen durch den starken Anstieg con CO2 zunehmen (Meeresspiegel ist von 1901 bis 2010 um 19 Zentimeter gestiegen). 500 Experten schreiben an dem Entwurf. Weizen-, Reis und Maiserträge nehmen ab, wodurch Hungersnöte entstehen. Die Oberflächentemperatur ist von 1880 auf 2012 um 0,85 Grad Celsius gestiegen. Die Gletscher werden weiter abschmelzen. Die Verbreitung der Tier- und Pflanzenarten verschiebt sich mit den Klimazonen. Extremwetter wie Hitzewellen, Überflutungen, Wirbelstürme und Brände werden zunehmen. Verantwortlich dafür ist vor allem die Nutzung der fossilen Brennstoffe. Die Erderwärmung kann auf zwei Grad begrenzt werden, wenn die Menschheit deutlich mehr für den Klimaschutz tut. Der rechtzeitige Wechel auf alternative Energien kostet wenig und schlägt mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 bis drei Prozent pro Jahr mit einem Minus von jährlich 0,06% zu Buche. Im November 2014 werden folgende Ergebnisse veröffentlicht: Die Konzentration von Treibhausgasen ist auf dem höchsten Stand seit 800.000 Jahren. Die Oberflächentemperatur der Erde hat sich zwischen 1880 und 2012 um 0,85 Grad erhöht. Der Meeresspiegel ist zwischen 1901 und 2010 um 19 Zentimeter gestiegen. Notwendig sei eine Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen um 40 bis 50% zwischen 2010 und 2050 und auf Null bis 2100. Von fossilen Energieträgern müsse auf erneuerbare Quellen umgeschwenkt werden. Am 08. Oktober veröffentlicht der Klimarat wieder einen Gesamtüberblick in Form eines Sonderberichts , diesmal in Südkorea. Das Expertengremium der UN schlägt Alarm: Die Menschheit schaffe es bisher nicht, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Es drohten enorme Schäden für Erdbewohner und Umwelt. Der Netto-Ausstoß von Kohlendioxid muss gemäß dem Bericht bis 2050 auf Null sinken. Ein Erwärmungsgrad um zwei Grad Celsius würde praktisch zur Vernichtung der Korallenriffe führen und andere massive Auswirkungen haben (Überschwemmungen, Eisschmelze u. a.). Im Sommer 2019 beschäftigt sich der Weltklimarat in Genf mit der Frage: Wie lässt sich die Ernährung einer rapide wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen, ohne die Natur und damit die Existenzgrundlage zu zerstören? Ende September 2019 legt der IPCC seinen Sonderbericht zu den weltweiten Schnee- und Eisvorkommen und zu den Meeren vor: Er hat 900 Seiten und 7000 Studien ausgewertet. Schon jetzt tauen vielerorts die Gletscher. Der antarktische Eisschild verlor im Zeitraum 2007 bis 2016 dreimal so schnell an Masse wie von 1997 bis 2006. Als Folge dieser Entwicklung müsse mittel- bis langfristig mit regelmäßig überschwemmten Küstenmetropolen und versinkenden Inselstaaten gerechnet werden. so genannte Jahrhundertüberschwemmungen drohen ab 2050 in bestimmten Regionen und Städten. Nur durch eine deutliche Reduktion der Treibhausgase könnte diese Entwicklung abgemildert werden. Der Meeresspiegel steigt seit Beginn des 21. Jh. zweimal so schnell wie im 20. Jh. "Der Hochgeschwindigkeitszug zur Treibhausgasminderung muss jetzt schnell abfahren, und die Welt muss darauf aufspringen", Rajendra Pachauri, Ex-Vorsitzender des IPPC (tritt nach Vorwürfen sexueller Belästigung zurück). Im Februar veranstaltet der Weltklimarat eine globale Weltklimakonferenz in Kenia zur Vorbereitung des Weltklimagipfels in Paris.
Erderwärmung als Gefahr für die Welternährung (Gutachten des IPCC 2019): Der Bericht des IPCC 2019 ist 1200 Seiten stark. Tausende Wissenschaftler haben den jeweiligen Stand der Forschung zusammengestellt. Die Staaten der Welt werden darin zur schnellen Kehrtwende bei der Landnutzung aufgefordert. Die Agrarwirtschaft verursache zu viele Treibhausgase; zu viele Wälder würden für Weideland abgeholzt. Etwa ein Viertel aller von Menschen verursachten Treibhausgase hänge mit der Bestellung des Bodens zusammen. Die Aufforstung solle vorangetrieben werden. Wälder und Moore sollten besser geschützt werden.
Weltrat für Biologische Vielfalt (IPBES): Seit 2012 als UN-Gremium. Erstellt in bestimmten Zeitabständen Reports. "Die Erde riecht großartig", Alexander Gerst, deutscher Astronaut 2014 nach der Landung.
UN World Conference on Disaster Risk Reduction: Es geht um ein neues Rahmenwerk zur Reduzierung von Naturkatastrophen mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Die dritte Konferenz findet in Sendai/ Japan statt. vgl. www.wcdrr.org .
G-77 und Aosis - Staaten: Die Gruppe der 77 ist einloser Zusammenschluss von überwiegend ärmeren Staaten des Südens. Sie versuchen die Entwicklungsländer zu kooperieren. Hauptsprachrohr ist China. Die Alliance of Small Island States (Aosis) ist ein Bündnis kleiner Inselstaaten, die vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind. Dazu gehören Dominica und die Malediven. "Kopenhagen kann und muss der Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel werden", Yvo de Boer, Chef des Un-Klimasekretariats.
Umweltforen: Im Jahre 2020 nur noch 737 Mio. t CO2 im Jahr (jetzt 1007). 1. Geringerer Stromverbrauch, 2. Effizientere Kraftwerke, 3. Erneuerbare Energien, 4. Wärmeerzeugung, 5. Kraft-Wärme-Kopplung, 6. Gebäudesanierung, 7. Verkehr, 8. Andere Treibhausgase. Das Klimaschutzziel soll pro Kopf definiert werden, um die Schwellenländer einzubeziehen. Daraus wird folgendes Klima-Paket im Sommer 2007 der Bundesregierung entwickelt und Mitte 2008 beschlossen: Bis 2020 rund 30% durch erneuerbare Energien (vor allem Kraftwärmekopplung). Bis 2020 Reduktion von CO2 um 40% gegenüber 1990. Das Paket besteht aus vier Gesetzen. Es soll bis 2020 500.000 zusätzliche Jobs schaffen und kostet 313 Mrd. €. Auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm hatte man sich darauf geeinigt, dass bis 2050 eine Reduktion von CO2 um mindestens 50% geprüft werden soll und nur noch eine Erwärmung im Rahmen von 2 Grad toleriert werden kann. "Wir werden eine Halbierung der globalen Emissionen bis 2050 ernsthaft prüfen", aus der Abschlusserklärung der G8 2007 in Heiligendamm. 2008 haben sich die Umweltminister der G8 in Kobe (Japan) getroffen. Sie haben beschlossen, bis 2050 den CO2-Ausstoß mindestens um die Hälfte zu reduzieren. Die wird auf dem G8 Gipfel 2008 in Toyako/Japan bestätigt und soll Ende 2009 in ein Abkommen einfließen, aber nur, wenn die Schwellenländer (G5, zusammen 80% CO2) mitmachen. Neuere Studien zeigen, dass die G8 hinter ihren Zielen zurückbleiben. 2009 setzt Obama eine neue Umweltschutzpolitik in den USA durch: das CO2 -Ziel ist allerdings sehr bescheiden (bis 2020 soll CO2-ausstoß um 17% unter das Niveau von 2005 sinken). Auf dem G8-Gipfel im Juli 2009 in Italien geht es um die Vorbereitung von Kopenhagen: Die Industriestaaten alleine wollen den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um 80% im Vergleich zu 1990 herunterfahren. Im Mai 2010 findet in Bonn der "Petersberger Klimadialog" statt. Er soll in erster Linie der Vertrauensbildung nach der Pleite von Kopenhagen dienen und die Konferenz von Cancun Ende 2010 vorbereiten. Fortschritte werden aber erst auf der Konferenz 2011 in Südafrika erwartet. Deutschland hat in Europa die ehrgeizigsten Klimaziele: bis 2020 sollen die CO2-Emissionen um 40% im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Das Gemeinschaftsziel der EU fällt mit 20% viel geringer aus. Im Sommer 2011 lädt die Bundesregierung 35 Staaten nach Berlin, um die nächste Weltklimakonferenz Ende des Jahres in Südafrika vorzubereiten. Es geht erstmal um freiwillige Maßnahmen. Auch im Mai 2013 findet wieder eine Petersberger Konferenz statt. Sie macht deutlich, das beim Klimaschutz Wunsch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Rund 30 Regierungen haben Vertreter entsandt. Der Emissionshandel funktioniert nicht. Im Juli 2014 findet wieder der Petersberger Dialog in Berlin statt. Es geht um die Vorbereitung des nächsten Weltklimagipfels. 35 Staaten sind beteiligt. China will den globalen Vertrag 2015 mit unterstützen. 2022 findet wieder ein Petersberger Dialog in Berlin statt. Kanzler Scholz ist anwesend. Das deutsche Klimaziel wanke nicht (er hält seine erste klimapolitische Rede seit er Kanzler ist). Der Dialog dient der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz. Der Klimadialog bleibt ohne konkrete Ergebnisse. "Großes wird auf Gipfeltreffen nicht bewegt, aber Schlimmeres verhindert", Helmut Schmidt.
Klimaspiel: Spieltheoretisch, d. h. strategisch, lässt sich erklären, warum Klimaverhandlungen auf globaler Ebene scheitern. Das Design des Spiels wurde schon 1968 von dem US-Ökologen Garret Hardin entwickelt. Es geht um Kühe auf einer Weide. Vgl. Milinski, M./ Marotzke, J.: Das Klimaspiel, in: Marotzke, J./ Stratmann, M.: Die Zukunft des Klimas, München 2015, S. 93ff.
Umweltkonferenz in Stockholm 1972: Sie gilt als Beginn der globalen Umweltpolitik.
Genf 1979. Erste Weltklimakonferenz unter dem Dach der UN, organisiert von der WMO. Seit dem steigt das CO2 in der Atmosphäre ungebremst an ohne Trendwende.
Toronto (ein Vorläufer der Weltklimakonferenz) 1988: Erste Weltklimakonferenz. Sie blieb ohne wichtige Ergebnisse. Andere Ereignisse in der Welt hatten Priorität (bevorstehender Fall der Mauer, Freihandelsabkommen USA, Kanada u. a.).
Rio de Janeiro (Weltklimakonferenz): 1992 fand dort der erste Weltklimagipfel statt, der eine Klimaweltrahmenkonvention verabschiedete. Es trafen sich Vertreter von 178 Staaten. Es war eines der größten diplomatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Es waren nahezu alle Politikgrößen der Welt vertreten. Damals wurden erstmals Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung der Welt festgelegt (fünf Dokumente: nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz, Wälder, Biodiversität, Bekämpfung der Wüstenbildung). Im Juni 2012 wird ein Jubiläumsgipfel wieder in Rio tagen (Rio+20, Beginn 20. Juni, Vorgespräche 14. Juni, Ende 22.06.). Allerdings bröckelt die Teilnehmerzahl merklich. Aber noch ca. 100 Staats- und Regierungschefs treffen sich. Insgesamt sind rund 190 Staaten vertreten. Zentrale Punkte sind eine "grüne Ökonomie" im Kontext von Armutsbekämpfung (Nachhaltigkeitsziele) sowie die Stärkung von Institutionen für den Umweltschutz. Vor allem die UN-Umweltorganisationen sollen reformiert werden (auf eine stärkere finanzielle Basis gestellt). Daneben spielen die Nutzung von Rohstoffen und Menschenrechte eine Rolle. Es geht auch um den Schutz der Meere. Es wird ein Menschenrecht auf Nahrung verankert. Man kann sich auf eine Schlusserklärung am Anfang einigen! (sagt Alles). Ein Durchbruch wird nicht erzielt. Auf Rio geht aber die Agenda 21 zurück. Sie hat das Umweltbewusstsein vieler Länder verändert und Menschen lokal einbezogen. "Denke global - handle lokal" war eine der vielen Zusammenfassungen von Rio.
Kyoto-Protokoll: Es wurde 1997 in Kyoto (Japan) beschlossen und schreibt vor, dass die Industrienationen ihren Ausstoß von Treibhausgasen (greenhouse gases) um durchschnittlich 5,2% relativ zu 1990 im Zeitraum 2008-2012 reduzieren (am 16. Februar 2005 ist es mit der Ratifizierung Russlands in Kraft getreten). China, Indien, sowie die USA sind nicht beigetreten (Australien erst 2007). Die Schwellenländer argumentieren mit der Verantwortung der Industrieländer für den Klimawandel. Enthalten ist auch das Joint Development: es wird einer Firma in einem Industrieland erlaubt, Investitionen zur Minderung von CO2 auch in einem anderen Industrieland vorzunehmen und sich diese anrechnen zu lassen. Daneben gibt es einen Clean-Development-Mechanismus (CDM), mit dem sich reichere Staaten von ihrer Pflicht freikaufen können, weniger Treibhausgase in die Luft zu pusten. China gehört hier zu den größten Nutznießern (z. B. Windparks in der Inneren Mongolei). Speziell zum Schutze der Ozonschicht wurde 1987 das Montrealer Protokoll beschlossen, das den Ausstoß der FCKWs regelt, damit sich die stratosphärische Ozonschicht erholen kann. Es könnte als Modell für globale Klimaabkommen genutzt werden. Gefährlich ist das Ozonloch, das eine starke Ausdünnung der Ozonschicht über der Antarktis bezeichnet, die jedes Jahr zu Beginn des Frühlings auf der Südhalbkugel beobachtet werden kann. Im September 2007 wird die Regelung verschärft: bis 2020 sollen die IL und bis 2030 die EL auf FCKW und H-FCKW verzichten. 1992 wurde in Rio de Janeiro das erste Weltklimaabkommen unterzeichnet (erste völkerrechtliche Abkommen). Kanada ist mittlerweile aus dem Protokoll ausgestiegen. "Die Menschen müssen begreifen, dass sie das gefährlichste Ungeziefer sind, das je die Erde bevölkert hat", Friedensreich Hundertwasser, österreichischer Maler, gestorben.
Die Weltklimakonferenz (die 13.) fand im Dezember 2007 auf Bali statt (vom 3.-14.). Vertreten sind vor allem die 20 größten Energieverbraucher der Welt, insgesamt 190 Länder. Es ging um einen verbindlichen Fahrplan (Roadmap) sowie ein quantitatives Ziel (konnte nicht beziffert werden) und um einen Umweltfonds für Entwicklungsländer (bis 2012 Volumen von 500 Mio. $, mit einem Transfer umweltfreundlicher Technologien, auch Fonds zum Waldschutz). Im September 2007 wurde die Konferenz in Berlin vorbereitet. In Accra/ Ghana beraten vom 21. 08. 08 mehr als 1000 Delegierte aus über 170 Ländern über ein neues Klimaabkommen (UN-Klimatagung). Der neue globale Klimapakt soll 2009 beschlossen werden. Eine weitere vorbereitende Konferenz gibt es Ende 2008 im polnischen Poznan/Posen, die aber ohne konkretes Ergebnis endet (Anpassungsfonds von 300 Mio. $ zu gering). Weitere Konferenzen folgen 2009 in Bonn (März und Juni, 175 Länder, Aktion von 80 Städten der Welt: "Earth Hour"), im April in den USA und in Italien. Die Vorgespräche in Bonn im Juni 2009 gehen ergebnislos zu Ende (4600 Vertreter, Japan USA und Kanada sperren sich, immer weiter zurückgehende Basisjahre). Auf der UN-Klimakonferenz im September 2009 sichern die USA und China zu, die Treibhausgase zu mindern, machen aber keine konkreten Zusagen.
Ein globaler Klimapakt, der über 2012 hinausgeht, soll 2009 auf einer UN-Konferenz in Kopenhagen beschlossen werden. Die Konferenz beginnt am 7. und endet am 18. Dezember. Viele Vorbereitungskonferenzen finden statt. Sehr wichtig ist die Haltung von den USA, China und Indien. Es geht auch um Gerechtigkeit und Geschichte, aber auch um Wirtschaftsinteressen (eine unrühmliche Rolle haben die arabischen Ölstaaten gespielt). Über 190 Nationen sollen den neuen Vertrag schließen. Als wichtigstes Ziel gilt, den Temperaturanstieg unter dem Wert von zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit zu halten. Dazu müssen die Treibhausgase bis 2050 im Vergleich zu 1990 um mehr als 50% (IL 80%, EL 30%) verringert werden. Umstritten ist vor allem die Übertragung der Verschmutzungsrecht auf die Jahre nach 2012 (Osteuropa). Auf der APEC - Konferenz in Singapur Mitte November 2009, wo 60% aller CO2-Mengen - Länder zusammenkamen, wurden keine positiven Signale gesendet. Asiaten und die USA geben damit zu verstehen, dass ein Klimavertrag wohl erst später kommen kann. Damit sind die Aussichten gleich null auf eine erfolgreiche Klimakonferenz. Symbolisch wollen die USA unterstützen, indem Obama kommt. Außerdem wollen Sie bis 2020 um 17% ausgehend von 2005 den Kohlendioxid-Ausstoß senken. China bekundet, seinen Kohlendioxidausstoß im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung zu senken. Auch die Industrie ist an einem erfolgreichen Gipfel interessiert, weil sonst Katastrophen-Policen unbezahlbar würden. So will die Münchener einen Klimaschäden - Topf einrichten, der zum Teil aus Umweltsteuern bezahlt werden soll. Die Commonwealth-Staaten(53) fordern ein rechtlich verbindliches Abkommen und einen Fonds für Entwicklungsländer mit 10 Mrd. € (ab 2012). Indien will keine verbindlichen Zusagen machen. Deutschland will Zahlungen an die EL bei der Entwicklungshilfe-Quote anrechnen (0,7%). China, die USA, Russland und Indien sind für die Hälfte des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Es soll ein Klimafonds gegründet werden, aus dem die Entwicklungsländer bei ihrer Umweltpolitik unterstützt werden. Die EU will sich beteiligen (bis 2012 jährlich 2,4 Mrd. €). Japan bietet sogar 13,45 Mrd. € für EL an. In den kommenden drei Jahren stellen die Industrieländer insgesamt 30 Mrd. $ zur Verfügung. Bis zuletzt umstritten umstritten und offen bleiben drei Aspekte: Der Umfang der Minderung der Treibhausgase, die Finanzierung von Klimahilfen und die Vertragsform. Der Minimalkonsensus lautet: nicht mehr als zwei Grad Erwärmung bis Ende des Jahrzehnts (nicht als Abkommen und mit offener Verteilung bzw. Kontrolle). Konkrete Maßnahmen werden nicht beschlossen. Alle Industrieländer sollen bis 2010 nationale Treibhausgasziele vorlegen. Keiner muss internationale , unabhängige Klimaschutz-Überprüfungen im eigenen Land zulassen. Die Finanzierung des Regenwälder-Schutzes bleibt offen. "Die USA und China stellen ihre nationalen Interessen oft über die Umwelt. Das ist engstirnig, da auch sie ein Teil der Welt sind", Dalai - Lama.
UN-Weltklimakonferenz im mexikanischen Cancun 2010: Ende November und Anfang Dezember 2010 findet die Weltklimakonferenz in Cancun statt (194 Staaten). China und die USA bremsen so stark, dass kein Durchbruch stattfindet. In der Folge auch Japan. China und Indien gestehen ein, dass sie das Klima stärker als geplant belasten. Die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung steht auch im Mittelpunkt: 70% der weltweit erzeugten Kalorien hängen von den drei Quellen Mais, Reis und Weizen ab (wichtig auch Soja). Am stärksten vom Klimawandel in Wirkung auf die Agrarproduktion ist Afrika betroffen. Die sechs größten Klimasünder (gemessen an CO2-Emissionen) sind: China, USA, Russland, Indien, Japan, Deutschland. Pro-Kopf ergibt sich eine andere Rangfolge. Ein weiteres Schwerpunktthema ist der Schutz der Wälder. Mit Milliarden Dollar sollen jene Länder belohnt werden, die ihre Urwälder schonen. Urwälder waschen und speichern. Durch Rodung entstehen weltweit 17,4% der Treibhausgase. Weiterhin soll die Technologiekooperation zwischen Entwicklungs- und Industrieländern verbessert werden, ebenso die langfristige Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern (Grüner Klima-Fonds mit 100 Mrd. € aus öffentlichen und privaten Quellen über Weltbank). Alle Staaten bekennen sich in der Abschlusserklärung (Präambel) zum Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen (konkrete Grenzen auf der nächsten Klimakonferenz 2011 in Südafrika; bis 2015 1,5 Grad). Damit gibt es Reduktionsziele, die aber nicht bindend sind. China und die USA stimmen zu, vor allem Bolivien wollte mehr (konnte aber von Mexikos Außenministerin Parizia Espinosa umgestimmt werden). "Zeit ist im Klimaschutz nun einmal noch vor dem Geld die kostbarste Ressource", Die Rheinpfalz, 13. 12. 10, S. 2.
Weltklimakonferenz im Dezember 2011 in Südafrika (Durban, 28.11.-10.12.11): Ca. 190 Staaten. Es wird vor allem um den Emissionshandel gehen. Ziel soll mehr Klimagerechtigkeit sein. Vor der Konferenz warnt der Weltklimarat IPCC vor der Zunahme extremer Wetterereignisse. Nach der Internationalen Energieagentur steigen die weltweiten CO2-Emissionen bis 2035 ohne Gegensteuern auf 43 Mrd. t (mit beschlossenen Maßnahmen auf 37 Mrd. t, für das Zwei-Grad-Ziel dürfen es nur 10 Mrd. t sein). Die Chancen für das Zwei-Grad-Ziel schwinden. Nach der UN-Wetterorganisation WMO waren die letzten 13 Jahre die wärmsten auf der Erde. Polen, das bis Ende des Jahres 2011 die EU-Ratspräsidentschaft innehat, wird für die EU verhandeln (Bremsklotz bisher). Die großen Verursacher von Treibhausgasen (China, USA, Brasilien, Indien, Russland) bewegen sich nicht. Die EU kann eine Koalition mit den Entwicklungsländern schließen (120 Länder insgesamt: EU, afrikanische Staaten, am wenigsten entwickelte Länder, kleine Inselstaaten). Man einigt sich auf das Zwei-Grad-Ziel und beschließt einen Fahrplan, Klimafonds (jährlich 100 Mrd. $) und will ein internationales Klimaabkommen vorbereiten. Die Konferenz wird verlängert, um einen endgültigen Kompromiss zu finden (Kerngruppe von 28 Staaten mit Deutschland, USA, China). Umstritten ist die Bindung der Ziele. Am Ende findet man einen Fahrplan: bis 2015 soll ein neues, rechtlich verbindliches Protokoll beschlossen werden, das 2020 in Kraft treten soll. Das Kyoto-Protokoll läuft bis 2017 (Fortschreibung, allerdings nur für 37 Staaten). Kurz nach der Konferenz kündigt Kanada seine Mitgliedschaft im Kyoto-Protokoll (sonst wären wegen Nichterreichung des Zieles 14 Mrd. $ fällig). Mit dem Ausscheiden Japans wird auch gerechnet.
Die Konferenz 2012 findet vom 26.11.2012 in Katar (Doha) statt. Es wird insbesondere um die Verteilung der Lasten gehen. Dabei ist das Gerechtigkeitsprinzip entscheidend (Gleichheit, Verursacher, Leistungsfähigkeit, Souveränität (d. h. ausgehend vom Status quo der Emissionsverteilung). Endlich sollen auch konkrete Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen beschlossen werden. Man will auch China, Indien und die USA ins Boot holen. Der dritte Petersberger Dialog findet in Vorbereitung Mitte Juli 2012 in Berlin statt. 35 Minister sind gekommen. Die entscheidende Rolle wird China zukommen. Davon hängt auch die Haltung anderer Schwellenländer ab (z. B. Indien). Das Klimaproblem wird bleiben, wenn das Schuldenproblem je gelöst ist. Das Abschlusspapier der Vorbereitungskonferenz stellt fest, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, die Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius zusätzlich zu begrenzen. In Deutschland gibt es einen Streit darüber, ob ein "Klub der Willingen" (Cartagena-Gruppe) unterstützt werden soll. Es geht dabei auch um die grundsätzliche Frage, ob es sinnvoll ist, dass Deutschland und Europa eine Vorreiterrolle übernehmen (ist Vorleistung strategisch sinnvoll?). Dabei geht es auch um den Nutzen für die Umweltschutztechnologie-Branche. Die EU kann auf der Konferenz keine einheitliche Linie vertreten, weil sich Polen wegen seiner Kohlekraftwerke sträubt (obwohl es die nächste Klimaschutzkonferenz ausrichten soll). Außerdem geht es um die weitere Gültigkeit ungenutzter Emissionsrechte (interessant für osteuropäische Länder, sollen nicht verkäuflich sein, nur Eigenbedarf). Drei Punkte sind noch offen: 1.Bedingungen für eine neue Verpflichtungsperiode, 2.Neuer Fahrplan für Klimaabkommen, 3.Finanzielle Hilfen für Entwicklungsländer (fordern bis 2015 60 Mrd. $, nur die EU zeigt Zahlungsbereitschaft). Die Verhandlungen dauern über das ursprüngliche Ende 07.12. hinaus an und enden am 08.12.12. Das Ergebnis ist kaum als Kompromiss zu bezeichnen (auch die Abstimmung ist umstritten, der katarische Sitzungspräsident peitscht durch): Die neue Kyoto-Periode beginnt 2013. 2014 sollen die festgelegten Emissionsziele überarbeitet und nachgebessert werden. Entwicklungsländer sollen ab 2020 pro Jahr 100 Mrd. $ erhalten für Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen (unklar, wer zahlt). Russland, Japan und Kanada machen nicht mit. Zur Zeit ist die Welt schon bei einer Erwärmung von +3 Grad( "Climate Action Tracker"). Der Klimavertrag ab 2020 müsste von den Regierungschefs der wichtigsten Länder verhandelt werden. Zur Zeit scheint es sich nur noch um Illusionen zu handeln. Immer kritischer wirkt sich aus, dass das Gros der Umweltbelastungen aus Asien kommt, so dass die westlichen Industrieländer, insbesondere die EU, immer weniger tun können.
2013 gibt es die Konferenz in Polen (Warschau). Sie beginnt am 11.11. 2013. Kurz vorher gab es den größten Wirbelsturm aller Zeiten auf den Philippinen. So wird noch mal angezeigt, welche Folgen der erhöhte CO2-Ausstoß der letzten Jahre und die Klimaerwärmung haben. Allerdings spielt Klimaschutz in Polen keine große Rolle. 90 Prozent des Stroms werden aus Kohle erzeugt (doppelt so hoch wie in Deutschland). Das polnische Braunkohlekraftwerk in Belchatow ist am schlimmsten (31 Mio. t CO2 pro Jahr!). In Deutschland ist 2012 und 2013 der CO2-Ausstoß weiter gestiegen. Der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms Steiner fordert vor der Konferenz ein höheres Tempo beim Klimaschutz. Delegierte aus 195 Ländern bereiten auf der 19. Weltklimakonferenz ein neues Klimaschutzabkommen vor, das bis 2015 ausgehandelt sein soll. Japan steigt zur Konferenz aus dem Kyotoprotokoll aus. Nach Fukushima müssen mehr Kohle- und Gaskraftwerke Strom liefern, die die Emissionsgrenzen nicht einhalten. Ein verheerendes Signal für die Konferenz. Weiterhin überschattet wird die Konferenz durch folgende Ereignisse: Der polnische Umweltminister, Präsident des Gipfels, wird aus innenpolitischen Gründen entlassen. 70 Entwicklungsländer verlassen die Konferenz vorübergehend, weil keine Institutionen entwickelt werden, um armen Ländern beim Klimaschutz zu helfen. Die Eliten in den meisten Ländern werden zwar "grüner", die Regierungen ziehen sich aber zurück. Noch gar nicht in den Blickpunkt gerückt ist der Verlust an fruchtbarem Boden. Man einigt sich auf ein Waldschutzabkommen. Am Schluss droht sogar das Chaos. Große Umwelt- und Entwicklungsorganisationen verlassen den Konferenzort: Greenpeace, Friends of Earth (BUND), Oxfam und andere NGO. Aufmerksamkeit erregt ein Bericht des britischen Guardian, worauf der Klimawandel überwiegend auf das Konto von nur 90 Unternehmen gehe (vor allem Energieunternehmen). Die Konferenz wird um einen Tag verlängert, um noch eine Abschlusserklärung hinzubekommen. Diese gibt es dann auch. Es reicht aber nur für unverbindliche Ziele (einverbindlicherer Vorschlag Frankreichs wurde auf Druck der Schwellenländer China und Indien getilgt). Endgültig soll ein globales Klimaabkommen Ende 2015 in Paris fixiert werden, das 2020 in Kraft tritt. Die Begrenzung der klimaschädlichen Treibhausgase soll auf 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Epoche begrenzt werden (momentan 4 Grad prognostiziert). Im Prinzip sollen die reichen Länder die armen Länder bei der Anpassung unterstützen (ebenso unverbindlich aufgenommen).
Weltumweltgipfel der UN in Nairobi: Ab 2014 soll dies das global wichtigste und höchste Gremium der Welt in Umweltfragen sein. Er fand im Juni 2014 in Nairobi/ Kenia statt. Es ging um Klimawandel, Artenschutz, Wasserknappheit usw. 2014 UN-Sonder-Klimagipfel in New York: Vor dem Weltklimagipfel in Paris findet eine Konferenz in New York statt. Sie beginnt 23.09. Am 21.09. gibt es die bisher größte Weltklimademonstration. Hunderttausende (300.000) kämpfen für besseren Klimaschutz (Al Gore, Ban Ki Moon, Leonardo DiCaprio, Sting, Edward Norton u. a.). Demonstrationen werden auch in Melbourne/ Australien, Johannesburg/ Südafrika, New Delhi/ Indien, Kathmandu/ Nepal, Rio de Janeiro/ Brasilien, London, Paris, Brüssel, Athen, Oslo und Berlin veranstaltet. Es entsteht quasi eine neue Umweltbewegung, die Druck erzeugt. Das Thema Umwelt wird auch mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Es geht auch um den Green Climate Fonds der UN, in den alle Industrieländer einzahlen sollen. Die Finanzierungslücke liegt noch bei 7,7 Mrd. $, weil es kaum Zusagen gab (bisher 2,3 Mrd. $). Die USA und China wollen eine Vorreiterrolle übernehmen (?). Mehr als 100 Regierungschefs machen am 23.10.2014 eine Abschlusserklärung. Konkrete Zusagen gibt es nicht.
Anfang Dezember 2014 findet der UN-Klimagipfel eine Fortsetzung in Lima/ Peru. Es geht um die Vorbereitungen für den Weltklimagipfel Ende 2015 in Paris. Perus Umweltminister ist der Konferenzpräsident (Manuel Pulgar-Vidal). Die Entwicklungsländer benötigen das Dreifache der bisher veranschlagten Summe (100 Mrd. $ mal drei). 10 Mrd. Euro kommen erstmal für den grünen Klimafonds zusammen (Die EU und Australien stocken auf). Die CO2-Reduktion muss stärker als bisher geplant ausfallen. Die USA wollen im Jahr 2025 bis zu 28% weniger Treibgausgase emittieren als 2005. China will spätestens 2030 die Wende einleiten. Rückenwind erhält die Abkehr von fossiler Energie durch die Finanzwelt: Versicherungen und Stiftungen beginnen damit, ihre Investitionen aus fossilen Energieunternehmen abzuziehen. Der Gipfel wird verlängert, da man sich nicht auf eine Abschlusserklärung einigen kann. Diese kommt zwei Tage später, aber relativ unverbindlich. Nicht geklärt bleibt die Frage nach der Rolle der Schwellenländer wie China und Indien (gehören zu den stärksten CO2-Emittenten, auch Saudi-Arabien gehört dazu). Sie selbst wollen wie Entwicklungsländer behandelt werden und eher nicht zahlen. Bis Ende März 2015 sollen verbindliche nationale Klimaziele festgelegt werden. Dabei gibt es drei Säulen: 1. Alle Staaten reduzieren den Treinhausgasausstoß. 2. Das Leben auf der Erde wird dem Klimawandel angepasst. 3. Den ärmsten Ländern wird geholfen. Klimaschutz ist auch immer ein Thema auf den G7 und G20-Koferenzen. Greenpeace legt sich beim Gipfel mit der peruanischen Regierung an. In der Wüste von Nazca wird unter dem Kolibri-Scharrbild (2500 Jahre alt, Weltkulturerbe seit 1994) ein riesiges Tuch mit der Aufschrift "Time for Change. The Future is Renewable" enthüllt. Dabei ist das Betreten verboten und das Bild wurde zusätzlich beschädigt.
2015 Weltklimakonferenz in Paris (Tagungsort Le Bourget): Soll bis Ende 2015 stattfinden und einen umfassenden Weltklimavertrag bringen (Pariser Vertrag). Der Gipfel ist besonders wichtig, weil die Zeit abläuft und die Umsetzung von Beschlüssen Zeit kostet. China, mengenmäßig insgesamt weltweit größter Umweltverschmutzer, strebt ein nationales Treibhausgas-Minderungsziel an (Wendepunkt aber erst 2030). Im ersten Halbjahr will Klimaminister Xie Zhengua den konkreten Beitrag seines Landes festlegen. Das Land will den globalen Vertrag unterstützen. Auf dem G-20-Gipfel im November 2014 wird ein rechtsverbindliches Abkommen über Klimaschutz in Paris vereinbart. Japan und die USA machen Zusagen in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar für den UN-Klimafonds. Deutschland und Frankreich hatten bereits vorher je eine Milliarde Dollar zugesagt. So enthält der grüne Klimafonds Ende 2014 9,3 Mrd. Dollar. Die ersten Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern sollen 2015 bewilligt werden. Man versucht unbedingt die Staaten ins Boot zubekommen, die bei Kyoto nicht mehr dabei sind: USA, China, Kanada, Japan, Russland, Australien. Das neue Abkommen soll 2020 in Kraft treten. Bis 2100 soll dann die Erderwärmung um höchstens 2 Grad zunehmen. Mai 2015 soll ein kompletter Plan vorliegen. Die Konfliktlinie verläuft zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher Entwicklung. Deshalb wird es den ganz großen Wurf nicht geben. Vorbereitend findet in Berlin am 18. und 19 Mai 2015 eine Konferenz der G7 statt. Es sollen Stolpersteine für die Konferenz in Paris ausgeräumt werden. Im Kern geht es um drei Fragen: Wer soll wie viel Treibhausgase produzieren? Wie können sich bestimmte Regionen an den Klimawandel anpassen? Wer zahlt wie viel in den Fonds für arme Länder? Deutschland will als Vorbild vorangehen und verdoppelt seine Klimafinanzierung für den Klimafonds auf 4 Mrd. Euro jährlich. Die Weltgemeinschaft will ab 2020 100 Mrd. Dollar aufbringen. Auf dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau werden weitere Punkte abgestimmt: Die G7 bekennen sich zum Zwei-Grad-Klimaziel bis 2100 (Geltung ab 2020, kein Einspruch von Japan und Kanada). Bis 2050 sollen die Treibhausgase aus der Nutzung fossiler Energieträger, insbesondere Kohle, um 40 bis 70 Prozent reduziert werden. Die vorbereitende Klimakonferenz in Bonn Anfang September 2015 erzielt kaum Fortschritte. Die EU will in Paris eine regelmäßige Überprüfung der Fortschritte beim Treibhausgas-Ausstoß durchsetzen. Die Staaten sollen alle fünf Jahre ihre Daten offen legen und eine Rücknahme der bereits formulierten Ziele soll nicht mehr möglich sein. Der Gipfel könnte dadurch Erfolg haben, dass die Supermächte voranschreiten und sogar in den USA die Leugner des Klimawandels verstummen. Ein Vortreffen in Bonn im Oktober 2015 scheitert: Finanzielle Unterstützung der armen Staaten noch unklar; Rechtsverbindlichkeit des Abkommens noch unklar. Der Weltklima-Gipfel findet vom 30.11. bis 11.12.2015 in Paris statt. Nach den Anschlägen von Paris werden Demonstrationen, Konzerte und Feiern abgesagt. Die meisten Staatschefs kommen zur Eröffnung (von 147 Staaten). Der Gipfel muss Antworten auf vier Grundfragen finden: 1. Begrenzung der Erderwärmung auf wie viel Grad? 2. Inwieweit einigt man sich auf Decarbonisierung? 3. Wie rechtsverbindlich ist das Abkommen? 4. Wie viel Geld bekommen die Schwellen- und Entwicklungsländer (und wer gehört in welche Gruppe)? "Die Kosten des Nichthandelns werden entsetzlich viel höher sein als die Kosten des Handelns", Rajendra Pachauri 2014 nach der Studie des IPCC, Chef des Weltklimarates. Weltweit finden Ende November bzw. Anfang Dezember 2015 Demonstrationen für stärkeren Klimaschutz statt. Bei den Klimakonferenzen gilt immer noch das Prinzip der Einstimmigkeit. Ein einzelnes Land kann damit die Tagungsergebnisse blockieren. Aber auch das Mehrheitsprinzip wäre problematisch. Die meisten Staaten legen Wert darauf, in die Kategorie "Entwicklungsländer" zu fallen, um in den Genuss von Privilegien zu kommen. Es bilden sich mehrere Initiativen auf dem Gipfel: 1. 20 Staaten wollen ihre Mittel zur Erforschung erneuerbarer Energien fünf Jahre lang verdoppeln (Bill Gates u. a.). 2. Die drei größten Geberländer im Waldschutz Deutschland, Norwegen und Großbritannien wollen ihre Ausgaben zum Schutz der Tropenländer noch steigern. 3. Die Entwicklungsländer wollen bis 2020 jährlich 100 Mrd. Dollar (was danach zu verdoppeln wäre, Green Climate Fund). Die G7 sagen 300 Mio. Euro zusätzlich zu für Risiko-Versicherungen. 4. Leonardo DiCaprio, Robert Redford, Sean Penn und 1000 Bürgermeister appellieren an die Konferenz, zu Erfolgen zu kommen. 5. Die Ureinwohner vom amerikanischen Kontinent machen auf ihre Lebensbedingungen aufmerksam. Der französische Außenminister Fabius hat die Konferenzleitung. Er arbeitet auch mit Mediatoren. Die Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt. Man arbeitet mehr mit freiwilligen Zusagen. Zur Hälfte der Konferenz liegt ein Entwurf vor (ca. 30 S.). Dieser wird ab Montag von den Umweltministern verhandelt. Bisher ist nur ein Zwischenziel von 3 Grad und mehr Erwärmung erreicht (2 Grad wären notwendig; 1,5 Grad wären das Idealziel). Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist zur Zeit günstig finanzierbar. Das System müsste auch völkerrechtlich verbindlich sein (mit Überprüfung alle fünf Jahre; USA sind ihr Engpass wegen Senat). Frankreichs Außenminister Fabius legt Ende der letzten Verhandlungswoche einen neuen Verhandlungstext vor. Damit könnte man dem Ziel eines neuen Klimaabkommens näher kommen. Es gibt bereits mehr als 100 Staaten, die eine "Koalition des hohen Anspruchs" ("High Ambition Coalition") bilden. Dazu gehören die Staaten der EU, Staaten Afrikas, der Karibik und der Pazifikregion (APK). Mit dabei sind die USA und einige Staaten Lateinamerikas. Noch offen ist, ob man sich auf 2 Grad Erwärmung oder 1,5 Grad einigt (letzteres für kleine Inselstaaten notwendig). Der Gipfel muss um einen Tag verlängert werden bis Samstag. China, Indien, Malaysia, Süd-Korea und Saudi-Arabien lehnen den Entwurf ab. Umstritten ist die Finanzierung der Klima-Hilfen (wer zahlt wie viel, wer empfängt?), die Art der freiwilligen Selbstverpflichtung national mit Obergrenze (konkrete Maßnahmen, zwischen 1,5 Grad und 2?), die Einschränkung fossiler Energieträger (wohl nur "Emissionsneutralität" ab 2050) und die Kontrolle( ab 2023, alle 5 Jahre Überprüfungskonferenzen; informelle Bewertung ab 2018).
Neuer Klimavertrag von Paris 2015 (internationales Klimaschutzabkommen, komprimierter Inhalt; Klimaschutzplan 2050): Am Samstag 12. 12. kann ein Abschlusspapier vorgelegt werden: 1. Temperaturanstieg auf deutlich weniger als 2 Grad ab 2020 bis 2100 (möglichst 1,5 Grad; Nicaragua bis zuletzt dagegen, kann nur vom Papst umgestimmt werden; Ziel ist schwierig, da Kohlenstoffbudget fast aufgebraucht; die vorherigen Klimapläne liegen zwischen 2,7 und 3,5 Grad); 2. Finanzhilfen und Transfer von Technologie für ärmere Staaten ( Kompensation; 2020-2025 jährlich 100 Mrd. $; danach aber keine genauen Beträge); 3. Verteilung der Klimapflichten zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern (Vorsorgemaßnahmen, Türkei beharrt auf Sonderstatus, weil im Umbruch); große Verschmutzer wie China, Mexiko und Saudi-Arabien müssen höhere Anforderungen erfüllen und werden nicht mehr bei den Entwicklungsländern eingeordnet; 4. Kompletter Umbau der weltweiten Energieversorgung zu "Emissionsneutralität" ab 2050 (USA beharren auf "should" statt "shall"; Einstieg zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern; Emissionen sind die Schwäche des Vertrags; Dekarbonisierung kommt nicht vor ). Erneuerbare Energien sind anzustreben. 5. Wälder senken CO2 aus der Atmosphäre. Die Entwaldung soll gestoppt werden und eine Aufforstung für Klimaschutz betrieben werden. 6. Nicht-staatliche Akteure werden anerkannt (Energiegenossenschaften, Bürger). 7. Menschenrechte (Rechte Indigener, Geschlechtergerechtigkeit) in der Präambel. 7. Marktmechanismen werden ausdrücklich anerkannt, wie z. B. der Emissionshandel. Staaten können sich auch freikaufen durch Öko-Investitionen in armen Ländern. 8. Transparenz: Regelmäßige Überprüfung und Bekanntgabe. Anpassung im Sinne ärmerer Länder und evtl. Schadensersatz. Keine Sanktionen. Die Zustimmung der 195 Teilnehmer zum Klima-Vertrag kommt schließlich zustande. Damit liegt ein "historisches" Klimaabkommen vor, das erstmals von der ganzen Welt getragen wird ("Wendepunkt"; rechtlich verbindlich; nicht für nationale Zusagen). Beurteilung: Das Zeitfenster müsste in weiteren Verhandlungen verschärft werden (Ziele fangen erst 2025 bzw. 2030 an). Nur für die ferne Zukunft waren die Verhandler großzügig. Weiterhin müssen sich die Preisverzerrungen bald ändern. Öl und Kohle sind 2015 viel zu billig und verhindern den schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien. Das grundsätzliche Kooperationsproblem konnte nicht gelöst werden. Wer am meisten für den Umweltschutz tut, profitiert selbst nur zum kleinen Teil davon, hat aber hohe Kosten. Das "Free-Rider-Problem" konnte somit nicht geklärt werden. Jeder Staat darf weiter vor sich hin werkeln, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Auf globaler Ebene können Minimalkompromisse und Absichtserklärungen allein keine Lösung zur Rettung der Erde sein. Trotzdem wird der Vertrag als großer Durchbruch gesehen. Größter Mangel ist die Nichtverpflichtung einzelner Länder. Vgl. Alfred Endres: Prima Klima?!, in: WiSt, h. 4/ 2016, S. 208ff. Im Gegensatz zum 1997 geschlossenen Kyoto-Protokoll ist das Pariser Werk nicht rechtlich bindend. Inkrafttreten: China ratifiziert das Abkommen im September 2016 (20% aller Umweltverschmutzung). Ebenso die USA (17,9%). Damit steigt im September 2016 die Zahl der beigetretenen Länder auf 26. Mindestens 55 Länder müssen zum Inkrafttreten dabei sein. Sie müssen zusammen mindestens 55 Prozent der weltweiten Treibhausgase produzieren. Die EU wird gemeinsam ratifizieren. Das kann dauern. Man muss sich noch über die Verteilung einigen. Die EU-Umweltminister einigen sich aber am 30.09.16 über einen Weg. Daraufhin stimmt das EU-Parlament für die Ratifizierung. 7 Länder folgen China und den USA. Auf der UN-Vollversammlung am 21.09.16 folgen weitere 31 Länder. Der Bundestag ratifiziert am 22.09.16. Die bis September 2016 beigetretenen Länder decken 48% der weltweiten Emissionen ab. Am 25.09.16 gibt Indien (drittgrößter CO2-Emitent) bekannt, das Abkommen zu unterzeichnen. Damit könnte der Klimavertrag relativ früh in Kraft treten. Unter Trump treten die USA wieder aus. "Das Abkommen wird die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern", Christoph Bals, Germanwatch. "Mit dem Klimavertrag hat sich zum ersten Mal die Gesamt Weltgemeinschaft zum Handeln verpflichtet. Das ist ein Zeichen der Hoffnung für Milliarden Menschen," Angela Merkel, Bundeskanzlerin, Ende 2015.
Implikationen von Paris für die Klimapolitik: Auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 wurde beschlossen, in der zweiten Hälfte des 21. J. das Stadium der Klimaneutralität zu erreichen. Das schafft man aber nur, wenn die Maßnahmen des Klimaschutz nicht auf einzelne Länder konzentriert bleibt,. Als ein solch globales Element bietet sich der Emissionshandel an als effizientes Instrument. Dazu müsste der CO2-Preis global vereinheitlicht werden, damit es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen und Verlagerungen von CO2-emissionen (Carbon Leakage) kommt. In diesem Zusammenhang wird auch die Einführung einer CO2 - Steuer gefordert.
UN-Agenda-2030 für nachhaltige Entwicklung: Sie wurde am 25. September 2015 auf dem UN-Gipfel in New York verabschiedet. Es soll ein Zukunftsvertrag für die Menschheit sein. Geregelt werden Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Siebzehn Ziele werden beschlossen: 1. Armut. 2. Hunger. 3. Gesundes Leben. 4. Bildung. 5. Geschlechtergleichstellung. 6. Wasser. 7. Energie. 8. nachhaltiges Wirtschaftswachstum. 9. Infrastruktur. 10. Ungleichheit verringern. 11. Städte. 12. Konsum- und Produktionsmuster. 13. Klimawandel. 14. Ozeane. 15. Landökosysteme. 16. Justiz. 17. Globale Partnerschaft.
2016 Klimakonferenz in Berlin: Die Ende 2015 in Paris beschlossenen Selbstverpflichtungsmaßnahmen der Staaten reichen wohl nicht aus. Also müssen die Staaten noch mehr unternehmen, Ins Blickfeld gerät der internationale Flugverkehr.
UN-Klimakonferenz 2016 in Marrakesch/ Marokko (vom 7. bis 18. November 2016): Die einzelnen Länder sollen ihre Klimaschutzpläne vorlegen und zeigen, wie sie die Ziele der Weltklimakonferenz von Paris erreichen wollen. Es geht also um die Implementierung des Pariser Abkommens. Deutschland will seinen Treibhausgas - Ausstoß bis 2050 um 80 bis 95% reduzieren. Umstritten ist, welchen Beitrag die einzelnen Sektoren (Verkehr, Landwirtschaft, Energie) leisten sollen. Hier gibt es auch Gegensätze zwischen den Parteien und den einzelnen Ministerien. Es macht keinen guten Eindruck, dass Deutschland ohne fertiges Konzept teilnimmt. Man einigt sich schließlich auf so was wie einen Entwurf, der aber stark zusammengestrichen ist. Der deutsche Klimaschutzplan schont die Kohlereviere (NRW, Brandenburg; Energiesektor). Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß gegenüber dem Referenzjahr 1990 um 55% reduziert werden. Die wichtigsten Ergebnisse von Marrakesch sind die folgenden: 1. Kohleausstieg. 48 Länder wollen komplett auf erneuerbare Energien umsteigen bis 2050. 2. Beratung für Klimaschutz-Neulinge. Das sind 150 Länder. Sie sollen erfahrene Partner bekommen. 3. Plattform für Klimaschutzpläne. 4. Geld für Anpassung. Deutschland ist mit 190 Mio. Euro der größte Einzelzahler. Der Fonds soll umgerechnet 500 Mio. Euro umfassen. Offen ist, wie der Geldtopf nach 2020 gefüllt wird. "Der Klimawandel ist in Afrika am grausamsten und ungerechtesten", Segolene Royal, Frankreichs Umweltministerin auf der Konferenz.
UN-Klimakonferenz 2017, Bonn/ Deutschland (COP23): Sie findet Anfang November 2017 (ab 6.11. - 17.11. zwei Wochen) statt. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ist nach der Bundestagswahl 2017 dann nur noch als geschäftsführende Ministerin im Amt. Es werden 25.000 Teilnehmer aus über 190 Ländern erwartet. Die Präsidentschaft hat Fidschi inne (konnte aber wegen fehlender Hotelplätze die Konferenz nicht ausrichten). Der Inselstaat ist vom Untergang bedroht durch den Klimawandel. Auf eine der 300 Inseln müssen schon große Teile der Bevölkerung umgesiedelt werden, weil der Meeresspiegel ansteigt. Deutschland unterstützt die Umsiedlung mit Entwicklungshilfe. Insgesamt gibt Deutschland anlässlich des Gipfels 50 Mio. € mehr für den Umweltschutz der Entwicklungsländer. Wie immer am Anfang einer Konferenz kommt eine schlimme Prognose: Wenn nicht entscheidend gegengesteuert wird, erwärmt sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um 3 bis 4 Grad (CO2-Neutralität ist notwendig). Ein wichtiges Thema sind auch die großen Städte (Megastädte) auf der Erde. Sie haben große Probleme (Naturkatastrophen, Trinkwasserknappheit, Smog, Abfall, Verkehrsströme). In der Gruppe der C40 arbeiten die Städte zusammen. Vor der Eröffnung findet eine große Demo in Bonn statt. Die Proteste richten sich gegen den Braunkohleabbau (Stilllegung von Kohlekraftwerken würde schnell am meisten bringen; aber eine gerechte Verteilung der Lasten wäre besser) . Ziel der Konferenz in Bonn ist die Umsetzung der Beschlüsse des Pariser Klimagipfels (so genanntes Regelbuch zur Umsetzung). Im Einzelnen geht es um folgende Punkte: 1. Ein verbindliches Regelwerk. 2. Länderpartnerschaften. 3. Unterstützung der Entwicklungsländer. Syrien will als eines der letzten Länder dem Pariser Abkommen beitreten (195 Länder). Damit wären die USA völlig isoliert (sie werden in Bonn von zwei Delegationen vertreten: Gegner und Befürworten von Paris). Eine Gegendelegation der USA kommt demonstrativ nach Bonn (Al Gore, 20 Gouverneure, darunter die Gouverneure von Kalifornien und New York; Motto "We are still in"). Für den Ausstieg der USA beträgt die Kündigungsfrist 3 Jahre. In Paris soll es im Dezember 2017 eine Folgekonferenz geben (100 Länder, 2000 Teilnehmer). Ganz am Schluss der Konferenz einigt man sich auf die Fortführung des Anpassungsfonds für Entwicklungsländer. Die weltweiten Klimaschutzbemühungen sollen schon vor 2020 unter die Lupe genommen werden. Das erarbeitete Regelwerk soll auf der nächsten Weltklimakonferenz in Kattowitz verabschiedet werden. "Versprechen und auch noch halten geht nicht", rheinische Weisheit, auch in Bonn. Auf der Klimakonferenz in Bonn im November 2017 sagt Deutschland insgesamt 107 Millionen Euro für den Umweltschutz der Entwicklungsländer zu.
"One Planet" Summit, Paris/ Seine-Insel Seguin, Kulturzentrum La Seine: Mottos: "There is no Planet B". "Make Planet great again". 11. und 12.12. 2017. Es handelt sich um ein Spitzentreffen zur Finanzierung des Klimaschutzes, weil die USA sich zurückziehen. Anwesend sind 50 hochrangige Politiker und wichtige Geldgeber aus aller Welt, vor allem aus den USA: Bill Gates, Elon Musk, Leonardo DiCaprio, Arnold Schwarzenegger, Sean Penn, Mike Bloomberg u. a. Der französische Präsident Macron hat eingeladen. Die Weltbank erklärt, dass sie ab 2019 aus der Finanzierung von Öl- und Gasprojekten aussteigt. Die führenden europäischen Staaten wollen den Preis für den CO2-Ausstoß erhöhen. Wichtige Unternehmen wollen die Anstrengungen für Umweltschutz verstärken: Versicherer Axa und andere. Es soll massiv in umweltfreundliche Projekte investiert werden. So gab es auch eine Reihe von Initiativen: "Americas Pledge Initiative", Global Alliance to Power Past Coal" oder "We are still in". "Der Markt ist unsere stärkste Waffe", Mike Bloomberg, ehemals OB von New York.
UN-Klimakonferenz in Kattowitz (Katowice), Polen Anfang (3.12.) bis Mitte Dezember 2018 (Cop24): Ca. 200 Länder. Verhandlungen über Klimapolitik. Etwa 20.000 Teilnehmer. Polen war schon zweimal Ausrichter von Umweltkonferenzen: 2008 in Poznafi, 2013 in Warschau. Polen hat die schlechteste Luft in der EU. Kattowitz ist das Kohlerevier. 80% der Energie in Polen sind noch aus Kohle. Es soll ein Regelbuch verabschiedet werden, das die Erderwärmung verlangsamt. Die Vorgaben der Pariser Konferenz von 2015 sollen konkretisiert werden. Es geht um viele technische Details. Die lassen sich in drei Punkte gliedern: 1. Robuste Leitlinien. 2. Transparenz. 3. Verlässlichkeit. Die Weltbank verdoppelt die Mittel für arme Länder für den Klimaschutz auf 200 Mrd. € (+ 1,5 Mrd. € von Deutschland). Das sehr gespannte Verhältnis zwischen China und den USA wirkt sich negativ auf die Konferenz und Klimadiplomatie aus. China bezeichnet sich immer noch als Entwicklungsland und stellt sich an die Spitze dieser Gruppe. Das tolerieren immer weniger Länder. Die USA und Saudi-Arabien behindern systematisch die Klimaverhandlungen (auch Russland). Sie provozieren mit Werbung für die fossilen Energieträger. Die Konferenz wird um einige Tage verlängert. Man braucht noch Zeit um die Ziele zu erreichen: 1. Regelbuch (konkrete Umsetzung der Pariser Beschlüsse). 2. Robuste Datentransparenz. 3. Akzeptanz der Weltklimaberichte. 4. Unterstützung der armen Länder. 5. Ein neues System zum Handeln mit Verschmutzungsrechten. Die Türkei verlangt eine Änderung ihres Status in der Klimarahmenkonvention. Sie will an die Fördergelder für arme Länder ran. Brasilien will Zertifikate für den Amazonas-Regenwald, die reiche Länder kaufen können, noch mal für sich angerechnet bekommen. Es will auch wie China noch als Entwicklungsland eingeordnet werden. Das lehnen die übrigen Länder ab. Ab 2024 sollen alle Staaten nach denselben Regeln berichten. Im Regelbuch wird auch festgehalten, was zum Klimaschutz zählt. Vor der Konferenz gibt es einen Appell von 16 Staatsoberhäuptern zum Klimaschutz: "Initiative for more Climate Ambition". Unterzeichnet haben die Präsidenten Deutschlands, Italiens, Finnlands, Griechenlands, Zyperns, Ungarns, Lettlands, Litauens, Portugals, Sloweniens, Islands, Irlands und der Schweiz. Rechtzeitig legt auch die UN eine Klimastudie vor mit dem Titel "The Lancet Countdown". Es soll mehr Hitzewellen, mehr Unwetter und mehr schlechte Luft geben. "Es ist wichtig, dass wir nicht im Chaos enden", UN-Generalsekretär Guterres auf der Weltklima-Konferenz 2018.
UN-Klimakonferenz in Bonn im Juni 2019: Es geht um die Vorbereitung der nächsten großen Klimakonferenz in Chile. UN-Generalsekretär Antonio Guterres würde die EU gerne auf eine stärkere Verpflichtung bis 2030 festlegen (mindestens 40% weniger Treibhausgase; er möchte 55% erreichen).
UN-Sonder-Klimakonferenz im September 2019 in New York/ USA: Bei der UN. Sie beginnt am 22.09.2019. Die Konferenz in Chile wird vorbereitet. Greta Thunberg ist auch dabei. Grundlage sind die Daten des Weltklimarates: Soll das Ziel einer "nur" 1,75 Grad Celsius wärmeren Welt mit einer ziemlichen Wahrscheinlichkeit erreicht werden, dürfen die Menschen weltweit nur noch 800 Milliarden Tonnen CO2 freisetzen. Für den deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen ergibt sich daraus ein nationales Budget von 6600 Millionen Tonnen. Nimmt man nur den deutschen Anteil an der Weltbevölkerung (ausgeklammert wird, dass Deutschland schon seit zwei Jahrhunderten CO2-Mengen in die Luft bläst), und machen wir so weiter wie bisher, wäre das deutsche Budget bereits 2028 aufgebraucht. Wenn die Bundesregierung ihre Zwischenziel bis 2030 nicht erreicht, kumulieren sich die Ansprüche und die Methoden müssen verstärkt werden. Von der Bundesregierung nehmen 5 Politiker teil: Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer, Gerd Müller, Svenja Schulze, Heiko Maas. Greta Thunberg hält eine emotionale Rede an die Weltgemeinschaft und wirft den Regierungschefs mangelnde Handlungsbereitschaft vor. Trump ist nur kurz anwesend, darf aber nicht reden.
UN-Klimakonferenz 2019 in (Chile) Madrid (25.): Im Dezember 2019 (Start 2.12., bis 13.12.) findet die nächste UN-Klimakonferenz in Santiago de Chile statt. Sie muss wegen sozialen Unruhen in Chile abgesagt werden. Als Ersatz-Ort ist Bonn im Gespräch, das schon mal für die Fidschi-Inseln eingesprungen war. Es wird dann Madrid. Madrids Stadtpolitik versucht dann zu reagieren, aber eher nach dem Motto "Freie Fahrt statt besserer Luft". Bisherige Fahrverbote für Altfahrzeuge werden gelockert. Gebaute Radwege sollen wieder in Autospuren verwandelt werden. Es sind 196 Regierungsdelegationen angemeldet. Am Wochenende vorher finden weltweit Demonstrationen für mehr Klimaschutz statt. Die USA sind durch eine offizielle und eine inoffizielle Delegation vertreten. Nancy Pelosi führt letztere an. Man ringt um Versprechungen. Jeder scheint abzuwarten, was der andere macht. Im Kern geht es um zwei Punkte: 1. Genaue Regeln für Handel von Klimaschutz-Zertifikaten. 2. Finanzhilfen für arme Länder. Man kann sich nicht einigen, so dass die Konferenz verlängert wird. Bremserstaaten sind die USA, Brasilien, Saudi-Arabien, Australien. Schließlich kommt es doch zu einem Kompromissbeschluss. Aber außer der EU äußert sich kein Staatenbund oder ein großes Land dazu, wie die Ziele von Paris konkret umgesetzt werden sollen. Brasilien besteht sogar auf einer Doppelanrechnung (Investitionen Dritter in Brasilien werden bei diesen und bei Brasilien angerechnet). Eine Studie der des Netzwerks "Climate Transparency" 2019 ("Brown to Green"-Report) kommt zu dem Ergebnis, dass kein Staat der G20 beim Klimaschutz auf 1,5 Grad-Kurs ist. Diese Staaten sind für 80% des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich.
Video-Konferenz von 30 Ministern aus 30 Staaten in Bonn (Petersberger-Klima-Dialog, 27./ 28.04.20): Er findet normalerweise als reale Konferenz jedes Jahr statt, um andere UN-Konferenzen im Klimaschutz vorzubereiten. Die besondere Form ist wegen der Corona-Krise notwendig. Die Klimakrise soll lebendig gehalten werden, damit sie nicht in der Corona-Krise untergeht. Diese letztgenannte Krise führt zu einer Verschnaufpause für die Erderwärmung. Trotzdem geht es in Bonn um ein anderes Energiesystem. Klimaforscher fordern klimafreundliche Konjunkturprogramme nach der Corona-Krise. Die deutsche Wirtschaft hat Angst um die Wettbewerbsfähigkeit.
Video-Konferenz im April 2021 (22./23.4.21) in den USA: Am 18.4.21 treffen sich eine chinesische (Leiter Xie Zhenhua) und eine us-amerikanische Delegation in Shanghai. Man beschließt und trifft eine Vereinbarung, dass beide Länder bei der Klima- und Umweltpolitik kooperieren wollen (beide Länder haben einen weltweiten Anteil am CO2-Ausstoß von 40%). Sie sind die beiden größten CO2-Emitenten dieser Welt. In fast allen anderen Politikbereichen hat sich seit dem Amtsantritt von Biden das Verhältnis beider Länder eher abgekühlt bzw. ist eher konfliktträchtig. Die US-Delegation wird vom Klimabeauftragten der USA John Kerry geleitet. Beide Länder bereiten sich damit auf die virtuelle Klimakonferenz vor, die Ende April 2021 von den USA ausgerichtet wird (Vorbereitung). Im November 2021 soll in Glasgow/ Schottland dann die nächste reale Weltklima-Konferenz stattfinden. Auf der Konferenz betont Biden die Chancen der USA. Er schraubt die Klimaziele hoch. Bis 2030 -50% gegenüber 2005.
UN-Klimakonferenz 2020 bzw. 2021 in Glasgow (COP26): Spätestens 2036 müsste der Ausstoß an Treibhausgasen auf Null gesenkt werden, um die Erhitzung der Erde auf 1,5 Grad zu beschränken. Das ist die Ausgangsposition der Konferenz. Die Konferenz wird wegen der Corona-Krise auf 2021 verschoben. Sie soll im November stattfinden (Beginn 31.10.21). Eventuell sollen die Teilnehmer vorher geimpft werden. Am 18.4.21 treffen sich eine chinesische (Leiter Xie Zhenhua) und eine US-amerikanische Delegation in Shanghai. Man beschließt und trifft eine Vereinbarung, dass beide Länder bei der Klima- und Umweltpolitik kooperieren wollen (beide Länder haben einen weltweiten Anteil am CO2-Ausstoß von 40%). Sie sind die beiden größten CO2-Emitenten dieser Welt. In fast allen anderen Politikbereichen hat sich seit dem Amtsantritt von Biden das Verhältnis beider Länder eher abgekühlt bzw. ist eher konfliktträchtig. Die US-Delegation wird vom Klimabeauftragten der USA John Kerry geleitet. Beide Länder bereiten sich damit auf die virtuelle Klimakonferenz vor, die Ende April 2021 von den USA ausgerichtet wird (Vorbereitung). Im November 2021 soll in Glasgow/ Schottland dann die nächste reale Weltklima-Konferenz stattfinden. Es besteht sicher das Risiko, dass Corona den Klimagipfel überlagert. Die 192 Mitgliedsstaaten sollen überarbeitete Klimaschutzpläne einreichen (seit Paris). Zentral dürfte das Verhältnis zwischen den USA und China sein, die für 40% des weltweiten CO2-Ausstoßes stehen. Vier große Hürden tauchen auf der Konferenz auf: 1. Transfers der Industrieländer an die ärmeren Länder (100 Mrd. $, kommen nicht zusammen). 2. Haftung der reichen Länder für Schäden von Dürre, Wirbelstürme in ärmeren Ländern. 3. Artikel 6 des Pariser Abkommens: zwischenstaatliche Kompensation. CO2-Gutschriften gegenseitig abkaufen. Wer kriegt die Gutschrift: Standort oder Zahler? 4. Regeln und Standards für Fortschritte im Klimawandel. Vgl. Der Spiegel 44/ 30.10.21, S. 18ff. Eine Reihe von Initiativen werden ins Leben gerufen: 100 Staaten wollen die Entwaldung stoppen. Sogar Russland, China und Brasilien sind dabei. hoffentlich bleibt das nicht nur Symbolpolitik. Eine zweite Gruppe gründet einen "Methan-Pledge". Ausgerechnet die größten Emittenten sind nicht dabei: China, Indien, Russland, Australien. Ein globaler Emissionshandel mit sozialem Ausgleich steht noch in den Sternen. In Glasgow bildet sich eine Initiative zur Abschaffung von Verbrennungsmotoren ab 2040. Deutschland schließt sich nicht an, weil man sich die Verwendung von synthetischem Treibstoff offen halten will. Nur Daimler macht mit. Die Klimakonferenz geht in die Verlängerung. Die Abschlusserklärung enthält erstmals einen Passus zur Abkehr von der Kohle ("phase-down", stark abgeschwächt durch Indien, auch China will nicht ganz auf Kohle verzichten, zusammen fast 40% der Weltbevölkerung ). Bis Ende 2022 sollen die Klimaschutzpläne nachgeschärft werden, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen (noch in diesem Jahrzehnt Senkung von CO2 um 45%, 192 Länder). Die Unterstützung ärmerer Länder war bis zuletzt umstritten (Deutschland unterstützt das Santiago-Netzwerk). Die USA und China verkünden eine verstärkte Zusammenarbeit (die beiden größten CO2-Produzenten). Es wurden Regeln für einen Länder übergreifenden Kohlenstoffmarkt vereinbart. Reiche Länder können für die Förderung ärmerer Länder Emissionszertifikate erhalten. Das Regelbuch zum Pariser Abkommen kann verabschiedet werden. Die Treibhausgaskonzentration ist 2020 so hoch wie nie trotz der Corona-Krise. Insbesondere folgende Länder haben ihren Ausstoß stark erhöht: Australien, China, Russland, Kanada, Indien. Die Vereinten Nationen haben die Pläne der Regierungen unter die Lupe genommen. Die Erde steuert eher auf eine Erwärmung von 2,5 - 3,0 Grad zu (Quelle: WMO). Wahrscheinlich ist das 1,5 Grad-Ziel schon verloren. Die Queen muss die Reise zur Konferenz absagen. Johnson, der ausrichtende Staatschef, spielt sich als Klimaretter auf. Guterres, der Generalsekretär der UN, warnt vor "Todesurteil für Staaten". Johnson sorgt sich vor "unbändiger Wut" zukünftiger Generationen. Es finden auch viele Demonstrationen in Glasgow statt. Sie werden von Klimaschutz-Aktivisten und Fridays for Future organisiert. Auf Plakaten finden sich folgende Slogans: "Kapitalismus killt den Planeten", "Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit".
COP 27. UN-Klimakonferenz 2022 in Sharm el Sheikh (Scharm al -Scheich)/ Ägypten: Fast 200 Staaten, 40.000 Teilnehmer. Unweit des Berges Sinai, der durch Moses prägend für Christen und Muslime ist. Entschädigung bei Verlust von Heimat dürfte ein Hauptstreitpunkt werden. Sie findet im November (ab 06.11.) statt. Es gibt viele Vorbereitungsforen. Die UN mahnt vorher an, dass die Bemühungen für Klimaschutz bei weitem nicht ausreichen. Bis 2030 müssten die Treibhausgasemissionen um 45% reduziert werden. Jährlicher Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP). Die deutsche Delegation wird von Staatssekretärin Jennifer Morgan angeführt. Sie ist auch die Klimabeauftragte der Bundesregierung. Ägypten gilt nicht als Vorreiter in Umweltfragen. Es gibt große Bausünden. Auch bei Menschenrechten ist das Land in der Kritik. Es kommt eine Absicherung für ärmere Länder: "globaler Schutzschirm". Versicherungssystem für extreme Wetterereignisse. Gemeinsame Initiative von G7 und V20 (besonders bedrohte Länder). Der amerikanische Präsident Biden kommt zum Gipfel. Er verspricht das Erreichen der Ziele der USA. Dem schließen sich auch die G20-Staaten an: 1,5-Grad-Ziel. China und weitere Länder hatten eine Lockerung angestrebt. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern kommt aber wohl nicht in die Abschlusserklärung (nur bei Kohle, bei den anderen Ressourcen schrittweise). Die könnte sich herauszögern (Ende eigentlich am 18.11.22 geplant). Der künftige brasilianische Präsident Lula kommt auf den Gipfel. Er will die Abholzung stoppen, verlangt aber Geld dafür. China will sich nicht an der Finanzierung der armen Länder beteiligen (Ausgleich, Geldtopf für Klima bedingte Schäden), weil es sich selbst noch als Entwicklungsland definiert. Das ist ein Hauptgrund mit dafür, warum sich der Abschluss verzögert. Die Konferenzführung durch Ägypten ist ein weiterer Grund. Sie wird als intransparent, chaotisch und katastrophal bezeichnet. Ägypten scheint auch nicht neutral zu sein, sondern folgt arabischen Positionen. Der Klimagipfel geht also in die Verlängerung. Am Sonntag, den 20.11. kommt es zu einer Abschlusserklärung. Ein Klimafonds ist zustande gekommen ("historischer Durchbruch"? Lob von den kleinen Inselstatten Aosis). Allerdings bleiben die einzelnen Beiträge zur Finanzierung offen. Die Position Chinas bleibt unklar. Die Erklärung ist vage. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist nicht enthalten (Ausnahme Kohle; verhindern die arabischen Länder und China). So kann das 1,5 Grad-Ziel nicht erreicht werden. Alle Länder verpflichten sich, mehr für die Umwelt zu tun (aber ohne Kontrolle und Sanktionen). "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle - mit dem Fuß auf dem Gaspedal", Antonio Guterres, UN-Generalsekretär. "Hoffnung und Frustration liegen nahe beieinander", Außenministerin Annalena Baerbock, Leiterin der deutschen Delegation.
UN - Artenschutzkonferenz in Panama: Sie findet über zwei Wochen Ende November 2022 statt. Es nehmen 180 Staaten teil. Die Ergebnisse werden positiv bewertet. Es kommt zu größerem Schutz vor allem der Meerestiere.
UN - Biodiversitätskonferenz (COP15) in Montreal/ Kanada im Dezember 2022: Die Konferenz findet ab 7. Dezember 2022 statt. Es nehmen fast 200 Länder teil. Die Konferenz findet nur in Kanada statt, weil es in China wegen Covid nicht ging. china hatte aber den Vorsitz. Thema ist die biologische Vielfalt. Die EU will sich für den weltweiten Schutz von mindestens 30 Prozent aller Land- und Meeresflächen einsetzen (das wird auch durchgesetzt). Das soll zu den Zielen bis 2030 der UN hinzugefügt werden. Man will das Sterben von Lebewesen und Ökosystemen (Massensterben, globale Ökokrise) aufhalten. Berühmte und bedrohte Ökosysteme sind der peruanische Regenwald und die Galapagos-Inseln. Es werden über20 Ziele verhandelt. Vgl. Habekuss, Fritz: Ode an die Fliege, in: Die Zeit 51/ 8.12.22, S. 1. Am 19.12.22 endet die Konferenz. Sie hat viel guten Willen gezeigt, es fehlen Finanzen (ärmere Länder bis 2025 20 Mrd. $; bis 2030 30 Mrd. $). Deutschland war Vorreiter, die USA waren kaum vertreten. starke Kritik kam vom Kongo und von Uganda.112.000 Tierarten sind weltweit gefährdet, 32.000 stehen unmittelbar vor dem aussterben. Drei Viertel aller weltweiter Naturgebiete sind aus dem Gleichgewicht. Die Hälfte aller Korallenriffe abgestorben.
COP 28 (Weltklimakonferenz) in Dubai: Die nächste Weltklimakonferenz findet Ende 2023 in Dubai statt, also in den VAE. Sie wird auf Wunsch des Gastgebers vom Vorsitzenden eines Ölunternehmens geleitet. Er heißt Sultan al-Dschaber und Chef des staatlichen Energieunternehmens ADNOC. Die Entscheidung stößt auf heftige Kritik. Der Sultan kommt auch zur Vorbereitungskonferenz nach Deutschland/ Bonn Anfang Mai 2023. Der Betrag für die ärmeren Länder ist noch nicht ausreichend zustande gekommen. Deutschland erhöht seinen Beitrag auf 6 Mrd. Euro. Die Vorbereitung der nächsten Klimakonferenz in Bonn hat Tradition (Petersberger Klima - Dialog, siehe die Abschnitte vorher). Schon zwei Wochen vor Beginn der Konferenz gibt das UN-Umweltprogramm (unep) bekannt, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch erreichbar sei. Die Konferenz startet am 30.11.23. Sie dauert knapp zwei Wochen. Die VAE fahren eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite Prestigeprojekte (z. B. große Solaranlage) zum Lösen von fossilen Energie-Trägern. Auf der anderen Seite kein Verzicht auf Öl und Gas, aber Reduktion schädlicher Emissionen. Es werden 70.000 Teilnehmer erwartet (von daher bisher größte Konferenz). Neue Technologie werden eine große Rolle spielen (CCS, CCU). Es gibt sofort einen Durchbruch am ersten Tag: Der vor einem Jahr vereinbarte Fonds für Klimabedingte Schäden wird arbeitsfähig gemacht: Deutschland und das Gastgeberland VAE zahlen sofort jeweils 100 Mio. US-$ ein. Andere Länder kündigen Einzahlungen an (EU, GB, USA). Die Gründung des Klimaclubs, die die G7 vorher beschlossen hatten, wird vollzogen. Ihm gehören 36 Länder an, insbesondere Industrieländer in der Transformation (aber auch Kolumbien, Costa Rica, Mosambik). Sie haben das Ziel CO2-neutraler Produktion, besonders bei Stahl und Zement. Die Führung übernehmen Deutschland und Chile. Deutschland setzt weiterhin auf eine Partnerschaft mit China, dem weltgrößten Emittenten klimaschädlicher Gase. Der Hauptstreitpunkt ist der Ausstieg aus fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle). 100 Staaten bekennen sich dazu (auch EU und USA). Dagegen sind Saudi-Arabien und Russland. Putin kommt extra zu einem Besuch von VAE/ Dubai und Saudi-Arabien. eine Auslieferung muss er hier nicht befürchten. Für Aufsehen sorgt ein Brief der OPEC, die ein Veto gegen den Ausstieg aus fossilen Energien fordert. Einige Länder kaufen massenhaft Land, um dort als Ausgleich Bäume zu pflanzen. In der Abschlusserklärung (Entwurf) fehlt der Ausstieg aus dem fossilen Energieträgern. Es ist nur von Abnahme die Rede. Die Konferenz wird verlängert. Trotzdem können sich die über 100 Ausstiegsstaaten nicht durchsetzen: Es ist nur noch von Abkehr von den fossilen Energieträgern die Rede (21 Seiten Schlussdokument). Es soll eine Verdreifachen der Erneuerbaren Energien geben. Es bleiben viele Schlupflöcher (z. B. kein festes Datum). Das 1,5-Grad-Ziel dürfte so schwierig zu errechen sein. "Ohne China wird die Klimakrise nicht zu bewältigen sein", Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für den Klimaschutz im Außenministerium. Vgl. auch: Clausing, K./ Cramton, P./ Ockenfels, a./ Wolfram, C.: COP28: Strategische Klima-Kooperation, in: Wirtschaftsdienst 12/ 2023, S. 796.
COP 29 (Weltklimakonferenz) in Aserbaidschan: Sie findet Ende 2024 in Baku statt. Die Vorbereitungskonferenz ist wieder in Bonn (Petersberger Dialog) Anfang Juni 2024. Aserbaidschan will die Gas-Lieferungen an Deutschland erhöhen. Die Schwellenländer sollen mehr in die Finanzierung des globalen Umweltschutzes eingebunden werden.
UN-Artenschutz: Es werden regelmäßig Konferenzen über die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt abgehalten. Die 9. Artenschutz-Konferenz findet im Mai 2008 in Bonn statt. 5200 Delegierte aus 190 Ländern beraten über das dramatische Tier- und Pflanzensterben auf der Welt. Es gibt zwei konkrete Ergebnisse: Stopp des künstlichen Düngens der Meere, Ausbau des weltweiten Netzes an Schutzgebieten. Die Naturzerstörung kostet jährlich schätzungsweise 2 Bio. €. Täglich sterben 150 Arten aus. Besonders der globale Waldschutz muss verstärkt werden. Die Schwellenländer fordern einen Ausgleich für die Nutzung ihrer "Apotheke Natur". Die Banken wollen mit dem Naturwert "Regenwald " handeln: Der Regenwald speichert große Mengen CO2. Fische sichern die Eiweißversorgung für ein Sechstel der Menschheit. Bienen, die wichtig für die Bestäubung der Agrarpflanzen sind, haben einen geschätzten Wert von 8 Mrd. $. Bedroht sind auch Korallenriffe, Amphibien und Menschenaffen. Der Schutz der Biodiversität ist überlebensnotwendig. Der Begriff bedeutet Biologische Vielfalt und geht über die Artenvielfalt hinaus. Die Bedrohung spiegelt sich in den "Roten Listen" wider. 2010 wurde von der UN zum Jahr der biologischen Artenvielfalt ernannt. Die Bedrohung einzelner Arten hat auch oft ökonomische Gründe, hinter denen sich Traditionen verbergen (Horn der Nashörner als Wundermedizin in Asien, Elefantenzahn und Krokodilhaut für Schmuck und Taschen), zurückzuführen. Im August 2019 findet zweiwöchig eine Artenschutzkonferenz der UN in Genf statt. "Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon naher Zukunft bereuen", Konfuzius.
UN-Initiative zum nachhaltigen Schutz der Landschaften: Auf dem Klimagipfel der UN im Herbst 2019 kommt es zu dieser Initiative. Die Weltbank stellt Mittel dafür bereit. Deutschland beteiligt sich mit 200 Mio. Euro.
"One-Planet"-Gipfel am 11.01.21 in Paris: Es beraten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Es kommen Zusagen von 12 Milliarden Euro zusammen. Im Mittelpunkt steht das Projekt "Grüne Mauer" in Afrika. Die fortschreitende Wüstenbildung durch den Klimawandel soll bekämpft werden. Ziel ist die Schaffung eines grünen Streifens fruchtbarer Landschaft in der Sahel-Zone (von Dakar bis zum Horn von Afrika). Der Artenschutz-Gipfel wurde vorwiegend online abgehalten. Ausrichter sind Frankreich, die UN und die Weltbank. Die Leitung des Projekte soll die Afrikanische Union übernehmen. Es sollen auch die Grundlagen für die UN-Verhandlungen zum Schutz der Biodiversität im Oktober in China gelegt werden. Dort sollen fast 200 Staaten zusammen kommen.
Finanzgipfel 2023 in Paris (globaler Pakt für neue Finanzordnung): Es geht im Juni 2023 um Klimaschutz und Armutsbekämpfung. Vertreter von etwa 100 Staaten, internationalen Entwicklungsbanken, IWF und anderen Organisationen beraten über Hilfen für arme Staaten im Klimaschutz. Das Machtstreben Chinas drängt den Westen zur Reform der Finanzinstitutionen - und und mehr Rücksicht auf den globalen Süden.
Ozeankonferenzen der UN und Abkommen: Die zweite findet im Juni 2022 in Portugal/ Lissabon statt. Knapp 30 Staats- und Regierungschefs treffen sich. Vertreten sind auch Wissenschaftler, NGO. Es geht um die Zukunft der Weltmeere (70% der Erdoberfläche). Das erste Treffen war 2017 in New York. Im Februar 2023 findet eine Meereskonferenz in Vancouver/ Kanada statt. Ein Problem bleibt das Ausweisen von Schutzzonen weit vor den Küsten (über 200 Meilen hinaus). Ein weiteres wichtiges Thema war der Tiefsee-Bergbau. Kanada will das nicht zulassen. Eine weitere Konferenz ist Anfang März 2023 in Panama. Es können 18 Mrd. $ eingesammelt werden. Parallel dazu findet eine konferent in New York statt. Ein Hochseeabkommen der UN-Mitglieder kommt nach 15-jährigen Verhandlungen endlich zustande. 30% der Hochsee sollen künftig geschützt werden.
Regeln für den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee: Mangan ist in nicht vielen Ländern. Russland muss 100% Mangan importieren. Wird vor allem für Batterien von Kleingeräten benötigt. In Autobatterien dient es heute dazu, den Anteil des problematischen Kobalts zu reduzieren. Mangan wird häufig aus der Tiefsee geholt. Man spricht von Manganknollen. Einige Konzerne haben sich auf den Abbau spezialisiert. So der kanadische Konzern TMC. Der Tiefseebergbau ist sehr umstritten. Man sucht nach Regeln für den Abbau. In Kingston/ Jamaika findet im Juli 2023 ein internationale Konferenz statt. Man baut mit Erntemaschinen ab. Die machen alles kaputt und Jahrzehnte ist der Boden tot. Es gibt eine Clarion - Klipperton - Zone, wo viele Staaten - auch Deutschland - Rechte gekauft haben. Man will einen internationalen Stopp, bis es mehr Untersuchungen über die Folgen gibt. Das soll für Internationales Gewässer gelten. Die Mangan-Knollen enthalten auch andere Metalle: Kobalt, Nickel, Kupfer.
UN-Wasserkonferenz: Sie findet vom 22.3.23 bis 24.3 in New York statt. Es ist das erste große Treffen seit 1977. Wasser wird als Menschenrecht gesehen. Man sucht nach Lösungen aus der Wasserknappheit von Regierungen, NGOs und Privatsektor. Man braucht eine Wasserstrategie. Dazu gehören z. B. Renaturierung von Mooren, Wasser aus den Flüssen für Grundwasser, Wasser im Sanitärbereich minimieren, Trinkwasser u. a. Es besteht weltweit eine Wasserknappheit als Folge von klimawandel und Umweltproblemen. . "Wir haben den Wasserkreislauf durchbrochen, Ökosysteme zerstört und Grundwasser verseucht", Antonio Guterres, Un-Generalsekretär, auf der Konferenz.
Amazonas-Konferenz: Am 08.08.23 treffen sich die Anlieger-Länder des Amazonas-Regenwaldes in Belem/ Brasilien. Es sind Brasilien (60%), Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam, Venezuela. Grundthema ist die Rettung des Regenwaldes. Man will den Regenwald besser nutzen, um höheren Profit zu erzielen als mit Abholzung. Eine Superfrucht ist Acai. Die Superbeere ist Grundnahrungsmittel. Sie soll auch getrocknet werden, um sie exportieren zu können. Auf ein Verbot von Abholzungen kann man sich nicht einigen, ebenso kein Verbot fossiler Brennstoffe. Brasilien und Kolumbien können sich nicht durchsetzen. Es kommt nu rein Minimalkonsens zustande: Gemeinsames Handeln, regionale Kooperation.
UN-Nachhaltigkeitsgipfel Mitte September 2023: Er beginnt am 18.9.23. 15% der Nachhaltigkeitsziele sind erst erreicht. Die UN definiert Nachhaltigkeit nicht nur mit Klimaschutz, sondern auch über Bildung, Armut und Gleichberechtigung. Deutschland ist auch mit dem Kanzler Scholz und zwei Ministerinnen vertreten (Schulze, Baerbock). Man feiert gleichzeitig 50 Jahre Mitgliedschaft von Deutschland in der UN. Am 19.9. hält Scholz eine Rede. Deutschland stellt 300 Mio. € für dei Nachhaltigkeitsziele zur Verfügung. Ein wichtiger Punkt der Sitzungen ist die Reform der Weltbank. Auch Biden hält eine Rede. Selensky redet auch 15 Minuten.
Weltweites Plastikabkommen: Es gibt immer wieder Verhandlungen. Die jüngste Runde 2024 findet in Ottawa/ Kanada statt. Seit 2022 wird dort von den Mitgliedsstaaten der UN verhandelt. Die größten Blockierer sind Staaten mit starker Kunststoffindustrie und fossilen Rohstoffen (USA, Russland, Saudi-Arabien, Süd-Afrika). Der größte Kunststoffhersteller der Welt ist ExxonMobil in den USA. Ziel ist ein Vertrag zur Reduzierung der Plastikflut und des Plastikmülls. Die Abschlusskonferenz soll in sechs Monaten in Südkorea stattfinden.
Multilaterales Abkommen über Klimaschutz unter dem Dach der UN: Ein solches Abkommen fehlt. Es müsste eingebettet sein in ein Gesamt-Ökonomisches Modell. Dazu gehören auch Seuchen ein neues globales Wirtschaftssystem. "Wir brauchen ein ähnliches Abkommen wie das von Bretton Woods", Nicolas Stern, London School of Economics, 2020.
Klimaclub und Energiepartnerschaften (G7 und Drittstaaten zum Klimaschutz): Sie werden auf dem G7-Gipfeltreffen im Juni 2022 in Elmau/ Bayern vereinbart. Vorbild ist Südafrika, das von Deutschland und anderen Ländern Geld erhält, um den Einsatz neuer sauberer Technologien zu fördern. Zum Gipfel eingeladen waren neben Südafrika, Senegal, Argentinien, Indien, Indonesien. Besonders relevant ist Indien. Bessere Erfassung von Treibhausgasemissionen und ihre Minderung. Es ist ein Leuchtturmprojekt des deutschen Vorsitzes. Die Bewährungsprobe kommt allerdings noch. Neue Finanzierungszusagen gab es nicht. 2024 teilen sich Deutschland und Chile den Vorsitz im Klimaclub. Gabriel Boric, der Staatspräsident von Chile, besucht deshalb Deutschland im Juni 24. Es geht auch um ein klimafreundliches Wachstum der Industrie. Es gibt 38 Mitglieder aus allen Regionen der Welt, die etwa 60% der Weltwirtschaft repräsentieren.
G7-Klimaschutz: Man trifft Vereinbarungen beim G7-Treffen 2023 in Nagano/ Japan. Die Umwelt- und Energieminister treffen sich parallel dazu in Sapporo. Die Windenergie soll ausgebaut werden. Aus fossilen Brennstoffen soll beschleunigt ausgestiegen werden. Bis 2040 soll die Plastikverschmutzung beendet werden. bis 2050 sollen Null-Emissionen in den Energiesystemen kommen. Am 1.5.24 treffen sich dei zuständigen Minister in Turin. Sie beschließen das Aus für Kohle in zehn Jahren, also 2035 (Ausnahme Deutschland 2038). Die Westlichen Staaten wollen ihren Klimagasausstoß bei der Stromproduktion massiv verringern. Sie beschäftigen sich auch mit dem Thema Umweltverschmutzung durch Plastik.
Erste Klimaschutzkonferenz der Staaten Afrikas 2023 in Nairobi, Kenia: Sie beginnt am 4. September 2023. Es treffen sich Dutzende Staatschefs, Hunderte von Regierungsmitgliedern und Tausende Vertreter der Zivilgesellschaften. Es geht in der Hauptsache um den finanziellen Ausgleich, den der globale Norden an den globalen Süden zahlen will. Die Beratungsfirma McKinsey mischt mit. Es geht auch um Afrikas Kohlenstoffmarkt-Initiative (ACMI). Hier müssen Firmen direkt zahlen. Kenias Präsident Ruto wird Obsession für den Emissionshandel vorgeworfen. Er lebt vom Verbrennen fossiler Stoffe.
Klimaschutz Deutschlands: Deutschland hat sich international verpflichtet, im Jahr 2020 40 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 auszustoßen. Allerdings sind wir 2017 auf dem Stand von 2009 stehen geblieben. Nach Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) wurden bisher nur 23,8% Minderung erreicht. Damit wird Deutschland vom Vorreiter (2000) zum Nachzügler. 2013 wurden 951 Millionen Tonnen an klimaschädlichen Treibhausgasen in die Luft geblasen, ein Anstieg zu 2012 um 1,2% (UBA). Der Handel mit Verschmutzungsrechten soll deshalb schon 2016 und nicht erst 2020 reformiert werden. Auf Drängen des Bundeskanzleramtes muss Bundesumweltministerin Hendricks Abstriche am Klimaschutzplan 2050 machen. Konkrete Ziele zum Kohleausstieg werden gestrichen (Druck vom Wirtschaftsministerium). Gegen geplante Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft und Verkehr haben die zuständigen Minister Widerstand angekündigt (Reduzierung des Fleischkonsums, Umstellung des Straßen- und Schienenverkehrs auf Strom- und Ökokraftstoffe). Deutschland will seinen Treibhausgas - Ausstoß bis 2050 um 80 bis 95% reduzieren. Umstritten ist, welchen Beitrag die einzelnen Sektoren (Verkehr, Landwirtschaft, Energie) leisten sollen. Hier gibt es auch Gegensätze zwischen den Parteien und den einzelnen Ministerien. Im Bundestagswahlkampf 2017 nehmen die Parteien in etwa folgende Positionen ein (auch in ihren Wahlprogrammen): Bei der CDU soll die Digitalisierung helfen. Die SPD fordert eine Energiewende im Verkehr. Die Linke will die Hausbesitzer belasten. Die FDP ist gegen jede Verbotspolitik. Die AfD will aus dem Welt-Klimavertrag raus. Deutschland droht seine Klimaziele 2020 deutlich zu verfehlen (Daten von Agora Energiewende). Ursprünglich sollten die CO2-Emissionen mit Bezug auf 1990 um 40% reduziert werden. Nach derzeitigem Stand werden nur zwischen 31 und 33% geschafft. Innerhalb der EU verpflichtet sich Deutschland im Oktober 2017 zu folgendem Klimaziel: Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäuden, Landwirtschaft und Müllentsorgung um 38% gegenüber dem Wert von 2005 sinken. Besonders folgende Maßnahme zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes stocken 2017 gewaltig in Deutschland: Die Autos werden immer schwerer und größer. Der Palmölimport wird gefördert (macht dem Regenwald kaputt). Der Braunkohleausstieg stockt (Niederrhein, Lausitz). Die Bundesregierung verzichtet im November 2017 auf eine Klage gegen strengere Umweltvorgaben der EU. Dies war von eineigen Bundesländern gewünscht worden. Elf Verbände fordern, die Energiewende über Steuern und nicht über die Stromkosten zu finanzieren. Bei einer Abschaltung der 20 ältesten Braunkohlekraftwerke in Deutschland wäre die Stromversorgung nicht gefährdet (Quelle: Studie von Agora Energiewende 2017). Aber eine dazu gehörende Strukturpolitik fehlt noch (Wahlergebnisse im Osten!). Die Kohlekraftwerke haben in Deutschland einen Anteil von 18,4% am CO2-Ausstoß, genauso hoch wie der Verkehr. Am höchsten ist der Anteil der Häuser (29%). Der Kohlendioxid-Ausstoß und seine Reduzierung ist ein Schlüsselthema in den Jamaika-Verhandlungen. In den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD Anfang 2018 steht das Klimaziel für 2020 auf der Kippe. Es besteht auch keine Klarheit mehr in der Energiewende. Das ist nicht ungefährlich. Menschenrechte können eingeklagt werden (wenn auch nicht Sanktionen). Deutschland steht beim Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 nicht ganz hinten, weil die Produktionsverlagerung zu einer Verzerrung führt. Im Januar 2018 wird klar, dass Deutschland auch die rechtsverbindlichen Klimaschutzziele der EU, die niedriger sind, verpasst: EU-Vorgaben für 2020: 14% weniger Kohlendioxid als 2005 in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft und Heizenergie. Die GROKO will bis 2030 gesetzlich verbindliche Klimaziele aufstellen für die Sektoren Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude. bisher sind die Erfolge in diesen Sektoren sehr unterschiedlich: Basisjahr 1990. Bezugsjahr 2016 (Quelle: UBA, Agora Energiewende). Energiewirtschaft -22%; Industrie 034%; Verkehr +1%; Haushalte -32%; Landwirtschaft -18%. Bis 2020 kann Deutschland voraussichtlich den Ausstoß von Kohlendioxyd nur um 32 Prozent statt wie geplant um 40% reduzieren (Stand 2018). Es gibt also eine "Klimaschutzlücke" (hohe Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum). Umweltministerin Schulz erhöht deshalb im Sommer 2018 den Druck auf CO2-intensive Branchen. Für Kattowitz kann Deutschland noch keinen Ausstiegsplan aus der Kohle vorlegen (spätestens 2030). Eine Regierungskommission schlägt im Januar 2019 vor, um die Klimaziele zu erreichen, höhere Spritsteuern und ein Tempolimit auf Autobahnen einzuführen. Im März 2019 setzt die Bundesregierung ein "Klimakabinett" ein. Das Gremium soll die rechtlich verbindliche Umsetzung der deutschen Klimaziele für 2030 umsetzen. Auf einer Klimakonferenz im Mai 2019 (35 Minister aus aller Welt) in Berlin kündigt Bundeskanzlerin Merkel an, dass sich Deutschland zur Treibhausgasneutralität bis 2050 bekennt. Noch 2019 soll in Deutschland ein Klimaschutzgesetz beschlossen werden. Bisher steht die gesamte Bundesregierung hinter der Zielmarke. AKK fordert einen "Nationalen Klimakonsens". Der soll auch einen CO2-Preis einschließen. Am 11.09.2019 kommt zu einer Generaldebatte über Klimaschutz im Bundestag. Dann werden Beratungen folgen über die künftige Klimapolitik. In den kommenden vier Jahren (ab2020) wird mit Kosten für den Klimaschutz in Deutschland in Höhe von 40 Mrd. € gerechnet (Quelle: Prognose der Bundesregierung). Am 20.09.2019 will man sich in der Koalition auf ein Klimaschutzgesetz einigen. Das Klimaschutzpaket wird am 20.09.19 beschlossen: 1. CO2-Preis (fossile Brennstoffe, ab 2021 Festpreis 10€ pro Tonne, bis 2025 schrittweise auf 35€). 2. Geringere EEG-Umlage. 3. Zuschüsse zu E-Autos. 4. Austausch von Ölheizungen fördern (40%). 5. Mehrwertsteuer auf Bahntickets senken. 6. Pendlerpauschale ab 2021 auf 21km befristet bis 35 Cent steigen. 7. Höheres Wohngeld (Heizkosten). 8. Bis 2023 mehr als 50 Mrd. € (keine Neuverschuldung). Grundlage sind die Daten des Weltklimarates: Soll das Ziel einer "nur" 1,75 Grad Celsius wärmeren Welt mit einer ziemlichen Wahrscheinlichkeit erreicht werden, dürfen die Menschen weltweit nur noch 800 Milliarden Tonnen CO2 freisetzen. Für den deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen ergibt sich daraus ein nationales Budget von 6600 Millionen Tonnen. Nimmt man nur den deutschen Anteil an der Weltbevölkerung (ausgeklammert wird, dass Deutschland schon seit zwei Jahrhunderten CO2-Mengen in die Luft bläst), und machen wir so weiter wie bisher, wäre das deutsche Budget bereits 2028 aufgebraucht. Auf ihrem Parteitag im November 2019 beschließen die Grünen einen höheren Preis für Kohlendioxid. Im November 2019 kommt der zweite Klimabericht der Bundesregierung: Die Folgen der globalen Erderwärmung werden spürbarer. Im Mittel sit die Lufttemperatur seit 1881 um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Die Anzahl der heißen Tagen mit 30 Grad und mehr ist seit 1951 von etwa drei pro Jahr auf derzeit 2019 zehn gestiegen. Der Anteil des Klimawandels daran ist nicht exakt zu ermitteln. Beim Klimapaket der Bundesregierung wackelt mittlerweile der Zeitplan. Teile des Klimapakets werden gestoppt: Der Bundesrat verlangt Nachbesserungen bei steuerlichen Regelungen. Im Vermittlungsausschuss einigt man sich schon auf einen höheren Preis für 1 Tonne CO2 von 25€. Damit dürften die Preise für Benzin und Diesel maßvoll steigen. Die Fernpendler werden entlastet. Vor der Bundestagswahl 2021 will die Bundesregierung eine Charta für den Klimaschutz rausgeben. Es soll ein "historischer Kompromiss zwischen Klimaschutz und Wirtschaft" sein. Enthalten sein sollen eine Klimagarantie und eine Wirtschaftsgarantie. Konkret sollen Treibhausgasminderungsziele für jedes Jahr enthalten sein. Das Bundesverfassungsgericht erklärt am 29.4.21 das Klimaschutzgesetz von 2019 für verfassungswidrig. Es sieht die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen gefährdet. Was ist nach 2030? Es neues Gesetz muss her. Im Eiltempo macht die Koalition eine neues Gesetz. Man verständigt sich auf den "Klimapakt Deutschland". Für jeden Bereich wird die CO2-Reduktion geregelt: Bereche sind die Energiewirtschaft, der Verkehr, die Industrie, die Gebäude, die Landwirtschaft, der Abfall. Der Bundestag beschließt das Gesetz am 24.6.21 (letzte Sitzung vor der Sommerpause). In Glasgow bildet sich eine Initiative zur Abschaffung von Verbrennungsmotoren ab 2040. Deutschland schließt sich nicht an, weil man sich die Verwendung von synthetischem Treibstoff offen halten will. Nur Daimler macht mit. auch die FDP spricht sich später dagegen aus. Auf dem G7-Gipfel in Elmau/ Bayern gibt Deutschland bekannt, dass der Klimasozialfonds drastisch gekürzt wird. Der Klimawandel hat in Deutschland seit 2000 jährlich durchschnittlich Schäden in Höhe von 6,6 Mrd. € verursacht. Quelle: Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz 2022. 2022 hat Deutschland seine Klimaziele erreicht. Es wurden 1,9% weniger Treibhausgase ausgestoßen. Das reicht allerdings noch nicht, um die Klimaziele 2030 zu erfüllen. Der Verkehrssektor verfehlt die Ziele erneut. Bei den Koalitionsverhandlungen im März 2023 beschließt man, dass die einzelnen Sektoren gegeneinander aufrechenbar sind. Der aktualisierte Wirtschaftsplan für den deutschen Klima- und Transformationsfonds sieht 2023 Ausgaben von knapp 200 Mrd. € für die Jahre 2024 bis 2027 vor. Das Gremium zur Beurteilung der Klimapolitik sieht im August 2023 Deutschland nicht auf Kurs. Im März 2024 sieht der für Klimaschutz zuständige Minister Habeck die Ziele schon für 2023 erreichbar (Wirtschaftsschwäche, mehr alternative Energien). Doch alles deutet darauf hin, dass das Klimaziel 2030 absehbar verfehlt wird (Projektion des UBA 2024). Deutschland verpasst 2024 die Abgabefrist für den nationalen Energie- und Klimaplan. Nur 4 EU-Länder legen diesen fristgerecht bis 30. Juni vor. Vgl. auch: Neubäumer, Renate: Ist Deutschland internationaler Vorreiter beim Klimaschutz durch EEG und Klimaschutzverträge?, in: Wirtschaftsdienst 8/ 2024, S. 563-571. Im November 2017 fordert ein Firmenbündnis mehr Klimaschutz und den Kohleausstieg in Deutschland. Mit im Boot sind SAP, Siemens, Deutsche Telekom, Deutsche Börse, Aldi-Süd, Metro, Tchibo und Hermes. Auf der Klimakonferenz in Bonn im November 2017 sagt Deutschland insgesamt 107 Millionen Euro für den Umweltschutz der Entwicklungsländer zu. Das nationale Klimaziel 2020 kann noch erreicht werden, wenn Braunkohlekraftwerke abgeschaltet bzw. gedrosselt werden (Quelle: Studie der Fraunhofer-Gesellschaft im Auftrag von Greenpeace 2018; NRW Stilllegungen 7,4 Gigawatt; Niederlausitz Drosselungen 6,0 Gigawatt). Germanwatch, eine Entwicklungs- und Umweltschutzorganisation, sieht 2018 Deutschland auf dem 25. Platz bei den Risken für Klimaschäden weltweit. Das Klimakabinett in Deutschland erwägt eine Erhöhung der Luftverkehrsabgabe. Die Lufthansa ist dagegen. 2019 ist der CO2-Ausstoß in Deutschland gegenüber 1990 überraschend um 35% zurückgegangen. Quelle: Agora Energiewende. Deutschland schafft doch noch das Klimaziel für 2020: Dank Corona und Kohleausstieg. Handlungsbedarf besteht im Verkehrsbereich. Schon 2045 könnte Deutschland klimaneutral sein (Agora Stiftung). Nach einer Studie von Germanwatch und des New Climate Institute hat sich Deutschland beim Klimaschutz um 6 Plätze verbessert. Deutschland liegt auf dem Index-Rang 13. An der Spitze stehen die skandinavischen Staaten (Dänemark, Schweden, Norwegen). Vgl. Dum, Lisa/ Götze, Susanne/ Großekemper, Tobias/ Weinzierl, Alfred: Ein Land sieht grün, in: Der Spiegel Nr. 45/ 5.11.2022. "Die Deutschen können die Welt nicht retten", Hans von Storch, Klimaforscher, a. a. O, S. 29. Das ist richtig, aber wir müssen unsere Technologie umbauen. Autos und Maschinen, die uns den Wohlstand gebracht haben, werden ihn nicht erhalten können.
Deutschlands internationale Klimafinanzierung: "Deutschland finanziert Klimavorhaben in vulnerablen Ländern des Globalen Südens, wobei zu unterscheiden ist, ob es seinen eingegangenen internationalen Verpflichtungen nachkommt oder die Finanzierung vielmehr von deutschen Interessen geleitet ist. Dabei ist durchaus kritisch zu betrachten, dass die Mittel zur Klimafinanzierung über das Budget der Entwicklungszusammenarbeit finanziert werden. Bei der Allokation der Mittel zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz sollte das Budget der Entwicklungszusammenarbeit aufgestockt und der Fokus innerhalb der internationalen Klimafinanzierung stärker auf Klimaanpassung gelegt werden." Siehe Becker, Ann-Kristin/ Sieberichs, Ina: Deutschlands internationale Klimafinanzierung auf dem Prüfstand, in: Wirtschaftsdienst 6/ 2023, S. 413-419. 2024 gerät die Finanzierung von Umweltprojekten in China in die Diskussion. Das Umweltbundesamt soll überprüfen, ob es sich nur um Fakes handelt. Das kommt offenbar seiner Pflicht nicht nach. Staatssekretärin Morgan spricht im Juni 24 mit dem stellvertretenden chinesischen Umweltminister. Vgl. Die Zeit 28/ 27.6.24, S. 8.
Klimawandel und Folgen für Deutschland: "Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Auf Grundlage des neusten Sachstandsberichts des IPCC ist mit einem Anstieg der Erdtemperatur um 2,5 °C bis 3 °C bis zum Jahr 2100 zu rechnen, verursacht durch die bisherige Klimapolitik der großen Emittenten. Nach einer vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Szenarioanalyse sind für Deutschland erhebliche Schäden zu erwarten, die sich jedoch durch verstärkte Anpassungsmaßnahmen deutlich reduzieren lassen. Der Beitrag schlussfolgert, dass Deutschland (und die EU) zum einen auf eine Vorreiterrolle verzichten und stärker auf eine Fortentwicklung des Pariser Abkommens nach dem Reziprozitätsprinzip hinwirken sollte. Zum anderen sollte Deutschland seine Anpassungsmaßnahmen deutlich verstärken." Siehe Neubäumer, Renate: Der Klimawandel als globales Problem und seine Folgen für Deutschland, in: Wirtschaftsdienst 1/2024, S. 47-52.
Klimaschutz der EU: Am 22.01.08 beschließt die EU-Kommission ein Klimaschutzpaket: bis 2020 soll der CO2-Ausstoß europaweit um 20% gegenüber 1990 sinken. Der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 20% erhöht werden. Dies soll durch eine Verknappung der Zertifikate erreicht werden über einen Handel (die EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard will die Regeln im Emissionshandel verschärfen). Ein Solidaritätszuschlag für das Klima ist ein Zugeständnis an die Osteuropäer. Ende 2008 beschließt man, den Autofirmen mehr Zeit bei der Reduzierung von Kohlendioxyd zu geben (bis 2015 soll Ziel von 120g pro km bezogen auf die Autoflotte erreicht werden. Die Umweltminister der EU und der WWF glauben, dass die Treibhausgase der Industrieländer in den nächsten 40 Jahren um 95 % gesenkt werden. Vgl. auch zur Klimageschichte: http://www.klimaentwicklung.de. 2009 blockiert Polen die EU-Finanzhilfen für den Klimaschutz. 2012 blockiert Polen wieder den EU-Klimafahrplan (80% CO2-Reduktion bis 2050). Polen hat viele Kohlekraftwerke. Im April 2012 findet eine Konferenz der europäischen Umwelt- und Energieminister im Dänischen Horsens statt. Es soll in Ruhe über die Europäischen Klimaziele nach 2020 geredet werden. Vier EU-Länder wollen Subventionen für ihre Atommeiler. 2014 tobt innerhalb der EU und ihrer Institutionen ein Streit um die Umweltschutzziele bis 2030. Man einigt sich auf folgende Ziele: Bis 2030 soll der Kohlendioxid-Ausstoß um 40% gegenüber 1990 gesenkt werden. Der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 27 % erhöht werden. Es gibt keine bindenden Ziele für die einzelnen Energieträger. Über die Nutzung einzelner Energieträger gibt es leider auch noch keine Einigkeit. So kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen der EU und den Nationalstaaten. 2014 mit Deutschland über die Industrierabatte im EEG-Gesetz. Deutscher Grünstrom wird in Überschusszeiten etwa nach Polen, Belgien und die Niederlande exportiert. Eine Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten ist also dringend erforderlich. Im Juli 2014 legt die EU die Eckwerte ihrer Energiepolitik bis 2030 vor: Gegenüber 1990 soll der Energieverbrauch der Mitgliedsstaaten um ca. 30% sinken (Energieeffizienz). Etwa 89 Mrd. € pro Jahr müssen dafür in Investitionen gesteckt werden (damit soll auch das übergeordnete Ziel der CO2-Reduktion um 40% erreicht werden). Nach der EU-Wahl 2014 ist ist für Umweltschutz, Meerespolitik und Fischerei Karmenu Vella aus Malta als EU-Kommissar zuständig (für Klimapolitik und Energie Miguel Arias Canete aus Spanien). Am 24.10.2014 beschließt die EU im Rahmen der Regierungschefs Maßnahmen zum Klimaschutz bis 2030: 1. Weniger Treibhausgase (-40%); 2. mehr alternative Energien (27%); Steigerung der Energieeffizienz (+27%). Hauptinstrument zur Erreichung der Ziele bleibt der Emissionshandel (Luftverschmutzungszertifikate werden knapper). Ausnahmen gibt es für Länder, deren BIP unter 60% des EU-Durchschnitts liegt. 40% der Zertifikate können umsonst an Betriebe ausgegeben werden (Polen, Kohlekraftwerke). 2014 kommt ein Gesetz in der EU, dass den Gebrauch von Plastik-Tüten einschränkt. Am 06.03.2015 beschließt die EU ihre Klimaziele für die Verhandlungen über ein globales Abkommen Ende 2015 in Paris. Laut Climate Action Network Europe stießen die 280 Kohlekraftwerke in der EU 2014 762 Mio. Tonnen CO2 aus (ca. 20% des CO2). 2017 ermahnt die EU Deutschland wegen drei Punkten: Dreckige Luft, zuviel Dünger, schleppender Naturschutz. Die EU verschärft gegen den Widerstand Deutschlands und Polens 2017 die Umweltstandards für Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke. Es gibt schärfere Grenzwerte für den Ausstoß von Schadstoffen wie Quecksilber, Schwefeldioxid oder Stickoxid. Das gilt für 2021 Kraftwerke in der Union bis 2021. Jetzt müssen Filtersysteme nachgerüstet werden. Seit Jahren läuft in der EU ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland, weil wiederholt Grenzwerte bei Stickoxiden (Innenstädte) überschritten wurden. Jetzt, 2017, will die EU klagen. Die Europäische Investitionsbank gibt mittlerweile ein Viertel der Gelder für den Klimaschutz aus. 2017 schlägt Macron folgende Maßnahmen vor: Übergangshilfen für besonders betroffene Regionen, CO2-Mindestpreis, CO2-Steuer an der EU-Außengrenze. Die EU-Kommission will 2018 ihr Klimaziel für 2030 hochschrauben. Ausstoß von Treibhausgasen gegenüber 1990 nicht um 40%, sondern um 45% senken (Quelle: Klimakommissar Miguel Arias Canete). Kurz vor der Klimakonferenz in Katowice legt die EU eine neue Strategie vor: Die EU soll 2050 klimaneutral sein (Nettoausstoß der Emissionen auf Null). Auf einem EU-Gipfel am 20.06.2019 wird der "klimaneutrale Umbau der Wirtschaft" nicht beschlossen; man kann sich nicht einigen. Eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz hat das Europaparlament den "Klimanotstand" für die EU ausgerufen. Die neue Kommissionspräsidentin von der Leyen kündigt einen neuen "Green Deal" an: Bis 2030 Reduktion von CO2 auf 50% im Vergleich zu 1990. Klimaneutralität bis 2050. CO2-Grenzsteuer für Importe, bei denen Umweltstandards nicht eingehalten werden. Klimazoll (Grenzausgleichsteuer; CO2-Abgabe auf Importe): Bei importierten Produkten soll der CO2-Verbruach nach versteuert werden. Das betrifft oft nur den Transport. Er ist der beste Schutz vor Öko-Dumping. Man könnte sich an der Mehrwertsteuer orientieren. Er könnte zu einem Eingangstor von Protektionismus werden und handelspolitische Gegenmaßnahmen hervorrufen. Die Idee hat in der EU viele Anhänger. Andere warnen, weil sie erhebliche Gegenmaßnahmen befürchten. Auf dem parallel laufenden EU-Gipfel streitet man über Kernkraft: Milliardenhilfen oder nicht. Die EU strebt eine führende Rolle beim Thema Wasserstoff an. Die Verkehrsinfrastruktur soll ausgebaut werden. Den höchsten Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch hat Schweden, den niedrigsten Malta. 2020 will die Kommission strengere Zwischenziele festlegen. Der CO2-Ausstoß soll radikal gesenkt werden. Dazu kommt "Der Plan für das Klima-Ziel 2030": Verbot des Verbrennungsmotors, 70% weniger Kohle, 30% weniger Öl, 25% weniger Gas (-55% CO2). Das EU-Parlament verschärft diese Punkte noch im Oktober 2020: Verringerung der CO2-Emissionen bis 2030 um 60%. Die EZB soll in die EU-Klimapolitik eingebunden werden. Die Geldpolitik soll "grüner" werden. Das wirft viele Fragen auf: Wie ist der Plan? Darf die EZB das? Bringt das was? Soll man das tun? Vgl. Schieritz, Mark: Soll sie sich ums Klima kümmern? in: Die Zeit Nr. 45, 29.1020, S. 25. Immer mehr Regierungen sträuben sich gegen den Green Deal, wenn die Verbote kommen sollen. Es gibt auch Geschacher in Zusammenhang mit dem Haushalt (Druckmittel). Schließlich wird die Verschärfung des Klimaziels auf dem EU-Gipfel am 11.12.20 beschlossen. Man kommt Polen bei Kohle mit Entschädigungen entgegen. So kommt es doch zum Klimagesetz der EU 2021: Klimaneutralität 2050. Bis 2030 -30%. Damit liegt die EU bei den CO2-einsparungen bis 2050 weltweit auf dem 2. Platz (hinter den USA, vor Japan). Gleichzeitig hofft man, man bei Umwelttechnologien die Weltspitze übernehmen kann. Vgl. Der Spiegel Nr. 28, 107021, S. 61. Das Grundrezept in der EU ist: Wer Treibhausgase in Europa freisetzt und so den Klimawandel vorantreibt, soll dafür zahlen. Im Gesetz werden Ziele bis 2030 genannt. Die Kernkraft spaltet die EU: Frankreich kündigt den Bau neuer Anlagen an. Es möchte die Kernkraft zu einer "grünen" Energie definieren. Im Sommer 2022 einigt sich die EU auf einen Waldschutz: Vermeidung der Entwaldung beim Anbau bestimmter Produkte wie Palmöl, Holz, Kaffee, Kakao, Soja. Umweltverbände klagen im September 2022 gegen die EU-Taxonomie (Atomkraft und Gas als "grün"). Im Oktober 2022 beschließt die EU einen Plan für bessere Luftqualität: Der Grenzwert für Feinstaub der Kategorie PM2,5 soll im Jahr 2030 um mehr als die Hälfte reduziert werden auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Anfang Dezember 2022 erlässt die EU ein Verbot für Produkte aus zerstörten Regenwäldern. Das Importverbot gilt für bestimmte Rohstoffe: Kaffee, Kakao, Palmöl, Soja, wenn dafür Waldflächen abgeholzt werden. Es gilt auch für Folgeprodukte wie Rindfleisch, Kautschuk, Holz, Leder, Möbel, Holzkohle. Für die Abholzung gilt die Grenze Dezember 2020. Die Händler haben 18 Monate Zeit, um die Regeln umzusetzen. Ende 2022 verschärft die EU die Klimaregeln. Wer klimaschädliche Treibhausgase produziert, muss dafür zahlen. Wohnungen und Verkehr werden erfasst. Das ist eine Verschärfung des Zertifikate - Handels. In der Industrie werden die Zertifikate verknappt. CO2-Abgabe für Importeure (weltweit erste seiner Art). Privatleute und kleine Betriebe müssen etwas mehr zahlen. 2023 fordert das EU - Parlament eine Pflicht zur Sanierung von Altbauten. Unbezahlbar, sagen die einen, reiner Popanz die anderen. Am 18.4.23 beschließt das EU-Parlament das neue Klimaschutzgesetz. Zentral ist die Neuregelung des Zertifikate - Handels. Die Industrie soll nach und nach klimaneutral werden. Im Oktober 2023 wird der Holländer W. Hoekstra EU-Klimakommissar. Er folgt auf Timmermanns, der Spitzenkandidat für die Europa-Wahl wird. Im November 2023 kommt ein Renaturierungsgesetz in der EU. Es ist ein Meilenstein im Naturschutz. Es ist ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Es muss noch vom EU-Parlament und den Einzelstaaten abgesegnet werden. Im März 2024 warnt Brüssel, dass sich diei EU dringend auf die Folgen des Klimawandels einrichten muss. Besonders Südeuropa ist stark betroffen. 2014 ist in der EU der Anteil der Öko-Energie auf 16% gestiegen. Am weitesten sind Schweden (49%), Lettland (40%) und Finnland (38%). Die EU hatte 2015 einen Anteil von 10% an dem weltweiten Treibhausgas-Ausstoß (Quelle: IPCC, World Resources Institute).
Klimaschutz in Skandinavien: Die Länder sind traditionell Vorreiter. Finnland baut auf die Kreislaufwirtschaft (circular economy). Grundidee ist, dass nichts weggeworfen wird. Der Mineralölkonzern Neste gehört zu den weltweit 100 nachhaltigsten Unternehmen. Schweden setzt auf eine nachhaltige Energieversorgung (Fernwärme und Wärmepumpen). Norwegen gilt als Mekka der grünen Mobilität. Schon 15% der Autos sind 2017 E-Autos.
Klimaschutz in Frankreich: Nur 16% der Energie stammt 2019 in Frankreich aus erneuerbaren Quellen. Es sind noch 58 Atomreaktoren am Netz, die 72% des französischen Energiehaushalts liefern. Umweltaktivisten werden in Franreich immer aktiver. 2019 stehlen sie Porträts des Staatspräsidenten Macron aus Rathäusern.
Klimaschutz in Großbritannien: Der Brexit hst GB wieder zum eigenständigen Staat gemacht. Boris Johnson tut so, als habe er sein Herz für den Klimaschutz entdeckt. Tatsächlich ist seine Bilanz scheinbar gut: Bis 2050 Treibhausgasemissionen auf Null (als erstes Land 2019). Atomkraft ist entscheidender Pfeiler für das Ziel. GB ist für ca. 1% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Es wird noch ein neues Steinkohlekraftwerk gebaut (Cumbria im Nordwesten).
Klimaschutz in der Schweiz: 2023 kann die Schweiz mit der erneuerbaren Hydrokraft mehr als die Hälfte seines Stroms erzeugen. Die Atomkraft soll verschwinden. Auf den Staumauern werden noch Solaranlagen angebracht. Am Grimselsee entsteht eine neue Staumauer.
Drei entscheidende Staaten: Drei Staaten sind verantwortlich für die Hälfte der Emissionen (Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß 2015): China 30%. USA 13,7%. Indien 6,6%. Dann folgen Russland 4,7%. Japan 3,6%. Deutschland 2,15%.
Top 10 der Unternehmen, die den höchsten CO2-Ausstoß haben (1988, 35% aller CO2-Emissionen): 1. China (Coal). 2. Saudi Arabian Oil Company (Aramco). 3. Gazprom. 4. National Iranian Oil Co. 5. ExxonMobil Corp. 6. Coal India. 7. Petroleos Mexicanos (Pemex). 8. Russia (Coal). 9. Royal Dutch Shell. 10. China National Petroleum Corp. 100 Unternehmen weltweit sind für 71% aller CO2-Emissionen verantwortlich. Quelle: Vgl. Welt der Wunder 8/19, S. 23.
Green GDP und 12. Fünfjahresplan in China /Umwelt-Politik und -Situation in China): In diesem Plan, der von 2011 bis 2016 gilt, sind 1,5 Billionen Dollar für Elektromobilität, Solarenergie und Biotechnik vorgesehen (jährlich 300 Mrd. $). Die Ziele für die Verringerung von Kohlendioxyd-Ausstoß wurden strenger. Die Binnennachfrage soll gestärkt werden. Die einkommensschwachen Westprovinzen sollen speziell gefördert werden. China will zum Vorbild einer nachhaltigen Ökonomie werden und in absehbarer Zeit weltgrößte Wirtschaftsnation werden. China bläst weltweit den meisten Smog in die Luft. Dieser wird auch exportiert. An manchen Tagen stammt ein Viertel der Schwefelgase an der amerikanischen Westküste aus China. Emissionen werden damit im doppelten Sinne exportiert. Denn rund ein Drittel des chinesischen Schwefeldioxids und der Stickoxide und fast 20 Prozent des Rußes gehen auf Konto des produzierten Exportes. Auf dem Apec-Gipfel im November 2014 geben die USA und China einen Klimaplan bekannt: Bis 2030 will China die erneuerbaren Energien auf 20 Prozent verdoppeln. auf dem UN-Weltklimagipfel in Lima/ Peru zeigt China Kooperationsbereitschaft (Einzahlung in den grünen Klimafonds; Wendepunkt 2030!). 2015 sind China gleichzeitig der größte Klimasünder (gemessen am Gesamt-CO2-Ausstoß) und der mit Abstand größte Nutzer von Wasser-, Wind-, Solar- und Bioenergie. Mittlerweile sind die Grenzwerte in China teilweise höher als in der EU und den USA: Bei Schwefeldioxid (in Milligramm je Kubikmeter Abluft) 35 für Neuanlagen und 50 für Altanlagen (EU: 75, 130; USA 60, 255). Trotzdem ist China noch für ca. ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Eines der größten Umweltprobleme in China ist der Wasserhaushalt. Der Norden verfügt über nur 20% des Wassers, der Süden hat ca. 80%. Der Wasserverbrauch steigt rapide an (Landwirtschaft, Viehzucht, Industrie). 70% aller Flüsse sind immer noch stark verschmutzt. Anfang September 2016 ratifiziert China das UN-Klimaabkommen von Paris. Das ist wegweisend für viele andere Länder, insbesondere die Entwicklungsländer. China geht nicht auf Trump - Kurs in der Klimapolitik. Es behält seine zugesagten Maßnahmen bei (Bekanntgabe im Ende März 2017). 2017 bohrt China erfolgreich nach Methanhydraten im Südchinesischen Meer. Dieses spezielle Erdgas könnte den Energiebedarf für Jahrtausende decken. Das tief im Meeresboden sitzende Gas ist schwer abzubauen. Entweicht Methangas in die Atmosphäre, ist es noch viel klimaschädlicher als CO2. China hat 24%-Anteil am weltweiten Treibhausgasausstoß (2015; IPCC, World Resources Institute). Nach drei Jahren Stagnation steigt 2017 wieder Kohlendioxid-Ausstoß in China. Chinas Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß beträgt 28%. allein schon durch seine Größe und die Zahl der Einwohner verschlingt das Riesenland gigantische Ressourcen. Die Tier- und Pflanzenwelt leidet nicht nur in Asien. Chinesische Investoren holzen illegal Wälder in Kambodscha, Myanmar und Indonesien ab. In Sumatra wird ein Wasserkraftwerk gebaut; genauso auf Borneo durch chinesische Investoren. Zunehmend verlagert China seine Umweltsünden in andere Länder. Ende 2019 bekennt sich das Land noch mal ausdrücklich zum Pariser Klimaabkommen (nach dem Ausstieg der USA). Noch 60% der Elektrizität werden 2019 mit Kohle erzeugt. Es gibt noch keine Schulstreiks im Rahmen von "Fridays for Future". Das Klimaproblem ist virulent in China: Viele Regionen im Hinterland sind von akuten Dürren betroffen. Wasserverschmutzung bedroht die Städte. Die massive Luftverschmutzung in den Großstädten führt zu vielen Krankheiten und Todesfällen (2008 konnte ich die damals schmutzigste Stadt der Welt Lanzhou in der Provinz Gansu am Gelben Fluss besuchen und Vorlesungen halten; heute hat die Stadt das Schlusslicht abgegeben). Im Sommer macht China eine Attacke auf das Pazifikparadies Galapagosinseln. Eine riesige Fischfangflotte plündert die Gewässer. Ecuador will das nicht widerstandslos hinnehmen. Im September 2020 verkündet China vor der UN, dass man bis 2060 klimaneutral sein will. Das ist noch ein weiter Weg. 2020 hat man folgende Position in der Welt: Weltanteil bei den CO2-Emissionen 30%; Anteil fossiler Quellen am Energiemix 85%, davon Kohle 59%. Zweithöchstes BIP der Welt, Industrieanteil 39%. Quellen: EIA, IWF, Weltbank. 2019 übersteigt Chinas jährlicher Ausstoß von Treibhausgasen erstmals dei Emissionen aller entwickelten Länder zusammen. Nach einer Schätzung hat China 2019 27% aller Emissionen an CO2-Äquivalenten ausgestoßen (USA 11%). Pro Kopf lagen Chinas Emissionen bei 10,1 Tonnen (OECD-Durchschnitt 10,5; USA 17,6 t). Quelle: Rhodium Group, Denkfabrik USA. Deshalb sollte man die Zahlen mit Vorsicht gebrauchen. China peilt auf der Weltklimakonferenz in Glasgow 2060 als Ziel für Klimaneutralität an (eventuell schon 2055). Auf der COP27 bleibt offen, ob sich China am Klimafonds beteiligt (das Land sieht sich als Entwicklungsland). China wollte auch den ausstieg aus fossilen Energieträgern verhindern (außer Kohle). China bleibt der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen. Doch das Land macht Fortschritte. Bei den E-Autos ist China auf dem Weg zur Weltspitze. Nirgends gibt es auch so viele Windräder und Solaranlagen. "In China ist grünes Wachstum das entscheidende Merkmal der künftigen Wirtschaft", Josef Ackermann, Deutsche Bank-Ex-Chef. "China hat die Fähigkeit und den Willen, mehr Gutes für die Asien-Pazifik-Region und die ganze Welt zu tun"; Xi Jinping, Staatspräsident, auf dem Asien-Pazifik-Gipfel 2014. Vgl. auch: John Mathews, Greening of Capitalism, Stanford University Press, 2015.
China könnte als Schwellenland seine Emissionen bis 2030 noch steigern. Doch so gesehen übertrifft China seine Ziele und reduziert (das kann zum Teil auch Desinformationskampagne sein). Daraus ziehen viele den Schluss, dass Diktaturen besser mit dem Klimawandel umgehen können. Das stimmt aber eigentlich nicht, wenn man an so erfolgreiche Nationen wie Schweden, Dänemark, Großbritannien und Litauen denkt. Normalerweise ist in Diktaturen die Verführung groß, sichere Energie zu billigen Preisen für die Bevölkerung bereit zu stellen. Deshalb bevorzugt man billige fossile Brennstoffe. Das macht China aber nur noch zum Teil (Kohlekraftwerke). Das Regime hat erkannt, das man mit erneuerbaren Energien und E-Mobilität sehr viel Geld verdienen kann. Im Jahr 2023 wird China mehr erneuerbare Energien produzieren als dei EU (Weltenergieagentur). Vgl. Claudia Kemfert: Mondays for Future, Hamburg 2020, S. 55.
Umweltpolitik der USA: Die USA hat sich an den Beschlüssen der Weltklimakonferenz nicht beteiligt (auch nicht am Kyoto-Protokoll). 2013 planen die USA die ersten CO2-Grenzwerte für neue Kraftwerke, weil der Klimawandel im Land immer stärker spürbar ist. Erstmals werden von der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA damit US-weite Emissionsstandards festgelegt. Im Juni 2014 erlässt die Regierung neue Grenzwerte für Kraftwerke: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 30% gesenkt werden. Den Bundesstaaten bleibt überlassen, ob sie den Durchschnittswerte über Zertifikate, alternative Energien oder Techniken (z. B. Filter) erreichen wollen. Dies ist die wichtigste Klimaschutzmaßnahme der Regierung Obama. 2014 sind noch 37% aller US-Kraftwerke Kohlekraftwerke. Bei den CO2-Emissionen 2013 liegen die USA an zweiter Stelle mit 4,8 Mio. Tonnen (Spitzenreiter ist China mit 7,6 Mio. Tonnen; pro Kopf allerdings die USA). Auf dem Apec-Gipfel im November 2014 geben die USA und China einen Klimaplan bekannt. Obama wird seine Ziele nicht mehr umsetzen können bzw. die Republikaner werden später gegensteuern. Auf dem Weltklimagipfel der UN in Lima/ Peru Ende 2014, zeigen die USA zumindest Kooperationsbereitschaft und zahlen in den grünen Klimafonds für die Entwicklungsländer ein. Die USA schließen sich auf dem G7-Gipfel in Deutschland im Juni 2015 dem 2 Gradziel an. Anfang August 2015 legt Präsident Obama den "Clean Power Plan" (Klimaplan) vor: Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien an der Energieerzeugung (bis 2015 nur 7%). CO2 bis 2030 auf Basis von 2005 um 32 % senken (bis 2018 Pläne der Bundesstaaten bei der EPA). Insbesondere der Anteil der Kohle an der Energieversorgung soll reduziert werden (von 2015 39%; insbesondere Kohlekraftwerke). Die Republikaner sind dagegen (Arbeitsplatzverlust, Strompreise steigen). Obama will eine Vorreiterrolle auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris übernehmen. Die USA und China sind in etwa für die Hälfte des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Nach dem Abschlussbericht der Weltklimakonferenz kündigen die Republikaner an, bei einem Wahlsieg wieder auszusteigen (sie bezeichnen noch immer den Klimawandel als Hirngespinst). Im Februar 2016 stoppt der Oberste Gerichtshof der USA die Klimaschutzpläne. Im September 2016 ratifizieren die USA das Klimaabkommen von Paris. Trump gewinnt die US-Präsidentenwahl. Im Wahlkampf hat es sich zu den fossilen Energieträgern bekannt. Er will aus dem Pariser Vertrag aussteigen. Im Dezember 2016 erlässt Obama noch ein Gesetz, das die Arktis und Teile des Atlantiks vor Öl- und Gasbohrungen schützt. Kanada schließt sich an. Trump revidiert Teile davon wieder. Er streicht die Mittel der staatlichen Umweltbehörde EPA um 31% zusammen. Zahlungen im Rahmen von Klimaverpflichtungen kürzt er ganz. Am 28.03.2017 unterzeichnet Trump ein Dekret zur Klimapolitik: Kohle, Gas und Öl (fossile Energieträger) sollen wieder mehr gefördert werden. Vor allem die Begrenzung der Kohlestoffbelastung durch Kraftwerke soll überdacht werden. Die CO2-Ausstoß-Grenzen sollen wieder abgesenkt werden. Bundesbehören sollen nicht mehr die Auswirkungen des Klimawandels bedenken müssen. Das ist eine Demontage des "Clean Power Plan" von Obama, der die Beschlüsse des Pariser Weltklimagipfels implementieren sollte. Große US-Bundesstaaten, z. B. Kalifornien, haben angedeutet, dass sie an den Klimazielen festhalten wollen (das gleiche Vorgehen planen auch Städte). Außerdem dürfte der Rückbau und das Aufweichen der Regelungen von Obama auch Jahre dauern. Sehr schmerzhaft dürfte in jedem Falle sein, wenn sich die USA aus dem Klimafonds für Entwicklungsländer zurückziehen. Im April 2017 scheitert eine gemeinsame Erklärung der Wirtschafts- und Energieminister der G7 an den USA. Im Frühjahr 2017 setzt sich eher die Position durch, den Klimavertrag neu zu verhandeln. Auf dem G7-Gipfel in Taormina in Sizilien im Mai 2017 lässt Trump offen, ob er aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigt. Am 01.06.17 verkündet Trump den ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzvertrag. Er bezeichnet das Abkommen als "unfair". Er will aber auch neu verhandeln. Diese Möglichkeit ist sehr unwahrscheinlich (Deutschland, Frankreich und Italien und die ganze EU verweigern sich, auch China und Russland). Die USA können frühestens am 4.11.2020 faktisch raus (einschließlich einjähriger Kündigungsfrist). Bis dahin sind sie gebunden. Gelder für den "Green Climate Fonds" werden nicht geleistet. Mehrere US-Bundesstaaten (30) wollen am Abkommen festhalten (auch viele Städte). Große Teile der Industrie äußern sich auch skeptisch (100 große Unternehmen, z. B. Apple, Google, Tesla; Exxon, Chevron). Die USA haben einen Anteil von 15% am weltweiten Treibhausgas-Ausstoß. auf dem G20-Gipfel in Hamburg geben die USA ihren Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen bekannt. Im September wird diese Aussage relativiert. Man kann sich ein Verbleiben vorstellen, wenn die Bedingungen fair sind (neue Verhandlungen). Im November 2017 legen 13 US - Behörden einen Klimareport kurz vor der Klimakonferenz in Bonn vor: Erstmals wird darin eingeräumt, dass der Mensch an der Erderwärmung die Verantwortung trägt (mit 95% bis 100% Sicherheit). Sie warnen vor einem Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 um 2,40 Meter. Im Dezember 2017 verkleinert Trump zwei Naturschutzgebiete im Westen der USA. NGO klagen dagegen. Die US-Regierung will auch diei Sicherheitsstandards für Ölbohrungen auf dem Meer lockern. Im August 2018 will Trump den zukünftigen Kraftstoffverbrauch von Autos wieder liberalisieren. Das sind Regeln von Obama. Trump will die Regel abschaffen aus drei Gründen: 1. Verleitung zu mehr Fahren bei effizienteren Autos. 2. Ausgefeilte Technik treibt die Preise nach oben. 3. Leichteres Material ginge auf Kosten der Sicherheit. Er will auch die Autonomie der Bundesstatten bei dieser Regelung einschränken. Mit zahlreichen Dekreten versucht Trump alles, um Umweltgesetze auszuhebeln (Beispiele: Ölförderung in Naturschutzgebieten, Agrargifte zulassen, Grenzwerte verwässern, Wasserläufe freigeben für Abraum). Insgesamt geht es um 76 Maßnahmen. Doch er hat erhebliche Probleme bei der Umsetzung. Bürger, Juristen und ganze Bundesstaaten setzen sich zur Wehr. Im November 2019 kündigen die USA das Klimaabkommen offiziell. Aus ihrer Sicht sei das Klimaabkommen zu kostspielig und benachteilige das Land im internationalen Wettbewerb. Formal geht der Austritt erst ab Ende 2020. Die EU will mit einzelnen US-Staaten und Städten Abkommen schließen. Sofort nach seiner Vereidigung will Biden den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen rückgängig machen. Biden entwickelt ein umfangreiches Programm, mit dem die USA den Klimawandel stoppen wollen. Seit 19.2.21 sind die USA wieder offiziell beim Pariser Klimaabkommen dabei. Stand der Klimapolitik Ende 2020: Weltanteil an den CO2-Emissionen 13%; Anteil fossiler Energiequellen 89%, davon Kohle 11%; höchstes BIP der Welt, Industrieanteil 11%. Quellen: EIA, IWF, Weltbank. Deb Haalands soll Innenministerin werden. Sie wird von Rechten als "neosozialistische Irre" verungimpflicht. Als Ministerin ist sie auch für die Nationalparks zuständig und soll das Suchen nach Bodenschätzen dort beenden. John Kerry ist Joe Bidens Klimabeauftragter. Plötzlich drängen die USA auf Klimaschutz. Sie treffen vor der virtuellen Klimakonferenz zur Vorbereitung auf Glasgow Vereinbarungen mit China. Bis 2030 wollen die USA 50% der Emissionen an CO2 im Vergleich zu 2005 einsparen. 2030 soll die Hälfte neuer PKW emissionsfrei sein. Dazu gehören Autos mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffmotor. Ein großes Infrastrukturpaket soll auch Lagestationen fördern. Große Teile des Klimapakets scheitern dann am Widerstand von Senatoren aus der eigenen demokratischen Partei. Biden muss Kompromisse eingehen. Im Juli 2022 muss Biden sein Energiewende-Paket (550 Mrd. $) aufgeben. Es scheitert an Quertreiber Joe Manchin. Der ändert dann überraschend seine Meinung. So kommt das Klimaschutzpaket doch zustande: So gewinnt das Paket, wenn auch abgespeckt, eine Mehrheit im Senat (über die Stimme von Vize-Präsidentin Harris). Auch im Repräsentantenhaus haben die Demokraten eine knappe Mehrheit. Abgekürzt heißt das Paket jetzt "Inflationsbekämpfungsgesetz". Es hat noch ein Volumen von 740 Mrd. $. 370 Mrd. € sind für den Klimawandel vorgesehen über 10 Jahre. Die wichtigste Einnahmequelle zur Bezahlung der Reformen soll die Mindest-Körperschaftssteuer von 15% sein. Die Reduzierung der Treibhausgase soll nicht über eine Besteuerung, sondern über finanzielle Anreize gemacht werden. Das Programm "Inflation Reduction Act" (IRA, 369 Mrd. $) ist ein Klimaprogramm. Es fördert die Transformation zu alternativen Energien, allerdings protektionistisch. Die EU beschwert sich, weil sie davon am stärksten betroffen ist (am meisten Deutschland). Trotz vehementer Proteste von Umweltschützern lässt Biden 2023 in der unberührten Eislandschaft Alaskas nach Öl bohren. Im Juli 2023 reist Klima-Diplomat Kerry nach Peking. Er soll für einen Neustart beim Klimaschutz sorgen. Die weltgrößten Verursacher von Treibhausgasen müssen sich bewegen. . In den USA ist eine Bewegung entstanden, die sich "Rolling Coal" nennen. Ziel ist es, die Trucks so umzubauen, das sie möglichst viel Benzin verbrauchen und möglichst viel schwarzen Qualm produzieren. Sie wollen Präsident Obama den Stinkefinger zeigen. Radfahrer und japanische Hybrid-Kleinwagen sollen vernebelt werden. "Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unsere Zukunft. Wir haben nur ein Zuhause, nur einen Planeten", Barack Obama, 2015 bei der Verkündung neuer klimapolitischer Ziele. "Unsere Generation ist die letzte, die noch aktiv etwas gegen den Klimawandel tun kann", Barack Obama, ebenfalls 2015. In den USA wurden zwischen 2003 und 2010 mehr als 7 Mrd. $ in Organisationen gesteckt, die Zweifel am Klimawandel schüren sollen: Heartland Institute, Committee for a Constructive Tomorrow, vgl. Studie von Robert Brulle.
National and Atmospheric Administration (NOAA), USA: Messung des Klimawandels: Als Leuchtturm gilt die US-Organisation NOAA in Silver Springs/ Maryland. Es ist die National and Atmospheric Administration, ein U.S.- Department. Sie ist unabhängig und kooperiert mit etwa 65 Ländern und deren Wissenschaftlern. Sie wurde 1970 unter Richard Nixon gegründet. Sie legt jedes Jahr einen Bericht vor. Bericht 2018: 2017 war das drittwärmste Jahr, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. CO2 hat einen neuen Höchststand erreicht. Der durchschnittliche Meeresspiegel ist auf einem Höchststand. Zehn der niedrigsten Eiswerte der Arktis sind in den vergangenen 11 Jahren gemessen worden.
Kanada: Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 30% gegenüber 2005. Der Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen beträgt 1,7%. Im Februar 2020 kommt es zu einem Aufstand gegen eine Gaspipeline. Ureinwohner protestieren gegen den Bau. Sie blockieren Zuggleise und legen dadurch den Eisenbahnverkehr im Land lahm. Für die Regierung, die sich die Versöhnung mit den Indigenen auf die Fahne geschrieben hat, ist die Lage heikel. Deutschland und Kanada gehen 2022 eine Kooperation bei der Energie ein: Im Mittelpunkt steht grüner Wasserstoff. Deutschland braucht Kanada als Alternative zu Russland.
Russische Föderation: Nach Russlands INDCs-Plänen sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 25% bis 30% unter das Niveau von 1990 sinken. Allerdings lag die Wirtschaft des Landes 1990 danieder, so dass die Steigerung nichts aussagt (Statistischer Basiseffekt). Vgl. zu den Zielen und der Effektivität einzelner Länder als Quelle: Climat Action Tracker, http://climateactiontracker.org/countries/developed/russianfederation.html. Russland liegt beim Kohlendioxidausstoß weltweit auf Platz 4 (1800 Mio. Tonnen 2013; 2015 Platz 5, 4,9%). Russland bezweifelt immer wieder die wissenschaftliche Basis des Klimawandels (Wirkung von CO2 u. a.). Russland hat bei den globalen Treibhausgasemissionen einen Anteil von 5,2%. Ziel ist es (in Paris vereinbart) bis 2030 um 25% bis 30% gegenüber 1990 zu senken. Im Januar 2020 verkündigt die russische Regierung einen umfassenden Klimaplan. Es werden 30 Maßnahmen präsentiert. Dabei geht es unter anderem um den Bau von Dämmen und das Ausweichen auf hitzeresistente landwirtschaftliche Anbauflächen. Im Kern geht es um die Bewältigung der Folgen des Klimawandels. Im November 2020 weist Putin eine gravierende Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen an: Das war genau an dem Tag, an dem die USA ausschieden (04.11.20). Besondere Sorge machen die Permafrostböden in Sibirien. Sie können gigantische Mengen von Methangas freigeben beim auftauen. Es gibt 2019, 2020 und 2021 große Waldbrände in Sibirien. Sie haben einen riesigen Treibhausgaseffekt. Auf der Klimakonferenz 2021 in Glasgow peilt Russland 2060 als Ziel für Klimaneutralität an. Im Sicherheitsrat der UN verhindert das Land eine UN-Resolution zum Klimawandel. Der Ukraine-Krieg wirft Russland beim Klimaschutz zurück (auch die westlichen Sanktionen).
Indien: Die Pro-Kopf-Emissionen in Indien sind viel geringer als bei den anderen Hauptemittenten (1,7 t CO2 pro Kopf). Insgesamt liegt Indien aber mit 2070 Mio. Tonnen Kohlendioxidausstoß 2013 schon an dritter Stelle in der Welt. Indien neigt in der Vergangenheit dazu, der chinesischen Position zu folgen. Die neue Zielsetzung für Paris ist wenig transparent. Indien scheint mit seinem Pro-Kopf-Ausstoß zu argumentieren und will sich kaum auf Ziele einlassen. Doch die Regierung stimmt schließlich dem Pariser Abkommen zu. Indien hat 6% des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes. Indien hängt noch stark an der Kohle. Das schmutzige Geschäft wird im Nachbarland Bangladesch betrieben. Wie kaum in einem anderen Land der Erde ist Indien vom Klimawandel und der Umweltverschmutzung betroffen. Alle 30 Minuten bringt sich ein Landwirt um, weil er in Existenznot ist. Die Kleinbauern bekommen keine Hilfe von der Regierung. In New Delhi ist ein Leben kaum noch möglich. Jährlich sollen vorzeitig 1,8 Mio. Inder an Luftverschmutzung sterben (Quelle: Fachzeitschrift "The Lancet" 2018). 640.000 Menschen kommen durch verunreinigtes Wasser zu Tode. Die Flüsse sind zu Kloaken mutiert, auch der heilige Fluss "Ganges" sowie seine Nebenflüsse. Inder sind sicher nicht schmutzigere Leute als anderswo. Im Lande werden Gesetze nicht durchgesetzt. Ausländische Konzerne stemmen sich auch gegen einen umweltfreundlichere Politik (z. B. deutsche Autohersteller). Sunita Narain ist Indiens bekannteste und einflussreichste Aktivistin in Umweltfragen. Indien hat einen Anteil von 6,2% an den weltweiten Treibhausgasemissionen. Es hat sich in Paris verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 33% bis 35% gegenüber 2005 zu senken. Indien entscheidet maßgeblich mit, ob die globale Klimakatastrophe verhindert werden kann. Indien will zum grünen Pionier werden. Indien baut derzeit einige der größten Solarparks der Welt, der Bau vieler Kohlekraftwerke wurde abgesagt. Bis zum Jahre 2030 könnte nicht fossiler Strom mehr als 40% ausmachen (Climate Action Tracker). In Indien wird noch sehr viel gebaut (Straßen, Schienen, Fabriken, ganze Stadtteile). Dies wird den Energiebedarf stark erhöhen. 2016 wurden noch 65,2% der CO2-Emissionen durch Kohleverbrennung erzeugt (Deutschland 39,5%). Bis 2030 dürften die Emissionen noch weiter ansteigen. Vgl. Höflinger, Laura: Energiewende XXL, in: Der Spiegel Nr. 28, 6.7.2019, S. 78ff.. Indien versinkt regelmäßig unter Fluten und doch leidet das Land unter Wasserknappheit. Dafür ist der Klimawandel aber nur zum Teil verantwortlich, einen größeren Beitrag leistet die verfehlte Politik. Die Landwirtschaft verbraucht 80% des Grundwassers, das mit hoch subventioniertem Strom abgepumpt wird. Die Zuckerrohrpflanze und der Reis verschlingen eine Unmenge Wasser. Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow gibt Indien bekannt, dass es bis 2070 klimaneutral sein will. Kaum ein Land leidet mehr unter dem Klimawandel. Und auf kaum ein Land kommt es jetzt so sehr an. Indien steht als Verschmutzer ganz oben, zusammen mit den USA und China. In Indien leben 1,4 Mrd. Menschen (2023 bevölkerungsreichstes Land). 90% des Landes sind gefährlichen Temperaturen ausgesetzt. Bis 20250 könnten Hitzewellen ein Niveau erréichen, die die Schwelle der Überlebensfähigkeit eines Menschen überschreiten (Hitzschläge, Nahrungsknappheit, Krankheiten, Wassermangel, Strommangel). 2021 betrug der CO2-ausstoß pro Jahr 2,71 Mrd. Tonnen (hinter China und USA). Pro einwohne rliegt der Ausstoß bei 1,93 Tonenn (weit hinter USA, China, Deutschland). Bis 2021 ist Indiens anteil am weltweiten CO2-ausstioß auf 3,29% gestiegen (hinter China, USA und D). Die krassesten Schauplätze sind Delhi, Kalkutta, Mumbai
Japan: Japan wollte seine Emissionen bis 2020 um 25% gegenüber 1990 senken. Das war die Zusage in Kopenhagen vor Fukushima. Nach dem Unglück wurde die Zusage zurückgezogen. Im Juli 2015 hat die japanische Regierung ihre Pläne für die INDCs bekannt gegeben. Darin sieht sie gegenüber 2013 eine Emissionsreduktion von 26% bis 2030 vor. Gemessen an 1990 kommt man auf minus 18%. Damit ist Japan am wenigsten ambitioniert von allen Industrieländern (würden sich auch die anderen Länder so verhalten, käme man auf 3 bis 4 Grad zusätzlicher Erderwärmung). Japan liegt beim Kohlendioxidausstoß weltweit auf Platz 5 (1360 Mio. Tonnen 2013; 2,9% des weltweiten Ausstoßes). Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um 25% gegenüber 2005. Japan hat einen Anteil von 3,9%. 2020 möchte Japan wieder im Kreis der technologisch führenden Länder mitspielen: Bis 2050 will das Land klimaneutral sein. Kernkraft könnte wieder eine größere Bedeutung bekommen. Die Regierung will die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhöhen, damit sie Innovationen schaffen und die Dekarbonisierung. Die Unternehmen sollen ihre Kennziffern verbessern und die Informationen offen legen. Dei Task Force on Climate -Related Financial Disclosure (TCFD) soll besser genutzt werden. Längerfristig hat Fukushima im japanischen Energiemix doch zu einer Veränderung der Struktur geführt. die Rangfolge sieht 2019 wie folgt aus: 1. Edgas. 2. Kohle. 3. Erneuerbare Energien. 4. Nuklear. 5. Öl. 6. Andere. Quelle: IEA. Es gibt auch einen Entwurf des Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie für 2050: Erneuerbare Energien 50 bis 60%; Atomstrom und Thermalkraftwerke 30 bis 40%; Wasserstoff/ Amoniak 10%. Vgl. HB Nr. 48, 10.3.21, S. 14f. Japan hält auf der Weltklimakonferenz in Glasgow an dem Ziel für Klimaneutralität 2050 fest.
Brasilien: Brasilien hat mit dem Amazonas-Regenwald so etwas wie die "grüne Lunge" der Erde. Das Land hat am weltweiten Treibhausgas-Ausstoß 2015 einen Anteil von 2% (Platz 7 in der Welt). 2017 tobt ein Kampf zwischen Goldgräbern und der Umweltschutzbehörde. Naturschutzzonen werden missachtet, um Gold zu fördern und auch um Tropenholz zu fällen. Immer wieder kommt es zu Brandstiftungen, auch um Ureinwohner zu vertreiben. Der weltberühmte Photograph Salgado erhält 2019 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels für seinen Kampf für die Umwelt in Brasilien (hauptsächlich durch Fotos). Mitte 2019 entlässt der Präsident Ricardo Galvao, einen der renommiertesten Wissenschaftler. Er hatte die Urwald-Zerstörung dokumentiert. Seit den 1970er Jahren sind 20% des Amazonaswaldes in Brasilien verschwunden. Unter Brasiliens neuer Regierung wird der Amazonaswald schneller abgeholzt als zuvor (drei Fußballfelder pro Minute). Dabei scheinen die Landwirte diese Extraflächen gar nicht zu brauchen. 2019 stoppt die Bundesregierung den Geldfluss nach Brasilien (Förderung von Projekten zum Schutz von Wäldern und Artenvielfalt). Die Regierung in Brasilien stoppe nicht die Rodung des Regenwaldes. Dieser wird für Soja-Anbau und andere Agrarprodukte gerodet. Auch Norwegen stoppt 2019 aus gleichem Grund die Zahlungen. Jair Messias Bolsonaro gehört zu den Klima-Skeptikern, die den Menschen verursachten Klimawandel leugnen. Seit seinem Amtsantritt ist das Ausmaß der Brandrodungen des Amazons - Regenwaldes wieder massiv angestiegen. Die Zerstörung des Dschungels in Brasilien ist eine Katastrophe für die Menschheit. Auf den gerodeten Flächen wird in der Regel Soja angebaut. Das wird überwiegend an Masttiere aus Europa verfüttert. Bolsonaro macht Umweltschützer für die Brände verantwortlich. Der internationale Druck wächst. Bolsonaro macht ein Dekret, das es erlaubt, Soldaten zum Löschen und zum Verhindern von Brandrodung in die Region zu schicken. Mittlerweile brennen auch Teile des Urwaldes in Bolivien. Umweltschützer leben in Brasilien gefährlich. Immer wieder werden sie bedroht und ermordet (Mafia). Das war schon vor der Machtübernahme von Bolsonaro so, doch unter ihm droht die Lage erst richtig zu eskalieren. Im Nordosten Brasiliens greift seit September 2019 eine mysteriöse Ölpest um sich. Das schwarze Gift wird an Hunderte Strände angespült. Die Regierung bleibt wieder weitgehend untätig. Im Februar 2020 werden der Bergbaukonzern Vale und der deutsche Tüv Süd verurteilt. Vale hat den Dammbruch in Kauf genommen, der TÜV hat ein Gefälligkeitsgutachten erstellt. Die Corona-Krise nutzen Firmen, um den Urwald im Amazonas-Gebiet weiter anzuholzen. die indigenen Völker sind von Corona besonders betroffen. Investoren machen aber Druck auf Brasilien. Obwohl es mittlerweile ein Dekret gibt, das die Brände verbietet. geht die massive Abholzung weiter. Es fehlt eine Überwachung. 2020 gibt es so die größte Abholzung seit 2008. Der Präsident gerät immer stärker unter Druck. Für die Weltklimakonferenz 2021 in Glasgow macht das Land zweifelhafte Versprechen. Der Schutz des Regenwaldes wird zugesagt. Wahrscheinlich wird unter Bolsonaro nicht mehr viel Positives für die Umwelt passieren. Doch das Wahlverhalten in dem Land ist rätselhaft: Die Arbeiterpartei (PT) hatte sich durchaus verdient gemacht (Erhöhung des Mindestlohns, neues System von Familienbeihilfen, Bolsa Familia). Der neue Präsident Lula kommt zum COP27 nach Ägypten. Die Abholzung des Regenwaldes will er stoppen, wenn er Geld dafür bekommt. Seine Amtseinführung ist zum Jahreswechsel 2023. Bundespräsident Steinmeier kommt. Deutschland will mit Brasilien eine Allianz für die Rettung des Regenwaldes und für den Artenschutz. Im Februar 2023 gibt es einen Militäreinsatz gegen illegale Goldsucher im Schutzgebiet des Yanomami-Volkes. Brasiliens Regierung setzt einen neuen Aufseher am Amazonas ein. Es ist der Umweltbeamte Hugo Loss. Er soll Goldgräber und Holzfäller vertreiben. 2022 ist Brasilien noch der größte Erdölproduzent Lateinamerikas (3,11 Mio. Barrel, vor Mexiko, Venezuela und Argentinien). "Umweltschutz ist was für Veganer", Jair Bolsonaro, Präsident Brasiliens 2019. Der deutschstämmige Brasilianer Eike Batista verlor in seinem Bestreben, der reichste Mann Brasiliens zu werden, 30 Milliarden Dollar 2013. Heute 2019 plant er wieder ein Comeback. Eine brasilianische Brauerei protestiert 2020 gegen die Vernichtung des Regenwaldes: Der Preis für Colorado Amazonica steigt mit der Vernichtung des Regenwaldes. Ende 2021 erlebt Brasilien die schwersten Überschwemmungen seit 30 Jahren. Betroffen ist der Bundesstaat Bashia im Nordosten.
Uruguay: In dem Land südlich des Rio de la Plata leben nur 3,5 Mio. Menschen. 2019 rückt das Land nach drei sozialdemokratischen Wahlperioden nach rechts. 2022 ist das Land ein Musterstaat. Es entwickelt sich zur Vorzeigedemokratie. Für wirtschaftliche Dynamik sorgt die Energiewende (vor allem Windparks). 2022 wächst das BIP voraussichtlich um +3,9% (2021 -6,1%). Uruguay hat sich zum Klimachampion Südamerikas entwickelt. Fast die gesamte Energie wird 2022 aus Erneuerbaren generiert: 40% Windenergie, 30% Wasserkraft, 20% Biomasse, 4% Solarenergie. Über die Energiepolitik herrscht ein politischer Konsens im Land. Allerdings sind die Kosten für den grünen Strom sehr hoch. Das liegt vor allem an dem vielen ausländischen Geld für Investitionen.
Chile: Chile hat seine Energieversorgung umgebaut. 2002 wurden die Erdgaslieferungen abrupt unterbrochen. Es wurden LNG - Terminals etabliert. 2023 gibt es Ökostrom im Überfluss (70-fach über dem Bedarf). Die Atacama - Wüste wird für Solarenergie genutzt. Patagonien ist ideal für Windkraft. Es gibt auch Projekte für grünen Wasserstoff. Das Projekt Haru Oni wurde mit deutschem Kapital in der Region Magallanes in Betrieb genommen. Seit 2019 besteht eine deutsch-chilenische Energiepartnerschaft. Es ist ein Abkommen zur Verbesserung der Kooperation und Koordination. Diego Pardow ist seit 2022 chilenischer Energieminister. Vlg. Pardow, Diego: Deutschland kann auf Chile zählen, in: WiWo 10/ 3.3.23, S. 10. Chile will grünen Wasserstoff nach Europa liefern. Doch 2023 ist der Strommarkt noch zu sehr auf Kohle ausgerichtet. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung liegt 2022 bei 55,7%.
Mexiko: Sehr umstritten ist der Maya-Zug (Tren-Maya) . In erster Linie dient er der Wirtschaft. Mit ihm sollen aber auch Touristen durch Mexikos Regenwald fahren. Strand, Ruinen, Urwald - all das soll zu sehen sein. Nach dreieinhalb Jahren wird 2024 der erste Teil der 1554 km langen Stecke eröffnet. Zunächst fährt der Zug zwischen San Francisco de Campeche und Cancun.
Ecuador: Als erstes Land überhaupt schrieb Ecuador der Natur eigene Rechte in seine Verfassung. Im Namen von Tieren, Ökosystemen und Flüssen kann dort gegen Naturzerstörung geklagt werden. Ein Vorbild für den Rest der Welt. Vgl. Bethge, Philip: Der Wald zieht vor Gericht, in: Der Spiegel 51/ 17.12.22, S. 108ff. "Das Eigentum und sein Gebrauch sind...dem...ökologischen Wohle der Allgemeinheit verpflichtet", Artikel 14, Absatz 2 der Verfassung.
Südafrika: Das Land hat ein großes Wasserproblem. Dramatisch ist die Lage in Kapstadt. Für Sommer 2018 ist der Krisenfall geplant. Alle Wasserleitungen werden abgedreht; es gibt nur Notrationen. Es herrscht eine historische Dürre. Der größte Staudamm "Theewaterskloof-Damm liefert kaum noch Wasser. Südafrika verbraucht jährlich knapp ein Drittel seiner Wasser-Ressourcen. Salzwasser (Entsalzungsanlagen) könnte ein teurer Ausweg sein. Das Land erzeugt 2021 80% seiner Energie mit Kohle. Das belastet das Klima schwer. Die USA, GB und Deutschland unterstützen das Land, um Alternativen zu entwickeln. Die Windparkbetreiber kämpfen aktuell um ihre Existenz.
Kongo: 2023 stellt er die Industrieländer vor die Wahl: Entweder ihr bezahlt für den Klimaschutz - oder wir bohren im Regenwald nach Öl. Es geht um die Region Mbadaka, auch mit der Stadt Mpeka. Westliche Staaten finanzieren schon seit 2025 Naturschutzprojekte. Deutschland hat bisher 151 Mio. € gegeben. Es geht also um die zentrale Frage Naturschutz oder Öl. Die Menschen selbst sind zu arm, um sich allein für Naturschutz zu entscheiden. Vgl. Raupp, Judith: Was sind euch die Bäume wert, in: Die Zeit 10/ 2023, S. 23.
Afrika: Der Erdteil hat Treibhausgas-Emissionen in Höhe von 0,99 t CO2-Ausstioß pro Kopf. Er liegt damit weit hinter der EU-27 (6,17), china (7,99) und den USA (14,95). Quelle: Global Carbon Atlas 2023. Er weht sich deshalb - mit Recht - dagegen künfitig konsequent auf die Verwendung fossiler Brennstoffe zu verzichten. Afrika wirft dem Westen "Öko-Kolonialismus" vor.
Türkei: Die Türkei verlangt auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz eine Änderung ihres Status in der Klimarahmenkonvention. Sie will an die Fördergelder für arme Länder ran. 2019 nehmen die Türken Abschied von der Plastiktüte. An der Spitze der Bewegung steht Präsidenten-Gattin Emine Erdogan. Die Türken müssen ab 01.01.2019 25 Kurus (etwa vier-Euro-Cent) für eine Plastiktüte zahlen. Erdogan hat seine eigenen Theorien über den Klimawandel. Im Zweifel müssen die Demonstrationen im Gezi - Park für alles herhalten.
Australien: Treibhausgasreduktion bis 2030 um 26% bis 28% gegenüber 2005. Australien hat einen globalen Anteil von 1,2%. Australien bestätigt eine Verbindung zwischen Klimawandel und den Wetterbedingungen. Das Land wird von Jahr zu Jahr von schwereren Bränden eingeholt. Australiens Premierminister Morrison gerät Ende 2019 unter massive Kritik, weil er während der schweren Busch-Brände mit seiner Familien in Hawai Urlaub macht. Australien will aber nicht von der Pro-Kohle-Politik abrücken. Australien produziert relativ billig Kohle und ist einer der größten Exporteure von Stein-Kohle in der Welt. 2020 gerät ein Großprojekt der indischen Adani Group in die Kritik. Das größte Kohlebergwerk der Welt ist in Planung. Es passt nicht zu den riesigen Buschbränden, die auch auf den Klimawandel zurückgehen. Australien will noch jahrzehntelang Kohle fördern. Man geht von einem Nachfrageanstieg bis 2030 aus. In Glasgow schließt sich Australien nicht der Kohleinitiative an. Im August 2022 sagt das Repräsentantenhaus Ja zum Klimagesetz. Damit setzt die neue Labor-Regierung sofort ihr Vorhaben um. Das ist ein Meilenstein für Australien. Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 um 43% gesenkt werden. Damit schließt das Land zu wichtigen Handelspartnern auf (Kanada 40-45%, Südkorea 40%, Japan 46%). Die Kohleindustrie soll reduziert werden. Australien soll eine "Supermacht der erneuerbaren Energien" werden. Australien will mit Deutschland ein Handelsabkommen schließen. Viele benötigte Ressourcen sind in Australien vorhanden. Man braucht aber Abnahmegarantien. Klimaproteste in Australien werden hoch bestraft: Eine Klimaaktivistin, die eine Brücke 28 Minuten lahm legte, muss für 15 Monate ins Gefängnis. 2024 will der Kohlestaat Australien energiepolitisch umsteuern. Man will die größte Solaranlage der Welt bauen: 120 Quadratkilometer, 20 Gigawatt Strom, von Darwin nach Singapur soll ein Unterseekabel gebaut werden (20% des Stromverbrauchs von Singapur). Es soll auch grüner Wasserstoff erzeugt werden. Vgl. WiWo 36/ 30.9.24, S. 37..
G20 und weiter B20, W20 u. a.: Die G20 werden zu einem immer wichtigeren Forum in der Weltwirtschaft. Innerhalb dieser Gruppe gibt es Untergruppen. Die B20 sind die größten Unternehmen. Sie bilden eine Taskforce Klimaschutz (Rohstoffe sparsam nutzen). Die USA steigen aus dem Pariser Klimaabkommen aus und wollen die Rückkehr zu fossilen Energieträgern (19 + 1). Das ist aber nicht ganz richtig, weil es viele Sonderpositionen gibt: Die Türkei will sich für ihre Klimapolitik bezahlen lassen. China und Russland zweifeln die wissenschaftlichen Grundlagen an (machen völkerrechtlich mit, weil es keine Sanktionen gibt). Saudi-Arabien will eigentlich was anderes. Auf dem G20-Gipfel in Rom Ende Oktober 21 kann man sich nicht auf ein ein einheitliches Klimaziel einigen: China und Russland wollen Klimaneutralität erst 2060. Also schreibt man in das Endprotokoll Mitte des Jahrhunderts als Ziel. Die Maßnahmen dürften nicht ausreichen, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. 2021 liegt die Erde bei 1,1 Grad. Die G20 sind für 80% des CO2-Ausstoßes in der Welt verantwortlich.
Climate Engineering (Gezielte Eingriffe; Geoengineering): Hier ist die Diskussion erst am Anfang. Es gibt klimawissenschaftliche, völkerrechtliche, ethisch-moralische, ökonomische, technische und politische Fragen. Bezüglich der CDR-Maßnahmen sind in naturwissenschaftlicher Hinsicht vor allem das Potential und die Nebenwirkungen strittig. Bezüglich der Ozeandüngung gibt es bereits Feldexperimente. Vgl. Gezielte Eingriffe, in: Marotzke, J./ Stratmann, M.: Die Zukunft des Klimas, München 2015, S. 183ff. Immer mehr interessiert sich China für das Thema. So gibt es auch immer mehr Forscher aus China in Grönland. Es geht um Möglichkeiten, die Welt abzukühlen. auch die USA forschen intensiv in diesem Bereich. Sie bauen auch Eisbrecher-Kriegsschiffe.
Historischer Klimaschaden: Geschätzte CO2-Emissionen seit 1750 kumuliert bis 202 in Mrd. Tonnen: Europa 531; davon Deutschland 93; USA 417; China 235. Quelle: Our World in Data.
Klima (Klimawandel, Klimapolitik, Folgen des Klimawandels, bei Natur und Arten, Klimakatastrophe; Erwärmung, Rückkopplungen; Umweltschadstoffe, schädliche Emissionen; Grenzwerte und ihre Messung; Störung der Lebenssysteme; Biodiversität; Klimaresilienz, weltweite Rückkopplungen. Geoengineering)
"Climate is what we expect, weather is what we get", Mark Twain (1835-1910, American writer). Für die Republikaner in den USA gibt es keinen Klimawandel. James Inhofe, Senator aus Oklahoma, warf noch 2015 metaphorisch mit einem Schneeball nach Präsident Obama, um zu beweisen, dass es keinen Klimawandel gibt.
2020/21 segelt der Hamburger Boris Herrmann als erster Deutscher bei der härteste Segel-Regatta der Welt mit, der Vendee Globe. Er segelt auch für Klimaschutz und gegen Klimawandel. Sein Boot erhebt zahlreiche Daten. Schon vorher hatte er Greta Thunberg nach New York gefahren. Herrmann wird bei der Regatta Fünfter, weil er kurz vor dem Ziel eine Kollision mit einem Fischerboot hatte, sonst wäre vielleicht sogar der Sieg möglich gewesen.
Möglichkeiten zum Klimawandel: Grundsätzlich gibt erstmal zwei Möglichkeiten: Reduzierung der Emissionen oder Anpassung. Die Welt hat sich für die Reduzierung entschieden. Dann bestehen wieder zwei Wege: Weniger CO2 oder Behandlung (Geo-Engineering). Normalerweise entscheidet man sich für den ersten Weg. Eine Reduzierung ist möglich durch Verzicht, Effizienz oder Umstieg. Vorne liegen Effizienz und Umstieg (auch in Deutschland). Möglich ist auch eine Kompensation (Aufforstung, Abschaltung, Direct Air Capture). Es ist immer besser viele oder mehrere Optionen zu haben. Alle Wege haben Vor- und Nachteile (Risiken). Deshalb sollte man diversifizieren, also viele Optionen wählen. CO2 muss erheblich reduziert werden. Die technische, wirtschaftliche und soziale Umsetzbarkeit muss gewährleistet sein. Vgl. Vortrag von Gösta Jamin, Zoom-Video-Konferenz 29.4.21, HWG Ludwigshafen, Festvortrag zum 50. Jahre - Jubiläum.
Recht auf Zukunft: Klimawandel und der Beitrag Deutschlands: Deutschland setzt heute noch auf Wind, Solar, Sonstige Erneuerbare, Kohle, Erdgas, Kernenergie, Erdöl. Zukünftig sollen Wind, Solar und Sonstige Erneuerbare das schaffen. Das Bundesverfassungsgericht erklärt am 29.4.21 das Klimaschutzgesetz von 2019 für verfassungswidrig. Es sieht die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen gefährdet (Generationengerechtigkeit, Freiheitsrechte). Was ist nach 2030? Es neues Gesetz muss her. Gerichte treiben damit den Llimaschutz voran. Der Anteil fossiler Energien am CO2-Ausstoß dürfte noch zu hoch sein (Anteil nicht-erneuerbarer Energien 2020 84,8%). Eine Nachbesserung des Gesetzes muss kommen. Umweltverbände feiern das Urteil. Ein renoviertes Klimaschutzgesetz soll noch vor der Wahl zum Bundestag 2021 kommen. Das hat auch damit zu tun, den Grünen im Bundestagswahlkampf 21 den Wind aus den Segeln zu nehmen. Man will das Ziel der Klimaneutralität jetzt plötzlich bis 2045 erreichen. 65% sollen bis 2030 geschafft werden. Das BMWi ist skeptisch. Der Ausbau erneuerbarer Energie müsste verstärkt werden. Der CO2-Preis würde schneller steigen (Strompreis könnte nur durch Senkung der EEG-Umlage fallen). Bisher gab es immer externe Schocks, die geholfen haben (Deutsche Einheit, Corona-Krise). Das Urteil könnte auf der einen Seite den Regierungsparteien (CDU, SPD) von 2021 nütze, denn mit einem neuen Gesetz könnten sie den Grünen den Wind aus den Segeln nehmen. Auf der anderen Seite könnte das Urteil auch für andere Felder der Zukunft gelten: Freiheitsrechte künftiger Generationen gelten auch bei Staatsschulden oder bei der Notenbankpolitik. Die Regierungskoalition einigt sich relativ schnell auf neue Ziele: Bis 2030 Reduktion der Emissionen um 65%, bis 2040 88%, spätestens 2045 Klimaneutralität. Allerdings brauchte man für das 1,5 Grad-Ziel wahrscheinlich 70% bis 2030.Man spricht von einem "Klimapaket Deutschland". Aus der Wirtschaft kommt barsche Kritik.
Klimawandel und Öffentlichkeitsarbeit: Skeptiker des Klimawandels (Zweifler an der Theorie vom Menschen gemachten Klimawandel) kommen in den Medien deutlich häufiger zu Wort als renommierte Klimaforscher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Univerity of California in Merced 2019. Es wurden 100.000 Artikel zwischen 2000 und 2016 analysiert. Diese Erkenntnis der Klimawandel-Zweifler scheint aber auf den englischsprachigen Raum bzw. der englischsprachigen Medien begrenzt zu sein.
Klimawandel und öffentliche Meinung: Die meisten Menschen in Deutschland sind eher für den Begriff "Klimakrise". Am meisten Angst macht der Bevölkerung die Wirtschaftslage (27%) vor Ukraine-Krieg (24%), AfD - Aufstieg (21%) und Klimawandel (14%). 80% fürchten, dass dei Klimaauflagen der Wirtschaft schaden. Vgl. Bild 9.8.23, S. 2.
Klimamodell von William D. Nordhaus (1992): Zusammenhang von Temperaturvorgaben und Klimawandel. Mathematisches Gleichungssystem, das abbilden kann, wie sich ein Anstieg der Treibhausgasemissionen auf die ökonomische Aktivität auswirkt und welche Kosten Maßnahmen zur Vermeidung von Emissionen verursachen. Im Kern geht es Nordhaus weniger um einen maximalen Klimaschutz als um eine Steigerung des Wohlstands. Nordhaus spricht sich in der Umweltpolitik für eine Steuer auf Kohlendioxid aus (CO2-Steuer). Nordhaus erhält dafür 2018 den Wirtschaftsnobelpreis. Er entwickelte die integrierten Bewertungsmodelle DICE und RICE. Diese bestehen aus drei Modulen: 1. Kohlenstoffkreislaufmodul. 2. Klimamodul: 3. Wirtschaftswachstumsmodul. Vgl. Nordhaus, William D.: The Spirit of Green: The Economics of Collissions and Contagions in a Crowded World, Princeton (University Press) 2021.
Klimazerrüttung: Seit Beginn der Diskussion über Klimawandel gibt es Gegenbewegungen, die den Klimawandel leugnen. Dazu gehören Konzerne, in deren Strategien und Geschäftspolitik der Klimawandel nicht passt. Aber auch Politik und Medien machen mit. Das beste Beispiel ist der abrupte Wandel in der Klimapolitik der USA unter Trump. Es geht dabei um folgende Fragen: Ist die globale Erwärmung vom Menschen verursacht? Hat der Erwärmungsprozess aufgehört? Sind die fehlerhaften Computermodelle schuld? Hat CO2 eine Klimawirkung? Sind die Klimaforscher nur wegen des Geldes dabei?
Klimawandel wird weitergehen: Durch die starke Reduktion des deutschen und europäischen CO2-Ausstoßes wird der Klimawandel eingedämmt oder die schlimmsten Folgen können verhindert werden. Das ist eine Illusion, denn die bisherigen Klimaabkommen von Kyoto und Paris können einen starken Anstieg der CO2-Emissionen nicht verhindern. Dies gilt umso mehr, wenn wichtige Länder wie die USA sich nicht beteiligen. Also muss sich Deutschland auf diese unbequeme Wahrheit in seinen Planungen einstellen. Vgl. Neubäumer, Renate: Der Klimawandel wird weitergehen - eine unbequeme Wahrheit, in: Wirtschaftsdienst 2019/11, S. 798ff.
Fossiles Zeitalter: Das fossile Zeitalter der Menschheit beginnt ca. 1820 n. Chr., also vor etwa 200 Jahren. Ab dieser Zeit setzen die Menschen fossile Energieträger in der Industrie ein. Die Verbrennung dieser Stoffe führt zu einem drastisch erhöhten Ausstoß von CO2, was das Klima auf der Welt verändert. Seit Beginn der Industrialisierung ist die globale Durchschnittstemperatur um 0,8 Grad angestiegen. Die aktuellen Auswirkungen zeigen sich seit rund 20 Jahren. Pro Kopf müsste der Stromverbrauch erheblich gesenkt werden, von jetzt 6000 Kilowatt auf 2000 (die Schweiz scheint am weitesten zu sein). Das fossil-nukleare Betriebssystem dürfte aber keine Zukunft mehr haben. "Grüne" Investitionen würden das Wachstum und den Wohlstandszuwachs nur leicht verzögern. Die Industriegesellschaft stößt aber auch an ihre Grenzen, denn Wachstum braucht Energie. Die Gewinnung der Energie zerstört den Planeten. Allein bis 2035 dürfte der weltweite Energieverbrauch um 50% ansteigen (US-Energieministerium). Das Potsdam Climate Institut hat folgende Hochrechnung 2014 gemacht: Der CO2-Ausstoß nach Verbrauch aller fossilen Brennstoffreserven beträgt weltweit 2795 Gigatonnen (Gas 363; Öl 615; Kohle 1817). Damit beträgt die CO2-Ausstoßgrenze beim 2-Grad-Klimaziel 886 Gigatonnen. Es darf noch weltweit 565 Gigatonnen verbraucht werden. Bereits genutzt sind 321 (also darf die Welt bis 2050 886 Gigatonnen CO2 emittieren). Der Weltklimarat empfiehlt 2014 einen Verzicht auf fossile Energie, um die weitere Klimaerwärmung zu verhindern. Der deutsche "Umweltpapst" Friedrich Schmidt-Bleek kritisiert in seinem Buch von 2014 (Grüne lügen, München) folgendes: Umweltschutz wird häufig auf Verringerung der CO2-Emissionen reduziert. Grundlage müsse der Verbrauch natürlicher Ressourcen sein, die nicht beliebig erneuerbar sind (Gas, Öl, Kalk, Kupfer, Eisen). Rückenwind erhält die Abkehr von fossiler Energie durch die Finanzwelt: Versicherungen und Stiftungen beginnen damit, ihre Investitionen aus fossilen Energieunternehmen abzuziehen. "Große Teile der USA glauben aus religiösen Gründen einfach nicht an Wissenschaft. Die Leute benutzen Autos, Telefone und Krankenhäuser, aber sie glauben nicht ans Sonnensystem, an den Klimawandel, an Evolution oder an Genetik", Thomas Südhof, deutscher Nobelpreisträger 2013, der in den USA lebt. Die Konzentration des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hat 2014 in der Atmosphäre der nördlichen Erdhalbkugel einen neuen Höchststand erreicht. Zum ersten Mal wurde durchgehend der Wert 400 ppm überschritten (Quelle: WMO, Weltorganisation für Meteorologie). Vor der Industrialisierung lag der Wert bei 278 ppm. Die WMO warnt vor dem weiteren Verfeuern fossiler Brennstoffe. Durch das Verbrennen aller bekannten Erdöl-, Kohle und Gasvorkommen ergibt sich eine CO2-Emission von 2795 Mrd. Tonnen. Bis 20150 bleibt dann maximal ein CO2-Budget von 565 Mrd. Tonnen, um das 2-Grad Klimaziel einzuhalten. 2015 führt bei den CO2-Emissionen weltweit China (9900 Mio. t) vor den USA (5200 Mio. t). Bei den pro Kopf CO2-Emissionen liegen die USA (16,4 t) vor Saudi-Arabien (16,2 t), Kanada (16,0 t) und Süd-Korea (13,0 t). Die höchsten Zuwächse bei CO2 haben seit 1990 China (+293%), Indonesien (+213%) und Indien (+198%). 2014 wurden erstmals 41% des Stromes mit Hilfe von kohle gemacht.
Industrialisierung und Erderwärmung (Welten zwischen dem Zustand vorher und heute): Seit der Industrialisierung vor 150 Jahren stieg der CO2-Anteil in der Atmosphäre um 44 Prozent. Gleichzeitig wurde es immer wärmer. Seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahre 1881 stieg die globale Temperatur um 1,1 Grad Celsius (in Deutschland im gleichen Zeitraum um 1,5 Grad C). Zuletzt beschleunigte sich der Prozess. Die 20 wärmsten Jahre wurden in den letzten 22 Jahren gemessen. Studien legen nahe, dass ab einer Erwärmung um 2 Grad Celsius ein so genannter "Kipppunkt" erreicht ist, bei der es zu einer Kettenreaktion kommt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Vgl. Welt der Wunder 8/19, S. 21. Das Klima kann schon gekippt sein, lange bevor die Folgen massiv zutage treten. Wir gewöhnen uns an kleine Veränderungen. Und irgendwann sind warme Winter und braune Wälder vielleicht normal. Ein Beispiel ist Methan: Der Wert im Jahresmittel 2019 lag bei 1866 ppb. Das ist rund das 2,5-Fache des Vorindustriellen Zeitalters. Vgl. Gruber Christian: Der schleichende Tod, in: Rheinpfalz 8. 11.2020, S. 23.
Klimaeinflüsse: Das Klima ist Ergebnis einer Energiebilanz. Die von der Erde ins All abgestrahlte Wärmestrahlung muss die absorbierte Sonnenstrahlung im Mittel ausgleichen. Wenn dies nicht der Fall ist, ändert sich das Klima. Um Klimaänderungen zu vermeiden, gibt es drei grundsätzliche Möglichkeiten: 1. Die ankommende Sonneneinstrahlung kann sich durch Änderung der Umlaufbahn um die Sonne oder in der Sonne variieren. 2. Der ins All zurück gespiegelte Anteil kann sich ändern. Diese Albedo beträgt bei heutigem Klima 30%. 3. Die abgehende Wärmestrahlung wird durch das Gehalt der Atmosphäre an absorbierenden Gasen (Treibhausgase) und Aerosolen beeinflusst.
Resilienz: Der Begriff kommt aus der Psychologie. Er bezeichnet die Belastbarkeit und dei Anpassungsfähigkeit in Krisenzeiten.
Klimawandel und Tote: Zwischen 1995 und 2015 sind etwa 600.000 Menschen unmittelbar aufgrund von klimabedingten Wetterextremen gestorben. Bis 2030 können nach einer Schätzung der Vereinten Nationen jährlich 250.000 Menschen am Klimawandel sterben. Die Wahrscheinlichkeit, an den folgen der Erderwärmung zu staerben, steigt in den nächsten 30 Jahren um 257%. Vgl. Welt der Wunder 8/19, S. 21.
Zusammenhang CO2 und globale Erwärmung: Die grundlegende Theorie stammt von dem deutschen Physiker Klaus Hasselmann. Er hat dafür ein komplexes Klima-Modell entwickelt (Nachweis, dass die globale Erwärmung Menschen gemacht ist). Er bekommt 2021 den Nobelpreis für Physik. Am Scripps-Institute für Ozeanografie in Kalifornien begegnete er dem führenfen Klimaforscher Charles Keeling (siehe nächsten Abschnitt). Er war der erste, der die CO2-Konzentration in der Luft maß. Schüler von Hasselmann sind Mojib Latif und Hartmut Graßl.
Keeling-Kurve: Benannt nach dem Klimaforscher Charles David Keeling (1928-2005). Er macht Messungen auf dem Mauna Loa auf Hawai. Der Kohlenstoffkreislauf treibt das gesamte Klimasystem an. Die eine Hälfte unseres Kohlenstoffdioxidausstoßes wird von Ozean und Land - Biosphäre absorbiert, die andere Hälfte erwärmt unseren Planeten, wobei der Ozean 90% der Menschen gemachten Wärme aufnimmt. Es gibt Schwellenwerte und Kipppunkte im Klimasystem, wenn sich fundamentale Rahmenbedingungen wie die Temperatur ändern.
Svante Arrhenius: Schwedischer Chemiker (1859-1927). Er war einer der ersten Nobelpreisträger. 1861 entdeckte er das Gesetz der Erderwärmung: Jeder Anstieg der CO2-Konzentration erzeugt zwangsläufig höhere Temperaturen in der Erdatmosphäre.
Globale Erwärmung (global warming): Sie ist größtenteils auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Treibhausgase (Methan, CO2, Halone, Lachgas, Russ) führen dazu und damit zum Anstieg des Meeresspiegels (seit der Jahrhundert-Wende jährlich um rund vier Millimeter). Zwischen 2000 und 21000 wird mit einer Steigerung der Temperaturen von 1,1 bis 6,4° gerechnet. Seit den Messungen 1978 schrumpft das Meer-Eis in der Arktis um etwa 11% im Jahr. 2011 wird eine beispiellose Schmelze registriert (größter Eisverlust seit 1500 Jahren). Kohlendioxid entsteht zu 80% durch Verbrennung fossiler Brennstoffe und zu 20% durch Entwaldung. Zusätzlich ist in den oberen Luftschichten in den letzten 45 Jahren die Konzentration des Wasserdampfs um 75% angestiegen, was den Temperaturanstieg etwa um die Hälfte beeinflusst. Ohne den Treibhauseffekt wäre die durchschnittliche Temperatur weltweit ca. -18 statt +15 Grad C. Den größten CO2-Emissionen-Ausstoß pro Kopf haben die USA (19,61 t), Australien (18,41 t) und Russland (10,79 t). Eine große Hoffnung setzen viele in das Elektroauto. Dabei ist die Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Batterietechnik entscheidend. 19 der 20 wärmsten Jahre weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen liegen in den vergangenen zwei Jahrzehnten. 2015 war das Jahr, in dem es erstmals ein Grad Celsius wärmer war als im Schnitt in der vorindustriellen Zeit. 2016 ist die Meereseisfläche in der Arktis stark geschrumpft (zweitstärkste Schmelze seit dem Rekordjahr 2012). Die Reduzierung der FKW-Gase (Beschluss von 200 Staaten, Unep, Kigali) ist ein Meilenstein gegen die Erderwärmung.. 2015 ist ein Rekordjahr, was den Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) angeht (Quelle: Weltorganisation für Meteorologie/ WMO). Die vergangenen fünf Jahre (von 2011 bis 2015) waren laut UN-Experten die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Daten gehen auf die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zurück. In einigen Ländern gibt es schon Schutzräume gegen Hitzestress (("Cooling-Center", z. B. in Chicago). Von 2015 auf 2016 gab es den größten CO2-Anstieg auf der Erde seit es Aufzeichnungen gibt (Quelle: Weltorganisation für Meteorologie). Seit der Zeit vor der industriellen Revolution bis heute betrug der Anstieg 40%. Das könnte auch mit der Erwärmung der Meere zusammenhängen, die nicht mehr ausgleichen können. Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass der Klimawandel die Menschheit bedrohen könnte. Laut einem WWF-Report 2009 erwärmt sich die Arktis immer schneller. Dies führt wahrscheinlich zu Überschwemmungen und Wetteränderung. Die Konzentration des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hat 2014 in der Atmosphäre der nördlichen Erdhalbkugel einen neuen Höchststand erreicht. Zum ersten Mal wurde durchgehend der Wert 400 ppm überschritten (Quelle: WMO, Weltorganisation für Meteorologie). Vor der Industrialisierung lag der Wert bei 278 ppm. Die WMO warnt vor dem weiteren Verfeuern fossiler Brennstoffe. Seit der vorindustriellen Zeit (1750) hat sich die globale Durchschnittstemperatur bereits um 1 Grad erhöht. Also bleiben nur noch 0,5 bis 1 Grad übrig. Die Jahre 2015 bis 2018 waren die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. 2018 und 2019 waren auch in Deutschland Dürrejahre. Im April 2020 regnet es extrem wenig. Das bringt Verlust für die Landwirtschaft und Waldbrände für den Wald. Der Nationale Wetterservice der USA meldet 2020 einen neuen Hitzrekord im Death Valley mit 54,4 Grad. "Wenn das so weitergeht, haben wir in spätestens 40 Jahren keinen Winter mehr", Mojib Latif, Klimaforscher am Leibnitz-Institut der Uni Kiel. Der November 2020 war der heißeste November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Quelle: Copernicus, EU-Erdbeobachtungsprogramm. Die Welt steuert Ende 2020 auf eine Erdwärmung von 3° Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Das Pariser Abkommen von 2015 sah vor, die Erwärmung auf deutlich unter 2 ° zu senken. 2023 ist ein El-Nino-Jahr. El Nino verstärkt die Auswirkungen des Klimawandels. Deshalb wird Anfang Juli 2023 (04.07.23) auch der wärmste Tag der Erdgeschichte weltweit gemessen. Die Erderwärmung und die Hitzewellen verbunden mit Wetterextremen nehmen dramatisch zu. Das Jahr 2023 ist das wärmste Jahr, das je in der Erdgeschichte gemessen wurde. In Deutschland war es im Saarland am wärmsten. Das Jahr brachte eine Kombination von Hitze und Regen. Das hat selbst Klimaforscher überrascht. Die Erde erhitzt sich stärker (durchgängig um mehr als 1,5 Grad Celsius). Die Wirkung von El Nino ist noch nicht klar einrechenbar. 2024 dürfte es erst mal heiß weitergehen. Im März 2024 schlagen die UN-Experten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Alarm: Global gesehen sei das letzte Jahrzehnt das heißeste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Die Erwärmung der Ozeane, der Rückgang der Gletscher und das Schmelzen der Polarkappen seien zutiefst beunruhigend. Quelle: Jahresbericht der WMO 2024.
Sommer 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023 und Klimawandel: Deutschland ist im meteorologischen Ausnahmezustand. Man bekommt eine Ahnung davon, wie der Klimawandel in Zukunft wirken könnte. Die Zahl der Dürremonate ist seit 1971 gestiegen. Es gibt längere Trockenperioden, besonders im Mittelmeerraum, aber auch in Skandinavien. Im Juli 2018 liegen global gesehen Mittel- und Nordeuropa unter einer Wärmeglocke. Auch in Sibirien ist es außergewöhnlich warm. Im nördlichen Kanada ist es kühler. In Deutschland beträgt der Temperaturanstieg seit 1881 bis 2011 im Durchschnitt +1,22 ° C. Im Sommer fällt leicht weniger Niederschlag, im Winter erheblich mehr (+26%). Hitzewellen machen auch depressiver und erhöhen die Selbstmordrate (Studie der Uni Stanfords 2018). Der Juni 2019 war der heißeste Juni weltweit in der Geschichte. Quelle: Copernicus, Erdbeobachtungssystem der EU. Deutschland hat immer längere Hitzeperioden. Seit 2000 gibt es eine ganze Reihe heißer Sommer. Die globalen Windsysteme verändern sich rapide. Quelle: Extremwetterkonferenz am 23.9.20 in Hamburg. Die Grüne fordern im August 2018einen milliardenschweren Fonds zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Der Bund führt alle 6 Jahre eine Risikoanalyse durch (Umweltministerium, Umweltbundesamt). Im Juni 2021 kommt wieder ein Bericht: Bei 31 von 100 untersuchten Wirkungen ist dringender Handlungsbedarf in Deutschland. Wassermangel und tödliche Hitzebelastungen (besonders in den Städten) drohen. Extremwetterereignisse können schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft haben. Das Klima im Westen und Süden Deutschlands könnte sich am stärksten verändern. 2022 gibt es zahlreiche schwere Waldbrände in Deutschland und Südeuropa. In -Deutschland werden im Juli 2022 über 40 Grad erreicht.
Hitzeschutzplan der Bundesregierung: Das Gesundheitsministerium macht einen Plan. Er wird 2023 erarbeitet. Ärztevertreter und Patientenschützer bringen sich ein. Man fordert einen dauerhaften Schutz. Die Hitzewellen sind oft auch mit schlechter Luftqualität verbunden.
Heißzeit: 2018 gibt es Warnungen vor einer Heißzeit (Potsdam Institut für Klimaforschung; Schellhuber). Es bestehe ein Risiko, dass das Klima durch verschiedene Rückkopplungsprozesse in Zustand kippe (Kippeffekt), der als Treibhaus-Erde bezeichnet werden kann. Das wäre mit einem Meeresspiegel-Anstieg um zehn bis 60 Meter gekennzeichnet. Tuvalu in der Südsee droht bald zu versinken. Fünf Millimeter pro Jahr hebt sich in der Gegend der Meeresspiegel, und das seit 1993. Die meisten Menschen leben von Tourismus, Fischfang und Export von Kokosnüssen. In Frankreich gibt es 2022 einen Dürre-Notstand. Anhaltende Hitze und Trockenheit macht besonders schwer den französischen Landwirten zu schaffen. Mehr und mehr Kommunen geht das Trinkwasser aus. Vor allem im Südwesten richten Waldbrände verheerende Schäden an.
Exkurs. Hitzerekord: Jacobabad in Pakistan gilt als der heißeste Ort der Welt, an dem Menschen leben. Im Sommer werden spielend 50 Grad Celsius erreicht. Eigentlich müssten die Menschen gehen. Knap dahinter liegen folgende Orte: Tak Agro/ Thailand 45,4 Grad; Akjoujt/ Mauretanien 45,3 Grad; Prayagraj/ Indien 42,2 Grad. Vgl. Die Zeit 19/ 4.5.23, S. 38.
Verschiebung der Jahreszeiten: Der Klimawandel verschiebt die Jahreszeiten. Dadurch können über Jahrtausende eingespielte Beziehungen zwischen Tieren und Pflanzen empfindlich gestört werden. Ganze Arten können regional verschwinden. Besonders gravierend wirkt der Übergang von frühen/ kalten Wintern (bis etwa 2004) zu späten/ warmen Wintern. Hiervon sind z. B. die Heringe stark betroffen. Quelle: Thünen - Institut 2022.
Erderwärmung und Folgen für die Menschen: Wenn der Ausstoß der Treibhausgase nicht gemildert wird, könnten in 50 Jahren (ab 2020) 3,5 Mrd. Menschen unter großer Hitze leiden. Sie würden in Gebieten leben, in der die jährliche Durchschnittstemperatur mehr als 29 Grad Celsius beträgt. Die Studie wurde von der Wageningen University in den Niederlanden durchgeführt unter dem Dach der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften. Gebiete mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von mehr als 29 Grad Celsius drohen sich von jetzt 0,8% der weltweiten Landfläche (vor allem Sahara) bis 2070 auf 19 % auszudehnen.
Erde hat ein Thermostat: Wasserdampf in der Atmosphäre verbindet sich mit Kohlendioxid (CO2). Es entsteht kohlensäurehaltiges Regenwasser, das mit Silikongestein chemisch reagiert. Dieser Prozess holt CO2 aus der Luft. Das verwitterte Gestein wird über Flüsse in die Ozeane transportiert und bildet dort Kalkgestein. Je massiver die Verwitterung ist, desto mehr CO2 zieht sie aus der Luft und kühlt damit das Erdklima wieder ab.
Einfluss der globalen Erwärmung auf die Umwälzströmung: Noch nie in mehr als 1000 Jahren war die Atlantische Meridionale Umwälzströmung (AMOC), auch als Golfstrom-System bekannt, so schwach wie in den vergangenen Jahrzehnten. Quelle: Studie 2021 am PIK. Europa drohen Winterstürme und Hitzewellen.
Folgen des Klimawandels: 1. Gletscherschwund. 2. Rückgang des polaren Meereises. 3. Tauen des Permafrostes. 4. Die Eisschilde in Grönland und der Antarktis. 5. Der Anstieg des Meeresspiegels. 6. Änderung der Meeresströmungen. 7. Wetterextreme. 8.Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. 9. Ausbreitung von Krankheiten. Vgl. S. Rahmsdorf/ H.J. Schellnhuber: Der Klimawandel, München 2018 (8. Auflage), S. 53ff.
Hochwasser: Infolge der Erderwärmung verdunstet mehr Wasser und gelangt in die Atmosphäre. So nehmen in Deutschland Hochwasserphänomene zu. 2024 sind besonders Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt betroffen.
Gefährdung globaler Lieferketten durch den Klimawandel: Überflutungen, Dürren und Wirbelstürme, also die zunehmenden Wetterextreme, können die globalen Lieferketten empfindlich treffen. Sie können wie Schockwellen wirken, die sich zu Flutwellen auftürmen könnnen.
Klimafolgenökonomie: Der Klimawandel führt zur Erderwärmung (von 2013 15 Jahre zurück steigen die Temperaturen allerdings nicht mehr an). Die Dauerfrostböden in der Arktis, in Sibirien und im Hochgebirge sind große Kohlenstoffspeicher. Tauen Sie auf, wird durch diesen Prozess die Erwärmung beschleunigt. Weitere Temperaturtreiber sind Kühe, der Kahlschlag von Wäldern (Urwald), und Kohleverbrennung. Die Menschen stoßen immer mehr an die Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit. Neue Technologien und neue Verhaltensweisen sind erforderlich. Die betriebswirtschaftlichen, gesamtwirtschaftlichen und globalen Folgen müssen geschlossen ökonomisch analysiert werden. Dies sollte eine Klimafolgenökonomie leisten. Die weltweit wichtigsten Akteure müssen strategisch zusammenspielen. Am wichtigsten ist eine Anpassungsstrategie. Eine der schwersten Folgen ist der Anstieg des Meeresspiegels. Bis 2100 könnte dieser um 75 bis 190 Zentimeter höher liegen als 2010. Wenn der Meeresspiegel steigt, gehen erst mal viele Immobilien an vielen Küsten verloren (Yorkshire, GB; Malibu, USA; Gold Coast, Australien, Nantucket, USA; in Bangladesch Küstenregionen wegen Zyklonen nicht mehr bewohnbar). Wichtige Eiswelten und Gletscher schmelzen. Dies ist z. B. so im Tianshan-Gebirge in Zentralasien. Länder wie Bangladesch werden seit langem immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. Durch künstlich erzeugte Wolken oder durch Schwefelimpfungen in der Atmosphäre wollen Forscher die Erderwärmung stoppen. Die Frage ist, wer für die Folgen des Geo-Engineering haftet. Ursprung ist die Silberjodid-Dusche gegen Hagel vor über Hundert Jahren. Diese wird auch heute noch in Russland, China und Deutschland eingesetzt (bei uns im Weinbau). In Deutschland wächst die Ernte in der Landwirtschaft durch den Klimawandel. Es gibt aber auch Probleme (Trockenheit im Frühling, viel Regen im Sommer, mehr Nässe im Herbst). Besonders drastisch wirkt der Klimawandel auf das Great Barriere Reef vor Australien. Der größte Teil ist schon geschädigt. Natürlich wird auch die Luft immer schmutziger. An dem Smog sterben laut Weltgesundheitsorganisation jährlich 1,3 Mio. Menschen. Vor allem in Ostchina, Indien und dem Nahen Osten wächst die Belastung. Wegen seiner Lage ist Santiago de Chile besonders betroffen. Eine wichtige Folge ist die Nahrungsmittelknappheit (hält nicht mit der Bevölkerungsentwicklung mit). Eine Studie der Weltbank 2013 ("Turn down the Heat") beschreibt einen Mangel bei Grundnahrungsmitteln in der Zukunft (Reis, Mais, Weizen, Soja). Eine Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung kommt 2013 zu folgendem Ergebnis: Verzögerungen beim internationalen Klimaschutz führen dazu, dass das Wirtschaftswachstum beim späteren Umsteuern deutlich stärker sinkt als bei früherem Handeln (konkret: 2030 -7%; 2015 -2%). Der Bericht des Weltklimarates im September 2013 sieht eine brutale Hitze im Jahre 2100 auf 85% der Landfläche. Die Hitzewellen könnten sich schon bis 2040 vervierfachen. Die Wetterextreme verstärken den Treibhauseffekt. In asiatischen Ländern wie China und Indien ist die Ozonbelastung inzwischen so hoch, dass die landwirtschaftlichen Erträge gefährdet sind. Vor allem beim Reisertag gibt es Einbußen. Mittlerweile gibt es auch Studien über die Folgen des Klimawandels auf das BIP: Kurzfristi wird die Beschäftigung angekurbelt, Langfristig könnte sich das BIP um bis zu 0,6% schlechter entwickeln (Quelle: Nieters/ Drosdowski/ Lehr Do extreme weather events damage the German economy, Gws Discussion Paper 2015/2). Das Journal of Glaciology veröffentlicht im August 2015 eine Studie: Die Gletscher sind weltweit stark aus dem Gleichgewicht geraten. Die Eisdichte nimmt jährlich zwischen einem halben Meter und einem Meter ab. Auch in den Alpen ist dies deutlich spürbar. "Nothing in life is to be feared, it is only to be understood", Marie Curie (1867-1934), French-Polish scientist, winner of Nobel Prize for Physics. Die USA sind total gespalten. New York investiert Milliarden, um sich gegen die Monsterstürme und den steigenden Meeresspiegel zu wappnen. North Carolina schreibt per Gesetz vor, den Klimawandel zu ignorieren. Im Südwesten der USA verschwindet das Grundwasser. 65 Milliarden Kubikmeter Wasser sind z. B. aus dem Colorado-River-Becken binnen neun Jahren verschwunden. 920 Millionen Liter füllt Nestle in der Mojawe-Wüste jährlich in Flaschen ab, die unter dem Namen Arrowhead verkauft werden (umgeht Notstandsregeln, weil das Gebiet in einem Indianerreservat liegt). Der Klimawandel hat auch die Weinberge Frankreichs erreicht. Eine zweitausend Jahre alte Kultur gerät unter Druck. Hitzewellen und Trockenperioden folgen immer öfter Hagel und Starkregen. Betroffen sind alle Gebiete: Loire, Rhone, Burgund, Champagne, Bordelais. Besonders spürbar ist der Klimawandel auch in den Alpen. Dem Skitourismus stehen starke Änderungen bevor. Die Schneefallgrenze dürfte in Österreich bis zum Jahre 2030 um etwa 150 Meter ansteigen. Das dürfte zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung führen. Die Schneestürme an der Ostküste der USA häufen sich: Steigende Lufttemperaturen führen zu steigenden Meerestemperaturen. Je wärmer das Meer ist, desto mehr Potential hat ein Sturmtief (Verwirbeln von Luftmassen). An der Westküste der USA in Kalifornien wird das Wasser in Folge des Klimawandels knapp. In den Bergen fehlt der Schnee, der früher das Grundwasser speiste. Der Wasserverbrauch muss limitiert werden. Hauptverbraucher ist allerdings die Landwirtschaft mit ca. 80 Prozent (Obst, Gemüse; noch keine Einschränkungen). Es gibt auch immer mehr Waldbrände in Kalifornien (auch 2015 wieder). Es gibt auch Zonen auf der Welt, die anscheinend vom Klimawandel profitieren: Dazu gehört die Sahel-Zone. Dort gab es in den letzten zwanzig Jahren wieder mehr Regen. Der Columbia - River im US-Bundesstaat Oregon wird immer wärmer. Dadurch könnten bis zu 80% der Lachse umkommen (250.000). Der Klimawandel vernichtet Korallenriffe weltweit. Besonders betroffen ist das Great Barrier Reef vor Australien. Es hat in den letzten 30 Jahren fast die Hälfte der Korallen verloren. Besonders bedrohlich ist die australische Kohlewirtschaft. 2015 wird das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch die Temperatur der Meeresoberflächen sind am höchsten. Spanische Forscher warnen Ende 2015, dass Mallorcas Strände bald im Meer versinken könnten. Sie weisen ebenfalls darauf hin, dass das bedeutendste Obst - und Gemüseanbaugebiet der EU in der Region Andalusien bedroht ist. Ski-Gebiete unter 2000 Metern haben langfristig kaum Bestandschancen. Es gibt also weniger Ski-Gebiete. Bei vier Grad mehr Erderwärmung ist in Deutschland Schluss. Sogar der Ausbruch des Syrienkrieges wird mittlerweile mit dem Klimawandel in Berührung gebracht. Eine schlimme Dürre trieb viele Menschen vom Land in die Städte und dort erhöhten sie das revolutionäre Potential. Auch die Erfolge von Boko Haram im Norden Nigerias werden mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Das Grantham Research Institute der LSE errechnet 2016, dass ein Temperaturanstieg von 2,5 Grad ein Vermögen von 2500 Milliarden Dollar auf der Erde vernichten würde.
Treiber der regionalen Entwicklung in Deutschland: 1. Technologischer Wandel. 2. Globalisierung. 3. Klimawandel. Die Effekte des Klimawandels sind regional sehr unterschiedlich. Die Erwärmung wird Baden-Württemberg am stärksten treffen. 4. Präferenzverschiebung. 5. Nationale Wirtschaftspolitik. Vgl. Pflüger, Michael: Regionale Disparitäten und Regionalpolitik, in: Wirtschaftsdienst 2019/ Sonderheft, S. 10ff.
Bedrohungen für die Erde (Meere und Eis) durch den Klimawandel: 1,18 Mio. Quadratkilometer kleiner war die Eisfläche im Nordpolarmehr im Februar 2017 verglichen mit dem Durchschnittswert der Jahre 1981 bis 2010. 625 Mio. Menschen lebten 2006 in gefährdeten Küstenregionen - Prognosen zufolge werden es 2030 rund 900 Mio. sein. Vgl. Der Spiegel Wissen: Paradies Erde, 2/2017, S. 12,13. Um 26% hat der Säuregrad des Meeres seit 1850 durch die Aufnahme von CO2 zugenommen. Die Oberflächentemperatur der Meere steigt durch den Klimawandel pro Jahrzehnt um etwa 0,12 Grad an. Die Wassererwärmung kann zu Sauerstoffmangel, Algenblüten und Korallenbleiche führen. Vgl. auch Mojib Latif: Die Meere, der Mensch und das Leben, Freiburg u. a. 2017. Insgesamt gerät der Wasserkreislauf durch den Klimawandel außer Kontrolle. Die Ozeanerwärmung geht schneller als bisher angenommen: in den vergangenen 25 Jahres (ab 2018 rückwärts) wurde etwa 60% mehr Wärme aufgenommen. Expertenstudie 2018. Ende September 2019 legt der IPCC seinen Sonderbericht zu den weltweiten Schnee- und Eisvorkommen und zu den Meeren vor: Er hat 900 Seiten und 7000 Studien ausgewertet. Schon jetzt tauen vielerorts die Gletscher. Der antarktische Eisschild verlor im Zeitraum 2007 bis 2016 dreimal so schnell an Masse wie von 1997 bis 2006. Als Folge dieser Entwicklung müsse mittel- bis langfristig mit regelmäßig überschwemmten Küstenmetropolen und versinkenden Inselstaaten gerechnet werden. so genannte Jahrhundertüberschwemmungen drohen ab 2050 in bestimmten Regionen und Städten. Nur durch eine deutliche Reduktion der Treibhausgase könnte diese Entwicklung abgemildert werden. Der Meeresspiegel steigt seit Beginn des 21. Jh. zweimal so schnell wie im 20. Jh. Die Gletscherschmelze in den Rocky Mountains wird die Wassersorgung von Millionen Menschen gefährden. Es ist schwierig das Problem in den USA anzusprechen, weil es erst in Jahrzehnten spürbar wird.
Exkurs "Umweltkatastrophe im Marmarameer": 2021 überzieht eine Schleimschicht das Marmarameer. Es verschandelt die Strände, verstopft die Häfen und erstickt das Leben. Der "Seerotz", von dem man auch spricht, ist Folge der Wasserverschmutzung und könnte die Region unbewohnbar machen. Das Meer leidet vor allem durch Abwässer von Haushalten und der Industrie. Es ist auch schon 2,5 Grad wärmer als normal.
Kosten des Klimawandels: Immer öfter wird die Frage gestellt, wer die Kosten tragen sollte. Die Hälfte der 20 schlimmsten Waldbrände entzündeten sich seit 2015. Ein Stromkonzern in Kalifornien geht insolvent. Die Hälfte der Stromleitungen in Kalifornien gehörten dem Unternehmen PG&E.
Klimawandel und Produktivität: Der Anteil der jährlichen produktiven Arbeitsstunden die im Jahr 2015 wegen Hitze ausfallen: In Westeuropa unter 0,1%, Nordamerika 0,1%, Zentralamerika 1,0%, Nordafrika/Mittlerer Osten 1,1%, China 1,1%, Ostafrika 2,2%, Südostasien 2,3%, Indien 4,9%, Westafrika 5,0%. Insgesamt sind auch immer mehr Menschen betroffen. Quelle: Kjelstron et. al.
Anstieg des Meeresspiegels: Der Meeresspiegel steigt unaufhaltsam an. In den vergangenen 100 Jahren hatten wir einen Anstieg von 20 Zentimetern. Die bekommen wir in den nächsten 20, 30 Jahren noch einmal. Schon wenige Zentimeter Anstieg des globalen Meeresspiegels vergrößern das Risiko von Extremwetterlagen, Sturmfluten und Hurrikane. Wichtig ist die Westantarktis, wo Schilde abbrechen. Das Golfstromsystem verlangsamt sich. Der Permafrostboden in Sibirien baut sich ab. Als erstes betroffen werden folgende Inseln sein: South Tarawa (Kiribati, 2 m ü. d. M.), Subhdia (Bangladesch, 6 m ü d. M.). Als erstes werden auch betroffen sein Osaka in Japan, Venedig in Italien (1 m ü. d. M.), Texel und Den Haag (Niederlande, 1 - 2 m ü. d. M.). Vgl. Nass, in: Der Spiegel Nr. 49/1. 12. 2018, S. 13ff.
Ozean als Klimaanlage: Der Ozean ist in Aufruhr. Die Wassertemperatur an der Ozeanoberfläche steigt an. Dramatischste Folge ist El Nino. Das hat dramatische Folgen an Land: Wirbel-Stürme, Hurrikans. Vgl. Erdmann, E./ Probst, M./ Schmitt, S.: Aus der Balance, in: Die Zeit 40/ 21.9.23, S. 29.
Rückkopplungen: Unkontrollierte Rückkopplungen spielen eine wichtige Rolle für den Klimawandel. Die Arktische Schmelze, das Auftauen des Permafrostes, das Methan vom Meeresboden und der gefährdete Regenwald haben gravierende Auswirkungen. die Entwicklungen verstärken sich gegenseitig.
Klimawandel und Migration: Der Zusammenhang ist komplex. Aber der Klimawandel kann Ursache für Flüchtlingsbewegungen sein (der Flüchtlingsbegriff ist eigentlich auf politische Verfolgung beschränkt; die Ursache ist schwer nachweisbar). Solche Wanderungen sind bekannt für Kolumbien, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Indonesien, Bangladesh. Infolge des Klimawandels wird sich die Bevölkerung umverteilen. Sie wird Abwandern oder Bleiben als Risikobewältigungsstrategie zur Sicherung von Nahrungsmitteln und Lebensgrundlagen. Folgende Muster sind erkennbar: In Asien gibt es veränderte Niederschlagsmuster und Gletscherschmelze. In Mittelamerika häufen sich Extremereignisse und reduzierte Abflüsse. In Afrika gibt es steigende Dürretendenzen. "Verlust von Heimat" wird auf jeden Fall zunehmen. Vgl. Koko Warner: Verlorene Heimat. Klimawandel und Migration, in: Marotzke, J./ Stratmann, M.: Die Zukunft des Klimas, München 2015, S. 35ff.
Klimawandel und Ungleichheit (Wohlstand): Der Klimawandel verschärft die weltweite Ungleichheit. In armen Ländern fehlen die Mittel, um Klima-Schocks abzufedern. Die Menschen dort können sich nicht ausreichend versichern. So entsteht ein "Insurance Gap".
Demographie-Falle beim Klimawandel: Immer mehr Menschen leben auf der Welt. Fürs Klima ist das fatal. Die Emissionen wachsten aber stärker als die Bevölkerung. Strom und Wärme verursachen die meisten Emissionen. Alternde Gesellschaften können großen Einfluss auf CO2-Werte haben. Vgl. Franke, Martin: Die Demokratie-Falle beim Klimawandel, in: FAZ Nr. 224, 27.9.21, S. 26.
Investitionen gegen Klimawandel: 1. Physikalisch in Systeme, die langfristige regelmäßige und schwere Wetterereignisse vorhersagen. 2. Technologisch in Energiespeicherung, elektrisch betriebene Fahrzeuge bzw. Energieeffizienz. 3. Regulatorisch in Emissionsbegrenzung und Standards zur Energieeffizienz, veränderte Förderprogramme und Steuermodelle. 4. Sozial in verändertes Konsumverhalten und Druck von Gruppierungen, die den Ausstieg aus Investments in fossile Brennstoffe fordern. Siehe Philipp Hildebrand: Dem Klimawandel Rechnung tragen, in: Handelsblatt 24.10.16, S. 56.
Ozonloch: Ozonmoleküle wirken in der Atmosphäre wie ein Schutzschild vor übermäßiger UV-Bestrahlung. 1990 sah man im Ozonloch noch die größte Gefahr für die Menschheit. Nur zwei Jahre nach seiner Entdeckung verständigten sich 46 Staaten auf Verzicht von FCKW und anderen ozonschädigenden Gasen. Im wesentlichen wurde alles im Montreal-Protokoll festgehalten. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) rechnet 2014 damit, dass 2050 das Problem ganz gelöst ist. 2016 findet eine Konferenz in Kigali/ Ruanda statt. Man einigt sich auf Folgeabkommen zum Verbot von FKW. Schrittweise sollen von bei den Industrieländern 2019 bis 2035 85% des FKW-Ausstoßes verringert werden. Bei den Entwicklungs- und Schwellenländern ist eine Reduktion um 80 bzw. 85% von 2014 bis 2047 vorgesehen. Die Treibhausgase beschädigen die Ozon-Schicht. FKW ist Ersatzstoff für FCKW. Die Industriestaaten reduzierten seit Inkrafttreten des Montrealer Protokolls 1989 den Ausstoß von Ozonschicht schädigendem FCKW um 90%. Seit 2014 verkleinert sich das Ozonloch wieder (Quellen: UBA, Unep). Die Werte in Europa und Nordamerika sind rückläufig. In Ostasien sind die Werte gestiegen (Quelle: Forschungszentrum Jülich in Kooperation mit Unis Leicester und Edinburgh). Experten tippen auf eine illegale Produktion in Ostasien (13.000t FCKW pro Jahr). 2020 war das Ozonloch über der Antarktis so groß wie nie: ca. 18 Mio. Quadratkilometer. 1987 wurde ein Montrealer Protokoll gemacht über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen.
Luftgrenzwerte: Sie wurden von Gremien wie der WHO, der EU oder den nationalen Regierungen festgelegt. Zugrunde liegen Forschungsergebnisse (epidemiologisch). Diese werden etwa vom Forum der Internationalen Lungengesellschaften (FIRS) bewertet. Die Schädigungen liegen aber nicht nur in der Lunge. Die Auswirkungen auf die Menschen, insbesondere auf die Atemsysteme, sind umstritten. Letztlich sind es deshalb immer politisch gesetzte Grenz- und Richtwerte, die in Gesetze eingeflossen sind. Außerdem geht es um den Schutz der Schwächsten (Kinder, alte Menschen, Asthmatiker, Kranke). 2019 gibt es einen harten Streit um die Grenzwerte. Unionspolitiker wollen die Werte europaweit auf den Prüfstand bringen. Es geht auch um die Messverfahren bei den Werten (wo sollen die Messstellen platziert werden). Die Generalanwältin am Europäischen Gerichtshof legt Ende Februar 2019 ihre Empfehlung für einen belgischen Fall vor: Sie spricht sich für strenge Vorgaben aus. Vor sollten einzelne Messstellen deb Ausschlag geben können. Sie spricht sich damit gegen ein häufig verwendetes Verfahren aus, viele Messstellen einzusetzen und dann das statistische mittel zu bilden..
Luftschadstoffe: Staub und Feinstaub, Schwefeldioxid, Stickoxide, Ozon, Kohlenmonoxid, flüchtige organische Verbindungen, persistente organische Schadstoffe, Schwermetalle, Benzol. Eine Auswertung 2020 der Bundesländer und des Umweltbundesamtes zeigt, dass die Luft in Deutschland besser geworden ist (schadstoffarme Busse, Tempolimits). Luftverschmutzung verringert die Lebenserwartung der Menschen mehr als Rauchen (Forscher der Uni Mainz, 2020). Am höchsten dürfte die Schadstoffbelastung in der Luft auf der Welt in Delhi/ Indien sein: Beim Atmen dürfte eine Belastung sein wie beim Rauchen von 44 Zigaretten am Tag. Fahrbeschränkungen, Atemmasken und Stilllegungen in der Produktion lösen das Problem kaum. Mehr als 400.000 Menschen in der EU sterben jährlich vorzeitig an Folgen der Luftverschmutzung. Quelle: EEA, Europäische Umweltagentur, 2020. Im Jahre 2020 starben 240.000 Menschen in der EU durch die Belastung der Luft mit Feinstaub (gleiche Quelle).
Treibhausgase (CO2 in der Welt): Nach den Vereinten Nationen (UN) 2018 zufolge befinden sich so viele Treibhausgase wie noch nie zu Lebzeiten des Menschen in der Atmosphäre. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat ihren jährlichen Treibhausgasbericht im November 2018 (Daten von 2017) vorgelegt. Die Konzentration von Kohlendioxid ist stark angestiegen. Das beruht hauptsächlich auf der Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl. Die Forscher befürchten einen Anstieg der Welt-Durchschnittstemperatur. Die Konzentration der Treibhausgase ist laut Weltwetter-Organisation (WMO) 2018 noch stärker gestiegen als im Schnitt der Vorjahre und erreicht einen neuen Rekordwert. Insgesamt müssten 38 Giga - Tonnen eingespart werden. Deutschland kommt auf maximal 2, die EU auf maximal 8. Also müsste der Rest der Welt noch 30 einsparen. Keiner weiß bisher, wie das gehen soll. Durch Corona - die geringere Wirtschaftstätigkeit - hat es kaum weniger Treibhausgase gegeben.
Kohlendioxid (CO2): Emissionen in Deutschland 2014 nach Verursachern in Mio. Tonnen CO2. Energiewirtschaft 358, Industrie 181, Verkehr 160, Gebäude 119, Landwirtschaft 72, Sonstige 12 (Quelle: BMUB). 2018 will die EU erstmals Co2-Auflagen für LKWs vorschlagen. Dei Emissionen von LKWs sollen zwischen 2019 und 2025 um 15 Prozent zurückgehen. Die Laster sind für ein Viertel aller Emissionen im Straßenverkehr verantwortlich. Allerdings ist das Potential bei PKW höher, z. B. mit Hybridtechnik. Etwa 30% des Kohlendioxids, das in diei Umwelt gelangt, wird von Pflanzen und Boden gespeichert. Tropische Torfsumpfwälder nehmen dabei besonders viel Kohlendioxid auf. Deshalb ist es problematisch, dass sie zunehmend gerodet werden (Palmöl, Akazien). Die Natur braucht etwa 170 Jahre um die Giftstoffe abzubauen. Die Industrie bringt immer wieder den Vorschlag, eine unterirdische Speicherung von Kohlendioxid einzurichten. Die energieintensive Industrie erreicht ihre Grenzen. Die Bundesländer wollen davon nichts wissen. 2019 gehen die CO2-Emissionen um -6,3% zurück (nicht bei Gebäude und Verkehr). Die weitweiten CO2-Emissionen steigen von Jahr zu Jahr: 2005 29,2 Mrd. Tonnen; 2017 41 Mrd. Tonnen. Betrachtet man die CO2-Emissionen pro Kopf im Jahre 2016 ergibt sich folgendes Bild: 1, Saudi-Arabien 20 Tonnen; 2. USA 17; Kanada 16; Südkorea 12; Russland 11; Deutschland 9,8; Japan 9,5. VW hat bis 2019 ca. 100 Mio. Autos produziert, die noch weltweit fahren. Sie verursachen 1% des weltweiten CO2. Ab 2030 gelten in der EU für Neuwagen scharfe CO2-Grenzwerte. 2019 ist der CO2-Ausstoß in Deutschland gegenüber 1990 überraschend um 35% zurückgegangen. Quelle: Agora Energiewende. Gegenüber 2018 gibt es 6,3% weniger Ausstoß. Besonders stark hat der Energiesektor zur Minderung beigetragen. Für 2020 waren 40% Reduktion gegenüber 1990 geplant. Wegen der Corona-Krise könnte das klappen. 2030 soll der CO2-Ausstoß dann um 55% gegenüber 1990 sinken. Die Corona-Krise 2020 sorgt sogar für eine Übererfüllung des Klimaziels: 42,3% unter dem Wert von 1990. Quelle: Agora 2021. Der Verkauf von Emissionsrechten für das Treibhausgas Kohlendioxid hat dem Staat 2021 Einnahmen in Höhe von 12,5 Mrd. Euro beschert.
CO2-Ausstoß im Ländervergleich: Die statistisch korrektere Form sind die jährlichen CO2-Emissionen pro Kopf der Bevölkerung in Tonnen. Im Jahre 2016 lagen die USA weltweit an der Spitze mit 15,0. Es folgen Kanada (14,9), Russland (10,0), Japan (9,0), Deutschland (8,9), China (6,6), Großbritannien (5,7), Italien (5,4), Frankreich (4,4), Brasilien (2,0), Indien 1,0. Quelle: Die Zeit, Nr. 36, 29.08.2019, S. 19. Bezieht man sich nur auf den absoluten Ausstoß ohne Bevölkerung, gibt es drei entscheidende Staaten: sie sind verantwortlich für die Hälfte der Emissionen (Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß 2015): China 30%. USA 13,7%. Indien 6,6%. Dann folgen Russland 4,7%. Japan 3,6%. Deutschland 2,15%. Nach Unternehmen ergibt sich folgendes Bild: Top 10 der Unternehmen, die den höchsten CO2-Ausstoß haben (1988, 35% aller CO2-Emissionen): 1. China (Coal). 2. Saudi Arabian Oil Company (Aramco). 3. Gazprom. 4. National Iranian Oil Co. 5. ExxonMobil Corp. 6. Coal India. 7. Petroleos Mexicanos (Pemex). 8. Russia (Coal). 9. Royal Dutch Shell. 10. China National Petroleum Corp. 100 Unternehmen weltweit sind für 71% aller CO2-Emissionen verantwortlich. Quelle: Vgl. Welt der Wunder 8/19, S. 23. Nimmt man alle Staaten der Welt liegen beim Pro-Kopf-Ausstoß drei Länder an der Spitze: Katar (38 Tonnen je Einwohner), Saudi-Arabien (19), Australien (17). Quelle: Der Spiegel Nr. 49, 3011.2019, S. 60. Im Jahre 2020 sieht die Reihenfolge beim CO2-Ausstoß weltweit wie folgt aus: China 30,7%; USA 13,6%; Indien 7,0%; Russland 4,5%; Japan 3,0%; Iran 2,1%; Deutschland 1,9%. Die Weltwetterorganisation (WMO) misst für 2020 trotz der Corona-Krise die höchste Konzentration von Treibhausgasen wie Kohlendioxid um den Erdball. Einen besonders großen Anteil daran haben Brasilien, Russland, China, Australien.
Historisches CO2: Was haben einzelne Länder seit der industriellen Revolution beigetragen. An der Spitze liegen die USA mit 25%. Deutschland kommt auf einen Wert zwischen 5 und 6%. Seit 1990 ist der CO2-Ausstoß um 60% angestiegen. Corona hat nur zu einer Delle geführt. CO2 ist extrem langlebig. Mittlerweile liegt China schon am zweiten platz vor Russland und Brasilien.
Ungleichheit und CO2-Emissionen: Der ärmste Anteil von 50% an der Weltbevölkerung hat 7% der CO2-Emissionen. Der Reichste Anteil von 1% hat 15% der CO2-Emissionen. Siehe Die Zeit 39/ 14.9.23, S. 42.
Profite der Fossilkonzerne und Aufwendungen für Opfer der Klimakrise: Im Jahre 2022 hatten die Fossilkonzerne (Gas, Öl, Kohle) einen Gewinn von 4000 Mrd. US-Dollar. Die reichen Länder stellten 100 Mrd. US-Dollar für Klimaschutz un d-anpassung den armen Ländern zur Verfügung. Siehe Die Zeit 39/ 14.9.23, S. 42.
CO2-Speicherung im Boden (Big Carbon): Der Vorschlag kommt auch in Deutschland immer wieder. Zuletzt macht ihn Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Die Umweltverbände dagegen warnen: Das sei gefährlich, teuer und unerprobt. Norwegen will im großen Stil Kohlendioxid unter dem Meeresboden speichern - auch aus Deutschland. Das Land baut eine CO2-Pipeline. Der Transport ist eine Herausforderung. Die Ampelkoalition will die Technologie auch in Deutschland erproben. Andere Länder wittern ein Geschäftsmodell. Der Markt für CO2 ist potentiell größer als der Markt für Erdöl heute. Im September 2023 warnt das UBA davor, dass Potential der CO2-Speicherung zu überschätzen.
Carbon-Farming: In einer innovativen Anbaumethode können Bauern Kohlenstoff in ihren Böden speichern und nehmen somit CO2 aus der Atmosphäre. Dadurch entsteht ein neuer Markt für die Kompensation von Treibhausgasen. Experten warnen aber vor Greenwashing. Einige Start-ups wollen die regenerative Landwirtschaft optimieren. Allerdings sind die Einnahmen aus den Zertifikaten noch gering und ihr Handel umstritten. Vgl. HB Nr. 94/ 16.5.22, S. 26f.
Feinstaub: Feinstaub sind Teilchen in fester und flüssiger Form, die sich in der Luft befinden (Ruß mit Kohlenwasserstoffen, Schwermetalle). Sie schädigen die Lungenbläschen und zum Teil den Blutkreislauf. Jährlich sterben 3,3 Millionen Menschen vorzeitig durch Feinstaub (Max-Planck-Institut für Chemie). Die meisten Opfer gibt es mit 1,4 Mio. Menschen in Asien. Hauptquellen für den tödlichen Feinstaub sind die Industrie, der Straßenverkehr (vor allem Zweitakter und Dieselfahrzeuge), Holz- und Kohlefeuer (Feuerungsanlagen der Privathaushalte) sowie Elektrizitäts- und Heizkraftwerke. In europäischen Großstädten spielt NO2 (Stickoxid) allerdings eine größere Rolle. Er ist aus den Dieselmotoren der Autos. Die Bundesregierung vernachlässigt dieses Problem, wahrscheinlich auf Druck der Auto-Lobby. In Deutschland besonders betroffen ist Stuttgart durch seine Lage (mehrmals Feinstaubalarm). Der grüne Oberbürgermeister Kuhn setzt erstmal auf freiwillige Lösungen. In Düsseldorf vor dem Verwaltungsgericht setzt sich die Deutsche Umwelthilfe mit einer Klage durch. Das könnte zu Fahrverboten von Dieselautos in Innenstädten führen. Nahezu ein Drittel der europäischen Großstädter sind 2013 übermäßigen Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt gewesen. Im Mai 2018 legt die WHO in Genf neue globale Untersuchungsergebnisse vor (4300 Städte in 108 Ländern): Mehr als 90 Prozent der Menschen weltweit sind verschmutzter Luft ausgesetzt. Diese entsteht nicht nur beim Straßenverkehr sondern auch daheim beim Kochen. Weltweit haben 40 Prozent der Menschen keinen Zugang zu einer abgasarmen Kochgelegenheit. Insbesondere große Städte in Afrika und Asien sind betroffen. Feinstaub ist der gefährlichste Giftstoff. Die EU-Grenzwerte liegen zweieinhalb mal so hoch wie von der WHO empfohlen. Feinstaub führt zu Bindehautentzündung, Kopfschmerz, chronischer Bronchitis, Asthmasymtomen, Herz-Kreislauferkrankungen. Mit anderen Worten: Er schädigt Lunge, Herz und Gefäße, Gehirn und den Fötus bei Schwangerschaft. Die größten Luftverpester in Deutschland sind: Industrie (80,8 Kilo - Tonnen, 2016), Landwirtschaft (30,8), Straßenverkehr (29,1), Heizung in Privathaushalten (20,9) und Energieerzeugung (10,0). In RLP ist Mainz am stärksten belastet vor Ludwigshafen. Die Grenzwerte werden überschritten. Verantwortlich sind vor allem alte Diesel-PKW. Die Anzahl der Todesfälle durch Feinstaubbelastung ist in China besonders hoch. 217 werden 272 Städte analysiert. Betroffen waren vor allem weniger gebildete Menschen über 75 Jahre in warmen Landstrichen. Im Oktober 2018 wird eine Studie der WHO veröffentlicht: Smog stellt die größte Gesundheitsgefahr dar. Weltweit werden durch Luftverschmutzung sieben Millionen Menschen im Jahr getötet. Für das Jahr 2015 kommen die Forscher auf 442.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Luftverschmutzung in den 28 EU-Mitgliedsstaaten. Die höchste Konzentration an Feinstaub haben folgende Städte: Zabol/ Iran 217 mg/Kubikmeter , Gwalior/ Indien 176, Allahabad/ Indien 170, Riad/ Saudi-Arabien 156. Die niedrigste Belastung mit Feinstaub haben Uppsala/ Schweden und Honolulu/USA. Die Wissenschaftsakademie Leopoldina in Halle (eine der ältesten wissenschaftlichen Einrichtungen, über 1500 Forscher) stellt im April 2019 in einem Gutachten für die Bundesregierung fest: Stickoxide sind gesundheitsgefährdend. Begrenzte Dieselfahrverbote bringen nur wenig. Empfohlen wird eine umfassende Strategie mit dem Feinstaub (auch aus Benzinmotoren, Reifenabtrieb, Heizungsanlagen) im Mittelpunkt. Grenzwerte seien immer eine Entscheidung der Politik.
Feinstaub und Gletscher: Auch die Gletscher haben ein Feinstaubproblem. Der Schmutz sorgt dafür, dass sie weniger Sonnenlicht zurückstrahlen können. Und das lässt sie schneller schmelzen. Das Phänomen wurde zuerst in Grönland beobachtet. Mittlerweile wird es auch in den Alpen erforscht.
Feinstaub und Flugzeugtriebwerke: Neben Heizungen, Industrie und Straßenverkehr sind Flugzeugtriebwerke eine Quelle von Feinstaub. Erst in jüngster Zeit wird untersucht, wie sich die Feinpartikel auf Zellkulturen auswirken. Wie stark die Schäden sind, hängt vom Betrieb der Turbinen, der Zusammensetzung des Treibstoffs und den Partikeln ab.
Kerosinablass: Flugzeuge lassen manchmal Kerosin ab. Das ist der Fall, wenn ein Triebwerksschaden vorliegt oder bei der Landung der Tank zu voll ist. Besonders betroffen davon ist der Pfälzer Wald (Flughafen Frankfurt).
Stickstoffbelastung (Stickstoffoxide, NO2): Gasförmige Verbindungen mit den Atomen Stickstoff und Sauerstoff. Es werden starke Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen in Wasser, Luft und Boden für Deutschland festgestellt (Quelle: Bundesumweltministerium). Es kommt zu Schädigungen von Menschen und Natur. Hauptursachen sind die übermäßige Nutzung von Mineraldünger in der Landwirtschaft, die Kohleverstromung und der hohe Anteil von Dieselfahrzeugen. Die Bronchien verengen sich. Stickstoffoxide entstehen bei Verbrennungsprozessen. In Ballungsräumen ist der Straßenverkehr die bedeutendste Quelle. Seit Jahren läuft in der EU ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen Deutschland, weil wiederholt Grenzwerte bei Stickoxiden (Innenstädte) überschritten wurden. Jetzt, 2017, will die EU klagen. Am 25. Januar 2018 fällt darüber die Entscheidung in Brüssel. Das amtliche Messnetz in Deutschland hat 2018 247 Orte im Straßenverkehr, an denen gemessen wird. In stark befahrenen Straßen kleiner Städte und Dörfer wird in der Regel nicht gemessen. Auch hier dürfte der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stichoxid pro Kubikmeter im Jahresmittel überschritten werden. Am 22. Februar 2018 verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über klagen von DUH über die Zulässigkeit von Diesel-Verboten. Bis 31.01.18 verlängert die EU die Frist für Deutschland. Danach will sie Klage vor dem Europäischen Gerichtshof wegen der Stickoxidbelastung einreichen. eine letzte Friste geht bis Karneval 2018. Das Bundesumweltministerium sieht die Grenzeinhaltung in 20 Städten bis 2020 gefährdet. Der Grenzwert für NO2 ist in der EU noch viel zu niedrig. Die WHO ist wesentlich vorsichtiger. Die Stickoxid-Belastung in den deutschen Städten sinkt zu langsam. Es drohen mehr Fahrverbote. Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen um die Gesundheitsgefährdung durch NO2. So auch bei den deutschen Lungenfachärzten. Sie bezweifeln die Grenzwerte in ihrem Nutzen. Die Luftgrenzwerte sollen generell überprüft werden: Dies bei der Bundesregierung, in der EU und der WHO. Die EU-Kommission gibt im Februar 2019 bekannt, dass sie nichts gegen eine Höhersetzung von Grenzwerten hat, um Fahrverbote zu vermeiden. Anfang Juni 2021 verurteilt der Europäische Gerichtshof dei Bundesrepublik, weil dei Grenzwerte für NO2-Emissionen nicht eingehalten wurden. Spitzenwerte haben 2018 Stuttgart, München, Kiel und Köln. In 130 Staaten der Welt leiden die Bürger unter Stickoxiden. 2019 überschreiten 35 Stäste in Deutschland die Grenzwerte.
Schwefeldioxide: 93% weniger Schwefeldioxide als 1990 belasten 2017 die Luft über Deutschland. Auch Kohlenmonoxid, Benzol und Blei liegen unterhalb der europäischen Grenzwerte.
Phosphorbelastung: Phosphor wird häufig in landwirtschaftlichen Düngern verwendet. Nur ein kleiner teil wird von den Pflanzen aufgenommen. Der Rest fließt in Flüsse, Seen und Meere, wo sie die Entstehung der Algenblüte fördert.
Methan: Das Treibhausgas wurde lange unterschätzt. Aber Methan hitzt 81 mal stärker als Kohlendioxid in einem Zeitraum von 20 Jahren die Erde auf. Die USA und die EU wollen den Kampf dagegen in Glasgow 21 vorantreiben. China und Russland bremsen die Bemühungen. China ist der größte Methan-Produzent der Welt, Russland liegt auf Platz zwei (dann folgen USA, Indien, EU). Lecks in Gasleitungen und auftauen von Permafrost sind in Russland die Ursachen. Methan entsteht auch bei der Förderung von Öl und Gas. Lecks wären leicht mit Überwachungstechniken zu beheben. Wesentlich schwieriger ist es im Landwirtschaftsbereich. Drittgrößte Quelle sind die Mülldeponien. Vgl. HB Nr. 212, 2.11.21, S. 11. Mehr als 100 Staaten schließen sich in Glasgow 21 zu einer Initiative zusammen. Russland und China sind nicht dabei. Die Gasbranche gerät immer mehr in die Methan-Falle. Schäden durch Methanlecks in der Gasinfrastruktur haben einen immer höheren Anteil. Da sSpitzt sich im September 2022 zu: Man entdeckt 4 Lecks in Nordstream 1 und 2. Große Mengen Methan strömen aus.
Emissionen nach Sektoren in Deutschland/ 2016: An der Spitze liegt die Energiewirtschaft mit 36,7%. Dann kommt der Verkehr (18,9%). Es folgen übrige Feuerungsanlagen (15,0%), verarbeitendes Gewerbe (13,9%), Landwirtschaft (7,2%), Industrieprozesse (6,8%) und Sonstige (2,1%). Weltweit wird entscheidend sein, wie China, Indien und die USA erneuerbare Energiequellen erschließen.
Gesundheit der Menschen und Klimawandel sowie Stadtluft: Der Diesel schadet mit Stickoxiden und Feinstaub. Der Benziner mit Benzol. Besonders problematisch sind Zweitakter. In Innenräumen schadet vor allem das Rauchen. Kinder sind vom Klimawandel besonders betroffen. Allergien und Infektionen könnten stark zunehmen. Es leiden aber auch zunehmend Ältere, chronisch Kranke und Menschen mit schwerer körperlicher Arbeit im Freien. Ärzte fordern 2019 einen Hitzeschutzplan. Quelle: Klimaforschungsprojekt "The Lancet Countdown".
Todesfälle als Folge von Umweltverschmutzung: Umweltverschmutzung ist für jeden sechsten vorzeitigen Todesfall verantwortlich. 2015 sind neun Millionen Menschen gestorben an Folgen von Umweltverschmutzung. Besonders schädlich wirken sich Abgase aus. Quelle: Studien von 40 Wissenschaftlern im Medizin-Fachblatt Lancet, London.
Hitze - Tote: Der Klimawandel wird die Anzahl der Hitze - Tote erhöhen. Eine Studie mit Modellrechnungen sagt dies auch für Deutschland voraus. Gründe sind Erwärmung (Zunahme der Zahl der Hitzetage; 2021 über 20 Tage höher als 30°; der Trend geht weiter nach oben) und der steigende Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre. Am meisten Hitze - Tote haben die beiden bevölkerungsreichsten Länder China und Indien. In der Schweiz gibt es schon eine Bewegung gegen den Hitzetod. Die Klimaseniorinnen haben ihr Land vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Die Behörden ignorieren die Katastrophe. Fachleute rechnen mit bis 8500 Hitze - Toten pro Jahr in Deutschland.
40 Grad-Schallgrenze: 40 Grad gilt als kritische Temperaturschwelle. Ab da wird es für Mensch, Tier und Natur gefährlich. Die Pflanzen gehen kaputt. Die Erträge brechen zusammen. Bei Tieren gibt es keinen Fleischzuwachs. Bei Menschen spielen Alter und Fitness eine Rolle. Bei hoher Luftfeuchtigkeit beginnt der Hitzestress früher. Bis Ende des Jahrhunderts könnten 45 bis 70% der globalen Landfläche betroffen sein. Der Sommer 2022 zählt nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes zu den 4 wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen (1881).
Trockenheit: Mittlerweile sind in Europa besonders Norditalien und Frankreich von Trockenheit im Winter betroffen. 2005 war das heißeste Jahr der Nullerjahre. 2026 das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen. Das Wetterphänomen El Nino könnte zu weiteren Verschärfungen führen.
Großstädte und Smog: Peking gilt als kaum noch bewohnbar zu bestimmten Jahreszeiten (November bis Februar). Industrie, Autoverkehr und Kohleheizungen in den Wohnungen erhöhen drastisch die Feinstaubbelastung. Fahrverbote helfen wenig (gerade, ungerade Nummern im Wechsel). Paris verhängt 2014 wieder Fahrverbote. London will die Anforderungen an den Schadstoffausstoß von Fahrzeugen weiter verschärfen. Zehntausende Menschen erkranken an Atemwegserkrankungen oder/und sterben. Vor allem in den schnell wachsenden Metropolen der Schwellenländer nimmt die Feinstaubbelastung rasant zu. Sogar in deutschen Großstädten überschreitet die Feinstaubbelastung oft die Grenzwerte. Lungenkrebs und Herzinfarkt können zwei der vielen Gesundheitsschäden sein. 2014 werden die zulässigen Obergrenzen vielerorts überschritten. Die EU-Grenzwerte liegen bei 50 Mikrogramm Feinstaub an 35 Tagen. In Stuttgart war der Wert schon Mitte März 2014 erreicht. Berlin, Frankfurt/ Oder, Halle und Leipzig folgen. Das Umweltbundesamt gibt in Deutschland die Belastung bekannt. Es kommt zu einer Diskussion über den Nutzen der Umweltzonen. In Europa und den europäischen Städten verschmutzt auch die Landwirtschaft sehr stark die Luft: Aus der Tierhaltung und über Düngemittel werden Vorläuferstoffe frei, die Feinstaub begünstigen. In der Londoner Oxford Street herrscht die weltweit höchste Konzentration an Stickoxiden. Der Jahresdurchschnitt liegt bei 135 Mikrogramm (mehr als das Dreifache des EU-Limits von 40 Mikrogramm). In China ist die Luft am schlechtesten. Es gibt 1,5 Millionen Smog-Tote im Jahr Danach kommen Indien mit 735.000, Pakistan mit 130.000 Toten. Es folgen Nigeria und Bangladesch. Die kleinen Smog-Partikel gelangen in die Lunge und den Blutkreislauf und verursachen Schäden wie das Rauchen. Besondere Gefahren gehen auch vom Stickoxid aus. Dieses wird besonders von Dieselfahrzeugen ausgestoßen. In Deutschland ist aufgrund seiner Lage in einem Talkessel immer wieder Stuttgart betroffen. Bis Februar 2016 wird zum zweiten Mal innerhalb des Jahres Feinstaubalarm gegeben.
Lärmbelästigung: 28% der Deutschen fühlen sich in ihrem Wohnumfeld durch Verkehrs- oder Nachbarschaftslärm belästigt. Damit lag der Wert um " Prozentpunkte höher als 2017. Quelle: Statistisches Bundesamt 2019. Lärm kann das Gehirn verändern. Quelle: Leibnitz-Institut für Neurobiologie.
Betroffenheit von Unternehmen und Kommunen durch den Klimawandel: Man unterscheidet natürlich-physikalische Betroffenheit, regulatorische Betroffenheit und marktliche Betroffenheit. Die strategischen Reaktionen sind Anpassung und Klimaschutz. Vgl. Chrischilles, E./ Mahammadzadeh, M.: Betroffenheit von Unternehmen und Kommunen durch den Klimawandel und Handlungsoptionen, in: Wirtschaftsdienst 2011/ 4, S. 258ff. Im November 2016 verklagt ein Bauer aus den Anden/ Peru (Huaraz) RWE in Deutschland in Essen wegen der Folgen des globalen Klimawandels. Der Konzern, einer der größten CO2-Emitttenten, weist die Anklage strikt zurück, weil es viele Verursacher gebe.
Klimaschutz: Der Mensch ist Verursacher des Klimawandels. Die erhöhten Temperaturen sind vor allem für bestimmte Regionen kritisch (besonders die armen Länder (Sahel-Zone) leiden, die an der Landwirtschaft hängen; die Malediven z. B. drohen unterzugehen, 2009 findet aus Protest eine Kabinettsitzung unter Wasser statt). Der Kohlendioxid - Ausstoß muss drastisch gesenkt werden. Als Weg dazu haben sich Emissionsrechte durchgesetzt. Insgesamt sind die Kosten der Reduzierung sehr hoch. Die EU gilt als Antreiber, China und USA sind "Wackelkandidaten". Japan will umschwenken zu den Antreibern. Die multinationalen Konzerne wollen längerfristige Investitionssicherheit und vergleichbare Chancen. Die Bundesregierung hat noch keinen Klimabeauftragten. "Immer mehr Güter zu produzieren und konsumieren, das ist auf Dauer nicht möglich auf einem begrenzten Planeten", Hans J. Schellnhuber, Klimaforscher. Das Land Rheinland-Pfalz will 2015 die Bürgerbeteiligung beim Klimaschutz erhöhen. Ein interaktives Internetportal wird eröffnet: www.klimaschutzkonzept-rlp.de .
Klimaschutzgesetz: Noch 2019 soll ein solches Gesetz in Deutschland beschlossen werden.
Klimawandel (Klima kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Wandlung, also ein weißer Schimmel) : Ursache für den Klimawandel ist eindeutig der Mensch (es gibt kaum Studien für das Gegenteil). Folgen sind Überschwemmungen, Wüstenbildung mit Dürren, extreme Wetterlagen, Wirbelstürme, Umkehr der Meeresströmungen im Pazifik (ozeanische Zirkulation), Erdbeben, Erdrutsche und Schmelzen der arktischen Polkappe (seit 1979 4,1 Quadratkilometer weniger Eisbedeckung) und des Permafrostbodens, Abnahme der Ozonschicht über der Arktis. Der Klimawandel führt vor allem zu einer Veränderung der Häufigkeit, Intensität, Ausdehnung, Dauer und Zeitpunkt des Auftretens extremen Wetters (Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürre, Sturm). Von den Menschen sind in erster Linie die in Entwicklungsländern betroffen. Zum Beispiel ist als größtes Land Indien besonders betroffen, das auf eine Wasserkatastrophe zusteuert, bei der sich Dürre und schwere Überschwemmungen ablösen (Ernteausfälle). Auch die Prognosen für Ägypten sind düster, befürchtet wird eine Überschwemmung und Versalzung des Nildeltas durch das Mittelmeer. Rund 90% der Todesopfer bei Naturkatastrophen stammen aus armen Ländern. Über 66 Prozent (2/3) Treibhausgasausstoß, der Hauptverursacher, geht auf die Länder China, USA, EU-25, Russland, Indien und Japan zurück. 2010 wurde soviel Klimagas ausgestoßen wie noch nie. Auch der Anstieg war sehr hoch (564 Mio. t CO2 mehr als 2009, +6%). 2012 wird der Ausstoß klimaschädlicher Gase in die Luft noch gesteigert (Weltorganisation für Meteorologie, WMO). Besondere Probleme bereitet der Flugverkehr (CO2-Ausstoß pro Kilometer sinkt; Anzahl der Flüge steigt). Die reicheren Länder haben ihren Wohlstand auf Kosten des Klimas ausgebaut, jetzt sollten sie den ärmeren Ländern bei der Anpassung helfen. Als einer der ersten Volkswirte hat sich der Amerikaner William Nordhaus mit dem Klimawandel beschäftigt. 1965 warnten Forscher in den USA erstmals Präsident Johnson vor den Folgen der Erderwärmung. Der Klimawandel zwingt uns, global zu denken. Dies ist positiv. Ziel muss sein, die gesamte Produktion klimaneutral zu gestalten und dafür eine neue Kultur aufzubauen. Über die Einschätzung des Klimawandels findet auch ein weltweiter Meinungskrieg statt. Die Industrie bezahlt PR-Manager, die organisiert die Erderwärmung leugnen (kaufen auch Wissenschaftler). Es gibt drei untrügliche Indikatoren für Klimawandel: 1. Die Abweichung der Jahrestemperatur vom Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980 (0,6 nach oben; Quelle: Nasa). 2. Der Anstieg des globalen Meeresspiegels seit 1960 (über 80 mm; Quelle: Nature). 3. CO2-konzentration in der Atmosphäre im Monatsmittel (auf 400 parts per million; Quelle: Scripps Institution of Oceonography). Insgesamt 200 Mio. Menschen werden bis 2050 wegen des Klimawandels umziehen müssen. 325 Mio. Menschen sind jährlich betroffen. Die wirtschaftlichen Folgekosten werden auf 90 Mrd. € geschätzt. In Rheinland-Pfalz viel der klimagedingte Temperaturanstieg nach dem Saarland am stärksten aus (nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in den vergangenen 130 Jahren um 1,33 Grad). Dies geschah hauptsächlich durch eine Veränderung der Hauptwindsysteme (von der Westwindzone nordwärts). Durch den Hurrikan "Sandy" wird der Klimawandel in den USA Wahlkampfthema im Herbst 2012. Im November 2012 veröffentlicht die Weltbank einen Klimabericht: bis 2060 soll sich die globale Durchschnittstemperatur um 4 Grad erhöhen (maximal 2 Grad wären erträglich). Im September 2013 veröffentlich die UN die Ergebnisse des Weltklimarates über die Erderwärmung und den Klimawandel. Dieser soll schneller voranschreiten als erwartet, so dass schon 2100 viele Inseln und tief gelegene Landstriche im Meer verschwinden können, wenn nicht schleunigst gegengesteuert wird. "In gewisser Weise kann der Klimawandel jetzt als eine weitere Massenvernichtungswaffe betrachtet werden, vielleicht sogar als die fürchterlichste Waffe der Welt", John Kerry, US-Außenminister 2014. Ein weiterer Teilbericht des IPCC wird Ende März 2014 in Yokohama veröffentlicht: Hunderte Millionen Küstenbewohner werden ihre Heimat verlieren., weil Überflutungen durch den starken Anstieg von CO2 zunehmen (Meeresspiegel ist von 1901 bis 2010 um 19 Zentimeter gestiegen). 500 Experten schreiben an dem Entwurf. Weizen-, Reis und Maiserträge nehmen ab, wodurch Hungersnöte entstehen. Die Oberflächentemperatur ist von 1880 auf 2012 um 0,85 Grad Celsius gestiegen. Verantwortlich dafür ist vor allem die Nutzung der fossilen Brennstoffe. Deutschland wird sein Kioto-Ziel (Senkung des CO2-Ausstoßes bis 2020 um 40%) verfehlen (wahrscheinlich noch nicht mal Senkung um ein Drittel; Grund ist das sehr positive Wirtschaftswachstum; Umweltministerium auf eine Anfrage der Grünen im Sommer 2014). Nach einer Studie der Weltbank 2014 ist ein Anstieg der Erderwärmung bis 2050 um 1,5 bis 2 Grad Celsius nicht mehr aufzuhalten. Nie war der CO2-Ausstoß so hoch wie heute. Die Atmosphäre wird als Mülldeponie missbraucht, wobei vor allem Arme und künftige Generationen betroffen sind.
Während in der Vergangenheit eher die Vermeidung des Klimawandels im Vordergrund stand rückt in jüngster Zeit die Anpassung an die Folgen verstärkt in den Mittelpunkt. Bestimmte Klimafolgen gelten als unvermeidlich und wirken sich auf Regionen und Wirtschaftszweige aus. Das wissen über Klimaänderung hat zugenommen, so dass Modelle für die Kostenschätzung der Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden können. Vgl. Schulze, Sven: Anpassung an den Klimawandel von zunehmender Bedeutung, in: Wirtschaftsdienst, 2/2010, S. 125-131. In Deutschland zeigen sich 2013 die folgen des längeren Winters. Komplette Branchen werden lahm gelegt. Erkältungskrankheiten steigen auch dramatisch an. Der Earth Song von Michael Jackson von 1995 ist einer der berühmtesten Umweltballaden. In dem Film "That´s it" von 2009 ist der Song in ein interessantes Video eingebunden.
Lösung des Klimaproblems: Vermeiden, Anpassen oder Ignorieren. Klimaschaden=Klimaanfälligkeit x Klimaänderung. Vgl. S. Rahmsdorf/ H. J. Schellnhuber: Der Klimawandel, München 2018, S. 88ff.
Klimaanpassung: Je weniger kurz- und mittelfristig die globalen Abkommen zur Treibhausgasreduktion auszuhandeln sind, desto wichtiger ist die Anpassung. Es müssen Ziele definiert werden; es muss entschieden werden, ob es autonom oder staatlich erfolgt; die ökonomische Fundierung muss geleistet werden. Vgl. Gawel, Erik/ Heuson, Clemens: Ökonomische Grundfragen der Klimaanpassung, in: Wirtschaftsdienst 2012/ 7, S. 480ff. Einige Experten sprechen auch vom "vom Mythos vom Gleichgewicht der Natur". sie beziehen sich auf die ganze Erdgeschichte, die zeige, dass es schon immer chaotisch war. Alle heutigen Pflanzen und Tiere hätten schließlich den Wechsel von Warmzeiten und Eiszeiten überstanden. die Veränderung sei Antrieb der Evolution. Wenn der Kohlendioxidausstoß zum Problem wird, gibt es auch Regionen, die profitieren (Nordeuropa, Sibirien). Vgl. Gert Ganteför: Der Mythos vom Gleichgewicht der Natur, in: Rheinpfalz am Sonntag, 15. 02. 2015, S. 17.
Klimaanpassungsgesetz: Am 1. Juli 2024 tritt es in Deutschland in Kraft. Die Finanzierung ist noch ungeklärt. Das sorgt für Ärger. Die Länder müssen dafür sorgen, dass lokale Klimaanpassungskonzepte auf der Grundlage von Risikoanalysen aufgestellt werden. Kommunen müssen Konzepte gegen Klimakrise vorlegen.
Climate Engineering (Gezielte Eingriffe; Geoengineering): Hier ist die Diskussion erst am Anfang. Es gibt klimawissenschaftliche, völkerrechtliche, ethisch-moralische, ökonomische, technische und politische Fragen. Bezüglich der CDR-Maßnahmen sind in naturwissenschaftlicher Hinsicht vor allem das Potential und die Nebenwirkungen strittig. Bezüglich der Ozeandüngung gibt es bereits Feldexperimente. Vgl. Gezielte Eingriffe, in: Marotzke, J./ Stratmann, M.: Die Zukunft des Klimas, München 2015, S. 183ff. Immer mehr interessiert sich China für das Thema. So gibt es auch immer mehr Forscher aus China in Grönland. Es geht um Möglichkeiten, die Welt abzukühlen.
Geoingeneering: Gegen die Erderwärmung gibt es eine riskante Methode: die Sonne künstlich verdunkeln. Lange war das ein Tabu. Jetzt, 2024, wächst der Druck, sich darauf vorzubereiten. Es gibt fünf Methoden: 1. Stratosphärische Aerosol-Injektion (SAI). 2.Reflektieende Oberflächen. 3. Marine Cloud (MCB). 4. Cirrus Cloud Thinning (CCT). 5. Installationen im Weltall (Spiegel und Sonnensegel). Vgl. Anderl, Sibylle: Muss man es tun? in: Die Zeit 28/ 27.6.24, S. 31.
Klimakriege: Der Klimawandel führt zu Konflikten, vor allem in den ärmeren Gegenden der Welt. Vieles spricht dafür, das die Kämpfe des 21. Jahrhunderts um Raum, Wasser und Nahrung geführt werden. Seit dem Hurrikan "Katrina" in den USA beschäftigt man sich auch mit den Klimaflüchtlingen. Die Wanderungsbewegungen werden zunehmen. Wenn es um die menschliche Existenz geht, kann es zu radikalen Lösungen kommen. Die Entwicklungsländer werden zunehmend von den Industrieländern unterstützt werden müssen. Vgl. Welzer, Harald: Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird, Frankfurt (Fischer) 2008. "Die Früchte der Erde gehören allen, die Erde selbst niemanden", Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), Discours sur l´inegalite.
Klimawandel und US-Navy: Die US-Marine bereitet sich wie kaum eine andere Organisation auf den Klimawandel vor. Sie investiert Milliarden, um Lieferketten und Stützpunkte gegen den Anstieg des Meeresspiegels zu schützen. Sie wird sicher auch häufiger zu militärischen und humanitären Einsätzen entsandt. Die Armee arbeitet mit einer Kombination aus sicheren und strategischen Wetten. Diese werden mit Minderung an Investitionen und Anpassung an Investitionen kombiniert. So entsteht eine Matrix mit vier Feldern (Win-Win; Profitable Absicherung; Kostspieliger Altruismus; Strategische Investition) Vgl. F. L. Reinhardt/ M. W. Toffel: Vor der Flut, in: Harvard Business Manager, November 2017, s. 69ff. Man versucht mögliche Auswirkungen auf bauliche und natürliche Infrastruktur und Beschaffungs- und Versorgungsketten zu analysieren.
Klimakrise: Die Konsumentensouveränität kann die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums nicht gewährleisten (hier ist die klassische Theorie Fiktion). Der Strukturwandel muss durch gezielte Investitionen beeinflusst bzw. gelenkt werden. In Deutschland ist er beschäftigungsintensiv erfolgt (mehr neue Arbeitsplätze in Umweltbranchen als Arbeitsplatzverlust durch Umweltschutzinvestitionen). Vgl. Flassbeck, H.: Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts, Frankfurt 2010, S. 89ff. "Every day is Earth Day, if it`s cold or wet or hot. Pitch in (einspringen, sich engagieren, sich beteiligen) to save the planet - it`s the only one we`ve got", A Poem for our Earth (Langenscheidt Englisch-Kalender 2011).
Instrumente der Klimapolitik: 1. Regulatorische Instrumente (Mindestenergieanforderungen, Verpflichtende Anlagen, Sanierungspflichten). 2. Planerische Instrumente. 3. Information und Beratung. 4. Investitionsförderung (Fördermittel, Steuernachlässe). 5. Capacity Buildung und Vernetzung. 6. Forschung & Entwicklung bzw. Beschaffung. Quelle: U. Schneidewind: Die große Transformation, Frankfurt a. m. 2018.
Grüne Paradoxon: Unerwünschter Effekt von Klimaabkommen. Wenn die Nutzung fossiler Brennstoffe (Öl, Gas) beschränkt wird, beginnt ein Ansturm auf diese. Wenn die Industrieländer weniger Rohstoffe verbrauchen, drückt das den Preis. Dadurch können die rohstoffhungrigen Schwellen- und Entwicklungsländer mehr Rohstoffe verbrauchen. Weltweites Wohlstandsgefälle vermindert so den Klimaschutz, aber globale Armut kann bekämpft werden. Vgl. H. W. Sinn: Das grüne Paradoxon, Berlin 2008, S. 405ff.. Die grüne Politik der Kyoto-Länder soll dazu führen, dass die Kohlenstoffmengen, die von den Kyoto-Ländern nicht verbraucht werden, nach den USA, China u. a. wandern. Das Paradoxon setzt allerdings den Status-Quo von Kyoto voraus, was mit Obama nicht sicher ist. Er zeigt auch die Paradoxien, die blinden Flecken, die Kosten und die Grenzen der Umweltpolitik auf.
Rush to burn": Es steigt das Angebot an Öl und Gas. Die Preise verfallen. Das wäre ein Antizipationseffekt. Für Gas könnte das Nutzungskonzept "türkis" kommen. Man zerlegt Methan in Wasserstoff und Kohlenstoff ohne Freisetzung von CO2. Bei Erdöl ist das schwieriger: aus einem Bruchteil werden Kunstfasern, Dämmstoffe und Plastikprodukte. Vgl. Konrad, Kai: Die andere Energiewende, in: FAZ Nr. 158/ n11.7.22, S. 6.
Europäische Klimapolitik und Gerichte: Es gibt einige Klagen gegen die Klimapolitik der Europäischen Union vor dem EuGH. Die Kläger sind in der Regel in ihrer persönlichen Existenz betroffen (Gastwirte auf Nordseeinseln). Die Klagen wurden bisher immer abgewiesen. Begründung: Der Klimawandel werde jeden treffen. Die Kläger könnten nicht nachweisen, dass ihre individuellen Grundrechte auf besondere Weise beschnitten würden.
Klimapolitik, aktuelle: Mit Präsident Obama ändert sich die Politik der USA: im Konjunkturpaket sind ca. 60 Mrd. $ klimarelevante Maßnahmen enthalten (neue Technologien, erneuerbare Energien, Energieeffizienzsteigerungen). Weil die LDJ die Wahlen in Japan gewonnen hat, werden die Umweltziele dort auch höher gesteckt. Seit 2004 gibt es eine Renaissance der Kohle, vor allem in China, Indien und den USA. Damit ist die Wachstumsrate für den Kohlendioxid-Ausstoß seit den letzten fünf Jahren so hoch wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Eine "gute" Klimapolitik müsste die Opportunitätskosten herausarbeiten. Als beste Instrumente gelten handelbare CO2-Emissionsrecht oder eine CO2-Steuer. Insgesamt sind rund 15% der weltweiten Konjunkturpakete 2009 gegen die Wirtschaftskrise ökologische Ausgaben. Denkbar wäre es, die ungewöhnlich hohe Schuldenanhäufung durch zusätzliche ökologische Steuern und Einnahmen aus CO2-Zertifikaten abzutragen. In Deutschland spielt der Klimawandel seit 1987 in der Öffentlichkeit eine Rolle (in diesem Jahr erscheint die Denkschrift "Warnung vor weltweiten Klima- Veränderungen durch den Menschen", danach wurde der Beirat für Umweltfragen eingerichtet). Von 2020 an will die EU jährlich bis zu 15 Mrd. € für den Klimaschutz in armen Ländern geben (3 Mrd. aus Deutschland). Der Geo-Ingenieur David Keith will das Weltklima aktiv verändern. Es soll eine Art Sonnenfolter im Himmel die globale Erderwärmung bremsen. Diese Technik birgt aber viele Gefahren. 2013 richtet die EU ihre Klimapolitik neu aus. Es erfolgt eine Konzentration auf CO2-Abbau. Über den Energiemix soll es keine Vorschriften mehr geben. Im Juli 2014 schafft Australien seine 2012 eingeführte CO2-Steuer wieder ab. Das verwundert bei der Betroffenheit Australiens von Naturkatastrophen und dem Klimawandel. "Das Wasser nimmt nicht mehr Platz in einer Schale ein, als es bedarf. So gleicht es der Mäßigung", Konfuzius. Ab 2016 will Deutschland ärmeren Ländern beim Kampf gegen Erderwärmung helfen. Dies soll vor allem mit Klima-Infos geschehen.
Evaluation des Pariser Klimaabkommens: Kann das Abkommen seine Ziele erfüllen? Die 10 größten CO2-Emittenten auf der Welt sind China, Indien, Iran, Indonesien, Saudi-Arabien, Russland, USA, EU27, UK, Japan, Südkorea. Es wird kurz- bis mittelfristig nicht ohne die Schwellen- und Entwicklungsländer gehen. Die Industrieländer "müssen sich zum einen von der Illusion lösen, dass sie alleine durch Minderung ihrer eigenen CO2-Emissionen die weitere Erderwärmung begrenzen können. Stattdessen müssen sie auf die Kooperation mit Schwellen- und Entwicklungsländern setzen und sie mit konkreten Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes unterstützen. In diesen Ländern sind die CO2-Vermeidungskosten in der Regel deutlich niedriger als in den Industrieländern, vor allem weil sie oft eine hohe Energieintensität haben, Kohle zum Teil ihre vorherrschende Energiequelle ist und sie über nur wenige erneuerbare Energien verfügen". siehe Renate Neubäumer, Ist das Pariser Abkommen der Durchbrauch zu einem weltweiten Klimaabkommen? in: Wirtschaftsdienst 2021, Heft 10, S. 781-788.
Klima- und energiepolitische Maßnahmen in Deutschland: 1. Erneuerbare Energien: Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (2009), Gesetz zur Einführung einer Biokraftstoffquote (2007), Gasnetzzugangsverordnung (2005), Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (2000). 2. Energieeffizienz: Gesetz über die umweltgerechte Gestaltung energie-verbrauchsrelevanter Produkte (2011), Reform der Kraftfahrzeugsteuer (2009), Gesetz über den Handel mit Berechtigungen zur Emission von Treibhausgasen (2004), Energiesparverordnung (2002), Gesetz über die Kraft-Wärme-Kopplung (2002), Ökologische Steuerreform (1999). 2012 ist der CO2-Ausstoß in Deutschland seit langem mal wieder gestiegen. Gründe sind der kalte Winter in Kombination mit Mehrverbrauch an Kohle/Holz und der steigende Kohleeinsatz, auch in Kraftwerken. Nationale Alleingänge Deutschlands bringen nicht viel für das Klima. Neue CO2-Ziele können insgesamt viel Geld kosten. Mehr Investitionen in Forschung wären sinnvoller. Vgl. Weimann, Joachim: Rationale Klimapolitik geht anders, in: FAZ 27.06.16, S. 18. "Klimapolitik ist Vorwand für globale Gesellschaftspolitik. Es geht um die weltweite Herrschaft über den Menschen und nicht über das Wetter", Wolfgang Thüne, Diplom Meteorologe.
Klimastiftung für Bürger: Stiftung in Sinsheim von Dietmar Hopp (SAP-Gründer) gegründet und finanziell ausgestattet. Es geht vor allem um Klima-Bildung. Es werden Bildungsprojekte für die Kleinen gefördert (auch weiterführende Schulen). Es geht auch um "Greening jobs" (Berufsorientierung im Unternehmen). Gefördert wird auch die Interdisziplinarität der Lehrerausbildung. Vgl. www.klima-energie-stiftung.de .
Klimapolitik der deutschen Industrie (BDI-Papier 2018): Es geht um die Klimapolitik bis 2050. Es sind Handlungsempfehlungen. Grundlage sind Studien von der Boston CG und Prognos. Man fokusiert sich auf 80% Treibhausgas - Emissionen mit 1,5 Billionen €.
Grüne Klimafonds: Er wurde auf der Klimakonferenz in Cancun 2010 eingerichtet. 2011 findet der Verhandlungsprozess in den Vereinten Nationen statt. Es sollen sich Staaten beteiligen (eventuell unter einer neutralen Institution), die in den Fonds einzahlen, aus dem zukünftige Investitionen bezahlt werden sollen.
Technologien gegen den Klimawandel weltweit: 1. Solaroad: Straßen und Gehwege aus Solarpanelen. 2. Cleanenergy: Wechselbatterie für E-Fahrzeuge. 3. Climeworks: CO2-Staubsauger. 4. City Tree: Moosblock zum Filtern der Atemluft. 5. Memphis Meats: Fleisch-Produktion ohne Tiere. 6. Fluidsolids: Recycling-Werkstoff, der Plastik ersetzt. 7. Ecosia: Internet-Suchmaschine, die Bäume sponsert. Vgl. Focus 42/2018, S. 28.
Naturkatastrophen: Naturkatastrophen sind Überschwemmungen, Stürme, extreme Temperaturen, Dürren, Erdrutsche und Waldbrände. Alle diese Phänomene haben infolge des Klimawandels extrem weltweit zugenommen. Als Folge des Klimawandels und der knapper werdenden Energie-Ressourcen häufen sich diese. Innerhalb von 25 Jahren hat sich die Zahl der katastrophalen Wettereignisse mehr als verdreifacht (1990 bis 2015). Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, die Waldbrände in Russland, die Überschwemmung in Pakistan und Australien sind die aktuellsten. Der Schadensersatz für den Golf könnte BP das Genick brechen. Helfen soll ein Zusammengehen mit Rosneft aus Russland. Die Katastrophe macht das Öl noch knapper und könnte auch zu einer neuen Krise führen. Die Versicherungsbranche entwickelt sich zur treibenden Kraft der Vorsorge. Sie versorgen erneuerbare Energien mit Geld und Policen. Am stärksten von Naturkatastrophen, insbesondere Wetterkatastrophen, betroffen sind 2010 Pakistan und China vor Mexiko. 2011 erschüttert eine Flutkatastrophe Australien (Queensland). Diese wird den Weizen- und den Kohlepreis nach oben treiben. In der Nähe von Rio in Brasilien gibt es riesige Erdrutsche mit über 1000 Toten. Dann folgt ein Erdbeben mit Tsunami in Japan (Atomkraftwerke geraten außer Kontrolle). Es ist die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Im Herbst 2012 wütet Hurrikan "Sandy" an der Ostküste der USA (New York, New Jersey) mit hohen Flutwellen (über 100 Tote, über 200.000 Wohnhäuser beschädigt). Viele Menschen sind lange ohne Strom, Heizöl und Benzin. Eine Kältewelle droht. Im Herbst 2013 treffen zwei Wirbelstürme Mexiko. Es wird in die Zange genommen. Es ist die schwerste Naturkatastrophe seiner Geschichte. 150 Menschen sterben, schwere Verwüstungen machen Zehntausende obdachlos. Im November 2013 trifft der stärkste Taifun aller Zeiten auf die Philippinen. Der Taifun "Haiyan" sorgt für schwere Verwüstungen (über 4.000 Menschen sterben, am schlimmsten betroffen ist die Stadt Tacloban; 2,5 Mio. Menschen brauchen Hilfe). Ende 2014 kommt der Taifun "Hagupit" (Peitsche) auf die Philippinen zu. Viele Ballungszentren der Erde befinden sich auf Erdbebengebiet: Istanbul, Lissabon, San Franzisko, Mexiko City, Neapel, Genf, Jakarta. Wirbelstürme, Überflutungen und andere Naturkatastrophen haben auch 2013 Milliardenschäden angerichtet (880 Katastrophen; 90 Mrd. €; mehr als 20.000 Tote). Ein besonderes Problem stellt die Absenkung der Mündungsdeltas von Flüssen dar. Überschwemmungen an den Küsten häufen sich. Hiefür sind der Anstieg der Meeresspiegels und der Entzug des Grundwassers verantwortlich. die Deltas sind aber häufig überlebensnotwendig, weil die fruchtbaren Böden wertvolle Nahrungsmittel liefern. Nach Prognosen der Versicherer werden die Extremwetter häufiger werden. Es werden daher in Zukunft noch mehr Schäden durch Naturkatastrophen entstehen, auch in Europa (starke Winde, Rekordhitzewellen, Waldbrände, Sturzfluten, Überschwemmung, Blitzeinschläge). Mitte März 2015 wird der Inselstaat Vanuatu (83 Inseln) im Pazifik vom Zyklon "Pam" getroffen. Es muss der Notstand ausgerufen werden. Viele Menschen werden getötet oder ihr Schicksal ist ungewiss. Ende April 2015 trifft ein Erdbeben Nepal, Indien, China und Bangladesch. Das Epizentrum liegt in der Nähe von Kathmandu. Über 5000 Menschen sterben. Erdbeben sind keine Folge des Klimawandels. Extrem gefährdet sind die Gebirgszüge im Himalaja, in Japan, in Nord-, Mittel- und Südamerika. Bereits 50 Millionen Menschen sind im Süden und Osten Afrikas von einer schweren Dürre betroffen. Sie brauchen Nahrungsmittelhilfe. Bei Waldbränden in Kanada wird im Mai 2016 eine ganze Stadt in der Provinz Alberto zerstört (Fort McMurray; milder Wintern früher Frühling, trockene Luft, Wind). Der kleine Inselstaat Vanuatu im Südpazifik ist nahezu permanent von Naturkatastrophen bedroht. Dennoch gehören die Bewohner zu den glücklichsten der Welt. Immer mehr Provinzen in Indien leiden unter Dürre. 2016 ist es ganz schlimm. Es entwickelt sich eine "Durst-Wirtschaft". Ein Viertel der Bevölkerung sind betroffen (330 Mio.). Das könnte ein Vorbote neuer Krisen vieler Schwellenländer sein. Im November trifft ein schweres Erdbeben mit Tsunami Neuseeland. Besonders betroffen ist Christchurch. Im Sommer 2017 wütet ein schwerer Waldbrand in Portugal. Klimawandel, Einsparungen bei der Brandvorsorge und eine verfehlte Forstpolitik (Eukalyptusbäume, die schnell brennen) sind die Ursache. Texas, insbesondere die Millionenstadt Houston, sind im August 2017 von Überschwemmungen infolge von Dauerregenfällen nach dem Wirbelsturm Harvey betroffen (Erhitzung des Wassers im Golf von Mexiko durch Klimawandel, Verdunstung, Bildung von Wirbelstürmen, Wolken müssen sich in Küstennähe abregnen, Wasser kann wegen Bodenversiegelung nicht versickern). Harvey ist der stärkste Hurrikan seit 2005 (30.000 Menschen obdachlos, Katastrophenfall in Texas und Louisiana). Die Rating - Agentur S&P schätzt die Kosten für die Rückverscherung bei sechs Mrd. €. Danach kommt mit Irma" direkt der nächste. Er verwüstet die Karibik. 95% der Insel Saint Martin sind betroffen. Ebenso werden die Inseln Barbuda, Sint Maarten und Anguilla getroffen, später dann Kuba und Florida (Keys, Miami, Orlando, Tampa; Flutwellen und Sturm). Der Ostküste der USA drohen in Zukunft häufiger Überschwemmungen als Regel. Sie stellen eine immer größere Gefahr dar, weil die Küstengebiete jedes Jahr um 3 Millimeter absinken in Folge menschlicher Eingriffe in die Umwelt. In Mexiko (an der Pazifikküste im Süden) hat ein verheerendes Erdbeben über 60 Todesopfer gefordert. Hurrikan "Maria" folgt sofort (Stärke 5) und richtet weitere große Schäden auf den Karibikinseln an (insbesondere auf Puerto Rico; ein Staudamm droht zu brechen). Mexiko Stadt wird im September 2017 zweimal schwer getroffen von einem Erdbeben (07.09. und 19.09.). Beim zweiten schweren Beben (7,1) stürzen über 50 Gebäude ein, Hunderte sind unbewohnbar. Es gibt mehr als 300 Tote. Ein drittes Beben folgt. Anfang März 2018 richtet ein schwerer Wintersturm große Schäden an der Ostküste der USA an (Küstenzone unter Wasser, fünf Menschenleben). 2017 waren 93% der relevanten Schadensereignisse wetterbedingt. An erster Stelle stehen mit 47% hydrologische Ereignisse wie Überschwemmungen, Sturzfluten und Erdrutsche. Die höchsten Schäden entstanden 2017 durch drei aufeinander folgende Hurrikane (Harvey, Maria, Irma). Zyklon "Idai" verwüstet im März 2019 das Land Mosambik, über 1000 Tote. Er richtet auch großen Schaden in den Nachbarländern Malawi und Simbabwe an. Tausende kämpfen ums überleben. Hilfe ist schwierig, da die Infrastruktur zerstört ist. Hunderttausende sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Ende August 2019 rast der Hurrikan "Dorian" auf die Küste von Florida zu. Deshalb sagt Trump seine Polen-Reise ab. Am härtesten werden die Bahamas getroffen (ca. 50 Tote; der Sturm ist so groß wie Deutschland; ). Mitte Oktober 2019 trifft der Wirbelsturm Hagibis auf Japan (Regenfälle, Erdrutsche, Überflutungen). Tokio wird lahm gelegt. Am 13.04 wird der Süden der USA von schweren Stürmen getroffen, die großen Schaden anrichten. Im August 2020 ist die Insel Mauritius von einer Ölpest bedroht. Ein japanisches Frachtschiff mit Öl war gestrandet. Bis August 2020 gibt es 20 bereits 7099 Einzelbrände in Kalifornien. Die Luftqualität ist bei den Bränden meist die schlechteste der Welt. Mittlerweile ist Mitte September die ganze Westküste betroffen, also auch Washington und Oregon. Es sind die größten Waldbrände der Geschichte in dieser Region. Viele Häuser sind verloren, es gibt viele Tote. Die größten Regenfälle und Überschwemmungen seit 100 Jahren treiben 2020 den Nil (da, wo blauer und weißer Nil zusammenfließen) im Sudan über die Ufer. Am 30.10.20 erschüttert ein Erdbeben die östliche Ägäis. Besonders betroffen sind Izmir/ Türkei und die griechische Insel Samos (Tsunami). Es gibt viele Verletzte und Todesopfer (90 Tote). Am gleichen Tag trifft ein schwerer Hurrikan auf die Südostküste der USA. Seit dem Jahre 2000 sind bis 2020 bei Extremwettern (heftige Stürme, Fluten, Hitzewellen) 500.000 Menschen ums Leben gekommen. Die wirtschaftlichen Schäden lagen bei 2,1 Billionen €. Deutschland befindet sich unter den 10 am stärksten betroffenen Ländern. Quelle: Studie von German Watch 2021. Anfang Oktober 2021 gibt es eine Naturkatastrophe an der Südküste Kaliforniens. Ölteppiche verseuchen den Strand und töten viele Tiere. Ursache ist ein Leck in einer Pipeline. Die genauesten Daten über Schäden durch Naturkatastrophen haben die Rückversicherungen. Daten von Swiss Re beinhalten, dass 2021 das viertteuerste Jahr seit 1970 war. Teuerstes Ereignis war der Hurrikan "Ida". Im April 2022 gibt es verheerende Überschwemmungen an der südafrikanischen Küste. Man rechnet mit über 400 Toten. Es handelt sich um ein Extremwetter. Die Strom- und Trinkwasserversorgung ist unterbrochen. Schwerpunkte ist Kuwa Zulin Nadah; der Hafen von Durban muss geschlossen werden. Im ersten Halbjahr 2022 häufen sich auffällige Wetterextreme: Es gibt 64 Mrd. € Schäden durch Naturkatastrophen. 2024 kommt es zu großen Überschwemmungen im Zusammenhang mit dem Phänomen El Nino (Afrika: Kenia, Tansania, Burundi; Brasilien, Südchina.). Überflutungs-Alarm gibt es auch im Süden Deutschlands 2024 (B.- W., Bayern). Der Hurrican "Beryl" richtet im Juli 2024 in der Karibik große Verwüstungen an. Es gibt mindestens 8 Tote. Im August 2024 gibt es starke Waldbrände in Griechenland. Sie bedrohen Athen und fordern Todesopfer. Anfang September gibt es einen großen Waldbrand am Broken im Harz. Der Brand kann nach Tagen gelöscht werden. Ursache war wohl Brandstiftung. Mitte September 2024 kommt es infolge von Starkregen und Schneeschmelze zu großen Überschwemmungen in Osteuropa. "Wenn die Preise uns vorgaukeln, die Natur sei unendlich, rennen der technische Fortschritt und die Zivilisation in den Abgrund", Ernst Ulrich von Weizsäcker, Umweltforscher. Mittlerweile gibt es die UN World Conference on Disaster Risk Reduction: Es geht um ein neues Rahmenwerk zur Reduzierung von Naturkatastrophen mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Die dritte Konferenz findet in Sendai/ Japan statt. vgl. www.wcdrr.org . In den vergangenen 20 Jahren sind durch Wetterkatastrophen mehr als 600.000 Menschen ums Leben gekommen (Klimabericht der UN 2015; 4 Mrd. Menschen wurden seit 1995 verletzt). Allein 2015 gab es 1060 Naturkatastrophen in der Welt. Man unterscheidet zwischen geophysikalischen, meteorologischen, hydrologischen und klimatologischen Ereignissen. 2016 wird Mittelitalien immer wieder von Erdbeben getroffen. Rund 28.000 Menschen werden obdachlos. Große Auswirkungen hatte 1755 das schwere Erdbeben bei Lissabon in Portugal. Es erschütterte massiv den Glauben an die Güte Gottes und die reine Vernunft bekommt Auftrieb (Voltaire, Schopenhauer). Nach Angaben des Versicherers Munich Re sind 2016 die Schäden durch Naturkatastrophen im Jahresvergleich um gut zwei Drittel gestiegen. Bis 2100 könnten die Schäden durch Sturm um 70 Prozent ansteigen (Quelle: Weltklimarat). Allein die Münchener Rück beziffert die Schäden für 2017 bei Naturkatastrophen mit 112 Milliarden € für sie (135 Mrd. $). Insgesamt betrugen die Schäden 330 Mrd. Dollar (nur versicherte Schäden). Die teuerste Katastrophe war der Sturm "Harvey". Am 18.01.2018 bringt der Orkan "Friedericke" viele Verwüstungen in Deutschland mit sich. Die Bahn wird lahm gelegt. Im November 2018 werden durch Feuer über 6000 Häuser in Kalifornien zerstört. Tausende Menschen verbrennen. Kalifornien hatte die ersten und hat heute die schärfsten Umweltgesetze der USA (besonders Region Los Angeles). Das zeigt, dass Klimawandel nur global zu bekämpfen ist. Munich Re beziffert die Schäden durch Waldbrände2018 mit 21 Mrd. €. Auch dies ist ein Indiz für Klimawandel. Waldbrände richten auch in Deutschland großen Schaden an. Der erste große Waldbrand 2019 ist auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern. In Kalifornien und Nevada richten Waldbrände 2020 und 2021 großen Schaden an. Es werden um die 50 Grad gemessen. Auch in Britisch Columbia werden hohe Temperaturen und Waldbrände registriert. Dauerregen in RLP und NRW verwandelt Flüsse und Bäche in reißende Fluten. Dutzende Menschen kommen bei den heftigen Unwettern ums Leben. Der Hurrican "Ida" richtet im August 2021 große Schäden in Louisiana an. Die Stromversorgung wird lahm gelegt. Der Katastrophenzustand wird ausgerufen. Im Dezember21 treffen verheerende Tornados den mittleren Westen der USA, vor allem Kentucky/ Mayfield (und fünf weitere Bundesstaaten). Sie schlagen eine Schneise der Verwüstung (320 km). Es gibt Dutzende von Toten. Ende Februar 2022 trifft eine Hochwasserkatastrophe Australien. Im Osten des Kontinents sind über 500.000 Menschen betroffen. Auslöser war tagelanger Regen. Ende September 2022 fegt ein Hurrikan über Kuba und Florida. Er richtet große Schäden an (Hochwasser). Im Februar 2023 erschüttern zwei schwere Erdbeben die Türkei und Syrien. Sie sind in der Grenzregion zwischen beiden Ländern. Es starben über 50.000 Menschen, viele sind unter den Trümmern noch verschüttet, über 60.000 verletzt. Aus der ganzen Welt trafen Hilfsangebote ein (76.000 Helfer). 26 Mio. Menschen in der Türkei und Syrien brauchen Hilfe (WHO). Die Erdbeben sind nicht Folge des Klimawandels, sondern durch das Aneinanderstoßen von Erdplatten bedingt, Die furchtbaren Auswirkungen werden durch schlechte Bauweise begünstigt. Bausünder werden durch Amnestien immer wieder verschont ("Baufrieden"). Außerdem versäumte Erdogan, sofort die Armee für Such- und Rettungsmaßnahmen zu schicken. So hätten viele Menschenleben gerettet werden können. Helfer von NGOs, die über eigene Gelder verfügten, wurden diskriminiert und diffamiert. Erdogan spricht von Schicksal und verschweigt, dass sein Staat völlig versagt hat. Im Mai 2023 wird die Region Emilia-Romagna in Italien überschwemmt. Vorher gab es eine lange Trockenheitsphase. In der ersten Jahreshälfte 2023 werden in Kanada mehr Flächen durch Brände vernichtet als im ganzen Jahr 2022. Im Sommer 2023 gibt es riesige Waldbrände in Griechenland. Betroffen ist die Region um Athen und die Insel Rhodos. Weitere Regionen in Griechenland folgen: Korfu, Euböa. Die Brände betreffen auch viele andere Länder im Mittelmehrraum (z. B. Algerien, Sizilien, Korsika, Portugal). Ende Juli 2023 trifft ein Taifun einige asiatische Länder. Zunächst werden die Philippinen getroffen, dann andere Länder. Weite Teile Pekings stehen unter Wasser, auch aufgrund der stärksten Regenfälle, seit den Wetteraufzeichnungen. In Österreich und Slowenien treten im Sommer 2023, vor allem im August, die Flüsse über die Ufer. Die starken Regenfälle sind mit Erdrutschen verbunden. Im August 2023 kommen Unwetter in Dänemark, Schweden, Norwegen. Es gibt Überschwemmungen und Erdrutsche. Im August 2023 gibt es riesige Waldbrände in Portugal. Im August 2023 kommt es zu einem Großbrand auf Hawaii (Insel Maui). Der Hauptort Lahaina wird zu 805 zerstört. Der Brand wird durch den Taifun Lan beschleunigt. Über 80 Menschen kommen ums Leben. Im August 2023 brennt es im Westen Kanadas. Vor allem British Columbia ist betroffen. Die Waldbrandsituation spitzt sich immer mehr zu. Ebenfalls im August 2023 führen heftige Regenfälle in Chile zu Überschwemmungen. Weite Teile des Landes sind überflutet. Am 30. August 23 trifft Hurrikane Idalia auf Florida. Er richtet große Zerstörung an. 250.000 HH sind ohne Strom. Die Bundesregierung in Washington hat Unterstützung zugesagt. Im September kommen große Überschwemmungen in Osteuropa (Bulgarien), Westtürkei und Griechenland (Larisa, Volos). Nun soll das Militär helfen. Am 8.9.23 sucht ein schweres Erdbeben Marokko heim in der Region um Marrakesch (Aneinanderstoßen der Afrikanischen und Eurasischen Platte). Über 2000 Menschen sterben. Hunderte Menschen werden noch vermisst. 300.000 Menschen sind betroffen. Im September 2023 führt der Sturm "Danial" zu einer Katastrophe in Libyien. Unwetter und Überschwemmungen fordern über 2000 Menschenleben. Später wird mit über 20.000 toten gerechnet. Über 10.000 Menschen gelten als vermisst. Zwei Dämme sind gebrochen. Besonders betroffen ist die Hafenstadt Darna, die zum Einflussgebiet der Rebellen gehört. Im Oktober 2024 trifft der Sturm "Helene" auf die USA im Südosten. 137 Menschen kommen ums Leben.
Relativierung der Naturkatastrophen: Auch ohne Klimawandel hat es schon immer große Naturkatastrophen gegeben. Als das größte Katastrophenjahr der Geschichte gilt das Jahr 536 n. Chr. Eine dichte Wolkendecke hüllte die halbe Welt in Dunkelheit. Ernten blieben aus, Hungersnöte folgten. Es war der Beginn einer schlimmen Zeit. Auslöser war womöglich ein Vulkanausbruch auf Island. Später, im Jahr 1347, kam die Pest in Europa, die 25 Millionen Todesopfer brachte.
Naturkatastrophen 2021: Die Schäden betrugen insgesamt 260 Mrd. US-$. Davon waren 120 Mrd. versichert. Das ist bisheriger Rekord. So bekommt der Klimawandel ein Preisschild. Auch in den Industrieländern ist die Versicherungslücke hoch. 2021 kamen durch die Schäden 9200 Menschen ums Leben. Die größten Naturkatastrophen waren: Erdbeben in Haiti, Taifun Rai auf den Philippinen/ Vietnam, Hochwasser in China, Zyklon Seroja (Australien, Indonesien, Timor - Leste, Kältewelle USA/ Mexiko, Hochwasser in Deutschland/ Niederland/ Belgien.
Problemzonen: Am Po, dem längsten Strom Italiens, verändert sich das Leben radikal. Hüttenwirte, Bauern und Fischer sind verzweifelt. Lassen sich Dürren und Flutkatastrophen noch verhindern? Vgl. Collini, F./ Hornig, F. Tropenklima am Alpenrand, in: Der Spiegel 32/ 5.8.23, S. 80ff.
Extreme Wetterlagen: Zerstörerische Fluten und Hitzeperioden mit Dürre wird es zukünftig häufiger geben. Es gibt zunehmend Luftdruckgefälle zwischen Temperaturbereichen. Die Polargebiete erwärmen sich stärker als die Tropen. Der Jetstream schwächelt. Er kann nicht mehr so schnell Hochs und Tiefs schnell fortbewegen. Es kommt zu stationären Wetterlagen. Extremwetterereignisse verursachen nie da gewesene Überschwemmungen an kleineren Flüssen (Ahr, Prüm, Erft, Kyll, Rur). Die Katastrophe führt zu hohen Todesopferzahlen (über 130) und Extremschäden an Infrastruktur und Häusern. Bund und Länder (NRW, RLP) geben Soforthilfe in Höhe von 400 Mio. €. Die Vorsorge muss verbessert werden.
Weltrisikobericht: Er wird vom Bündnis "Entwicklung hilft" und vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Uni Bochum erstellt. Die gefährdesten Regionen sind Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika und West- sowie Zentralafrika. Das größte Risiko haben Vanuatu, Tonga, Philippinen. Deutschland liegt auf dem Gesamtindex auf Rang 155 von 172.
Heuschrecken: Ein rascher Wechsel von Dürre zu heftigen Regenfällen führt in einigen Gebieten, vor allem am Horn von Afrika, zu achten biblischen Plage von Heuschrecken. Ende 2019 ist vor allem Somalia betroffen. Ganze Plantagen werden kahl gefressen. Die Sicherheitslage verhindert eine Bekämpfung.
Unternehmen als Umweltaktivisten: Banken, Versicherer und Fonds werden zu Umweltaktivisten. Sie erhöhen den Druck auf börsennotierte Unternehmen, ihre Klimarisiken offen zulegen. 32 Billionen Dollar Kapital sind von 310 Großinvestoren in der Initiative "Climate Action 100".
Erdbeben und Erdbebensichere Häuser: Es gibt viele Experimente in Erdbebengebieten. Bereits in den 1970er Jahren entwickelte der Deutsche Georg Minke Leinsamensackhäuser. Später gründete der Iraner Architekt Nader Khalili die Organisation Cal-Earth, die das Selbstbauen fördert. Die Earthbag -Häuser sind am stabilsten, wenn sie rund sind. Die Hilfsorganisation Good Earth Nepal experimentiert auch mit Selbstbauhäusern. In Pakistan arbeitet Nargis Latif mit Müllhäusern. Die Organisation heißt Gul Bahao. Die Häuser werden aus Plastiksäcken gebaut, die aus Müll gefertigt wurden. In Kalifornien kommt es im Sommer 2019 zu zwei Erdbeben (die stärksten seit 20 Jahren). .
Anstieg des Meeresspiegels: Allein Nord- und Ostsee sind in 100 Jahren um 10 bis 20 Zentimeter gestiegen (1870 bis 2000). Die Küstenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein erhöhen schon ihre Deiche. Für die Welt gibt es unterschiedliche Berechnungen. Grönland und die Antarktis schmelzen ab. In diesem Jahrhundert soll es bis zu zwei Meter höhere Meere geben. Nach jüngsten Expertenuntersuchungen (Helmholtz-Zentrum, 2018) steigt der Meeresspiegel bis Ende dieses Jahrhunderts um 65 cm an. Gründe sind die Erwärmung der Meere (größere Ausdehnung) und die Gletscherschmelze. Dann würde viele Inseln verschwinden und viele Küsten überschwemmt werden. Im Südwesten Frankreichs sind küstennahe Bauten bedroht. Meeresströmungen und Klimawandel sind dafür verantwortlich. Jedes Jahr schiebt sich der Atlantik 1,70 bis 2,50 Meter weiter landeinwärts.
Arktis (Arctic Science Ministerial): Dies ist eine Konferenz von 26 Nationen und 10 internationalen Organisationen. Hinzu kommen 6 Vertretungen indigener Völker. Die zweite Konferenz findet vom 25. bis 26. Oktober 2018 in Berlin statt. Im Zentrum steht die Erforschung der Arktis. Das erste Treffen fand 2016 in Washington statt. Ergebnisse sind: Um den Nordpol wird es wärmer. Das Polarmeer taut auf. Das weckt nationale Begehrlichkeiten. Es eröffnen sich neue Routen im globalen Handel. Die Nordwestpassage ist viel kürzer als der Panamakanal. Die Nordostpassage ist viel kürzer als der Weg über den Suezkanal. Bodenschätze werden leichter zugänglich. Es gibt weniger Eis, was Flora und Fauna verändert. Die Klimaerwärmung wird verstärkt. Seegrenzen verschieben sich. Es gibt Gebietsansprüche. Die meisten Militärstationen baut Russland. Es will den Seeweg kontrollieren. China versucht mit allen mitteln sich Zugänge zu verschaffen. eine Bedrohung für die Arktis sind eingeschleppte Regenwürmer. Sie breiten sich aus und bringen das Ökosystem durcheinander. Im Boden lagern große Mengen kohlenstoff, die bei den Wühlarbeiten freigesetzt werden. Vgl. Der Spiegel 36/ 2.9.23, s. 96ff.
Arktisrat (Kopperation von Staaten): Eigeninteressen der Staaten geraten immer mehr in den Vordergrund. Die USA unter Trump äußern den aggressiv vorgebrachten Plan, Grönland von Dänemark zu kaufen. Auf Grönland werden Rohstoffe wie Tantal und Seltene Erden entdeckt. Die USA haben auf Grönland eine Militärbasis. China will seine Investitionen auf Grönland ausbauen.
Antarktis als Klimapumpe: In der Antarktis erwärmt sich die Tiefsee. Große Strömungen verlagern sich in Richtung Pole. Dadurch dehnen sich die Tropen aus. Das Wetter wird immer extremer. Weltmeere haben den Planeten weit mehr im Griff als bisher angenommen. Die UN haben deshalb ein Jahrzehnt der Ozeanforschung ausgerufen. Bis 2030 soll neues Wissen über diesen Lebensraum gesammelt werden.
Antarktis, Naturschutzgebiet: Ende Oktober 2016 einigt man sich nach jahrelangen Verhandlungen (24 Staaten + EU) auf ein Naturschutzgebiet in der Antarktis (Rossmeer). Hier darf nicht gefischt oder gejagt werden. Das Gebiet ist viermal so groß wie Deutschland. Die Regelung gilt 35 Jahre und tritt ab Dezember 2017 in Kraft. Sie wird im australischen Hobart beschlossen. In der Antarktis gibt es eine Unterwasserwelt von märchenhafter Schönheit. 90% eines Eisberges liegen unterhalb des Meeresspiegels. Die Naturschönheit ist bedroht, weil die Polränder rasant abschmelzen. Im September 2017 beträgt die Größe des Eises noch 4,7 Millionen Quadratkilometer (Alfred-Wegner Institut; Fläche deutlich kleiner als 1979 und 2006). Klimaforscher der UN geben im März 2017 Alarm für die Arktis. Zu Beginn von 2017 habe es mehrere Hitzewellen gegeben. Noch nie seit 1978 war das Eis im Februar so dünn wie 2018 (Quelle: Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum). Etwa 36% des heute in Gletschern gespeicherten Eises wird langfristig auch ohne weiteren Ausstoß von Treibhausgasen schmelzen. 2022 herrschen dort noch nie da gewesene Extremtemperaturen
Alaska: Alaska heizt sich fast dreimal so schnell auf wie der Rest der Welt. Nirgendwo sind die Auswirkungen des Klimawandels gefährlicher als in der Region am Polarkreis. Dennoch unterstützen die Menschen dort neue Ölprojekte. Das größte Projekt ist das Ölprojekt "Willow". Es ist eingebettet in NPRA (Projekts im National Petroleum Reserve in Alaska). Eine Pipeline führt quer durch Alaska (von Deadhorse Prudhoe Bay nach Valdez). Die Haushalte der Bezirke in Alaska hängen fast ganz an den Förderzinsen der Ölfirmen. Vgl. Kullmann, Kerstin: Fluch der Wildnis, in: Der Spiegel 32/ 5.8.23, S. 92ff.
Sturzfluten als Folge des Klimawandels: Starkregen und Sturzfluten sind keine vorübergehenden Erscheinungen mehr. Künftig könnten insbesondere dicht bebaute Gebiete betroffen sein (Städte). Ursache ist der Klimawandel: Das Gefälle zwischen heißem Äquator und eisiger Arktis wird flacher. Die atmosphärische Zirkulation ändert sich. Der Ostküste der USA drohen in Zukunft häufiger Überschwemmungen als Regel. Sie stellen eine immer größere Gefahr dar, weil die Küstengebiete jedes Jahr um 3 Millimeter absinken in Folge menschlicher Eingriffe in die Umwelt. Im August 2017 ist Texas in den USA betroffen. In Houston wird ein kleiner Fluss zur Sturzflut nach Dauerregenfällen. Im September 2017 ist Kuba und Florida betroffen. 2021 trifft es die Ahr in RLP.
Schwammstadt: Das ist ein Hochwasserschutzkonzept. Mit unterirdischen Kavernen und der Ausweitung unversiegelter Flächen wappnet man sich gegen Starkregen. In Deutschland arbeitet Berlin mit diesem Konzept.
Flächenversiegelung (Flächenfraß, Flächenverbrauch): Immer weniger Menschen in Deutschland brauchen immer mehr Raum. 2011 bewohnt jeder Deutsche durchschnittlich 43 Quadratmeter. In den Metropolen in Deutschland herrscht Wohnungsmangel. Auf dem Lande werden mehr Häuser und Wohnungen gebaut als benötigt werden (Quelle: Baubedarfsanalyse 2017 des IW, Köln) . In Bayern ist eine Fläche versiegelt, die achtmal so groß ist wie der Bodensee. Pro Jahr wächst die versiegelte Fläche in Größe des Chiemsees. Folgen sind schlechtere Luft und mehr Überschwemmungen. außerdem geht Lebensraum verloren. Der Ursprungszustand kann kaum wiederhergestellt werden. Der tägliche Flächenverbrauch, der zwar zurückgeht, ist aber immer noch mit 61 ha pro Tag viel zu hoch ist. Die Hälfte davon wird dann noch versiegelt. Ziel war bis 2020 auf 30 ha zu kommen. Das Ziel wird weit verfehlt. Der Bund setzt auch falsche Anreize, wie etwa das Baukindergeld. Die Kommunen müssten Obergrenzen festlegen. Von 1992 bis 2016 stieg die Siedlungs- und Verkehrsfläche von 40.305 auf 49.254 Quadratkilometer (+22,2%). Quelle: Umweltbundesamt 2018.
Flüchtlingsströme als Folge des Klimawandels: Die Umweltkatastrophen häufen sich (Stürme, Überschwemmungen, Wald- und Buschbrände, Vulkanausbrüche, Erdbeben. Menschen fliehen davor (7,9 Mio. in Südasien, 8,4 Mio. in Ostasien, 1,5 Mio. in Lateinamerika, 1,1 Mio. im Sahara-Afrika). Hinzu kommen die Kriegsflüchtlinge. Quelle: International Displacement Monitoring Centre 2016. Laut einer Studie der Columbia University 2019 im Auftrag der Vereinten Nationen werden 200 Mio. Menschen bis zum Jahre 2050 zu Klimaflüchtlingen werden. Das wäre verglichen mit den aktuellen Zahlen (21 Mio. Klimaflüchtlinge) eine Verzehnfachung.
Artenvielfalt in den tropischen Naturschutzgebieten: Obwohl der Klimawandel sich bevorzugt auf der nördlichen Halbkugel bemerkbar macht, hat er einen sehr großen Einfluss auf die Lebenswelt in den Tropen. Der Fieberstress führt zu Stoffwechsel - Veränderungen vor allem bei Tieren, die temperaturabhängig sind. Ein erhöhter Stoffwechsel braucht mehr Nahrung und Sauerstoff. Dabei bleibt weniger Zeit für die Fortpflanzung. sie sterben unter umständen aus (insbesondere Reptilien). Zu einem Artensterben, vor allem bei Vögeln, kommt es auch auf unseren Feldern. Es trifft über 40 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Schuld ist unter anderem der Anbau von Energiepflanzen (Raps, Mais). Im März 2014 stoppt der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Walfang Japans in der Antarktis. Trotz Verbots erlegen Walfänger insgesamt mehr als 1600 Tiere 2013 (Internationale Walfangkommission, IWC), darunter Japan 417. In einigen Gegenden der Welt werden Vögel gejagt. So wird in Oberitalien das Importverbot für gejagte Singvögel und das Jagdgesetz von 1992 umgangen. 2016 schließen Umweltverbände, indianische Völker und Forstwirtschaft ein Abkommen zum Schutz der Region an der kanadischen Pazifikküste. Dadurch soll auch die Bären geschützt werden (Great Bear Rainforest). Tauchen ausgestorben geglaubte Tierarten wieder auf, spricht man vom Lazarus-Effekt. Doch nur wenige Bestände erholen sich dann dauerhaft. Die Anzahl der Adeliepinpinguine wird bis 2016 um ein Drittel und bis zu 2100 um 60 Prozent zurückgehen (Folgen des Klimawandels in der Antarktis). Auch viele bekannte Tierarten stehen auf der Liste der bedrohten Arten: Giraffe, Tiger, Elefant, Nashorn, Uran Utan. In Deutschland hat die Zahl der Schmetterlinge rapide abgenommen (natürlicher Lebensraum, Gifte in der Landwirtschaft). Die Artenvielfalt schrumpft besonders stark auf Plantagen im Regenwald (Ölpalmen, Kautschuk). Die größte Verantwortung für den Verlust der Artenvielfalt hat die weltweite Landwirtschaft. Sie ist für 70% des zu erwartenden Verlustes terrestrischer Artenvielfalt verantwortlich (Global Biodiversity Outlook 4). 2017 sind 25.000 Arten bedroht. Das sind ein Viertel aller Arten (Quelle: WWF). Es gibt einen Weltbiodiversitätsrat. Ihm gehören 150 Forscher weltweit an. Präsident ist Robert Watson. Bis 2019 soll der Zustand weltweit neu definiert werden. Im April 2019 findet eine Konferenz des Weltbiodiversitätsrats in Paris statt. Es wird auch ein Bericht vorgelegt: Mindestens 500.000 Tierarten und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Besonders gefährdet sind Insekten. Ihre Anzahl hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits um 80% verringert. 2019 legt der WWF eine Studie vor: Sie untersucht die Situation der tropischen Regenwälder und nördlichen Wälder. Sie kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Seit 1970 haben die Bestände an Wirbeltieren, Vögeln und Reptilien im Schnitt um die Hälfte abgenommen. Im August 2019 findet zweiwöchig eine Artenschutzkonferenz der UN in Genf statt. Der Handel mit gefährdeten Arten wird verboten. Dei Tiere müssten auch vor Ort mehr geschützt werden. Vgl. Akanksha Khatri u. a.: New Nature Economy Report (Abteilung Natur und Biodiversität des World Economic Forum). Andere Studien neben dem Weltdiversitätsrat kommen zu weitaus pessimistischeren Prognosen: Weltweit seien 2023 zwei Millionen Arten gefährdet. Die Zahl ist doppelt so hoch wie die vom Weltdiversitätsrat. Quelle: "Plos one", Uni Trier und Nationalmuseum für Naturgeschichte, Luxemburg. "Untätigkeit verursacht viel höhere Kosten als entschiedenes Handeln", Dieselbe 2022 (Quelle: Der Spiegel 50/ 10.12.22, S. 118).
Artensterben (Rote Liste): Hierfür gibt es eine Reihe von Ursachen: Übernutzung (Waldrodung, Jagd, Fischerei), Landwirtschaft (immer größere Flächen), Urbanisierung, invasive Arten, Ausbeutung (Exzessive Jagd, Überfischung) Umweltverschmutzung (Mikroplastik, Pestizide), Klimawandel Gemäß der Roten liste, die übergreifend für Tiere, Pflanzen und Pilze gilt, sieht das Bild 2015 wie folgt aus: 30% gefährdet, 6% ausgestorben oder verschollen, 37% ungefährdet. Quelle: Artenschutz-Report 2015, Bundesamt für Naturschutz. Im Mai 2019 legt der Weltbiodiversitätsrat (145 Autoren aus 50 Ländern; Hauptsitz Bonn) seinen aktuellen Bericht vor in Paris: Es gibt noch geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Welt. Bis zu einer Million Arten seien vom Aussterben bedroht. Die Rote Liste 2021 zeigt folgendes Bild: Anteil bedrohter Arten (Amphibien 41%; Säugetiere 26%; Nadelhölzer 34%; Vögel 13%; Haie und Rochen 37%; Riffkorallen 33%; Reptilien 21%). Vgl. Focus 51/ 2021, S. 18f.
Insektensterben: Erschreckend ist der starke Rückgang von Insekten, auch in Deutschland (76% in den vergangenen 28 Jahren ab 2017) . Sie sind auch wichtig für die Blütenbestäubung und Nahrungsgrundlage für Vögel. Es ist eine Umweltkatastrophe. Das Bundesamt für Naturschutz bestätigt 2018 den Trend: Bei 44% der Arten sei es zu einem Rückgang gekommen.
Bienen: Zwischen 1989 und 2015 ist die Zahl der Bienen in Deutschland um 75% zurückgegangen. Es soll für ein besseres Natur- und Nahrungsangebot für Bienen gesorgt werden. Vor allem die Landwirte sollen helfen. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit wenigen Kulturpflanzen und der vermehrte Einsatz von Insektiziden schadet den Bienen. Wildbienen brauchen vor allem die Feldränder, die immer weniger werden. Das hängt auch mit der Konzentration in der Landwirtschaft zusammen.
Tierwanderungen nach Katastrophen: Nach dem Tsunami 2011 in Japan (Fukushima) wurden Hunderte Arten von Tieren von der japanischen an die US-Küste geschwemmt. Meeresschnecken, Würmer, Muscheln, Krusten- und Moostiere sowie andere Tierarten gelangten mit Bootsteilen und Plastikmüll-Teilen über die Ozeane ("surfen"). Auch Hurrikane und Taifune werden in Anbetracht des Klimawandels häufiger. Wahrscheinlich werden diese Wanderungen deshalb auch zunehmen.
Havarien von großen Frachtern: Immer wieder kommt es dadurch zu Katastrophen. Im Juli 2023 treibt ein brennender Frachter, der Fremantle Highway heißt, in der Nordsee vor Ameland/ NL im Wattenmeer. Wahrscheinlich ist eine Batterie von den transportierten E-Autos explodiert (3800 E-Autos). Man löscht. Ein Sinken soll vermieden werden. Vielleicht lässt man den Frachter komplett ausbrennen. Er wird dann noch im Juli zu einer anderen Insel geschleppt (Schiermonnikoog).
Ureinwohner: In vielen Ländern kämpfen die Ureinwohner um ihre Kultur, Tradition und ihren angestammten Lebensbereich. Das gilt z. B. für Brasilien und Ecuador. Ölbohrungen oder Rodungen von Urwald für Ackerland bedrohen den Lebensraum.
Fisch, Überfischung: Viele Arten sind wegen Überfischung der Meere und Flüsse bedroht. Greenpeace rät 2016 sogar zum Verzicht und stellt eine Liste der bedrohten Arten auf. Es werden 115 Arten bewertet. Zur Überfischung trägt zum Teil die Ausweitung der Fischzucht (Aquakultur) bei. Futter besteht zum großen Teil aus Fischmehl. Die weltweit geächtete Schleppnetzfischerei gefährdet empfindliche Ökosysteme am Meeresboden und an Korallenriffen. Der Beifang beträgt im Mittel 25%. (Quelle: Fischer Weltalmanach 2018, S. 707). 2018 steigen die Ausgaben für Fisch in Deutschland rapide an. Der Pro-Kopf-Verbrauch sinkt.
Tintenfisch, Kalmare: Kalmare sind wichtig für das Ökosystem. Sie könnten immer wichtiger werden. Sie profitieren wohl von der Überfischung der Meere. Sie fressen vieles und wachsen schnell. Tintenfischfriedhöfe versorgen die Tiefsee mit Kohlenstoff. Es gibt über 250 Arten. Insgesamt können sie 10 Meter lang werden.
Landwirtschaft und Ernteinbußen: Durch die Erderwärmung drohen in der US-Landwirtschaft Ernteeinbußen: Weizen -20%, Soja -40%, Mais -50% (Computersimulation 2017 des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung). Am schlimmsten wirkt der Wassermangel (außerdem Düngung, Temperaturen, Bewässerung, Kohlendioxidgehalt in der Luft).
Neophyten: Pflanzliche Zuwanderer. Sie werden vom Klimawandel begünstigt. Sie bedrohen zum Teil einheimische Arten und können Krankheiten auslösen. Einmal etabliert, sind sie kaum aus dem Ökosystem zu verdrängen.
Korallenbleiche: Die Riffe sind weltweit im Klimastress. Hitzestress bewirkt korallenbleiche. Hauptursache sind der Anstieg der Meerestemperaturen. Hierin und hiervon leben ein Viertel aller marinen Lebewesen. Weiterhin führt die steigende Konzentration von Kohlendioxid zu einer Versauerung, die Skelettbildung verhindert. Vgl. www.coralreef,noaa.gov . 2016 werden die schlimmsten Befürchtungen übertroffen: Stellenweise sind zwei Drittel der Stöcke abgestorben (wenn das Wasser zu warm wird, stoßen die Korallen Algen ab und sterben; zurück bleibt der weiße Kalkmantel). Manche Korallen lieben Plastikmüll. Sie fressen gerne Mikroplastik. Korallen werden auch krank, weil ihnen schädliche Bakterien zusetzen, die sich durch die menschliche Überdüngung der Meere stark vermehren können. eingeschwemmte Stickstoffe und Phosphate führen zu einer Algenblüte. Am Great Barrier Reef nimmt 2018 ein U-Boot ("Killerroboter"), von einem Tablet gesteuert, den Kampf gegen gefräßige Seesterne auf. Die International Coral Reef Society entwickelt ein Strategiepapier zur Rettung: Sie schlägt drei Maßnahmen zur Rettung der Riffe vor. 1. Die Bekämpfung des Klimawandels. 2. Die Verbesserung der lokalen Bedingungen. 3. Die aktive Wiederaufforstung.
Todeszonen in den Weltmeeren: Todeszonen sind Gebiete, in denen kein dauerhaftes Überleben möglich ist. In den Weltmeeren ist das Problem der sinkende Sauerstoffgehalt. +4,5 Millionen Quadratkilometer seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Das entspricht der Größe der EU. Quelle: Futur zwei, Nr. 5/2018, S. 13.
Geoengineering: Ingenieure wollen den Klimawandel mit technischen Eingriffen in die Gestalt der Erde bekämpfen. Einige Ideen und Konzepte: Weiße Häuserdächer und weiße Straßen reflektieren des Sonnenlicht und halten die Städte kühl. Künstliche Bäume holen das Kohlendioxid aus der Luft. Eisen wird in Meere gekippt. Dadurch wachsen vermehrt Algen, die CO2 aufnehmen. Vgl. EuTRACE-Bericht des Potsdamer IASS (auf Englisch kostenlos im Internet). Weitere Quelle: Oliver Morton, The Planet Remade. Konkrete Ansätze sind auch die Folgenden: Schattenspender im All, Ozeandüngung, Einlagerung über Biomasse, massive Aufforstung. Vgl. z.B. David Keith (US-Klimaforscher und Physiker) und Paul Crutzen, niederländischer Meteorologe (1995 chemeinobelpreis).
Magnetfeldlinien um die Erde herum: Das Magnetfeld ist nicht stabil. Es ändert seine Stärke und Lage. Im Laufe der Erdgeschichte wurde mehrmals umgepolt (Nord- und Südpol vertauscht). Der Schirm lenkt Sonnenwinde und energiereiche Partikel aus dem All entlang der Magnetfeldlinien. Der Kern dieser Linien liegt 3000 km unter uns im Erdkern.
Messung des Klimawandels: Als Leuchtturm gilt die US-Organisation NOAA in Silver Springs/ Maryland. Es ist die National and Atmospheric Administration, ein U.S.- Department. Sie ist unabhängig und kooperiert mit etwa 65 Ländern und deren Wissenschaftlern. Sie wurde 1970 unter Richard Nixon gegründet. Sie legt jedes Jahr einen Bericht vor. Bericht 2018: 2017 war das drittwärmste Jahr, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. CO2 hat einen neuen Höchststand erreicht. Der durchschnittliche Meeresspiegel ist auf einem Höchststand. Zehn der niedrigsten Eiswerte der Arktis sind in den vergangenen 11 Jahren gemessen worden.
Grönland als Herzkammer des Klimawandels: Grönland ist im Landesinneren mit Eis bedeckt, das immer schneller abschmilzt. Allein 2019 hatte Grönland einen Gesamtmassenverlust von 532 Milliarden Tonnen Eis. Die Eiskappe schmilzt heute (2021) sechsmal so schnell wie vor 40 Jahren.
Das Pantanal als globaler Indikator: Das Biotop ist halb so groß wie Deutschland. Es liegt im Westen Brasiliens an der Grenze zu Bolivien und Paraguay. Bei den Bränden 2020 starben mehr als 17 Mio. Tiere. Auch viele Kaimane verbrannten. Das dritte Jahr in Folge blieb der Regen aus. Brände wüteten, Seen versanden, Tiere verenden. Der Region droht die Verwüstung. Vgl. Focus 51/2021, S. 78ff.
Belastungsgrenzen der Erde: Sie liegen in folgenden Segmenten: Biodiversität, Klimakrise, chemische Belastung, Ozonloch, Aerosolbelastung der Atmosphäre, Versauerung der Ozeane, biochemische Kreisläufe, Süßwasserverbrauch, Landnutzungsänderungen. Wenn in einem Bereich die Belastungsgrenze überschritten wird, kann das Erdsystem aus dem stabilen Zustand kippen. Am höchsten ist das Risiko bei chemischer Belastung, biochemische Kreisläufe, Biodiversität. Vgl. Habekuss, Fritz: Jenseits der Giftgrenze, in: Die Zeit Nr. 5/ 27.1.22, S. 29.
Belebung von Wüsten: Die meisten Projekte gibt es für die Sahara. so soll in Mauretanien ein grüner Gürtel entstehen. Er soll Bäume und Ölpflanzen umfassen. Mit modernster Bewässerungstechnik und Meerwasserentsalzung soll eine blühende Landschaft entstehen. sie soll auch CO" aus der Atmosphäre binden und so zum Klimaschutz beitragen.
Ressourcen I (Rohstoffe, Bodenschätze, Energiequellen)
"Während die Menschheit lange sehr viel Planet für wenig Mensch gegenüberstand, gibt es heute für immer mehr Menschen immer weniger Planet. Will die Menschheit nicht ihren eigenen Zusammenbruch herbeiführen, muss sie lernen, in einer vollen Welt zu wirtschaften, auf einem einzigen Planeten, mit begrenzten Ressourcen. Das ist eine neue Realität", Maja Göpel, in: Dieselbe, Unsere Welt neu denken, Berlin 2020, S. 36.
Ressourcen: Grund und Boden bzw. Land und alle anderen natürlichen Ressourcen wie Wasser, Luft, Wind, Sonne, Bodenschätze und Rohstoffe. Die Ressourcen sind knapp, d. h. sie sind relativ zur Nachfrage unzureichend oder deutlich endlich. Güter, die eine konkurrierende Nutzung aufweisen, aber nicht ausschliessbar sind, heißen Gesellschaftliche Ressourcen. 20% der Weltbevölkerung verbrauchen 80% der globalen Ressourcen und verursachen zwei Drittel der Umweltverschmutzung. Das ist das Kernproblem der Erde. Von ihm hängen viele Probleme ab, letztlich auch das Flüchtlingsproblem. Wir sind die erste Generation, die unseren Planeten an den Rand des Abgrundes führt.
Ressourcenknappheit: Es ist der Ausgangspunkt der Ökonomie, mit knappen Ressourcen zu wirtschaften. Die Ressourcen können nicht unbegrenzt genutzt werden. Wir verlagern die Ausbeutung vom Raum in die Zeit zu Lasten nachfolgender Generationen. Der Wachstumsbegriff, der in der Politik und Wissenschaft als unangreifbar gilt, muss in Frage gestellt und diskutiert werden. Anzustreben ist eine strenge Trennung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Der Einsatz von grünen Produkten rechnet sich auch wirtschaftlich. Die Umwelttechnologie ist die Leitindustrie des 21. Jahrhunderts. Rapide steigende Rohstoffpreise infolge der Knappheit zwingen die Industrie zum wirtschaftlichsten Einsatz von Ressourcen (Effizienz). Die Rohstoffproduktivität ist im Vergleich zur Arbeitsproduktivität aber kaum gestiegen. Da Material den Löwenanteil der Produktionskosten ausmacht, ist hier anzusetzen. Hundert Jahre gab 1972 der Club of Rome der Weltwirtschaft - dann seien die wichtigsten Ressourcen erschöpft. Sicher finden schon lange Stellvertreterkriege um Ressourcen statt, vor allem in Afrika. Immer wichtiger wird die Arktis als zukünftiger Rohstoffstandort. Es gibt einen arktischen Rat (Anrainerstaaten, unter anderem Norwegen, Kanada, USA). Andere Staaten wie China und Indien sind Beobachter (EU wegen Robbenstreit in Kiruna ausgeschlossen). Ende 2014 erhebt Dänemark Gebietsansprüche auf die Arktis (mit Grönland; durch Rückgang des Meer-Eises Rohstoffe). El Mirador, die Wiege der Maya-Zivilisation in Guatemala, bestand aus trocken gelegten Sümpfen, gefälltem Wald und riesigen Terrassenfeldern. Irgendwann zerstörten sie durch immer aufwendigere Bauten ihre eigene Lebensgrundlage. konsequenz waren Hungersnöte und Kriege, bis sie die Stadt aufgeben mussten. Sie gilt als einer der frühesten Beispiele der Auswirkungen von Ressourcenknappheit.
Hotelling-Regel (Harold Hotelling, 1895-1973): Grundregel der Umweltökonomik, nach der der Pareto - optimale Abbaupfad einer natürlichen Ressource so aussieht, dass der Nettogrenznutzen im Zeitablauf mit einer Rate wächst, die der sozialen Diskontrate entspricht (Nettogrenznutzen=Nutzungsgrenzkosten). Es handelt sich um eine Optimalitätsbedingung bei nicht-erneuerbaren Ressourcen. Berühmt ist sein Artikel von 1931: The Economics of Exhaustible Resources, in: Journal of Political Economy 39/2, S. 137-175 (einer der wichtigsten Aufsätze überhaupt). Die Knappheitsrente steigt im Zeitablauf mit dem Zinssatz. Wird die Bedingung verletzt, führt eine intertemporale Reallokation zu einer Nutzensteigerung. Weil jede abgebaute Einheit einer Resssource wie eine Abschreibung auf das Vermögen wirkt, müssen die Anbieter zusätzliches Geld verlangen. Dies ist der Schattenpreis bzw. die Hotelling-Rente. Die Kosten setzen sich aus zwei Teilen zusammen: die Förder- bzw. Abbaukosen und die Opportunitätskosten. Je weniger Rohstoffe übrig sind, desto höher sind die Opportunitätskosten. In dem Buch "Wie muss die Wirtschaft umgebaut werden?" von Bernd Meyer (Frankfurt 2008: Fischer) geht es um Perspektiven für eine nachhaltigere Entwicklung in der Welt. Es geht um den internationalen Wettbewerb um immer knapper werdende Ressourcen und den Klimawandel.
Rohstoffe: Knappe Rohstoffe drohen immer mehr zum Sicherheitsrisiko zu werden. Wenigen Entwicklungsländern ist es gelungen, mit Rohstoffen Wirtschaftswachstum zu erreichen (75% der armen Bevölkerung leben in rohstoffarmen Ländern). Internationale Zusammenarbeit muss Regelungen finden (Konflikte entschärfen, Lage der armen Förderländer verbessern). Ein gutes Beispiel ist Nigeria, das das meiste Öl in Afrika hat. Die Rohstoffförderung beträgt 2,0 Mio. Barrel/Tag. Davon werden 1,7 Mio. Barrel/Tag exportiert. Trotzdem ist das Land arm, und das Nigerdelta (95% des Erdöls) ist verseucht. Ähnlich ist die Situation im Sudan. Sie wird verschärft durch die Abspaltung des Südens; im Grenzgebiet liegt die Ölregion Abyei und eine Pipeline führt durch den Norden. Nicht reich geworden durch Öl und Gas sind auch Algerien und Tunesien, genauso wie der Kongo als eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. 2013 rückt Mosambik in den Mittelpunkt. Hier wurden riesige Vorräte an Grafit, Kohle, Edelsteinen, Gold und Titan entdeckt. 45% der weltweiten Kalireserven liegen im kanadischen Sasketchewan (werden hauptsächlich von Unternehmen Potash genutzt). Deutschland muss seine Recycling-Quote erhöhen, die Forschung in Ersatzstoffe verstärken und eine zentrale Institution für Rohstoffe (Deutsche Rohstoff AG wie früher die Metallgesellschaft oder Preussag) schaffen. Zunehmend versuchen auch Minenbetreiber, wertvolle Metalle und seltene Erden mit Bakterien aus dem Gestein zu lösen (Biomining). Damit kehrt der Bergbau nach Deutschland zurück. Die größten Zinnvorkommen der Welt werden in Sachsen entdeckt, allerdings in erheblicher Tiefe. Ohne Rohstoffe bzw. Bodenschätze gibt es kein Wachstum, ohne Wachstum gibt es in vielen Staaten soziale Unruhen (z. B. in China). Also werden die Staaten im Interesse des eigenen Überlebens notfalls auch Kriege um Rohstoffe und Rohstoffrouten führen. Insofern hängen Rohstoffe eng mit der internationalen Militärpolitik zusammen. Die Staaten werden auch darauf drängen, effizienter mit Rohstoffen umzugehen. Ein Weg dazu wäre eine Rohstoffsteuer. 2010 ist der HWWI-Rohstoffpreisindex um 41,3% gestiegen. Mit dazu bei trägt die Tatsache, dass seit 2005 Zug um Zug fachfremde Anleger, Spekulanten und Banken den Handel mit Rohstoffen übernommen haben. Auch der CRB-Rohstoffindex ist von Mitte 2010 bis Mai 2011 um 40 Prozent gestiegen. Mittlerweile gibt es eine sehr hohe Volatilität. Im Herbst 2011 fallen die Preise (Gold, Kupfer, Kaffee) sehr stark. Eine stringente Begründung gibt es nicht (nur Spekulation). Einen großen Einfluss haben die Schwellenländer mit ihrer Nachfrage (China, Indien, vor allem bei Kupfer), neue Technologien (Bedarf für "Seltene Erden") und ein knappes Angebot (Bergbau- und Transportkapazitäten, z.B. Naturkatastrophe in Australien bei Kohle). Einfluss hat auch die Weltkonjunktur bzw. die Erwartungen dazu. So brechen aus diesem Grunde die Rohstoffpreise im Februar 2013 ein (Kupfer, Öl -7%, Aluminium -8%, Silber -10%). Die deutsche Regierung und die Industrie planen eine Rohstoffallianz noch 2011 (gültig ab 2012). Daran wollen sich ca. 10 Unternehmen beteiligen. Das Gemeinschaftsunternehmen soll weltweit nach Bodenschätzen suchen. Diese Rohstoff-Gruppe wird zur Rohstoff AG. In naher Zukunft will man sich auf Öl und Wolfram konzentrieren. Die nationale Rohstoffstrategie in Deutschland führt zu effizienten Funden in Europa (z. B. in Bulgarien). Ende 2015 löst sich die Rohstoffallianz auf (Zerfall der Rohstoffpreise, es wird zu kurzfristig gedacht). Die Schweiz hat sich zu einem Handelszentrum für globale Rohstofffirmen entwickelt. Hier sitzen Vitol (50% des Zuckerhandels), Glencore (35% Getreide- und Ölsaaten, 50% Kaffee ) und Trafigura (35% am Erdölhandel). Die reichsten Gold- und Nickelvorkommen Europas sind in Nord-Finnland. Hier wird der Abbau nicht zimperlich betrieben, so dass die Vergiftung von Flüssen, Seen und Mooren an der Tagesordnung ist. Ab 2015 müssen EU-Unternehmen Ausgaben für Schürfrechte deklarieren (dann unterliegen weltweit 90% aller Unternehmen dieser Regelung). Chinesische und westliche Rohstoffkonzerne beuten in Peru Rohstoffe aus. Die Berge werden durch den Gold- und Kupferabbau langsam ausgesaugt. Sogar Sand ist mittlerweile als Rohstoff knapp. Vor allem Investoren in Katar, Indien und China brauchen ihn für ihre gigantischen Bauprojekte. 2015 steigt die Volatilität der Rohstoffpreise deutlich an (Öl, Silber, Gold, Zucker, Kupfer, Weizen). Der Brexit ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Rohstoffmärkte. Im März 2017 schließen Deutschland und Australien ein Rohstoffabkommen. Die größte Müllkippe der Welt ist Jardim Gramacho in Brasilien. 1500 Catadores sortieren Recyclingstoffe und verkaufen sie weiter. Der kanadische Düngemittelriese Potash will den kleineren deutschen Konkurrenten K + S, Kassel, übernehmen (erstmals seit zehn Jahren steht ein DAX-Unternehmen vor der Übernahme). Mitte 2015 bewegen sich viele Rohstoffpreise wieder abwärts. Der Super-Zyklus hat seinen Höhepunkt überschritten (insbesondere Nachfrage aus China und Indien geht zurück). Russland, Dänemark (Grönland) und Kanada streiten sich um die Nutzungsrechte im Nordpolarmeer. Dort werden reiche Öl- und Gasvorkommen vermutet. Aufgrund des Klimawandels wird der Raum immer offener. Im Jahre 2016 werden die Rohstoffe wieder teurer. Der jahrelange Preisverfall hat sein Ende gefunden (besonders darunter gelitten haben Entwicklungsländer). Im Jahre 2017 fallen die Preise für industrielle und Agrar-Rohstoffe wieder und entlasten Wirtschaft und Verbraucher (u. a. Fracking in den USA, weltweite Nachfrage). Bei Stahl und Aluminium müssen weltweit Überkapazitäten abgebaut werden. 2018 könnten Preissteigerungen für Öl, Aluminium und Kupfer kommen.
Digitalisierung und Rohstoffe bzw. Protektionismus: Seltene Erden: Sind weiche, silbergraue Metalle, deren Schmelzpunkt je nach Element zwischen 900 und 1600 Grad C liegt. Je umweltfreundlicher und innovativer ein Produkt ist, umso größer ist die Abhängigkeit bei Seltenen Erden. Sie werden in Hochtechnologiebereichen und Energiespartechnologien eingesetzt. Konkrete Anwendungsbereiche sind Leuchtstoffe und Elektronik, Metallurgie, Katalysatoren, Keramik, Permanentmagnete, Batterien. China hat eine Quasi-Monopolstellung. Das Land arbeitet mit Exportquoten, um Produktionsstätten ins Land zu holen. Die Quoten werden 2012 erhöht. Auf Druck der WTO werden diese ab 2015 aufgehoben. Weitere Vorkommen sind in den GUS-Staaten, Indien, Brasilien und Nordamerika. Der Klimawandel macht auch die Arktis wirtschaftlich interessant. So gibt es seltene Erden in der ostkanadischen Provinz Quebec. Eine Kooperation mit Kanada wird angestrebt (Merkel im August 2012). Deutschland schließt im Herbst 2011 ein Abkommen mit der Mongolei: Lieferung Seltener Erden, Investitionen in Bildung und Technologie in der Mongolei. Im Februar 2012 folgt ein Rohstoffabkommen mit Kasachstan. Eine Partnerschaft mit Kanada wird angestrebt. Seltene Erden gibt es auch in den USA, Australien und Russland. In der Regel haben diese Länder ihre Lagerstätten noch gar nicht angerührt. In den Industrieländern wird das Recyceln intensiviert. 2012 gibt es einen Preissturz bei Seltenen Erden. Offensichtlich ist die Nachfrage stark gesunken (Konjunkturflaute in Teilen der Welt). China will ein Fünftel der Produktionskapazitäten schließen, um den Preisverfall zu stoppen. Mittlerweile findet man Seltene Erden auch im Rhein. Langfristig bis 2030 werden folgende Länder besonders wichtig sein: Russland für Palladium. Brasilien für Tantal, Kanada für Indium, China für Neodym und Gallium, Australien für Kobalt, Mexiko für Silber. Immer wichtiger wird das Recycling, um die Abhängigkeit zu senken. In Deutschland peilt man 20% recycelte Seltene Erden an. 2013 gibt es große Funde von seltenen Erden in Grönland. Die Förderung wäre wichtig für die EU (Teilautonomie, gehört zu Dänemark). Radioaktive Substanzen sind in der Nähe, weshalb das ökologische Risiko hoch ist. Lithium, das leichteste Metall der Welt, kommt am meisten in Bolivien vor (Salzsee Salar de Uyuni). Der Bedarf an Seltenen Erden geht weltweit zurück. Es können alternative Rohstoffe hergestellt werden. Zur Gewinnung Seltener Erden ist giftige Säure erforderlich, die jede Menge giftigen Müll erzeugt. 2019 setzt China Seltene Erden im Handelsstreit mit den USA ein: Etwa 70% der Seltenen Erden, die 2019 in der Produktion eingesetzt werden, kommen aus China. Das Land erwägt einen Exportstopp bzw. eine Reduktion. 80% der exportierten Mengen gehen in die USA.
Die vier Säulen der modernen Zivilisation: Der Energieexperte Smil sieht die folgenden. 1. Amoniak: das Gas, dass dei Welt ernährt. 2. Kunststoffe: divers, nützlich, problematisch. 3. Stahl: allgegenwärtig und wiederverwertbar. 4. Beton: eine aus Zement erschaffene Welt. Vgl. Vaclav Smil: Wie die Welt wirklich funktioniert. Die fossilen Grundlagen unserer Zivilisation und die Zukunft der Menschheit, München (C. H. Beck) 2023. Original in den USA unter dem Titel "How the World Really Works", 2022. Seiten 107ff.
Rohstoffe und Finanzmärkte: Rohstoffe sind eine heterogene Angelegenheit: So gibt es einmal Agrarrohstoffe. Einige davon können als Sprit verarbeitet und verwendet werden. Dazu kommen Industrierohstoffe und Energieträger. Drittens gibt es die Edelmetalle. Fast alle Rohstoffe sind mittlerweile mit Investments verbunden. Es gibt Optionen und Optionsscheine auf Rohstoffe. Ebenso gibt es Discount-, Index- und Basketzertifikate auf Rohstoffe. Hinzu kommen Exchange Traded Commodities (ETC). Die Verknüpfung mit den Finanzmärkten (Anlage von Geld) hat einen sehr starken Einfluss auf den Preis unabhängig von Angebot und Nachfrage. Sogar Wasserinvestments werden angeboten (Privatisierungswelle). Sauberes Wasser scheint heute ein marktfähiges Produkt zu sein (Wasseraufbereitung teuer). Man kann sogar von einem Megatrend sprechen (Wasserfonds, Basketzertifikate auf Wasser, Wasseraktien). Nach dem Aktiencrash haben Chinas Anleger den Rohstoffmarkt entdeckt. Es entsteht eine Spekulationslust (Baumwolle).
Wettkampf um Rohstoffe: In ihrem Handelsstreit 2019 verschärfen die USA und China auch den Wettkampf um Rohstoffe. Die USA verschärfen das Ölembargo gegen den Iran. China sichert sich immer mehr Ressourcen für Zukunftstechnologien. 2000 war der durchschnittliche Anteil an der Weiterverarbeitung wichtiger Zukunftsrohstoffe bei Deutschland noch bei 7%, 2017 bei nur noch 4% (Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Stahl, Zink, Zinn). die Zahlen für die USA lauten 19% 2000, 85 2017. Für China: 2000 13%, 2017 48%. Quelle: Deutsche Rohstoffagentur DERA.
Rohstoffhändler: Die weltgrößten Händler verdienen extrem an der Knappheit der Rohstoffe und am Anstieg der Rohstoffpreise. Nach dem Umsatz ergibt sich folgende Rangfolge der fünf größten Rohstoffhändler: 1. Trafigura/ Niederlande. 2. Glencore/ Schweiz. 3. Vitol/ Schweiz. 4. Mercuria/ Schweiz. 5. Gunvor/ Schweiz. Die Börsen sind überwiegend in London. So etwa die Metallbörse ((LME). Es gibt mittlerweile auch Online-Plattformen. Dazu gehört das Düsseldorfer Unternehmen Metallhub.
Deutsche Rohstoffversorgung: Deutschland fehlt der Zugang zu den Rohstoffen für Zukunftstechnologien. Besonders wichtig sind Kupfer und Kobalt. Fast alle Rohstoffe muss Deutschland importieren. Die Importe betrugen 2016 137 Mrd. € (46,3% Metalle; 51,5% Energierohstoffe; 2,2% Nicht-Metalle) In Höhe von 12 Mrd. € gibt es eine heimische Rohstoffproduktion; im Werte von 10 Mrd. € wird recycelt. Quelle: Bundesamt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Im August 2018 reist Bundeskanzlerin Merkel auch nach Aserbaidschan. Das Land wird von einem Familienclan beherrscht, ist aber sehr rohstoffreich.
Abhängigkeit von Rohstoffimporten: Die deutsche Industrie ist stark von Rohstoffimporten abhängig. Bereits in der Corona-Krise sind Lieferketten gerissen. Der Krieg in der Ukraine verschärft die Lage erheblich. Jahrelang profitierte Deutschland vom freien Zugang zu billigen Vorprodukten und Rohstoffen. Die deutschen Schlüsselindustrien sind betroffen: 1. Automobilindustrie. Bei Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesium haben China und Russland hohe Weltmarktanteile. Spezielle Stähle wie Titanium und Nickel kommen häufig aus Russland. Kobalt, Mangan und Kupfer braucht man für Batterien (China, Chile, Australien). 2. Maschinenbau. Ein wichtiger Rohstoff ist Stahl. Auf dem Stahlmarkt kommt es zu Engpässen. Es fehlen auch Chips und andere Steuerungselemente (kommen aus China und Taiwan). 3. Chemie/ Pharmazie. Man braucht riesige Mengen Öl und Gas. 4. Elektroindustrie. Vorprodukte aus Russland, Belarus und Ukraine.
Deutsche Rohstoffagentur (DERA), Berlin: Bundeseinrichtung in Berlin seit 2021. Chef 2021 ist Peter Buchholz. Deutschland ist in einer großen Abhängigkeit. Es kann schnell zu Lieferengpässen kommen, die deutliche Preissteigerungen zur Folge haben. Man will strategische Reserven anlegen, um gefährliche Knappheiten zu verhindern. Gehört zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Man will strategische Reserven anlegen, um gefährliche Knappheiten zu verhindern.
Raw Materials Alliance, Berlin (europaweit ca. 500 Mitglieder, Einrichtung der EU, auch GmbH-Tochter, gegründet 2020; Unternehmen, Hochschulen, Organisationen; Förderung in Europa oder Recycling).
Rohstoffe, Importland Deutschland: Deutschland importiert Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas, weil es selbst nicht genug eigene Vorkommen hat (relevant nur bei Kohle). Bei Uran muss zu 100% importiert werden. Bei Öl und Gas ist Deutschland insbesondere von Russland und Norwegen abhängig. Deutsche Konzerne (Wintershall, RWE, Eon, Bayerngas, Suncor Energy Germany, VNG) fördern im Ausland.
Rohstoffe im Weltraum: Es gibt viel Gold, Kobalt und Platin. Sie lagern im Asteroidengürtel. Jeder Asteroid hat ein Vielfaches der Stoffe. Vielleicht wird es einmal Raumstationen voller Bergarbeiter geben. Noch sind die Kosten viel zu hoch.
Rohstoffe aus der Tiefsee: 200 Meilen vor dem Festland beginnt die internationale Tiefssee. Da sind 60 Prozent der Weltmeere, die keinem gehören. Verwaltet wird das Gebiet seit 1994 von der Internationalen Meeresbodenbehörde ISA, die auch Lizenzen zur Tiefsee-Erkundung vergibt. Sie entscheidet auch über den Abbau von Rohstoffen. Deutschland hat über die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zwei Lizenzen: im Pazifik sucht man Manganknollen, im Indischen Ozean Sulfid-Erze. Man schätzt, dass 20 Mio. Tonnen Rohstoffe unter dem Meer liegen. 75 Prozent des Nickels stammen aus tropischen Böden, auf denen Regenwald wächst. Es geht also immer um eine Abwägung. Deutschland hat Forschungsschiffe laufen, die Rohstoffe aus der Tiefsee erforschen. Umweltschützer warnen vor einem Artensterben.
Rohstoffpartnerschaften der EU: Die Umstellung der europäischen Industrie auf klimaneutrale Technologien schafft eine Vielzahl neuer Ressourcenbedürfnisse. Die Versorgungswege sind störanfällig und von zunehmender Verknappung bedroht. Mit dem Instrument der Strategischen Ressourcenpartnerschaft will die EU durch die Zusammenarbeit mit ausgewählten Drittländern alternative Lieferketten aufbauen, die dem europäischen Bedarf an größerer Versorgungssicherheit und höheren Umweltstandards entsprechen. Um dem Risiko einer langfristigen Instabilität der Partnerschaften entgegenzuwirken, muss die EU nachhaltige Wachstumsperspektiven bieten, insbesondere für Partnerländer mit niedrigem Einkommen. Vgl. Wolf, Andre: Ressourcenpartnerschaften für mehr Rohstoffsicherheit, in: Wirtschaftsdienst 4/ 2023, S. 264-268.
Rohstoffkartell OMEC (strategische Rohstoffe): Das gibt es noch nicht, wäre aber in naher Zukunft möglich, vielleicht auch wahrscheinlich. Es gibt Länder in der Welt, die weitgehend bestimmte Rohstoffe beherrschen. Hier eine Auswahl Produktionsanteile in Prozent): Australien Lithium 53; Kongo Kobald 63; Türkei Bor 48; Brasilien Niob 92; China Gallium 94, Magnesium 91, Siliziummetall 77; Iran Strontium 38; Peru Arsen 40; Katar Helium 30; Indonesien Nickel 26. Vgl. Wiwo 49/ 2023, S. 38f.
Dodd-Frank Act: Das US-Gesetz verpflichtet seit 2014 alle Unternehmen, deren Aktien an US-Börsen gehandelt werden, den Nachweis zu führen, dass die von ihnen verwendeten Rohstoffe (Zinn, Tantal, Gold, Wolfram) nicht aus umkämpften Minen stammen. Eindeutig "konfliktfrei" sollen die Materialien sein. Die EU verpflichtet die Importeure von Konfliktmaterialien erst ab 2012 zu Transparenz und Sorgfaltsprüfungen. Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten müssen ihre Beschaffungspraxis offen legen.
Seltene Erden: Sind weiche, silbergraue Metalle, deren Schmelzpunkt je nach Element zwischen 900 und 1600 Grad C liegt. Je umweltfreundlicher und innovativer ein Produkt ist, umso größer ist die Abhängigkeit bei Seltenen Erden. Sie werden in Hochtechnologiebereichen und Energiespartechnologien eingesetzt. Konkrete Anwendungsbereiche sind Leuchtstoffe und Elektronik, Metallurgie, Katalysatoren, Keramik, Permanentmagnete, Batterien. China hat eine Quasi-Monopolstellung. Das Land arbeitet mit Exportquoten, um Produktionsstätten ins Land zu holen. Die Quoten werden 2012 erhöht. Auf Druck der WTO werden diese ab 2015 aufgehoben. Weitere Vorkommen sind in den GUS-Staaten, Indien, Brasilien und Nordamerika. Der Klimawandel macht auch die Arktis wirtschaftlich interessant. So gibt es seltene Erden in der ostkanadischen Provinz Quebec. Eine Kooperation mit Kanada wird angestrebt (Merkel im August 2012). Deutschland schließt im Herbst 2011 ein Abkommen mit der Mongolei: Lieferung Seltener Erden, Investitionen in Bildung und Technologie in der Mongolei. Im Februar 2012 folgt ein Rohstoffabkommen mit Kasachstan. Eine Partnerschaft mit Kanada wird angestrebt. Seltene Erden gibt es auch in den USA, Australien und Russland. In der Regel haben diese Länder ihre Lagerstätten noch gar nicht angerührt. In den Industrieländern wird das Recyceln intensiviert. 2012 gibt es einen Preissturz bei Seltenen Erden. Offensichtlich ist die Nachfrage stark gesunken (Konjunkturflaute in Teilen der Welt). China will ein Fünftel der Produktionskapazitäten schließen, um den Preisverfall zu stoppen. Mittlerweile findet man Seltene Erden auch im Rhein. Langfristig bis 2030 werden folgende Länder besonders wichtig sein: Russland für Palladium. Brasilien für Tantal, Kanada für Indium, China für Neodym und Gallium, Australien für Kobalt, Mexiko für Silber. Immer wichtiger wird das Recycling, um die Abhängigkeit zu senken. In Deutschland peilt man 20% recycelte Seltene Erden an. 2013 gibt es große Funde von seltenen Erden in Grönland. Die Förderung wäre wichtig für die EU (Teilautonomie, gehört zu Dänemark). Radioaktive Substanzen sind in der Nähe, weshalb das ökologische Risiko hoch ist. Lithium, das leichteste Metall der Welt, kommt am meisten in Bolivien vor (Salzsee Salar de Uyuni). Der Bedarf an Seltenen Erden geht weltweit zurück. Es können alternative Rohstoffe hergestellt werden. Zur Gewinnung Seltener Erden ist giftige Säure erforderlich, die jede Menge giftigen Müll erzeugt. 2019 setzt China Seltene Erden im Handelsstreit mit den USA ein: Etwa 70% der Seltenen Erden, die 2019 in der Produktion eingesetzt werden, kommen aus China. Das Land erwägt einen Exportstopp bzw. eine Reduktion. 80% der exportierten Mengen gehen in die USA. Außerdem beherrschen mittlerweile chinesische Firmen den Abbau im Kongo (Kobalt). Sie sind auch am Abbau in Australien beteiligt. Die große Hoffnung Europas ist Grönland. Westliche Investoren suchen hier nach Seltenen Erden, um das chinesische Monopol zu brechen. die Vorkommen in Grönland sind bedeutend höher. Europa ist bei Seltenen Erden für Magnete 2020 von China abhängig. Ein Handelskonflikt mit dem Land wäre fatal. Quelle: Think Tank EIT Raw Materials 2020. 2021 verteuern sich Seltene Erden als Rohstoffe für Erneuerbare Energien. somit dürfte die Klimawende teurer werden (Nachfrage 2021 +7%). Im Jahre 2023 entdeckt man einen reichen Fund Seltener Erde in Schweden. Es ist in der Nähe vo der Eisenerzgrube von Kiruna. Das würde die EU unabhängiger von China machen. Allerdings dauern die Genehmigungsverfahren wahrscheinlich 10 Jahre. Über eine Förderung entscheidet auch der Weltmarktpreis.
Bedeutung Seltener Erden: Sie sind Bestandteile wichtiger Elemente der Energiewende. Man braucht sie für leistungsstarke Windradturbinen. Ebenso für Elektromotoren und Energiesparlampen. Sie sind auch in Festplatten, Flachbild-Bildschirmen, Lasern und Glasfaserkabeln. Sie sind Bestandteile der Röntgentechnik und der Kernspintomographie. Besonders wichtig sind sie für den Batterien - Bau und die Rüstungsindustrie. Die Gewinnung birgt große Risiken. Es gibt große Umweltschäden.
Verteilung der Seltenen Erden: 2018 lag China weltweit bei der Produktion Seltener Erden an der Spitze (120.000 Tonnen; 70,6%-Anteil am Weltmarkt). Dieser Weltmarktanteil steigt 2019 schon auf 87%. Dann folgt Australien (20.000 Tonnen). An dritter Stelle liegen wieder die USA (15.000 Tonnen). 2020 erhöht sich der Anteil Chinas auf 89%. Minen gibt es auch in Russland, Thailand, Myanmar, Indien, Vietnam, Madagaskar, Brasilien, Kanada, Grönland. Im Juni 2024 ordnet die Regierung in China den ganzen Bereich der Seltenen erden dem Staat zu. Er soll über Förderung, Weiterverarbeitung und Verteilung (Export) entscheiden.
Rohstoffallianz: 2023 bilden die G7 und zusätzlich Südkorea, Australien und Chile schließen sich zu einem Club zusammen. Indien und afrikanische Statten sollen eingeladen werden. Man spricht von einem Verbund der "konzentrischen Kreise". Um die Mitgliedschaft attraktiv zu machen, sollen auch Rohstoffe vor Ort verarbeitet werden. Es gibt noch Streit übe rdie Beschränkung von Exporten in Drittstaaten. Das Signal ging von den USA aus und ist gegen China gerichtet. Vgl. Sauga, M.: Ein club gegen China, in: Der Spiegel 18/ 29.4.23, S. 61.
Recycling seltener Erden: "Zukunftstechnologien, wie Elektromotoren und Windkraft-Turbinen, enthalten wertvolle seltene Metalle, deren Recycling einen wichtigen Schritt zu einer grünen Kreislaufwirtschaft darstellen würde. Doch ein Aufbau von Lieferketten für recycelte Metalle ist mit Schwierigkeiten, wie mangelnder technischer Standardisierung, geringer Sammelquoten von Altprodukten und niedriger Effizienz von Recycling-Technologien konfrontiert. ". Siehe Wolf, Andre: Recycling seltener Erden: ein Weg zu resilienten grünen Lieferketten, in: Wirtschaftsdienst 12/ 2023, S. 832-836.
Yttrium, Dysprosium, Terbium: Besonders wichtige seltene Erden. Sie spielen im gesamten Bereich der Magnet- und Batterieherstellung bis zu den Laptops eine wichtige Rolle. 80% der weltweiten Förderung lag 2016 in China.
Abhängigkeit von China: Nach Beginn des Ukraine-Krieges gerät diese Abhängigkeit in die Diskussion. Man versucht, weltweit zu diversifizieren. China dominiert bei seltenen Erden. Alternativen sind Australien, Russland, Südafrika, Kongo, Brasilien, Chile, USA, Kanada. Vgl. Book, Simon u. a.: Wenn andere eine Grube graben, in: Der Spiegel 22/ 27.5.23, S. 62ff. Im Juni 2024 ordnet die Regierung in China den ganzen Bereich der Seltenen erden dem Staat zu. Er soll über Förderung, Weiterverarbeitung und Verteilung (Export) entscheiden. "Der Nahe Osten hat sein Öl, China hat seltene Erden", Deng Xiaoping 1992, Parteiführer.
Tiefseebergbau: Internationale Meeresgrundbehörde, Kingston/ Jamaika (International Seabed Authority/ ISA; seit 1994, gegründet durch Seerechtsabkommen der UN, vergibt Förderlizenzen, Sehr begehrt sind Mangan-Knollen. Große Konzerne und Regierungen stecken hinter den Plänen. Auf den Meeren werden oft einfach Fakten geschaffen. Tiefseebergbau wird durch Seltene Erden in der Zukunft eine große Bedeutung haben).
Hochleistungsmagnete: China produziert über 95% aller Hochleistungsmagnete. Bayan Obo in der Inneren Mongolei ist die größte Seltenen Erden-Mine der Welt. Der Hochleistungsindustrie in den führenden Industriestaaten fehlen die notwenigen Rohstoffe. Man braucht diese Magnete für Elektroautos und Windkraftanlagen. Platz zwei und drei haben die USA und Australien. Man hofft in Europa auf Recycling.
Stahl: Durch das Dammbruchunglück in einer brasilianischen Eisenerzmine des Vale-Konzerns 2018 geraten Lieferketten in die Diskussion. Die Bundesregierung appelliert an eine freiwillige Kontrolle von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, insbesondere Automobilproduzenten. Falls Freiwilligkeit nicht zum Ziel führt, will man das gesetzlich regeln. Im Februar 2021 wird Stahl plötzlich knapp. Die Stahlproduktion kommt der Nachfrage nicht nach. Kunden klagen über Lieferengpässe und hohe Preise. Im Mai 2021 kostete eine Tonne 500 $, im Oktober 2020 waren es noch 270 $. Im Mai 2021 steigt der Stahlpreis um 33% gegenüber dem Mai 2020. Es herrscht ein großer Stahlmangel. 2022 steigt der Preis extrem wegen der Energieverteuerung (Ukraine-Krieg). Stahl wird immer knapper. Russland und die Ukraine sind für 10% des Stahlhandels verantwortlich. 2023 ist der Stahl der Knackpunkt in Handelsverhandlungen zwischen der EU und den USA: Es geht um grünen Stahl.
Eisenerz: Eisenerz war das wichtigste Material in der Eisenzeit. Die Epoche kam nach der Bronzezeit. Die Kelten waren die Meister in der Verarbeitung, vor allem zu Waffen. 1224 n. Chr. entstand so die Stadt Siegen. Der Preis steigt im ersten Halbjahr 2021 um +30%. Viele geben den Preis in Yuan, der chinesischen Währung, an. Bei Eisenerz und Konzentrat beträgt der russische Anteil an den Importen 23%. Der größte Eisenproduzent in Europa ist Schweden. Das Zentrum ist bei Kiruna. Die wichtigste Rolle spielt der Staatskonzern LKAB aus Lulea.
Direktreduziertes Eisen: Der Anteil Russlands an den deutschen Importen liegt bei 35%.
Kunststoff: 25% landen beim Bau (Folien, Kanalrohre, Kabelisolierungen. Nach der Pandemie 2021 sind die Preise doppelt so hoch wie vorher. Bei Kunststoffen herrscht 2021 noch ein großer Mangel.
Phosphor (Phosphat): Gilt als besonders begehrter Rohstoff weltweit. In Zukunft soll er vermehrt aus Klärschlamm und Abwässern der Städte zurück gewonnen werden. Der Höhepunkt des Phosphorabbaus dürfte spätestens 2040 erreicht sein. Es wird dann auch immer teurer Phosphor abzubauen (Marokko, West-Sahara). Damit könnte zum Teil auch die Überdüngung bekämpft werden. Phosphor wurde durch Kometen auf die Erde gebracht. sie haben so das Leben mit erschaffen. Die Menschheit verschwendet diesen unersetzlichen Rohstoff. Besonders viel wird in der Fischzucht eingesetzt (direkt oder über Wasserpflanzen, die damit gedüngt werden). Dieser Phosphor ist verloren. Immer wieder geraten auch Firmen in die Kritik wegen des Phosphat - Abbaus. So etwa Bayer im Südosten des US-Staates Idaho. Es drohen Klagen der Umweltbehörde EPA oder des indigenen Schoschonen - Stammes "Bannock". Der Abbau setzt Stoffe wie Arsen und Uran frei. Außerdem gibt es einen hohen CO2-Ausstoß in der Vorprodukte - Fabrik. Die EU importiert 65% dieses Rohstoffs aus Kasachstan, 23% aus Vietnam und 10% aus China.
Magnesium: Magnesium ist sehr reaktiv. Es ist auch extrem leicht, ein Drittel von Aluminium. Es wird in der Luftfahrt, der Raumfahrt und in der Autoindustrie gebraucht. Große Vorkommen sind in Russland, China, Nordkorea, Türkei, Australien und Nord- sowie Südamerika. Der Weltmarkt ist in chinesischer Hand (85%). China bestimmt auch den Preis. Das wirkt sich sehr stark 2021 aus: Aus Energiemangel muss China die Magnesiumproduktion runterfahren. Die Versorgung der Bevölkerung geht vor.
Chrom: Die größten Chromreserven lagern in Südafrika. Dann kommen Gabun und Ghana. Man braucht da Metall vor allem in der Rüstungs- und Elektrotechnik.
Aluminium: 2021 kommt es zu einem Mangel, weil Magnesium fehlt. China muss die Produktion aus Energiemangel drosseln. Der Preisanstieg 2021 beträgt bis Oktober schon +60%. Deutschland importiert auch aus Russland: 17%.
Nickel: Es ist ein silbrig-weißes Schwermetall. Man benötigt es für die Herstellung verschiedener Batterietypen. Wird heute vor allem in Akkus verwendet. Sein Einsatz kann die Speicherkapazität min den Zellen erhöhen. Viel Nickel gewinnt man wieder durch Recyceln. Die Nachfrage nach Nickel wird in den nächsten Jahren stark ansteigen (2023 495.000 Tonnen; 2028 928.000 Tonnen; Quelle: Statista). 2021 steigt die Nachfrage allein um 19% durch die Energiewende. Hauptproduktionsvolumen haben folgende Staaten: Philippinen, Russland, China, Indonesien, Japan. Nickel könnte zu einem Engpass für Wasserstoff-Herstellung werden. Russland hat bei der Förderung einen Anteil von 11% am Weltmarkt, China einen Anteil von 35% bei der Veredlung. Durch den Ukrainekrieg schießt der Preis von Nickel Mitte März 22 um 250% nach oben. Diese Preisexplosion brachte dem chinesischen Tycoon Xiang Guangda. genannt The Big Shot, einen Milliardenverlust. Er soll 100.000 Tonnen des Industriemetalls über Termingeschäfte gegen fallende Preise abgesichert haben. Es drohen bei dem Rohstoff Engpässe. Dadurch gerät der E-Auto-Boom in Gefahr. 40% der Nickelimporte bezieht Deutschland aus Russland. Weltweit führen bei der Förderung sind Indonesien und die Philippinen. 2024 gehen die Nickelpreise weiter runter. Grund ist Indonesien, das ausländische Konkurrenten aus dem Markt drängt. Australische Nickelminen müssen schon schließen. Vgl. HB 13.2.24, S. 16. Russland ist auch ein großer Nickellieferant, 38% für die EU. In der EU hat Norwegen das meiste Nickel.
Zink: Wird gebraucht in der Stahlindustrie, in der Automobilindustrie, beim Bau von Windkraftanlagen. Hauptabbauländer sind China, Peru und Australien. Die größten Zink-Reserven haben Australien, China, Russland, Mexiko. Eines der größten Rohstoffunternehmen in diesem Bereich ist Trafigura/ Amsterdam.
Mangan: Mangan ist in nicht vielen Ländern. Russland muss 100% Mangan importieren. Wird vor allem für Batterien von Kleingeräten benötigt. In Autobatterien dient es heute dazu, den Anteil des problematischen Kobalts zu reduzieren. Mangan wird häufig aus der Tiefsee geholt. Man spricht von Manganknollen. Einige Konzerne haben sich auf den Abbau spezialisiert. So der kanadische Konzern TMC. Der Tiefseebergbau ist sehr umstritten. Man sucht nach Regeln für den Abbau. In Kingston/ Jamaika findet im Juli 2023 ein internationale Konferenz statt. Man baut mit Erntemaschinen ab. Die machen alles kaputt und Jahrzehnte ist der Boden tot. Es gibt eine Clarion - Klipperton - Zone, wo viele Staaten - auch Deutschland - Rechte gekauft haben. Man will einen internationalen Stopp, bis es mehr Untersuchungen über die Folgen gibt. Das soll für Internationales Gewässer gelten. Die Mangan-Knollen enthalten auch andere Metalle: Kobalt, Nickel, Kupfer. Im August 2024 ist eine entscheidende Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA). Sie tagt in Kingston auf Jamaika. 27 Staaten fordern ein Verbot oder ein Moratorium für Tiefseebergbau. Ein Regelwerk soll erarbeitet werden.
Bauxit: Ist der Grundstoff zur Herstellung von Aluminium. Zuerst fand man den Rohstoff in den USA, die dadurch eine Zeitlang ein Monopol hatten.
Kobalt: Stahlgraues, zähes Schwermetall. Der Rohstoff wird bis 2050 knapp. Der Stoff ist vergleichsweise selten auf der Erde. Man braucht ihn für Lithium-Ionen-Batterien (E-Autos, Smartphones), deren Produktion stark steigt. Man muss nach alternativen Batteriekonzepten forschen. Kobalt kommt in Deutschland im Erzgebirge vor. Eines der Hauptfördergebiete ist der Kongo (64% des weltweit geförderten Kobalts 2018, Hälfte der Reserven). Die weltgrößten Vorkommen liegen bei Mutoshi im Süden. VW allein braucht die gesamte Produktion aus dem Kongo (123.000t pro Jahr). Die BASF und BMW wollen ab 2019 zusammen mit Samsung aus Süd-Korea den Kobaltabbau im Kongo unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen testen (heute sind die Bedingungen menschenunwürdig, vor allem was Sicherheit angeht; 200.000 illegal). Es geht um den Kleinstbergbau (auch GIZ dabei). Südkorea ist der größte Abnehmer. Der Staat verdient an den Schürflizenzen. Nach dem Kongo die größten Abbauländer sind Russland, Australien, Philippinen und Kuba. Bei Kobalt lohnt sich vor allem das Recycling aus Alt-Akkus. Kobalt kann aber auch nach und nach durch andere Rohstoffe ersetzt werden. Groß sind die Kobaltvorkommen in der Tiefsee. Für die Hochsee ist die Internationale Meeresbodenbehörde in Kingston auf Jamaika zuständig. Sie vergibt Explorationslizenzen, unter anderem an die EU, China, Japan, Russland. Eines der größten Abbauzonen ist die Clarion - Clipperton - Zone im Pazifischen Ozean. Die Kobaltnachfrage steigt in den letzten Jahren rasant an und wird noch weiter ansteigen. 2021 steigt die Nachfrage allein um 21% durch die Energiewende. 64% des Kobalts (fast zwei Drittel der Weltproduktion) stammen aus dem Kongo, gewonnen aus industrieller Förderung und Kleinbergbau. Quelle: DERA. Danach folgen China, Russland, Australien, Finnland, Belgien. 2021 steht die Autoindustrie vor einer Kobalt-Knappheit. Nach dem Chipmangel droht die Kobaltkrise. Die Transformation zur Elektromobilität birgt neue Risiken. Der Kleinbergbau soll insgesamt salonfähig gemacht werden. Ende 2021 stellt das IW in einer Studie fest, dass die Kobaltreserven beim heute absehbaren Bedarf noch ca. 11 Jahre reichen. Der Preis verteuert sich weiter massiv 2022. Das bedroht die Batterieherstellung für E-Autos. Im Kongo planen Autokonzerne eine Batteriefabrik. Kongo ist der weltweit größte Produzent des Akkumetalls (74%, vor Russland und Australien). Zum Teil kann Kobalt durch Nickel ersetzt werden. Im Kongo graben rund 200.000 freiberufliche Bergleute auf eigene Faust nach dem Schwermetall. Das ist hart, lebensgefährlich und von Ausbeutung geprägt (Korrupte Mittelsmänner). Auch Kinder sind in den Gruben.
Wolfram: Produktionsanteil von China 2020 81%.
Titan: Hauptlieferant für Deutschland ist Russland (41%). Das sind Stangen und Profile. Hinzu kommen Bleche und Folien (Russland-Anteil 33%). Nach dem Angriff auf die Ukraine steigt der Preis stark.
Lithium: Wird für Batterien benötigt. Auch für die in E-Autos. Lithium kommt in Deutschland im Erzgebirge vor (Zinnwald). Lithium gilt auch als das Aspirin der Psychiatrie. Es wird bei Patienten gegen Stimmungsschwankungen eingesetzt. Es kommt aber auf die richtige Dosierung, sonst werden die Nieren geschädigt oder es kommt zu Demenz. Der Lithium-Abbau ist aufwendig und schädigt die Umwelt. Vor allem werden enorme Mengen von Wasser verbraucht. Der Grundwasserspiegel sinkt (zeigt sich in Südamerika). In den Salzseen Boliviens lagern riesige Mengen. Es gibt weitere hohe Vorkommen in Chile und Argentinien. Weitere Minen gibt es in Australien. Chinesische Batterie- und Autohersteller sichern sich langfristige Lieferverträge und Joint Ventures mit den Minen. Für das deutsche Erzgebirge gibt es Förderpläne. 2050 sollten 50 Prozent des Lithiums in Deutschland aus Altakkus kommen. Die weltweite Nachfrage nach Lithium wird in den nächsten Jahren dramatisch ansteigen. (2023 961.000 Tonnen, 2028 1.570.000). Die Bundesregierung hatte ein Abbauabkommen für Lithium mit der bolivianischen Regierung geschlossen (noch Morales). Durch die Neuwahlen ist das erstmal auf Eis gelegt. Es soll noch einmal in Bolivien überprüft werden. Die Bundesrepublik sollte im Gegenzug ein Batteriewerk in der Nähe des Sees aufbauen. Die neue Regierung hat die Gespräche wieder aufgenommen. ACISA (ACI-Systems Alemania) am Salar de Uyuni kann vielleicht weitermachen. Das größte geschlossene Lithium-Vorkommen der Welt ist das Salar de Uyuni in Bolivien. Es soll 2021 eine Strategie bis 2025 zum Abbau geben. Weitere hohe Lithium-Vorkommen sind in Chile und Argentinien. Vor allem BMW aus Deutschland kauft dort ein. Argentinien ist allerdings schwierig für Direktinvestitionen (Inflation, Devisenkontrolle). Chile liegt 2021 bei der Produktion auf Platz eins vor Australien und China. Die geologischen Bedingungen und Förderkosten sind optimal (Atacami-Wüste). Im Salar de Atacama, am Fuße der Anden, schlummern unzählige Tonnen Lithium. Ein Chinesisches Konsortium investiert in Autofagusta (China macht sein eigenes Spiel). Die Regierung in Chile will die Kontrolle beim Abbau nicht mehr privaten Firmen überlassen. 2021 wächst die Nachfrage nach Lithium um 42% durch die Energiewende. Bei Lithium gibt es auch einen Index. Der steigt von Januar bis Ende Mai 21 um 46%. Mitte 2022 kostet die Tonne 71.000$ (2020 8200 $). 74% gehen in Akkus. 14% in die Herstellung von Glas/ Keramik. sonstige Verwendungen sind Schmierstoff, Polymere, Metallpulver. Der Bedarf wird bis 2030 extrem ansteigen. Die EU will Lithium streng reglementieren (Kategorie A der Chemikalienverordnung, riskanter Stoff). Das bringt hohe Aufwendungen für Unternehmen mit sich. Lithium-Raffinerien dürften außerhalb der EU angesiedelt werden. Damit ist der Markt kaputt. 70% der Veredelung findet 2022 in China statt. Auf dem Markt sind auch einige Glücksritter unterwegs. 2024 schließt Serbien einen Pakt mit der EU. Gemeinsam will man die hohen Lithium - Vorkommen abbauen. Gerade bei Lithium will Europa unabhängig werden. Doch viele Projekte stocken. Es kommt sogar der Verdacht auf, dass China die Branche sabotiert. Eine wichtige Raffinerie ist in Bitterfeld Geplant sind welche in Guben, Kokkala/ Finnland. Der Kölner Chemiekonzern Lanxess will bis Mitte 2020 über den Einstieg ins Lithium-Geschäft entscheiden. Im US-Bundesstaat Arkansas, am Standort El Dorado, betreibt Lanxess ein Mine. Sie gehört zum US-Unternehmen Chemtura, das Lanxess 2017 übernommen hat. Tschechien treibt 2020 und 2021 mithilfe eines Staatskonzerns das größte Lithium-Bergbauvorhaben in Europa voran. Der Erzkörper liegt unter Zinnwald und Cinovec. Die Rufe nach einer Fusion mit einem deutschen Parallelprojekt werden lauter. Es gibt 2021 ein Tauziehen um europäische Lithiumvorräte. Minenkonzerne in Spanien ziehen gegen die Politik vor Gericht. In Cornwall herrscht bei zwei Start-ups Goldgräberstimmung. Serbien und Tschechien hoffen auf deutsche Autobauer. Die meisten Vorräte hat Deutschland vor Tschechien, Serbien, Spanien und Portugal. In der Geothermie in der Nähe von Landau will ein Start-up den Rohstoff aus dem Tiefenwasser herausfiltern. Im Oberrheingraben will man den Rohstoff durch Geothermiebohrung gewinnen. 75% (drei Viertel!) aller Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien kontrolliert China. Wichtige Länder sind außerdem: Australien, Chile, Argentinien. Bei dem Rohstoff hat Russland einen Weltmarktanteil von 13% bei der Förderung, China einen Anteil von 58% bei der Veredlung. In Nevada wollen ab 2022 die USA Lithium in großem Stil abbauen. Es sind Gebiete von Indigenen, die auch protestieren. Die Zukunft von Europas größter Mine in Serbien ist 2022 ungewiss. China hat bereits ein Auge darauf geworfen. Bisher wird Lithium in der EU nur in Portugal abgebaut. Hohe Lithium-Vorkommen gibt es in Serbien in einem Tal. In Deutschland will Vulcan Lithium in Insheim in der Pfalz abbauen (Erdwärmebohrungen). Es gibt bereits eine kleine Pilotanlage. Das Genehmigungsverfahren dürfte lange dauern. Lithium kann man in Deutschland auch im Zinnwald bei Dresden abbauen. 2023 reist Bundeskanzler Scholz nach Argentinien und Chile. Beide Länder will er für eine Rohstoff-Partnerschaft gewinnen. Bis 20230 könnte Argentinien zum drittgrößten Lithiumförderer der Welt werden. In den Bergen von Nevada/ USA soll in wenigen Jahren die größte Lithium-Mine der USA entstehen. Auch Kanada will seine Förderung erhöhen: Im Moment in Ontario. In der Nähe von Bad Dürkheim in der Pfalz kann auch Lithium gewonnen werden. Die Firma Vulcan will eine Lithiumgewinnungsanlage bauen. Gleichzeitig soll ein Geothermieheizkraftwerk entstehen. Die erste Hürde beim Bauausschuss wird genommen. Der Oberrheingraben in Deutschland hat Lithium für Jahrzehnte. "In naher Zukunft wird Lithium wichtiger als Öl und Gas", Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin 2023.
Silizium: Besonders wichtig für die Akku-Industrie, Heilsbringer für Handys und E-Autos. Das nötige Material steckt auch in Reishülsen. Bisher wird das Material vor allem aus Quarzsand gewonnen. In Deutschland entsteht immer mehr Silizium aus Recycling. Fraunhofer-Institute sind führend bei den Verfahren. Der Wirkungsgrad der Recycling-Zellen liegt mit 19,7% fast so hoch wie bei Premium-Modulen (22,2%). Silizium könnte Elektroautos endgültig zum Durchbruch verhelfen. Denn dank des Rohstoffs sollten Batteriezellen der Zukunft schneller laden und mehr Energie speichern. Silizium ist schwierig zu verarbeiten. Zahlreiche Start-ups haben sich darauf spezialisiert. Start-ups sind Northvolt, SES, QuantumScape, Sila und FREYR. Die Batteriekosten könnten so deutlich fallen.
Polysilizium: Rohstoff für die Solarindustrie, wichtigster Rohstoff für Solarzellen. Anteil Chinas 79%. Bei Fotovoltaik-Kraftwerken ist die EU von China abhängig.
Galliumnitrid: Leistungsstärker als Silizium. Der neue Hoffnungsträger der Chipbranche. Notebooks und Smartphones werden deutlich schneller. Allerdings ist der Stoff auch dreimal so teuer wie Silizium. Aixtron hat die Anlagen entwickelt. Ca. 61% der Importe kommen aus China.
Vanadium: Braucht man als Härtemittel für Stahl, zum Beispiel für Bohrer oder Schraubenschlüssel. Heute auch wichtig für Energiespeicher. Etwa für Redox-Flow-Batterien (z.B. in Windkraftanlagen). Vanadiumerz wird in China, Russland und Südafrika gefördert. Es wird in die EU auch Vanadium aus Südkorea und Südafrika eingeführt. Innerhalb des Jahres 2018 hat sich der Preis von rund 40 auf 100 Dollar pro Kilo mehr als verdoppelt
Palladium: Edelmetall/ Weißmetall. 2018 kletterte der Wert um 15%, viel stärker als bei Gold. Katalysator-Bestandteil in der Auto-Industrie. Substitutionseffekte mit Platin. Banden klauen inzwischen Katalysatoren. . Der russische Anteil an den Importen beträgt 18%.
Rhodium: Der Preis ist 2020 auf Rekordniveau. Hauptförderländer sind Südafrika und Russland. Rhodium heißt auch eine Denkfabrik in den USA (New York, Washington) .Ssie ist spezialisiert auf China.
Germanium: Braucht man für Glasfaserkabel und in der Optik (Infrarot). 2020 hat China einen Marktanteil von 72%. Quelle: Deutsche Rohstoffagentur.
Gallium: Wird für Dünnschicht - Voltaik gebraucht, auch für Halbleiter und Leuchtdioden. Der Marktanteil von China liegt bei 82% bis 90. Weitere Lieferländer der EU sind die USA und GB.
Exkurs. Exportbeschränkungen von Rohstoffen 2023: Das eigentliche Ziel sind die USA. Doch auch Europa wird getroffen. Das Handelsministerium in Peking kündigt ab August 2023 die Ausfuhr von Gallium- und Germanium-Produkten zu beschränken. Zukünftig müssen Unternehmen entsprechende Lizenzen beantragen. Es scheint eine Gegenreaktion auf den Ausschluss bei komplexen Computerchips bei den USA, Taiwan und Süd-Korea zu sein. Bei Gallium beträgt der chinesische Anteil am Weltmarkt 90%, bei Germanium 80%.
Iridium: Der Rohstoff wird für Batterien (E-Autos) und für die Wasserstoff-Herstellung gebraucht.
Indium: Halbleiterindustrie, LCDs, Plasmabildschirme, Touchscreens.
Yttrium: Für Brennstoffzellen, Robotik, E-Mobilität, Windenergie. 92% der Importe sind aus China.
Neodym: Extrem hohe Zuwachsraten des Bedarfs 2023. Hauptlieferländer: China (33%), Russland, Australien. Man braucht den Rohstoff für Magnete. Der Anteil Chinas für die EU liegt bei 80%. Kleine Anteile haben die USA und GB.
Ruthenium: 94% der Reserven in Südafrika. Ruhenium ist ein Platinmetall (PGM). Für Datenspeicher, Smartphones.
Niob: 92% der Reserven in Brasilien. Für Windturbinen, Satelliten, Drohnen.
Erbium: Vorkommen in Russland, China, Australien, USA, Brasilien.
Wismut (auch Bismut): Chemische Industrie, Nano - Materialien. 87,1% der deutschen Importe kommen aus China. Eingesetzt in Katalysatoren und in der Medizin.
Antimon: Flammschutz, Batterien, DVD, Blue.Ray-Disks. 87% der Importe kommen 2022 aus China.
Osmium: Kristallin. Seltenes Edelmetall. Es ist am rarsten in der Welt. Die Jahresproduktion liegt bei einer Tonne pro Jahr.
Humboldtin: Extrem selten. Es wurde einst nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt. In Deutschland bei Hof entdeckt. Weil es so selten ist, gibt es keine Industrie dafür. Es ist kein Mineral, kein Edelstein, kein goldähnliches Produkt. Es kann nicht klassifiziert werden.
Glimmer (Mika): Es ist ein Mineral, dass Autos zum Glänzen bringt. Es wird vor allem in Indien gewonnen. Dort werden Minen oft illegal und ohne Sicherheitsvorkehrungen betrieben. Auch Kinderarbeit ist die Regel. Glimmer stammt also aus dubiosen Quellen. Glimmerlack am Auto sorgt für einen Perlglanzeffekt. Große Lackhersteller wie Axalta und PPG (USA) arbeiten mit entsprechenden Lacken. VW, BMW und GM sind betroffen. Indien liefert 30% seines Abbaus in die EU. Weitere Abbauländer sind die USA, Brasilien, Südkorea und China. Mika ist auch in Kosmetika, vor allem Puder.
Quecksilber: Die Klimaschmelze des Grönland-Eises setzt gewaltige Mengen Quecksilber frei. Es stammt vom Boden des Eisschildes.
Potassium/ Kalium: Kommt in der EU vor allem aus Weißrussland (Belarus). Eine Umschichtung wird erwogen als Sanktion gegen Belarus wegen der Umleitung der Ryan-Air-Maschine.
Grafit: Man benötigt Grafit für Batterien. Marktanteil von China 70%. Die Nachfrage wächst 2021 um 25% durch die Energiewende. Man braucht Grafit auch für die Herstellung von Wasserstoff. Neben China beliefern auch Brasilien und Mosambik die EU.
Brom: Brom ist ein Chemiegrundstoff. Der Süden des Toten Meeres in Israel ist einer der Hauptlieferanten. die größte Firma ist Dead Sea Works Brom, Tochter des staatlichen Chemiekonzerns ICL. Auf jordanischer Seite gewinnt die Arab Potash Company neben Brom auch Kaliumsalze. Die Eskalation im Nahen Osten kann den Rohstoff knapp werden lassen.
Scandium: Gebraucht für Brennstoffzellen, Robotik, E-Mobilität und Windenergie. 92% aller Importe kommen 2022 aus China.
Coltan: Coltan ist ein wichtiger Rohstoff zum Bau von Handys. Im Osten Kongos kämpfen Milizen um die Vorherrschaft in den Coltan - Minen. Die Milizionäre überfallen Dörfer, vergewaltigen Frauen. Ihre Kämpfe finanzieren sie sie aus dem Coltan - Verkauf.
Cäsium (137): Radioaktives Weichmetall. Es reichert sich in Waldpilzen an. Noch immer (2019) sind Wildscheine mit über 600 Becquerel belastet. Der Jäger bekommt nach dem Atomgesetz eine Entschädigung. Die Belastung stammt aus dem Nuklearunfall in der Ukraine 1986.
Uran: 438 Atomreaktoren sind 2022 weltweit in Betrieb. Sie brauchen pro Jahr 62.000 Tonnen des Brennstoffs. Die Minenproduktion deckt nur 75% ab. Der Rest kommt aus strategischen Lagerbeständen. Es besteht ein Angebotsdefizit. Kasachstan hält 41% der weltweiten Uranproduktion. Dann folgen Australien (13%), Namibia (11%), Kanada (8%), Usbekistan (7%), Niger (6%), Russland (6%), China (4%). Der TOP-Produzent ist Kazatomprom aus Kasachstan. Vgl. WiWo kompakt Nr. 3/ 14.1.22, S. 8. Beim angereicherten Uran dominieren vier Firmen den Weltmarkt: Nowouralsk/ Swerdlowsk (Urananreicherungsanlage, sie gehört Putin); Atomenergoprom (staatlich), TVEL, Angarsk, Sewersk. Vgl. Stölzel, Thomas: Putins Machtfabrik, in: Wiwo 207 13.5.22, S. 62. Der Niger beliefert vor allem Frankreich. Deshalb ist der Militär-Putsch im Niger im Juli 23 sehr wichtig. Es geht um die Zukunft der Atomreaktoren in Frankreich.
Ton: Material, das aus feinkörnigen Mineralien besteht. Er ist plastisch verformbar. Er dient als Rohstoff für Töpferwaren und Keramik. Schon 24.000 Jahre v. Chr. wurde mit Ton gearbeitet. In RLP ist das Kannebäckerländchen oberhalb von Koblenz das Zentrum der Tonverarbeitung. Es ist sogar in das Kulturerbe der Unesco aufgenommen worden.
Porzellan und Glas: Porzellan wurde in China erfunden. Erst Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Johann Friedrich Böttger entschlüsselten Anfang des 18. Jh. die fernöstliche Rezeptur in Sachsen. so entstand dei Porzellanmanufaktur in Meissen. Vorher hatte man Porzellan aus China über die Seidenstraße eingeführt. Zur Glasherstellung fehlte in China das Eisen. Deshalb importierte das Land Glas über die Seidenstraße. 2021 steigt der Bedarf an Glas. Es gibt einen Verbrauchertrend weg vom Plastik hin zum Glas.
Neue Baustoffe: Beton ist klimaschädlich. Holz wird immer knapper. Man entwickelt neue Baustoffe aus Hanf, Wurzelgeflecht und Popcorn.
Gold: Gold ist seit Jahrtausenden das oder eines der wertvollsten Rohstoffe der Erde. Es ist nicht bloß eine Wertanlage, eine Währungsreserve, ein Grundmaterial in der Technik bzw. ein Grundstoff für Schmuck, sondern auch ein Heilmittel. In Form von Nanopartikeln beigemischt, kann es Hautkrankheiten bekämpfen oder es wird noch immer in der Zahnmedizin eingesetzt. Auch in der Migränebekämpfung findet Gold Verwendung. Die Gewinnung von Gold kann die Natur schädigen. Offensichtlich ist dies vor allem in Peru und Brasilien. Die Flüsse aus den Anden bringen Goldstaub mit sich. Um zu den Flüssen zu gelangen und Infrastruktur aufzubauen, wird Regenwald gerodet. Der Goldstaub wird mit Quecksilber ausgewaschen ,was die Flüsse verunreinigt. In Peru sind viele Menschen der indogenen Bevölkerung krank, weil sie von Fischen aus den Flüssen leben, die mit Quecksilber belastet sind. Deshalb gibt es mittlerweile auch Gegenbewegungen: Einmal recyceltes Gold, das nicht mehr geschürft werden muss. Zum anderen Fair Trade - Gold, das zertifiziert ist (ohne Kinderarbeit, ohne Naturzerstörung, ohne Gesundheitsgefährdung).2019 gehen den großen Goldförderern die Reserven aus. Es kommen Fusionen und Übernahmen. Neue Funde sind selten. 2020 in der Corona-Krise und danach wird Gold wieder zur "Währung der Angst". Die Welt ist in einem Goldrausch, auch weil Geld immer mehr seine Rolle ändert (digital, virtuell). Die privaten Haushalte in Deutschland haben 2021 9089 Tonnen gehortet, mehr als die Hälfte als Barren und Münzen. Die hohe Inflation stärkt vorerst den Goldpreis. Der internationale Goldhandel begünstigt nach wie vor Menschenrechtsverletzungen, Umweltsünden und organisiertes Verbrechen. Vgl. Fischermann, T.: Das Geheimnis der Schätzchen, in: Die Zeit 10/ 2023, S. 25. 2022 fällt die Förderung von Gold weltweit auf 3628 Tonnen (2018 3656 Tonnen). Der Preis steigt. 2022 und 23 sind die Zentralbankkäufe hoch. 2023 lebt die Goldsuche in den USA wieder auf. Das gilt besonders für Kalifornien. Naturkatastrophen haben Gold wieder freigegeben. Im Dezember 2023 erreicht der Goldpreis ein Rekordhoch: 2111 Dollar (Spekulanten setzen auf sinkende Zinsen). Im Januar 2019 kommen mindestens 30 Menschen beim Einsturz einer illegalen Goldmine in Afghanistan ums Leben (Faizabad). Illegaler Abbau ist im Nordosten Afghanistan weit verbreitet, weil sich internationale Firmen wegen des Konflikts zwischen Taliban und Regierung nicht trauen. Die größte Goldmünze der Welt ("Big Maple Leaf") wurde aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen 2017. Die Täter stehen 2019 vor Gericht. Die Münze wurde wahrscheinlich eingeschmolzen. Im Januar 2021 kommt es zu einem schweren Unfall in einer Goldmine im Osten Chinas (Provinz Shandong): Die meisten Bergleute können nach zwei Wochen aus einer Tiefe von 600 m gerettet werden. Die Goldminen Chinas gehören zu den gefährlichsten der Welt (schlechte Sicherheitsvorkehrungen, mangelnde Aufsicht, Vetternwirtschaft). 2021 rückt die Goldsuche in Brasilien i den Mittelpunkt. Goldsucher haben das indigene Volk der Yanomani angegriffen. Rund 25.000 illegale Goldgräber sind bereits in da Reservat eingedrungen. Die Regierung Bolsonaro schaut untätig zu. Die Entwicklung scheint ihr in den Kram zu passen. Es soll auch eine mächtige Mafia-Organisation mitmischen. 2021 sollen Investoren und Anleger aus dem gesamten Bundesgebiet um Millionen Euro betrogen worden sein. Es fehlen drei Tonnen Gold, die nicht aufzufinden sind. Minengold ist immer schwerer zu beurteilen. Deshalb setzen Experten immer mehr auf recyceltes Altgold.
Silber: Früher gab es in Europa, auch in Deutschland, große Silbervorräte. Deshalb gab es Versuche, Silber als teuerstes Material zu definieren. Das verhinderte GB, das in seinen Kolonien große Goldvorkommen hatte (Bullionisten). Mamche Regionen in Deutschland verdanken ihren aufstieg dem Silber. So etwa das Siegerland. Wilhelm der Schweiger ließ es abbauen (auch Blei, Zink). 2019 dürfte der Silberpreis ansteigen. Enge Kapazitäten in den Minen, eine anziehende Nachfrage und auch JP Morgan tragen dazu bei. Im Altertum war China das Land des Silbers. Das Metall stand für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes. Das Wort Silber ist das gleiche wie Geld. Silberbarren steht für Bank. China beherrschte perfekt die hohe Kunst der Silberschmiede. Hätte Großbritannien nicht im 18. und 19. Jahrhundert als Weltmacht dominiert wäre sicher Silber das wertvollste Metall geworden. Auch Europa hatte reiche Silbervorkommen, England aber in seinen Kolonien. In den USA wurde im 19. Jahrhundert wertvolle Schmiedekunst aus Silber entdeckt (Teekannen, Töpfe u. a.). Man dachte zuerst, dass die aus England stammte. Forbes wies in einem berühmten Buch nach, dass es sich um Exportkunst aus China handelte (zum Teil auch in der Kolonialzeit geraubt). Heute ist China der größte Silberimporteur der Welt. Silber kommt in fast allen elektronischen Produkten vor, die größtenteils in China hergestellt werden ("Werkbank der Welt"; 27% aller materiellen Güter werden in China produziert). Silber verwendet man auch in Solar-Panelen. Hier zeigt sich noch das große Know how der Chinesen bei Silber (nicht alles wurde geklaut!). Die größten Solar-Parks der Welt gibt es in der Wüste Gobi (sehr sehenswert, aber beschwerlich hinzukommen, Busse ohne Toilette, die nur selten anhalten!). Januar bis Mai 2021 steigt der Silberpreis um +59,4%.
Kupfer: Von Januar bis Mai 2021 steigt der Kupferpreis um +68%. Das ist die höchste Preissteigerung von allen Metallen. Kupfer ist 2021 extrem knapp geworden. 2% der weltweiten Kupferproduktion kommt aus der Mine Los Pelambres in Chile. 67 Tonnen Kupfer steckt in einer Windkraftanlage auf See (dafür müssen 50.000 Tonnen Erde und Gestein von Bergleuten bewegt werden). Quelle: Der Spiegel Nr. 44, 30.10.21, S.10. Hauptproduzenten sind Chile, Peru, China, Japan. Rio Tinto, australisch-britischer Rohstoffkonzern, einigt sich nach 12 Jahren mit der Mongolei bei den Förderrechten. Der Kupferpreis steigt 2022 massiv an. Chile hat die höchste Gesamtproduktion von Kupfer (30%) vor Peru und China. Bei Kupfer schöpft der Staat in Chile die Gewinne ab. Der Anteil Russlands an den deutschen Importen beträgt 19%. China hat die Hälfte des Weltbedarfs. Es ist der größte Produzent von raffiniertem Kupfer (30%). Kongo steigt immer mehr auf, dank Investitionen aus China. 2023 sinkt der Kupferpreis durch die Flaute in China. In der antiken Welt war Zypern der größte Kupferlieferant. In der EU haben Deutschland und Polen das meiste Kupfer. 2024 verstärken Kupferdiebe die Baukrise. Diebstähle auf Baustellen wirken immer öfter existenzbedrohend. Vgl. HB 20.8.24, S. 1.
Diamanten: Durch die Corona Krise gerät auch die Diamantenindustrie weltweit in die Krise. Juweliere müssen geschlossen bleiben. Die Minenbesitzer drosseln die Produktion. Die Preise sinken auf das niedrigste Niveau seit 15 Jahren. 2011 war das Allzeithoch: 12040 $ Durchschnittspreis für 1-Karat-Diamanten bestimmter Qualitätsstufe. Im Mai 2020 liegt der Preis bei 5720 $. Der Durchschnittspreis seit 2005 beträgt 7890 $. Wichtigste Abbauländer sind Russland, Botswana, Kanada, Kongo, Australien. Indien hat einen Anteil von 90% an den weltweiten Importen von Rohdiamanten zum Schleifen (dann folgt China mit 5%).
Kohlenstoff: Einerseits ist Kohlenstoff für die Erderwärmung verantwortlich. Immer mehr Unternehmen entdecken das Gas jetzt als Rohstoff. Man kann damit Plastik, Kerosin und sogar Palmöl ersetzen. Es könnten neue Verwertungsketten entstehen. 1332 Tonnen Kohlendioxid pustet die ganze Menschheit jede Sekunde in die Atmosphäre. Vgl. Menn, Andreas: Matratzen schützen jetzt das klima, in: WiWo 3, 15.01.21, S. 64ff.
Carbon: Für Batterien, Drohnen, Robotik, Digitale Technologien. 73% der Importe sind 2022 aus China.
Carbon2Chem: Rohstoffe aus CO2. 20 Mio. Tonnen CO2-Ausstoß der deutschen Stahlindustrie sollen sinnvoll genutzt werden. Hüttengase werden gereinigt, aufgespalten und in Grundstoffe für die chemische Industrie umgewandelt. Neben ThyssenKrupp sind die Fraunhofer-Gesellschaft un die Max-Planck-Gesellschaft beteiligt.
Ammoniak: Der Stoff wird bisher vor allem zur Produktion von Dünger verwendet. Das könnte sich bald ändern. Man will das Gas als grünen Treibstoff für Schiffe und Kraftwerke verwenden. Erstmals soll auch ein globaler Handel mit Ökoenergie möglich sein. Flüssig ist der Stoff leichter zu transportieren. Es gibt schon weltweit dei nötige Infrastruktur um Ammoniak zu speichern, zu transportieren und zu verarbeiten.
Harnstoff: Der Preis steigt 2021 extrem an auf 959,00 US-$. Man braucht den Stoff für die Produktion von Düngemitteln.
Kali: Es handelt sich um Kaliumchlorid (KCI). Die wichtigsten Produktionsländer von Kali sind (2021): Russland und Belarus (38%), Kanada (32%), China (10%). Die größten Exporteure sind Russland (19%) und Belarus (21%). Zusammen exportieren sie 40%. Die Exporte sind im Ukraine-Krieg gestoppt worden. Deutschland bezieht 30% seines Düngemittelbedarfs aus Russland. Die höchsten Reserven hat Kanada. Dort ist auch die größte Firma der Welt: Canpotex.
Borate: Salze und Ester der Borsäuren. Eigenständige Mineralklasse. Natürliches Vorkommen in: Boracit, Borax, Sassolin, Kermit, Ulexil. Notwendig für Holzschutzmittel, Puffersubstanz.
Asbest: 1993 wurde der "Wunderbaustoff" in Deutschland verboten. Es ist eine stark krebserregende Mineralfaser. In Millionen von Gebäuden ist immer noch Asbest enthalten.
Wasserstoff: Der Stoff ist auch in großen Mengen in Schmutzwasser, Plastikmüll und Gülle. Im Hausmüll ist also ein großer Energie-Schatz vorhanden. Energiekonzerne wollen ihn heben. Es entstehen auch mittlerweile Start-ups.
Synthetische Eiweißstoffe (Proteine): Das könnte der Werkstoff der Zukunft sein. Führend ist das Institut für Proteindesign in Seattle. Die Lebensbausteine werden mit Hilfe der Computer und IT geschaffen. So kann man maßgeschneiderte Proteine herstellen.
Grüne Paradoxon: Unerwünschter Effekt von Klimaabkommen. Wenn die Nutzung fossiler Brennstoffe (Öl, Gas) beschränkt wird, beginnt ein Ansturm auf diese. Wenn die Industrieländer weniger Rohstoffe verbrauchen, drückt das den Preis. Dadurch können die rohstoffhungrigen Schwellen- und Entwicklungsländer mehr Rohstoffe verbrauchen. Weltweites Wohlstandsgefälle vermindert so den Klimaschutz, aber globale Armut kann bekämpft werden. Vgl. H. W. Sinn: Das grüne Paradoxon, Berlin 2008, S. 405ff.. Die grüne Politik der Kyoto-Länder soll dazu führen, dass die Kohlenstoffmengen, die von den Kyoto-Ländern nicht verbraucht werden, nach den USA, China u. a. wandern. Das Paradoxon setzt allerdings den Status-Quo von Kyoto voraus, was mit Obama nicht sicher ist. Er zeigt auch die Paradoxien, die blinden Flecken, die Kosten und die Grenzen der Umweltpolitik auf.
Rush to burn": Es steigt das Angebot an Öl und Gas. Die Preise verfallen. Das wäre ein Antizipationseffekt. Für Gas könnte das Nutzungskonzept "türkis" kommen. Man zerlegt Methan in Wasserstoff und Kohlenstoff ohne Freisetzung von CO2. Bei Erdöl ist das schwieriger: aus einem Bruchteil werden Kunstfasern, Dämmstoffe und Plastikprodukte. Vgl. Konrad, Kai: Die andere Energiewende, in: FAZ Nr. 158/ n11.7.22, S. 6.
Cradle to Cradle (C2C) (gleichnamiges Buch 2002): Ökoindustrielle Neuordnung der Welt. Produkte ohne irgendwelche Schadstoff, die entweder biologisch als Kompost oder als sortenreiner Rohstoff in den technischen Kreislauf zurückfinden. Erfunden wurde das Konzept 1991 in einem New Yorker Wolkenkratzer von Michael Braungart (Chemieprofessor) und William McDonough (Architekt, Designer). Damit die Rohstoffe auch wirklich in den Kreislauf zurückgeführt werden, sollen Waren geleast statt gekauft werden. Weltweit haben Firmen etwa 2000 Produkte bei Braungarts Hamburger Forschungsfirma Epea.
Nordafrika: Vor der Haustür Europas lagern umfangreiche Rohstoff- und Energievorkommen. Algerien und der Sudan (auch Südsudan) haben eine große Öl- und Gasförderung. Der Niger und Mali besitzen Uran-Vorkommen. Mauretanien und Tunesien fördern Eisenerz. Burkina Faso, Mali und Algerien besitzen Goldlager.
Arktis: Im arktischen Meerboden (Nordpol) werden riesige Mengen von Öl- und Gasvorkommen vermutet. Der Klimawandel lässt das Eis schmelzen. Das macht auch Schifffahrtsrouten frei. Russland erhebt immer mehr Ansprüche und baut seine militärischen Anlagen aus. Weitere Ansprüche erheben Grönland (Dänemark), Norwegen, Kanada und die USA. Ende 2017 kommt es zu einer Anklage gegen Norwegen wegen Ölförderung in der Arktis (vergeben von Lizenzen; Greenpeace und Natur og undum haben verklagt). Ende September 2015 stoppt Shell die Alaska-Ölbohrungen, weil die Kosten zu hoch sind. Das kann auch Einfluss auf Arktis-Bohrungen haben. Die niedrigen Ölkrise könnten vorläufig die Arktis vor dem Zugriff der Konzerne retten.
Offensive der EU zur Sicherung zukunftsträchtiger Mineralien 2010: Folgende Mineralien stuft die EU als strategisch wichtig ein: Antimon, Germanium, Gallium, Indium, Kobalt, Platin, Tantal, Wolfram, Niobium, Beryllium, Magnesium, Fluorit, Graphite. Hautfundorte sind China, Indien, Russland, Afrika (Kongo, Ruanda Süd-Afrika), Brasilien Mexiko, USA, Kanada. Die EU will vor allem mit der Afrikanischen Union und der WTO gegen Chinas Rohstoffkartell zusammenarbeiten. Die Initiative ist dringend notwendig. China und Indien kaufen die Märkte leer und sichern sich zunehmend langfristige Bezugsquellen. Deutschland richtet eine Rohstoffpartnerschaft mit Kasachstan ein. 2013 wird ein Rohstoffabkommen mit Chile abgeschlossen. Es geht vor allem um Kupfer (Chile hat 36% aller Kupferreserven), aber auch generell um Zusammenarbeit im Bergbau und die Nutzung mineralischer Rohstoffe. Deutschland hat auch ein Abkommen mit der Mongolei, die über viele seltene Erden verfügt. 2011 ist der Höhepunkt für deutsche Direktinvestitionen in der Mongolei. Der Verfall der Rohstoffpreise führt zu einer Investitionsflaute in der Mongolei. die Armut wächst.
Konflikt zwischen Rohstoffabbau und Natur: In vielen Ländern wird der Rohstoffabbau auf Kosten der Natur betrieben. Besonders krass zeigt sich dieses Problem in Afrika (z. B. Nigeria). Aber auch in großflächigen Ländern wie Russland, USA, Kanada und China nimmt man es oft mit der Pflege der Natur nicht so genau. In Deutschland ist z. B. die Eifel betroffen. Bergbauunternehmen wollen die einmaligen Vulkane zum Abbau von Basalt und Lava massiv nutzen. Bergbautechnisch wäre dies äußerst rentabel, aber viel zu schade.
Erdöl: Die größten Ölverbraucher sind 2010 die USA (850 Mio. Tonnen), China (429), Japan (429) und Indien (156). Die größten Ölreserven liegen in Mrd. Tonnen 2010 in Saudi-Arabien (36,3), Venezuela (30,4), Iran (18,9) und Irak (15,0). Diese Statistik ist nicht unbestritten. Einige sehen die größten Reserven in Venezuela. Die größten Ölförderländer sind 2010 in Mio. Tonnen Russland (505), Saudi-Arabien (468) und USA (339). Iran steht 2012 für ca. ein Fünftel der Erdölproduktion. 1,6% des deutschen Ölverbrauchs werden vom Iran gedeckt. 17 Mio. Barrel Rohöl passieren jeden Tag die Straße von Hormus. Die Ölvorräte in der Welt sind schwer einzuschätzen, weil immer neu Öl entdeckt wird. Brasilien entdeckt 2012 neues Öl. Venezuela entdeckt neue Reserven. Die linke Staatsführung ruiniert allerdings den wichtigsten Ölkonzern. Gerade der hohe Ölpreis lohnt das Fördern aus dem Meer oder aus unzugänglichem Gestein. Durch neue Förder-Techniken könnten die USA wieder zur führenden Energienation aufsteigen. Dazu gehören das Fördern von Schiefer-Öl und das Gas-to-Liquid-Verfahren bei Gas. Prognosen über die Erdölvorräte weichen stark voneinander ab: Die Internationale Energieagentur (IEA) ist eher optimistisch. Die Energy Watch Group (EWG) ist pessimistisch. Sie sieht das Fördermaximum für fossile Energieträger vor 2020 erreicht. Sie rechnet bis dahin mit einem Benzinpreis von 2,00 €. Im Jahre 2013 steigt China zum weltgrößten Ölimporteur auf. Täglich muss das Land 6,3 Mio. Fass (je 159 l) importieren. Das liegt auch darin, dass durch Fracking die USA zum größten Produzenten aufgestiegen sind. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegen die USA vorn, China ist der weltgrößte Konsument. 2013 beginnen Erkundungsbohrungen vor den Kanarischen Inseln. 2014 ist eine Zäsur bei Öl. Ab 2015 könnte sich das Wachstum der Ölnachfrage erstmals dauerhaft abschwächen (Prognose der Internationalen Energieagentur). Die Industrienationen verbrauchen immer weniger Öl (Anstieg der Energieeffizienz). In den Schwellenländern steigt die Nachfrage nicht mehr so schnell (die Metropolen explodieren und die Menschen fahren weniger; Öl zu finden und zu fördern wird immer aufwendiger). Das rapide Sinken des Ölpreises Ende 2014 und Anfang 2015 sendet völlig falsche Signale in der Energiewende und könnte fatale Verhaltens - Änderungen bewirken. Es kommt auch zu Marktbewegungen. Der Preisverfall trifft besonders Russland, Venezuela, Nigeria und Angola (sie verlieren auch langfristig Marktanteile). Die arabischen Länder mit ihren "üppigen Bargeldreserven" können die Krise aussitzen. In Europa ist Aberdeen das Zentrum von Europas Erdölindustrie. Der gesunkene Preis hat schon ganz Schottland in die Krise gestürzt. Betroffen ist auch Norwegen mit Stavanger (Statoil). Auch 2015 setzt die OPEC weiter darauf, die US-Schieferindustrie aus dem Markt zu drängen. Meist erhöht Saudi-Arabien die Fördermenge. Aber den Investoren wird immer mehr bewusst, dass fossile Energieträger riskant sind. Ende 2016 hat Obama noch Teile der Arktis und bestimmte Gebiete im Atlantik für künftige Öl- und Gasbohrungen gesperrt (Schutz der Ureinwohner). Trump versucht dies rückgängig zu machen. 2017 gibt es einen neue Ölschwemme, weil bei Erholung des Preises die Produzenten von Schieferöl zurückkommen. Die steigende US-Produktion drückt wieder den Öl-Preis. Frankreich stoppt 2017 die Förderung fossiler Energieträger (mehr symbolisch, nur 1% werden in Frankreich selbst gefördert). Die Energieagentur sieht Ende 2017 noch kein Ende vom Öl-Zeitalter. Sie prognostiziert, dass der Verbrauch noch jahrelang steigen wird. Ende 2018 sind die USA der größte Erdölproduzent der Welt (Fässer pro Tag, Anzahl der Ölbohrtürme). Danach folgen Russland, Saudi-Arabien, Irak, Kanada, Iran, China, Kuwait, Brasilien. Das Erdöl in Deutschland kommt 2020 hauptsächlich aus Russland, Großbritannien, Norwegen, OPEC-Kartell, USA. 2021 hält Hightech Einzug. Der Kostendruck ist hoch. Man arbeitet mit Amazon, Microsoft und anderen IT - Firmen zusammen. US-Präsident Biden genehmigt 2023 Ölförderungen in Alaska, obwohl er den Ausstieg aus der fossilen Energie versprach. Das Öl aus Russland, das weg bricht, muss irgendwie aufgefangen werden. Doch dann im September 23 untersagt er teilweise wieder Bohrungen in Alaska. Er widerruft Lizenzen für Gas- und Ölbohrungen. Allein 2023 investieren die Öl- und Gaskonzerne 500 Mrd. $ in fossile Projekte. Die Welt wird wohl das Öl noch lange brauchen. Die Ölmultis verdienen auch am Klimaschutz mit. "Der Rohölmarkt bewegt sich zwischen diesen beiden Extremen: der Weltrezession auf der einen Seite und der möglichen Ölknappheit auf der anderen Seite", Analysten von Goldman Sachs (nach Handelsblatt 6./7. 1. 2012, S. 9). Für 59 Tage reichen die Erdölvorräte, die Deutschland in unterirdischen Speichern lagert. Der neuseeländische Bergbauingenieur Frank Holmes entdeckte in den 1920er Jahren in der Wüste Arabiens Öl. Es gelingt ihm, die Scheichs zu überzeugen, dass sie auf einem Meer von Öl sitzen. 1938 fließt der wertvolle Rohstoff überall. Holmes wird Abu Naft genannt (Vater des Öls). Ende 2014 scheitert eine Umwelt-Kooperation zwischen Ecuador und Deutschland. Im Naturschutzpark "Yasuni" soll doch Erdöl gefördert werden. Zu Beginn 2015 verhindert die US-Regierung, dass in Alaska ungehindert Öl gefördert werden kann. Ein großer Tel von Alaska soll für die Erdölwirtschaft tabu sein (der Gouverneur ist dagegen). Allerdings gibt die Zentralregierung der USA im Mai 2015 Shell die Erlaubnis, vor Alaska nach Öl und Gas zu bohren (Arktis, unter Auflagen). Die BASF-Tochter Wintershall fördert seit 60 Jahren Öl bei Landau. 65 Pferdekopfpumpen von ursprünglich 200 sind noch in Betrieb. Ab 2015 sollen in den nächsten fünf Jahren noch 50 Mio. € in die Infrastruktur investiert werden. Im November 2015 lehnt Obama den Bau der Ölpipeline Keystone XL wegen Klimaschutzbedenken ab (von Alberta in Kanada nach Texas). Russland stoppt den Bau einer Öl-Pipeline durch die Türkei nach einem Flugzeugabschuss der Türken. Der Öl-Handel des "Islamischen Staates" rückt in den Mittelpunkt. Russland und die Türkei beschuldigen sich gegenseitig, in den Schmuggel verwickelt zu sein. 2016 gibt es eine Pleitewelle in der US-Ölindustrie. Günstige Kreditkonditionen und der hohe Ölpreis haben in den Boomjahren viele Firmen dazu verleitet, sich zu verschulden. Das rächt sich nun in Zeiten niedrigen Ölpreises. Die Ukraine versucht mit allen politischen Mittel den Bau der Nordtream2 (Ölpipeline von Russland über die Ostsee nach Deutschland) zu verhindern. Frankreich ist wohl auch dagegen. Die EU-Kommission soll eine Handhabe gegen das Projekt bekommen. Schließlich einigt man sich im Februar 2019 auf einen Kompromiss: Bau ist möglich mit strikten Kontrollen. Mit Genehmigung von Dänemark wird die letzte Hürde genommen. 2018 steigt Aldi-Süd in den Tankstellenmarkt ein.
Ölvorräte: 2018 sind die Ölvorräte, d. h. die weltweiten Reserven, größer als je zuvor. Prognosen von vor 50 Jahren, dass das Öl zur Jahrtausendwende ausgehen würde, waren falsch. Gründe dafür sind technologische Fortschritte: 1. Die konventionelle Bohrtechnik hat sich verfeinert. 2. Die Schieferöl-Revolution (Fracking) hatte neue Vorräte erschlossen. 3. Nachschub aus der Tiefe: Das Tiefsee-Vorkommen ist größer als gedacht (z. B. Libra-Feld vor der Küste Brasiliens). In Texas in den USA findet im März die alljährliche Ceraweek statt. Es ist das Spitzentreffen der Ölindustrie. Venezuelas Ölindustrie steht 2023 vor dem Kollaps. Man braucht Hilfe aus dem Ausland. Venezuela hat mit die größten Öl- und Gasreserven weltweit. Man schätzt, dass dei Reserven mit 303 Mrd. Barrel größer sind als in Saudi-Arabien (267), Iran (209), Irak (145), VAE (111). .
Erdölimporte: Die EU hat die höchsten Erdölimporte im Vergleich zu den anderen Blöcken USA und China (2017). Das liegt sowohl am Bedarf als auch an den mangelnden eigenen Vorkommen. An zweiter Stelle liegen die USA, dann kommt China. In der EU ist Russland der mit Abstand wichtigste Lieferant, gefolgt von Norwegen. Wichtigste Exportländer für die USA sind Kanada, Venezuela, Saudi-Arabien und Mexiko. China importiert das meiste Öl aus Saudi-Arabien, gefolgt von Angola, Iran und Russland. Die USA sind durch die Schieferölproduktion zum weltgrößten Öl-Produzenten aufgestiegen noch vor Saudi-Arabien (können drei Viertel rechnerisch selbst decken). China kann nur 28% seines Bedarfs selbst decken. Quellen: UN Comtrade, UN Comtrade Database, 2019 und BP Staistical Review of World Energy, 2019. 2020 rückt für Deutschland die USA auf Platz drei bei den Importen.(+76%). An erster Stelle steht Russland vor Großbritannien. Norwegen steht auf Platz vier (Quelle: Bafa). Nach dem Ukraine-Angriff der Russen versucht man auf andere Länder umzusteigen (Saudi-Arabien, Venezuela). Der Iran fällt noch aus aufgrund der Sanktionen. Innerhalb kurzer Zeit kann die Deutschland die Abhängigkeit von 35% von russischem Öl auf 12% herunterfahren (ein Drittel Seeweg, zwei Drittel Pipeline "Druschba"). Ende des Jahres 2022 soll ein Importstopp greifen können. Nicht nur die EU, sondern auch andere Länder fahren ihre Ölimporte aus Russland zurück: China -11%, Türkei -38%. Andere Länder haben die Situation ausgenutzt und ihre Importe stark hochgefahren: Südkorea +55%, Indien +340%. Die G7 nehmen im September 2022 das Russen-Öl ins Visier. Sie wollen eine Preisobergrenze bei russischem Öl einführen. Man will dadurch die Möglichkeiten der Kriegsführung beschränken. Die EU plant den Ölpreisdeckel. Putin droht mit einem Lieferstopp. An der Ölpipeline Druschba, die durch Polen geht, wird ein Leck entdeckt.
Erdölexporte Russlands: Der Ukrainekrieg führt dazu, dass Russlands Erdölexporte fast gänzlich umgeleitet werden. Die Ausfuhren gehen jetzt vor allem nach China und Indien. 45 bis 50% der Erdölausfuhren werden nach China geliefert, 40% nach Indien. Im Januar 2024 exportiert Russland genau soviel Öl wie im Januar 2022 (8 Mio. Barrel pro Tag). Die Verteilung hat sich geändert: EU 0,4 Mio. Barrel pro Tag; China 3,2; Indien 1,5; Türkei 0,8; Sonstige 2,8. Mit den 200 Mrd. Dollar finanziert Russland seinen Krieg gegen die Ukraine. Der Westen nimmt seine Sanktionen nicht ernst genug. Vgl. Widmann, Marc: Erst das Tanken, dann die Moral, in: Die Zeit 10/ 29.2.24, S. 21.
Ölpreis-Schock und Ölfördermenge: 1973, 1979 und 1990 kam es zu Ölkrisen, weil der hohe Ölpreis die Weltwirtschaft nach unten zog. 2007und 2008 erreicht der Ölpreis ein Rekordniveau nach dem anderen, ohne dass die Weltwirtschaft bisher merklich darunter leiden muss. Dies wird heute mit einer anderen gesamtwirtschaftlichen Lage, mit anpassungsfähigeren Volkswirtschaften, der größeren Unabhängigkeit vom Öl und der höheren Energieeffizienz infolge des technischen Fortschritts erklärt. Die Frage ist, ob es nicht doch eine Schmerzgrenze gibt und wo diese liegt. Betrachtet man die Ölausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sind wir fast auf dem Niveau der früheren Ölkrisen. Dies dürfte auch 2008 zu einer längeren Phase niedrigerer Wachstumschancen führen. Die Ursachen des hohen Ölpreises sind die Knappheit des endlichen Rohstoffs, die Angebotsverknappung durch die OPEC, Spekulation, Krisen (Golfregion, Nigeria), steigende Nachfrage aus Asien und USA, mangelnde Raffineriekapazitäten (auch durch Schäden infolge des Klimawandels). Erdöl ist auf dem Weg zu einem Luxusgut. Wahrscheinlich steigt der Preis (gemessen bei den beiden führenden Sorten Brent und WTI) mittelfristig so hoch, dass andere Energieformen wirtschaftlicher werden (langfristig werden 250 $ pro Barrel gesehen, DIW). Saudi-Arabien, das Land mit der höchsten Produktion und den größten Reserven, versucht immer wieder, durch eine Erhöhung der Fördermenge den Trend nach oben zu brechen. Diese Strategie wird vom Ölkrisengipfel in Dschidda unterstützt (Juni 2008, 36 Staaten und 22 Ölkonzerne). Die zweit- und drittgrößten Ölvorräte haben Venezuela und Kanada. Neue Fördertechniken könnten allerdings dazu führen, dass die USA wieder größter Förderer wird (so die IEA im "World Energy Outlook" 2012). Dies würde eine Gezeitenwende bedeuten. Der weltweite Bedarf soll 2035 auf 99,7 Mio. Barrel pro Tag ansteigen (drastischer Anstieg in China und Indien). Die G8 wollen Ölproduktion und Lagerkapazitäten erhöhen und mehr alternative Energien. Die Weltwirtschaftskrise 2009 wird die Preisexplosion bei Erdöl und Erdgas nur verschieben. Schon Ende 2010 geht der Preis wieder über 90 $, die Bundesregierung führt den Öko-Sprit ein (Super E10). 2006 war das Jahr, in dem das meiste Öl gefördert wurde (Produktionsmaximum?). Vgl. dazu: James D. Hamilton (Prof. of Economics in San Diego, Ölmarkt-Experte). In den USA ist die Energieintensität relativ hoch (deutlich höher als in Europa). Deshalb schlagen dort Ölpreise stärker auf die Konjunktur durch. Weil die USA immer noch eine Lokomotive sein können, ist indirekt auch immer die EU betroffen. Auf dem G8-Gipfel im Mai 2012 wird eine Freigabe der strategischen Ölreserven zur Preisstabilität abgelehnt. Der erste Ölpreisschock war vor 40 Jahren (von 2013 aus). Heute verlaufen Wachstum und Energieverbrauch nicht mehr parallel. Ende 2014 wirkt der kräftig fallende Erdölpreis sogar wie ein Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft (man spricht von einer Entlastung von 35 Mrd. Euro). Der Preis ist auf dem niedrigsten Stand seit 4 Jahren (73 $). Die Opec lässt die Fördermenge unverändert. Viele Förderländer haben in ihren Staatshaushalten mit Ölmindestpreisen kalkuliert (Iran 140 $, Venezuela 121$, Nigeria 119$, Russland 100$). Viele kommen daher mittlerweile ins straucheln. Ca. 150 Milliarden Dollar an Investitionen im Energiesektor stehen wegen des gefallenen Ölpreises auf der Kippe. Für Unternehmen spielt Rohöl nicht mehr die gleiche große Rolle wie früher (effizienter, regenerative Energien). "Der Benzinpreis ist der Brotpreis der Nation", Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen. Zunehmend kommt Kritik daran auf, dass das Öl in Dollar gehandelt wird. Russland, der zweitgrößte Exporteur, möchte in Rubel handeln und seine eigene Währung als Zahlungsmittel fördern. Auch die Rohöl-Benchmarks (WTI-West Texas Intermediate, Brent) werden in Frage gestellt. 2011 stellt das Kartellamt ein Oligopol bei den Tankstellenketten fest (fünf große Konzerne diktieren die Spritpreise über dem Marktpreis). Grundsätzlich setzt sich der Benzinpreis aus dem Produkteinstandspreis (internationale Ölmärkte), den Deckungskosten (Transport, Lagerhaltung, Verwaltung), und den Steuern (Energiesteuer, Mehrwertsteuer) zusammen. 2012 will die Bundesregierung einen Markttransparenzstelle für den Ölpreis einrichten. Diese kommt 2014 und bewährt sich auch. Gegenüber Sommer 2014 hat sich der Ölpreis im Sommer 2016 halbiert. Auf dem G20-Gipfel in Hangzhou/ China vereinbaren Russland und Saudi-Arabien, den Ölmarkt zu stabilisieren. Nach Einschätzung der IEA wird die Ölschwemme dazu führen, dass der Preis bis Mitte 2017 niedrig bleibt. Ende September 2016 einigen sich die Mitgliedsstaaten der OPEC auf eine Senkung der Ölfördermenge. Der Ölpreis steigt daraufhin deutlich an. Mitte Oktober 2016 wird eine Jahreshöchststand des Preises erreicht (Aussagen Russlands). Experten rechnen ab Mitte 2017 mit starken Anstiegen. So kommt es aber nicht: Spekulation und anhaltende Ölschwemme führen zu einem Sieben-Monats-Tief. Der Ölpreis wird immer weniger von der Opec bestimmt. Die Ölindustrie der USA ist extrem flexibel. Ende 2017 und 2018 steigt der Preis wieder (auf fast 70 Dollar; Opec, Weltkonjunktur). Das ist der höchste Stand seit drei Jahren. Dadurch steigt auch wieder die Fördermenge an. Die US-Sanktionen gegen den Iran dürften wenig Auswirkungen auf den Preis haben. Hauptabnehmer sind die Türkei, China und Indien, die bei den Sanktionen nicht mitmachen. Dies garantiert ein Überleben der iranischen Ölindustrie. Im November 2018 fällt der Ölpreis erstmals seit Monaten wieder unter 70 Dollar pro Barrel. In der Folge zeigt sich der Ölmarkt sehr nervös. Der Preis geht auf und ab. Dann geht er nur noch nach oben. Die Opec erhöht die Fördermenge. Experten sehen das Ende des Ölzeitalters am Horizont. 2022 könnte sich der Preis wieder normalisieren (60-70 $). Der Ukraine-Krieg scheint für eine längere Knappheit zu sorgen. Im April 2023 senkt die OPEC die Fördermenge. Sofort kommt es zu einem deutlichen Anstieg des Ölpreises. Tanken dürfte teurer werden. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 könnte ein neuer Ölpreisschock drohen. Die Preise steigen. Die Entwicklung hängt von zwei Faktoren ab: 1. Iran. 2. Förderkürzungen. Dann greift der Iran Israel an im April 24: Der Spritpreis erreicht ein Rekordhoch (fast 1,90€, gestiegener Rohölpreis, schwacher Euro). Danach fällt der Preis wieder kontinuierlich. Erst im juni 24 geht er wieder nach oben. "Öl muss teurer werden, damit wir Öl sparen und andere Energieträger attraktiver werden", Thomas Straubhaar, HWWI. Vgl. zu den Quellen: IEA, EIA, BGR, Worldbank. Der niedrige Ölpreis 2015 und 2016 führt dazu, dass weltweit die Lager gefüllt werden (Überversorgung). Alle bunkern Öl. Deutschland könnte 90 Tage ohne Ölimporte auskommen. Weltweit dürften 3,0 Milliarden Barrel gelagert sein.
Krisen und Öl sowie Preis: Theoretisch bestimmen zwei Modelle die Diskussion um die Preisentwicklung langfristig: Erstens das Modell von Hotelling (1931; vgl. zum Modell weiter oben bei Theorie). Kernelemente sind heute auch die Rolle der "Back-Stop-Technik" (beschleunigt Abbau) und der Hartwich-Konsumpfad (1977, vollständige Substitution der Ressourcenanlagen durch reproduzierbares Kapital). Insgesamt ist der Ansatz eher positiv optimistisch. Zweitens die Hypothese von Hubbert (1903-1989). Diese ist eher pessimistisch (seine Vorhersage: 1995 Ölfördermaximum, "peak oil"). Praktisch dominieren kurz- und mittelfristig krisenhafte Entwicklungen in der Welt: Krisen in einzelnen Regionen in der Welt beeinflussen immer wieder den Erdölpreis. Die Unruhen in Libyen 2011 sind ein Beispiel. Mehr als 85% der libyschen Ölexporte gehen nach Europa, das meiste nach Italien. In Libyen ist auch die BASF-Tochter Wintershall tätig. Algerien, Nachbarstaat von Libyen, gilt auch nicht als besonders stabil. Viele Staaten mit den höchsten Erdölvorkommen sind nicht besonders stabil (Venezuela, Russland, Mexiko, Kasachstan, Iran, Irak). Die arabische Revolution treibt den Ölpreis gegen 120$ und weiter gegen den Höchstpreis von 2008. Die Weltbank geht davon aus, dass dies besonders die Ölimportierenden Industrieländer trifft (Wachstumsverlust von 0,2 - 0,4 Prozentpunkte). Saudi-Arabien sorgt immer wieder für eine Stabilisierung. Der Ölpreis hat mittlerweile einen großen Einfluss auf den privaten Verbrauch in den Industrieländern. Er kann wie ein "Konsumkiller" wirken. Ökonomisch hat der Ölpreis einige interessante Aspekte: Warum hat der Rohölpreis einen immer geringeren Einfluss? Welche Rolle kann Biosprit spielen? Was ist mit dem Preis, wenn in den meisten Förderländern Demokratie herrscht? Beim Öl spielt auch der Handel eine große Rolle. Die größten unabhängigen Ölhändler der Welt sind Vitol, Glencore, Trafiga, Gunvor und Mercuria. Sie haben ihren Sitz alle in der Schweiz, bevorzugt in Zug. Umstritten ist die Umweltschädlichkeit der Ölgewinnung. Zunehmend muss Öl aus Sand gewaschen werden. Besonders problematisch ist diese Methode in Kanada. Die EU will dies in einer Kraftstoffrichtlinie berücksichtigen, Kanada will bei der WTO klagen. Im Herbst 2014 geht der Ölpreis in den Keller. Viele vermuten ein Komplott von USA und Saudi-Arabien gegen Russland. Oder es handelt sich um einen Angriff gegen Fracking (ab 75$ unrentabel). Einige Förderländer leiden jetzt unter den niedrigen Preisen, besonders Venezuela, Iran und Russland. Russland und Venezuela geraten immer mehr unter Druck. Profitieren können Saudi-Arabien und die USA. Im Dezember 2014 sinkt der Preis unter 70 Dollar und damit auf ein Fünfjahrestief (zu Beginn 2015 sogar unter 50 $). Der IWF schätzt, dass der Einbruch des Ölpreises um 30% zu einem Wirtschaftswachstum in den Industrieländern von 0,8% führt. (über Verbraucher und sinkende Kosten für die Produktion) Mittelfristig wird der Ölpreis nicht weiter sinken. Die Angebotsseite muss wegen der Kosten reagieren und die Fördermenge senken. Der niedrige Ölpreis könnte aber eine Gefahr für das Weltklima und die Stabilität der Finanzmärkte darstellen. Außerdem könnte mittel- und langfristig ein Schweinezyklus drohen. Sinkende Preise sorgen für zurückgehende Investitionen, die zu geringerer Produktion führen. Zu Beginn 2015 bewegt sich der Preis fast bis auf 50 Dollar pro Fass (Brent) und geht sogar unter die 50-Dollar-Marke. Dann steigt die Unruhe am Rohölmarkt wieder - ebenso wie das Überangebot. Die Opec kann sich nicht zur Produktionskürzung einigen (Saudi-Arabien dominiert) und die Nachfrage steigt nicht stark (Weltkonjunktur). In der Folge steigt der Preis kontinuierlich bevor er Anfang Juli wieder fällt (Überangebot, auch durch Opec). Anfang August 2015 fällt der Preis sogar wieder unter 50 $. Die Weltbank rechnet mit einem weiteren Sinken des Ölpreises (Überangebot nach Atomabkommen mit Iran). Negative Folgen des niedrigen Ölpreises ist eine größere Abhängigkeit vom Nahen Osten, der besonders billig fördern kann. Die Opec ändert Ende 2015 nicht ihre Förderpolitik. Der Ölpreis schwächelt weiter. Ende 2015 kostet ein Barrel Rohöl (37,09 Dollar) nur noch ein Drittel vom Preis im Frühjahr 2014. Die großen Leidtragenden sind die Ölförderländer (Russland, Nigeria, Venezuela, Saudi-Arabien). Profiteure sind die Staaten mit hohen Ölimporten (China, Indien, Japan). Goldman Sachs erwartet für 2016 sogar noch 20 Dollar pro Barrel. Andere Experten rechnen wieder mit einem Anstieg. 2016 rutsch der Preis unter 30$ pro Barrel (Aufhebung der Iran-Sanktionen). Er fällt sogar unter 28$ (Elfjahrestief). Der Verfall der Öl- und Gaspreise ist normalerweise ein Segen für Unternehmen und Verbraucher (Konjunkturprogramm). 2016 schlägt die Stimmung aber um: Ölförderer und Börsen sehen die Nachteile (viele Länder stehen am Abgrund). Die OPEC scheitert im April 2016 mit einer Reduzierung der Fördermenge, um den Preis anzuheben (Iran will nicht). Danach bricht der Ölpreis ein. Spekulationen über ein Ende der Überproduktion lassen den Preis ab Ende April 2016 ansteigen. Ende Mai 2016 geht er wieder über 50 $ (knappere Angebot in den USA, Schieferölproduzenten drosseln). Anfang 2017 erreicht der Ölpreis den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren (58, 37$ je Barrel; OPEC-Fördermengenreduzierung). Mitte 2017 sinkt er erheblich, sogar vor der Urlaubszeit. Die Fracking - Methoden der USA sind dafür verantwortlich. Im April 2018 steigt der Preis stark an (über 70 Dollar). Grund sind die internationalen Spannungen. Er steigt sogar auf den höchsten Stand seit 2014 (ca. 75 $). Auch der Beninpreis. Der Preis geht im Mai weiter nach oben (Angebotsengpass, Iran). Der Brent-Ölpreis steigt über 80 Dollar pro Fass. Mitte 2018 schlagen die Risiken am Ölmarkt auf die Preise durch (Iran-Sanktionen, Chaos in Venezuela). Saudi-Arabien erklärt offiziell im September 2018, den Ölpreis stabil halten zu wollen (70-80 Dollar, bis US-Kongresswahlen). Die Benzinpreise steigen trotzdem in Deutschland stark an. Das hängt mit dem Wasserstand des Rheins zusammen. Durch die Trockenheit hat sich der Transport stark verteuert. Die Bundesregierung gibt den Zugriff auf die Erdöl-Reserven erstmals frei. Der Ölpreis sinkt Ende 2018 weiter (61 Dollar), der Spritpreis bleibt wegen der Transportprobleme hoch. Der Jahresdurchschnittspreis 2018 lag bei 70 $. Im März 2019 geht der Preis wieder nach oben (67,14 1. März 2019). Im April 2019 geht der Preis weiter stark nach oben: die USA verschärfen die Sanktionen gegen den Iran (Ausweitung auf alle Öl-Käuferländer wie China, Indien, Japan, Italien; über 80$ pro Barrel). Der Erdölpreis war immer starken Schwankungen unterworfen. Schon zu Beginn der Statistik 1861 lag der Preis bei 120$ pro Barrel wie zuletzt wieder 2017. Als im Juni 2019 zwei Tanker im Golf von Oman in Brand geschossen werden, steigt der Ölpreis sofort an. Das gleiche nach dem Drohnen-Anschlag auf saudi-arabische Raffinerien im September 2019. Das könnte sich zu einem Ölpreis-Schock auswachsen. Der Ölpreis geht im Januar 2020 wieder stark nach oben (Nahost-Krise, Tötung von General Soleimani). Anfang bis Mitte März kommt es zu einem Ölpreis-Einbruch. Es geht los mit der Corona-Krise und Produktionsrückgängen. Hinzu kommt ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland. Am 16.3. tiefster Stand seit vier Jahren. Man munkelt auch, dass Putin die US - Fracking - Industrie treffen will (Revanche für Nord-Stream 2). Am 06.04.20 erreicht der Ölpreis (Barrel, Sorte WTI) einen neuen Tiefststand: 26,4 US-Dollar (Corona-Krise; Russland gegen OPEC, die sich auf eine Reduzierung der Menge einigt, -10%, Mexiko Sonder-Regel). Doch der Ölpreis fällt weiter. Er wird am 21.04. sogar negativ (Lagerungskosten, Termingeschäfte). Auch der Heizölpreis stellt einen Negativrekord auf. Der Ölpreis wird wahrscheinlich auch niedrig bleiben (Nachfrage ist eingebrochen wegen Corona, starke Produktionssenkung). Es gibt aber auch Händler, die in Future -Verträgen auf höhere Preis setzen (30 bis 400 $ Ende des Jahres). Ein leichter Anstieg der Preise kommt auch (Lagerbestände gesunken, Sprungfedereffekt, Förderkürzungen der Opec). Die Interessen Russlands und Saudi-Arabiens stehen sich oft gegenüber. In der Corona-Pandemie 2020 geht die Ölnachfrage stark zurück. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nicht mehr deutlich anzieht, mittelfristig sogar zurück geht. 2022 wird die Nachfrage nach Öl auf 47,0 Mio. Barrel pro Tag geschätzt (2019: 47,9 Mio. Barrel pro Tag). Die Schätzung für 2025 lautet: 46,8 Mio. Barrel pro Tag. Dann dürften auch die Preise weiter fallen. Die positive Stimmung an den Börsen Ende 2020 lässt die Preise wieder leicht ansteigen. Der Preisanstieg setzt sich Anfang 2021 fort: Saudi-Arabien und die USA senken die Fördermenge. In Deutschland kommt die CO2-Abgabe dazu. Die Nachfrage steigt wieder. Es gibt den höchsten Anstieg der Benzinpreise seit 27 Jahren. Benzin verteuert sich 2021 um fast ein Viertel: Corona-Krise, Ölscheichs und der deutsche Staat. Mitte Juni liegt der Preis je Barrel Brentöl bei 72,69 US-$. Ende Oktober 21 klettert der Preis weiter auf rund 86 $. Gründe: 1. Schrumpfen der Lagerbestände. 2. Substitutionseffekt, weil Gas so teuer geworden ist. 3. Probleme bei der Infrastruktur (marode Förderanlagen). China schafft durch eine Auflösung seiner Vorräte eine kurze Entlastung (das Auffüllen der Lager dürfte den Preis wieder nach oben treiben). Die OPEC will die Fördermenge erhöhen (allerdings in zu geringem Ausmaß). In einer koordinierten Aktion zapfen die USA, China, Indien und weitere Länder im November 21 ihre Reserven an. Sofort fallen die Preise. EZB-Präsidentin vermutet, dass das Fallen des Ölpreise 2020 die Inflation drücken kann. Anfang Dezember 21 erhöht die Opec die Produktion, obwohl die Preise fallen. Am 18. Januar steigt der Ölpreis auf den höchsten Stand seit sieben Jahren: 88 $ je Barrel Brent. Bei der Kriegsangst um die Ukraine liegt der Preis sogar über 90 US-$ (95$). Beim Einmarsch der russischen Armee steigt der Preis sogar über 100 $. Er sinkt dann wieder darunter, bleibt aber hoch. Der Benzinpreis kennt nur noch den Weg hoch. Am 7.3.22 überspringt er die 2 - € - Marke. Er löst sich vom Rohölpreis. Preiserwartungen dominieren. Im Juli 2022 geht der Ölpreis wieder abwärts. Hauptgrund sind weltweite Rezessionsängste. Ab August 2022 leitet Russland kein Öl mehr durch die Ukraine (südlicher Strang der Druschba-Pipeline, von den Lieferausfällen sind Ungarn, die Slowakei und Tschechien betroffen). Ende November 22 fällt der Ölpreis. Der Preis für Rohöl errecht den tiefsten Stand seit Januar (73$, WTI). Die EU deckelt den Preis für russisches Öl Ende November 22 auf 60 Dollar. Mitgetragen wird der Preisdeckel auch von den USA, Kanada, GB, Japan und Australien. Die Opec erhöht nicht ihre Fördermenge. Die Märkte reagieren nervös. Dei Ölpreise werden angeschoben und steigen. Das EU-Embargo gegen russische Raffinerieprodukte sorgt für neue Unruhe am Rohstoffmarkt. Darum könnte der Ölpreis bald wieder die 100-Dollar-Marke knacken. Im Februar 2023 drosselt Russland seine Ölproduktion (Preisdeckel der EU). Schon die Ankündigung sorgt für einen Anstieg des Rohölpreises auf dem Weltmarkt. Im Dezember 23 steigt der Preis, weil die Huthis aus dem Jemen Attacken gegen die Schifffahrt im Roten Meer ausüben. 2024 attackiert die Ukraine die russische Ölindustrie aus der Ferne. Es gibt immer mehr Drohnenangriffe. Das passt sogar Biden nicht. ein Anstieg des Ölpreises kann er im Wahljahr nicht brauchen. "Der Bedarf an Energie wird weltweit kräftig steigen. Das schließt auch die Tiefseeförderung ein - und die künftige Förderung in der Arktis", Bob Dudley, BP-Chef. Im weltweit einzigartigen Yasuni-Nationalpark in Ecuador wollen Konzerne nach Öl bohren. Der Rettungsplan der UN ist umstritten. Die Staaten der Golfregion leben fast alle vom Öl. Seit der Ölpreis drastisch gefallen ist, bröckeln die Einnahmen. Die Staaten müssen ihr Geschäftsmodell ändern. Politisch ist der Nahe Osten ein Pulverfass. Zwei Golfstaaten streiten im Moment um die Vorherrschaft: Iran und Saudi-Arabien (das ist auch ein Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten). Ein Staat des Ausgleichs ist Oman. Der drastische Rückgang der Ölpreise 2016 bedroht eine BASF-Milliarden-Investition in den USA (Freeport, Texas). Die Verwertung von durch Fracking gewonnenes Schiefergas ist gegenüber Öl nicht mehr rentabel. Die Tankstellen in Deutschland heben ihre Preise im Schnitt viermal in 24 Stunden an. Es gibt 2018 Schwankungen von mehr als 30 Cent pro Liter am gleichen Tag in der gleichen Stadt. Nach Ende des Tankrabatts kommt ein kräftiger Anstieg der Preise an den Zapfsäulen.
OPEC: Organisation Erdöl exportierender Länder. Es handelt sich um ein Kartell von zwölf Mitgliedsländern. 10 weitere Staaten kooperieren. Die Opec wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Sitz ist seit 1965 Wien. Ziel ist es, durch staatliche Kontrolle der Ölquellen und durch Förderabsprachen Gewinne zu sichern. 2014 fördert die Opec noch ein Drittel des weltweiten Erdöls und besitzt drei Viertel der Reserven. Ende 2014 scheitert eine Reduzierung der Fördermenge an Saudi-Arabien. 2018 wird dei Fördermenge wieder erhöht, um den Ölpreis zu senken. Ab Juli 2018 soll die Fördermenge um eine Million Barrel (1% der Nachfrage) erhöht werden (Treffen in Wien). Im Juli 2019 wird das Förderlimit um 9 Monate verlängert. Die Opec wird von Saudi-Arabien und Russland dominiert. Ab 2020 dürfte die Ölnachfrage zurückgehen: 1. Maue Konjunktur durch Corona. 2. Deglobalisierung und erneuerbare Energien. 3. Ölnachfrage weniger preissensibel. Ende 2020 sollen die Fördermengen für das Jahr 2021 festgelegt werden. Die Fliehkräfte werden immer größer. Die Opec könnte auseinander brechen. die Wahl von Biden könnte auch den Iran zurückkehren lassen. Dann droht ein neuer Preiskrieg. Eine Einigung Anfang Dezember 20 lässt allerdings erst mal den Ölpreis wieder steigen. Durch den Ukraine-Krieg 2022 explodieren dei Ölpreise. Die Opec schweigt. Die Fördermenge wird kaum erhöht. Das liegt nicht nur an Russland (aber auch), sondern an maroden Anlagen, Fracking - Problemen in den USA und dem Geldhunger der Produzenten. Vgl. Losse, Bert: Das Schweigen der Opec, in: WiWo Nr. 12/ 18.3.22, S. 40f. Im September 2022 drosselt die Opec die Ölförderung. Sie reagiert auf getrübte Konjunkturaussichten. Im Oktober stellt sich Saudi-Arabien gegen die USA und nähert sich Russland an. Das hält den Ölpreis hoch. 2023 stabilisiert sich die Opec. Bleibt eine Rezession in den USA und Europa aus, könnten sie in der zweiten Jahreshälfte den Preis nach oben treiben. Die US - Fracking -Industrie schwächelt. Vgl. WiWo 23/ 2.5.23, S. 26f. Im September 2023 verringert dei OPEC die Fördermenge. sofort geht der Preis hoch. 2025 könnte die Unruhe an den Rohstoffmärkten zunehmen. Das Kartell Opec bangt um Marktanteile und will mehr Öl fördern. Vgl. WiWo 41/ 4.10.24, S. 39. Ende 2014 ist der Ölpreis im Keller (Überangebot von 30%). Eigentlich müsste die Fördermenge reduziert werden. Saudi-Arabien stößt mit deiner Preispolitik die ärmeren Mitgliedsländer vor den Kopf. Das Ölkartell steht 2015 vor der Zerreißprobe. Dies setzt sich 2016 fort. Ende 2018 verlässt Katar die Opec. Im Juli 2021 kann sich die Opec nicht auf eine neue Strategie einigen. Am 18.7.21 einigt man sich dann doch auf eine höhere Ölproduktion. Die Erholung der Weltkonjunktur macht dies möglich.
Nicht - Opec - Ölförderländer: Russland, Mexiko, Kasachstan, Oman, Aserbaidschan, Malaysia, Südsudan, Brunei, Sudan, Bahrain.
Erdölunternehmen: Die vier größten Erdölunternehmen der Welt von der Produktion her sind staatliche Unternehmen: Saudi Aramco (Saudi.Arabien), Nioc (Iran), Petroleas Mexicanos (Mexiko) und INOC (Irak). Dann folgen Exxon und BP. Dann kommen wieder staatliche Unternehmen: Petrochina (VRChina), ADNOC (Abu Dhabi), KPC (Kuwait) und PdVSA (Venezuela). 2020 gibt es eine neue Reihenfolge: Es führen jetzt die beiden chinesischen Unternehmen: Sinopec, PetroChina. Dann kommen Royal Dutch Shell/ GB und Saudi-Aramco( Saudi-Arabien. Dann folgen: BP/ GB, Exxon/ USA, Total/ Frankreich, Chevron/ USA, Gazprom/ Russland, Petrobas/ Brasilien. Im ersten Quartal 2022 explodieren die Gewinne der Öl-Konzerne wegen des Ukraine-Kriegs. Auch die Investitionen steigen sprunghaft an (Shell vor Exxon). 2022 verdienen die Unternehmen durch den hohen Ölpreis. Die gewinne sind sehr hoch.
Statoil: Auf der Suche nach Öl und Gas will der norwegische Energiekonzern ganze Förderanlagen auf dem arktischen Meeresgrund verankern. Die Fabrik aus dem Meeresgrund besteht aus Bohrlöchern, einem Separator (Trennung von Öl und Gas), einem Kompressor, einem Wartungsroboter (Crawler) und einem Versorgungskabel (Umbilical). Technisch ist die Konzeption faszinierend. Sind die ökologischen Risiken zu kontrollieren?
Havarie von Öltankern: Öltanker stellen schon seit langem eine Bedrohung dar. Sie fahren oft als Rostlaube noch. 2023 droht ein Öltanker im Roten Meer zu explodieren. Die Folgen könnten wieder eine Umweltkatastrophe auslösen. Dann wird damit begonnen die vor der Jemens Küste liegende "SFO Saver" leer zupumpen. Die Risiken sind groß.
Biodiesel: Nach Beginn des Ukrainekrieges sind die Importe an Biodiesel nach Deutschland stark angestiegen. Hauptlieferant ist China. 2023 klagen Deutsche Behörden. Die Chinesen sollen Biodiesel mit verbotenem Palmöl gepanscht haben. Das Zertifizierungssystem müsste verbessert werden.
Natürliche Gasvorkommen in der Welt (Reserven): Es führt Russland (47,8 Billionen Kubikmeter), vor iran (33,7), Katar (24,1), USA 15,5), Saudi-Arabien (9,2), Turkmenistan (7,5), VAE (6,1). Quellen: Wiwo 6/ 4.2.22, S. 50; US Energy Information Administration.
Erdgas: Die EU bezieht ihre Erdgaslieferungen aus Norwegen und vor allem aus Russland. Auch die Niederlande liefern. In Groningen ist das größte Gasfeld in Europa. Gas holt man auch aus der Nordsee. Die russische Pipeline führt durch die Ukraine, was immer wieder zu Problemen führt. Mittlerweile ist die Nord Stream über die Ostsee fertig. Mehr Unabhängigkeit für Europa soll die Nabucco-Pipeline bringen, die 520 km von Aserbaidschan über Griechenland und Albanien nach Süditalien führen soll Tanap; TAP). Eine Southstream ist durch das Schwarze Meer bis Wien geplant. Bisher wird in Deutschland Erdgas (konventionelles) vor allem in Niedersachsen gefördert. Riesige Vorkommen an unkonventionellem Erdgas ( Blasen, Kohleflözen, Schiefer) werden in NRW vermutet. Weltweit wird immer mehr unkonventionell gebohrt. Dies bringt auch große Risiken mit sich. Die weltweit höchsten Erdgasreserven liegen in Nordafrika/ Naher Osten (am größten in Iran und Katar). Die Vorräte insgesamt sollen ab 2011 nach Schätzungen noch 63 Jahre reichen. Unkonventionell (Förderung auch in Tonstein, Sandstein und Kohleflözen) sind die Vorräte 1720 Billionen (Bio.) Kubikmeter (K.); konventionell 250 Bio. K.. Die größten Vorkommen liegen in Asien/Australien. Dann folgen Nordamerika und die GUS-Staaten vor Lateinamerika. Relativ hohe Vorkommen gibt es auch im Hoheitsgebiet von Zypern im Mittelmeer. In den USA wird zunehmend Gas aus so genannten "unkonventionellen Lagerstätten" (Schiefer und Kohleflöze) gefördert (Fracking). Gegenwärtig fördern sie Erdgas im Überfluss (die Exporte steigen stark an; Russland und die arabischen Länder befürchten einen Preisverfall). Dies führt zu einem Preissturz bei Erdgas. Auch in Deutschland gibt es riesige Vorkommen in Schieferschichten. Teile werden schon mit Fracking gefördert (hauptsächlich in Niedersachsen). Die Bundesländer sind allerdings in ihrer Mehrheit gegen diese Technik. Die Bundesregierung will Fracking in Schutzgebieten verbieten (sonst Umweltverträglichkeitsprüfung, Einsatz der Chemikalien umstritten). Die EU will Fracking grundsätzlich ermöglichen (Beschluss des EU-Parlaments). In Indien wird die Guar-Bohne gezüchtet, die bei der Gasgewinnung mit dem Fracking-Verfahren hilft. Es gibt insgesamt verschiedene Quellen für Erdgas: Konventionelles Gas aus Feldern oberhalb von Ölquellen, Schiefergas (USA vor Argentinien und Mexiko), Flüssigerdgas (auf minus 161 Grad gekühlt). Im östliche Mittelmeer vermuten Experten viel mehr Erdgas als man bislang dachte. Südlich von Zypern liegen zwei große unerschlossene Gasfelder (Aphrodite, Leviathan). Vor dem Libanon liegt ein umstrittenes Gebiet. Besonders wichtig ist, dass mit Erdgas am meisten für den Klimaschutz getan werden kann. Dadurch können die CO2-Emissionen wirkungsvoller gesenkt werden als mittelfristig mit alternativen Energien (die CO2-Emissionen in den USA sind aus diesem Grunde 2012 auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gesunken). Speziell in Deutschland steigen allerdings die Gaspreise weiter (trotz der weltweiten Gasschwemme durch Fracking und schlechterer Konjunktur). Der kurzfristige Handel an Börsen scheint mittlerweile die Langfristbindung an das Öl zu überdecken. Der Europäische Gas-Mix in der EU 2012 sieht wie folgt aus: Eigenproduktion 33%, Russland 23%, Norwegen 22%, Algerien 9%, Katar 6%, Rest der Welt 7%. Gas wird im Gegensatz zu Öl nicht für Krisenfälle gebunkert. Es gibt in Deutschland relativ wenige Gasspeicher (die größten sind mit Rehden und Etzel in Niedersachsen). Nach der Krim-Krise wollen sich die 28 EU-Staaten unabhängig von Russland machen (Plan im Juni 2014). 2014 hat Gazprom Wingas zu 100% übernommen (vorher gemeinsam mit BASF). An Gazprom ist Ruhrgas beteiligt. Seit 2006 sind Eon und Wintershall an den Erdgasfeldern von Juschno Russkoje in Sibirien beteiligt. 2014 verteilt sich die Erdgasversorgung in Deutschland wie folgt: Russland 35,4%; Norwegen 26,9%; Niederlands 23,9%; Deutschland 8,5%; Sonstige 5,3%. Ende September 2014 droht Russland der EU mit Lieferunterbrechung, wenn der Westen russisches Gas an die Ukraine verkauft. Norwegen stellt höhere Gasexporte in Aussicht. Das Transitland Ukraine ist für die Versorgung Südeuropas von großer Bedeutung. Über Griechenland will Russland eine neue Pipeline bauen (Vertrag 2015). Der australische Finanzinvestor Macquarie hilft der Stadt Leipzig, den größten ostdeutschen Konzern zu kaufen (VNG). Im östlichen Mittelmeer gibt es mittlerweile große Erdgasfelder, die von Israel ausgebeutet werden. Eine geplante Pipeline soll das Gas über Zypern und Griechenland nach Europa bringen. Preisbildung beim Gas: Früher entwickelte sich der Gaspreis parallel zum Ölpreis. Heute ist die Wechselwirkung komplizierter. Die Handelsströme sind stabil. Der Transport erfolgt über Pipelines oder Flüssiggas. Leitungen sind sehr teuer. So ist Flüssiggas in Japan doppelt so teuer wie in Europa. Seit 2005 werden immer größere Anteile auf Spot-Märkten angeboten (z. B. belgische Zeebrügge). Allerdings gibt es viele alte Lieferverträge in Europa, die einen gewissen Schutz bieten. Gerade die russische Erdgasindustrie muss liefern, weil Zukunftsprojekte mit China und Japan schwer finanzierbar sind. Die Stadtwerke geben in Deutschland meist Preissenkungen nicht weiter. Die Sanktionen 2017 der USA gegen Russland betreffen auch Erdgaslieferungen. Europäische Unternehmen, die Erdgas beziehen oder fördern in Russland, werden bestraft. Das könnte zu einem Handelskrieg führen. Besonders betroffen ist die BASF. Ende 2018 steigt der Gaspreis weiter an. Grund sind höhere Beschaffungskosten. Die USA sprechen 2019 bei Flüssiggas, das durch Fracking gewonnen wird, von "Freedom Gas" (Freiheitsgas). So bemäntelt die Trump - Regierung durch Begriffsveränderungen zunehmend ihre eigentlichen Interessen. Deutschland betreibt riesige Speicher. 615 sind in Kavernenspeichern, 39% in Porenspeicher (23,8 Mrd. Kubikmeter 2021). 95% des Gases werden importiert. Der Gaspreis ist 2021 stark angestiegen. Er steigt weiter an. 50 Gasversorger erhöhen die Preise, zuletzt um 11,5%. Hauptgrund ist das durch die Pandemie niedrige Niveau von 2020. Zweiter Grund ist der neue CO2-Preis. Besonders hoch ist der Anstieg in GB. Auch der geringe Füllstand der Läger spielt eine Rolle, genauso wie die Strategie von Gazprom. Gazprom scheint die Knappheit in den Speichern der EU nutzen zu wollen. Die Staatschefs der EU wollen die steigenden Preise auf einem Gipfel beraten. Frankreich will die Preise deckeln. Putin dreht im November 2021 den Gashahn auf. Gazprom soll die Lieferungen deutlich hochfahren. Katar und die USA arbeiten an einem Notfallplan für Europa, falls das russische Gas nach einem Ukraine Krieg ausbleibt. Der größte Gaslieferant, Uniper, spricht davon, dass Russland seine Verträge erfüllt. Die Bundesregierung will mehr Kontrolle über deutsche Gasvorräte. Ende Januar 22 fallen die Gasvorräte unter die kritische Grenze (40% Grenze, Stand 37%). Die EU fürchtet Ende März ein Ende der Gaslieferungen aus Russland, weil sie nicht - wie gefordert - in Rubel zahlen will. Putin sichert Scholz zu, dass erst Experten beraten müssen. Deutschland kann über die Gazprom - Bank in Euro zahlen. Wirtschaftsminister Habeck ruft die Frühwarnstufe des Alarmsystems bei Gas aus. Damit wird ein Krisenstab eingesetzt, der den Gasmarkt beobachtet. Bei der nächsten Stufe 2 würden Versorgungseinsparungen bekannt gegeben. Gazprom reduziert im Juni 2022 die Gaslieferungen nach Deutschland um 40% 8technische Probleme, Turbine von Siemens), später um 60%. Das wird als Warnung gesehen. Frankreich erhält gar kein russisches Gas mehr, die Lieferungen nach Italien werden gedrosselt. Die Bundesregierung dürfte bald die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausrufen (evtl. ab Juli 22 keine Lieferungen aus Russland mehr). so kommt es: Der Bundeswirtschaftsminister aktiviert die zweite von drei Stufen des Notfallplans. Die Gas-Kosten könnten sich verdreifachen (Preisexplosion an den Energiemärkten). Bundesregierung und EU-Kommission halten Wirtschaft und Privathaushalte zum Energiesparen an. Sinkende Großhandelspreise bei Gas sind mit langen Abnahmeverpflichtungen verbunden. Hinzu kommen hohe Investitionskosten bei der Redgasverflüssigung. Der klare Gewinner des Gaskonflikts ist dann die USA. Ihr Export an LNG in die EU könnte auf 40% der Gasimporte der EU anwachsen. Russland wäre der klare Verlierer. Asien kann einen kompletten Ausfall der Liefermengen in die EU nicht ausgleichen. Im nächsten Winter 2023/24 könnte das Gas in der EU aber knapp werden. Es könnten 30 Mrd. Kubikmeter Gas fehlen. Quelle: IEA 2022. Die Türkei warnt Zypern Ende 2022 vor Erdgasförderung. Die Türkei spricht der EU das Recht auf Ausbeutung aus. Nach etwa 60 Jahren stoppen die Niederlande im Juni 2023 die Förderung von Gas in Groningen. Im Januar 2024 fällt der Gaspreis an der Börse in Amsterdam auf den tiefsten Stand seit August 23. Im August 2024 bekommt man vom Bergbauamt die Erlaubnis, vor Borkum nach Gas zu bohren. Die Bohrungen will eine niederländische Firma machen. Die Bundesregierung muss noch zustimmen. Die Insel Borkum will dagegen klagen. Mit den Gasreserven, die in unterirdischen Speichern lagern, käme Deutschland 75 bis 80 Tage aus. 2914 stellen mehrere Forscherteams fest (Quelle: Nature), dass Erdgas den Klimawandel nicht aufhalten kann. CO2-ärmere alternative Energiequellen werden behindert und es wird das globale Wachstum beschleunigt, was wiederum mehr Energiehunger verursacht. Außerdem verursacht Erdgas mehr Methan, das dem Klima mehr schadet als CO2. Europas größtes Gasfeld in der Umgebung von Groningen in den Niederlanden ist bedroht, weil es Erdstöße auslöst. Ende 2016 sinkt der Gaspreis auf ein Zehnjahrestief. Das Rekordhoch lag im Dezember 2008 mit 1619 Euro. 2018 blockieren Türkische Kriegsschiffe ein Gasbohrschiff vor Zypern. Die Türkei erkennt die Hoheitsgewässer nicht an. Im Streit um das Projekt North Stream 2 zeichnet sich eine Einigung ab: Der russische Präsident Putin ist damit einverstanden, dass die Ukraine auch künftig Transitland für Gas-Transporte bleibt und will diese auch weiter beliefern. Trump bekämpft das Nord Stream 2-Projekt massiv. Auch Polen ist dagegen. Polen und Dänemark wollen eine eigene Erdgas-Pipeline bauen, die 2022 fertig sein soll. Die EU gibt einen Finanzhilfe. Im gleichen Jahr läuft der Vertrag von Polen mit der Gazprom aus. Im Februar 2019 einigen sich die EU-Staaten auf eine neue Gas-Richtlinie mit strikten Kontrollen und Nord Stream 2 ist möglich. Am Schluss kommen noch mal Sanktionen der USA gegen Firmen, die am Bau beteiligt sind (Uniper, Wintershall). Europa spricht von einem "feindlichen Akt der USA". Die Schweizer Firma Allseas springt ab. Nun muss eine Firma mit ähnlichen Spezialschiffen gesucht werden. Man rechnet aber mit einer Fertigstellung bis Ende 2020. Putin nennt 2021. Eine weitere Super-Pipeline soll durch das Mittelmeer entstehen (Israel, Zypern, Griechenland). Die Türkei will die Pläne durchkreuzen. Sie fühlt sich ausgegrenzt. Sie tut sich mit Russland zusammen (Turk-Stream, Grund des Schwarzen Meeres) und macht Probebohrungen vor Zypern. Auch beim Libyen-Konflikt geht es im Kern um den Zugang zu Erdgas und Erdöl. Die Türkei macht Erdgas-Erkundungen im östlichen Mittelmeer. Es kommt dabei zu Territorialstreitigkeiten mit Griechenland und Zypern. Zahlreiche Kriegsschiffe der Türkei und Griechenlands sind unterwegs. Die EU will Sanktionen gegen die Türkei durchführen. Auf einem EU-Gipfel im Oktober 2021 wird auch über Maßnahmen gegen die hohen Gaspreise beraten (Frankreich deckelt). Das riesige Feld "Leviathan" liegt vor der Küste Israels (130 km). Die EU will die Erschließung fördern. Es soll 535 Milliarden Kubikmeter Erdgas umfassen. Es gibt Sorgen, was die Bohrungen mit der Natur anrichten. Im August 2024 gibt es Streit um Erdgasbohrungen am Ammersee. Die Regierung mit Aiwanger will, Umweltschützer und Anwohner sind dagegen. Im weiten Quartal 2024 liefert Russland erstmals mehr Erdgas an die EU als die USA. Größter Lieferant bleibt Norwegen. Deutschland bezieht kein Erdgas aus Russland. Die Zielländer des russischen Gases werden nicht veröffentlicht. Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2024.
Schiefer-Gas: Die größten Schiefer-Gas-Vorkommen hat China (31,6 Billionen Kubikmeter). Dann folgen Argentinien (22,7), USA (17,6), Russland (8), Polen (4,1), Frankreich (3,9). Deutschland hat 0,8. Die meisten Vorräte hat Niedersachsen, vor Baden - Württemberg und NRW. Fracking ist heute wesentlich sicherer als vor 10 Jahren. Beim Schieferfracking bohrt man durch mehrere Schichten (Grundwasser, Barriereschicht, Sandstein bis ins schieferhaltige Schiefergestein. Die Frackingflüssigkeit wird unter Hochdruck ins Bohrloch gepumpt und erzeugt Risse im Gestein. Sand und Keramikkörner halten die Risse offen. Die Flüssigkeit wird abgepumpt, das Gas strömt zum Bohrloch. Vgl. Melcher, A./ Stölzel, T.: Hebt den Schatz, in: WiWo 5/ 27.1.23, S. 14ff.
Fracking: Fördertechnik für Erdgas. Zuerst erfolgt eine horizontale Bohrung. Dann wird ein Steigrohr perforiert. Unter hohem Druck wird ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand und Chemikalien in das umliegende Gestein gepresst. Durch den hydraulischen Druck entstehen Risse im Gestein. Das eingepresste Gemisch wird zurückgesaugt, bis auf Quarzsand und Chemikalien. Der Quarzsand hält die Risse offen, durch die gefördert werden kann. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) sieht im Mai 2013 noch zu viele offene Fragen. Energiepolitisch sei Fracking in Deutschland nicht notwendig. Der Fracking-Boom in den USA kann negative Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben. Die Energiepreise sinken weltweit, wodurch die Emissionsrechte in der EU teurer werden. So entsteht eine Schere zwischen den Energiepreisen in der EU und denen im Ausland. Die Gaspreise in den USA betragen im August 2013 nur ein Viertel der deutschen Preise. Auf das ganze Jahr 2013 gerechnet war das Erdgas in den USA 2013 um zwei Drittel günstiger (deshalb will die BASF eine Großanlage zur Herstellung von Propylen an der Golfküste der USA bauen). So besteht bei energieintensiver Produktion die Gefahr der Verlagerung. Durch Fracking haben die USA 2013 Saudi-Arabien und Russland als die größten Erdöl- und Erdgasproduzenten überholt. Experten der OPEC erwarten ein Ende des Booms ab 2018. Aber erstmal werden viele Länder dem Fracking-Boom folgen. Mitte 2014 legt das Umweltbundesamt ein Gutachten über Fracking vor: Wegen der hohen Risiken für Wasser und Boden (Risikotechnologie) könne Fracking nicht als Brückentechnologie während der Energiewende dienen. Die Schutzstandards sollten so hoch angesetzt werden, dass sich der Einsatz der Technologie nicht mehr lohnt. Offen ist, wie sich die Risse in der Tiefe verhalten und welche Reaktionen im Bohrloch ablaufen. In den USA tritt Ozonsmog im Winter bei bestimmten Wettbedingungen auf, der zum Gesundheitsproblem wird. Der Fracking-Boom in den USA lässt aber den Ölpreis purzeln und begünstigt die Reindustrialisierung der USA (auch steigende Direktinvestitionen in den USA). Die Strategie der Bundesregierung, abzuwarten, erweist sich immer mehr als richtig. Beim jetzigen niedrigen Weltmarktpreis ist es besser, die Vorräte zu erhalten. Es ist auch besser, die Technik erst zu nutzen, wenn die Folgen für Mensch und Umwelt besser bekannt sind (jetzt noch zu teuer und aufwendig). Im Juni 2016 beschließt der Bundestag ein Fracking - Gesetz: Die Bundesländer können bei Probebohrungen zu wissenschaftlichen Zwecken entscheiden. Die kommerzielle Förderung von Schiefergas soll aber verboten werden. Später erarbeitet eine Expertenkommission einen Erfahrungsbericht über die Probebohrungen. Der Bundestag entscheidet dann nochmals, ob es beim generellen Verbot bleibt. Midland in den USA gilt 2018 als inoffizielle Fracking - Hauptstadt. Es liegt im Südosten der USA. Weitere wichtige Städte dort sind Austin und Corpus Christi. Die Opec hat auf den Schiefergaspreis keinen Einfluss. Ende 2019 setzt Großbritannien das Fracking aus ökologischen Gründen aus. Biden verbietet nach seinem Amtsantritt den Bau der Pipeline Keystone XL von Alberto in Kanada nach Texis. Das ist eine Entscheidung für die indigenen Völker. Öl aus den Teersänden gilt als besonders schmutzig. Alberta will Sanktionen gegen die USA (Biden und Trudeau sind befreundet). Kalifornien verbietet 2021 Fracking ab 2024. In Deutschland entsteht 2022 eine Diskussion, ob Fracking in Deutschland erlaubt werden soll (wegen der Reduzierung der russischen Gaslieferungen). Es gibt 4 Potentialgebiete für Schiefergas: Im Norden von Meck.-Pom. auf Usedom, Region um Hannover, Region unterhalb von Essen/ Dortmund, Region westlich von Stuttgart. GB hebt das Fracking -Verbot wegen der Energiekrise auf. Fracking belastet in jedem Falle das Trinkwasser. Das belegen Untersuchungen aus den USA, wo Fracking seit Jahren boomt. Die Belastungen entstehen durch Methan, Ethan und Propan. Entweder sind die Bohrlöcher undicht (Texas) oder es sind Risse in Gesteinsschichten (Schiefer). 700 Unternehmen aus Wasserwirtschaft und Getränkeindustrie haben sich im November 2013 deshalb gegen Fracking zusammengeschlossen. Die Umweltminister aus Bund und Ländern sprechen sich 2014 einstimmig gegen Fracking aus. Nur Bohrungen in sehr tiefen Schichten bleiben erlaubt. Amtlichen Berechnungen zufolge schlummern im deutschen Untergrund 13 Billionen Kubikmeter Schiefergas - vor allem im Norddeutschen Becken und im Oberrheingraben. Seit den 1950er Jahren wurde in Deutschland 300-mal gefrackt. Bislang zeigen sich davon keine Probleme. Ende 2014 räumt die Regierungskoalition das Verbot von Fracking ab. Eine Wissenschaftlerkommission soll die Gasfördermethode erlauben dürfen. Dies gilt für Ausnahmefälle (Genehmigung durch Bergbehörden und zuständige Wasserbehörde). Ein Erdbeben in Ohio zu Beginn 2015 wurde eindeutig durch Fracking ausgelöst. Der stark sinkende Öl- und Gaspreis 2014/ 2015 treibt die Branche in die Pleite (z. B. ist Continental Resources in den USA sehr stark betroffen; 1967 gegründet). In den USA und Kanada wird die umstrittene Keystone-Ölpipeline XL gebaut (zwischen Alberta und Texas; Teersandvorkommen; Präsident Obama legt Veto ein). Das Land RLP schafft mit einem neuen Landeswassergesetz hohe Hürden für Fracking. Im Jahre 2016 legt die BASF ihre Milliarden-Investition in Freeport in Texas zur Herstellung von Propylen auf Eis, weil das Schiefergas im Preis gestiegen ist (Rohstoffschwankungen). Die Schieferölproduktion in den USA erreicht 2019 8,4 Millionen Barrel pro Tag, ein neuer Rekord (70% der Rohölproduktion der USA). Der sinkende Ölpreis bedroht 2020 die Fracking - Industrie in den USA. Das trifft ganz hart Carlsbad in New Mexico in den USA. Zigtausende Jobs werden abgebaut. Die Umwelt ist zerstört. Die Wut der Bürger wächst. Die Bundesregierung will ab 2020 viel Geld investieren, um US-Gas zu importieren. Sie macht dies trotz Kritik von Umweltschützern. Sie fährt eine Doppelstrategie: Russisches Gas und US-Gas. Dei beiden Länder sind auch weltweit die größten Anbieter 2020 (USA Förderung von 951 Milliarden Kubikmeter 2019; Russland 740; Iran 240; Kanada 183; China 175). Das Gas muss mit Schiffen antransportiert werden. 1043 LNG-Tanker haben 2021 die USA verlassen - ein Drittel davon Richtung Europa (sie brauchen zwei Wochen).
Fracking in Deutschland: In Deutschland ist Fracking nicht erlaubt (wegen Trinkwasser und Naturschonung). Es gibt allerdings hohe Vorkommen, vor allem in Niedersachsen (99%). Es sind 22,5 Mrd. Kubikmeter (Deutsche Rohstoffagentur). Das drohende Gas-Embargo Russlands im Ukraine-Krieg führt zu einer Diskussion über die Förderung. Wintershall Dea und Exxon mobil könnten innerhalb weniger Wochen alte Bohrlöcher reaktivieren. Wirtschaftsminister Habeck ist dagegen: Wasserrecht, negative Umweltauswirkungen, lange Genehmigungsverfahren. Für den Winter 22/23 wäre die Sache auch zu kurzfristig.
Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG): Deutschland will zukünftig sehr viel mehr Flüssiggas importieren. Das soll vor allem aus den USA kommen mit Tankschiffen. Es soll die USA im Handelsstreit besänftigen. Die Maßnahme ist umstritten, weil LNG überwiegend mit Fracking gewonnen wird. Es sollen LNG-Terminals und Tankstellen mit staatlichen Mitteln gefördert werden. Mit 167 Mio. € Fördergeldern stecken Griechenland und die EU in ein zweites LNG-Terminal in Alexandroupolis. Katar soll als zweiter Lieferant dazukommen. Auch in Deutschland sollen LNG-Terminals gebaut werden. 2022 wird LNG knapp. 2021 legt der Handel um 6% zu. Bis 2025 wird eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bestehen. Russische Gaslieferungen müssen ersetzt werden. Nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine muss LNG dringend gekauft werden. Es sollen zwei Terminals in Norddeutschland entstehen (Wilhelmshaven, Fulsbüttel). Auch Spanien will Terminals bauen, die EU soll zahlen. Nach Spanien laufen auch Erdgas-Pipelines von Algerien und Marokko. Sie sollen auch Nordeuropa helfen. Bundeswirtschaftsminister Habeck kann am 20.3.22 eine langfristigen Liefervertrag mit Katar abschließen (Energiepartnerschaft). Es wird auch ein Abkommen mit den VAE über Wasserstoff geschlossen. Es soll ab 2022 einen gemeinsamen Einkauf der EU geben, um die Gasspeicher zu füllen. Man will sich von Gasimporten aus Russland unabhängiger machen (auch Australien soll liefern). Das Terminal in Wilhelmshaven könnte schon Ende 2022 fertig werden. Auch in Stade und Brunsbüttel gehen die Dinge voran. Dow Chemical steigt in Stade mit ein. Das ist ein wichtiger Schritt. Zusätzlich sollen schwimmende Flüssiggasterminals eingerichtet werden. Das Finanzministerium hatte die Mittel bereits freigegeben (3 Mrd. € in 10 Jahren), ohne den Haushaltsausschuss hinzuzuziehen. Teilweise sollen die Schiffe bereits im Winter 2022/23 einsatzbereit sein. Einige Pachtverträge für schwimmende Terminals werden im Mai 2022 unterzeichnet. Bei Umweltschutzverbänden stoßen die Terminals auf erhebliche Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe will eventuell klagen. Europa rüstet sich aber massiv für LNG-Importe: Schwimmendes Terminal Wilhelmshaven 2022, drei schwimmende Terminals 2023, Stade 2026, Giola Tauro/ Italien 2026, Constanta/ Rumänien 2027, Zeebrügge/ Belgien 2024, Skulte/ Lettland 2024, Polish Baltic/ Polen 2025. Wegen eines schweren Unfalls in den USA/ Texas können 2022 die zugesicherten LNG-Mengen nicht geliefert werden. Auch der Deal mit Katar ist ins Stocken geraten. Bei einer Reise von Scholz und Habeck im August 2022 nach Kanada, schließt man eine Kopperation bei LNG und grünem Wasserstoff. Im September 2022 besucht Bundeskanzler Scholz die arabischen Länder. RWE kann mit Abu Dhabi die Lieferung von LPG vereinbaren. Auch Diesel soll es geben. Im Oktober 2022 schließt die Bundesregierung einen Vertrag für ein fünftes LNG - Terminal in Wilhelmshaven. ende Oktober 2022 schließen Israel und der Libanon in Abkommen über die Seegrenze im Mittelmeer. In beiden Teilen ruhen riesige Gasfelder, die in Zukunft die Situation in Europa entspannen helfen. Am 15.11.22 wird der erste deutsche Anleger für Flüssiggas in Wilhemshaven eröffnet. Ende November kommt ein Liefervertrag mit Katar (Qatar Energy, staatlich) zustande. Er beginnt 2026 und läuft 15 Jahre (3% des deutschen Bedarfs). 2022 sind die Terminals Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Lubmin fertig. 2023 folgen Stade, Hamburg. 2025 Wilhelmshaven größer. 2026 Vergrößerung von Brunsbüttel, Stade. Auch die anderen europäischen Staaten investieren massiv in die LNG - Infrastruktur. Marktbeobachter sprechen schon von Überkapazitäten. Vor Rügen gehen die LNG-Terminals in Mukran ans Netz. Der Standort Sellin entfällt. 2021 importiert Deutschland Flüssiggas aus folgenden Ländern: Katar 27,4%; USA 22,7%; Russland 17,3%; Nigeria 12,5; Sonstige 19,8%. Die Bundesregierung chartert 2022 vier schwimmende Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas. Sie kommen vom griechischen Reeder Prokopiou. Er gilt als einer der innovativsten griechischen Reeder. Weltweit gibt es nur 48 Schiffe dafür. Sie kosten pro Stück rund 300 Mio. Dollar. Der Reeder hat vier Töchter, die seine Nachfolge übernehmen sollen. Griechische Reeder transportieren mit ihren Tankern 2022 massenhaft russisches Gas und Erdöl auf verschlungenen Wegen. Die Anti-Putin-Regeln der EU sind sehr lückenhaft. 2022 sind die USA der wichtigste Lieferant für Flüssiggas. Erstmals trifft ein LNG-Tanker aus den USA in Wilhelmshaven am 02.01.23 ein (Gas aus Louisiana). Wichtigster Gaslieferant 2023 ist Norwegen. Vor der Insel Rügen ist ein weiteres Terminal in Planung. Lange wusste das kaum jemand. Die Empörung ist groß. Das Gas soll von Mukran nach Lubmin geleitet werden. Nach dem Boykott russischen Gases wird Katar zum größten LNG - Anbieter zusammen mit den USA.
Funktionsweise eines LNG-Terminal: 1. Tanker liefert flüssiges, auf minus 162 Grad Celsius gekühltes Gas (LNG). 2. LNG wird auf FSRU gepumpt. 3. Auf dem FSRU wird das Flüssiggas in einem Verdampfer wieder gasförmig. 4. Über Gasladearme strömt das Gas ins Land. 5. Gasmessanlage. 6. Einspeisung ins Gasnetz. Vgl. HB Nr. 94, 16.5.22, S. 22f
Biogas: Energiegewinnung aus landwirtschaftlichen Abfällen. Am erfolgreichsten ist hierbei Brasilien. 40% des gesamten brasilianischen Strombedarfs sollen eines Tages durch Biogas abgedeckt werden. Es gibt keine Staatshilfen. Als Vorbild gilt auch Dänemark. 25% beträgt der Biogasanteil im Erdgasnetz 2021. In Deutschland macht die Politik Fehler und setzte zu stark auf Erdgas aus Russland. Das soll sich nach dem Ukraine-Krieg ändern. Biogas in Deutschland wird aus einer Mischung hergestellt: Biomüll von Haushalten, Gülle und Mist aus landwirtschaftlichen Betrieben, Energiepflanzen, hauptsächlich Mais. Man kann Biogas zum Heizen, aber auch in Fahrzeugen nutzen. Die großen Vorteile dieser Energiequelle sind die dezentrale Verfügung und das Vorhandensein der Quellen im eigenen Land (Müll, Stroh). Der Nachteil ist, dass auf den flächen Nahrungsmittel angebaut werden könnten. In Pirmasens startet eine Bioraffinerie. In einer Agri-Fotovoltaik-Anlage soll im großen Stil Wasserstoff (Biomethan) produziert werden.
Biomasse: Zur Gärung neigende Grundstoff, der aus organischen Abfällen gewonnen wird. Diese entstehen auf Bauernhöfen, Sägewerken oder bei der Müllverwertung. 46% der von der EU importierten Biomasse stammte vor Beginn des Ukraine-Krieges aus Russland und Belarus. Heute werden Pellets aus den USA oder Kanada importiert.
Gas-Pipelines, die die EU beliefern bzw. beliefern sollen: Nord Stream 2 (aus Russland über die Ostsee, fertig 2021). Turkstream aus Russland (über das Schwarze Meer in die Türkei und von dort nach Südeuropa). Trans Adriatic vom Kaspischen Meer (aus Aserbaidschan über Griechenland, Albanien und die Adria nach Süditalien). Baltic aus Norwegen (für Dänemark, Polen). Poseidon aus Russland (Planung, fertig 2022/2023). Eastmed aus Israel (Planung, fertig 2024/2025; Gas von Feldern vor Zypern und Israel, über griechische Inseln nach Griechenland und Italien). Die USA sind der größte Erdgasproduzent vor Russland. Die USA fürchten die Pipelines und wollen sie verhindern. Die USA verhängen 2020 Sanktionen gegen die Firmen, die am Bau von Nordstream 2 beteiligt sind. Einzelne Senatoren aus den USA bedrohen zusätzlich den Ostseehafen Sassnitz auf Rügen. Das Auswärtige Amt weist die Drohungen und Sanktionen zurück. Ab 5. Dezember 2020 wird an Nord Stream 2 weitergebaut. Die Arbeiten beginnen im deutschen Teil der Ostssee. Weitere Abschnitte, die noch fehlen, befinden sich in dänischen Gewässern. Die russischen Spezialschaffe bekommen aber wegen der US-Sanktionen keine Zertifizierung. Die norwegische Firma DNV-GL muss abspringen. Die beiden Schweizer Verlegeschiffe sind abgezogen worden. "Akademik Tscherski" aus Russland muss retten. Die USA verschärfen im Dezember 2020 wieder den Streit mit Russland. Deutschland unterstützt weiter den Bau und will ihn ab Dezember 2020 zu Ende bringen. Kurz vor Ende droht die Fertigstellung noch zu scheitern. Mecklenburg-Vorpommern gründet eine landeseigene Stiftung, um die Sanktionen zu umgehen. Die Proteste in Russland un dihre Niederschlagung führt zur Forderung nach dem Ende der Pipeline (USA, Frankreich). Die Bundesregierung hält an dem Projekt fest. Die USA suchen dann einen Deal (Gesprächsbereitschaft, die Bundesregierung hatte aber schon Zugeständnisse gemacht: Ukraine, LNG-Terminals). Wahrscheinlich kommt eine Abschalteinrichtung am Ende, für den Fall, dass Russland die Ukraine sanktioniert (die Kontrahenten gehen immer weiter aufeinander zu) . Im Februar 2021 wird bekannt, dass Finanzminister Scholz schon 2020 einen Deal angeboten hatte, auf den die USA nicht eingingen. 2021 ist der Stopp der Pipeline weder politisch noch ökonomisch sinnvoll. Russland ist zu mächtig für Sanktionen (einen Politikwechsel bringt das auch nicht). Die Klagen der Umwelthilfe und des Naturschutzbundes werden im Mai 21 abgewiesen. Die Pipeline darf weitergebaut werden (derzeit in dänischen Gewässern). 2021 wollen die USA ihre Sanktionen gegen die Betreiber aussetzen. Bis Ende 2021 soll die Pipeline jetzt fertig werden (russische Regierung). Merkel will im Juli oder August nach Washington reisen, um sich mit den USA zu einigen (Hilfen für die Ukraine?). Wahrscheinlich wird die Pipeline schon im August 21 fertig. Den Gegnern läuft die Zeit davon. Die Pipeline soll auch für Wasserstoff genutzt werden. Am 21.7.21 verkünden die USA und Deutschland eine Einigung im Pipeline-Streit. Nord-Stream 2 wird zu Ende gebaut. Die Ukraine erhält Garantien (Gas-Transit). Anfang September 21 wird das letzte Rohr verlegt. Die Betreiber wollen non in diesem Jahr Gas durch die Pipeline leiten. Anfang Oktober 2021 schleißt Gazprom den Gastransit durch Ungarn, wie geplant. Ungarn wird durch eine neue Gaspipeline durch das Schwarze Meer beliefert. Die Transitgelder für die Ukraine fallen weg. Die Gaspipeline Nordstream 2 gerät Ende 2021 unter Zeitdruck. Die Bundesnetzagentur (verantwortlich Barbie Haller) setzt das Verfahren für Zertifizierung aus. Durch den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine wächst der Druck aus den USA und aus der EU, die Pipeline zu stoppen. Die Alternative wäre teures Fracking - Gas aus den USA. Die Pipeline endet in Lubmin/ Greiswald. Im Januar 2022 wird schon mal ein notwendiges Tochterunternehmen in Schwerin gegründet. Gleichzeitig sucht man nach alternativen Gasquellen in Europa bei einem Einmarsch Russlands in der Ukraine. Der US-Kongress einigt sich auf ein überparteiliches Gesetzesvorhaben gegen Russland. Bei Angriff Russlands auf die Ukraine, Schließung der Pipeline durch die Ostsee. Nord Stream 2 ist sicher eine strategische Leitung. Sie soll den Zusatzbedarf Deutschlands und Europas abdecken (Gas aus Europa wird weniger: Niederlande, Dänemark, GB). Die Leitungen durch die Ukraine sind marode und sanierungsbedürftig. Russland und China bauen eine neue Leitung von Russland nach China. die Bauphase wird lange dauern. Der Vorstand der umstrittenen Stiftung Klima- und Umweltschutz in Meck-Pom tritt im Mai 22 zurück. Die afrikanischen Staaten Algerien, Niger und Nigeria wollen eine Pipeline bauen, an die auch Europa angebunden werden soll. Italien und Frankreich setzen große Hoffnungen darauf. Algerien ist von den Vorräten her an 15. Stelle in der Welt. Am 30.8.22 muss die Pipeline Nord Stream 1 wieder gewartet werden und wird abgestellt. Danach fließt vorerst kein Gas mehr. Am 27.9.22 werden drei Lecks in Nord Stream 1 und 2 vor der dänischen Insel Bornholm entdeckt (teils auch in schwedischen Gewässer, späte rnoch ein viertes loch). Wahrscheinlich handelt es sich um Sabotage eines Staates (Russland, USA oder die Ukraine?). Für die USA ist der Nutzen am größten. Die EU droht den Urhebern mit Folgen. Im September 2022 wird die Großleitung Baltic Pipe eröffnet. Sie liefert Gas von Norwegen an Polen. Deutschland hat bei den Pipelines in Nord- und Ostsee eine Quai-Wehrlosigkeit. Die Nato soll den Schutz sicherstellen (Plan von Deutschland und Norwegen). Russland will mit der Power of Siniria 2 eine neue Gaspipeline nach China bauen (von Sibirien über Irkutsk). Doch Peking zögert noch, obwohl die Konditionen sehr günstig sind. Im Oktober 2023 wird die Finnland-Pipeline (Balticonnector) beschädigt. Man ermittelt. Deutschland bietet Finnland und Estland Hilfe an. Österreich bezieht 2023 noch 60% seiner Importe mit Russland-Gas. Dei Pipeline führt durch ukrainisches Kriegsgebiet. 50,7 % von Deutschlands importiertem Erdgas kamen 2019 aus Russland. Nord Stream 1 (seit 2011) und 2 haben zusammen eine Kapazität von 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Es ist noch 2022 offen, was mit Nord Stream 2 passiert. Bisher ist es eine der teuersten Industrieruinen der Wirtschaftsgeschichte.
Klimastiftung Mecklenburg-Vorpommern: Gegründet mit einer Gazprom - Tochter. 20 Mio. aus Russland. Stiftungschef ist der ehemalige Ministerpräsident Sellering. Ursprünglich sollten Pipeline und Infrastruktur unterstützt werden. Der Ukraine-Krieg führt zu einem Umdenken: jetzt humanitäre Ziele. Sellering widersetzt sich der Auflösung. Seine Amtszeit geht bis 2025.
Deutschlands (und Europas) Gaskrise 2021 und 2022: In Deutschland hat Erdgas 2020 einen Anteil am Primärenergieverbrauch von 26,6% (Mineralöl 33,7%). Wichtigste Erdgaslieferanten sind Russland, Norwegen, Niederlande. Von 2019 bis Herbst 2021 hat sich der Gaspreis verzehnfacht. Die Speicher in Deutschland sind nicht voll. Russland spricht von einer Schuld der Europäer. Erdgas sollte die Energiewende in Deutschland absichern. Der Gaspreis wird massiv weiter steigen. Man kann von einer Gaskrise sprechen. Vgl. Buchter, H. u. a.: Väterchen Frost, in: Die Zeit Nr. 40, 30.9.2021, S. 28f. Der größte deutsche Gasspeicher ist in Rehden. Er ist Anfang 2022 nur zu 7% gefüllt. Der Gaspreis ist extrem hoch (87,2 Euro je Megawattstunde am 10.1.22). Aluminiumhütten müssen schon die Produktion drosseln. Dei Niederlande wollen kein zusätzliches Gas liefern. Vgl. Stratmann, Klaus: Gaskrise spitzt sich zu, in: HB Nr. 7/ 11.1.22, S. 1 und 4f. Die Gaskrise verschärft sich erheblich durch den Ukraine-Krieg. Sie spitzt sich zu, als Putin die Bezahlung in Rubel fordert. Andere sprechen sich für ein Gas-Embargo als Druckmittel aus. Die Ukraine reduziert im Mai 2022 kriegsbedingt die Gasdurchfuhr im Gebiet von Luhansk. Polen und Litauen verzichten ab Mai 2022 auf russisches Gas. Die Industrie braucht Gas als Produktionsmittel und Wärmelieferant (Prozesswärme). Bundeswirtschaftsminister Habeck aktiviert ab Juli 22 die zweite von drei Stufen des Notfallplans. Deutschland versucht, einen Schutzschirm für Gas aufzubauen. Wenn Nord Stream 1 ganzjährig bei 40% bleibt, könnten 20% durch weniger Verbrauch und 20% durch LNG geliefert werden. Wenn Ende Juli 2022 nach der Wartung kein Gas mehr kommt, könnte Deutschland einen großen Teil ausgleichen , indem deutlich weniger Gas an die Nachbarländer geliefert wird. Vgl. Olk/ Stratmann: Schutzschirm Energie, in: HB Nr. 127/ 5.7.22, S. 4f. Kanada gibt am 10.7.22 die russische Gasturbine frei. sie wird für Nordstream 1 benötigt. Am 11.7.22 beginnen dort zehntätige Wartungsarbeiten. Die Frage ist, ob der Gashahn ganz zubleibt oder dann wieder frei geschaltet wird. Es sind 4 Szenarien denkbar: 1. Es kommt kein Gas mehr über Nord Stream 1. Szenario 2.: Stopp führt zu regionalen Notlagen. Szenario 3: Es kommen erneut nur 40% Gas. Szenario 4: Es kommen wieder 100 Prozent Gas. Vgl. Olk, Julian: Was kommt nach der Wartung? in: HB Nr. 137/ 19. Juli 2022, S. 6f. Im Iran kündigt Putin eine Wieder-Öffnung der Gasleitung Nord Stream 1 an, eventuell mit reduzierter Menge. so kommt es auch. Es wird wieder Gas durchgeleitet, wahrscheinlich um die 30% (mit westlichen Sanktionen und technischen Problemen begründet, später 40%). Brüssel will Gas-Einsparungen notfalls erzwingen. Die Mitgliedsländer der EU sollen ihren Gasverbrauch bis März 23 um 15% senken. Im Falle eines Gasnotstands sollen die EU-Staaten zum Gassparen gezwungen werden können. Das sieht ein Notfallplan der EU-Kommission vor. Habeck legt auch einen Gas-Sparplan vor (Verpflichtende Checks von Heizung und Wasserversorgung, Heizverbot für Pools, Gasspeicher-Füllstände). Man will sich nicht in Sicherheit wiegen. Die EU beschließt am 26.7.22 auch einen Gassparplan (Notfallplan): Ab August 2022 bis März 2023 15% Einsparungen in jedem Land (erst freiwillig, kann auch verpflichtend sein). Beschluss mit qualifizierter Mehrheit (einige Länder dagegen: z. B. Polen). Man reagiert auf die Reduktion der Gaslieferungen von Putin auf 20%. Man will die Folgen eines möglichen Lieferstopps von russischem Gas abfedern. Es gibt zahlreiche Ausnahmen (etwa für die Inseln Zypern, Malta, Irland). In Deutschland rückt die Gasumlage näher. Gaskunden sollen bis zu 5 Cent mehr je Kilowattsunde zahlen. Grundlage ist das Energiesicherungsgesetz (Paragraph 26). Die Gasimporteure melden die Differenz zwischen den mit Russland vereinbarten Preisen und ihren ab Anfang Oktober. Das wird an die Plattform Trading Hub Europe gemeldet, die den Gasmarkt in Deutschland organisiert. Kein deutscher Gasversorger soll wegen der extrem gestiegenen Einkaufspreise in die Knie gehen. Die deutschen Speicher füllen sich langsam im Sommer 2022. Am 1. September sollen sie zu 75% gefüllt sein. Sorgenkinder sind die Handvoll Speicher, die sich in russischer Hand befinden. Russland gibt als Grund für die Reduzierung der Gasmenge eine Turbine von Siemens Energy an. Sie lagert in Mülheim an der Ruhr und wartet auf eine Importgenehmigung. Scholz und Habeck sprechen von einem Vorwand. Bundeskanzler Scholz ist in Mülheim, um zu zeigen, dass alles von Russland abhängt. Anfang September stoppt Russland die Gaslieferung nach Deutschland. Es kommt zu einem weiteren Preissprung. Gashändler und Stadtwerke geraten in Not. Sie brauchen staatliche Hilfe. Die Gasumlage wird fallengelassen. Dafür kommt eine Gaspreisobergrenze. Am 15.11.22 sind Deutschlands Gasspeicher zu mehr als 100% gefüllt. Das gab die Bundesnetzagentur bekannt.
Gaspreis: Der europäische Erdgaspreis (niederländische Börse TTF) kennt seit dem Ukraine-Krieg nur eine Richtung: 23. Februar 2022 +280%; 26. August 2022 +280%. Ab 20. September 2022 kommt die Wende -51%. In der EU sind die Füllstände bei 86.0%. Die Industrie konnte den Gasverbrauch stark zurückfahren. Vgl. WiWo 39/ 23.9.22, S. 10. Die Gasumlage, die den Preis wieder erhöht hätte, kommt nicht. Der Gaspreis soll gedeckelt werden. Doch über die Finanzierung entbrennt ein Streit. Der Bundesfinanzminister will die Schuldenbremse einhalten (bei Haushaltsfinanzierung). Seit Juni 2022 gibt es eine Preisobergrenze bei Gas in Spanien. In Spanien ist dadurch der Gasverbrauch gestiegen. 2023 soll der Gaspreis noch hoch bleiben (Wirtschaftsminister). Vgl. Ockenfels, Axel/ Wambach, Achim: Was tun, wenn der (Gas-) Markt kollabiert? in: Wirtschaftsdienst 1/ 2023. Im Mai 2023 fällt der Gaspreis auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Im Dezember 2023 steigt er wieder, weil die Huthis aus dem Jemen Attacken gegen die Schifffahrt im Roten Meer machen. Im Februar 2024 fällt der Gaspreis an der Börse in Amsterdam auf den tiefsten Stand seit Juli 23. Vorerst ist keine Verteuerung in Sicht.
Gas-Embargo von Deutschland bzw. Russland für russisches Gas und die Folgen: Eine Projektgruppe in den USA geht davon aus, dass ein solches Embargo einen Verlust von Wirtschaftswachstum von 3 - 5% (je nach Szenario) in Deutschland mit sich brächte und mit einer gegen wirkenden Wirtschaftspolitik über Schulden zu schultern wäre. Vgl. Rüdiger Bachmann u. a.: "What if" (auch Bachmann-Paper genannt, Uni Notre Dame Indiana; auch Pittel vom Ifo Institut München dabei). Gearbeitet wird mit einem makroökonomischen Modell. Meiner Ansicht nach hat dieses Modell mit der Prognose gravierende mikroökonomische Fehler, weil es physikalische und verkehrstechnische Aspekte nicht berücksichtigt (LPG ohne Leitungen, keine LKW und Schiffe). Es schätzt auch Gas als Grundstoff nicht richtig ein. Vom Gas und Öl zum Endprodukt gibt es einen langen Weg: Die chemische Industrie arbeitet mit Wertschöpfungsketten, die später zu Endprodukten führen. 1. Methanol: Düngemittel, Harze, Leime, Polymere, Sprengstoffe. Baustoffe, Kunststoffe, Landwirtschaft. 2. Ethylen: Polymere, Polyole, Copolymere. Baustoffe, Beschichtungen, Kunststoffe, Textilien, Verpackungen. 3. Propylen/ Propan: Fasern, Polymere, Schäume, Superabsorber. Automobilindustrie, Baustoffe, Beschichtungen, Kunststoffe, Textilien. 4. Butan: BDO, NMP, Gummi. Dichtungen, Hochleistungskunststoffe, Reifen, Textilien. 5. Benzol: Fasern, Garne, Harze, Polymere. Baustoffe, Kunststoffe, Teppiche, Textilien. 6. p-Xylol: PET, PBT. Kunststoffe (z. B. Mineralwasserflaschen und Zahnbürsten). Quelle: VCI; Freytag, Bernd: Ohne Gas nichts los, in: FAZ Nr. 75, 30.3.22, S. 21. Allein die BASF verbraucht ca. 4% des Gases aus Russland. Auf die Industrie insgesamt fallen ca. 15% (Heizung und Rohstoff). Habeck hat schon in einem Monat die Gaslieferungen aus Russland von 55 auf 40% heruntergefahren. Bis 2025 will man ganz ohne auskommen. Bei Gasmangel drohte eine Rezession mit noch höherer Inflation (Stagflation). Das sieht auch der SRW so. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen wären dramatisch. Die Währung der Zahlung spielt eine Randbedeutung. Mit Rubel würden die Zahlungen direkt an die Notenbank und damit den Staat gehen. Bei Devisen (Euro) zweigen die Oligarchen einen großen Teil ab. Das Problem ist also komplexer als oft dargelegt und kann technisch relativ leicht gelöst werden (spezielle Konten der Gazprom-Bank in Luxemburg, die nicht von den Sanktionen belegt ist, und Dollar sowie Euro in Rubel tauschen kann). Der BASF-Chef Brudermüller warnt vor schwerer Krise und einem möglichen "Dominoeffekt". Unter deutschen Ökonomen tobt ein Streit über die Folgen eines Energieembargos. Es gibt wohl zwei Fronten: einmal Hüther und Grimm ("Wir müssen sagen, was wir alles nicht wissen"). Zum anderen die Bachmann-Gruppe (siehe oben). Vgl. Böcking, David: "Ich bin erschüttert", in: Der Spiegel Nr. 14/ 2.4.22, S. 68f. Im Juli 2022 könnte Russland den Gashahn komplett zudrehen (nach einer einwöchigen Wartung, die turnusgemäß stattfindet). Die EU bereitet sich auf einen vollständigen Stopp der Gaslieferungen vor. Im April 2022 betrug der Anteil von russischem Gas an allen Gaslieferungen noch 35%. Bis zum Jahresende soll er auf 30% sinken. Im Juni 2022 sind die Gasspeicher in Deutschland zu 58,4% gefüllt. Sie sind in Uelsen, Rehden, Bad Lauchstädt, Bierwang und Breitbrunn. Am meisten Erdgas braucht die Industrie vor den Haushalten. eine Drosselung von Gas, würde zu Produktionsausfällen führen, was eine Rezession hervorrufen könnte. Vgl. Focus 26/ 2022, S. 18f. Gazprom liefert nach einer Wartung am 3. September 2022 noch kein Gas. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressionsstation Portowaja. Die EU spricht von Vorwänden.
Gasbedarf und Angebot: Deutschland hat 40 Gasspeicher. Der größte ist in Reden. Gas liefert Prozessenergie für die Industrie, Stromerzeugung und Heizungsenergie bzw. Wärme. Es ist nicht zu 100% durch andere Energie zu ersetzen. Der Gasbedarf kann bei einem Engpass durch Sparen und vorheriges Speichern beeinflusst werden. Die europäische Solidarität ist gefordert (Niederlande, Norwegen). Das Europaparlament stuft die Energie als "grün" ein im Juli 2022. Italien verschenkt Gas. Im Süden des Landes erhalten es Haushalte zum Nulltarif. Es gibt einen einzigen Untertagespeicher für Rheinland-Pfalz und das Saarland in Frankenthal. Er ist im September 2022 gut gefüllt. Der Betreiber ist Enovos Storage GmbH. Am 15.11.22 sind Deutschlands Gasspeicher zu mehr als 100% gefüllt. Das gab die Bundesnetzagentur bekannt.
Notfallplan Gas: Er besteht aus drei Stufen: 1. Frühwarnstufe. Die Bundesnetzagentur, aber auch Unternehmen müssen Pläne entwerfen, wie in einer Notlage das knappe Gut Gas verteilt werden soll. Eine feste Abschaltreihenfolge gibt es nicht, aber Kriterien wie Vorlaufzeiten für das Herunterfahren und erwartete volks- und betriebswirtschaftliche Schäden, nach denen sich die Bundesnetzagentur richtet. 2. Alarmstufe. Es liegt eine Störung der Gasversorgung vor, die zu "einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgung führt". Auch eine außergewöhnlich hohe Nachfrage kann ein Grund sein. Vorgesehen ist Sparen und ein Preisanpassungsmechanismus. 3. Notfallstufe. Die Gasversorgungslage verschlechtert sich dramatisch. Der Markt kann nicht mehr regeln. Der Staat muss eingreifen, um die Gasversorgung zu steuern. Für geschützte Kunden wird die Versorgung garantiert: Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr. Industriekunden sollen stark drosseln. Vgl. HB Nr. 120/ 24./25./ 26. 6.22, S. 6ff. In der Industrie ist die Angst vor Abschaltungen groß. Vgl. HB Nr. 167, 30.8.22, S. 6f.
Prämien für gesenkten Verbrauch von Gas: Nach Ansicht vieler Ökonomen sind sie die beste Vorbeugung gegen einen russischen Lieferstopp. Das wären gezielte Anreize. Das könnte man durch einen Vergleich des Gasverbrauchs ermitteln. Vgl. Grimm/ Kenning: In der Gaskrise die richtigen anreize setzen, in: HB Nr. 120/ 24.-26-6.22, S. 72. Auch A. Wambach: Vgl. Losse, Bert, Geldbonus für sparsame private Haushalte, in: WiWo 29/ 24.6.22, S. 38.
Sparvorgaben der Regierung für Gas (Energiesparverordnungen): Öffentliche Gebäude 19°, Büros 20°, Einzelhändler Türen geschlossen, Leuchtreklame bis 22 Uhr, Denkmäler nicht anstrahlen.
Gasumlage/ Mehrwertsteuer bei der Gasumlage: Ab Oktober 2022 soll eine Gasumlage für Gasverbraucher erhoben werden. Mit ihr soll der Zusammenbruch von Importeuren infolge stark gedrosselter russsicher Gaslieferungen verhindert werden. Die genaue Höhe der Umlage soll bis zum 15. August 22 ermittelt werden. Bisherige Berechnungen gehen von einer Spanne zwischen 1,5 und 5 Cent pro Kilowattstunde aus. Es werden dann 2,4 Cent pro Kilowattstunde. Die Bundesgerierung will eine Besteuerung mit der Mehrwertsteuer verhindern. Dem stehen aber rechtliche Hürden entgegen. Die EU verbietet eine Nichtberücksichtigung der Mehrwertsteuer (Ablehnung von Antrag auf Ausnahme). Die Bundesregierung bereitet Entlastungen vor. Jetzt soll die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt werden. Umstritten bei der Gasumlage ist, welche Unternehmen Hilfe bekommen. Darunter sind auch Unternehmen aus Österreich und der Schweiz, die hohe Profite haben. Das müsste aus Sicht der Kritiker verhindert werden. Die Regierung prüft im August 2022 Korrekturen. Man hält aber an der Gasumlage fest. Durch die zügige Speicherfüllung hofft man auf sinkende Preise. Wichtige Konstruktionsmängel der Umlage werden bekannt: Zusatzgewinne, weil Mengen billig gekauft wurden. Lücken im Gesetz. Vgl. HB Nr. 167, 30.8.22, S.4f. Die Gasumlage sollen nur Unternehmen bekommen, die in Existenznot sind (auch Bindung an Boni - Verzicht). Das Prinzip der Gasumlage ist wie folgt: Die Gasanbieter verkaufen Ersatz für russisches Gas zu hohen Preisen. Gasimporteure (z. B. Uniper) müssen teures Gas zu vertraglich vereinbarten Preisen verkaufen, Mehrkosten bleiben. Sie bekommen einen Ausgleich für hohe Preise. Verantwortlich dafür ist die Trading Hub Europa. Sie errechnet für den deutschen Gasmarkt die Gasumlage und erhebt sie von Lieferanten (z. B. Stadtwerke). Die verkaufen Gas zu vertraglich vereinbarten Preisen. Die Endkunden zahlen an die Gaslieferanten die Gasumlage. Vgl. Der Spiegel Nr. 36/ 3.9.22, S. 25. Vgl. auch: Bardt, Hubertus: Gaspreisumlage: zu viele Ziele, in: Wirtschaftsdienst 9/2022, S. 661. Im September 2022 ist noch unklar, ob die Gasumlage kommt. Wenn Uniper verstaatlicht werden sollte, wird sie wohl in dieser Form nicht nicht einführbar sein. Sie wird ganz fallengelassen.
Gaspreisbremse: Die Gasumlage wird gekippt. Große Gasimporteure werden unter staatliche Treuhand gestellt oder verstaatlicht, um die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten. Die genaue Funktionsweise der Gaspreisbremse ist noch unklar (Expertenkommission, Kommission "Gas und Wärme", Veronika Grimm, Empfehlungen 10.10.22). Bis Mitte Oktober soll ein Gesetz fertig sein. Die Bremse wird über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds finanziert (200 Mrd. €, ursprünglich Schutzschild gegen Corona; "Doppel-Wumms" genannt). Das Geld soll auch für eine Strompreisbremse verwendet werden. Da ein Schattenhaushalt bereit steht, soll die Schuldenbremse eingehalten werden. Hinzu kommt eine Mehrwertsteuersenkung auf Gas (vom 1.10.22 bis 31.3.24 7%). Für 2022 kommt im Dezember eine Abschlagszahlung als Hilfe staatliche Einmalzahlung). Ab März 2023 bis Ende April 2024 werden 80% des Gasverbrauchs (bei firmen ab Januar 2022 70%) staatlich gestützt, so dass bis zu dieser Obergrenze subventioniert wird (Kosten 90 bis 95 Mrd. €). Die restlichen 20% werden nach dem aktuellen Marktpreis bewertet. Kritiker befürchten Fehlanreize und eine Anheizung der Inflation. Vgl. Sinn, H.-W.: Die ökonomischen Kollateralschäden der Gaspreisbremse, in: WiWo 41/ 7.10.22, S. 41. Über die Umsetzung der Kommissionsvorschläge muss die Bundesregierung entscheiden. Dazu gehört auch eine europarechtliche Prüfung. Die Bundesländer fordern, dass die Maßnahmen schon im Januar 2023 wirken sollen (insbesondere für die Unternehmen). Der Bundeskanzler lässt das prüfen. Wahrscheinlich wird die Entlastung von den Strompreisen ab Januar 23 kommen, von den Gaspreisen erst ab März 23.Der Bundestag beschließt am 21.10.22 grundsätzlich das Paket in seiner Finanzierung (konkrete Aspekte bleiben offen, vor allem Verteilung zwischen Bund und Ländern). Scholz will eine frühere Gaspreisbremse prüfen lassen. Am 27.10.22 bringt die Regierung die Soforthilfe auf den Weg (Übernahme der Abschlagszahlung für Dezember 22 für private und gewerbliche Kunden). Ende Oktober legt die Kommission "Gas und Wärme" ein weiteres Gutachten vor. Ein Härtefallfonds wird empfohlen. Die Unternehmens-Unterstützung soll an Bedingungen geknüpft werden (Standorterhaltung, Arbeitsplatzsicherung). Sie wird nicht ab Januar empfohlen (ab Februar 22 wird geprüft, sie kommt dann ab Januar 23, wird später rückwirkend ausgezahlt). Weil Schnelligkeit vor Gründlichkeit gibt, sind Mitnahmeeffekte eingerechnet. Die Animation zum Energiesparen hält sich in Grenzen (80% des Gasverbrauchs werden gedeckelt, bei Unternehmen 70%). Die Unterstützungsmaßnahmen werden im Dezember 2022 auch auf Öl und Pelets/ Holz ausgeweitet. noch vor Weihnachten 22 soll ein Gesetz kommen. Auf einem Gipfel versucht auch die EU, eine europäische Lösung zu finden (20./21. 10.22). Der deutsche Alleingang stößt auf Kritik. Deutschland verweist darauf, dass andere EU-Länder das gleiche machen (Frankreich, Italien, Spanien). Einem europaweiten Höchstpreis stimmt Deutschland nicht zu (dann könnte das Gas woanders hin gehen). Deutschland will eine Art Notfallplan oder einen Höchstpreis für einen Teil des Gases. Der Höchstpreis soll geprüft werden. Ein gemeinsamer Gaseinkauf wird beschlossen (insbesondere Unternehmen können sich zusammentun, Änderung des Wettbewerbsrechts). Im Dezember 2022 soll ein europaweiter Gaspreisdeckel beschlossen werden: "atmend" mit Bezug zum Weltmarktpreis. am 19.12.22 wird er beschlossen. Er soll bei 180 € liegen und je nach Bedingungen flexibel sein.
Stadtwerke in Not: Die steigenden Strom- und Gaspreise bereiten nun den ersten Versorgern Probleme. Die Unternehmen rufen die Politik um Hilfe. Es sind in der Regel Kommunalversorger. Als erste Stadt gibt Leipzig eine Finanzspritze von 150 Mio. €. Die Stadtwerke haben besondere Probleme mit dem Gaspreis, weil sie in der Regel nicht an der Börse kaufen.
2017 bohrt China erfolgreich nach Methanhydraten im Südchinesischen Meer. Dieses spezielle Erdgas könnte den Energiebedarf für Jahrtausende decken. Das tief im Meeresboden sitzende Gas ist schwer abzubauen. Entweicht Methangas in die Atmosphäre, ist es noch viel klimaschädlicher als CO2.
Gas-Sparen: Die Wirtschaft, aber auch die Haushalte, müssen Gas sparen. Sechs Faktoren spielen dabei eine große Rolle: 1. Lastenmanagement (Lastenprofil, Sparpotentiale). 2. Messkonzept (digital). 3. Beleuchtung. 4. Effiziente Elektromotoren. 5. Druckluft (95% gehen als Abwärme verloren). 6. Wärmeerzeugung. Vgl. WiWo 24/ 10.6.22, S. 22.
Bioethanol: Kraftstoff aus Pflanzen. In Skandinavien verwendet man dafür vor allem Abfall-Holz. In Brasilien und Europa wird Raps eingesetzt. In Argentinien verwendet man hauptsächlich Soja. In Deutschland ist Cropenergy der größte Produzent, eine Tochter von Südzucker. Die Firma ist auch eine der größten in Europa. Sie plant Stilllegungen wegen der hohen Gaspreise. Sie arbeiten auch mit Zuckerrüben. Die Rentabilität der Produktion hängt von öffentlichen Subventionen ab (Staat, EU). Das Hinzufügen von Ethanol zu Diesel oder Benzin (Biokraftstoffe) sollte die Reduzierung der Treibhausgase beschleunigen.
Methanol: 2024 geht das erste Containerschiff bei Maers auf Fahrt, das mit Methanol angetrieben ist. Es sollen weitere folgen. Das könnte in Antriebsstoff der Zukunft sein.
Wasserstoff: Wasserstoff entsteht aus Wasser durch die Aufspaltung in Sauerstoff und Wasserstoff mithilfe von Strom. Der globale Wasserstoffrat tritt bei der G20-Tagung der Energieminister im Juni 2019 in Osaka auf. Dem Rat, der 2017 gegründet wurde, gehören 60 Konzerne an. Japan investiert zur Zeit am meisten in die Technologie. In Deutschland soll spezielle Zonen gefördert werden. Die Rhein-Neckar-Region gehört dazu. In den Niederlanden wächst 2020 die erste Wasserstoffökonomie der Welt. In Eemshaven sollen alte und neue Energienwelt mittels Wasserstoff verbunden werden. 2020 gibt es eine Vielzahl neuer, großer Projekte. Man spricht auch vom "neuen Öl". Folgende Wasserstoffprojekte sind angekündigt mit den Elektrolyseleistungen in Gigawatt: Australien (29,9); Europa (27,1; Deutschland darunter 1,6); Asien (5,5); Mittlerer Osten (4,4); Nord-/Südamerika 0,9; Afrika (0,1). Die größten Grünstrom-Wasserstoff-Projekte weltweit sind: North H2 Nordsee bei Groningen Niederlande 2027-2040); Asian Renewable Energy Hub, Pilbara Region Australien (2027); Jingneng Innere Mongolei China (2022); Neom Neom City Saudi-Arabien (2025); HyEx Antofagasta Chile (2024-30). In Europa hat Deutschland das umfangreichste Wasserstoffprogramm: 9,0 Mrd. €, vor Spanien (8,9), Frankreich (7,2), Italien (4,0). Vgl. WiWo 47, 13.11.20, S. 8. Deutschland will mit der Russischen Föderation beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft kooperieren. Wasserstoff ist als Energie nicht sehr effizient. Es gibt hohe Energieverluste. Wasserstoff hat ein Potential von 22% (direktes Stromladen 73%, Power to Treibstoff 13%). Es wird daher nur in einigen Bereichen eingesetzt werden (LKW?, Quelle: AEE 2020). Der Bund will die Wasserstofftechnologie 2021 mit 16 Projekten fördern. 2023 ist Europa im Geschäft mit Anlagen zur Wasserstofferzeugung Weltspitze. Doch China und die USA holen rasant auf. In der EU scheint die Bürokratie zu bremsen. Vgl. Der Spiegel 5/2023, S. 68. In der Erdkruste könnte jede Menge nutzbaren Wasserstoffs lagern. Vgl. FAZ 15.3.23, S. N1. Im Oktober 2023 sind die Pläne für ein gut 11.000 km langes Wasserstoff-Kernnetz fertig. Doch Wirtschaftsministerium und Betreiber von Gasfernleitungen streiten über die Finanzierung. 2024 kommt die Produktion nicht in Fahrt. Große Abnehmer zaudern. Viele Projekte stehen auf der Kippe. Es gibt ein Kostenproblem in der Produktion. Vgl. Der Spiegel 25/ 15.6.24, S. 50ff. Porsche und Siemens bauen im windreichen Süden Chiles ab 2020 die weltweit erste Fabrik für synthetische Kraftstoffe. Ab 2022 sollen 130.000 Liter davon produziert werden. Eine Pilotanlage existiert bei der Mineralölraffinierie Oberrhein GmbH & Co. KG in Karlsruhe. Mit Katar wird 2022 eine Energiepartnerschaft geschlossen (zuerst Flüssiggas, dann Wasserstoff). Auch mit den VAE schließt man 2022 ein Abkommen über Wasserstoff. Vgl. Grimm, Veronika: Wasserstoff - Handlungsbedarf und Chancen im Zuge der Energiekrise, in: Wirtschaftsdienst 3/ 2023, S. 174-178. China produziert und konsumiert als Weltmarktführer 30% des weltweiten Wasserstoffs, rund 33 Mio. Tonnen. Doch nur 3% werden aus erneuerbaren Energien gewonnen. Das soll sich ab 2023 ändern. Dei Anlagen für Grünen Wasserstoff entstehen in der Inneren Mongolei (es werden die beiden größten der Welt sein). 2060 will China klimaneutral sein. Vgl. Sieren, Frank: China to go, München 2023, S. 223ff.
Wasserstoff-Partnerschaften: Für die Klimaneutralität ist dieser Energiestoff unverzichtbar. Deutschland kann den Bedarf nicht alleine decken. Insofern muss Deutschland Partnerschaften eingehen. Dafür kommen folgende Länder in Frage: Ukraine, Australien, Chile, Island, Saudi-Arabien, Russland, Marokko. Deutschland unterstützt Chile in der Atacama - Wüste. Mit Australien hat man auch eine Kooperation. Die Niederlande kooperieren mit Island, um Wasserstoff nach Rotterdam zu bekommen. Marokko verfügt über große Windkraft- und Voltaik - Kapazitäten. 2022 schließt man Partnerschaften mit Katar und den VAE. Es folgt eine Partnerschaft mit Kanada. Wasserstoff soll grün sein (mit Strom aus alternativen Energien). 2022 startet ein Projekt mit Namibia. Wasserstoff soll aus der Wüste kommen. Dazu sollen Geistersiedlungen ehemaliger Diamantenbarone genutzt werden. Anfang Dezember 2022 reist Vizekanzler Habeck nach Namibia, um ein Abkommen zu schließen. Deutsche Firmen wollen in dem Land investieren (Eon, Hylron). Man meisten setzt man auf Wasserstoff aus Norwegen. Der Energiekonzern Equinor und die deutsche RWE sagen den Bau von Infrastruktur zu. Pläne für CO2-Speicherung sind umstritten.
Wasserstoff-Arten: Es gibt insgesamt 5 Wasserstoffarten (grau, blau, türkis, orange, grün, pink, weiß). Sie unterscheiden sich durch die Technik der Gewinnung (Ursprung). Man spricht auch von einem Wasserstoff-Regenbogen. Nur der Grüne Wasserstoff ist klimafreundlich, aber energieintensiv. Er wird mittels Strom aus Wind-, Wasser- oder Solarkraft aus Wasser gewonnen, das in einem Elektrolyseur in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Auch der Lila Wasserstoff ist klimafreundlich. Nachteile sind die Atomkraft und die Energieintensität. Mittels Atomstrom wird Wasser in einem Elektrolyseur in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Vgl. Fischer, Konrad u. a.: Grün ist die Hoffnung, in: WiWo 20/ 14.5.21, S. 14ff. Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es im Februar 2023 einen Streit über nuklear gewonnenen Wasserstoff. Frankreich will ihn m EU-Gesetz als "grün" bezeichnen. Deutschland lehnt das ab. Frankreich droht mit einer Blockade der Wasserstoffpipeline aus Spanien (H2Med).
Blauer Wasserstoff: Wasserstoff aus Erdgas. Er kann nicht umweltfreundlich hergestellt werden.
Grüner Wasserstoff: Grüner Wasserstoff wird mit Ökostrom erzeugt und verursacht kaum CO2-Emissionen. Für seine Herstellung braucht man große Mengen Strom aus Wind, Sonne und Wasserkraft. Mit dem grünen Strom wird dann in einem Elektrolyseur Wasser aufgespalten: in reinen Wasserstoff, der aufgefangen wird, und in reinen Sauerstoff, der in die Atmosphäre entlassen wird. Der so gewonnene Wasserstoff kann gespeichert und in Tanks oder Pipelines transportiert werden. Er muss bis zu minus 250 Grad gekühlt und auf bis zu 700 Bar zusammengepresst werden. Mit grünem Wasserstoff kann man Brennstoffzellen betreiben. die ihn wieder in Strom umwandeln für Lastwagen und Flugzeuge. Man kann ihn auch in Fabriken einsetzen (Stahl). In grünem Wasserstoff steckt viel Potential. Die Top 10 (natürliche Ressourcen zur Herstellung von Wasserstoff) sind Norwegen, Großbritannien, Spanien, USA, Naher Osten, Nordafrika, Südafrika, Australien, China, Chile. Die Bundesregierung setzt auf Kooperation mit dem Milliardär Andrew Forster aus Australien. Vgl. HB Nr. 223, 17.11.21, S. 6f. Grüner Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Er soll auch massenhaft im arabischen Raum hergestellt werden. Das Problem ist der Transport nach Europa. 33% seiner Energie geht unter dem Strich verloren, wird grüner Wasserstoff für den Transport in einem Überseeschiff verflüssigt. Vgl. Stölzel, T.: Das Problem, das aus der Kälte kam, in: WiWo 24/ 10.6.22, S. 70. Die Wirtschaft will 2022 grünen Wasserstoff umgehend im Raffineriesektor einsetzen. Umweltministerin Steffi Lemke sperrt sich. 2022 geht Deutschland ein Wasserstoff-Bündnis mit Kanada ein. Man will bei der Produktion von Wasserstoff zusammenarbeiten. Deutschland braucht neue Energielieferanten. Als beste Region wird Neufundland ausgemacht. Von dort ist der Transport nach Europa am einfachsten. Die EU will 2022 der Industrie vorschreiben, wann Wasserstoff als grün gelten darf. Damit könnte der Bereich tot reguliert werden. Vgl. Hülsen, Isabell u. a.: Von Brüssel totreguliert, in: Der Spiegel 36/ 3.9.22, S. 70f. Man muss noch viel in Terminals, Speicher, Pipelines investieren. Wasserstoff benötigen Raffinerien, die Chemie, Stahlindustrie. Es müssen zahlreiche Kavernenspeicher gebaut werden. Bei Wasserstoffleitungen kann man auf bestehende Leitungen zurückgreifen. Das erste Netz soll 2027 fertig sein. Vgl. Menn, Andreas: Zukunft sucht Leerrohr, in: WiWo 3/ 13.1.23, S. 64ff. Ab 2023 entsteht in Mauretanien (Nordwestafrika) die weltweit größte Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Ihre Kapazität soll der Leistung von 10 Atomreaktoren entsprechen. Mauretanien ist sehr sonnig (Solarenergie); zuerst soll nur exportiert werden. Deutsche Unternehmen sind beim Bau der Anlagen in Nordafrika (auch Marokko, Namibia) führend: Siemens, Thyssen Krupp, Linde, MAN. Die Bundesregierung subventioniert massiv den grünen Wasserstoff, auch beim Aufbau eines Verteilnetzes. Bis 2030 soll die Produktion verdoppelt werden. Aber zwei Drittel werden immer importiert werden müssen.
Herstellung von grünem Wasserstoff: Windräder und Solarmodule liefern günstigen Ökostrom. Damit wird Wasser in einem Elektrolyseur aufgespalten. Der dabei entstehende Wasserstoff wird aufgefangen. Um ihn transportieren zu können, erfolgt eine chemische Reaktion mit Stickstoff. Nun ist grünes Ammoniak entstanden. Es lässt sich gut in Tankern verschiffen. Vgl. Die Zeit Nr. 5/ 26.1.23, S. 19.
Investitionen in grünen Wasserstoff: 2022 240 Mrd. $ weltweit. 2023 320 Mrd. $. Die EU plant bei sich das größte Produktionsvolumen (vor Nordamerika und Lateinamerika). Vgl. WiWo 22/ 26.5.23, S. 8.
Neue Wasserstofftechnologien: Man kann theoretisch Wasserstoff herstellen - allein mithilfe von Luft und Sonnenlicht. Ein Schweizer Forschungsteam ist dieser Zukunftstechnologie einen Schritt näher gekommen. Bis zur kommerziellen Nutzung dürfte es noch dauern. Fotosynthese heißt das Prinzip. Man forscht darüber an der Uni Lausanne.
Wasserstoff - Elektrolyseur ohne Platin und Iridium: Hier setzt man auf die Rohstoffe Ruthenium, Silizium und Wolfram, die günstiger sind.
Wasserstoff-Straßen: Ende 2023 legt der Bundeswirtschaftsminister einen Plan vor. Es sollen zuerst Wasserstoff-Autobahnen kommen. Dann soll ein vollständiges Netz aufgebaut werden.
Energie-Partnerschaften: Zwischen Norwegen und Deutschland. Die Trasse heißt NordLine und ist eine der längsten Leitungen der Welt unter dem Meer. Sie dient dem Austausch überschüssiger Energie: Deutschland aus Offshore - Windkraft. Norwegen liefert Energie aus Wasserkraft, beides grün. Eine weitere Partnerschaft besteht ab 2022 mit Kanada.
Kohle als Rohstoff: Seit dem Pariser Abkommen ist die weltweite Kohlekraftwerkskapazität stark gestiegen. 2021 stammen 30% der globalen CO2-Emissionen aus Braun- und Steinkohle. 49% aller Kohleunternehmen bauen ihr Geschäft aus. Die größten Produktionsländer sind China, Indonesien, Indien, Australien, USA. Die größten Verbraucherländer sind China, Indien, USA; Japan; Südafrika; Russland; Indonesien; Südkorea: Vgl. Woher kommt die Kohle? in: Die Zeit Nr. 8/ 17.2.22, S. 50. Kohle ist der einzige Rohstoff, den Deutschland im Überfluss hat. 7 Tonnen Quecksilber blasen alle deutschen Kohlekraftwerke pro Jahr in die Atmosphäre.
Kohle: Bei der Verbrennung von Kohle wird Wärme freigesetzt. Heute sind hier gravierende Effizienzsteigerungen möglich. Allerdings wird immer noch mehr klimaschädliches CO2 ausgestoßen. Es ist die weltweit verbreitetste Technik zur Erzeugung elektrischer Energie. Umstritten ist das Abfangen des CO2, um es in der Erde zu lagern. Durch den Mehreinsatz an Kohle in Deutschland infolge der Energiewende steigt 2012 in Deutschland erstmals seit langem der CO2-Ausstoß. Der Braunkohleabbau in Sachsen verschmutzt zunehmend die Spree. Eisensulfid färbt den Fluss braun. Der Spreewald ist in seiner Existenz gefährdet. Der Streit um Braunkohle verschärft sich. In Schweden wächst die Kritik am staatseigenen Vattenfall-Konzern wegen seiner ostdeutschen Braunkohlekraftwerke (die Firma will sich von der deutschen Kohlesparte trennen). Am drastischsten zeigen sich die Folgen der Kohlenutzung in China. Wenn im Herbst die Hausheizungen dazu kommen (neben Kohlekraftwerken, mehr als die Hälfte des Kohleverbrauchs weltweit), steigt der Smog gefährlich an. Die Feinstaubbelastung legt Städte wie Peking und Harbin lahm. Überwachungskameras können nicht mehr genutzt werden, die Krankheitszahlen steigen, ebenso die Unfruchtbarkeit. Bis 2018 wird die einheimische Förderung der Steinkohle eingestellt, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig ist. Anderswo kann Steinkohle im Tagebau gefördert werden (z. B. in Australien). 30 Firmen sind weltweit für die Kohleförderung verantwortlich. Die größten sitzen in China, Indien und den USA. 1600 Kohlekraftwerke werden 2017 neu gebaut oder erweitert. Das größte Kohleunternehmen in Europa ist RWE (allein 91 Mio. Tonnen Braunkohle pro Jahr, 2017). Deutschland fördert bald keine Steinkohle mehr. Der Hauptlieferant ist schon heute (2017) Russland. Neue EU-Grenzwerte für Schadstoffe könnten für ein früheres Abschalten von Braunkohlemeilern sorgen. Mit dem Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop schließt im Oktober 2018 die letzte deutsche Steinkohlezeche. Der Hambacher Forst wird zu einem Symbol für den Kampf von Umweltschützern gegen die Kohleverstromung. RWE hat Abholzungspläne. Im September wird ein Tunnelsystem entdeckt. Die Baumhäuser werden im September 2018 geräumt von der Polizei. Das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster entscheidet, dass der Energiekonzern RWE das Waldgebiet am Niederrhein vorläufig nicht abholzen darf (seltene Fledermausarten, Nachweis des Energiebedarfs). Ende des Jahres 2018 wird die letzte deutsche Zeche für Steinkohle geschlossen (Bottrop, Prosper-Haniel). Beim Braunkohle-Ausstieg können die betroffenen Bundesländer mit mehr Geld rechnen. Lützerath in NRW wird zum Symbol. Hier soll wegen der Energieknappheit durch den Ukraine-Krieg noch Braunkohle abgebaut werden. Umwelt-Initiativen versuchen, das zu verhindern. Mitte Januar 2023 wird die Räumung durchgeführt. Den Chemienobelpreis 2021 bekommt der deutsche Chemiker Benjamin List. Er arbeitet am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim. Er bekommt den Nobelpreis für Methoden zur Beschleunigung chemischer Reaktionen (Katalysator mit Kohle).
Kohlekommission: Die große Koalition einigt sich im April 2018 in Meseberg auf die Einführung einer Kohle-Kommission. Die Geschäftsstelle wird im Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt. Vier Ministerien sind daran beteiligt (Wirtschaft, Umwelt, Arbeit, Innen). Im Gremium fehlen Vertreter der Opposition, was kritisiert wird. Die Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" soll neben der Ausstiegsplanung also auch den Strukturwandel der Kohleregionen behandeln. Die Kommission hat vier Vorsitzende. Außerdem gehören ihr 24 weitere Mitglieder an. Das Bundesumweltministerium lässt 2018 prüfen, ob eine vorzeitige Abschaltung von Kohlekraftwerken verfassungsrechtlich zulässig ist. Es soll ein Kohleausstiegsgesetz kommen. Die Kommission kündigt im Oktober 2018 ein Paket (Soforthilfeprogramm) für die Kohlereviere an (1,5 Mrd. €). Die Industrie verlangt für den Kohleausstieg mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr (Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, Januar 2019): Ausgleichszahlungen für die zu erwartenden Strompreissteigerungen. Der Entwurf für den Abschlussbericht liegt am 23.11.19 vor: Entlastung bei den Netzentgelten (Strompreis geht nach oben), offenes Ausstiegsdatum (2023 - 2030), Entlastung für die Kohleindustrie, Abfederung des Strukturwandels in den Kohlerevieren, was sehr teuer wird. Während der Sitzungen der Kohlekommission kommt es zu Demonstrationen von Schülern in Berlin. Die Kommission legt am 26.01.19 eine detaillierte Konzeption für den Ausstieg vor: Bis 2038 soll Schluss sein. Der Strompreisanstieg soll für Haushalte und Unternehmen abgefedert werden. Die Kohleländer bekommen Fördergelder für den Strukturwandel (1,3 Mrd. € pro Jahr für 20 Jahre). Die Kohlebeschäftigten, die älter als 58 Jahre sind, bekommen Anpassungshilfen. Energieintensive Unternehmen (Chemie, Glas, Metalle, Papier) werden von den Kosten entlastet (CO2-Verschmutzungsrechte). Stilllegungen sollen entschädigt werden. Die entscheidende Frage dürfte sein, wie stark der Strompreis steigen darf. Das könnte die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland gefährden. Ganz wichtig ist auch, ob die 40 Mrd. € den Strukturwandel wirklich auslösen und umsetzen können. Im Sondierungspapier vom Oktober 2021 vereinbaren SPD, Grüne und FDP, den Kohleausstieg auf 2030 vorzuziehen. Der Ukrainekrieg und die Energieknappheit und Energiepreisexplosion als Folgen könnten wieder zu einer Verlängerung der Laufzeiten führen. die Grünen wollen 2023 den Braunkohleausstieg von 2038 auf 2030 festschreiben. SPD, FDP und die Ostländer sind dagegen.
Kohleausstieg: Die Bundesregierung und die betroffenen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und NRW einigen sich im April 2019 auf ein Sofortprogramm für den Strukturwandel. Im ersten Schritt werden 100 Projekte in einem Umfang von 260 Mio. Euro gefördert. Im Mai 2019 gibt das Bundeskabinett die Hilfen für die betroffenen Regionen frei. Die CSU fordert einen Kohleausstieg bis 2030, um die Klimaziele zu erreichen. Die anderen (außer Bayern) Länder lehnen das ab. Das Gesetz zum geplanten Ausstieg aus der Kohle könnte bis Ende des Jahres 2019 beschlossen werden. Die vier Kohleländer (Saarland, NRW, Sachsen, Brandenburg) einigen sich auf den Kohleausstieg (Zeitplan, Entschädigungen; 2038 vorverlegen). Sowohl die Kraftwerksbetreiber als auch betroffene Regionen in den vier Bundesländern erhalten finanzielle Hilfen. Die EU gibt 877 Mio. € für den Ausstieg (Deutschland und Polen bekommen den Löwenanteil). Die Klimaschützer aus der Kohlekommission sprechen von Verrat. Sie meinen damit vor allem den Zeitplan. In Deutschland werden noch im Juni 2020 die letzten Hürden für einen Kohleausstieg bis 2038 aus dem Weg geräumt. Milliarden Euro werden für die Umrüstung bereit gestellt. Es gibt auch hohe Entschädigungen für die Betreiber. Auch die EU prüft 2021 Entschädigungen beim Kohleausstieg. "Der russische Angriff auf die Ukraine und die Abhängigkeit der deutschen Energiewirtschaft von russischem Gas führen aktuell zu einer sehr angespannten Versorgungssituation, die sich im kommenden Winter noch verschärfen könnte. Auch mittelfristig dürfte der Importpreis für Erdgas deutlich oberhalb der historischen Werte liegen, wenn Europa sich von Russland unabhängig aufstellt. Diese Entwicklungen erfordern eine Neubewertung der deutschen Energiepolitik, unter anderem für die Energiewende im Stromsektor." Siehe Egerer, Jonas u. a.: Kohleausstieg 2030 unter neuen Vorzeichen, in: Wirtschaftsdienst 8/2022, S. 600-608. Ende April 2024 einigen sich dei G7 auf den Kohleausstieg bis 2035 (Ausnahme Deutschland bis 2038). Polen bereitet 2020 auch den Ausstieg aus der Kohle vor. Bisher hatte die Regierung eine Restrukturierung verhindert aus Rücksicht auf die Arbeitsplätze der Bergleute. Dabei machen die Gruben seit Jahren Miese. Griechenland plant den früheren Kohleausstieg. Man setzt verstärkt auf klimaneutrale Wasserstoff-Produktion. NRW ist auch bereit zum früheren Ausstieg aus der Kohle (schon im Jahr 2030, neuer Ministerpräsident Hendrik Wüst). Die Ampelkoalition stellt in ihrem Vertrag auch einen Ausstieg schon 2030 in Aussicht. Tatsächlich endet der Kohleabbau (Steinkohle) 2030. 2020 war Deutschland noch das zweitgrößte Förderland an Braunkohle hinter China und vor Russland. Bei den Reserven liegen Russland und Australien weit vor uns. Bei Braunkohle wollen die Grünen auch auf 2030 gehen. 2024 wachsen die Zweifel am Kohleausstieg 2030. Vgl. Der Spiegel 38/ 14.9.24, S. 57.
Pflanzenkohle: Pflanzenkohle wird aus Pflanzenresten wie Holzabfällen, Grünschnitt, Stroh, Weihnachtsbäumen oder Überbleibseln der Lebensmittelproduktion gemacht. Pflanzenkohle lässt sich vielseitig nutzen. Auf Ackerböden kann sie Kunstdünger einsparen. In der Bauindustrie kann sie andere Stoffe ersetzen. Vgl. Der Spiegel 4/ 20.01.24, S. 93.
CO2 als Rohstoff: Neue Technologien versuchen, daraus Rohstoffe für Alltagsprodukte zu machen. Es gibt auch Versuche, daraus in Verbindung mit Wasserstoff Benzin und Diesel zu entwickeln. Daraus könnten auch Speicher für Grünstrom angelegt werden. Es könnte als Futter für Mikroben verwendet werden. Weiterhin kann es Treibstoff für Gewächshäuser und künstliche Blätter sein.
Grüner Kohlenstoff: Gewinnung von CO2 aus der Luft. Den Grundstein dafür legte 1777 der Apotheker Wilhelm Scheele. Er experimentierte mit Biene und Kalkwasser. Die Technik ist immer noch sehr teuer. Es geht um den Grundstoff für synthetischen Sprit. Damit könnten Emissionen vermieden werden. Vorreiter ist Climeworks in Hinwill bei Zürich in der Schweiz (auch die Firma Carbon Engineering). Carbon Dioxide Air Capture-Technology.
Müll als Recycelmasse: Immer noch gelangt ein Großteil des Elektromülls nach Afrika. In Nigeria oder Ghana gibt es riesige Müllhalden mit Computern, Handys und Waschmaschinen. Die Umwelt dort und die in der Nähe lebenden Menschen werden schwer belastet und geschädigt. Noch 2012 wurden 155.000 t Elektroschrott aus Deutschland ins Ausland gebracht. Die Basler Konvention sieht eigentlich vor, dass dieser Schrott im Heimatland recycelt werden muss. Weltweit fallen ca. 20 bis 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Die größte Elektroschrotthalde der Welt liegt in Ghana. Es ist Agbogbloshie. Die Einheimischen sehen es als Entwicklungshilfe. Aber der Schrott macht krank. Er ist verbotswidrig gegen die Baseler Konventionen von 1992 exportiert worden. Ein besonderes Problem stellt der Plastikmüll dar, vor allem der schwimmende Plastikmüll in unseren Meeren. Forscher errechneten eine Gesamtmenge von 269.000 t Plastik im Meer 2014. Die Bundesregierung will 2015 dafür sorgen, dass der Handel Elektroschrott zurücknehmen muss. Das wäre eine wichtige Quelle für Rohstoffe. 3,5 Mio. Tonnen Müll produziert die Weltbevölkerung jeden Tag. 2025 werden es voraussichtlich 6 Mio. t sein. Bis 2100 würde sich der Müllberg verdreifachen. In Carbage City wird der Abfall Kairos gesammelt und recycelt von koptischen Christen. Das betrifft 80% des Mülls, der Rest wird verkauft.
Nano - Materialien: Nano bedeutet sehr klein. Die vielen Verfahren zur Herstellung von Nano - Materialien werden unter dem Stichwort Nanotechnologie zusammengefasst. Sie werden in Dingen des täglichen Lebens eingesetzt. Wo landen sie aber? Wie gefährlich sind sie? Wir wissen darüber noch so gut wie nichts.
Sonne: Man entwickelt Versuchsreaktoren, die nach dem Vorbild der Sonne arbeiten sollen. In Südfrankreich entsteht der Versuchsreaktor Iter. Die Kernfusion soll eine Stromquelle werden, die nie versiegt. Sie braucht nur geringe Mengen atomaren Abfalls.Die sonn eist der größte Energielieferant. Um die Strahelnenergie der Sonne direkt zu gewinnen, gibt es zwei Möglichkeiten: Photovoltaikanlagen und solarthermische Kraftwerke.
Flächenverbrauch: Zwischen 2009 und 2012 wurde in Deutschland jeden Tag im Schnitt eine Fläche von 74 Hektar verbraucht, insbesondere für Gebäude und Verkehrsprojekte. Auch 2013 wird der Flächenverbrauch noch 45 Hektar pro Tag betragen (weit über der geplanten Grenze von 30). Dadurch geht wertvoller Boden für die Agrarproduktion verloren (Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, BBSR, 2014). Lange Zeit war es in Mode, ein Häuschen im Grünen am Stadtrand zu besitzen. Heute droht manchen Vierteln die Vergreisung. Sehr umstritten ist der Flächenverbrauch in Naturschutzgebieten, die touristisch genutzt werden können. In den Alpenregionen von Deutschland, die in Bayern liegen, kommt es immer wieder bei Skiliften, Bescheiungsanlagen zu Konflikten mit geschützten Berggebieten (z. B. Balderschwang, Obermaiselstein).
Vom Gas und Öl zum Endprodukt: Die chemische Industrie arbeitet mit Wertschöpfungsketten, die später zu Endprodukten führen. 1. Methanol: Düngemittel, Harze, Leime, Polymere, Sprengstoffe. Baustoffe, Kunststoffe, Landwirtschaft. 2. Ethylen: Polymere, Polyole, Copolymere. Baustoffe, Beschichtungen, Kunststoffe, Textilien, Verpackungen. 3. Propylen/ Propan: Fasern, Polymere, Schäume, Superabsorber. Automobilindustrie, Baustoffe, Beschichtungen, Kunststoffe, Textilien. 4. Butan: BDO, NMP, Gummi. Dichtungen, Hochleistungskunststoffe, Reifen, Textilien. 5. Benzol: Fasern, Garne, Harze, Polymere. Baustoffe, Kunststoffe, Teppiche, Textilien. 6. p-Xylol: PET, PBT. Kunststoffe (z. B. Mineralwasserflaschen und Zahnbürsten). Quelle: VCI; Freytag, Bernd: Ohne Gas nichts los, in: FAZ Nr. 75, 30.3.22, S. 21.
Ressourcen II (Nahrung, Lebensmittel, Wasser, Integrated Water Resources, Wald, Bäume, Landwirtschaft, Nutztiere, Tiere insgesamt, Ernährung)
"In unserem Verhältnis zur Natur zeigt sich die ganze Anmaßung menschlichen Wirtschaftens. Indem der Mensch die natürlichen Systeme seinem Bedarf unterwirft, reduziert er ihre Vielfalt, macht sie verletzlicher und braucht einen immer größeren Aufwand, um sie zu stabilisieren. Menschliche Systeme sind nicht nachhaltig und müssen notgedrungen zusammenbrechen, wenn wir nicht lernen, sie umzubauen", Maja Göpel, in: Dieselbe: Unsere Welt neu denken, Berlin 2020, S. 53f.
Brot: Brot ist ein Symbol der Kultur. In der christlichen und jüdischen Kultur ist es ein Symbol für Geburt, Wiedergeburt und Transformation. So war es auch schon im alten Ägypten vor Christi Geburt. Deshalb wird es auch beim Abendmahl gereicht. Es ist allgemein in unserer Kultur ein Grundnahrungsmittel. Es steht auch für das Sesshaftwerden der Menschen. Mit der Sesshaftigkeit in Mesopotamien kam der Getreideanbau und dann die Transformation zum Brot. Nicht genug Brot zu haben bedeutete Armut. So gründete F. W. Raiffeisen den Brotverein, um Bauern bei Missernten zu helfen. In Ulm steht das deutsche Brotmuseum, das diese Geschichte auch aufzeigt.
Gewürze: An diesem Beispiel kann man sehr schön sehen, wie sich die Beutung von Rohstoffen in der Geschichte wandelt. In der Antike waren Gewürze teilweise so wertvoll wie Gold (Pfeffer, Nelken, Zimt, Muskat). Im Römischen Reich kamen viele Gewürze auf der Gewürzstraße aus dem Fernen Osten nach Europa. Venedig wurde durch den Gewürzhandel groß. Mit der Entdeckung Amerikas kamen neue wertvolle Gewürze (Vanille, Paprika, Chili). Weltweit steigt die Nachfrage nach dem Edelgewürz Vanille. 80 Prozent der weltweit geernteten Vanille kommt aus Madagaskar (deutsches Unternehmen Symrise). Im 13. Jahrhundert kam die Gewürzpflanze Safran über Spanien in die Pfalz. Safran galt schon immer als Kostbarkeit. In den griechischen Bergen plündern illegale Pflücker die dort wachsenden Gewürz- und Arzneikräuter. Es ist ein Salbei-Schmuggel entstanden. 2021 boomt der Gewürzmarkt wieder. eingeführt nach Deutschland werden vor allem Pfeffer, Ingwer und Paprika. Corona hat dem heimischen Kochen weiteren Schub gegeben. Es bilden sich auch viele Start-ups, die auf junge Käufer zielen. Im Herbst 2021 kann die Gewürzindustrie die Nachfrage in Deutschland kaum bedienen. Es gibt Lieferengpässe, gestiegene Transportkosten und schwierige Witterungsbedingungen in den Produktionsländern.
Zimt: Das Gewürz stammt aus Indien. Man benutzte es dort ursprünglich als antiseptisches Heilmittel. Damit wurde auch Vasco da Gama geheilt, als er nach der Entdeckung Ceylons (Indien) mit Fieber im Bett lag, Damit wurde die legendäre, medizinische Heilwirkung auch den Europäern bekannt. So entstand eine große Nachfrage nach dem Gewürz auf den europäischen Kontinent. Es wird zum Symbol für Wagnis und Wandel. Das ist noch heute in den Zimtsternen enthalten, dei zuerst in Schwaben gebacken wurden.
Senf: Der Senfpreis steigt 2022 um 14%. Hauptlieferanten von Senf-Körnern sind Kanada und Russland. Russland ist mit einem Handelsembargo belegt. Besonders in Frankreich kommt es zu einem Senf-Notstand.
Salz: Salz hat viele Verwendungszwecke: Wasserenthärtung, Nahrungsmittel, Futtermittel, Industrie (Farben, Waschmittel). Die größten Salzproduzenten sind China, USA, Indien. Methoden der Salzgewinnung in europa sind: Verdunstung von Meerwasser, durch Bergbau, durch Eindampfen von Sole. 2021 gibt es einen Streit darüber, ob Salz aus Bergwerken das Bio-Siegel bekommen darf. Vgl. Rohwetter, Marcus: Lobbyschlacht ums Salz, in: Die Zeit Nr. 1, 30. Dezember 2021, S. 30.
Safran: Es ist das teuerste Gewürz der Welt. 2019 kostet ein Kilo 30.000 €. Es wird aus den Blüten des Safran-Krokus gewonnen. Für ein Kilo braucht man 150.000 bis 200.000 Blüten. Die Pflanze ist steril und kann nicht gezüchtet werden. Man muss mit Tochterknollen arbeiten. Seit 3500 Jahren wird die Pflanze kultiviert (ursprünglich aus Griechenland).
Anis: Eine Gewürz- und Heilpflanze, die ursprünglich aus Nordasien kommt. Sie wurde nachher in Kroatien und Albanien angepflanzt. Sie wird heute überwiegend zur Getränkeherstellung (Pastis, Ouso, Raki) oder in Brot- und Backwaren verwendet.
Weißer Trüffel: Er ist sehr wertvoll, weil knapp. Er wächst vor allem im Piemont in Italien. Infolge des Klimawandels leidet der Piemont aber unter Trockenheit. Deshalb wächst der weiße Trüffel immer schlechter. Die Preise steigen, die Konkurrenz unter den Sammlern nimmt zu. Vgl. Der Spiegel 8/ 18.2.23, S. 76f.
Wein: Die weltgrößte Anbaufläche hat Spanien. Auf dem zweiten Platz folgt schon China vor Frankreich. In China gibt es überwiegend Weinfabriken, die dazu hauptsächlich in Gebieten produzieren, wo Öl-Raffinerien sind. In Deutschland hat RLP die größte Anbaufläche (ca. 70% des deutschen Weinanbaus). In RLP ist Rheinhessen flächenmäßig die größte Weinbauzone. Weingüter und Weinberge werden zunehmend als Investition von Reichen gesehen. Zur Zeit ist Südafrika angesagt. Aber auch Güter in Frankreich sind begehrt. Die Chinesen trinken mehr deutschen Wein (2017 4 Millionen Liter, ein Viertel mehr als 2016). Hinzu kommt noch Hongkong, wo es auch einen deutlichen Anstieg gab. Deutschland ist das Land mit dem größten Wein-Import in der Welt. Die Menge beträgt 15,2 Mio. Hektoliter. 2020 soll in Deutschland ein neues Weingesetz kommen. Es soll Herkunftsprofile schärfen. Es kommt eine stärkere Herkunftsprofilierung.
Wirkungen Alkoholkonsum: Medizinisch ist völliger Alkoholverzicht wohl am gesündesten. Sozial kann Trinken ein effizienter Signalmechanismus sein. Es kann als vertrauensbildende Maßnahme interpretiert werden (Haucap/ Herr, Düsseldorf). Je erfolgreicher Menschen sind, desto trinkfreudiger sind sie. Das gilt besonders für Frauen.
Bier: 2017 wurde in Deutschland so wenig Gerstensaft abgesetzt wie noch nie zuvor. Die Brauereien reagieren darauf mit immer neuen Produkten. Der Export konnte den sinkenden Bierdurst nicht ausgleichen. Einer der Gründe ist die demographische Entwicklung. 2020 gibt es einen Boom bei alkoholfreien Bieren. Die Produktion in Deutschland hat sich binnen zehn Jahren verdoppelt (75 Unternehmen, 4,2 Mio. Hektoliter). Zuerst wird Bier im Gilgamesch - Epos bei den Sumerern erwähnt. Also gibt es schon Bier im 18. Jahrhundert vor Christus in Mesopotamien. Im Epos kommt Bier in Verbindung mit Sex und Brot vor. Später beschreibt Xenophon in seiner Anabasis das Bier. Alltagsgetränk ist das Bier auch bei den alten Ägyptern. Im frühen Mittelalter verbreiten irisch-schottische Mönche die Kunst des Brauens. Die Klosterregel des Heiligen Columban erwähnt um 600 den Konsum von Bier in Klostergemeinschaften. Klöster zahlen meist keine Akzisen und sind den Steuereintreibern ein Dorn im Auge. Mit der Säkularisierung vieler Klöster entstanden weltliche Unternehmen: z. B. die Münchener Paulanerbrauerei (vom 17999 aufgehobenen Paulaner - Kloster). Die meisten Brauereien in den USA waren deutschstämmig: Busch, Annheuser, Stroh, Papst. Durch die Prohibition entstehen hier die alkoholarmen Biere (near beer, Craft-Biere). Vgl. Krauser, Daniel: Das gottgewollte, kühle Helle, in: Rheinpfalz am Sonntag, 13.2.22, S. 19. Bier ist ein energieintensives Produkt. Ist Craft - Bier bald ein Luxusgut? Der Bierkonsum geht seit der Corona-Pandemie zurück.
Whiskey: Die Exporte der USA in die EU brechen 2019 ein. Das ist eine Folge der US-Handelspolitik mit Strafzöllen und Retorsionszöllen. Die Importe aus Schottland könnten bei einem harten Brexit auch stark betroffen sein. Nach dem Handelsabkommen zwischen Japan und der EU hoffen die japanischen Whiskey-Produzenten auf Aufwind. Positive Folgen zeigen sich schon bei Sake (Reiswein).
Kakao: Der Samen des Kakaobaums wird genutzt. Die Pflanze kommt aus Südamerika. Als Columbus Amerika entdeckte, waren die Kakaobohnen dort auch Zahlungsmittel. In der Sprache der Ureinwohner hieß der Stoff Xocoatl, woraus unser Begriff Schokolade entstand. Schokolade schmeckte erst mal nicht, bis man später Honig und Zucker dazu gab. Leider werden in der Kakao-Wirtschaft Millionen Kinder eingesetzt (Ghana, Elfenbeinküste). Die großen "Nachhaltigkeitssiegel" messen das nicht. Kakao wurden schon von den Olmeken in Mexiko genutzt, die flüssige Schokolade schlürften. Das war um mehr als 1000 Jahre vor Christus. Die Azteken und Maya tranken Kakao mit Chili, Wasser und geröstetem Mais. Das Gemisch hatte eine zeremonielle Bedeutung. Papst Gregor XIII. bestimmte im 16. Jahrhundert, dass Kakao in der Fastenzeit erlaubt sei, da es flüssig war. Heute gibt es auch in Expeditionen viel Schoko, wegen der Kalorien. Man versucht auch immer mehr noch gesündere Schokolade zu entwickeln (Algenschokolade, Proteinpralinen). Schokolade bleibt aber ein Genussmittel. Die besten Bohnen kommen heute aus Süd- und Mittelamerika sowie der Karibik. Insofern ist eine "Siegelfixierung" gegen Schokolade aus Westafrika gar nicht notwendig. Ein Virus bedroht 2018 viele Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste. In der Kakao -Ernte und -Produktion werden häufig Kinder eingesetzt. So auch in Ghana. Zusammen mit der Elfenbeinküste werden 60% des weltweiten Kakaos produziert. Andere Anbauländer sind Ecuador, Brasilien, Nigeria, Kamerun, Indonesien, Papua-Neuginea. Ein höherer Kakao-Preis könnte die Kinderarbeit verhindern (gesetzlich verboten, aber nicht durchsetzbar). 2021 ist der Rohstoffpreis relativ niedrig. Er reicht nicht für die Existenzsicherung. 2023 geht der Preis steil nach oben. Grund ist ein zunehmender Verbrauch bei gleichzeitig gedämpften Ernteaussichten in wichtigen Anbauregionen. Die Schokolade ist aber kein Grundnahrungsmittel, sondern orientiert sich am Preis. Vgl. auch WiWo 32/ 4.8.23, S. 8. 2024 ist der Kakaopreis auf astronomischem Niveau (7300 € pro Tonne). Schlechte Ernten (Dürren, Starkregen) treiben den Preis. Doch auch langfristig werden die Kakaoprodukte wohl teurer werden. Vgl. FAZ 13.3.24, S. 23. Der Kakao für Deutschland kommt weitgehend aus Westafrika: Cote d`Ivoire, Ghana, Nigeria. Deutschland ist weltweit der größte Produzent von Kakaoprodukten. Vgl. WiWo 14/ 28.3.24, S. 10. Weltweit der der Vertrieb von Kakaobohnen und -butter über drei Firmen: Callebaut/ Schweiz, Cargill/ USA, Olam/ Singapur.
Kaffee: Die größten Kaffeeunternehmen der Welt sind Nestle/ Schweiz, Starbucks/ USA und JAB/ Reimann/ GB, Deutschland. Der Welt-Kaffee-Markt wird von einem Oligopol beherrscht. 2017 steigen die Kaffeepreise deutlich an. Schuld sind Wettextreme, die Ernten mindern. In Zukunft wird bei zu viel oder zu wenig Regen durch den Klimawandel die Qualität des Kaffees leiden. Im September 2019 sinkt der Preis für Rohkaffee auf 96,07 US-Cent (niedrigster Preis seit 2005). Es gibt weltweit ein Überangebot an Bohnen. Die Kaffee-Bauern sind in Existenzangst. Es gibt keine Extravergütung mehr für Bioware. Im Februar 2023 senken die großen Handelsketten die Preise. Die größten Anbauländer sind Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien, Äthiopien, Uganda, Indien, Honduras, Peru, Mexiko (Rangfolge nach Erntemenge). 2023 werden die meisten Lebensmittel immer teurer (das hält sogar die Inflationsrate hoch). Die Kaffeepreise dagegen sinken deutlich. Was steckt dahinter? 2022 ist Brasilien mit Abstand das wichtigste Herkunftsland mit 422. 000 Tonnen. Es folgen Vietnam, Italien, Peru, Äthiopien, Uganda, Kolumbien, Indien, Indonesien. 2024 kommt Kuba neu auf den Weltmarkt. Lavazza aus Italien will neue Bioplantagen erschließen. Auch 2024 steigt der Absatz, genauso sein Preis. Vor allem in China und Japan wird Kaffee immer beliebter. Dort trinkt man fast genauso viel wie in Europa. Statistisch trinkt jeder Deutsche 3,4 Tassen täglich. Weltweit werden täglich 1,4 Mrd. Tassen Kaffee ausgeschenkt. Als Land stehen die USA an der Spitze. Die zwei dominierenden Sorten sind Coffea arabica und Coffea Robusta. Der Kaffee leidet sehr unter dem Klimawandel. Bedroht sind besonders die Schwerpunktländer Madagaskar und Tansania. Die größten Kaffee-Exporteure sind Brasilien und Vietnam. Beim Kaffeekonsum ist Finnland Spitzenreiter (12,1 Kilogramm pro Kopf und Jahr). In Triest/ Italien gibt es eine Kaffee-Universität der Firma Illy. Es geht um guten Espresso und den richtigen Milchschaum. Durch die Corona-Krise steigt der Kaffeepreis stark an. Deutschland ist Weltmeister im Kaffeerösten. Die deutsche Kaffeeindustrie leidet 2021 unter den Folgen der Havarie am Suezkanal. Bei Melitta kommt noch hinzu, dass Filterkaffee-Maschinen in Shenzhen gefertigt werden und Container fehlen. Die medizinische Wirkung von Kaffee ist umstritten. Positive Wirkung: Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankung, Typ-2-Diabetes und Leberkrebs. Negative Wirkung: Koffein fördert die Ausscheidung von Kalzium (schlecht für die Knochendichte). 2022 ist in Deutschland soviel Kaffee getrunken worden, wie nie zuvor. Er ist das beliebteste Getränk vor Mineralwasser und Bier. Feinschmecker preisen die Kaffeesorte "Kopi Luwak" als exotische Delikatesse. Doch hinter dem teuren Kaffee verbirgt sich Tierquälerei. Denn die Kaffeebohnen müssen von einer Katzenart vorverdaut werden (Schleichkatze, Musang).
Tee: Der Teeverbrauch erreicht 2016 einen neuen Rekord (19.220 Tonnen; 28 Liter pro Kopf). In Deutschland führen die Ostfriesen, in Europa die Briten. Deutschland ist eine wichtige Handelsdrehscheibe. Der meiste Tee wird aus China und Indien importiert. Global ist Tee das beliebteste Getränk der Welt. China ist 2017 wieder das größte Teeanbauland der Welt vor Indien. Dort in Assam ist das größte zusammenhängende Teeanbaugebiet der Welt. Dort wächst Tee auch natürlich, wie sonst nur in Yunnan und Sichuan (China). Die zweite berühmte Teeregion in Indien ist Darjeeling. 2017 wurden weltweit 5,7 Mio. Tonnen Tee produziert. Größter Produzent war China mit 2,5 Mio. Tonnen. Nach Deutschland wurde 2017 Tee aus 63 Ländern importiert. Der meiste kam aus Indien, vor China und Sri Lanka. Der weltweit größte Exporteur ist Kenia. In der Türkei ist Tee Nationalgetränk. Rize ist das Hauptanbaugebiet.
Grobgetreide: Hierzu gehören Gerste, Hirse und Hafer. Sie sind die Nummer eins auf den Feldern der Welt (1329 Mio. Tonnen 2016). Danach kommen Weizen (745 Mio. t) und Reis (484 Mio. t). 2021 steigen die Getreidepreis ein einsame Höhen. Es gibt historische Preisausschläge. Die Preise dürften auf die Verbraucherpreise durchschlagen.
Einjährige Sorten und ausdauernde Arten: Die Pflanzenzucht hat sich über Jahrtausende auf einjährige Sorten konzentriert. In der Natur sind aber ausdauernde Arten viel häufiger. sie könnten die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Dann müsste man aber gegen die Routinen der Agrarindustrie handeln. Mehrjährige Getreidepflanzen haben mehrere Jahre Zeit, um ihr Wurzelwerk auszubilden. Diese Geflechte können Erosionen aufhalten, Symbiosen eingehen und Nährstoffe effizient nutzen.
Weizen: Zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt wird die weltweite Getreideernte nicht reichen, um den weltweiten Bedarf zu decken. Das erwarten sowohl die UN-Welternährungsorganisation FAO als auch der Internationale Getreiderat IGC in London. Im Agrarjahr 2018/19 werden demnach 30 Millionen Tonnen mehr verbraucht als geerntet werden. Ursache ist die letzt - jährige Dürre in weiten Teilen Europas, die einen Rückgang der Getreideernte in der EU und Russland zur Folge hatte. Das letzte globale Getreide-Defizit gab es im Agrarjahr 2012/13 als die US-Farmer unter den Folgen einer mehrjährigen Dürre litten. 2019 war die EU der größte Exporteur von Weizen (33,5 Mio. Tonnen, 18% weltweit). Dann folgt Russland, mit etwa dem gleichen Anteil. Die Nachfrage war auf Rekordniveau. In der EU profitiert Frankreich am meisten. 2021 wird Hartweizen stark teurer. Es droht ein Nudelnotstand. Die Ukraine ist so was wie die Kornkammer der Welt. Nach dem Angriffskrieg der Russen droht ein Notstand. Deutschland kauft ca.50% seines Weizens aus Tschechien. Der Rest kommt aus Deutschland (wir exportieren auch noch). Die Ukraine exportiert 24,5 Mio. Tonnen Weizen jährlich. Noch höher ist der Export von Russland: 33,5 Mio. Tonnen. Die wichtigsten Abnehmerländer sind Ägypten, die Türkei, Bangladesch und Nigeria sowie Jemen. Im März 2022 explodiert der Preis aufgrund des Ukrainekriegs. Bei der Produktion von Weizen führt weltweit China vor Indien und Russland sowie den USA. Einen hohen Anteil am Weizenimport aus der Ukraine haben: Eritrea 47%, Somalia 48%, Madagaskar 24%, Äthiopien 26%. Ägypten importiert 80% seines Weizens aus der Ukraine und Russland. Die EU will den Weizenanbau auf ihrem Gebiet erhöhen. In Deutschland gehen noch 9% des Getreides in die Energieerzeugung oder Treibstoffbeimischung und rund 60% werden an Tiere verfüttert. Die EU will Stilllegungsflächen umwidmen. Im Mai 2022 erlässt Indien einen Exportstopp für Weizen. Als Begründung nennt man die aktuelle Hitzewelle. Das verschärft die Situation auf dem Weltmarkt. Am 16.5.22 erreicht der Preis die Rekordmarke von 455 Euro pro Tonne (vor einem Jahr 200). 20 Mio. Tonnen lagern in der Ukraine, die wegen des Krieges nicht exportiert werden können. Der Seeweg ist von Minen oder der russischen Armee blockiert. Man versucht, Landwege aufzubauen (Bahn, Lastwagen). Die Türkei versucht, Transporte von Odessa aus zu ermöglichen. Die Missernten 2022 in Frankreich, Italien und Spanien aufgrund der Trockenheit durch den Klimawandel verschärfen die Knappheit. Am 22.7.22 können Russland und die Ukraine ein Abkommen über Weizenexporte aus der Ukraine abschließen. 2023/24 dürfte der Weizenertrag in der Ukraine um -21% sinken. Das ist eine Folge des Krieges. Dei Ukraine ist Europas Kornkammer. Durch die Corona-Krise steigt der Weizenpreis stark an.
Hafer: Hafer enthält den Ballaststoff Beta-Glucan, der den Blutzucker und den Cholesterinspiegel senkt und Entzündungen hemmt. Der Verzehr des Korns beugt Diabetes und anderen Zivilisationskrankheiten vor. Im Hafer stecken auch viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Es ist vielleicht das gesündeste Getreide überhaupt. Vgl. NZZ 8.5.24, S. 23.
Hopfen: 2024 überholt Deutschland die USA als Anbauland. Damit hat Deutschland den Spitzenplatz in der Welt. Das größte Anbaugebiet in Deutschland ist die Hallertau in Bayern. Der größte Händler weltweit ist Barth Hass aus Nürnberg.
Hirse: Hirse ist ein Grasgewächs, ursprünglich aus Afrika. Da es glutenfrei und gesund (viele nützliche Bestandteile) ist, erlebt es eine Renaissance und wird sogar von Spitzenköchen wieder entdeckt. Es gibt Hirse-Pfannkuchen, Hirse-Pizza und Hirse-Salat. Das kann eine Chance für die afrikanische Landwirtschaft sein. Die Perlhirse kann im Gegensatz zu Weizen, Mais und Reis auch bei Temperaturen von bis zu 42 Grad und bei größter Trockenheit gute Erträge liefern. Wie sie das macht, ist unklar. Man will das Erbgut erforschen. Hirse ist leicht anzubauen, hat eine kurze Wachstumsperiode und ist dürreresistent. Rispenhirse (Panicum miliaceum) hat einen unschätzbaren Wert für die Welternährung. Im Süden Ägyptens entdeckten Archäologen neben den Überbleibseln einer 8000 Jahre alten Siedlung auch Hirsekörner. Hirse war auch in der Bronzezeit sehr verbreitet (vor 3500 Jahren, schon globalisierte Welt). Man versucht immer mehr, hitzebeständige Hirse zu züchten. Das hat große Bedeutung für den Abbau der Hungersnot in der Welt.
Seegras: Seegras speichert große Mengen Kohlendioxid. Forscher aus Spanien beziffern den ökonomischen Wert dieser Leistung auf zehn Milliarden Euro pro Jahr. Die Pflanzen leiden darunter, dass die Meere sich erwärmen. 2060 könnte deshalb des Gras aus dem Mittelmeer verschwunden sein. In Nord- und Ostsee erholen sich die Bestände wieder langsam. Überall auf der Welt versucht man, Seegraswiesen anzupflanzen.
Soja: Soja rechnet zur Ölsaat (wie Raps, Sonnenblume). Soja ist heute als Grundstoff in vielen Nahrungsmittelprodukten. So in Schokolade und anderen Milch- und Eierprodukten. Die Sojabohne ist auch für die Massentierhaltung unerlässlich. Andererseits werden durch ihren expansiven Anbau die Regenwälder gefährdet. Im 19. Jahrhundert gelangte die Sojabohne erstmals von Ostasien nach den USA. Soja verbessert die Fruchtfolgen des Bodens und lässt die Erntmengen explodieren. Heute führen bei dem Anbau der Pflanze Brasilien und die USA. China, die Wiege der Pflanze, ist heute der größte Importeur. 2017 lehnt die EU die Einfuhr von Gen verändertem Soja ab. Die Bundesanstalt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit findet 2018 heraus, dass Soja-Produkte kaum mit Schimmelpilzen belastet sind, aber häufiger mit Schwermetallen. 2019 suchen die USA dringend Abnehmer, seit China Soja-Importe mit 25% Importzöllen belegt. Im 1. Quartal 2019 brechen die Soja-Exporte der USA um 80% ein. Die Soja-Bauern gehörten zu den Wählern von Trump. Die EU könnte den Biokraftstoffmarkt öffnen und Soja als nachhaltig anerkennen. Im September 2019 entscheidet der europäische Gerichtshof, dass ein Verbot von Gen-Sojabohnen aus den USA (resistent gegen Insekten und Unkrautvernichtungsmittel) für die EU nicht möglich ist. In vielen Ländern werden Wälder gerodet, um Soja anzubauen. so in Brasilien, Kolumbien, Peru (Amazonasregenwald). Besonders schädlich ist Soja aus Brasilien. Der Regenwald wird gerodet und er Transport setzt Treibhausgase frei. Vor allem die EU importiert von dort. In den letzten 15 Jahren (ab 2020 rückwärts) hat die weltweite Anbaufläche um ein Drittel zugenommen. Seit 2016 hat sich die Fläche in Deutschland verdoppelt. Eine der Hauptursache ist die Zunahme des Fleischkonsums (Tierfütterung). In einigen Ländern wird daraus auch Bioethanol gemacht (Brasilien). Von Januar 2020 bis Mai 2021 steigt der Preis für Sojabohnen um +64,1%. Die EU will illegal angebautes Soja (Zerstörung von Wäldern!) künftig verbieten. Der Import soll überwacht werden. Soja wird in starkem Maße auch zu Öl verarbeitet. Aber noch nicht mal Deutschland allein schafft Gegenmaßnahmen. Seit Jahren wollen Supermarktketten auf Soja verzichten aber kaum etwas ändert sich. Hühner und Schweine in Deutschland fressen Soja, für das im brasilianischen Amazonas-Gebiet Wald gerodet wird.
Erbsen: Sie spielen beim Züchtungspionier Gregor Mendel eine große Rolle. Er stellte seine Thesen 1865 vor dem Natur forschenden Verein zu Brünn auf. Zunächst hielt man sie für belanglos. ("Meine Zeit wird schon noch kommen", Mendel). Pünktlich zum 200.Geburtstag 2022 erlebt die Hülsenfrucht ihr großes Comeback als Basis für nachhaltige Ernährung. Vgl. Grefe, Christiane: Erbsen zählen, in: Die Zeit Nr. 29/ 14. Juli 2022, S. 33.
Spargel: In Deutschland wird immer weniger Spargel angebaut. Die Landwirte klagen über steigende Lohnkosten und Konkurrenz durch Billigspargel aus dem Ausland. 2018 wurden noch 133.000 Tonnen angebaut. 2022 gab es noch 110.300 Tonnen. 1465 Betriebe sind 2022 noch übrig geblieben. Spargel führt aber immer noch bei der Anbaufläche von Gemüse (21.300 Hektar 2022) vor Zwiebeln, Möhren, Weißkohl und Kürbissen. Vgl. WiWo 20/ 12.5.23, S. 8. Saisonal und regional: Weißer Spargel könnte besonders nachhaltig sein. doch je nachdem, wie man ihn anbaut, kauft und zubereitet, kann sich das ändern. Vgl. Die Zeit 19/ 2.5.24, S. 31. Weltweit am höchsten ist dei Spargelproduktion in China (7300000 Tonnen). Dann folgen Peru und Mexiko. Deutschland ist an vierter Stelle. 2023 gibt es in Deutschland noch 1440 Betriebe. Vgl. WiWo 20/10.5.2024, S. 10.
Jackfrucht: Größte Baumfrucht der Welt, wächst in den Tropen. Für Vegetarier eine Alternative zu Tofu und anderen Sojavarianten. Sie ermöglicht eine Vielzahl herzhafter Gerichte. Sie ist kalorienarm und ballaststoffreich. Für die Kleinbauern in Asien bietet der ökologische Anbau eine neue Einnahmequelle.
Reisanbau, hier geernteter Reis, im Mai Chau-Tal in Nord-Vietnam in den Bergen. Man sieht ein Stelzenhaus, das einige Minderheiten benutzen. Hauptreisanbaugebiet ist allerdings das Mekong-Delta, wo man viermal im Jahr ernten kann. Vietnam ist der fünftgrößte Reisproduzent der Erde und der drittgrößte Exporteur. In Vietnam werden allein 1600 Sorten angebaut. Die traditionelle Anbautechnik besteht aus halbhohen Dämmen, wobei das Feld mittels Wasserbüffeln gepflügt wird. Die Reiskörner werden in großflächigen Saatbeeten vorgezogen und nach etwa drei Wochen per Hand vereinzelt. Nach etwa einem Monat werden die jungen Reispflanzen wiederum per Hand in die kniehoch gefluteten Felder umgesetzt. Nach drei bis vier Monaten lässt man das Wasser wieder ablaufen, Nach ein paar Tagen Trocknung werden die Ähren büschelweise abgeschnitten.. Die Wasserkanäle sind öffentliches Eigentum und müssen in Form von Steuern bezahlt werden. Privateigentum gibt es in Vietnam eigentlich nicht, sondern ein Nutzungsrecht (vergleichbar der Erbpacht, wie in China). Mit dieser Institution 1987 begann der Aufstieg. Bei Privatparzellen sind die Menschen hoch motiviert. In den nächsten Jahren rechnen Experten mit einer Verminderung der Reisernte: Durch die Erderwärmung (steigende Temperaturen, Wasserknappheit, Kohlendioxidgehalte) könnte die Ernte um 15 bis 40% einbrechen. Der Reis nimmt auch immer mehr giftiges Arsen auf (kommt in Asien im Grundwasser vor, Reis nimmt mehr auf, verminderte Erträge). Aber auch China baut eine Reihe von Staudämmen und Umleitungen in Tibet im Quellgebiet, so dass weniger Wasser in Vietnam ankommt. Das kann dramatische Folgen für Vietnam haben, vor allem für das Mekong-Delta (es ist das fruchtbarste Gebiet in Vietnam; Reiskammer mit vier Ernten pro Jahr).
Reis: Grundnahrungsmittel in Asien. Dort ist Reis auch ein wichtiger Bestandteil von internationalen Handelsabkommen. Der Anbau im eigenen Land soll geschützt werden (z. B. in Japan). Die Qualität von Reis ändert sich dramatisch im Klimawandel. Die gesunden Inhaltsstoffe nehmen z. B. durch den CO2-Ausstoß ab. Schon 4000 vor Christus begannen die ersten Bauern in Südchina, Nutzpflanzen wie z. B. Reis zu kultivieren . Der Mensch griff damit schon massiv in die Natur ein (Quelle: Studie des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften der Uni Bremen 2018). Reis spielt auch eine immer größere Rolle bei Milchalternativen: Der Milchersatz schneidet beim Wasserverbrauch aber deutlich schlechter ab. 2023 steigt der Reispreis. Indien hat ein Exportverbot für bestimmte Reissorten erlassen (Basma- und Basmati-Reis). Im August 23 kommt ein Exportstopp für alle Sorten. 2018 gibt es weltweit eine verbreitete Initiative zum Schutz gegen den Klimawandel bei Reis. Millionen von Menschen gehen auf die Straße in Thailand, Kolumbien und anderen Ländern. Bangladesch ist kurz davor, als erstes Land der Welt den kommerziellen Anbau von "goldenem Reis" zu erlauben. Es ist eine gentechnisch veränderte Sorte mit besonders viel Provitamin A.
Mais: Die Heimat der Pflanze ist Mexiko. Ursprünglich entwickelte er sich aus dem Wildgras Teosinte. Als Kolumbus 1492 Kuba und Haiti entdeckte, fiel ihm die Maispflanze auf. Mais ist vielseitig wie kein anderes Getreide. Für viele Menschen auf der Welt ist er ein wichtiges Grundnahrungsmittel (Öl, Stärke, Cornflakes, Grieß, Popcorn, Zusatzstoffe). Sogar zur Herstellung von Papier und Kleidung kann man ihn verwenden. 2022 droht eine Krise: Der Produzent Ukraine könnte ausfallen. Bei der weltweiten Produktion von Mais führen die USA vor China, Brasilien und Argentinien. Danach kommt erst die Ukraine Mais wird häufig auch als Energiepflanze verwendet. So stellt man daraus Bioethanol her oder benutzt es in Biogasanlagen. 2023/24 sinkt die Ernte der Ukraine um -19% (Krieg). Das nahrhafte Getreide war das Grundnahrungsmittel der Mayas. Sie nannten es die Gnade der Götter. El Mirador war die Zentrale des Reiches. Aber es ist nie ein Großreich entstanden, immer nur einzelne Zentren. El Mirador geht wohl im 2. Jahrhundert unter, weil mit einer wachsenden Bevölkerung Böden und Wälder der Umgebung überstrapaziert wurden. Andere Großreiche, wie die Inkas und Azteken, entstehen. Sie ereilt die gleiche Katastrophe: die Ankunft der Europäer. Der Maispreis korreliert mit dem Benzin-Preis. Sinkt der Preis für Benzin, dann sinkt auch der Maispreis (aus Mais wird oft Bio-Ethanol hergestellt. Das gleiche gilt für Zucker. Hier sind die Zuckerrohrbauern in Indien und Brasilien betroffen. Im ersten Halbjahr 2021 steigt der Mais-Preis um +40%.
Raps: 2019 geht der Rapsanbau in Deutschland stark zurück. Raps wird hauptsächlich als nachwachsender Rohstoff angebaut. In Deutschland wurde daraus auch Bioethanol gewonnen. Die andere Verwendung ist Speiseöl. Führend bei der Verarbeitung von Raps zu Biokraftstoff und Speiseöl ist in der Welt Brasilien. 2021 ist der Preis stark gestiegen (660,5 € je Tonne im November 21)., Weil Düngemittel teurer werden, Energie auch und Materialengpässe 2021 bestehen, dürfte 2022 der Preis weiter ansteigen. So kommt es auch. Der Preis für Rapsöl steigt auf fast 200 $ pro Tonne 2022.
Quinoa: Wird auch "Inka-Korn" genannt. Sie wurde ursprünglich vor allem im Hochland von Bolivien angebaut (von Hand gesät und geerntet; Challapata Zentrum). 2017 zerfällt der Preis rapide. Die weltweite Nachfrage war drastisch gestiegen (Gesundheit, hoher Nährwert), so dass das Getreide auch von Peru, Indien, China und den USA angebaut wird.
Patente bei Getreide (Saatgut): Die EU lässt das zum Glück nicht zu im Gegensatz von den Patentämtern anderer Länder (USA). Durch eine Hintertür versuchen Konzerne wie Monsanto (Bayer), solche Patente zu erlangen. Als Vorbild gilt Braugerste, die für Calsberg und Heiniken patentiert wurde. 2016 wurden bei der EPA 110 Patente auf Pflanzen beantragt. Vor allem ein Biopatentverbot wäre notwendig. Norwegen besitzt die weltgrößte Saatgut-Samenbank. Es ist die Svalbard Global Seed Vault. Sie hat vier Millionen Samenproben.
Zucker galt mal als krisenfestes Produkt. Doch immer mehr Menschen reduzieren den Verbrauch. Das hat Folgen für Hersteller, Händler und Bauern. Zuckerersatzstoffe sind womöglich schädlich. Im Sommer 2022 steigt auch der Zuckerpreis deutlich. Die Kosten für Zuckerrübenanbau und auch für Zuckerrohr sind gestiegen.
Zuckerrohr: Ursprünglich aus Südostasien (vor allem Indien). Heute auch verbreitet auf Kuba und in Brasilien. Christopher Kolumbus bracht Setzlinge dorthin, weil das Klima in Europa zu rau war. Aus dem Grundstoff wird Zucker hergestellt, auch Rum (aus dem Abfallprodukt Melasse). Die erste große Krise erlebte die Zuckerrohrproduktion Ende des achtzehnten Jahrhunderts durch die Abschaffung der Sklaverei und später durch die Kontinentalsperre von Napoleon I. Im zwanzigsten Jahrhundert litt die Produktion durch Subventionen von Zuckerrüben in Europa (wurden auf Druck der WTO abgeschafft). Sinkt der Preis für Benzin, dann sinkt auch der Maispreis (aus Mais wird oft Bio-Ethanol hergestellt. Das gleiche gilt für Zucker. Hier sind die Zuckerrohrbauern in Indien und Brasilien betroffen.
Zuckerrüben: Sie werden in der Regel in den Raffinerien der Zuckerfirmen (z. B. Südzucker) verarbeitet. In der Regel haben die Zuckerfirmen Töchter (z. B. Crop Energy), die auch Bioethanol herstellen, der dem Benzin beigemischt wird. Die Probleme im Zuckerrüben-Anbau der Pfalz werden immer größer. Klimawandel, Wassermangel und eine Zunahme von Schädlingen bedrohen die Bauern. Man will, dass verbotene Bekämpfungsmittel vorübergehend zugelassen werden. Man braucht die Mittel gegen das Vergilbungsvirus, das die grüne Pfirsichblattlaus überträgt. Es kann 50% der Rübenernte vernichten. Deutschland hat 6 große Anbaugebiete. 57.000 Beschäftigte hat die deutsche Süßwarenindustrie. Es ist 2021 unklar, ob es zum Fall der Zuckerrübe kommt. 2019 fällt die Ernte in Deutschland relativ gering aus.
Bananen: In Deutschland ist sie das zweit beliebteste Obst nach dem Apfel. Die Tropenfrucht reift in der Regel erst nach dem Transport in Deutschland. Dafür gibt es eigens Reifereien (wie z. B. Borna). Die EU hat eine Bananenverordnung. Danach sind ehemalige Kolonien von Mitgliedsländern der EU (Frankreich, GB) bevorzugt. In einem der Hauptexportländer nach Deutschland und Europa, in Kolumbien, breitet sich der Schädlingspilz TR4 aus. Er richtet große Schäden an. Die Sorten müssten vielfältiger werden (nicht nur Cavendish). Größtes Exportland von Bananen in die EU ist Ecuador. Hinter Kolumbien kommt Costa Rica. Die EU produziert auch selbst Bananen: in Spanien, Portugal und Franreich (Übersee). Indien (liegt mit 30,8 Mio. t beim Anbau vorne), China (11,2 Mio. t) und Angola sind auch große Anbauländer. Sie produzieren aber ganz überwiegend für den eigenen Markt. Die Banane ist krumm, weil sie der Sonne entgegen wächst. Sie wächst in neuen Monaten heran. Die Bananen werden gespritzt (gegen Pilze; es gibt Nebenwirkungen: verseuchtes Grundwasser, Fischsterben in Flüssen). Nach dem Schälen sollte man sich die Hände waschen. Drei Künstler beschäftigten sich mit der Banane: Josephine Baker, Andy Warhol und Maurizio Cattelan (Art Basel). Der Klimawandel bedroht viele Länder des Südens. Damit könnte die Banane bald zu einem Luxusgut werden.
Avocado: Der weltgrößte Produzent ist Mexiko. Im Februar 2022 erlassen die USA, der größte Importeur, einen Lieferstopp. Grund ist eine Gewaltwelle. Die Kartelle und Banden bedrohen US-Importeure von Avocados. Weitere wichtige Exporteuere sind Kolumbien, Dominikanische Republik, Peru, Indonesien. Für den Anbau braucht man große Mengen Wasser. Dei Anbaufläche hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Es gibt weltweit 400 Sorten. Vgl. Die Zeit Nr. 25/ 15. Juni 2022, S. 48.
Äpfel: Äpfel haben eine große Tradition in Deutschland. Es gibt zahllose Sorten (Braeburn, Boskop u. a.). Pink Lady ist die erste Sorte, die weltweit zu einem Markenprodukt gemacht wurde. Wer sie anbaut, unterwirft sich totaler Kontrolle. Der nationale Obstbauernverband Apple und Pear Australia Ltd. haben die Rechte. Standards müssen eingehalten werden. Werden sie nicht eingehalten, kann man bis zu 90% weniger Geld verdienen.
Zitrone: Vor 100 Jahren stammten fast alle weltweit konsumierten Zitronen aus Italien. später entdeckten Spanien und die Türkei den Markt. Heute, 2022, muss das Land ein Viertel seines Bedarfs mit Importware decken. 40% der Anbaufläche verschwanden. 7 Sorten tragen das IGP - Siegel. Von allen Zitronen-Sorten gilt die Amalfi - Zitrone als die aromatischste. die älteste Sorte ist die "Femminella" aus Gargano. Die Nachbehandlung von Zitronen mit Wachs und anderen Stoffen ist umstritten (beim IGP-Siegel verboten).
Erdbeeren: Bei Erdbeergärten werden die Anforderungen an Wasser immer größer. Es drohen Wasserkriege. Dramatisch ist die Lage im Süden Spaniens. Die Bewässerung der Plantagen bedroht mittlerweile den weltberühmten Nationalpark Donana. Das Wasser wird entzogen. Der Anbau von Erdbeeren ist sehr wasserintensiv. Man rechnet mit zwei Wannen Wasser pro Kilogramm Erdbeeren. 110.00 Tonnen wurden 2023 nach Deutschland importiert. Dei meisten kamen aus Spanien. Außer Wasserverbrauch belasten auch lange Transportwege und aufwendige Verpackung die Umwelt stark. Dei frühen Erdbeeren sind auch nicht so gesund. Ab Mai gibt es heimische Ware.
Cashew: Ist eine Nuss. Der Cashew-Baum ist eine immergrüne Baumart. Er gehört zu den genügsamsten Baumarten überhaupt. Er wächst in Brasilien, Afrika und Indien. Aus den Schalen der Nuss werden in der Industrie verschiedene Produkte gemacht. Die Frucht enthält Magnesium, Kalium und Phosphor sowie Folsäure und Eisen. Cashew ist eine große Hoffnung Afrikas. 55 Prozent der weltweiten Produktion liegt hier (2% in Ghana). Der Anbau wird von ComCashew gefördert (GIZ, Bill und Melinda Gates Stiftung, SAP).
Haselnüsse: Der größte Exporteur ist die Türkei. Auf den Plantagen werden Tagelöhner eingesetzt. Der Lohn sinkt real durch die hohe Inflation der Türkei.
Erdnüsse: Im Rahmen des Klimawandels laufen auch Projekte in Deutschland. Die Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern/ Ruhstorf macht mit. Auch im Landkreis Passau experimentiert man mit Erdnüssen.
Orangen: Im Sommer 2022 zettelt die EU einen Orangenkrieg an. Die EU-Kommission verschärft die Importbestimmungen (Motten-Problem). In Südafrikas Zitrus - Farmen droht die Vernichtung von Orangen im Wert von 40 Mio.€. Es ist ein Konflikt zwischen Südafrika und der EU. Zitrusfarmer in Italien und Spanien haben steigende Produktionskosten (Mangel an Arbeitskräften).
Vanille: Echte Vanille, die so genannte Bourbon - Vanille, kommt aus den Gebieten Madagaskar, La Reunion oder den Komoren. Schlechter ist die Tahiti-Vanille aus Papua-Neuginea. Ihr Aroma ist nicht so gut. In der Lebensmittelindustrie werden überwiegend künstliche Vanillearomen eingesetzt. Im Sommer 2018 gibt es einen Engpass bei Vanille. Bei der Lieferung aus Madagaskar gibt es Engpässe. Das Angebot ist knapp. Der Weltmarktpreis für die Königin der Gewürze steigt. Das lockt auch Diebe an. 2020 gibt es Entspannung an der Preisfront. In Madagaskar gibt es sinkende Preise. Reunion gehört noch zu Frankreich, so dass auch die EU die Pflanze hat. Jede Blüte der Vanille-Orchidee muss individuell bestäubt werden.
Palmöl: Die Ölpalme ist die effizienteste Ölpflanze der Welt - und damit extrem billig. Auch die Konsistenz ist gefragt. Malaysia und Indonesien sind mit mehr als 85% der Weltproduktion die wichtigsten Anbauländer. Gerade auf Sumatra sieht man die Auswüchse des Booms am deutlichsten. Das Produkt steckt heute in fast jedem zweiten Supermarktprodukt. Das EU-Parlament hat Anfang 2018 entschieden, ab 2021 kein Palmöl mehr für europäischen Bio-Diesel zuzulassen. Die asiatischen Exportstaaten protestieren und drohen mit Importverboten. Bisher werden 51% der Weltproduktion in Kraftstoff verarbeitet. Zwei Drittel gehen in Nahrungsmittel, auch Futter. Die EU will künftig illegal gewonnenes Palmöl beim Import verbieten. Die größten Palmölproduzenten der Welt sind in der Rangfolge: Indonesien (42,5 Mio. Tonnen), Malaysia (19,0), Thailand, Kolumbien, Nigeria, Guatemala, Honduras, Papua-Neugenea. 2020 kostete die Tonne 621 $, 2022 1813 $. Die Zustände auf den Plantagen in Indonesien werden immer wieder kritisiert. Die Löhne sind gering, Pestizide werden ohne Schutzkleidung eingesetzt. Unser Konsum hat über Jahrzehnte das Artensterben und den Klimawandel mit verursacht, jedenfalls bei Palmöl. Kosmetik, Tiefkühlkost, Fertigprodukte, Backwaren, Schokolade enthalten Palmöl.
Olivenbaum: Er ist einer der ältesten Nutz- und Kulturpflanzen. Spanische Wissenschaftler konnten 2016 das Erbgut entschlüsseln. Vielleicht kann man so raus finden, was den Baum so langlebig macht (mache Exemplare werden Tausende Jahre alt). In vielen Regionen ist der Olivenbaum durch das Bakterium Xylella fastidiosa bedroht. Es verursacht Baumsterben. Die Krankheit bedroht insbesondere Bäume in Italien und Griechenland. Die Ernte 2018/19 in Italien beträgt nur noch 7,7%-Anteil der EU (1990 25,5%). In Griechenland beträgt das Verhältnis (8,2% 2018/19) gegenüber 17,4% 1990. In die Lücke in der EU konnte Spanien springen (Erhöhung des Anteils von 54% 1990 auf 79% 2018/19). Der Olivenbaum spendet Früchte und Öl. Der Ölzweig gilt als Friedenszeichen und Siegerpreis. Mit sieben bis acht Jahren beginnt der Baum zu blühen. Den Griechen war der Olivenbaum heilig. Die Salbung eines Gastes war früher den Mittelmeervölkern eine Geste der Zuneigung und Liebe. Mit seinem Öl wird die Gastfreundschaft in die Welt getragen. Das größte Olivenanbaugebiet der Welt ist die Provinz Jaen in Spanien. Dort fällt 2023 immer weniger Regen. Die vertrockneten Plantagen lassen die Preise für Olivenöl stark steigen. 2023 steigen die Preise für Olivenöl überall an, weil es knapp ist. Die Preise steigen in Italien, Griechenland und Spanien.
Sonnenblumenkerne und Sonneblumenöl: Hauptproduzent in der Welt ist die Ukraine. Deshalb steigt im Ukraine-Krieg der Preis stark an. Es wird auch stark gehortet. Vor der Ukrainekrieg lag der Preis pro Tonne zwischen 300 und 450 Euro. Im Krieg steigt der Preis auf 900 €. Aus den Kernen wird hauptsächlich Öl hergestellt. Deutschland hat einen eigenen Anbau, insbesondere in Brandenburg. 2023 gibt es auch einen Sonnenblumen-Boom in der Pfalz. Die Anbau-Fläche wurde seit dem Ukraine-Krieg verdoppelt. Die Preise sind weiterhin hoch.
Tulpe: Zierpflanze. Schnittblume. Sie kommt ursprünglich aus Zentralasien (9. Jahrhundert). Im Osmanischen Reich unter Süleyman I. (1495-1566) galt die Tulpe als sehr edle Pflanze. Die Tulpenzwiebel wurde zum Statussymbol. Zum Symbol wurde die Tulpe in den Niederlanden, vor allem Leiden. In vielen Jahren wurden die Tulpenzwiebeln dort kultiviert und Hunderte von Sorten gezüchtet. Es entstand ein Tulpenboom. Die Tulpe wurde zum Spekulationsobjekt. Es entstanden Kontrakte und Termingeschäfte. Massenhafte Termingeschäfte führten in 17. Jahrhundert zur ersten Spekulationsblase der Finanzgeschichte ("Tulpenfieber").
Rauschgift als Medizin (Cannabis, Marihuana, Haschisch): Lange wurde in den USA Heroin als Medizin verschrieben. Erst das Verbot machte daraus für die Mafia ein großes Geschäft. Die Cannabis-Freigabe in den USA und in Deutschland 2017 macht aus Hanf unter bestimmten Umständen wieder Medizin (Betäubungsmittelgesetz). Erwiesen ist die positive Wirkung von Cannabis auf das Gedächtnis. Das könnte bei der Behandlung von Demenz helfen. Europas Cannabis stammt zum großen Teil aus Albanien und Griechenland. 2018 legalisiert Kanada Cannabis. In Italien ist die Rechtslage unklar, so dass der offene Handel gefördert wird. Libanon diskutiert 2019 die Legalisierung von Cannabis-Anbau für medizinische Zwecke. Der Gewinn soll Bauern und der Staatskasse zugute kommen. Seit Cannabis in den USA in immer mehr Bundesstaaten legal ist, hat sich ein florierender Markt entwickelt. So stieg die Zahl der Jobs in der Cannabis-Brache 2018 um 44% an, auf über 211.000. Damit ist sie die derzeit schnellstwachsende Brache in den USA. Im Jahre 2018 legte der legale Marihuana-Umsatz um 34% auf 10,8 Mrd. $ zu. Quelle: Special Report: Cannabis Jobs Count, Leafly, März 2019. Auch in Deutschland bringt Cannabis dem Staat schon Millionen ein (13,3 Mio. € Umsatzsteuer 2018). 60% aller Verstöße gegen das deutsche Betäubungsmittelgesetz betreffen Cannabis. Man müsste dringend andere Wege gehen in der deutschen Drogenpolitik. Seit Kanada 2018 den Cannabiskonsum legalisierte, ist das Angebot weltweit zu hoch. Die kanadischen Hersteller produzieren auf Halde. 2020 gibt es eine Diskussion über die Sicherheit von Hanfprodukten. Sie werden immer mehr in Nahrungsergänzungsmitteln angeboten (Tropfen, Kaugummi, Tee). Der THC-Gehalt ist oft zu hoch. Es entsteht ein richtiger "grüner Goldrausch": Marihuana-Biere, Gesichtscremes, Tees usw. Bis 2025 soll der legale Cannabis-Markt 166 Milliarden Dollar wert sein. Mexiko will Cannabis 2021 legalisieren. Man hofft auf einen grünen Boom und ein Abschwächen der Rauschgiftkriminalität. Der ökologische Fußabdruck von Cannabis ist katastrophal: hoher Strom- und Erdgasverbrauch ("Klimakiller"). Gesundheitsminister Spahn ist im Oktober 2021 gegen die Legalisierung von Cannabis (Beimischung von Heroin). Lauterbach ist dafür (kontrollierte Abgabe als Medizin). Der Staat könnte erheblich profitieren: Milliardeneinsparungen für die Justiz, Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten, hohe Einnahmen für den Staat. Die Ampel-Koalition soll sich im November 21 auf eine Legalisierung zu Genusszwecken geeinigt haben. Bei den Konsequenzen sind sich die Ärzte nicht einig. Viele empfehlen den Portugiesischen Weg als Vorbild. Die Legalisierung soll 2022 noch dauern. Die Priorität liegt beim Kampf gegen die Pandemie. Vgl. auch: Haukamp, Justus/ Knoke, Leon: Warum und wie die Liberalisierung des Cannabismarktes in Deutschland erfolgen sollte, in: Wirtschaftsdienst Heft 1/ 2022, S. 32-39. Die Autoren bringen Argumente für eine Legalisierung.. Ebenso Vorschläge für einen Regulierungsrahmen. Priorität sehen sie für den Jugend- und Gesundheitsschutz. Die Legalisierung würde in Deutschland einen neuen Wirtschaftszweig entstehen lassen. Allein für den Fiskus könnte das 4,7 Mrd. € bringen. Es müsste eine staatliche Begleitung vom Anbau bis zum Handel geben. 2022 laufen die Vorbereitungen für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis. Es erfolgen Expertenanhörungen und Einbeziehung des Drogenbeauftragen. Lauterbach legt Anfang Oktober 22 die Eckpunkte zur geplanten Legalisierung vor. Erwachsene sollen künftig Cannabis kaufen, besitzen und konsumieren dürfen (20 bis 30 Gramm bei Erwachsenen). Im März 2023 sind die Gutachter uneinig über die Legalisierung (Machbarkeit). Die Legalisierung soll erst in Modellregionen kommen. Damit fallen die Cannabis - Pläne kleiner aus. Um EU-Recht zu wahren, dürfen nur spezielle Vereine das Rauschmittel an Mitglieder abgeben. Trotzdem gibt es massive Kritik an der Freigabe (Ärzte, Apotheker, Polizeigewerkschaft). Die Justiz spart bei der Cannabis-Freigabe mehr als eine Milliarde Euro ein. 2023 kommt ein Entwurf für ein Cannabisgesetz (CanG). Es hat 161 Seiten. Es gibt viel Kritik. Z. B. Deutscher Richterbund: extrem kleinteilig, mehr Kontrollaufwand, neue Streitfragen, zusätzliche Verfahren bei den Gerichten. Die Zusammenfassung lautet "Kiffen nach Vorschrift". Vgl. Diehl, Jörg u. a.: Die Tütenwende, in: Der Spiegel 33/ 12.8.23, S. 10ff. Im September 2023 gibt es Zoff: Lauterbach meint die Zustimmung der Länder nicht zu brauchen. Die sehen das anders und wollen inhaltliche Änderungen. Am 27.11.23 einigt sich die Koalition auf die Cannabis-Legalisierung. Doch dann steht sie wieder auf der Kippe: In der SPD gibt es Warnungen vor einem "unkontrollierten Privatmarkt". Schließlich findet die Ampel am 2.2.24 doch einen Kompromiss. Am 23.2.24 beschließt der Bundestag die kontrollierte Freigabe ab April 24. Viele setzen jetzt auf Cannabis als Medizinprodukt, denn einen Freizeitmarkt wird es vorerst nicht geben. Der UN-Drogenkontrollrat kritisiert die Cannabis-Freigabe. Im März 2024 billigt der Bundesrat die teilweise Legalisierung. Cannabis-Konsum ist ab April legal. Der Cannabis-Konsum hat in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren stetig zugenommen (2021 4,5 Mio. 8,8%). Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Im Juni 2024 wird ein THC-Grenzwert im Straßenverkehr festgelegt. Ab Mitte des Jahres 2024 können Cannabis-Anbauvereine starten. Beim Pro-Kopf-Konsum führt in Europa Dänemark vor Italien. In Italien kippt 2022 das Verfassungsgericht ein Referendum über privaten Cannabis-Anbau. Die Befürworter argumentierten auch mit Schwächung der Mafia.
Drogen/ Rauschgift: 2017 kommt es zu einer Kokain-Schwemme. Allein im Hamburger Hafen werden 3,8 t gefunden (Marktwert 800 Mio. €). In Süd-Amerika wird mehr Koka angebaut, vor allem in Kolumbien. Die Verarbeitungstechniken haben sich verbessert. Man hofft darauf, dass das Angebot sich eine Nachfrage schafft (Say´sche Theorem). In Südamerika, aber auch einzelnen Ländern anderer Kontinente, wird Rauschgift als Alternative zu Monokulturen angebaut (Kaffee, z.B. wenn der Weltmarktpreis unten ist). Weltweit werden 2018 1723 Tonnen Kokain (100% Reinheitsgrad) produziert. Das ist gegenüber 2014 eine Steigerung von +98% (869 Tonnen 2014). Die wichtigsten Anbauländer sind Kolumbien, Peru und Bolivien. Quelle: World Drug Report Juni 2020. 2021 nimmt der Drogenhandel im Internet stark zu. Durch Schließung von Clubs und Diskotheken in der Corona-Pandemie brach der Absatzmarkt teilweise weg. 2024 kommt es zu einem Rekordfund an Kokain. Es sind 3,5 Tonnen mit einem Straßenverkaufswert von 2,6 Mrd. €. Das meiste wird im Hamburger Hafen gefunden.
Ökonomische Beurteilung zu Cannabis: " Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zur Legalisierung des „kontrollierten Umgangs mit Cannabis“ vorgelegt. Das Gesetz regelt die Zulassung des privaten Konsums mit privatem Eigenanbau und in Form von Anbauvereinigungen. Ein weiterer Gesetzentwurf soll bis Jahresende folgen und einen Rahmen für die staatlich kontrollierte Produktion, den Vertrieb und die Abgabe von Marihuana in Fachgeschäften setzen. Mit welchen Wirkungen hinsichtlich des Cannabiskonsums ist zu rechnen? Welche empirischen Belege gibt es, die dafür herangezogen werden können? Wovon wird es abhängig sein, ob die mit dem Gesetz angestrebten Ziele erreicht werden können?" Siehe Beck, Hanno/ Prinz, Aloys: Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland, in: Wirtschaftsdienst 2/ 2024, s. 128-135.
Fentanyl: Synthetisches Opiat. Es hat in den USA eine verheerende Drogenepidemie ausgelöst. Dei Vorprodukte stammen oft aus China. Xi und Biden vereinbaren bei ihrem Treffen in San Francisco 2023, härter dagegen vorzugehen. Die Opiumproduktion bricht 2023 in Afghanistan um 80% gegenüber dem Vorjahr ein. Dei Absatzkanäle sind weg gebrochen. In den USA und Europa springt Fentanyl in die Bresche. Das ist ein hochpotentes Opiat, das im Labor hergestellt wird. Es ist 50mal wirksamer als Heroin.
Zigaretten: Sie haben sich zu einem weltweiten Umweltproblem entwickelt. Wegen des Tabaks werden ganze Wälder abgeholzt. Es werden auch Unmengen Spritzmittel eingesetzt. Ca. 750.000 Tonnen Filter landen irgendwo in der Natur - ein kaum verrottbarer Plastikberg.
Tabak: Die Pfalz setzt seit dem Wegfall der Subventionen auf Bio-Tabak. Dafür können höhere Preise erzielt werden. Große Abnehmer sind Ägypten und Jordanien für Tabak in Wasserpfeifen. Rund 70% gehen in diese Schiene. Die Shishas haben das Tabakgeschäft in Deutschland belebt. 2018 landen schon 96% des deutschen Tabaks in diesen Pfeifen. Deutschland hat 2000 Hektar und produziert im Schnitt 5000 Tonnen Tabak. Früher gab es 6000 Tabakbauern in Deutschland, heute ist die Zahl stark geschrumpft. In der Tabakernte müssen viele Ernthelfer eingesetzt werden. 2019 gehen die Steuereinnahmen bei Tabak in Deutschland zurück.
Baumwolle: Die Baumwolle wird meistens in großen Plantagen angebaut. In den USA ist der Anbau eng verbunden mit der Geschichte der Sklaverei. In jüngster Zeit gibt es immer mehr Bewegungen für ökologischen Baumwollanbau. Das "Baumwollimperium" spielte eine Schlüsselrolle bei der Sklavenbausbeutung. Die Briten und Kontinentaleuropa konnten zwischen 1750 und 1860 die Kontrolle über die weltweite Textilproduktion übernehmen. Die Hälfte der afrikanischen Sklaven, die zwischen 1492 und 1888 über den Atlantik verschleppt wurden, erteilte dieses Schicksal in der Zeit von 1780 bis 1860. Bis zu den 1780er und 1790er Jahren waren die Antillen und Saint-Domingue die Hauptproduzenten von Baumwolle. Nach dem Zusammenbruch der Plantagenwirtschaft auf Saint-Domingue im Gefolge des Sklavenaufstands von 1791 wurden sie von die Südstaaten der USA abgelöst. Dort war die natürliche Fortpflanzung der Sklaven die sehr viel schnellere und effizientere Lösung als der Sklavenhandel. Erst 1810 wurde der Sklavenhandel offiziell abgeschafft. 75% der in europäischen Textilfabriken verarbeitenden Baumwolle stammt vor dem Bürgerkrieg in den USA aus dem Süden der Vereinigten Staaten. Gegen Indien wurde protektionistische Maßnahmen ergriffen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Produkte des Verarbeitenden Gewerbes hauptsächlich aus Indien und China importiert und größtenteils durch Goldimporte aus Europa und Amerika (auch Japan) finanziert. Namentlich bedruckte Stoffe und baue Kattune kamen aus Indien. Die europäische kaufleute heizten die Stimmung gegen indische Textilimporte an und sorgten für hohe Zölle. Dadurch sank der Anteil Indiens und Chinas dramatisch. Vgl. Piketty, Thomas: Eine kurze Geschichte der Gleichheit, München 2022, S. 68ff.
Anbau von Nutzpflanzen im Ozean: Ackerflächen an Land werden immer teurer und rarer. Insofern ist es logisch, dass Forscher und Privatunternehmer im Ozean testen. 70% des weltweit genutzten Süßwassers fließen in landwirtschaftliche Produktion. Im Meer entfällt eine Bewässerung. Es gibt auch das Konzept der schwimmenden Farm. Auch mit kombinierter Landwirtschaft wird experimentiert (Tomaten und Fische). Auch Algenarten wären als Nahrungsmittel nutzbar.
Gemüseanbau in intelligenten Boxen: Plantcubes werden die Boxen genannt (intelligente Gewächskühlschränke). Sie können in der Wohnung aufgestellt werden. LED-Lampen bestrahlen die Gewächse. Aus einem Wassertank werden die Wurzeln mit Wasser versorgt. Die Firma Agrilution in München baut z. B. solche Boxen. Ein Konkurrent ist die Firma Neofarms in Hannover.
Pilze: Unternehmen entdecken Pilze immer mehr als Rohstoffe. Sie machen daraus Möbel, Leder und Verpackungen. Pilze brauchen kaum Energie, wachsen im dunkeln und bilden organische Abfälle. Sie werden auch immer mehr als Plastikersatz verwertet. Hinzu kommt die Verwendung als Nahrungsmittel.
Milch: Die Milcherzeugung in Deutschland und der EU wird stark von der Politik gesteuert. 2017 führt Milchknappheit zu einem höheren Butterpreis. Die EU fördert geringere Milcherzeugung. Das Produktivitätswunder der Milcherzeugung ist unglaublich: 2020 8210 Liter pro Kuh; 1950 2410 Liter in Deutschland pro Kuh. 2020 gibt es noch 57.000 Betriebe in Deutschland (Weltmarktanteil 6%). Größte Molkerei in Deutschland ist Deutsches Milchkontor (DMK) vor Müller und Hochland. 2022 steigen seit Monaten die Preise ("weiße Inflation"). Bei kaum einem Produkt zeigt sich der Domino-Effekt mehr: Sprit, Energie, Verpackung, Ukraine. Es werden wohl die heftigsten Preissteigerungen seit 10 Jahren.
Insekten: In Asien kommen sie schon lange auf den Teller. Delikatessen sind Heuschrecken, Kakerlaken und Würmer. sie enthalten viel Eiweiß. Mehlwürmer werden sogar gezüchtet.
Wald/ Wälder: Die Zerstörung und Abholzung der Wälder ist für 20% der jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich. 54% aller Rodungen dienen zur Gewinnung neuen Ackerlands (Rest für Palmölplantagen und Viehweiden). Eine Ursache ist auch die Gewinnung von Holzkohle in Entwicklungsländern, die zum Kochen gebraucht wird. Die größten Rodungsflächen haben Brasilien (Amazonas-Regenwald, jährlich -10.000 Quadratkilometer), Indonesien und der Sudan. 2011 plant Brasilien eine Änderung des Waldgesetzes. Dies dürfte gravierende Änderungen auf den Regenwald haben (landwirtschaftliche Nutzung ausgeweitet, vor allem Mato-Grosso-Gebiet). Besonders wichtig für Ostafrika ist der Mau-Wald, der durch Rodungen bedroht ist. Die Rolle der Wälder bei der CO2-Bildung wird in der Keeling - Kurve abgebildet. Allein die Bäume des Amazonas speichern 90 bis 140 Mrd. Tonnen CO2 (WWF). Über die Bedrohung des Waldes und die entsprechende Umweltpolitik habe ich eine Kinder-Uni-Veranstaltung entwickelt. Die Waldvegetation hat großen Einfluss auf das Klima, was in gängigen Modellen kaum berücksichtigt wird: Wälder absorbieren Sonnenstrahlen wesentlich besser, weshalb Gebiete mit großen Waldflächen wärmer sind. Wälder und Bäume sind auch wichtige Rohstofflieferanten. Im Altertum spielte die Weihrauchwirtschaft eine große Rolle. Weihrauchharz war einer der wertvollsten Rohstoffe ("Duft des Himmels"). Später kamen Kautschuk, Baumwolle, Zimt, Oliven, u. a. hinzu. Eine besondere Rolle bei der heutigen globalen Entwaldung spielt China. Illegales Holz wird in riesigen Mengen für die Holzindustrie (Möbel, holzverarbeitende Industrie) importiert. Zum Teil handelt es sich um kriminelle Kartelle. Das Holz kommt aus Burma, Laos, Russland und Mocambique. In Deutschland wird das Holz knapp, weil es eine immer größere Rolle als Brennstoff oder Baumaterial spielt. Man versucht "Turbobäume" (Pappeln) anzubauen oder "Biokohle" zu schaffen. Als wirkungsvollstes Mittel für den Kampf gegen weltweite Rodung von Urwäldern haben sich Landrechte für Kommunen erwiesen. Besondere Erfolge zeigen sich in Mexiko und Guatemala. allerdings wollen Lobbyisten der Ölkonzerne und der Rohstoffunternehmen (vor allem Gold) die Gesetze ändern. Nicht immer werden die gerodeten Landflächen für Ackerbau oder Bauland genutzt. Zunehmend werden wieder Bäume angepflanzt, die einen direkten Nutzwert haben (vor allem Ölpalmen; Beispiel Sumatra). Philippinische Fischer kämpfen gegen die Folgen des Klimawandels, indem sie Mangrovenwälder anpflanzen. In den Wäldern der USA nimmt die Anzahl der toten Bäume stark zu. Dies ist eine Folge des Klimawandels. Ein australischer Agrarexperte erzielt große Erfolge mit der Aufforstung Afrikas. Er hatte als erster entdeckt, das Afrikas Wälder nur in den Untergrund gegangen waren. Finnland lebt vom Wald wie kaum ein anderes EU-Land. Der bisherige Raubbau wird immer mehr in Frage gestellt. Denn in Finnland kommt allmählich der Winter abhanden. Die Finnen wollen nun Klimaschutz-Vorreiter werden. 2019 ist der deutsche Wald in einem dramatischen Zustand. Im August 2019 findet in Berlin ein Treffen von Waldbesitzern, Vertretern der Forstwirtschaft und Behörden sowie Naturschützern statt. Das Thema ist "Wald im Klimawandel". Es wird ein Wiederaufforstungsprogramm und einen Waldumbau in Aussicht gestellt. Am 25.0919 findet eine nationale Waldkonferenz in Berlin statt (mit Landwirtschaftsministerin Klöckner). Der Forst leidet unter dem Klimawandel. Bund und Länder stocken die Hilfe auf: in den kommenden vier Jahren sollen 800 Mio. Euro bereitgestellt werden. Der Waldzustandsbericht 2019 fällt katastrophal aus: Hitze und Dürre setzen dem Wald zu. Gefordert wird eine nachhaltige Forstwirtschaft. Aus dem Konjunkturpaket 2020 der Bundesregierung erhalten die Waldbesitzer Hunderte Millionen Euro. In Deutschland sind 46% des Waldes in Privatbesitz. 29% gehören den Bundesländern. 19% sind im Eigentum von Körperschaften oder Kommunen. 4% gehören dem Bund. Rumänien hat einige der ältesten Wälder Europas. - noch. Denn der Kahlschlag macht selbst vor geschützten Forsten nicht halt. Vgl. Kuchlmayr, F. u. a.: Der große Holzraub, in: Der Spiegel 10/ 4.3.23, S. 66ff. "The way to get started is to quit talking and begin doing", Walt Disney (1901 - 1966). Deutschland will einen Teil seiner Forsten verwildern lassen. Dies wäre ein Segen für die Artenvielfalt. Die Forstbetriebe sträuben sich dagegen. Am dichtesten bewaldet sind in Deutschland Hessen und Rheinland-Pfalz. Deutschlands Holzwirtschaft beschäftigt 2014 1,1 Mio. Menschen, mehr als die Autoindustrie. Es läuft ein Waldumbau in Deutschland zugunsten der Eiche (2014 10%, bis 2060 soll Anteil verdoppelt werden). Die Waldindustrie wehrt sich aber gegen die Eiche, weil sie in der Verarbeitung teurer ist als Nadelhölzer. Hitze und Trockenheit setzen dem Wald in Deutschland immer mehr zu. Die Dürreschäden im Sommer 2018 belaufen sich auf 758 Mio. €. 2018 haben in deutschen Wäldern deutlich die Waldbrände zugenommen. Es hat mehr als 1700 Mal gebrannt (mehr als viermal so viel wie ein Jahr davor). Waldschäden durch Brände, Dürre, Stürme, Schädlinge fordert ein großes Programm zur Wiederaufforstung in Deutschland heraus. Agrarministerin Klöckner will ein "Mehrere-Millionen-Bäume-Programm" auflegen, aus dem Klimafonds der Bundesregierung finanziert werden könnte. 2020 sehen Experten dramatische Waldschäden in Deutschland. Die Kombination von Stürmen, Massenvermehrung von laub- und nadelfressenden Insekten sowie die trockenen Jahre 2018 bis 2020 sei bisher nie da gewesen. 2021 legt die EU-Kommission im Kampf gegen den Klimawandel eine neue Waldstrategie vor: Bis 2030 sollen drei Milliarden zusätzliche Bäume gepflanzt werden. "Der richtige Baum am richtigen Ort und für den richtigen Zweck". Auf der Weltklimakonferenz 2021 in Glasgow bildet sich eine Initiative von 100 Staaten, die den Verlust der Waldfläche bis 2030 stoppen wollen. Die beteiligten Länder besitzen 85 Prozent der weltweiten Waldfläche. Auch Brasilien ist dabei.
Wald in Deutschland: 32% der Landfläche Deutschlands sind bewaldet. Die Waldfläche beträgt 10,7 Mio. Hektar. Davon sind 48% in Privateigentum (1,8 Mio. Besitzer). 29% sind Eigentum der Bundesländer. 19% sind Körperschaftswald. 4% besitzt der Bund. Quelle: BMEL, dritte Bundeswaldinventur. In Deutschland dominiert der Nadelwald (Fichte 26%, Kiefer 23%). Die Laubbäume sind in der Minderheit (Buche 16%, Eiche 10%, Sonstige 25%). RLP und Hessen haben die meisten Bäume (42,3%). Der deutsche Wald entlastet die Atmosphäre jährlich um 45,3 Mio. Tonnen CO2. Stürme, Trockenheit, Borkenkäfer und Waldbrände setzen dem Wald zu. Zunehmend sind große Flächen betroffen. Da ist seit 200 Jahren einmalig. Zwischen 2017 und 2019 ist die Menge des Schadholzes um das Sechsfache gewachsen (Quelle: StBA 2020). 2020 soll ein neues Jagdgesetz kommen. Es ermöglicht unter anderem den vermehrten Abschuss von Rehen. Das Gesetz ist umstritten. 79% der Bäume in Deutschland haben Kronenschäden. Der Holzeinschlag geht steil nach oben (Heizen, Schäden). Im März 2023 kommt der Waldzustandsbericht für 2022: Der deutsche Wald leidet stark unter den Folgen des Klimawandels. Ein Drittel der Bäume haben einen starken Kronenschaden. 44% zeigen sich mit schwächerem Kronenschaden. 2020 sehen Experten dramatische Waldschäden in Deutschland. Die Kombination von Stürmen, Massenvermehrung von laub- und nadelfressenden Insekten sowie die trockenen Jahre 2018 bis 2020 sei bisher nie da gewesen. Es ist nicht absehbar, wann die Trockenperiode endet. Es stellt sich die Frage, wie wir die Existenz unserer Wälder retten können. Im Februar 2021 stellt die Agrarministerin Klöckner den neuen Waldschadensbericht 2020 vor: Die Situation hat sich weiter verschlechtert: Die Verlichtung der Baumkronen nimmt weiter zu. 89% der Buchen, 80% der Eichen und Kiefern sowie 79% der Fichten sind betroffen. Vor allem über 60 Jahre alte Bäume trifft es. Die Sterberate der Bäume ist noch mal deutlich gestiegen. Das Klima verändert sich schneller, als sich die Bäume anpassen können. Man will jetzt vermehrt Zedern aus der Türkei und Douglasien aus Nordamerika anpflanzen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) sieht 2021 vier Fünftel des Waldes betroffen durch den Klimawandel. Rund 2,5% der 11,4 Mio. Hektar Waldes seien bereits abgestorben. Dem Wald fehle hauptsächlich Wasser. Quelle: Jahresbilanz des DBU 2021. Obwohl es 2023/ 2024 viel geregnet hat, bleibt der Wald Dauerpatient. Dei meisten Bäume in deutschen Wäldern sind krank.
Wald der Zukunft in Eberswalde: Im brandenburgischen Eberswalde (einst Jagdgebiet der Prominenz in der DDR) entsteht auf rund 140 Hektar ein "Wald der Zukunft". Er dient der Klimafolgenforschung und dem damit verbundenen Waldumbau. Man will von Monokulturen weg kommen. Besonders der Wert der Echten Maulbeere zeigt sich.
Reform des Bundeswaldgesetzes 2024: Dei Ampel plant 2024 eine Reform. Die Waldbesitzer laufen Sturm gegen die Reform. Sie befürchten mehr Gängelung und Bürokratie. Die Bundesregierung muss einen Ausgleich finden zwischen den vielfältigen Ansprüchen von Ausflüglern und den wirtschaftlichen Interessen der Waldbesitzer.
Waldsterben und neues Leben: Stirbt Holz, wird es zur Basis neuen Lebens. Unzählige Tiere und Organismen beteiligen sich an stetem Ab- und Wiederaufbau. Todholz wird von Tieren, Pflanzen und Pilzen bearbeitet. Hirschkäfer, Blaumeise, Pilze, Nashornkäfer fühlen sich wohl. Schwarzspecht, Raufußkauz, Sperlingskauz leben gerne dort. Flechten, Farne und Moose bilden sich. Am Boden leben zahlreiche Insekten (Tausendfüßler, Milben, Springschwänze). Vgl. Berndorfer, Lea u. a.: Von wegen tot, in: Die Zeit Nr. 48, 19.11.20, S. 42.
Teufelskreis Regenwald: Regenwälder werden abgeholzt, um Land zu gewinnen und Tropenholz zu verwenden. Auf den Flächen wird Viehzucht betrieben, Soja oder Agrartreibstoffe angebaut. Die Rodung ist national extrem wirtschaftlich, international hat sie gravierende Folgen für den Wasserkreislauf, das Klima, die Ernährung und die Medizin (Regenwaldapotheke). Besonders wichtig sind Brasilien und Indonesien. Bei Indonesien ist auch das Korallendreieck sehr wichtig. Es ist die artenreichste Meeresregion der Erde (es umfasst außerdem die Länder Philippinen, Malaysia, Papua Neu Guinea und Solomon). Es ist zusätzlich ein Wirtschaftsfaktor (Fische, Schutz vor Wellen, Tourismus). 2016 schließen Umweltverbände, indianische Völker und Forstwirtschaft ein Abkommen zum Schutz der Region an der kanadischen Pazifikküste. Dadurch soll auch die Bären geschützt werden (Great Bear Rainforest).
Amazonas-Regenwald: Mit einer Fläche von 6,7 Mio. Quadratkilometer der größte und artenreichste tropische Regenwald (etwa die Fläche Westeuropas). Hier leben 10% aller Tier- und Pflanzenarten. Im Frühjahr 2012 setzt sich im brasilianischen Parlament die Agrarlobby durch: Amnestie für illegale Rodungen. Das kontinuierliche Schrumpfen könnte gravierende Folgen für den Wasserkreislauf haben. Katastrophal könnte sich die Wahl 2018 auswirken: Der gewählte Premier gilt als Lobbyist der Großindustrie, die weiter den Regenwald roden will. Tatsächlich bläst der neue Präsident Jair Bolsonaro 2019 zum Großangriff auf den Amazonas-Regenwald. Was wird aus der grünen Lunge des Planeten? Unter Brasiliens neuer Regierung wird der Amazonaswald schneller abgeholzt als zuvor (drei Fußballfelder pro Minute). Dabei scheinen die Landwirte diese Extraflächen gar nicht zu brauchen. 2019 stoppt die Bundesregierung den Geldfluss nach Brasilien (Förderung von Projekten zum Schutz von Wäldern und Artenvielfalt). Die Regierung in Brasilien stoppe nicht die Rodung des Regenwaldes. Dieser wird für Soja-Anbau und andere Agrarprodukte gerodet. Auch Norwegen stoppt 2019 aus gleichem Grund die Zahlungen. Jair Messias Bolsonaro gehört zu den Klima-Skeptikern, die den Menschen verursachten Klimawandel leugnen. Seit seinem Amtsantritt ist das Ausmaß der Brandrodungen des Amazons - Regenwaldes wieder massiv angestiegen. Die Zerstörung des Dschungels in Brasilien ist eine Katastrophe für die Menschheit. Auf den gerodeten Flächen wird in der Regel Soja angebaut. Das wird überwiegend an Masttiere aus Europa verfüttert. Bolsonaro macht Umweltschützer für die Brände verantwortlich. Der internationale Druck wächst. Bolsonaro macht ein Dekret, das es erlaubt, Soldaten zum Löschen und zum Verhindern von Brandrodung in die Region zu schicken. Mittlerweile brennen auch Teile des Urwaldes in Bolivien. 2019 beträgt der Regenwaldverlust durch Brände 2100 Quadratkilometer (Rekord), 2015-2018 ca. 4000 Quadratkilometer, 2010-2014 1500 Quadratkilometer (Quelle: Der Spiegel 36/ 31.8.2019). 2020 nutzen Holzfäller und Rinderzüchter in Brasilien Corona für illegale Rodungen. In den ersten drei Monaten 2020 wurden 796 Quadratkilometer Regenwald zerstört (Fläche New Yorks). Die EU will Wirtschaftssanktionen verhängen. Illegale Holzfäller und Goldgräber nutzen die Corona-Krise 2020 aus. Sie werden immer dreister. Der Widerstand der indigenen Völker droht zu brechen. 2020 gibt es so die größte Abholzung seit 2008. Der Präsident gerät immer stärker unter Druck. Trotzdem wird im Mai 2021 ein neuer Abholzungsrekord erreicht (1180 Quadratkilometer). Das brasilianische Pantanal ist das größte tropische Überschwemmungsgebiet der Erde. Seit Monaten wartet man im Somme r2021 auf Regen. Die Flussläufe trocknen aus und der Wald wird braun. Kaimanen und Caybara fehlt der Lebensraum. Das Pantanal ist sehr artenreich. Unter Bolsonaro ist die Zerstörung des Regenwaldes stark fortgeschritten. Unter Lula da Silva auf man auf eine Rettung des einmaligen Lebensraums. Lula ruft eine Null-Abholzungs-Strategie aus. Die jährliche Entwaldung geht drastisch zurück. Holzfäller und Agrarkonzerne weichen vorerst auf andere Landesteile aus. Im Juli 23 wird deutlich weniger Regenwald abgeholzt. Ein Südamerika-Gipfel berät über weitere Schritte. 2023 herrscht große Trockenheit im Amazonasgebiet. So was hat es noch nie gegeben. Das hat große Wirkung auf das Weltklima und diei lokale Wirtschaft. In einem See sterben Hunderte Flussdelfine. Forscher untersuchen, ob der "Tipping Point" errecht ist, an dem der Regenwald nicht mehr zu retten ist. Das hätte dramatische Folgen für das Weltklima. 2024 geht die Selbstzerstörung weiter. Brandstifter legen im Amazons und weiteren Großwäldern so gigantische Feuer wie noch nie - mit dramatischen Folgen für den ganzen Kontinent. Aktuelle Brandherde gibt es in Brasilien, Peru, Ecuador, Venezuela und Argentinien. Vgl. Die Zeit 42/ 2.10.24, S. 23. "Umweltschutz ist was für Veganer", Jair Bolsonaro, Präsident Brasiliens 2019. Der deutschstämmige Brasilianer Eike Batista verlor in seinem Bestreben, der reichste Mann Brasiliens zu werden, 30 Milliarden Dollar 2013. Heute 2019 plant er wieder ein Comeback. Am 13.09.19 findet ein Amazonas Gipfel im Dreiländereck zwischen Kolumbien, Brasilien und Peru statt. Peru hat 13%, Kolumbien 10%, Brasilien 58% des Regenwaldes. Brasiliens Bolsonaro meldet sich krank. 7 Länder einigen sich auf einen Schutzpakt, eine Strategie zum Umweltschutz und auf eine nachhaltige Entwicklung zum Amazonas-Regenwald: Brasilien, Bolivien, Peru, Kolumbien, Equador, Suriname, Guayama. Schon vor 10.000 Jahren gab es Ackerbau am Amazonas(8000 Jahre früher als bisher angenommen). In der Moxos - Ebene in Bolivien schufen die Menschen Waldinseln, um Maniok und Kürbis anzubauen. Quelle: Uni Bern 2020. Schon der große preußische Entdecker Alexander von Humboldt beschrieb im Jahre 1808 Waldbrände in Südamerika und ihre Zerstörung der Natur.
Wälder in Sibirien: Sie haben wie der Amazonas-Regenwald eine große Bedeutung für das Weltklima. Sie leiden besonders unter dem Auftauen des Perma-Frostes. So kommt es auch immer wieder zu größeren Waldbränden, die große Flächen vernichten. Eine ungewöhnliche Hitzewelle sorgt im Sommer 2020 für einen Temperaturrekord. In der Stadt Werchojansk/ Jakutsien, die als eine der kältesten bewohnten Orte der Welt gilt, wurden 28. Juni 2020 38 Grad Celsius gemessen. Das wird auf den Klimawandel zurückgeführt